2020.9 – Hamsterrad

Jetzt ist jener Punkt in der Saison erreicht, in dem die Arbeitsprozesse alle zerfasern, und man wie ein Hamster in seinem Rad rennt und rennt, und doch nicht vom Fleck kommt.

Wenn man alles als Volk zählt, was eine Königin und Bienen in der Kiste hat, dann hat sich mein Bestand in den letzten 5 Wochen etwa verdoppelt.

Zu Beginn einer Saison ist alles irgendwie halbwegs gleich. Es gibt stärkere und schwächere Völker, bei manchen muss man etwas unternehmen, aber in der Regel reicht es, wenn man einmal pro Woche zu den Bienen fährt und Durchsichten macht, wenn überhaupt.

Irgendwann beginnt man dann mit der Königinnenvermehrung und Ablegerbildung.
Das ist aber alles Termingeschäft. Der Rhythmus geht immer rund um die Abstände 1,5,7,21 Tage zwischen den unterschiedlichen Arbeitsschritten. Manches geht auch schief, sodass man spontan nacharbeiten oder sonstwie eingreifen muss, und die Zählzeiten zwischen Arbeitsschritten sich verschieben.

Gleichzeitig wandert man seine Völker in unterschiedliche Trachten, sodass sich der Bestand im Umkreis verteilt, und man jetzt nicht mehr einen Tag, sondern eher zwei oder drei Nachmittage benötigt, um alle Stände abzufahren.

Zwischendurch muss noch Honig geerntet, geschleudert und gerührt werden – Arbeiten, die man irgendwo zwischen quetscht. Und dann passiert es, dass man im Schleuderraum steht, und plötzlich das Smartphone klingelt, mit aufgeregten Nachbarn am anderen Ende, weil gerade ein Schwarm aus einer Kiste raus ist, und alle in heller Aufregung sind, man ins Auto springt, durch den Landkreis gondelt, den Schwarm einfängt und wieder zurück zum Honig fährt.

Irgendwie ist immer etwas zu tun, sei es, man rührt Futter an, rührt den Honig, fängt einen Schwarm ein, füllt Honig ab, designed Etiketten, fährt Völker von A nach B oder kümmert sich um die Zucht.
Am Freitag fahre ich beispielsweise 3 Stunden nach Lübeck, Zuchtstoff holen. Am gleichen Tag fahre ich die 3 Stunden auch wieder zurück. Am Samstag stecke ich die angepflegten Zellen in Pflegevölker, um sie dann die Woche darauf in den Inkubator umzusiedeln. Am 13. Juni fahre ich mit den dann geschlüpften Königinnen nach Sachsen, auf eine Belegstelle, um diese Kisten dann, zwei Wochen später, wieder abzuholen.

Das ist alles sehr aufwändig, aber irgendwie auch sehr schön. Ich lerne die ganze Zeit dazu, der Erfahrungsschatz wächst mit der Zahl der Völker, und die gleiche Zeit, die ich letztes Jahr investieren musste, investiere ich jetzt auch, nur dass ich doppelt so viele Völker gemanaged bekomme.

Trotzdem kommt immer irgendwann in der Saison der Punkt, an dem man die Nase voll hat, und sich fragt, warum man sich das alles freiwillig antut.

Aber dieser Punkt ist noch nicht gekommen. Noch nicht.

2020.8 Hochsaison

Die letzten Tage waren vollgepackt mit Arbeit, daher auch die Verzögerung bei den Postings.

Wir sind immer noch damit beschäftigt, die Wohnung meiner Mutter aufzulösen, während die Bienensaison auf Hochtouren läuft. Zwischendurch haben wir den Raps und die Obstblüte geschleudert und ein Teil der Völker aus dem Rap zurück gewandert.
Außerdem ist eine weitere Serie mit Königinnen in der Mache, diesmal Töchter von einer gekörten Carnica Zuchtmutter.

Raps – naja…

Der Rapsertrag blieb hinter meinen Erwartungen zurück. Hatte ich im Vorfeld gehofft, 15-20 KG Raps pro Volk zu ernten, so waren es am Ende nicht einmal 10 KG und Volk. Allerdings hat sich hier auch eine alte Imkerweisheit bewahrheitet: Wandere nur mit den stärksten Völkern!

Ich hatte alle Monitoring-Völker mitgenommen, egal wie stark oder schwach diese aus dem Winter gekommen waren. Und tatsächlich haben die Stärksten auch einen Ertrag um 15 KG eingesammelt, während der Schnitt dann von den Schwächsten nach unten gezogen wurde (manche haben gerade mal einen halben Honigraum mit Mühe voll bekommen).

Neue Schleudertechnik

Mit dem Raps- und der Obstblütenhonig wurde dann auch das erste Mal die große Radialschleuder eingesetzt.

Das Schleudern von Flachzargen in einer großen Radialschleuder ist ein Traum. Mit 42 Rähmchen beladen schickt man 3 1/2 Zargen in einem Rutsch durch das System, womit sich richtig gut Strecke machen lässt.

