Im folgenden Vortrag befasst sich Dr. Ralph Büchler in einem angenehm straffen Rundumschlag mit der Biologie der Varroamilbe, ihrer Populationsentwicklung und, daraus schlussfolgernd, mit welchen biotechnischen Verfahren man ein Volk sanieren kann, wenn der letzte Honig geerntet wurde.
2020.22 – Erfahrungen mit UltraBee
Ich bin die letzten Tage ein paar Mal unabhängig voneinander per Mail angeschrieben worden, jeweils mit der Frage, wie meine Erfahrungen mit dem Pollensubstitut UltraBee aussehen würden und wo man UltraBee kaufen könne.
Wo kaufen?
Ich habe UltraBee seinerzeit in UK gekauft, bevor die Übergangsregelung des Brexit in Kraft trat, nämlich hier. Wie es sich jetzt mit Transportkosten und Steuern verhält, kann ich nicht sagen.
Erfahrungen kann ich jedoch schildern.
Rezeptur
Ich habe den Pollenfutterteig immer selber angemischt, wobei sich die Rezeptur „zu gleichen Teilen Apiinvert, Zucker und UltraBee“ als gute Richtschnur für eine schöne Textur bewahrheitet hat.
Wie wird UltraBee abgenommen?
Der Futterteig wurde fast immer abgenommen, jedoch im Vergleich zu reinem Fondant eher zögerlich.
Mein subjektiver Eindruck war, dass bei ausreichender Pollenversorgung von außen die Abnahme durch die Bienen zurück geht, während sie bei schlechtem Wetter etwas besser, aber keineswegs enthusiastisch ausfällt.
Gibt es sichtbar positive Effekte?
Ich konnte nicht feststellen, dass die Gabe von UltraBee die Brutaufzucht stimulieren würde.
Zwar hat Randy Oliver nachgewiesen, dass von allen Pollensubsituten UltraBee am besten abschnitt, gerade bei der Versorgung der Larven mit Futtersaft, aber in meiner Region scheint die Pollenversorgung zu jeder Jahreszeit, in der Bienen Brut aufziehen und ausfliegen können, ausreichend sichergestellt zu sein.
So konnte ich bisher nie das Phänomen der „trockenen Brut“ beobachten, weder bei Gabe von UB, noch bei der Kontrollgruppe, die ohne UB geführt wurde.
Ich habe keine halbwegs ambitionierte Testreihe gefahren, wie beispielsweise bei meinen TBE-Untersuchungen. So sind meine Aussagen tatsächlich hoch subjektiv.
Pollenfallen anstatt UltraBee
Aber bisher würde ich zu dem Schluss kommen, dass man sich das Geld für UtrBee sparen, und stattdessen lieber ein paar Pollenfallen kaufen kann.
Für 100€ plus Versand (so viel kostet ein 25 KG Sack UltraBee in etwa), kann man auch 3-4 Pollenfallen kaufen und zeitweise vor seine Kisten hängen.
Den frisch gesammelten Pollen kann man dann einfrieren und bei Bedarf auftauen, und schon hat man eine nachhaltige Lösung, etwaige Pollenengpässe zu überbrücken.
Da ich noch UtraBee übrig habe, werde ich im Februar einen letzten Versuch starten, herauszufinden, ob bei Brutbeginn ohne externe Pollenzufuhr, die Gabe von Pollenpatties einen Unterschied macht.
Ich werde berichten.
Aber ansonsten wäre mein Fazit, dass in meiner Region ein Pollensubstitut keinen praktischen Nutzen aufweist.
In anderen Regionen des Landes mag es anders sein.
Ergänzende Untersuchungen zu dem Thema
Hier kommt man zu einem interessanten Schluss: Nur ein minimaler Anteil des Pollensubsituts landet in den Larven, +- 1%.
