Chronische Bienen Paralysevirus – Hintergründe und Behandlungsoptionen

Ich möchte an dieser Stelle meine gesammelten Erfahrungen mit dem Chronische Bienen Paralysevirus (CBPV) darstellen, sowie meine Schlussfolgerungen daraus, plus der daraus sich ergebenen Behandlungsoptionen.

Wichtig: Ich möchte an dieser Stelle explizit darauf hinweisen, dass es sich hierbei nicht um wissenschaftlich überprüfte (und überprüfbare) Forschungsergebnisse handelt, ich erhebe nicht den Anspruch, universelle Lösungen zu CBPV anbieten zu können.
Es handelt sich hier um (gut) begründete Annahmen, aber aus Gründen der Sorgfaltspflicht sei darauf hingewiesen, dass Korrelation ungleich Kausalität sein kann.

CPBV Symptome

Symptome einer CBPV Infektion sind im Internet leicht zu finden: Erhöhter Totenfall vor den Beute, zitternde Bienen, Bienen mit schwarz-glänzendem Hinterleib, welcher oftmals noch verkürzt erscheint, mitunter auch massiver Totenfall auf dem Bodenbrett.

Es gibt aber auch ein abweichendes, subtileres Anzeichen, gerade zu Beginn einer Infektion: Wächterbienen “putzen”, “beknabbern” intensiv andere Bienen am Flugloch. Es wirkt nicht unbedingt aggressiv, zumal die geputzten Bienen keinerlei Abwehrverhalten zeigen. Die geputzten/erkrankten/betroffenen Bienen müssen dafür noch nicht die klassischen Krankheitsanzeichen zeigen.

CBPV Flugloch

Horizontale Ansteckung

Mit “horizontaler” Ansteckung ist hier die Ansteckung zwischen Völkern, innerhalb eines Standes, gemeint.

Mittlerweile habe ich immer wieder beobachtet, dass es selbst bei Reihenaufstellung Völker gab, welche nicht erkrankten. Rechts und links kam es mitunter zu massivem Totenfall vor den Beuten, aber mittendrin gab es ein Volk, vor dessen Flugloch so gut wie keine tote Biene lag. Trotzdem verbreitete sich das Virus nach und nach auf dem Stand, jedoch eben nicht in alle Kisten.

Verflug zwischen Bienenvölkern ist die Regel und die Anzahl der Bienen, welche in andere Völker einfliegen, ist je nach Aufstellung sehr hoch. Insofern muss davon ausgegangen werden, dass es zu einem Austausch der Viren über den gesamten Stand kommt. Trotzdem konnte jetzt zum wiederholten Male beobachtet werden, dass nicht alle Völker eines Standes erkrankten.

Vertikale Ansteckung

Mit vertikaler Ansteckung ist hier die Ansteckung zwischen einzelnen Bienen eines Volkes gemeint.

Bienen stecken sich untereinander an. Je mehr Bienen Anzeichen für CBPV zeigen, um so schneller und deutlicher werden die Symptome in einer Beute sichtbar, inklusive Totenfall, zitternder Bienen etc. Das Bild eines Volkes kann sich binnen zwei bis drei Wochen massiv verändern.

Aber nicht alle Bienen eines Volkes infizieren sich mit dem CPBV Virus, bzw. erkranken.
Auch dann nicht, wenn sie über sehr lange Zeit, sehr eng miteinander zusammen leben – bspw. in der Wintertraube.

Die gängigsten Theorien zur Ansteckung mit CBPV sind: Körperkontakt oder durch fäkal-oralen Weg.

Zum Jahreswechsel 2021/2022 habe ich diverse Völker eingewintert, welche Anzeichen von CPBV zeigten.
Diese Völker hatten zwar einen stark erhöhten Tortenfall, im Vergleich zu anderen, nicht betroffenen Völkern, aber alle Völker haben überlebt und sind zwar geschwächt aber symptomfrei aus dem Winter gekommen.
Nach den Theorien zur Ansteckung mit CBPV hätten alle Bienen sich in der Wintertraube früher oder später anstecken müssen, um dann kurz darauf zu sterben. Alle betroffenen Völker hätten eigentlich im Winter zusammenbrechen müssen, taten es aber nicht.

