2022.5 – Das Karussell

In meiner Kindheit gab es auf Spielplätzen noch diese kleinen Karusselle, die aus massiven Eisenstangen zusammengeschweißt waren, äußerst unbequem zum Sitzen, bei denen ein oder zwei Kinder darin sitzen konnten, während ein weiteres Kind (oder gerne auch die Eltern) von außen Anschwung gaben.

Wenn man einmal im Karussell saß, war man der Gnade des Anschwung gebenden Kindes ausgeliefert, wie schnell und schmerzhaft die Fahrt werden würde. Denn die Fliehkräfte waren aufgrund des kleinen Radius’ enorm, vom Schwindelgefühl einmal ganz abgesehen.
Allzu schnell hatte man das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, allzu schnell begann man sich unwohl zu fühlen.

Die Saison in einer Imkerei ist dem sehr ähnlich: Kaum hat man Platz genommen, und will die Fahrt genießen (im übertragenen Sinne, versteht sich), schon nimmt alles so schnell Fahrt auf, dass die Fliehkräfte alles in Stücke zu reißen drohen. Dabei sind es die Bienen und die Trachten, die außerhalb stehen und Anschwung geben, während man im Karussell sitzend versucht, nicht zu kotzen.

Wandern

Ich habe jetzt eigentlich alle Figuren ein erstes Mal gezogen, will sagen: Die Bienen sind jetzt unterwegs.
Ich habe diesmal mehr Standplätze als letztes Jahr und habe dabei viel kleinteiliger aufgestellt. Meine Erfahrungen deuten darauf hin, das weniger manchmal mehr ist: Ich hatte in der Vergangenheit einen Lindenstandort, da konnte ich zwar maximal 5 Völker hinstellen, aber diese Völker haben Honig wie irre angeschleppt, während an einem sehr ähnlichen Standort mit 10-15 Völkern der Ertrag pro Volk deutlich schlechter ausfiel.

Aktuell habe ich an einem Stand mit nur 2 Völkern bereits den 4. Honigraum aufsetzen müssen, weil diese beiden Kisten rappelvoll sind. Da lohnt sich dann auch das Anfahren des Standortes, wenngleich da nicht viele Völker stehen.

Ich sehe die kleinteilige Verteilung auch als Risikomanagement. Wenn ein Standort wegen Krankheit, Vandalismus, Diebstahl oder Wetter ausfällt, bleiben noch Alternativen. Aber das erzeugt natürlich auch alles mehr Aufwand und Fahrerei.

Honigräume

Letztes Jahr habe ich bei weitem nicht alle Honigräume gebraucht. Irgendwie lief da die Saison nicht gut.
Ich will mich nicht zu früh freuen, aber dieses Jahr gehen die HR deutlich schneller aus dem Lager auf die Völker, und zwar erst dann, wenn ich denke, dass es wirklich nötig ist. Wenn es so weitergehen würde wie bisher, dann gehen mir eher früher als später die Kisten aus. Das Karussell dreht sich halt.

Ich habe im Imkerforum eine Diskussion verfolgt, in der es um das Geben des 1. Honigraumes ging.

Für mich gibt es da im Großen und Ganzen nur ein Kriterium: Wenn ich die Kiste im Frühjahr aufmache und denke “Oh! Viele Bienen!”, dann wirds Zeit für den ersten HR. Wenn dann die Brutwaben des angepassten Brutraumes auch noch dicht bebrütet sind, dann sollte der HR wirklich rauf, denn da wird ja bald etliches an Bienenmasse schlüpfen und Platz brauchen.

Der nächste HR, und alle weiteren, folgen dann mehr oder weniger klassisch: Wenn man beim Runternehmen merkt, dass da was drin ist und er auch reichlich von Bienen belaufen wird, dann kommt der Nächste rauf. Das Problem ist meistens, dass die Bienen einen überraschen und viel schneller HR 1 vollgetragen haben, als man es ursprünglich antizipiert hatte.

Mini Plus auflösen

Ich habe jetzt alle Mini Plus auf Dadant geschlagen. Ein Volk ist noch übrig, welches Brutwaben gesammelt hat und vermutlich in 1-2 Wochen explodiert, aber sonst sind alle aufs Standmaß gesetzt. Es gibt noch weitere Miniplus Türme, die aktuell nachschaffen.
Ich werde diese wohl doch noch dazu benutzen, Königinnen begatten zu lassen, bevor sie endgültig leer gemacht werden.

Ich finde M+ gut, aber da ich nicht auf eine Belegstelle fahren möchte, macht es eben doch auch viel Arbeit, ein zweites Rähmchenmaß zu führen. Es fühlt sich gut an, hier zu verschlanken und zu vereinfachen.

Überlebensvölker

Ich bin mit 4 Völkern aus unserem VSH Zuchtprogramm in den Winter gegangen, 3 davon haben unbehandelt überlebt. Alle 4 Königinnen waren künstlich besamt worden, von den 3en, die noch da sind, scheint einer gerade der Saft auszugehen – sie zeigt zu viel Drohnenbrut. Die verbleibenden zwei sehen aber sehr gut aus: Gesund, ruhig, stark, schönes Brutnest. Die Frage ist, ob und wie man damit weiter macht. Für eigene Prüfserien fehlen mir Zeit und Völker, aber auf jeden Fall kann ich Daten zurück liefern, damit der Züchter das in seine Selektion mit einbeziehen kann. Aber man muss das Karussell im Blick behalten.

Königinnen ziehen

Ich habe zu Königinnen, die ich letztes Jahr rausgegeben habe, positive Rückmeldungen bekommen. Die Zuchtmütter sind auch beide noch da und sehen ok aus. Der Winter hat aber auch noch andere interessante Kandidatinnen hervorgebracht.
Auch hätte ich die Möglichkeit, Jungfern zu ziehen und dann über den Verband künstlich besamen zu lassen. Das wäre aus züchterischer Sicht eine sehr gute, zuverlässige Methode einer gezielten Anpaarung. Aber das Karussell – man merkt sofort, wie einer zum Anschwung ausholt…

2021.10 – VSB Projekt – Auszählung

Es hilft ja alles Gejammer nichts, irgendwann muss es ja auch weitergehen.
An dieser Stelle aber zunächst einmal herzlichen Dank an die netten Zuschriften, die ich nach meinem letzten Artikel erhalten habe – das hat mich wirklich aufgebaut und auch dazu beigetragen, optimistisch in die Zukunft zu schauen und weiter zu machen.

Aber zurück zum Thema.

Wie einige vielleicht noch im Kopf haben, bin ich Zuchtverband der Buckfast Imker MV organisiert, und dort gibt es auch eine VSB Projektgruppe (VSB = Varroa Surviving Bee).

Nachdem mein vorletzter Artikel die künstliche Besamung der Königinnen zum Inhalt hatte, war es diese Woche an der Zeit, diese Königinnen auszuwerten. Dazu ist allerdings einiges an Vorbereitungen zu erledigen.

Legen alle?

Nach der Besamung musste irgendwann geprüft werden, ob die Königinnen auch in Eilage gegangen sind. Das war bei nahezu allen Weiseln auch der Fall, was dem soliden Handwerk des Besamers Matthias Engel zu verdanken ist. So hatten wir also fast 200 Königinnen, die mit festgelegter Genetik verpaart wurden und die dann für Tests herhalten konnten.

Künstliche Infektion mit Milben

Der Test, ob eine Königin, bzw. die Genetik der Arbeiterinnen, die ja eine Kombination aus Mutter und Vater ist, etwas taugt, läuft bei der Testung auf VSH/SMR über eine künstliche Infektion mit einer gegebenen Menge an Milben.

Bei einem 6er Mini Plus wird jede zu prüfende Einheit mit 150 Varroen vier Wochen vor Auszählung künstlich infiziert. Dabei ist mittlerweile der größte Aufwand, eine ausreichende Anzahl an vitalen Milben aus Völkern zusammen zu sammeln.
Um Milben zu ernten, braucht es einen großen Eimer, dessen Boden durch ein Siebgitter ersetzt wurde, ein ganzes Bienenvolk sowie reichlich Puderzucker.

Das Volk wird in den Eimer abgeschlagen, auf die gleiche Weise, wie auch Kunstschwärme erstellt werden, dann wird der Eimer umgedreht und durch das Siebgitter reichlich Puderzucker gegeben. Anschließend werden die Bienen ordentlich durchgeschüttelt, um am Ende den Puderzucker wieder durch das Siebgitter rauszuschütteln, und mit dem Puderzucker auch die Milben, die vorher auf den Bienen waren.