2020.21 – Varroa, Lehren aus dem Betriebsjahr 2020
Einführung
Es folgt ein längerer Text, der darüber berichtet, wie sich die Varroasituation in meinem Völkern im Laufe des Sommers, Herbstes und Winter entwickelt hat, und welche Rückschlüsse daraus für künftige Varroastrategien zu ziehen sind.
Schon zu Beginn der Datenanalyse zeigte sich, dass die Völker nur bedingt miteinander vergleichbar sind und der Gesamtbestand in unterschiedliche Kategorien zerfällt. Es bot sich an, die Völker in Gruppen einzuteilen.
Es gibt unterschiedliche Völkertypen, die unterschiedlich behandelt, bzw. betrachtet werden müssen, was im Folgenden näher erläutert werden wird.
Ein Problem: Ich habe Völker teilweise unterschiedlich behandelt, auch dann, wenn sie zum gleichen Typus gehören.
Allerdings eröffnet mir dies auch Vergleichsmöglichkeiten, auf die in der Folge genauer eingegangen werden wird.
Motivation
Durch eine fortwährende Analyse der Varroazahlen in meiner Imkerei, im Kontext der Behandlungsmethoden, soll ein Weg gefunden werden, möglichst effektiv die Varroapopulation zu kontrollieren. Ziel ist es, gesunde und starke Völker in und durch den Winter zu führen, damit zur Frühtracht ausreichend starke Völker zur Verfügung stehen.
Bekannte Behandlungskonzepte funktionieren, das Rad muss nicht neu erfunden werden, aber gleichzeitig muss das eigene Handeln der eigenen Betriebsweise und der örtlichen Situation angepasst werden. Es gibt keinen Waschzettel, der nur abgearbeitet werden muss, um perfekte Ergebnisse zu bekommen.
Aktuell bin ich mit dem Zustand meiner Völker weder im Winter, noch im Frühjahr wirklich zufrieden. Daher hilft nur eine genauere Betrachtung der angewandten Behandlungsmethoden und der daraus resultierenden Völkerstärken bei Ein- und Auswinterung, um daraus dann andere, angepasste Herangehensweisen zu entwickeln.
Völkertypen
Damit der Leser und ich eine gemeinsame Ausgangsbasis haben, folgt eine kurze Erläuterung der Terminologie, was die einzelnen Völkertypen betrifft:
- Wirtschaftsvolk, mit Notbehandlung: Ein Bienenvolk, welches das ganze Jahr über als Honigvolk geführt und im Juli mit einer TBE behandelt wurde. Im September erschienen mir der tägliche, natürliche Milbenfall als zu hoch, sodass eine Notbehandlung erfolgte.
- Wirtschaftsvolk, ohne Notbehandlung: Ein Bienenvolk, welches das ganze Jahr über als Honigvolk geführt und im Juli mit einer TBE behandelt wurde. Hier war jedoch der natürliche Milbenfall im September so gering, dass eine Notbehandlung als nicht notwendig erachtet wurde.
- Ableger: Ein Bienenvolk, welches Ende Mai, oder Anfang Juni mit zwei Brutwaben gebildet wurde, unter Zugabe einer unbegatteten Königin oder einer schlupfreifen Zelle. Bei Brutfreiheit wurde mit OXS behandelt. Anfang August wurde 1 Streifen Bayvarol ins Brutnest gehängt.
- Brutsammler: Ein Volk, welches aus den Brutwaben jener Wirtschaftsvölker entstand, die einer TBE unterzogen wurden. Auch hier erfolgte eine Behandlung bei Brutfreiheit, Anfang August.
- DeBiMo Völker: Ich nehme am Deutschen Bienenmonitoring teil. Ein Teil meiner Völker wird also regelmäßig genauer untersucht, und mir später die Ergebnisse entsprechend zur Verfügung gestellt.
Ich habe also einen Anteil an Völkern, zu denen mir genauere Daten vorliegen, als zu anderen.
Durchführung und Zeitpunkt der TBE
Die TBE wurde von Mitte bis Ende Juli durchgeführt.