Gängige Behandlungsoptionen

Was wird eigentlich so empfohlen, wenn es um CBPV geht?
Es gibt ein par Selbstverständlichkeiten, die in jedem Fall richtig sind: Das erkrankte Volk vom Bienenstand entfernen und auf einen Quarantänestand bringen, beispielsweise.

Aber was gibt es sonst noch?

Raum geben

Ein Tipp, über welchen man sehr häufig stolpert, lautet: Raum geben.
Indem man bspw. Honigräume aufsetzt, soll mehr Platz für die Bienenmasse geschaffen werden, die Bienen hocken nicht mehr so eng aufeinander, dadurch verringert sich die Ansteckungswahrscheinlichkeit.

Ich halte das für Unsinn. Im Brutnest herrscht trotzdem Enge, die Bienen geben gegenseitig Futter weiter, Stockbienen kümmern sich gerade um erkrankte Bienen und putzen selbige oder versuchen sie aus dem Nest zu drängen. Es findet also genug Kontakt statt, egal, wie groß der umgebende Raum ist. Der ganze Staatsaufbau eines Bienenvolkes ist zu jeder Jahreszeit auch rund um Körperkontakt in der einen oder anderen Form organisiert.

Das Holländische Modell

Ein Tipp, welchen ich erhalten habe, ist der des sogenannten “Holländischen Modells”. Das ist eigentlich die selbe Idee, die man auch bei drohnenbrütigen Völkern hin und wieder vorschlägt:

Man käfigt die Königin in der Beute und schlägt ansonsten das ganze Volk bei Flugwetter 20, 30 Meter von der Beute entfernt ins Gras.
Die Theorie dahinter besagt, dass die gesunden Bienen den Weg zurück in den Stock finden, die kranken jedoch zurückbleiben und somit aussortiert werden.

Nach meiner Beobachtung funktioniert das nicht. Auch Bienen mit Symptomen sind hinreichend orientiert, um den Weg zurück zu finden. Wenn man ein Volk dann beispielsweise auf einer großen Plane abschlägt, bleiben hauptsächlich die sehr jungen, nicht eingeflogenen, aber gesunden Pflegebienen zurück, nicht jedoch die Kranken, von ein paar wenigen schwerst erkrankten Individuen einmal abgesehen.

Auch diese Behandlung würde ich daher als ungeeignet verwerfen.

Mit Ameisensäure erkrankte Bienen zu Tode stressen

Jeder weiß, dass eine Ameisensäurebehandlung Stress für ein Bienenvolk ist. Mancher geht sogar so weit zu sagen, dass es sich hierbei um eine chemische Brutunterbrechung handelt, da die Belastung für ein Volk durch das Verdunsten der Säure so stark sein muss, dass die Königin aus der Brut geht.
Nur dann wäre ein Behandlungserfolg gegen die Varroamilbe gewiss.
Diesem Stress halten nur die gesunden Tiere stand, kranke Bienen sterben vorzeitig.

Und mit diesem Druck, so die Theorie, kann dann sehr schnell und sehr zuverlässig die Zahl der CBPV erkrankten Individuen gesenkt werden. Damit nimmt die Virenkonzentration im Volk rapide ab, die Krankheitssymptome verschwinden.

Diese Theorie halte ich für hinreichend plausibel, wenngleich ich selber bei Versuchen mit dem Schwammtuch keinen erhöhten Totenfall in den Beuten erfassen konnte. Aber bei meinem Versuchen mit dem Schwammtuch hatte ich auch vorher schon durch ein Verstellen der Beuten die meisten Flugbienen abgetrieben, also genau jene Teile der Population, die erfahrungsgemäß am Stärksten erkrankt ist. Insofern konnte die Ameisensäure mitunter so gut wie keine erkrankten Tiere mehr aussortieren, weil diese schon anderweitig aussortiert worden waren.