Bei einem stark befallenen Volk kommen so reichlich Milben zusammen, die man von Bienen getrennt hat.

Jetzt werden aus der Menge Milben mit einem feinen Pinsel jeweils 150 Milben in eine Petrischale abgezählt und später in die entsprechenden Testvölker gegeben.

Dieses Verfahren ist aufwändig und bei weitem auch keine schöne Prozedur für die Bienen.
Diese werden anschließend wieder in ihre Beuten zurück gegeben, wo sie sich gegenseitig putzen und dann mehr oder weniger unbeschadet ihren eigenen Geschäften wieder nachgehen.

Auswertung

Um es kurz zusammenzufassen: Bei der Auswertung wird geprüft, ob und wie sich Milben vermehren konnten.
Weil die Vermehrungsbiologie der Milbe bekannt ist, kennt man auch den SOLL-Entwicklungszustand der Milbenfamilie zu einem gegebenen Zeitpunkt.

Wenn zu bestimmten Zeitpunkten das Entwicklungsstadium der Milbe nicht bestimmten Zuständen entspricht, geht man von einer gestörten oder verhinderten Reproduktion aus.

Beispiel: Am 9 Tag nach Verdeckelung muss in einer befallenen Zelle eine Mutter, eine männliche Milbe und eine Tochter in einem bestimmten Zustand vorhanden sein.

Ist dem nicht so, dann ist $ETWAS passiert, was die Reproduktion der Milbe gestört hat.

Daher benötigt man für die Auswertung eine Brutwabe, auf der möglichst viel verdeckelte Brut im Alter von 7-12 Tagen nach Verdeckelung vorhanden ist. Nur in diesem Alter sind Zustände der Milbenreproduktion sichtbar, welche einen Vergleich von SOLL und IST Zustand in sinnvoller Weise zulassen.

Über ein Bi-Okular gebeugt, sitzen dann Stunde um Stunde freiwillige Helfer und pulen Zelldeckel auf und ziehen Puppen aus den Zellen.

Im Übrigen wird dabei auch ausgewertet, wie viele Zellen von Recapping betroffen sind – also geöffnet und wieder verschlossen wurden.

Es gibt zwei Kenngrößen, die eine Auswertung einer Wabe (und damit eines Volkes – es wird in der Regel nur eine Wabe pro Volk ausgewertet) maßgeblich bestimmen:

Die Anzahl der einfach befallenen Zellen, und die Anzahl der geöffneten Zellen.
Es werden insgesamt maximal 300 Zellen im richtigen Alter geöffnet (wenn die Puppen purpurfarbene Augen haben, ist das Mindestalter erreicht), wenn man jedoch vorher 10 einfach mit Milben befallene Zellen erwischt, endet die Auszählung früher.

Als Anfänger zählt man schon mal drei oder vier Stunden an einem Volk, später geht es dann etwas schneller, es sei denn, man muss wirklich bis 300 Zellen gehen – dann zieht sich das alles ganz schön hin.

Happening

Es handelt sich also um eine ausgesprochen mühsame Arbeit, und ich merke nach so einem Wochenende doch immer meinen Nacken.
Allerdings ist die Auszählung auch jedes Jahr ein Zusammenkommen der gleichen Leute, die man in seinem Zuchtverein langsam lieb gewonnen hat.

Wir kommen dann immer in der Nähe von Dierhagen zusammen und neben der Arbeit gibt es noch reichlich Schnack, Getränke und gutes Essen, für welches Holger, unser Kassenwart und Eventkoordinator gemeinsam mit seiner Frau sorgt.

Da vergeht die Zeit schnell und die Arbeit ist am Ende doch gar nicht so beschwerlich, wie zunächst gedacht.

Die Ergebnisse der Auszählung werden erfasst und ausgewertet, um daraus dann die Zucht für das kommende Jahr zu planen und die künftigen Anpaarungen festzulegen.

Bringt das alles was?

Ich habe noch keine konkreten Zahlen für dieses Jahr vorliegen. Von daher muss man alle Aussagen mit Vorsicht genießen.

Allerdings haben wir mittlerweile diverse Völker im Verein, die schon mehr als ein Jahr ohne jede Varroabehandlung überlebt haben.
Wenn man Töchter von vielversprechenden Müttern auswertet, kann man mit etwas Glück auch interessante Muster erkennen. So habe ich ein Volk ausgezählt, bei welchem ich bis 300 Milben gehen musste, insgesamt 8 Zellen mit einer Muttermilbe darin fand, von denen sich keine erfolgreich reproduziert hatte. Alle Zelldeckel waren zumindest einmal geöffnet und wieder verschlossen worden, was scheinbar die Reproduktion der Milbe gestört hatte.
Das Brutnest war geschlossen und die Brutnestanordnung wie aus dem Bilderbuch.

Insgesamt ein spannendes Ergebnis und vermutlich kann man so ein Volk ohne Behandlung laufen lassen.

Insofern kann man resümieren, dass die Zuchtbemühungen hinsichtlich VSB/SMR nicht umsonst sind. Allerdings scheinen die Erfolge auch flüchtig und nicht immer auf Knopfdruck reproduzierbar zu sein. Trotzdem zeigt sich, dass es mit den Jahren nicht einfacher geworden ist, die für die künstliche Infektion der Testvölker erforderliche Menge an Varroen zu ernten, da scheinbar der gesamte Genpool im Verband immer weniger Milben toleriert.

Offen sind noch die konkreten Zahlen aus diesem Jahr, und ich warte noch voller Spannung auf Ergebnisse.

Warten wir es also ab 🙂

2021.9 – VSB Zucht, künstliche Besamung

Am vergangenen Wochenende fand das diesjährige künstliche Besamen der potentiellen Zuchtmütter für das VSB Programm des Landesverband der Buckfastimker MV an.

Die dafür notwendigen Vorbereitungen sind immens, der Aufwand extrem und wird im wesentlichen von zwei bis vier Personen gestemmt, welche dieses Projekt vorantreiben.

Ich persönlich leiste nur wenig, fahre zu dem Event nach oben, um Hilfsarbeiten zu leisten, wie Königinnen holen, wegbringen, käfigen oder zeichnen. Es sind reichlich helfende Hände angereist, die Bewirtung durch Imkerfreund Holger und dessen Frau großzügig, das Wetter sehr angenehm und die Stimmung gut.

Organisation ist alles

Im Vorfeld hatte ich keine rechte Vorstellung, wie gut so ein Event organisiert werden muss, damit dann alles Hand in Hand läuft.

Es gibt einige Exceltabellen, welche festlegen, welche Königin mit Sperma welches Drohns besamt werden soll, es gibt einen Plan, wann was besamt werden sollte, und so muss in der Vorbereitung jede angelieferte Kiste mit einer Nummer versehen werden.
Im Laufe des Freitags und Samstags werden also durch die unterschiedlichen Verbandsmitglieder sehr viele Mini Plus Kisten angeliefert, allesamt mit Königinnen, die vor etwa acht Tagen geschlüpft und damit brünstig sind.

Es ist sehr viel filigrane Technik notwendig…

Holger hat große Schilder vorbereitet, auf denen der Name des Züchters sowie die Kistennummern vermerkt sind.

Bei der Anlieferung muss jeder Züchter seine Kisten an seinen Platz stellen, und die Kisten entsprechend mit den eindeutigen Nummern beschriften, damit später, wenn es an das Besamen geht, die Helfer die richtige Kiste mit der richtigen Königin schnell finden können.

Bernd, der unser Pressesprecher und einer der treibenden Kräfte hinter unserem VSB Programm ist, sagt dann an, welche Königinnen zu holen sind, um als nächstes besamt zu werden.

Vorher aber ist wichtig, dass alle Königinnen bereits gekäfigt und einmal mit CO2 betäubt worden sind. Diese Betäubung ist wichtig, um die Bereitschaft zur Befruchtung bei der Königin zu erhöhen.

Es müssen also alle Königinnen einmal geholt und betäubt werden, um anschließend wieder zurück ins Volk gehängt zu werden.

Bernd wählt dann eine Drohnenlinie aus, welche als nächstes zur Besamung verwendet werden soll, und dann gehen die Helfer los und holen jene Königinnen, die mit dieser Linie verpaart werden sollen.
Bei der Besamung wird in SDI und MDI unterschieden – Single Drone und Multi Drone Insemination (Ein- und Mehrdrohnbesamung), auch das ist im Vorfeld für jede Königin festgelegt worden.