Die Völker wurden i.d.R. auf Mittelwände gesetzt, nach 4-7 Tagen erfolgte eine Behandlung mit Oxalsäure. Bei einem Teil der Völker wurde die OXS gesprüht, bei einem anderen Teil wurde auf eine alternative Methode zurückgegriffen.
Die entnommenen Brutwaben wurden als Brutsammler zusammengestellt, nach 9 Tagen wurden die Nachschaffungszellen gebrochen und und unbegattete Weiseln dazu gegeben.
Nach 21 Tagen erfolgte eine alternative Oxalsäurebehandlung im brutfreien Zustand.
Wenn Völker mit Oxalsäure behandelt wurden, dann immer im brutfreien Zustand.
Das überraschend schlechte Ergebnis der DeBiMo Völker
Mit der Übermittlung der Testergebnisse durch das LIB Hohen Neuendorf wurde klar, dass dieses Jahr die Varroabehandlung nicht gut gelaufen war:
Wie sich zeigte, hatten 40% der Völker zwischen Juli und Oktober einen höheren phoretischen Befall entwickelt – obwohl zwischen den Probeentnahmen eine TBE und eine OXS Behandlung lag. 50% hatten einen phoretischen Befall von >1%, ein Volk (Nr. 19), hatte seinen phoretischen Befall trotz TBE und OXS mehr als verfünffacht!
Eigentlich hätte der Befall deutlich geringer ausfallen sollen (und hatte es im vergangenen Jahr auch getan), insofern war eine genauere Analyse der Aufzeichnungen des aktuellen Jahres angezeigt.
Was bedeuten diese Zahlen für das aktuelle Varroakonzept, außer dass es nicht ausreichend ist? Wo sind Anpassungen vorzunehmen?
Notbehandlungen im September
Es gab eine Reihe von Völkern, die bei einer Probe mittels Varroawindel einen zu hohen Milbenfall zeigten. Dabei handelte es sich fast ausnahmslos um Wirtschaftsvölker.
Diese Völker sollten eigentlich einer Blockbehandlung mittels OXS unterzogen werden, wobei die dafür notwendige Hardware nach der zweiten Behandlung kaputt ging.
Daraufhin wurde kurzfristig auf Bayvarol umgestiegen, und den betroffenen Völkern 1 Bayvarolstreifen ins Brutnest gehangen – Ausnahmen erhielten 3 Streifen.
Jene Völker, deren Milbenfall Anfang September augenscheinlich unauffällig war, wurden keiner Behandlung im Herbst unterzogen.
Oxalsäure sprühen und Oxalsäure alternativ verabreichen, Methode wirken unterschiedlich gut
Die Wirtschaftsvölker wurden mittels TBE brutfrei gemacht. Anschließend folgte eine Behandlung mit Oxalsäure.
Dabei wurde die OXS unterschiedlich verabreicht:
Ein Teil wurde mit OXS besprüht, ein anderer Teil wurde mit einer alternativen OXS-Applikation behandelt.
Beide Gruppen waren im September nicht zu gleichen Teilen bei den behandlungswürdigen Völkern vertreten, vielmehr hatte eine der beiden Gruppen den größeren Anteil Völker, die zu viele Milben fallen ließen.
OXS sprühen | OXS alternativ verabreichen | |
Notbehandlung notwendig | 8 | 4 |
keine Notbehandlung notwendig | 2 | 8 |
Das Sprühen von OXS scheint im direkten Vergleich schlechter zu wirken. Anders ist der höhere Milbenfall der entsprechenden Völker im September nicht zu erklären.
Allerdings führte dies dazu, dass diese Völker noch einmal behandelt wurden, während die alternativ behandelten so gut aussahen, dass eine weitere Behandlung nicht notwendig zu sein schien.
Im Dezember zeigten sich dann die Auswirkungen der unterbliebenen Behandlung.
Milbenfall im Dezember nach Restentmilbung
Alle Völker wurden im Dezember der gleichen Art von Restentmilbung mittels Oxalsäure unterzogen.
