2019.2 – Ein Volk ist kaputt

Nach dem 06. April ist mir irgendwann ein Volk verhungert. Die Details sind hierbei interessant, weil es sich um den Spender in einem Sanierungsfall gehandelt hat, welcher am Ende verstellt wurde.

Aber der Reihe nach.

Vorgeschichte

Ich habe ein schwaches Volk, welches durch eine Ruhrerkrankung im Januar/Februar geschwächt war, über ein starkes Volk gesetzt. Dies erfolgte Mitte März.
Das schwache Volk hat dann im Anschluss sowohl an der Brutwärme von unten als auch den Pflegebienen partizipiert und sein Brutnest entsprechend vergrößert.

Es handelt sich hierbei um ein Standardverfahren zur Sanierung schwacher Völker im Frühjahr.

Bis zur Trennung nach drei Wochen am 06. April verlief alles planmäßig. Das schwache Volk erholte sich und weitete sein Brutnest deutlich aus.
Die Trennung wurde nach Lehrbuch vollzogen: Der starke Spender wird verstellt, das vormals schwache Volk wird um die Flugbienen verstärkt.

So ist es auch geschehen. Kurze Zeit später muss das Spendervolk dann verhungert sein.

Spendervolk verhungert

Der Spender hatte über 4000 Bienen, eine Königin, und 5 Brutwaben DNM, von Holz zu Holz bebrütet. Weiterhin war das Spendervolk, wie auch der vormalige Schwächling, auf die Brut geschiedet worden – und zwar Mitte Februar.

Aufbau Spendervolk

Im Brutbereich war kein Futter vorhanden, sondern nur Brut und Pollen. Hinter dem Schied befanden sich rund 4 KG Futter.

Die Bienen steckten kopfüber in den Zellen, der Großteil der Traube lag unter dem Brutbereich im Boden.

Annahmen

Annahme 1: Das Volk ist verhungert, durch Futterabriss.
Es gab keinerlei Futterreserven im Brutbereich, während hinter dem Schied ausreichend Futter vorhanden war.
Maßgeblich für den Futterabriss war der Einsatz des Schieds, die niedrigen, abnehmenden Temperaturen tagsüber sowie in der Nacht, sowie der Verlust der Flugbienen.

Annahme 2: Die Flugbienen (alten Bienen) sind maßgeblich für die Futterbeschaffung, auch innerhalb des Stocks.
Alle Völker wurden im Februar geschiedet. Dabei wurde das Futter immer vom der Brut getrennt. Obwohl es anschließend noch starke Kälteeinbrüche gab, ist kein Volk verhungert. Vielmehr konnte beobachtet werden, wie Bienen das Futter in den Brutbereich umgetragen haben. Dies ist offensichtlich bei dem verhungerten Volk nach Trennung am 06. April unterblieben.
Es war ausreichend Futter vorhanden, aber dieses wurde nicht mehr angerührt. Vielmehr sind alle Bienen bei der Brut geblieben und dort verhungert.
Die Bienenmasse kann nicht das Problem gewesen sein: Der Totenfall wurde gewogen. Es waren rund 433 Gramm Bienen vorhanden, was in etwa etwas über 4000 Bienen entspricht. Dies hätte unter anderen Umständen ausgereicht, Bienen zur Futterbeschaffung abzustellen.

Annahme 3: Ohne Schied oder mit aufgelegtem Futterteig wären die Bienen nicht verhungert. Dann wäre das Futter in unmittelbarer Nähe vorhanden gewesen und hätte leichter gefunden werden können.

Fazit

Eine kleine Abweichung von der Literatur kann fatale Folgen haben. Meine Abweichung bestand im Setzen des Schiedes im Februar, sowie die damit einhergehende Trennung von Brut und Futter. Durch das Fehlen der Flugbienen einerseits sowie eines Futterkranzes andererseits, wurden die verbleibenden Bienen vom Futter abgeschnitten. Bei dem Sanierungskonzept nach Lehrbuch kommt kein Schied vor, folglich ist immer ein Futterkranz vorhanden – die Bienen müssen kein Futter umtragen.
Diese Folgen hatte ich nicht bedacht. Ich hatte nur die Bienenmasse im Blick, und diese erschien ausreichend. Dass die Bienen selbst hinsichtlich ihres Alters und ihrer damit einhergehenden “Fähigkeiten” relevant sind, hatte ich nicht auf dem Schirm.

Ich werde künftig auf Sanierungen verzichten und anders mit schwachen Völkern verfahren. Das Risiko erscheint mir zu hoch.

Das schwache Volk ist jetzt übrigens nicht mehr schwach…