HiveWatch – Daten, aus der Nähe betrachtet

Aufgrund einer Nachfrage im Imkerforum, dachte ich mir: “Mach’ doch mal ein paar Screenshots der Graphen und schreibe was dazu!”

Also dann.

Die HiveWatch Waagen bestehen aus je einer Wägzelle, welche mit einer Sendestation verbunden ist. Die Sendestation schickt in einem frei wählbaren Intervall die Daten der Wägzellen an einem zentralen Server, und dieser speichert die Daten und stellt sie in Form von Graphen dar. Dabei werden nicht nur die Gewichtsdaten gespeichert, sondern noch Informationen zum Wetter (Temperatur, Wind, Niederschlagsmengen etc.), wobei diese Daten nicht vor Ort erhoben, sondern von einem Wetterdienst bezogen werden.

So viel zur Einleitung

Sägezahn = Flugbetrieb

Abb.: 1 Flugbetrieb Kurve

Mitte Oktober herrschte noch reger Flugbetrieb. Wenn man die Kurve betrachtet, kann man erkennen, dass das schwarze Volk mitunter tagsüber 400 Gramm Masse verloren hat, die sich zu den Abendstunden wieder auffüllte. Eine Interpretation ist, dass bis zu 4000 Bienen den Stock verlassen und später wieder zurück gekommen sind (wobei es natürlich Unschärfen gibt: Währenddessen wird ja auch Futter verbraucht, und jede Wägzelle hat eine temperaturbedingte Abweichung, die mit einfließt!).

In Zeiten mit Flugwetter, ist dieses Kurvenmuster typisch. Auch stabile Wetterlagen mit wenig Niederschlag scheinen eindeutigere Graphen zu erzeugen, denn:

Abb. 2 Niederschlag verfälscht das Gewicht – liegts am Holz?

Wenn es regnet steigt das Gewicht der Beuten. Das ist logisch, denn auf den Blechdeckeln bilden sich kleine Pfützen und das Holz der Zargen wird ebenfalls Feuchtigkeit aufnehmen. Gleichzeitig werden die Daten indifferenter.

Abbildung 2 zeigt oben die Gewichtsentwicklung der Beuten (oben) sowie die Niederschlagsmenge (grün, unten) in der ersten Januarhälfte.
Es fehlt das typische Sägezahnmuster für den Flugbetrieb und man kann erkennen, wie insgesamt das Beutengewicht ins Plus geht, obwohl kein Futtereintrag passiert. Insgesamt scheint die Gewichtsentwicklung keine speziellen Daten bezüglich der Völker abzubilden, sondern eher einen Gewichtszustand der Beuten im Zusammenhang mit dem Wetter.

Dann gibt es aber auch Kurioses:

Abb. 3 Was bedeutet das? Besucht hier ein Volk das andere?

Ein Volk verliert an Gewicht, während das unmittelbar daneben stehende Volk gleichzeitig an Gewicht zunimmt.

Eine Erklärung wäre, dass das eine Volk dem anderen Volk mitten in der Nacht einen Besuch abgestattet hat und später wieder zurückkehrte (Räuberei?). Eine andere Erklärung wäre ein Messfehler. Aber beide Zellen, die unabhängig voneinander messen, produzieren korrelierende Fehler? Spannend!

Abb. 4 Gesamtverlauf mit Temperatur

In Abbildung 4 kann man unterschiedliche Dinge hinein interpretieren:

  • Der Flugbetrieb wurde nach dem 22. Oktober unregelmäßig und wurde Anfang November mehr oder weniger vollständig eingestellt.
  • Das schwarze Volk (größer als das blaue Volk, höhere Honigleistung) hat bis Ende September noch seinen Futterbedarf mit Eintrag decken können, eine Gewichtsabnahme beginnt erst im Oktober, während das blaue Volk seine Vorräte angreift.
  • Sowohl auf Abb. 4 als auch auf Abb. 1 kann man erkennen, dass bei Flugwetter das blaue Volk deutlich schwächer ausfliegt (weniger Gewichtsabnahme) als Volk Schwarz. Das deckt sich mit der Beobachtung am Kasten, denn auch hier erschien das schwarze Volk deutlich stärker.
  • Das blaue Volk stellt irgendwann Ende Oktober das Brutgeschäft ein, die Gewichtsabnahme flacht ab. Das schwarze Volk hingegen zeigt einen mehr oder weniger konstanten Gewichtsverlust, welcher ein Hinweis darauf sein könnte, dass das Volk durchgehend brütet.
  • Das blaue Volk hat seit September etwa 5 KG verbraucht, das Schwarze 7 KG, das entspricht einer Abweichung von >40%.

Spannend wird es, wenn der Winter sich dem Ende nähert und das Brutgeschäft wieder startet, und wenn dann später die Frühtracht einsetzt.