Nach 7 Tagen wurden die auf die Windel gefallenen Milben gezählt und ein Tagesmittel errechnet und zum Vergleich herangezogen.
Um die vier Gruppen (WV mit und ohne Notbehandlung, Ableger und Brutsammler) miteinander vergleichen zu können, wurde für jeden Typ ein Durchschnitt des Milbenfalls pro Tag über alle Völker eines Typs gebildet.
Die gute Nachricht: Die Ableger, alle einmal im Mai, Juni brutfrei behandelt, sowie Anfang August um 1 Bayvarol-Streifen ergänzt, haben im Schnitt nach der Restentmilbung wenig Milben fallen lassen. Es gibt Ausreißer, aber im Großen und Ganzen war der Milbenfall nach der Winterbehandlung sehr gering.
Ganz anders sieht es bei den Brutsammlern aus.
Diese Völker, mit Brutwaben aus der TBE der Wirtschaftsvölker gebildet, hatten einen extrem milbenreichen Start. Der Milbendruck wurde durch eine einmalige OXS Behandlung zwar so weit gemindert, dass eine Einwinterung möglich war, allerdings verblieben noch überdurchschnittlich viele Milben in den Völkern.
Auffällig ist der Unterschied zwischen Wirtschaftsvölkern mit und ohne Notbehandlung im September.
Kurz gesagt: Ohne Notbehandlung fielen 3 mal so viele Milben wie mit – die Notbehandlung macht einen signifikanten Unterschied bei der Anzahl der Milben, die noch mit in den Winter gehen.
Fazit TBE
Eine TBE mit nachgeschalteter OXS Behandlung reicht nicht aus, um auf eine Behandlung im September gänzlich verzichten zu können.
Es gibt scheinbar eine signifikante Reinvasion (von innen), welche die Milbenzahl in die Höhe treibt. Insbesondere an den eng überwachten DeBiMo Völkern ist erkennbar, dass eine TBE samt Oxalsäurebehandlung mitunter nicht ausreicht, die Milbenzahl dauerhaft wirksam zu senken, wenn 40% einen höheren phoretischen Befall nach der TBE als vor der TBE aufweisen.
Brutsammler
Dieser Völkertyp braucht nach der ersten brutfreien Behandlung später eine nachgelagerte Nachsorge (bspw. im September), wenn man nach einer Restentmilbung möglichst milbenarm ins neue Jahr starten möchte.
Ursache für den überdurchschnittlichen Befall muss die vergleichsweise hohe Konzentration an befallenen Zellen in den Brutwaben sein, welche am Ende einer Bienensaison in den Wirtschaftsvölkern vorhanden sein dürften.
Hier liegt auch der Unterschied zu den zeitig im Jahr gebildeten Ablegern.
Die TBE alleine ist kein Allheilmittel gegen die Varroamilbe, auch nicht in Kombination mit einer Behandlung bei Brutfreiheit mittels Oxalsäure.
Weiterhin hat die TBE auch praktische Grenzen, bei denen eine Verwendung dieser Methode keinen Sinn mehr macht. Vgl. dazu auch: [1][2]
Fazit Ableger
Ableger, im Frühjahr gebildet und brutfrei behandelt, bauen scheinbar bis zum Herbst, Winter nur eine geringe Milbenlast auf – von wenigen Ausnahmen abgesehen.
Das erscheint auch logisch: Zu einem Zeitpunkt gebildet, als der Spender selbst kaum Milben hat, ist die Startpopulation an Milben sehr klein. Mit einer effektiven Behandlung bei Brutfreiheit, sinkt der Befallsgrad noch einmal deutlich.
Bis die neue Königin so richtig in Brut gegangen ist, und damit auch die Milbe groß in die Vermehrung einsteigen kann, ist der Sommer schon weit fortgeschritten.
Somit fehlt es den Milben sowohl an Individuen, Brutzellen als auch Brutzyklen, um bis zum Winter starke Populationen aufzubauen.