Bevor es also an die Besamung gehen kann, müssen Drohnen abgefangen werden. Dazu sind auch Drohnenvölker organisiert worden, in welchen die Drohnen quasi gefangen sind, aber durch einen Flugkäfig sehr wohl fliegen können.
Wichtig ist, dass wirklich Drohnen der jeweils festgelegten Herkunft zur Verwendung kommen, daher der Aufwand mit den Flugkäfigen, welche es ermöglichen, Drohnen abzufangen.

Es braucht Jahre an Erfahrung, um erfolgreich künstlich zu besamen…

Insgesamt gibt es in der Maschinerie viele drehende Teile, die zusammen kommen müssen, um so ein Wochenende zu einem Erfolg zu machen.

Die Besamung selber nimmt ein absoluter Spezialist vor, der über jahrelange Erfahrung verfügen muss, um diese höchst filigrane Arbeit, die ein wenig an Neurochirurgie erinnert, erfolgreich durchzuführen.

Königinnen, die besamt wurden, werden gezeichnet, ein Flügel geschnitten und die Plättchennummer dokumentiert. Anschließend müssen diese Weiseln, nachdem sie aus der Narkose für die Besamung erwacht worden sind, noch einmal mittels CO2 betäubt werden, um die Aufnahme der Spermien zu begünstigen.
Wachen die Königinnen auf, werden sie endgültig in ihr Volk zurück gegeben.

Es gibt also reichlich Arbeitsschritte, von der Anlieferung bis zur fertig besamten Königin, die durchzuführen und zu organisieren sind.

Zuchtplan

Im Vorfeld ist ein Zuchtplan erstellt worden, welcher festlegt, welche Weiseln mit welcher Drohnenlinie verpaart werden sollen. Folgerichtig bedarf es zunächst eines groß angelegten Umlarvtermins, an welchem all die Königinnen, die am Besamungstag angeliefert werden sollen, auf den Weg gebracht werden.

Nach der großen Besamungsaktion müssen später alle Königinnen geprüft werden – zunächst einmal, ob sie auch legen, und später dann ob sie auch das Zuchtziel (Varroatoleranz) erreichen können. Dazu müssen die Einheiten später im Juli, wenn nur noch Nachkommen der jungen Königin in einem Mini Plus vorhanden sind, mit Milben infiziert werden. Mitte August folgt dann ein weiterer Termin, wieder bei Holger, an welchem die Einheiten ausgewertet werden. Aber das ist dann etwas für einen Folgeartikel.

Ob und wie sich die ganzen Aufwände gelohnt haben, sieht man meist erst im Folgejahr, wenn klar ist, welche Einheiten überlebt haben. Es ist ein ausgesprochen mühsames Geschäft, ohne Erfolgsgarantie, getrieben durch den Enthusiasmus Weniger. Aber erste kleine Erfolge machen Mut.
Schauen wir, ob und wie wir die Biene darauf vorbereiten können, selbstständig mit der Varroa klar zu kommen.

2021.8 – Full Swing!

Jetzt geht es wieder drunter und drüber, und alles passiert auf einmal. Wie jedes Jahr.
Es ist toll.

Brutnester nicht mehr verhonigt

Ich war ja entsprechend verunsichert, als mit Einsetzen des Rapses trotz angepasstem Brutraum plötzlich selbiger ohne Ende verhonigt war.
Das Ende vom Lied: Die Bienen haben da ordentlich aufgeräumt und alles nach oben geschafft und wohl einfach etwas Anlauf gebraucht, um die Organisation nach oben besser hin zu bekommen.
Allerdings hatte das auch alle Rapsvölker in die Schwarmstimmung gedrückt.
Bei den Buckfast Kös war es dann aber so (Stand vor 6 Tagen), dass nach einmal Zellen brechen Schwarmstimmung auch wieder vorbei zu sein schien. Ob das so geblieben ist, werde ich diese Woche rausfinden.

Miniplus Türme als Zeitfresser

Die Mini Plus Türme sind echte Zeitfresser – will man das Schwärmen verhindern, ist die einfachste Variante, die Türme zu einzelnen Begattungseinheiten mit jeweils einer Zarge aufzuteilen. Allerdings brauche ich gar nicht so viele Begattungseinheiten auf einmal.
Also habe ich einen Teil als Begattungseinheiten aufgeteilt, den Rest aber weiter geführt.

Damit die Türme nicht abschwärmen, habe ich sie einmal großzügig geschröpft. Ein weiteres mal habe ich Zellen gebrochen, später noch einmal. Aber man übersieht in einem Mini Plus Zargenturm, der voller Bienen ist, dann doch eine Zelle. Und schon hängen die im Baum.
Ich muss über das Mini Plus Thema noch mal nachdenken. Mitunter haben die Türme mehr Arbeit gemacht, als die eigentlichen Wirtschaftsvölker.

Schwarmköniginnen vs. Buckfast-Zuchtköniginnen

Um es kurz zu machen: Die Schwarmköniginnen von letztem Jahr sind alle toll über den Winter gekommen und haben starke Völker aufgebaut. Deswegen sind die auch mit in den Raps gekommen.
Trotzdem hängen sie in der Sammelleistung deutlich hinterher und der Schwarmtrieb ist merklich ausgeprägter.
Man merkt den Buckfastköniginnen an, dass da Zuchtarbeit drinne steckt. Aber das habe ich auch immer bei den Carnica F1 von Züchtern so gesehen.
Apropos Zucht:

Zuchtauswahl: Meine Zuchtmütter sind jetzt vorausgewählt

Ich habe am Freitag alle Stockkarten ausgewertet und mich am Ende für zwei Zuchtmütter entschieden.
Jetzt passiert nichts anderes, als dass ich von diesen jeweils nachziehen und die Töchter dann zur Annaburger Heide auf die Belegstelle fahren werde. Dort steht eine Schwesterlinie der Drohnenlinie von letztem Jahr, und somit hoffe ich, einfach etwas Konstanz in den Zuchtstoff zu bekommen.

Als Zuchtmütter habe ich jene ausgewählt, die im Raps nicht in Schwarmstimmung geraten sind, und die trotz Raps friedlich waren. Dazu aber später noch 1-2 Worte.

Unterm Strich habe ich letztes Jahr 23 Königinnen begattet von der Annaburger Heide nach Hause gebracht. Von diesen 23 sind 21 aus dem einen oder anderen Grund durchgefallen, eingegangen, umgeweiselt worden, sodass zwei Kandidatinnen übrig geblieben sind, die ein relativ homogenes Bild über alle Leistungsmerkmale und über die Zeit gezeigt haben.

Ich habe bereits von zwei weiteren Königinnen umgelarvt, und teste deren F1.
Auch das sind zwei aus jenen 23 genannten Zuchtmüttern – allerdings habe ich die “nur” in Miniplus bewertet, ohne Stockkarte, und rein nach Intuition. Diese beiden waren immer friedlich, ruhig und hatten eine gute Frühjahrsentwicklung. Auch sind die Miniplus eher stiefmütterlich im letzten Sommer gegen die Varroa behandelt worden, und trotzdem sahen die gut aus. Aus der ersten Serie sind schön güldene Weiseln geschlüpft, die jetzt ihrer Begattung harren, eine zweite Serie reift derzeit im Brutschrank.
Das sind F1 Tests, um damit indirekt die Mütter zu testen.

Full Swing

Diese Woche steht an:

  • In Begattungseinheiten Zellen brechen und Zellen stecken,
  • Königinnen für den Verkauf vorbereiten,
  • Völker kontrollieren, Wassergehalt messen, fluchten.
  • Ernten und schleudern.
  • Drohnenwaben ernten und zu einem Drohnensammelableger zusammenstellen.
  • Neue Serie umlarven,
  • dafür einen Starter erstellen,
  • am Wochenende mit Miniplus und dem Drohnensammler zum Zuchtgruppentreffen fahren und dort die Weiseln künstlich besamen lassen.

Klingt gar nicht so viel, aber ich habe eine DINA4 Seite voll geschrieben mit Details, damit ich nicht irgendwo irgendetwas vergesse.

Es läuft also alles wieder auf Vollgas, und es geht jetzt erst richtig los.

Überlegungen zur Zuchtauswahl

Bei der Zucht habe ich zwei Probleme, die voneinander abhängen:

  • Ich muss eine gute Selektion vorantreiben,
  • bei gleichzeitig knapper Zeit.

