2020.18 – Überlegungen zu einem geänderten Varroa Konzept

Die Probleme mit der TBE

Die Totale Brutentnahme (TBE) ist eine der wirklich wirksamen, wetterunabhängigen Varroabehandlungsmaßnahmen, die ohne Ameisensäure auskommt und sich dabei die Bienenbiologie zunutze macht.

Ich werde das an dieser Stelle nicht erneut erklären, aber die Tatsache, dass man neben der Varroabehandlung auch noch Völkervermehrung und Wabenerneuerung in einem Abwasch mit erledigen kann, ist ausgesprochen hilfreich und effizient.

Allerdings: Neben den vielen positiven Aspekten gibt es auch eine Reihe negativer, die nicht unerwähnt bleiben dürfen:

  • TBE ist immer auch Materialschlacht. Man benötigt sehr viel Material, in FOrm von Beuten und Rähmchen.
  • Nach einer TBE hat man möglicherweise deutlich mehr Völker, als man am Ende wirklich haben möchte.
  • Diese neuen Völker, i.d.R. die Brutscheunen, brauchen einen eigenen Platz, zumindest bis sie behandelt worden sind, und
  • diese neuen Völker gehen oftmals aufgrund der Vorbelastung etwas schwächer in den Winter (was nicht schlimm sein muss – kommt auf die Ziele an, die man mit jenen Völkern verbindet).
  • Das Setzen auf Mittelwände ist für das behandelte Volk ein Kraftakt – gerade jene Völker, die vor der Behandlung einen hohen Milbenbefall hatten, (>3% phoretischen Befall), tun sich schwer, neues Wabenwerk zu errichten und große Mengen Brut aufzuziehen.

Grenzwerte für eine TBE

Disclaimer: Die nachfolgenden Aussagen beziehen sich auf eine TBE, die Mitte bis Ende Juli durchgeführt wird! Eine TBE Mitte Juni kann zu anderen Ergebnissen führen!

Ich beobachte jetzt im zweiten Jahr, dass die Vorbelastung eines Volkes ausschlaggebend dafür ist, wie stark das Volk nach einer TBE einwintert.

Die TBE rettet ein stark belastetes Volk nicht mehr, stattdessen wird es mit der TBE überfordert, verliert zusehens an Bienenmasse und muss letztlich aufgelöst oder vereinigt werden.

Ein mittelschwer belastetes Volk schafft zwar den Neuaufbau des Wabenwerkes und das Anlegen ausreichender Mengen an Brut, allerdings werden weniger Bienen aufgezogen, das Volk geht schwächer in den Winter.

Insgesamt scheinen mir bei meinem aktuellen Kenntnisstand folgende Grenzwerte halbwegs sichere Ergebnisse zu produzieren:

Phoretischer Befall (Alkoholauswaschung)Maßnahme
<= 3%TBE auf Mittelwände möglich
> 3%, <= 5%TBE auf Leerwaben möglich
>5%TBE sollte unterbleiben, Alternativen notwenig
Grenzwerte für eine TBE

Welche Behandlung bei welchem Grenzwert?

Bei einem geringen Befall von unter 3% phoretischen Befalls ist eine Behandlung mittels TBE auf Mittelwände unproblematisch. Bei um die 3% wird es mitunter schon schwierig.

Grundsätzliche Beobachtung: Bei einer TBE, bei der das Volk auf ausgebaute Leerwaben gesetzt wird, schwindet weniger Bienenmasse und das Volk erstarkt schneller und stärker, als wenn es auf MW geschlagen wird.

Das Setzen auf Leerwaben hat aber zur Folge, dass man schneller mit OXS behandeln muss! Man kann keine 7-9 Tage warten, man sollte eher nach 3 Tagen behandeln, andernfalls können sich verbleibende Milben bereits wieder in den Futtersaft von Larven gerettet haben.

Bei über 3% bis rund 5% phoretischem Befall sollten in jedem Fall Leerwaben verwendet werden, auf welche das Volk gesetzt wird. Andernfalls würde ich den Behandlungserfolg als gefährdet ansehen. Meiner Beobachtung nach haben es solche Völker schwer, ausreichend Bienenmasse bis zum Winter aufzuziehen, wenn sie zusätzlich noch alle Waben ausbauen müssen.

Sollte der phoretische Befall 5% übersteigen, sind meines Erachtens andere Behandlungsmethoden vorzuziehen:

  • Es wird jetzt alles benötigt, was an Bienenmasse greifbar ist.
  • Daher sollte die Brut nicht entnommen werden. Gleiches gilt für das Wabenwerk.
  • Gleichzeitig muss Brutfreiheit hergestellt werden, weil eine Behandlung bei Brutfreiheit sehr effektiv und mit Oxalsäure auch hinreichend bienenschonend ist.
  • Die Behandlung dieser Kandidaten sollte bestenfalls passieren, bevor andere Völker am Stand behandelt werden!

Aus praktischer Sicht wird man davon ausgehen müssen, dass man einen zu hohen phoretischen Befall entweder so zeitig bemerkt, dass der kritische Wert von 5% noch nicht überschritten ist (bspw. durch regelmäßige Kontrollen mit Alkoholauswaschung), oder man ihn erst bemerkt, wenn die Behandlung konkret ansteht.

In diesem Moment sollen aber meist eh alle Völker behandelt werden, insofern wird der letzte Spiegelstrich der Aufzählung schwierig umzusetzen sein.
Daher: Wenn möglich, wollten Völker mit einem hohen phoretischen Befall zur Behandlung auf einen Quarantäne Stand gebracht werden.

Behandlungskonzept für Völker mit zu hohem phoretischen Befall

Der zentrale Punkt ist hier, wie auch bei der TBE, das Herstellen von Brutfreiheit.