Die Entnahme von Brutwaben scheint jedoch bei den Brutspendern kaum zu einer signifikanten Verzögerung in der Entwicklung der Varroapopulation zu führen.
Fazit Bayvarol
Die Datenlage ist zu dünn.
Bayvarol scheint gut zu wirken, wenn 2-3 Streifen in ein Brutnest gehangen werden.
Bei kleineren Einheiten, wo nur ein Streifen gegeben wird, sind die Ergebnisse sehr unterschiedlich.
Bei den Ablegern sehen alle gut aus, bis auf zwei Einheiten. Alle wurden gleich behandelt, aber zwei fallen durch sehr hohe Zahlen auf.
Noch auffälliger ist es bei den Mini Plus Einheiten, die eingewintert wurden:
Alle wurden zur gleichen Zeit im Jahr gebildet, gleich geführt und gleich mit jeweils einem Bayvarol Streifen behandelt: 50% sind in Ordnung, 50% sind zu stark mit Milben belastet, wenn man der Windel nach der Restentmilbung trauen kann.
Mein vorläufiges Fazit wäre: Bayvarol kann helfen, im August, September noch einmal die Populationsentwicklung der Milben zu stören. Aber das kann auch schief gehen.
Fazit Varroa Managment insgesamt
Ich habe dieses Jahr Völker durch die Varroa verloren. Diese Völker wurden schon im August, September aufgelöst, aber nur, um das Kahlfliegen vorweg zu nehmen.
Hier kam die TBE zu spät, die Völker waren zu stark vorbelastet.
Daraus ergibt sich eine erste Schlussfolgerung für ein angepasstes Varroamanagement:
Früher, genauer hinsehen
Hätte, hätte, Fahrradkette – hätte ich, wie geplant, im Frühjahr und Frühsommer genauer hingesehen – beispielsweise mit einer Alkoholwaschung – hätte ich überdurchschnittlich stark belastete Völker identifizieren und rechtzeitig behandeln können.
Zwar wären diese dann für die Honigproduktion ausgefallen, aber das wäre nebensächlich gewesen.
Vor einer TBE den phoretischen Befall bestimmen
Von manchen Völkern muss man keine Brutwaben in die Brutsammler stecken.
Ich habe noch keine Vorstellungen, wo man Grenzwerte setzen kann, aber der Point Of No Return kann auch schon erreicht sein, bevor man ein katastrophales Brutbild zu Gesicht bekommt.
Vielleicht wäre es ein experimenteller Ansatz, vor der nächsten TBE den phoretischen Befall zu bestimmen, und dann Brutsammler aus jenen Brutwaben mit gleichem Befallsgrad zu bilden, und deren Entwicklung zu vergleichen.
Mehr Ableger, Kunstschwärme bilden
Ich habe dieses Jahr meine Vermehrung vor allem auf die Brutsammler der TBE gestützt.
Wenn ich mir die Ableger und Schwärme ansehe, die ich im Mai, Juni gebildet habe (bilden musste – wenn im Baum), dann stehen diese so viel besser da, dass die Überlegung nahe liegt, hier doch ein größeres Augenmerk auf die Ablegerbildung zu richten.
Ich habe durch die Stockwaagen auch gelernt, dass wir eine Trachtlücke haben, die von Anfang, Mitte Mai bis Mitte Juni reicht.
Aus imkerlicher Sicht wäre es sinnvoll, zu Beginn dieser Trachtlücke überschüssige Bienen „zu ernten“ und zu Kunstschwärmen zu verarbeiten, bevor die Völker selber die Bienenmasse der Trachtsituation anpassen.
Ergänze, erhöhe ich meinen Bestand auf diese Art, muss ich im Spätsommer weniger Brutsammler in der TBE bilden und kann mehr Brutwaben einschmelzen.
VarroMed im September?