Ein Bienenjahr ist (zu) kurz um pro Jahr eine Zuchtmutter zu kören, erst recht dann, wenn sie im gleichen Jahr geschlüpft ist und begattet wurde. Eigentlich müsste man die potentiellen Kandidatinnen in die nächste Saison mitnehmen und dort auf Herz und Nieren prüfen, und sie dann erst zur Zucht verwenden. Das bedeutet aber, dass eine Königin, die dieses Jahr schlüpft, erst 2023 als Zuchtstoffspenderin dienen kann, und dann ist sie wieder in einem Alter, wo die Qualität der Larven möglicherweise schon am Nachlassen ist.

Wie geht man also damit um?

“Königinnen testen ist Töchter prüfen”

So oder so ähnlich hat es Peter Little in dem Buch “Interview with Beekeepers” umschrieben. Man prüft Königinnen, in dem man von ihnen Töchter zieht, die dann standbegattet werden. Wenn diese Töchter homogene Leistungen zeigen, in der gewünschten Ausprägung, dann – so Little – sind die Merkmale erbstabil vorhanden, die Mutter eignet sich entsprechend zur Weiterzucht.

Meine Überlegungen gehen jetzt also in genau diese Richtung, und ich werde sie hier mal versuchen, in eine verständliche Form zu bringen.

B3435(LS) als Ausgangsbasis

Ich habe eine Reihe von Kisten, in den stecken Töchter der B3435(LS), die folgendes Pedigree hat:

B3435(LS)=.18 – B3424(LS) otb S35(TK) :
.18 – B134(LS)1dr ins P24(KK)1dr :
.17 – B35(LS) ins B14Vt(RHO)
Pedigree B3435

Diese wurden verpaart auf der Belegstelle Annaburger Heide, gegen die Dronensippe der M61(DSU).

M61(DSU)=.18-M307(DSU)1dr(100%VSH) leyh B114(LS)1dr(88%VSH) :
.18-M16(IMR) ins B147Vt(LS) :
.15-M98(IC) mrk B53(MKK):
.14-M125(TR)ilv bal B54(TR):
.13-M62(TR) bal B47(MKK):
Dronensippe Annaburger Heide 2020

Der Schwerpunkt der Genetikauswahl lag auf potentiellen VSH Eigenschaften, wobei die Milbenzählung nach der OXS Behandlung Ende November hier noch keine besonderen Merkmale hervorbrachte, im Gegenteil.
Allerdings sind das allesamt durchgezüchtete Herkünfte, und mich interessiert neben VSH auch die eine oder andere Eigenschaft der Weiseln, sodass ich aus den vorhandenen Königinnen schon eine Auswahl treffen werde.

Ich werde also im Frühjahr die Entwicklung der einzelnen Völker beobachten und dokumentieren, um dann zwei bis drei potentielle Kandidatinnen auszuwählen, von denen dann jeweils eine erklägliche Anzahl Töchter gezogen wird. Ich hoffe, in meinem Imkerumfeld Kolleg*innen zu finden, die dann diese Königinnen in ihre Ableger stecken, um die dort zu bewerten – denn alleine habe ich keine ausreichende Zahl an Völkern zur Verfügung (zwar kann ich eine ganze Reihe Mini Plus beweiseln, aber diese sind in erster Linie dann für DIE EINE Kandidatin vorgesehen, und sollen auch auf Belegstelle gehen).

Möglicherweise werde ich dieses Jahr auf Risiko gehen müssen, und nach Intuition und Daten, die ich bis Anfang Mai habe, eine Königin auserwählen, um als Zuchtmutter zu dienen, von der aus ich dann weitermache.
Von dieser Mutter mache ich dreißig Töchter klar, die allesamt auf die Belegstelle gehen und dann bis September in ihren Mini Plus bleiben und dort vorgeprüft werden.

Von den besten 2-3 2021 Töchtern ziehe ich dann im August F1, die in die Wirtschaftsvölker kommen.

Im Frühjahr 2022 weiß ich dann vielleicht, welche 2021 Königinnen das Zeug zur Zuchtmutter haben: Sie haben von Beginn an unter vergleichbaren Bedingungen gelegt, haben unter vergleichbaren Bedingungen überwintert und Töchter gestellt, die sich im Frühjahr 2022 beweisen konnten.

Vergleichbarkeit

Der zentrale Punkt ist die Vergleichbarkeit. Da ich möglichst viel miteinander vergleichen können will, bieten sich Mini Plus an. Königinnen, die mehr Brut anlegen, deren Bienen langlebiger sind, die weniger gefüttert werden müssen, weil sie viel finden, die friedlicher sind als ihre Schwestervölker, die sollten auch in Mini Plus vorausgewählt werden können.
Der dann entscheidende Test mit den F1 läuft dann über die Wirtschaftsvölker im nächsten Frühjahr.

Ein Vergleichstest, auf den ich gekommen bin, wenn es um die F1 geht, ist das späte Umweiseln mit schlupfreifen Zellen, wie Bernhard Heuvel es vorschlägt:
Man hängt im August in ein Volk eine schlupfreife Zelle. Zu dieser Zeit bereiten Völker mitunter auch natürlich stille Umweiselungen vor – und so bietet sich eine Möglichkeit, diesen Effekt zu nutzen: Die Jungweisel schlüpft, geht bestenfalls auf Begattungsflug und fängt an zu legen. Mitunter gehen beide Weiseln – die alte und die neue – parallel in den Winter, und erst im Frühjahr entscheidet sich das Volk für eine der beiden.
Sollte ich im Frühjahr jetzt feststellen, dass die F1 einer bestimmten Zuchtmutter häufiger nach wie vor vorhanden ist (also vom Volk trotz Alt-Weisel akzeptiert wurde), dann wäre das womöglich ein Indiz, dass die Mutter gute F1 hervorbringt.

Alles nur Gedankenmodelle

Bei allem handelt es sich um Gedankenmodelle. Das meiste daran ist der Tatsache geschuldet, dass ich keine 200 Völker oder mehr zur Verfügung habe, trotzdem aber nach Wegen suche, zielführend zu züchten, bzw. zu selektieren.

Es ist völlig unklar, ob diese Ideen zum richtigen Ergebnis führen, aber diese Suche ist ja auch der Spaß daran.

Ich denke, dass die Ausgangsbasis mit der o.g. Verpaarung vielversprechend sein kann. Ich weiß nur nicht, wie die richtige Auswahl unter den Nachkommen zu treffen ist. Es wird immer wieder vor Blendern gewarnt – Königinnen, die herausragend sind, deren Nachkommen aber die Eigenschaften zu sehr aufspalten.

Ich hatte so etwas letztes Jahr feststellen können: Ich hatte eine sehr solide Carnika F1, von der ich nachgezogen habe. Von den rund 20 Töchtern haben vielleicht 18 ein Verhalten an den Tag gelegt, welches man nicht in seiner Imkerei dauerhaft haben möchte. Sanftmut wurde hier in der Standbegattung zu sehr aufgespaltet.

Von daher eben die Prüfung der Zuchtmütter über die Töchter.
Mal sehen, was am Ende dabei herauskommt.

2021.1. – Viel ist ja nicht zu tun

Willkommen im neuen Jahr, liebe treue Mitleser.
Neues Jahr, neue Überschriftennummerierung, aber tatsächlich gibt es wenig bis gar nichts aus der imkerlichen Praxis zu berichten.

Neue Charge rühren

Die zeitaufwändigste Arbeit aktuell ist das fertigmachen einer neuen Charge Honig, die zuvor noch in ihren Eimern auf das Rühren und Abfüllen gewartet hat.

6×25 KG Eimer müssen durch das Melitherm und anschließend in den Rührer.
Mittlerweile bin ich damit durch, der Rührer ist voll, muss sich aber noch etwas abkühlen.

Dabei habe ich gelernt, dass Deckelwachs, welches man im Sommer nicht abgeschäumt hat, es durch das Seituch in den Honig schafft, und dann sich im Rührer abermals oben absetzt und abgeschäumt werden kann.

Was auch spannend ist: Auch wenn die Raumtemperatur bei 3°C liegt, so hält der doppelwandige Rührer auch ohne angeschalteter Heizung den Honig nach dem Melithermen auch nach 24 Stunden auf rund 25 Grad. Aber gut, 140 KG Lindenhonig haben scheinbar so viel Masse zum Energie speichern.

Bienenmonitoring – Proben nehmen

Pünktlich im Januar bekomme ich jedes Jahr Post vom LIB Hohen Neuendorf, mit freundlichen Neujahrswünschen von Frau Prof. Dr. Genersch und einem verspäteten Weihnachtsgeschenk, nämlich 10 Proberöhrchen für Totenfall.