  • Tag 0: Betroffene Völker auf einen Quarantäne Stand bringen.
  • Tag 1: Königin abfangen und entweder abdrücken oder mit einer Kelle Bienen in ein Apidea geben (kann als Backup also aufgehoben werden)
  • Tag 5: Nachschaffungszellen brechen.
  • Tag 9: Letzte Nachschaffungszellen brechen.
  • Tag 10: Unbegattete Weisel einlaufen lassen oder unter Futterteigverschluss zum Ausfressen reingeben.
  • Tag 22-23: Volk ist brutfrei, bzw. hat keine verdeckelte Brut mehr, bestenfalls Larven der neuen Königin. Daher: Prüfen, ob Königin legt und Volk mit Oxalsäure im Sprühverfahren behandeln.
  • Ab Tag 23: Portionsweise flüssig auffüttern.

Was zu beachten ist

Es werden zwei Mal Nachschaffungszellen gebrochen.
Bienen wollen schnellstmöglich eine neue Königin haben, und werden daher auch aus älteren Larven versuchen, sich eine zu ziehen. Daher kann es passieren, dass eine Prinzessin früher schlüpft als erwartet. Nach 5 Tagen findet man gut die ersten Zapfen, die man ausbrechen kann, und nach 9 Tagen staunt man dann, wie viele Zellen man beim ersten Mal übersehen hat.

Nicht zu früh füttern!
Wenn das Volk nicht eh Futterreserven am Brutnest hat, dann entweder einer Futterwabe fluglochfern einhängen, oder – wenn keine FW vorhanden ist – Futterteig in einer Futtertasche fluglochfern geben.
Völker ohne Weisel haben mitunter eine schlechte Fluglochwache und können somit leichter Opfer von Räuberei werden. Da wir hier von Juli reden, ist Räuberei grundsätzlich aktuell und die Vermeidung selbiger anzustreben.
Auch das Flugloch zu verkleinern ist sinnvoll.
Wenn eine legende Königin im Volk ist, kann die langsame Auffütterung für den Winter beginnen.

Einweiseln
Nach einem Tag hoffnungsloser Weisellosigkeit wird ein Volk in der Regel eine Prinzessin ohne weiteres akzeptieren.
Von daher kann man ein Rähmchen ziehen, auf welchem sich Rest-Brut befindet, und die Weisel dort einfach rauf laufen lassen. Jetzt kann man beobachten, ob und wie die Annahme der Arbeiterinnen aussieht. Aller Wahrscheinlichkeit wird die Weisel wenig Beachtung finden, über die Wabe laufen und ihren Kopf in die nächste Zelle mit Nektar stecken.

Wenn man unsicher ist, kann man den Käfig mit der Prinzessin auch einfach auf die Oberträger legen und beobachten, was passiert.
Wenn die Arbeiterinnen die Weisel im Käfig bemerken, werden sie vermehrt aus den Wabengassen aufsteigen und auf den Käfig krabbeln. Ein paar Arbeiterinnen werden anfangen, mittels Flügelschlag und aufgerichtetem Hinterteil die frohe Pheromonkunde zu verbreiten, andere werden versuchen, die Königin durch den Käfig zu füttern.

Auch hier kann die Königin dann einfach freigelassen werden.
Wenn man Angst hat, dass die Weisel wegfliegt, kann auch den Ausfressschutz ausbrechen und den Käfig zwischen zwei Waben klemmen.

Bei dieser Variante einer Behandlung erreicht man nahezu das Gleiche, wie bei einer TBE: Man behandelt bei Brutfreiheit.
Gleichzeitig verliert man weder die alte Brut (und damit auch eine ganze Reihe noch gesunder Bienen, sprich: Bienenmasse), noch das alte Wabenwerk.

Die fehlende Erneuerung des Wabenwerkes könnte auch ein Kritikpunkt sein, allerdings halte ich persönlich altes Wabenwerk solange für unbedenklich, so lange es nicht durch Verfälschungen im Wachs, Pestizide/Herbizide/Fungizide oder Rückstände chemischer Varroabehandlungen belastet ist.
Bezüglich der Übertragung von Viren über das Wabenwerk würde ich mir weniger Gedanken machen, als über den Stress für die Bienen, welcher beim Neubau des gesamten Wabenwerkes entsteht. Notfalls erfolgt die Bauerneuerung eben im darauffolgenden Jahr.

Das ein Volk dabei gleich umgeweiselt wird, ist ein positiver Nebeneffekt: Völker, welche mit einer jungen Königin in den Winter gehen, haben höhere Überlebenschancen.
Im Sinne einer Selektion könnte man auch argumentieren, dass die alte Kö keine Merkmale einer Varroaresistenz zeigte, und deswegen aus dem Genpool entfernt wird.

Fazit

In den letzten Jahren war bei mir die TBE ein willkommenes Mittel, Völker auf ein neues Rähmchenmaß zu setzen.

Ich werde damit auch nächstes Jahr weiter machen, da ich immer noch dabei bin, alles auf Dadant umzustellen.

Allerdings werde ich jene Völker, die schon auf Dadant sitzen, nächstes Jahr so behandeln, wie ich es gerade geschildert habe: Entweiseln, auf Brutfreiheit warten und zwischendurch mit einer Prinzessin bestücken.

Ich will mir damit einen Teil der Materialschlacht ersparen, hoffe auf stärkere Einwinterungen, erledige das Umweiseln schon im Juli, und nicht erst im September, und werde den Völkerbestand schon ab Frühjahr eher mit Kunstschwärmen erweitern.

Das wird mir bestenfalls einen Teil der Arbeit ersparen und verhindern, dass meine Völkerzahlen völlig aus dem Ruder laufen. Damit wäre mir schon sehr geholfen.

In jedem Fall möchte ich endgültig von der Ameisensäure weg – das ist einfach ein hässlicher Anblick, wenn es schief geht. Und es gibt bessere Methoden.

Varroamanagment – brauchen wir ein Umdenken?

Auf der letzten Imkeversammlung habe ich mich leichtsinnigerweise dazu bereit erklärt, einen Vortrag rund um das Thema “VSH/SMR Zucht” zu halten.
Da ich ab März/April praktisch keine Zeit mehr habe, einen Vortrag mit der entsprechenden Sorgfalt vorzubereiten, habe ich also die Feiertage mit Recherche und Folien-erstellen verbracht.