Nach meinem negativen Urteil aus [3] über VarroMed mag meine folgende Einlassung nahezu peinlich sein, aber:
Die Völker, die im September 2019 mit VarroMed behandelt worden sind, hatten im DeBiMo Screening im Oktober allesamt sehr niedrige Varroa Werte. Das galt auch für Völker, die mit einer alternativen Oxalsäureapplikation behandelt wurden.
Allerdings ist VarroMed sehr einfach einzusetzen, auch dann, wenn man mal keine Stromquelle oder eine Schutzmaske zur Hand hat.
Für schwach befallene Völker scheint VarroMed ausreichend zu wirken, und wäre damit eine gute Alternative zu dem ebenfalls teuren Bayvarol, welches aber meiner Erfahrung nach weniger zuverlässiger wirkt, als VarroMed.
Es wäre betrieblich ein Leichtes, im September, wenn man letzte Checks an den Völkern macht, einfach noch zwei, drei Mal mit der VarroMed Flasche rüber zu gehen, auch dann, wenn die Einheiten auf Außenstände stehen.
Und jetzt?
Ich fasse die diesjährigen Erkenntnisse für mich so zusammen:
- Ableger und/oder Kunstschwärme bilden, um auf die Brutsammler aus der TBE nicht angewiesen zu sein.
- Ab Ende April den phoretischen Milbenfall messen. Bernhard Heuvel beschreibt eine einfachere Methode, wo er mit dem Stockmeißel Brutzellen aufkratzt, und nach befallenen Zellen sucht. Wie geht das? Gibt es da Bildaterial?
- Bei einem phoretischen Befall von >3% behandeln, auch wenn das schon im Mai oder Juni der Fall sein sollte.
Eingreifen, bevor ein irreparabler Schaden auftritt.
Und wie sagte Liebig immer so treffend: „Nur wer beobachtet, weiß bescheid“ - Vor einer TBE in jedem Fall den phoretischen Befall ermitteln, und nur aus den schwächer befallenen Völkern Brutwaben zu sammeln. Stärker befallene Völker geben ihre Brutwaben direkt in den Wachsschmelzer.
- TBE Wirtschaftsvölker brutfrei behandeln, aber im September dann einer Nachbehandlung unterziehen.
- Für Brutsammler gilt das Gleiche.
- Im September Völker noch konsequenter zusammenlegen.
Hat der Heuvel recht?
Bernhard Heuvel sagt in einem Vortrag: Wir kümmern uns die ganze Zeit nicht um die Varroa, aber dann im Sommer, müssen wir mit allem, was wir haben, drauf schlagen. Sinnvoller ist es, früher einzugreifen!
Er schlägt unter anderem vor, im Februar einmal mit VarroMed über die Völker zu gehen, um die Entwicklungsdynamik gleich zu Saisonbeginn zu stören.
Ich weiß nicht, ob das tatsächlich einen so großen Unterschied macht. Dafür sind meine Zweifel in VarroMed zu groß, zumal es nicht in die verdeckelte Brut wirkt.
Allerdings finde ich seinen Vorschlag, mittels Brut-aufkratzen jederzeit schnell einen aussagekräftigen Eindruck über die Milbenbelastung zu erhalten, sehr interessant.
Alkoholwaschung gehen schnell, erfordern aber doch einen Mehraufwand, welchen ich oftmals auch meide.
Seine Variante ließe sich schnell in die reguläre Durchsicht einbauen. Und mit validen Informationen ließen sich begründete Entscheidungen treffen.
Das neue Bienenjahr wird nicht langweilig werden.
Manchmal dreht sich bei mir alles zu sehr um die Milbe, da gerät die Biene fast in den Hintergrund. Aber vielleicht geht es aktuell noch nicht anders, weil ich noch auf der Suche bin, nach der Betriebsweise, wo die Milbe in Schach und die Biene möglichst bienengemäß gehalten wird, und ich betrieblich alles unter einen Hut bekomme.
Vielleicht kann der gemeine Leser ja etwas dabei herausziehen.