Während ich also darauf gewartet habe, dass der Honig durch das Melitherm läuft, habe ich tote Bienen vom Gitterboden gekratzt und abgefüllt.

https://www.instagram.com/p/CKrF5KTH9uS/?utm_source=ig_web_copy_link

Als praktische Hilfsmittel dafür haben sich ein langer Haken aus der Hinterbehandlungsimkerei und eine Müllschippe erwiesen.

Wenn alles glatt geht werde ich die Proben morgen im Institut abwerfen, und dann steht der nächste Termin im März an, wenn Proben von lebenden Bienen entnommen werden.

Mein Vorteil als Imker bei der Teilnahme am DeBiMo ist neben einer kleinen Aufwandsentschädigung vor allem, dass ich von meinen eingereichten Proben immer auch das Ergebnis mitgeteilt bekomme: Wie hoch war der Milbenbefall, gab es Nachweise von Nosema, welcher Pollen ist in meinen Honigen etc. pp.

Außerdem habe ich regelmäßig einen sehr netten Plausch mit Marcello, dem durchführenden Imker vom Institut 🙂

Stockende Vorbereitungen

Ich habe noch viel auf dem Zettel: Beuten streichen, Zargen streichen, kleine Rampe für den Kaptarlift basteln, hunderte Mittelwände einlöten, Futter bestellen, pipapo.
Aber das Wetter lässt das Streichen nicht zu (zu kalt, keine beheizte Werkstatt vorhanden), das Wachs ist noch nicht aus der Umarbeitung zurück (und wenn es das ist, will ich das erste Mal das Wachs untersuchen lassen – inspiriert durch einen Vortrag von Jelle über Bienenwachs) und bei der Futterbestellung warte ich immer noch auf ein Angebot.

Die anderen Jahre lief das alles irgendwie weicher. Aber da war auch kein Corona, man konnte von Freunden die Werkstatt nutzen oder in den Baumarkt fahren (ach ja, ich wollte ja eigentlich noch die Drohnenrahmen frisieren) und alles war viel kleiner als heute.

Aber diese Woche kommt der Bus in die Werkstatt und bekommt eine Anhängerkupplung.
Da passiert zumindest mal etwas.

Überlegungen zur Zuchtauslese

Peter Little sagte es in dem Buch “Interview with Beekeeprs”: Zuchtauslese ist Töchter testen.
Man findet die Zuchtmutter über die Töchter. Selten hatte ich bei Lesen eines einzigen Satzes so einen Aha Effekt. Jemand namens Markus Gann, Züchter, hat das später in einem langen Vortrag auf YouTube in ähnlicher Form ebenfalls erwähnt.

Seitdem denke ich darüber nach, wie ich das mit meiner überschaubaren Zahl an Völkern realisieren kann, und so habe ich ein paar konkrete Ideen, die sich rund um Mini Plus drehen.
Aber dazu werde ich bei Gelegenheit einen eigenen Artikel schreiben.

Ansonsten plane ich derzeit grob meine kommende Zuchtsaison, und denke, dass ich wieder in die Annaburger Heide fahren werde. Das scheint sowohl von der Drohnenlinie als auch vom Organisatorischen für mich gut zu passen.

Wenn ich irgendwie eine Sammelverschickung erwische, werde ich auch versuchen, eine unserer Vereinsbelegstellen zu beschicken. Aber ich schaffe es zeitlich nicht, selber die Oie zu beliefern – das ist zu krass mit den Ankunftszeiten.

Der springende Punkt ist aber zunächst: Wie werde ich eine meiner B3435er, die ja letztes Jahr auf der Annaburger Heide waren, auswählen, um als Zuchtmutter herzuhalten?

Da bin ich irgendwie mit mir noch nicht im Reinen, wie ich das anstellen will, wo ich letztes Jahr noch keine Töchter gezogen habe.

Aber auch dazu später mehr.

2020.20 – Honig machen, Zuchtplanung, Internet leer kaufen

Honig machen

Honig schön machen – wäre eine passendere Bezeichnung.
Der neue Honigrührer im Team mit dem Melitherm machen einen prima Job. Die Linde, die erstaunlicherweise dieses Jahr im Eimer fest geworden ist, wird erst im Wärmeschrank angetaut, anschließend in den Melitherm gegeben, um dadurch praktisch auf Anfang zurückgesetzt zu werden, um dann im Rührwerk – dezent mit 2-3 KG Raps angeimpft, binnen drei Tage feinsteif gerührt zu werden. Anschließend noch abfüllen und etikettieren, und schon ist der Honig verkaufsfertig.

Ich mache jetzt 140KG Chargen, anders lohnt sich der Aufwand nicht, und so habe ich aktuell eine Charge mit rund 250 Gläser fertig, die jetzt in den Verkauf gehen. Insgesamt nicht viel, aber im Vergleich zu den Vorjahren wächst der Honigdurchsatz und -umsatz stetig.

Der Honigrührer macht bei der Konsistenz des Honigs einen echten Unterschied. Es ist jetzt das erste Mal passiert, dass Kunden mich direkt anrufen, um sich Honig zu sichern, bevor er alle sein könnte, weil er ihnen so gut geschmeckt hat.
Ein Renner dabei ist Rapshonig, wobei ich denke, dass jetzt der Lindenhonig mittelfristig noch besser ankommen sollte – er hat einfach den aufregenderen, feineren Geschmack.

Zuchtplanung

“Zucht ist Töchter beurteilen”, habe ich neulich von Peter Little gelesen, einem englischen Imker, der eine alte Belegstelle von Bruder Adam in Dartmoore betreibt.

Er spielt damit auf die Erbfestigkeit an, die eine Zuchtmutter unter Beweis stellen muss, indem ihre Töchter standbegattet und dann geprüft werden. Zeigen diese Töchter dann zuverlässig ausreichend positive Eigenschaften der Mutter?

Und so ist ein Schwerpunkt der Planung für die Zucht kommendes Jahr, Leute zu finden, die bereit sind, unbegattete Töchter meiner potentiellen Zuchtmütter zu testen. Das ist gar nicht so einfach, und alleine habe ich nicht genug Völker, alles selbst zu testen.

Jetzt vernetzt man sich also über Jahre mit anderen Imkern, und wenn man dann fragt, ob sie Königinnen für einen Selbstkostenpreis nehmen und testen würden, dann ist die Reaktion bisher eher verhalten.
Ich denke, ursächlich dafür ist, dass die wenigsten Imker mit zwei bis sechs Völkern sich bewusst machen, welchen Unterschied Königinnen machen, die züchterisch bearbeitet worden sind – und genau das ist mein Netzwerk: Die Kleinstimker mit wenigen Völkern im eigenen Garten.

Um möglichst viel selbst testen zu können, erhöhe ich noch meinen Bestand an Mini Plus Einheiten. Wenn ich es leisten kann, will ich mit 35 Einheiten arbeiten, sodass ich beispielsweise drei Zuchtmütter à 10 Töchter testen und vergleichen kann.
Das ist nicht die Welt, aber besser als nichts.

Diese drei Zuchtmütter werde ich versuchen bis Mai aus einem Bestand von rund 15-20 Kandidatinnen auszuwählen, indem ich Auswinterung, Milbenbefall, Sanftmut und auch den Honigertrag im Raps und der Obstblüte berücksichtige – plus eine Priese rein subjektiver Wahrnehmung und eigenem Gusto. Damit da aber etwas miteinander zu vergleichen ist, soll im Frühjahr, also im März, ausgeglichen werden – damit alle Königinnen etwa einen gleichen Start in die neue Saison haben.

Sollte sich dann ein klares Bild über ein bis zwei Zuchtmütter ergeben, welches überzeugt, dann sollen weitere Töchter zu einer passenden Belegstelle gekarrt werden, um der Reinzucht Vorschub zu leisten um ggf. Merkmale zu verfestigen. Aber dazu brauche ich dann definitiv Beratung durch den Zuchtverband, um die passende Anpaarung zu finden.

Das ganze Internet leerkaufen

Meine Bestellungen haben dieses Jahr einen Umfang – da kommt nicht mehr die Post, da kommt eine Spedition.

Insbesondere die Edelstahlhardware plus die Umstellung auf Dadant brauchen Platz und Geld.
Die letzte Saison hat mir deutlich gezeigt, wo im Betriebsablauf die Engpässe sind, und so ich nur reagieren und nicht mehr agieren kann.
Deswegen kommen so Dinge ins Haus wie ein Deckelwachsschmelzer oder eine Honigpumpe. Auch ein Klärfass ist dabei und nicht zuletzt ein Beutenheber. Die meisten Anschaffung drehen sich dabei um Hebetechnik, bzw. das Vermeiden vom Heben von Dingen.