Bevor ich tiefer einsteige: Ich gehe davon aus, dass der Leser so weit mit der Materie vertraut ist, dass er Begriffe wie “VSH” zuordnen kann und die grundsätzlichen Wirkungsweisen der Varroamilbe auf das Bienenvolk verstanden hat.
Dies wird kein Vortrag für Imkerlaien!

Nachfolgend werde ich versuchen, meine innerliche Reise darzustellen, die von einem oberflächlichen Verständnis von VSH zu der Frage führt, ob wir nicht alle beim Umgang mit der Varroamilbe umdenken müssten.

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Erste Beprobung im Rahmen des Bienenmonitorings

Heute hatte ich den ersten Besuch des zuständigen Imkers vom LiB Hohen Neuendorf an meinem Bienenstand.
Gemeinsam haben wir 10 Völkern Bienen entnommen (rund 300 Bienen pro Volk) und Futterkranzproben gezogen, welche nun im Institut ausgewertet werden.

Es wird der Varroabefall gemessen, als auch ein ausführlicher Virenstatus erstellt.
Im Jahrenlauf wird mein Stand 3 mal besucht und beprobt, plus Honiganalysen und Bienenbrotproben.
Ich werde zu allen Tests auch die Ergebnisse erfahren, ausgenommen der Bienenbrotprobe. Warum ausgerechnet hier die Prüfergebnisse nicht bekannt gegeben werden, ist nicht bekannt.

Als Prüfvölker habe ich ausschließlich diesjährige Ableger ausgewählt, die nächstes Jahr Teil meiner “Sustainable Apiary” Betriesweise a la Michael-Palmer werden sollen.
Diese Völker werden am Stand ganzjährig verbleiben und laufen alle auf DNM, was die Vergleichbarkeit für den Imker vom Institut vereinfacht.

Die heute beprobten Völker waren auch alle in meinen VarroMed Tests. Vielleicht ergeben sich hier noch interessante Ergänzungen.

Teilnahme am Deutschen Bienenmonitoring

Ich habe heute einen Anruf vom Bieneninstitut Hohen Neuendorf bekommen: Ab Oktober nimmt meine Imkerei am Deutschen Bienenmonitoring teil.

Das bedeutet, dass drei Mal pro Jahr (Frühjahr, Sommer, Herbst) das Institut 10 Völker umfangreich beprobt und auswertet. Diese Auswertungen betreffen den Varroabefall, Untersuchungen auf Nosema und diverse weitere Virenerkrankungen, Tracheenmilben und Amerikanische Faulbrut. Weiterhin wird mein Honig analysiert, mit etwas Glück kann ich auch für eine schmale Zuzahlung eine Sortenbestimmung bekommen.

Insgesamt wird ein Teil meines Bestandes umfangreich einer regelmäßigen Untersuchung unterzogen, der auch insbesondere hinsichtlich Zuchtauswahl vielleicht weiterhelfen kann.

Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass mein Anmeldung zu diesem Programm so schnell erhört werden würde – denn wenn ich es richtig verstehe, sind in den neuen Bundesländern nur insgesamt 25 Imkereien in diesem Programm.
Umso größer war meine Freude über diesen Anruf.

Es wird auf jeden Fall spannend und erhellend, mit dem LiB Hohen Neuendorf zusammenzuarbeiten.

Ein Wochenende in Franken – Maden pulen und Milben zählen für die gute Sache

Das Wochenende vom 9. August an habe ich in der Nähe von Nürnberg in Franken verbracht, auf Einladung des LV Buckfastimker Bayern e.V, die dieses Jahr wieder freiwillige Helfer rekrutiert haben, ihnen bei der VSH Auszählung ihrer aktuellen Zuchtköniginnen zu helfen.

VSH Auszählung – worum geht es?

Vereinfacht gesagt: Es wird versucht, Bienen zu züchten, die ohne Behandlung durch den Menschen mit der Varroamilbe zurecht kommen.

Fachchinesisch: Durch Selektion, Einfachdrohnbesamung, künstlicher Infektion von Prüfvölkern mit Milben und anschließendem Auswerten der Brut und der Milbenentwicklung, lassen sich Königinnen finden, deren Arbeiterinnen die Milbenreproduktion in einem Maße stören, dass die Milbe sich nicht mehr ausreichend vermehren kann, und die Völker so überleben können.
Dabei wird hart auf das Merkmal “VSH – Varroa-Sensitive-Hygiene” selektiert (auch mithilfe von SDI – single drone insemination), um dieses möglichst zu isolieren – unter Außerachtlassung aller anderen wünschenswerten Merkmale.

Wie läuft das grundsätzlich ab?

Es werden gezielt Linien angepaart, von denen man einen hohen VSH Wert erwartet. Die Anpaarung läuft über künstliche Besamung, um Herr über die Genetik zu sein. Es gibt also eine definierte Mutter, und deren Tochter (die zu prüfende Königin) wird mit dem Sperma eines Drohns einer ausgewählten anderen Königin “betankt”. Die zu prüfende Königin, die in ihrer Spermatheka jetzt definierte Chromosomensätze spazieren trägt, legt jetzt Töchter, von denen man bestimmte Eigenschaften erwartetn bzw. erhofft.

Ob sie diese Erwartungen erfüllen, galt es an diesem Wochenende herauszufinden.