Ergänzend hatten wir einen Siebkübel beschafft, um die Menge an Honig, die mit einem Durchgang fällig wird, auch schnell weg zubekommen. Dabei ist uns schnell aufgefallen, dass der untergestellte Kübel sehr schnell so schwer wird, dass man ihn am Ende kaum heben kann, um ihn leerlaufen zu lassen. Also wurde die Taktik kurzfristig geändert: Der Siebkübel wurde aufgebockt, dass ein 25 KG Eimer drunter passte, und unter die Schleuder wurde ein weiterer 25 KG Eimer gestellt, ohne jedes Sieb.
War der Eimer unter der Schleuder voll, wurde er in den Siebkübel umgefüllt. Die Siebe im Kübel verstopften nicht, und so lief der Honig relativ schnell und gut vorgefiltert in den finalen Eimer.
Auf diese Weise entstand nirgends ein wirklicher Engpass, wenn es darum ging, den Honig aus der Schleuder gesiebt in einen Eimer zu bekommen.
Der Engpass war die Entdeckelungsgeschwindigkeit und die Aufbewahrungsmöglichkeiten für entdeckelte Rähmchen. Hier gibt es noch Verbesserungsbedarf.

Ein Problem bei der Schleuderung sind ganze DNM Rähmchen. Diese kann man nicht mit dem automatischen Schleuderprogramm durchlaufen lassen – die Gefahr von Wabenbruch ist zu groß.
Stattdessen muss man mit viel Gefühl und Geduld manuell langsam die Drehzahl der Schleuder erhöhen. Dann bekommt man die Waben auch durch, ohne das es Wabenbruch gibt. Ich muss aber an dieser Stelle darauf hinweisen, dass mein Schleuderkessel einen Durchmesser von 90 cm hat. Bei kleineren Radialschleudern macht es meines Erachtens keinen Sinn, große Waben reinzustecken.

Ansonsten: Wir haben den Schleuderraum auf bis zu 35 Grad aufgeheizt. Der Rapshonig ließ sich so völlig unproblematisch verarbeiten, auch wenn uns mitunter recht warm war.

Zu guter Letzt: Wir haben etwas weiter außerhalb ein Grundstück gefunden, welches es uns erlaubt, die Imkerei langfristiger und größer zu planen, als das bisher der Fall war. Wir sind gespannt, wie sich das alles in den kommenden Jahren entwickeln wird. Aber der Weg zur Nebenerwerbsimkerei ist eingeschlagen.

2020.7 Alles wiederholt sich

Es hat geregnet, endlich einmal. Aber bisher konnten die Bienen das noch nicht in Nektar ummünzen. Aber vielleicht sollte ich doch darüber schreiben, was die vergangene Woche in der Imkerei los war…

Königinnen machen

Ich habe diese Woche einen Anbrüter aufgesetzt und getestet, umgelarvt und diese Larven dann 16 Stunden anziehen lassen. Anfänglich war ich skeptisch, um das alles gelungen ist, aber letztlich sind 2/3 der Zellen angenommen worden. Im Moment stecken noch 20 Zellen im Pflegevolk und werden dann hoffentlich am Mittwoch in den Inkubator gesteckt.

Währenddessen warte ich darauf, dass die ersten Zellen fertig werden. Der Inkubator brummt seit letzter Woche brav vor sich hin und hält konstant Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Morgen Abend bereite ich dann die ersten Mini Plus Kisten vor, welche die Zellen dann aufnehmen sollen.

Mein Plan sieht vor, bis Ende Mai jeden Freitag Zellen anzusetzen, am 29. Mai dann mit Zuchtstoff. Diese Königinnen, die daraus hoffentlich schlüpfen, sollen dann auf die Belegstelle Anaburger Heide gefahren werden. Da bin ich dann mal wirklich gespannt, was dabei herauskommt.

Ableger machen

Für die o.g. 2. Serie habe ich gestern Ableger erstellt, 9 Tage vor Steckend er Zelle. Dafür habe ich meine Raps-Völker um Brutwaben und Bienen erleichtert.

Es ist überflüssig zu erwähnen, dass ich damit meine Tracht schmälere und man aus ökonimischer Sicht so etwas nicht machen sollte, aber es ging halt nicht anders. Dieses Jahr will ich unterschiedliche Konzepte zur Vermehrung ausprobieren, und da steht dann der reine Hoinigertrag etwas im Hintergrund.

Völkerkontrolle

Außerdem habe ich alle Völker durchgesehen, schwarmtriebigen Völkern durch TBE, Zellen brechen oder Königinnenableger die Reiselust verdorben.

Ich bin mir noch nicht sicher, welche Maßnahme zur Schwarmverhinderung sich am Besten in ein wirtschaftliches Konzept meiner Imkerei eingliedert. Dem Volk mit dem Königinnenableger werde ich vielleicht eine meiner Zellen stecken…

Insgesamt ist es eine arbeitsreiche Zeit gerade, aber ich lerne schon wieder mit Druckbetankung, und bisher – toi toi toi – läuft es soweit ganz gut.

Nur bei den Ablegern muss ich Eventuell noch einmal nachsteuern – möglicherweise habe ich die zu schwach gebildet.