Ein Deckelwachsschmelzer ist eine Investition, die sich im Grunde recht schnell amortisiert: Aus 30 KG Deckelwachs-Honigmischung lassen sich 25 KG Honig und 5 KG Wachs ausschmelzen. Bisher wandert dieser Honig bei mir in den Abfluss, nachdem das Wachs ausgeschmolzen wurde. So hingegen kann dann der Honig ins Glas gehen, und das Wachs zum Umarbeiter.

Das Klärfass soll den Flaschenhals beim Schleudern lösen, der entsteht, wenn der Honig nach der Schleuder nicht schnell genug weg kann. Doppelsiebe waren schon dieses Jahr keine Lösung, und wenn man die Eimer ungefiltert wegstellt, dann hat man später recht viel Aufwand, alle einzeln abzuschäumen, bzw. zu filtern.
Einfacher wird es werden, wenn der Honig sich in einem Klärfass absetzen kann, um dann einmal abgeschäumt und in Eimer, jetzt vorgeklärt durch bspw. ein Doppelsieb, abgelassen zu werden.

Eine Honigpumpe fand ich immer unnütz – bis ich dieses Jahr Honigmengen von einem Gerät ins andere bewegen musste, bei denen der Rücken irgendwann weh tut.
Wenn man einen Melitherm vor das Rührfass schaltet, dann muss der Honig aus dem Auffangbehälter des Melitherm (in meinem Fall ein 50 KG Abfüllkübel) ins Rührfass.
Jetzt kann man entweder alles portionsweise in einem Eimer ablassen und umschütten, oder man pump einfach um.
Ich bin so weit, dass ich umpumpen möchte.

Ein Beutenheber hat nur einen Zweck: Meinen Rücken vor irreparablen Schäden beim Wandern zu schützen. Ja, das Teil kostet 1000 EUR, aber mein Rücken, einmal kaputt, ist in Geld nicht aufzuwiegen. Insofern ist das ein lohnende Investition – und wandern muss ich, eine Standimkerei macht für mich keinen Sinn.

Dann brauche ich noch Ablegerkästen für Dadant und viele Honigräume plus Rähmchen für alles. Weil ich jetzt nicht mehr alles scheibchenweise kaufe, sondern gelernt habe, dass man am Besten alles auf einmal shoppt, muss dann eben eine Spedition kommen, weil da einfach größere Volumina verschickt werden.

Ich hätte mir nie vorstellen können, dass die Imkerei mal so aus dem Ruder läuft.
Vieles von dem, was ich heute als zwingend notwendig erachte, um alles am laufen zu halten, schien mir anfangs völlig übertrieben. Mittlerweile haben sich meine Maßstäbe allerdings völlig verschoben…

2020.18 – Überlegungen zu einem geänderten Varroa Konzept

Die Probleme mit der TBE

Die Totale Brutentnahme (TBE) ist eine der wirklich wirksamen, wetterunabhängigen Varroabehandlungsmaßnahmen, die ohne Ameisensäure auskommt und sich dabei die Bienenbiologie zunutze macht.

Ich werde das an dieser Stelle nicht erneut erklären, aber die Tatsache, dass man neben der Varroabehandlung auch noch Völkervermehrung und Wabenerneuerung in einem Abwasch mit erledigen kann, ist ausgesprochen hilfreich und effizient.

Allerdings: Neben den vielen positiven Aspekten gibt es auch eine Reihe negativer, die nicht unerwähnt bleiben dürfen:

  • TBE ist immer auch Materialschlacht. Man benötigt sehr viel Material, in FOrm von Beuten und Rähmchen.
  • Nach einer TBE hat man möglicherweise deutlich mehr Völker, als man am Ende wirklich haben möchte.
  • Diese neuen Völker, i.d.R. die Brutscheunen, brauchen einen eigenen Platz, zumindest bis sie behandelt worden sind, und
  • diese neuen Völker gehen oftmals aufgrund der Vorbelastung etwas schwächer in den Winter (was nicht schlimm sein muss – kommt auf die Ziele an, die man mit jenen Völkern verbindet).
  • Das Setzen auf Mittelwände ist für das behandelte Volk ein Kraftakt – gerade jene Völker, die vor der Behandlung einen hohen Milbenbefall hatten, (>3% phoretischen Befall), tun sich schwer, neues Wabenwerk zu errichten und große Mengen Brut aufzuziehen.

Grenzwerte für eine TBE

Disclaimer: Die nachfolgenden Aussagen beziehen sich auf eine TBE, die Mitte bis Ende Juli durchgeführt wird! Eine TBE Mitte Juni kann zu anderen Ergebnissen führen!

Ich beobachte jetzt im zweiten Jahr, dass die Vorbelastung eines Volkes ausschlaggebend dafür ist, wie stark das Volk nach einer TBE einwintert.

Die TBE rettet ein stark belastetes Volk nicht mehr, stattdessen wird es mit der TBE überfordert, verliert zusehens an Bienenmasse und muss letztlich aufgelöst oder vereinigt werden.

Ein mittelschwer belastetes Volk schafft zwar den Neuaufbau des Wabenwerkes und das Anlegen ausreichender Mengen an Brut, allerdings werden weniger Bienen aufgezogen, das Volk geht schwächer in den Winter.

Insgesamt scheinen mir bei meinem aktuellen Kenntnisstand folgende Grenzwerte halbwegs sichere Ergebnisse zu produzieren:

Phoretischer Befall (Alkoholauswaschung)Maßnahme
<= 3%TBE auf Mittelwände möglich
> 3%, <= 5%TBE auf Leerwaben möglich
>5%TBE sollte unterbleiben, Alternativen notwenig
Grenzwerte für eine TBE

Welche Behandlung bei welchem Grenzwert?

Bei einem geringen Befall von unter 3% phoretischen Befalls ist eine Behandlung mittels TBE auf Mittelwände unproblematisch. Bei um die 3% wird es mitunter schon schwierig.

Grundsätzliche Beobachtung: Bei einer TBE, bei der das Volk auf ausgebaute Leerwaben gesetzt wird, schwindet weniger Bienenmasse und das Volk erstarkt schneller und stärker, als wenn es auf MW geschlagen wird.

Das Setzen auf Leerwaben hat aber zur Folge, dass man schneller mit OXS behandeln muss! Man kann keine 7-9 Tage warten, man sollte eher nach 3 Tagen behandeln, andernfalls können sich verbleibende Milben bereits wieder in den Futtersaft von Larven gerettet haben.

Bei über 3% bis rund 5% phoretischem Befall sollten in jedem Fall Leerwaben verwendet werden, auf welche das Volk gesetzt wird. Andernfalls würde ich den Behandlungserfolg als gefährdet ansehen. Meiner Beobachtung nach haben es solche Völker schwer, ausreichend Bienenmasse bis zum Winter aufzuziehen, wenn sie zusätzlich noch alle Waben ausbauen müssen.

Sollte der phoretische Befall 5% übersteigen, sind meines Erachtens andere Behandlungsmethoden vorzuziehen:

  • Es wird jetzt alles benötigt, was an Bienenmasse greifbar ist.
  • Daher sollte die Brut nicht entnommen werden. Gleiches gilt für das Wabenwerk.
  • Gleichzeitig muss Brutfreiheit hergestellt werden, weil eine Behandlung bei Brutfreiheit sehr effektiv und mit Oxalsäure auch hinreichend bienenschonend ist.
  • Die Behandlung dieser Kandidaten sollte bestenfalls passieren, bevor andere Völker am Stand behandelt werden!

Aus praktischer Sicht wird man davon ausgehen müssen, dass man einen zu hohen phoretischen Befall entweder so zeitig bemerkt, dass der kritische Wert von 5% noch nicht überschritten ist (bspw. durch regelmäßige Kontrollen mit Alkoholauswaschung), oder man ihn erst bemerkt, wenn die Behandlung konkret ansteht.

In diesem Moment sollen aber meist eh alle Völker behandelt werden, insofern wird der letzte Spiegelstrich der Aufzählung schwierig umzusetzen sein.
Daher: Wenn möglich, wollten Völker mit einem hohen phoretischen Befall zur Behandlung auf einen Quarantäne Stand gebracht werden.

Behandlungskonzept für Völker mit zu hohem phoretischen Befall

Der zentrale Punkt ist hier, wie auch bei der TBE, das Herstellen von Brutfreiheit.