Was jetzt in einem Absatz relativ kurz und knapp beschrieben werden kann, ist in Wahrheit ein unglaublicher Aufwand:

  • Zu einem definierten Zeitpunkt müssen hunderte von Prüfkandidatinnen “fertig” sein, denn die werden alle an einem Wochenende künstlich besamt.
  • Es müssen hunderte von Königinnen künstlich besamt werden, und dafür ,üssen aus den Drohnenlinien die entsprechenden, vitalen Drohnen bereit sein.
  • Nach der künstlichen Besamung müssen die Königinnen legen, und ein eigenes Völkchen aufbauen.
  • Frühestens nach 9 Wochen, wenn es nur noch Töchter der Königin aus der künstlichen Besamung gibt, also die Genetik im Volk definierbar ist, wird jedes Prüfvolk mit einer definierten Menge an Milben infiziert.
  • Also müssen zu einem festen Termin tausende von Milben aus Völkern “gewonnen”, grob abgezählt und in die Prüfvölker gegeben werden.
    Dies geschieht mittels Puderzucker und sehr großen Schüttelbechern – ähnlich der Puderzuckermethode.
  • Und dann folgt das Wochenende der Wahrheit: Zwischen der künstlichen Infektion und der Auswertung muss ein festgelegter Zeitraum vergehen, bevor eine Auswertung stattfinden kann.

Und der richtige Zeitpunkt für diese Auswertung war das vergangene Wochende.

Was für ein Aufwand!

Mit den Vorbereitungen an den Königinnen ist es ja nicht getan!
Eine ganze Gastwirtschaft wird für dieses Event hergerichtet. Ein Saal, in dem sonst lokale Rockkapellen Konzerte geben, werden Tische aufgebaut und mit Binokularen bestückt. Über dreißig davon sind vorhanden.

Die Organisatoren haben für die anreisenden Helfer Hotels und Pensionen gebucht und sich um die Verpflegung gekümmert, Arbeitsunterlagen und Formulare vorbereitet, Einweiser und Helfer organisiert und ausreichend Platz für Autos und hunderte von Miniplus Kästen geschaffen. Aus dem Landesverband allein sind schon so viele Helfer anwesend, dass man spüren kann, mit welchem Ernst und Ehrgeiz hier an die Sache herangegangen wird.

Es gibt die “Experten”, Projektteilnehmer, die über reichlich Erfahrung verfügen und neue Teilnehmer wie mich einweisen und unermütlich die immer gleichen Fragen wieder und wieder beantworten.

Alles ist mit großem Aufwand perfekt organisiert und eingerichtet, dass wir “Auswerter” ungestört unserer Arbeit nachgehen können:
Brutwaben auseinanderpulen und Milben suchen!

Wonach sucht man?

Kurz gesagt: Man sucht nach Völkern, in denen die reguläre Milbenreproduktion irgendwie gestört oder verzögert abläuft.
Da der Vermehrungszyklus der Milbe immer nach einem bestimmten Schema abläuft, kann man – wenn man das Alter der Bienenpuppen kennt – einen SOLL-IST Vergleich anstellen:
Entspricht der Stand der Milbenvermehrung im Verhältnis zum Entwicklungsstadium der Biene den Erwartungen, oder ist daran irgendetwas anders? Und wenn etwas anders ist, was ist es?
Zum Beispiel kann die Muttermilbe tot in der Zelle liegen, oder die die Anzahl der Nachkommen ist geringer als erwartet, oder es existiert kein Männchen, oder, oder, oder.
Manchmal findet man keine Milben mehr im Volk, obwohl es kurz vorher stark kontaminiert worden ist.

Man kann das Ergebnis des SOLL-IST Vergleich am Ende in einen prozentualen VSH Wert ausdrücken. Dazu füllt der Prüfer einen Bogen aus, in welchem er Zustände standadisiert beschreibt. Diese Standardisierung macht es möglich, eine Excel Tabelle auszufüllen, welche dann einen VSH Wert errechnen kann.

Was macht man als Auswerter/Prüfer?

Man sitzt rund 10 Stunden über ein Binokular gebeugt und sucht auf Brutwaben nach Bienenbrutzellen im richtigen Alter, entnimmt die Puppen und untersucht die Zellen und Puppen auf Milbenbefall. Wenn man Milben findet, untersucht und bewertet man den Zustand des Reproduktionszykluses – gibt es eine Muttermilbe? Eine männliche Milbe? Weibliche Nachkommen, und wenn ja, in welchem Alter? Passt das Bild zum Alter der Biene? In welchem Brutstadium befindet sich die Biene genau? Oder handelt es sich um einen Mehrfachbefall?

Pro Probe werden entweder so viele Zellen mit Puppen im richtigen Alter geöffnet, bis man 10 einfach befallene Zellen gefunden hat, oder 300 Zellen einer Probe – je nachdem, welcher Fall zuerst eintritt.
Dabei öffnet man etwa noch einmal 50-100% Prozent an Zellen zusätzlich, um Zellen im richtigen Alter zu finden.
Man popelt pro Tag also tausende von Zellen auf, zieht Bienenbrut mit einer Pinzette heraus und sammelt Berge von Bienenföten neben sich auf Küchenkrepp.

Durch die Vergrößerung bekommt man eine Sicht auf Bienen und Milben, wie sie einem sonst verborgen bleibt.

Hat man eine Probe fertig, wird der dazugehörige Bogen von einem der Experten noch einmal kritisch überprüft, bevor er dem strengen Zuchtmeister Stefan Luff übergeben wird, der die Datensätze in Exceltabellen klappert.

Kaum ist man mit einer Probe fertig, wird man auch schon losgeschickt, sich die nächste Wabe zu holen um von vorne anzufangen.

Ergebnisse?

Ich habe keine konkreten Zahlen. Allerdings habe ich mitgenommen, dass die VSH Werte der Völker im Schnitt gestiegen sind. Völker, die einen aktuell ermittelten VSH Wert von 75% zeigen, sind schon uninteressant für die weiterführende Zucht. Dafür gibt es genug bessere Königinnen mit höheren Werten.

Insgesamt haben wir wohl über 300 Völker ausgezählt. Natürlich waren da viele Kandidatinnen dabei, die schlechte VSH Werte zeigten, aber insgesamt scheint der Plan aufzugehen, das Merkmal “VSH/SMR” gezielt zu isolieren.