Links
[2] https://stadtrandhonig.de/2020/10/30/2020-18-ueberlegungen-zu-einem-geaenderten-varroa-konzept/
[3] https://stadtrandhonig.de/2019/10/07/varromed-feldversuch-und-auswertung/
2020.20 – Honig machen, Zuchtplanung, Internet leer kaufen
Honig machen
Honig schön machen – wäre eine passendere Bezeichnung.
Der neue Honigrührer im Team mit dem Melitherm machen einen prima Job. Die Linde, die erstaunlicherweise dieses Jahr im Eimer fest geworden ist, wird erst im Wärmeschrank angetaut, anschließend in den Melitherm gegeben, um dadurch praktisch auf Anfang zurückgesetzt zu werden, um dann im Rührwerk – dezent mit 2-3 KG Raps angeimpft, binnen drei Tage feinsteif gerührt zu werden. Anschließend noch abfüllen und etikettieren, und schon ist der Honig verkaufsfertig.
Ich mache jetzt 140KG Chargen, anders lohnt sich der Aufwand nicht, und so habe ich aktuell eine Charge mit rund 250 Gläser fertig, die jetzt in den Verkauf gehen. Insgesamt nicht viel, aber im Vergleich zu den Vorjahren wächst der Honigdurchsatz und -umsatz stetig.
Der Honigrührer macht bei der Konsistenz des Honigs einen echten Unterschied. Es ist jetzt das erste Mal passiert, dass Kunden mich direkt anrufen, um sich Honig zu sichern, bevor er alle sein könnte, weil er ihnen so gut geschmeckt hat.
Ein Renner dabei ist Rapshonig, wobei ich denke, dass jetzt der Lindenhonig mittelfristig noch besser ankommen sollte – er hat einfach den aufregenderen, feineren Geschmack.
Zuchtplanung
„Zucht ist Töchter beurteilen“, habe ich neulich von Peter Little gelesen, einem englischen Imker, der eine alte Belegstelle von Bruder Adam in Dartmoore betreibt.
Er spielt damit auf die Erbfestigkeit an, die eine Zuchtmutter unter Beweis stellen muss, indem ihre Töchter standbegattet und dann geprüft werden. Zeigen diese Töchter dann zuverlässig ausreichend positive Eigenschaften der Mutter?
Und so ist ein Schwerpunkt der Planung für die Zucht kommendes Jahr, Leute zu finden, die bereit sind, unbegattete Töchter meiner potentiellen Zuchtmütter zu testen. Das ist gar nicht so einfach, und alleine habe ich nicht genug Völker, alles selbst zu testen.
Jetzt vernetzt man sich also über Jahre mit anderen Imkern, und wenn man dann fragt, ob sie Königinnen für einen Selbstkostenpreis nehmen und testen würden, dann ist die Reaktion bisher eher verhalten.
Ich denke, ursächlich dafür ist, dass die wenigsten Imker mit zwei bis sechs Völkern sich bewusst machen, welchen Unterschied Königinnen machen, die züchterisch bearbeitet worden sind – und genau das ist mein Netzwerk: Die Kleinstimker mit wenigen Völkern im eigenen Garten.
Um möglichst viel selbst testen zu können, erhöhe ich noch meinen Bestand an Mini Plus Einheiten. Wenn ich es leisten kann, will ich mit 35 Einheiten arbeiten, sodass ich beispielsweise drei Zuchtmütter à 10 Töchter testen und vergleichen kann.
Das ist nicht die Welt, aber besser als nichts.
Diese drei Zuchtmütter werde ich versuchen bis Mai aus einem Bestand von rund 15-20 Kandidatinnen auszuwählen, indem ich Auswinterung, Milbenbefall, Sanftmut und auch den Honigertrag im Raps und der Obstblüte berücksichtige – plus eine Priese rein subjektiver Wahrnehmung und eigenem Gusto. Damit da aber etwas miteinander zu vergleichen ist, soll im Frühjahr, also im März, ausgeglichen werden – damit alle Königinnen etwa einen gleichen Start in die neue Saison haben.