  • Tag 0: Betroffene Völker auf einen Quarantäne Stand bringen.
  • Tag 1: Königin abfangen und entweder abdrücken oder mit einer Kelle Bienen in ein Apidea geben (kann als Backup also aufgehoben werden)
  • Tag 5: Nachschaffungszellen brechen.
  • Tag 9: Letzte Nachschaffungszellen brechen.
  • Tag 10: Unbegattete Weisel einlaufen lassen oder unter Futterteigverschluss zum Ausfressen reingeben.
  • Tag 22-23: Volk ist brutfrei, bzw. hat keine verdeckelte Brut mehr, bestenfalls Larven der neuen Königin. Daher: Prüfen, ob Königin legt und Volk mit Oxalsäure im Sprühverfahren behandeln.
  • Ab Tag 23: Portionsweise flüssig auffüttern.

Was zu beachten ist

Es werden zwei Mal Nachschaffungszellen gebrochen.
Bienen wollen schnellstmöglich eine neue Königin haben, und werden daher auch aus älteren Larven versuchen, sich eine zu ziehen. Daher kann es passieren, dass eine Prinzessin früher schlüpft als erwartet. Nach 5 Tagen findet man gut die ersten Zapfen, die man ausbrechen kann, und nach 9 Tagen staunt man dann, wie viele Zellen man beim ersten Mal übersehen hat.

Nicht zu früh füttern!
Wenn das Volk nicht eh Futterreserven am Brutnest hat, dann entweder einer Futterwabe fluglochfern einhängen, oder – wenn keine FW vorhanden ist – Futterteig in einer Futtertasche fluglochfern geben.
Völker ohne Weisel haben mitunter eine schlechte Fluglochwache und können somit leichter Opfer von Räuberei werden. Da wir hier von Juli reden, ist Räuberei grundsätzlich aktuell und die Vermeidung selbiger anzustreben.
Auch das Flugloch zu verkleinern ist sinnvoll.
Wenn eine legende Königin im Volk ist, kann die langsame Auffütterung für den Winter beginnen.

Einweiseln
Nach einem Tag hoffnungsloser Weisellosigkeit wird ein Volk in der Regel eine Prinzessin ohne weiteres akzeptieren.
Von daher kann man ein Rähmchen ziehen, auf welchem sich Rest-Brut befindet, und die Weisel dort einfach rauf laufen lassen. Jetzt kann man beobachten, ob und wie die Annahme der Arbeiterinnen aussieht. Aller Wahrscheinlichkeit wird die Weisel wenig Beachtung finden, über die Wabe laufen und ihren Kopf in die nächste Zelle mit Nektar stecken.

Wenn man unsicher ist, kann man den Käfig mit der Prinzessin auch einfach auf die Oberträger legen und beobachten, was passiert.
Wenn die Arbeiterinnen die Weisel im Käfig bemerken, werden sie vermehrt aus den Wabengassen aufsteigen und auf den Käfig krabbeln. Ein paar Arbeiterinnen werden anfangen, mittels Flügelschlag und aufgerichtetem Hinterteil die frohe Pheromonkunde zu verbreiten, andere werden versuchen, die Königin durch den Käfig zu füttern.

Auch hier kann die Königin dann einfach freigelassen werden.
Wenn man Angst hat, dass die Weisel wegfliegt, kann auch den Ausfressschutz ausbrechen und den Käfig zwischen zwei Waben klemmen.

Bei dieser Variante einer Behandlung erreicht man nahezu das Gleiche, wie bei einer TBE: Man behandelt bei Brutfreiheit.
Gleichzeitig verliert man weder die alte Brut (und damit auch eine ganze Reihe noch gesunder Bienen, sprich: Bienenmasse), noch das alte Wabenwerk.

Die fehlende Erneuerung des Wabenwerkes könnte auch ein Kritikpunkt sein, allerdings halte ich persönlich altes Wabenwerk solange für unbedenklich, so lange es nicht durch Verfälschungen im Wachs, Pestizide/Herbizide/Fungizide oder Rückstände chemischer Varroabehandlungen belastet ist.
Bezüglich der Übertragung von Viren über das Wabenwerk würde ich mir weniger Gedanken machen, als über den Stress für die Bienen, welcher beim Neubau des gesamten Wabenwerkes entsteht. Notfalls erfolgt die Bauerneuerung eben im darauffolgenden Jahr.

Das ein Volk dabei gleich umgeweiselt wird, ist ein positiver Nebeneffekt: Völker, welche mit einer jungen Königin in den Winter gehen, haben höhere Überlebenschancen.
Im Sinne einer Selektion könnte man auch argumentieren, dass die alte Kö keine Merkmale einer Varroaresistenz zeigte, und deswegen aus dem Genpool entfernt wird.

Fazit

In den letzten Jahren war bei mir die TBE ein willkommenes Mittel, Völker auf ein neues Rähmchenmaß zu setzen.

Ich werde damit auch nächstes Jahr weiter machen, da ich immer noch dabei bin, alles auf Dadant umzustellen.

Allerdings werde ich jene Völker, die schon auf Dadant sitzen, nächstes Jahr so behandeln, wie ich es gerade geschildert habe: Entweiseln, auf Brutfreiheit warten und zwischendurch mit einer Prinzessin bestücken.

Ich will mir damit einen Teil der Materialschlacht ersparen, hoffe auf stärkere Einwinterungen, erledige das Umweiseln schon im Juli, und nicht erst im September, und werde den Völkerbestand schon ab Frühjahr eher mit Kunstschwärmen erweitern.

Das wird mir bestenfalls einen Teil der Arbeit ersparen und verhindern, dass meine Völkerzahlen völlig aus dem Ruder laufen. Damit wäre mir schon sehr geholfen.

In jedem Fall möchte ich endgültig von der Ameisensäure weg – das ist einfach ein hässlicher Anblick, wenn es schief geht. Und es gibt bessere Methoden.

2020.14 – Über Fehlschläge

Heute soll es mal über Fehlschläge in meiner Imkerei gehen, denn die passieren überall. Die allermeisten Fehlschläge gehen auf Fehler des Imkers zurück, Nachlässigkeiten, Unzulänglichkeiten, Schlamperei oder Unachtsamkeit.
Und natürlich bin ich da keine Ausnahme.

Die Imker, die ihre Aufgabe als Bienenhirte ernst nehmen, sind diejenigen, die in einem Gespräch auch offen zugeben, Fehler zu machen, und diese zu teilen, damit andere nicht in die gleichen Fallstricke laufen. Misstrauisch sollte man denjenigen gegenüber sein, die meinen sie hätten so viel Wissen, Erfahrung, Routine – sie würden keine Fehler machen.

Gerade Routine verführt zu Nachlässigkeiten…

TBE, und alle Bienen vor der Beute

Da macht man eine TBE, schlägt die Völker in tolle, jungfräuliche Dadant-Beuten, und bei der Kontrolle einen Tag später, hängen alle Völker in einer Traube vor und unter ihren Beuten.

Der Grund ist schnell gefunden: Es wurde nach der TBE nicht SOFORT gefüttert, sondern erst 4 Stunden später.

Damit war die neue Behausung komplett uninteressant, weil nur Mittelwände, vier Wände, ein Deckel und sonst nichts vorhanden war.

Also habe ich erst Brutwaben der Brutscheunen rein gehangen, ohne Erfolg – die Bienen sind nicht wieder eingezogen. Dann habe ich, mittlerweile drei Tage nach der TBE, alle Völker unter ihren Kisten rausgeholt, so, wie man auch Schwärme fängt, und in ihre Kisten geschlagen.
Das war alles sehr mühsam und sehr zeitintensiv, wenngleich es letztlich aber zum Erfolg geführt hat.

Räuberei

Zu dieser Jahreszeit ist Räuberei ein täglicher Begleiter. Rähmchen aus der TBE einschmelzen? Zack, die Luft ist voller hektischer Spürbienen.
Ganz schlimm: Versehentlich einen klitzekleinen Spalt eines Fensters zum Schleuderraum auflassen, in dem noch die honigfeuchten Waben in ihren Zargen stehen.

“Da fliegt der Schleuderraum!” ist eine passende Umschreibung, die ich bei einem Altimker gehört habe. Und natürlich ist mir das dieses Jahr auch passiert.

Die ganze Nummer ließ sich auch nicht mehr einfangen, bis ich die Notbremse gezogen, und alle geschleuderten Honigräume an einen ganz anderen Platz gefahren habe.
Auch hier wieder: Ohne Ende Sonderfahren und Zeit investiert, um ein Problem zu lösen, welches vermeidbar gewesen wäre.