Wenn ich einen Link für eine detaillierte Auswertung bekommen sollte, werde ich diesen nachreichen.

Meine persönlichen Eindrücke

Ich war und bin total überwältigt von der großen Anzahl an Menschen, die sich an diesem Wochenende mit so viel Hingabe und Leidenschaft in diese Arbeit gestürzt haben. Da war ganz viel geballte Kompetenz und Erfahrung vor Ort. Und alle begegneten sich auf Augenhöhe.
Es spielte keine Rolle, ob man Jungimker ist, oder von Außerhalb, oder zum Imkerestablishment vor Ort gehörte – jeder konnte mit jedem ins Gespräch kommen, Erfahrungen austauschen und nach Herzenslust über Bienen und die Imkerei quatschen.
Alleine dafür hat sich die Reise schon gelohnt, ganz zu schweigen von der perfekten Organisation.
Was ich zu Hause oft vermisse, ist dort selbstverständlich: Unterschiedliche Menschen arbeiten an einem gemeinsamen imkerlichen Ziel – in diesem Fall an einer varroatoleranten Biene.
Als ich Bettina am Tag der Abreise zu Bahn fahre, sind wir uns einig: Man müsste eigentlich schon deshalb dort hin ziehen, weil da so viele coole Leute am Imkern sind.

Und? Kommt jetzt die Biene, die ohne Behandlung überlebt?

Mein Wissen, meine Erfahrung reichen nicht aus, um diese Frage glaubhaft beantworten zu können.
Aber:
Es ist manchmal für diese Arbeitsgruppe eine Herausforderung, genug Milben für die künstlichen Infektionen zusammenzubekommen.
Stefan Luff hat mich einmal angeschrieben, als er mitbekommen hat, dass ich ein vermilbtes Volk hatte. Er würde die Milbenschleuder gerne gegen einen Ableger aus der Arbeitsgruppe eintauschen.
Daraus ist letztlich nichts geworden, aber es zeigt, mit welchem Luxusproblem man dort mitunter zu kämpfen hat – nämlich das im Völkerbestand im Umfeld der VHS Zuchtgruppe die Anzahl der Milben sehr gering ist.
Es gibt auch einzelne Völker, die ohne Behandlungen durch den Winter gehen.

Es hängen sehr viele Wenn und Aber bei diesem Projekt im Raum. Das kann alles auch schnell wieder kippen. Aber ich verstehe die bisherigen Erfolge so, dass der sogenannte Proof Of Concept gelungen ist.
Davon ausgehend kann weiter gearbeitet werden. Allerdings braucht es wohl einen langen Atem.
Wenn man bedenkt, dass diese Gruppe erst seit 2015* daran arbeitet, VSH Königinnen zu züchten, dann sind die oben genannten Ergebnisse sicherlich ermutigend. Und ich hatte das Gefühl, dass man dort fest an den Erfolg glaubt.
Folgerichtig würde ich die gestellte Frage, nach der Möglichkeit der varroatoleranten/varroaresistenten Biene, mit Ja beantworten. Ich glaube, dass das funktionieren kann.

*) Das stimmt nicht ganz: Die Grundlagen dazu hat Josef Koller gelegt, der schon seit 20 Jahren auf Varroaresistenz hinzüchtet, und so das Fundament für die jetzigen Arbeiten gelegt hat.

Mein Fazit

Ich bin aus dem Wochenende rausgegangen mit der Motivation, das gezielte Vermehren von Königinnen zu lernen. Zucht kommt dann sicherlich irgendwann von alleine, aber erst einmal das Handwerk lernen.

Und später dann würde ich gerne auch in das Projekt einsteigen, und eigene Königinnen der Prüfung anmelden. Dazu gehört aber viel mehr, als “nur” Weiseln zu ziehen. Das passiert auch nicht von heute auf morgen, aber man muss ja irgendwo anfangen.

Ansonsten war es schön, viele Leute aus dem Imkerforum (wiederzu-)treffen. Es war fast ein kleines IFT. Wir haben zwei tolle Abende verbracht und natürlich auch herzhaft über andere Forumsteilnehmer gelästert 🙂

Kurzum: Wenn Stefan mich haben will, bin ich nächstes Jahr wieder dabei.

Ein paar Detailaufnahmen

Diese Aufnahmen hat mir freundlicherweise Ralf Höling zugeschickt.
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich auf den Landesverband der Bayrischen Buckfastimker verlinken.

Brutstadium 1 – man beachte die Protonymphen auf 9 und 11 Uhr, eine davon ist möglicherweise das Männchen
Brutstadium 1, vermutlich mit Muttermilbe (für eine Tochter ist die schon etwas dunkle)
Ganze Milbenfamilie: am Zellgrund das Männchen, 11 Uhrt die Mutter, 6 und 9 Uhr die Töchter
Milbenfamilie

So arbeite ich mit dem CO2 Tester

Der CO2 Tester ist ein Hilfsmittel zum Bestimmen des Varroabefalls in einem Bienenvolk. Dabei wird die Anzahl der auf den Bienen sitzenden Milben ermittelt, was dann in einen prozentualen phoretischen Befall umgerechnet werden kann, wenn man die Anzahl der Bienen kennt, die man beprobt.
Anders ausgedrückt: Wenn man weiss, dass man 300 Bienen im Tester hat, und aus diesem 3 Milben “extrahiert”, dann entspricht das einem phoretischen Befall = 1%

Vorteile des CO2 Testers

Der eine wesentliche Vorteil: Man hat nach wenigen Minuten Klarheit über den Befall seines Volkes.

Nachteile des CO2 Testers

Der eine wesentliche Nachteil: Es macht mehr Arbeit, eine CO2 Testung durchzuführen, als eine Windel unter ein Volk zu schieben. Es sei denn, der Bienenstand ist durch eine längere Anfahrt zu erreichen – dann ist die Auswertung der Windeln wieder mit viel Aufwand verbunden.