Sollte sich dann ein klares Bild über ein bis zwei Zuchtmütter ergeben, welches überzeugt, dann sollen weitere Töchter zu einer passenden Belegstelle gekarrt werden, um der Reinzucht Vorschub zu leisten um ggf. Merkmale zu verfestigen. Aber dazu brauche ich dann definitiv Beratung durch den Zuchtverband, um die passende Anpaarung zu finden.
Das ganze Internet leerkaufen
Meine Bestellungen haben dieses Jahr einen Umfang – da kommt nicht mehr die Post, da kommt eine Spedition.
Insbesondere die Edelstahlhardware plus die Umstellung auf Dadant brauchen Platz und Geld.
Die letzte Saison hat mir deutlich gezeigt, wo im Betriebsablauf die Engpässe sind, und so ich nur reagieren und nicht mehr agieren kann.
Deswegen kommen so Dinge ins Haus wie ein Deckelwachsschmelzer oder eine Honigpumpe. Auch ein Klärfass ist dabei und nicht zuletzt ein Beutenheber. Die meisten Anschaffung drehen sich dabei um Hebetechnik, bzw. das Vermeiden vom Heben von Dingen.
Ein Deckelwachsschmelzer ist eine Investition, die sich im Grunde recht schnell amortisiert: Aus 30 KG Deckelwachs-Honigmischung lassen sich 25 KG Honig und 5 KG Wachs ausschmelzen. Bisher wandert dieser Honig bei mir in den Abfluss, nachdem das Wachs ausgeschmolzen wurde. So hingegen kann dann der Honig ins Glas gehen, und das Wachs zum Umarbeiter.
Das Klärfass soll den Flaschenhals beim Schleudern lösen, der entsteht, wenn der Honig nach der Schleuder nicht schnell genug weg kann. Doppelsiebe waren schon dieses Jahr keine Lösung, und wenn man die Eimer ungefiltert wegstellt, dann hat man später recht viel Aufwand, alle einzeln abzuschäumen, bzw. zu filtern.
Einfacher wird es werden, wenn der Honig sich in einem Klärfass absetzen kann, um dann einmal abgeschäumt und in Eimer, jetzt vorgeklärt durch bspw. ein Doppelsieb, abgelassen zu werden.
Eine Honigpumpe fand ich immer unnütz – bis ich dieses Jahr Honigmengen von einem Gerät ins andere bewegen musste, bei denen der Rücken irgendwann weh tut.
Wenn man einen Melitherm vor das Rührfass schaltet, dann muss der Honig aus dem Auffangbehälter des Melitherm (in meinem Fall ein 50 KG Abfüllkübel) ins Rührfass.
Jetzt kann man entweder alles portionsweise in einem Eimer ablassen und umschütten, oder man pump einfach um.
Ich bin so weit, dass ich umpumpen möchte.
Ein Beutenheber hat nur einen Zweck: Meinen Rücken vor irreparablen Schäden beim Wandern zu schützen. Ja, das Teil kostet 1000 EUR, aber mein Rücken, einmal kaputt, ist in Geld nicht aufzuwiegen. Insofern ist das ein lohnende Investition – und wandern muss ich, eine Standimkerei macht für mich keinen Sinn.
Dann brauche ich noch Ablegerkästen für Dadant und viele Honigräume plus Rähmchen für alles. Weil ich jetzt nicht mehr alles scheibchenweise kaufe, sondern gelernt habe, dass man am Besten alles auf einmal shoppt, muss dann eben eine Spedition kommen, weil da einfach größere Volumina verschickt werden.
Ich hätte mir nie vorstellen können, dass die Imkerei mal so aus dem Ruder läuft.
Vieles von dem, was ich heute als zwingend notwendig erachte, um alles am laufen zu halten, schien mir anfangs völlig übertrieben. Mittlerweile haben sich meine Maßstäbe allerdings völlig verschoben…