Genauso das Überlaufen eines Kanisters mit Sirup. Sirup aus dem Rührfass abfüllen, nur schnell etwas holen gehen wollen, und schon läuft der Kanister über und ergießt sich in großer Pfütze auf der Terrasse. Man muss schon schnell sein, einen Wasserschlauch heranzuschaffen und die Plörre anständig zu verdünnen.

Oder Brutscheunen: Brechen mitunter überraschend schnell zusammen, und wenn man an den Stand kommt, gibt es diese eine Beute mit dem ganz verklebten Flugloch, und drin keine einzige Biene und kein Fitzelchen Futter mehr. Dafür ahnt man, dass diese Scheune ihre Milbenlast munter über den Stand verteilt hat.

Königinnen killen!

Königin zeichnet, wieder über Oberträger zusetzen wollen und plötzlich hebt das Mistvieh ab und fliegt weg. Hoffen, dass sie den Weg zurück findet, weil sie dort ja auch begattet wurde, aber eine Woche später feststellen, dass Nachschaffungszellen gezogen wurden.

Hätte ich nur ein, zwei Wochen gewartet, wäre die Königin flugunfähig gewesen, weil voll in Eilage. So aber war eine gute Weisel mit guter Herkunft verloren.

Beim Umweiseln verliert man auch gerne Königinnen.
Drei Völker, alle am Vormittag entweiselt und nachmittags über Spundloch ein Apidea aufgesetzt. Zwei Völker nehmen die Weiseln an, eine wird gekillt. Hätte ich 9 Tage gewartet, wäre die Wahrscheinlichkeit einer Annahme viel höher gewesen, als die tatsächlichen 66%, aber ich hatte ja keine Zeit.

Königin verletzten, abquetschen bei der Durchsicht – ist mir auch schon passiert, wenn auch unbemerkt.

Völker killen mit Ameisensäure!

Eigentlich funktioniert so ein Nassenheider Verdunster ja zuverlässig. Aber wenn man keine Zeit hat, nach 24 Stunden die Verdunstungsmenge zu kontrollieren, funktioniert er garantiert nicht wie gedacht, obwohl er das vorher viele dutzend Male sehr wohl getan hat – so will es Murphys Gesetz.

So auch dieses Jahr, wo ich nach 5 Tagen die Verdunstungsmengen endlich kontrollieren wollte, nur um festzustellen, dass ein Volk hinüber war, und alle anderen Brutschäden hatten. Während dort die Königinnen noch lebten, lag bei einer Kiste das halbe Volk tot im Boden, samt Königin, der klägliche Rest hing vor dem Flugloch an der Beutenwand oder beim Nachbarn als kleine Traube im Apfelbaum.

Solche Nachlässigkeiten werden gnadenlos bestraft, allerdings trifft die Strafe dann die Bienen, die nichts dafür können.

Mir war so sehr nach heulen zumute, dass ich mir vorgenommen habe, nie wieder Ameisensäure zu verwenden. Was immer ich in Zukunft auch mit der Varroa anstelle – Ameisensäure nicht mehr, egal wie unproblematisch die Anwendung in den Jahren zuvor auch gewesen sein mag.

Brutscheunen klappen ab

Dieses Jahr die TBE einfach mal drei Wochen später gemacht, und schon ist die Milbenlast in den Brutsammlern so hoch, dass auffällig viele Brutscheunen zu schwach sind für eine Einwinterung. Eine Brutscheune hat es gleich ganz erwischt (siehe oben).

Auch ist der Begattungserfolg der zugesetzten Weiseln eher dürftig. Etwa die Hälfte ist OK in Eilage gegangen, die andere Hälfte hat entweder keine Weisel oder bereits Zellen einer Stillen Umweiselung.

Da kann ich die kommenden Wochen noch viel zusammenlegen und dann Waben einschmelzen.

Altwaben werden wieder lebendig

Da macht man eine TBE, um Kuntsch Kisten abzulösen und packt die alten Brutwaben bienendicht weg, weil man sie nicht weiter verwenden will.
Wenn man diese Waben dann ausversehen eine Woche lang vergisst…

Bei sommerlichen Temperaturen verwesen Dinge erstaunlich schnell. Und Maden tauchen auch plötzlich von irgendwoher auf. Das gilt auch für Bienenbrutwaben.

Hätte ich das ganze mal von Anfang an zuende gedacht, hätte ich die Brut auch von einem unerwünschten Rähmchenformat sammeln und ausbrüten lassen können, um dann 10 Tage später darauf Kunstschwärme zu machen.
Aber ich hatte die Dinge natürlich nicht zuende gedacht – und so roch es mit einem mal so komisch im Wabenlager, und als ich dem auf den Grund ging, fand ich den Schlamassel.

Dann sitzt man fluchend spät abends, von tausenden Räuberbienen umschwirrt, auf der Terrasse und schmilzt duzende Rähmchen ein, die bereits ein erneutes Eigenleben entwickelt haben.

Worüber ich aber froh bin…

Ich habe die Saison bisher gesund überstanden… toi, toi, toi.
Mein Rücken hat mitgemacht, mein Immunsystem ebenfalls. Das darf gerne so bleiben.

Manche Dinge haben auch gut geklappt, beispielsweise bisher die Nach- und Aufzucht einer ersten Buckfastlinie (die Mutter ist eine VSH starke Buckfast von Stefan Luff aus Bayern, die Töchter, die von mir gezogen wurden, sind mit einer VSH starken Linie auf der Belegstelle Annaburger Heide angepaart worden)

Auch der Honigertrag war anständig – wenngleich ich Sorge habe, wie ich diese Mengen vermarkten soll.

Für die Menge an Völkern hielt sich die Menge an Schwärmen in Grenzen und ich konnte letztlich doch – zumindest bisher – die Bienen so weit managen, dass es keine größeren Ausfälle gab. Die Frage ist natürlich immer, ob das auch so bleibt…

2020.12 – Zurück von der Belegstelle

Am Freitag bin ich nach Sachsen-Anhalt gefahren, um meine Begattungseinheiten von der Belegstelle Annaburger Heide zu holen.

Vorher hatte ich noch schnell ein paar Transportvorrichtungen für Mini Plus Beuten gebaut, was dann vor Ort das Verladen deutlich erleichtert und zu einer guten Ladesicherung geführt hat. Aber da steckten auch wieder vier Abende Arbeit drin, die vorher nicht eingeplant waren.

Die 26 Einheiten habe ich dann zu unserem neuen Imkereigelände gefahren und dort aufgestellt, um dann am Sonntag den Begattungserfolg zu prüfen. 22 von 26 sind in Eilage, eine Königin ist zwar da, aber diese hing bei Abholung unter der Beute, umgeben von einer Traube Bienen, und hatte noch nicht richtig anfangen können zu brüten.

Manche Königinnen hatten schon verdeckelte Brut, andere noch offene, aber insgesamt sah das Ergebnis besser als erhofft aus.

Verflug

Bei der Durchsicht der BGE ist mir folgendes aufgefallen:
Ich hatte eine reine Carnica Begleitmannschaft den Königinnen mitgegeben – alle Bienen hatten das Carnica Grau, ohne Ringe.
Nach den 14 Tagen Belegstelle war ein Viertel bis ein Drittel der Damenschaft rot geringelt.
Obwohl die BGE alle in Einzelaufstellung stehen, die Beuten selbst sehr unterschiedlich in Form und Farbe sind, betteln sich sehr viele Fremde Bienen in die kleinen Kistchen ein.

Für mich war das ein Augenöffner, insbesondere hinsichtlich der Implikationen bei der Verbreitung von Krankheiten an einem Stand.

M+ sichern

Ein Tipp: Wenn man mit neuen M+ auf Reisen geht, sollte man die Rähmchen mit Pinwand-Nägeln fixieren. Andernfalls rutschen sie etwas herum oder auseinander, und der Beespace stimmt dann nicht mehr, was sich nach zwei Wochen dann mitunter unangenehm zeigen kann.

Ableger platzen immer noch

Ich habe meine Ableger inseriert, aber niemand will sie derzeit kaufen. Ich schätze mal, alle haben selber genug Bienen, und niemand möchte welche kaufen.

Also muss ich die jetzt alle irgendwie aufheben und über den Winter bringen und dann im Frühjahr verkaufen.
Nach einem Winter sollte der Bedarf an Völkern in der Regel höher sein als jetzt…

Was allerdings komisch ist: Wenn man Buckfast Ableger hat, dann wollen das alle kaufen. Warum eigentlich?

Hatte ich geschrieben, dass ich alles, was nicht Dadant und Mini Plus ist, abgeben und verkaufen möchte?