Ambivalentes

Es gibt unterschiedliche Meinungen zu der Aussagekraft des CO2 Testers. Mancher bewertet ihn als nicht zuverlässig genug. Dr. Ralph Büchler kommt aber zu dem Ergebnis, dass der Tester für den Praxiseinsatz gut geeignet ist.

Was wird benötigt?

Das alles wird benötigt
  • Der CO2 Tester, welchen man einmal gewogen haben sollte.
  • Ausreichend CO2 Patronen mit Schraubgewinde.
  • Eine Lupe
  • Einen CO2 Spender – der mitgelieferte hat bei mir sehr schnell den Geist aufgegeben. Findet man u.a. als Fahradzubehör.
  • Ein Notizblock.
  • Eine elektronische Briefwaage (gibt es für wenig Geld).
  • Ein kleines Stück Folie (ca. 20x30cm)

Schritt 0 – Eine kleine Tabelle erstellen

Ich mache mir derzeit eine Tabelle, die etwa folgende Spalten enthält:

  • Datum
  • Volk Nummer
  • Gewicht der Probe
  • (darauf resultierende) Bienen
  • gezählte Milben
  • Prozentualer Befall

Schritt 1 – Probe entnehmen

Man öffnet das Volk, stellt den Tester mit geöffnetem Deckel sowie die Folie in Griffweite und sucht eine passende Wabe.
Ich nehme gerne Waben aus dem Brutnest, wenn ich sicher ausschließen kann, dass die Königin nicht auf dieser Wabe rumläuft. Habe ich die Königin geortet, nehme ich eine Wabe, die zwei Positionen entfernt steckt.

Jetzt entnehme ich diese Wabe, halte sie in einer Hand, lege mit der anderen Hand die o.g. Folie auf die restlichen Oberträger, und prüfe die Wabe noch einmal kurz, ob sie auch offene Brut enthält.
(Ich nehme dazu nicht mehr die Abdeckfolie. Diese war mir immer zu groß und zu unhandlich, um sie mit einer Hand auszubreiten )

Jetzt schüttelt man mit ein, zwei kräftigen Stößen die Bienen auf die Folie, lehnt die Wabe langsam an die Beute, greift ruhig die beiden Enden der Folie und legt die Enden leicht aneinander, sodass eine Art Folienrutsche entsteht.

Es werden viele Bienen auffliegen, es fühlt sich alles sehr wuselig und unruhig an, was den Imker zu Hektik verleiten könnte, weil er um die Probenmenge fürchtet. Tatsächlich bleiben aber bei einem ruhigen Arbeiten noch genug Bienen für eine Probe auf der Folie.

Die Folienrutsche benutzt man nun dazu, den Tester zu befüllen. Dabei lasse ich die beiden roten Eichstriche außer acht. Mit der einen Hand halte ich die Folienenden zusammen, mit der anderen fasse ich unter die Folie und “schubse” so die Bienen von der gerundeten Folie in den Tester.

Auch hier wieder muss zügig aber nicht hektisch gearbeitet werden, auch hier werden wieder etliche Bienen den Tester verlassen. Wichtig ist, dass der Plastikdeckel in Griffweite liegt und man den Tester umgehend verschließen kann.

Jetzt ist das Schlimmste geschafft.
Während der Auswertung der Probe kann das Volk noch offen bleiben.

Schritt 2 – Bienen betäuben

Vorher…

Ich stellte den Tester auf einen stabilen, geraden Untergrund. Der untere Deckel muss ebenfalls angebracht sein.
Ich lege einen geraden Stein auf den oberen Deckel, weil dieser von sich aus zu locker sitzt und bei einströmendem CO2 weggepustet werden würde.

Jetzt wird stoßweise CO2 eingelassen, mit kurzen Pausen. Am Anfang passiert nicht viel. Oftmals fallen dann aber die Bienen plötzlich zusammen.

Man gibt so viel CO2 dazu, bis die Bienen wirklich regungslos sind.

Nachher.

Während der Wartezeit von 20 bis 30 Sekunden gebe ich die entnommene Wabe zurück ins Volk und schiebe die Waben wieder zusammen. Die Beute lasse ich aber noch offen.

Schritt 3 – Wiegen!

Diesen Schritt vergesse ich auch ganz gerne. Wenn die Bienen betäubt sind, lassen sie sich einfacher wiegen.

Ich notiere den Wert in der Tabelle, ggf. ziehe ich gleich das Gewicht des Probebehältnisses ab und habe damit das Gewicht der Bienen. Das Gewicht der Bienenprobe in Gramm, geteilt durch 0,1 ergibt dann die ungefähre Anzahl der Bienen.
Diese notiere ich für später ebenfalls.

Schritt 4 – Schütteln

Mittlerweile ist genug Zeit vergangen, und man kann die Bienen schütteln.
Ich schüttele nicht nur vertikal, sondern auch ähnlich wie einen Brandy – im Kreis. Und dann wieder vertikal, auch mal horizontal – einfach sehr gründlich von allen Seiten.

Die Bienen werden dabei schmierig schwarz, koten unkontrolliert ab und sehen danach ziemlich elendig aus. Aber sie leben.

Ich schüttele 15-25 Sekunden.

Schritt 5 – Auszählen

Jetzt kommt der wichtige Teil, wo ich von der Anleitung abweiche, denn ich zähle an unterschiedlichen Stellen, und ich benutzte immer eine Lupe.

Der Bodendeckel – dieser wird als erstes ausgezählt. Milben sind hier gut zu erkennen.

Bodendeckel – Milbe auf 2 Uhr.

Eine Lupe verwende ich deshalb, weil Kotspritzer manchmal keine Kotspritzer, sondern helle, junge Milben sind, welche ich mitzähle.

Sieb, Bodenseite, sowie die unteren Wände – Jetzt suche ich mit der Lupe die Unterseite des Siebes ab, insbesondere die Falz, welche das Sieb hält. Hier rutschen gerne mal Milben runter. Die Wände des Testers werden ebenso abgesucht.

Unterseite – man beachte die geriffelte Falz, welche das Sieb hält.

Raum mit den Bienen, Sieb samt Falz von oben – Auf jener Seite des Siebes, auf welche die Bienen geschlagen werden, bleiben auch gerne Milben hängen, ebenso in der Falz. Daher wird hier alles einmal gründlich abgesucht, und dabei der Becher leicht gedreht, damit die Bienen nach rutschen und den Blick auf alle Bereiche frei geben. Zu dieser Zeit sind die Bienen noch betäubt.

Innenraum ebenfalls begutachten

Alle gefundenen Milben werden zusammenaddiert und in die Tabelle eingetragen.

Nicht vergessen: Die betäubten Bienen wieder vorsichtig zurück ins Volk schütteln.

Schritt 6 – Auswertung

Mit der Anzahl der Bienen und der Anzahl der Milben lässt sich der prozentuale Befall ermitteln (Anzahl Milben / Anzahl Bienen * 100 = p%)

Und dann weiss man im Grunde bescheid.

Grenzwert

Mein Grenzwert liegt bei > 1%. Dabei ist mir die Jahreszeit egal, zu welcher ich messe.
Den Wert habe ich von einem Vortrag mitgenommen, bei welchem es um die Varroatoleranzzucht der bayrischen Buckfastimker ging.

Wenn also ein höherer Befall als 1 % nachgewiesen wird, werde ich tätig, darunter nicht.

2019.13 Futterteig füttern und Kalkbrut

Die Ableger müssen jetzt alle mit Futterteig klarkommen. Der Vorteil: Bei Futterteig ist die Wahrscheinlichkeit für Räuberei deutlich geringer als bei Flüssigfutter. Der Nachteil: Vielleicht gar keiner, vielleicht regt aber auch Futterteig nicht so stark zum Brüten an wie dünnes Flüssigfutter, weil dieses einen Nektarfluss simuliert? Ich werde es wohl herausfinden müssen.

Ich habe ein Kalkbrut-Problem: Ein zweites Wirtschaftsvolk hat eine deutliche Anzahl an Kalkbrutmumien und bei der Hälfte der Begattungsableger, die mittlerweile alle legende Königinnen haben, habe ich auch welche gefunden.
Mein erstes KB-Volk, welches ich umgeweiselt habe, sah bei der letzten Durchsicht besser aus, die Symptome scheinen verschwunden zu sein (toitoitoi). Jetzt ist aber ein weiteres Wirtschaftsvolk dazugekommen, welches am gleichen Stand steht wie die Begattungsableger.
Die Frage ist: Habe ich durch verunreinigte Werkzeuge die Sporen in meinem Bestand verteilt? Sind die Fälle unabhängig voneinander aufgetreten? Haben die Königinnen in den BGE die Sporen mitgebracht? Ist die Kalkbrut durch die Drohnenseite eingebracht worden?
Die Literatur zum Thema Kalkbrut ist sehr dünn, die Behandlung scheint mit Umweiselung ausreichend zu sein, große Hygienemaßnahmen scheinen kaum notwendig (klar, Stockmeißel reinigen, Beuten grob reinigen – nichts im Vergleich zur AFB), aber ich bin verunsichert, wie ansteckend das eigentlich ist.
Insgesamt habe ich das Gefühl, dass die Literatur dem Thema eher entspannt gegenüber steht.

Ich beobachte das jetzt noch, bis die ersten Brutsätze der neuen Königinnen geschlüpft sind. Und wenn das Brutbild nicht besser wird, bin ich gezwungen, hart durchzugreifen und mit dem Daumen zu selektieren.
Viel Arbeit dieses Jahr dann ganz für die Katz…

2019.11 Totale Brutentnahme – TBE

Alle Wirtschaftsvölker, die bisher keine TBE hatten, waren dann am Freitag an der Reihe. Dabei wurde ein Teil der Völker testweise auf 10er Dadant umgewohnt, der Rest von DNM auf DNM 1,5.

Warum jetzt schon eine TBE?

Hätte ich nicht jetzt die TBE vorgenommen, wäre aus terminlichen Gründen das nächste Zeitfenster erst Ende Juli gewesen. Ich möchte aber, dass Ende Juli bereits eine fitte, gesunde, möglichst gering varroabelastete Bienengeneration zur Verfügung steht, die ab Ende Juli die Winterbienen erbrütet und aufzieht. Daher hatte ich keine andere Wahl, als jetzt eine TBE mit Fangwabe vorzunehmen, also die Varroa ohne jede Form von Säuren zu dezimieren.

Entstanden sind eine Reihe von Brutscheunen, die ich Mitte der Woche über Absperrgitter beweiseln will, indem ich jeweils ein Kieler Begattungskästchen über Spundloch aufsetze.
Die Idee: Ich lasse die ersten 5 Tage die Brutscheunen nachschaffen und Bienen aus den Brutwaben schlüpfen, ohne das ich etwas unternehme. Weil ich 14 Tagen nach Bildung der Brutscheunen die restliche, verbliebene verdeckelte Brut entnehmen und die Brutscheunen mit OXS behandeln möchte, ohne das verdeckelte Brut übrig bleibt, packe ich nach 14-9 Tagen (9 Tage wegen der Verdeckelungszeit) – sprich nach 5 Tagen, die Weiseln mit den Begattungskästchen auf den Sammelbrutableger.
Dabei soll die Königin samt Gefolge das begattungskästchen nach unten, in einen großen Brutraum verlassen und dort anfangen, Eier zu legen. Sie kann aber durch das Absperrgitter nicht nach unten, zur schlüpfenden Brut und dort legen. So gibt es dann 14 Tage nach Bildung zwar in einer Zarge frische offene Brut, aber nach Entnahme der darunterliegenden Brut aus den Sammelbrutableger, keine verdeckelte Brut mehr – dafür aber viele geschlüpfte Jungbienen.
Die ganze Mannschaft wird dann auf eine Zarge zusammengefasst, was hoffentlich eine ausreichend starke Belegschaft für den Winter ergibt, plus einen milbenarmen Status, wenn im Brutfreien Zustand behandelt worden ist.

So sieht zumindest bisher der Plan aus.
Am 5. Tag werde ich vor Aufsetzen der Königin schon mal unten nach Nachschaffungszellen schauen und diese ggf. brechen. Das Gleiche wiederhole ich dann am 9. Tag nach Bildung noch einmal, wobei ich hoffe, dass durch das Vorhandensein einer Weisel die Versuche der Nachschaffung abgebrochen werden.

Wird die Königin nicht abgemurkst?

Ich hoffe nicht – denn schließlich gebe ich sie nicht alleine bei, sondern mit ihrem kompletten Hofstaat. Außerdem kann sie dauerhaft legen, und bleibt damit für ein Volk ungemein attraktiv.

Was sonst noch?

Die Line knattert zumindest an einem Standort sehr vielversprechend – vorausgesetzt, die Volksstärke stimmt.
Mein zweiter Standort, wo die Linden vielleicht 150 Meter Luftlinie entfernt stehen, ist eine ziemliche Enttäuschung. Insgesamt wird das eine sehr durchwachsene Veranstaltung werden.

Noch ein Volk mit Kalkbrut!
Ich habe ein weiteres Volk mit Kalkbrut am Stand ausgemacht. Auch hier muss ich umweiseln. Ich weiss nur noch nicht so genau, wann ich das mache, aber vermutlich erst nach der Linde.
Das ganze ist sehr ärgerlich und auch irgendwie beunruhigend, weil die Symptomatik erst so verspätet aufgetreten ist.

Kalkbrut ist eigentlich etwas fürs Frühjahr. Jetzt, bei diesen warmen Temperaturen, ist es eher ungewöhnlich. Aber es kann sogar sein, dass beide Völker miteinander verwandt sind… leider sind da meine Aufzeichnungen zu umgenau.

Jedenfalls steht vorm Urlaub noch eine Menge Arbeit an…

Kurs “Durchführung der Leistungsprüfung von Königinnen”

Ich war am 30. April am Bieneninstitut in Hohen-Neuendorf und habe einen Kurs besucht, der das Wissen rund um die Leistungsprüfung von Königinnen vermittelt.

Zum einen stellt der Kurs eine Ermutigung zur gezielten Vermehrung, wenn nicht sogar zur Zucht dar. Und wenn mir etwas sofort in den Sinn kommt, dann die Aussage des Kursleiters Fred Zautke: “Seine eigene Linie zu kreieren ist auch etwas Schönes”.

Zum Anderen gibt er konkrete Handlungsempfehlungen für die Bewertung der vorhandenen Weiseln.

Königinnen werden dabei regelmäßig in den Kategorien Honigertrag, Sanftmut, Wabenstetigkeit und Krankheitsresistenzen bewertet. Die Bewertung erfolgt in einem Raster zwischen der Zahl 1 (“schlecht”) und 4 (“top”), abgestuft in 0,1er Schritten.

Es gibt objektive Bewertungskriterien, wie beispielsweise den Honigertag auf 100 Gramm genau, oder die Schwarmträgheit, gemessen anhand der Anzahl der gefundenen Schwarmzellen, als auch subjektive Kriterien, wie die bereits genannte Sanftmut.

Gerade die subjektiven Kriterien sind jene, bei welchen das Zahlenraster zum Einsatz kommt. Und genau hier ist Fingerspitzengefühl gefragt.

Völker nie gleich gut bewerten!

Man hat vier Völker. Und alle Völker sind super sanftmütig. Und man möchte allen eine 4.0 geben, so sanftmütig sind die!

Falsch!

Richtig ist es, dann genauer hinzuschauen, und sich zusätzliche Kriterien für eine genauere Bewertung zu suchen.
Wenn alle Völker gleich bewertet werden, ist die Bewertung ansich wertlos, weil es kein Auswahlkriterium mehr gibt. Stattdessen muss man jetzt den Bewertungsmaßstab enger fassen.
Bei der Sanftmut könnte das so aussehen: Keinerlei Bienen fliegen auf, alle ziehen sich in die Wabengassen zurück, auch nach 10 Minuten offener Beute tritt keinerlei Unruhe ein. Das ist eine glatte 4.0
Wenn aber nach 10 Minuten 2 Bienen auffliegen, und mal grob in Richtung Imker fliegen, aber ansonsten alles exakt identisch zur 4.0 ist, dann reichen diese zwei Bienen schon für eine Abwertung auf 3,5. Wenn jetzt eine Biene davon auf dem Imker landet, ist es nur noch eine 3.0.

Das ist nur ein Beispiel für die Abstufung der Völker, nicht für die eigentliche Bewertung! So mag ein Imker einer Weisel eine 4.0 geben, wenn er nur einmal pro Öffnung gestochen wird, eine 3,5 für zwei Stiche und so weiter, aber es kommt eben darauf an, dass man scharf differenziert.

Das war jetzt auch eine der Schlüsselerkenntnisse für mich, die ich aus diesem Kurz mitgenommen habe.

Völker öfters bewerten

Man muss seine Völker öfters bewerten, um am Ende Durchschnittswerte zu erhalten. 7 Mal sollten es schon sein.

Wenn man Züchter ist, kann man seine Ergebnisse auch in BeeBreed.eu eintragen und dann sich beispielsweise Belegstellen anzeigen lassen, welche geeignet wäre, das eigene Material für bestimmte Eigenschaften voran zu bringen.

Auch die AGT Toleranzzucht arbeitet so. Dort gibt es aber auch regelrechtes Handbuch, welches hier umfangreich Auskunft gibt.

Insgesamt war das ein interessanter und lehrreicher Kurs. Und er motiviert auch zur eigenen, gezielten Vermehrung.

Aber im Moment habe ich das zeitlich alles noch nicht ausreichend im Griff – wie gesagt: Dieses Jahr lehrt mich Demut.