Auch ist es so, dass in meinem Umfeld nur sehr wenige Imker tatsächlich Erfahrungen mit CPBV haben, aber – im Gegensatz zu mir – dafür regelmäßig Varroabehandlungen mit Ameisensäure vornehmen. Anders ausgedrückt: Während ich möglichst ohne den Einsatz von Ameisensäure die Varroamilbe behandle (Stichwort: TBE) und sehr wohl viel CBPV gesehen habe, sieht in meinem Umfeld kaum einer das Virus, während dort flächig Ameisensäure verwendet wird. Vielleicht, so die wilde Theorie, behandelt man mit der Ameisensäure nicht nur gegen die Varroamilbe, sondern ungewollt auch gleich gegen CBPV?

Aber Vorsicht: Korrelation ungleich Kausalität!

Das Volk füttern und mit Brutwaben unterstützen

Sehr verbreitet ist auch die Aussage: CBPV kommt und geht von alleine. Eigentlich müsste man nichts unternehmen, irgendwann ist der Spuk auch wieder vorbei.
Daher, so eine Empfehlung, sollte man sich darauf konzentrieren, dass erkrankte Volk zu unterstützen, beispielsweise durch Futtergabe oder Zuhängen von Brut eines gesunden Volkes.

Das kann man machen, aber meines Erachtens löst das nicht das eigentliche Problem, sondern behandelt nur Symptome. Manchmal verschwinden CPBV Symptome wieder, aber möglicherweise ist die Infektion gar nicht vorbei, sondern nur so abgeebbt, dass sie mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist. Es ist eher ein Aussitzen, als ein aktiv behandeln.

Umweiseln!

Eine weitere Empfehlung ist – wie auch bei Kalkbrut – die Umweiselung.
Und um jetzt eine Abkürzung zu wagen: Tauschen Sie die Königin!

Warum ich glaube, dass dies die nachhaltigste Behandlungsoption ist, erläutere ich jetzt.
Dazu muss ich allerdings über zwei Jahre in die Vergangenheit zurückgehen, und Ihnen alles der Reihe nach erzählen.

Die Vorgeschichte

2020 habe ich bei einem Imkerkollegen Zuchtstoff umgelarvt und bin mit den daraus geschlüpften Weiseln zu einer Belegstelle gefahren.
Es war der Zuchtstoff genau einer Zuchtmutter (nennen wir sie die B1234) und damit war ich auf exakt einer Belegstelle (nennen wir diese einfach Schwanwerder 'schww', wo die Weiseln mit Drohnen der ausgedachten M6 angepaart wurden).
Die Namen der Zuchtmutter, der Belegstelle und der Drohnenlinie sind ausgedacht, aber wir brauchen sie später noch zum Pedigree malen.

Es war sicherlich eine schlechte Idee, alles auf eine Karte zu setzen, mit nur einer Herkunft auf nur eine Belegstelle zu fahren. Aber ich hatte nur begrenzt Zeit, mehrere Belegstellen passten da nicht rein, und die Zuchtmutter war hinreichend vielversprechend, und besser wusste ich es auch nicht.

Und nicht zuletzt: Wenn ich 25 “identische” Schwestern hätte, wäre das doch eine prima Selektionsbasis! So jedenfalls die Idee.

Diese 25 Schwestern (also ungefähr so: B{1...25} = .20 - B1234(FOO) schww M6(BAR), wurden dann im Spätsommer 2020 in ihre Zielvölker eingeweiselt, um im darauffolgenden Jahr nach Buckfast Kriterien (1 bis 6 und so) bewertet zu werden.

Der Winter ging rum, alle Völker kamen gut ins Frühjahr 2021 und die erste Gruppe, in der etliche – aber nicht ausschließlich – Schwestern aus dem B{1...25} Pool vorhanden waren, wanderten in den Raps, eine andere Gruppe, auch teilweise mit besagten Königinnen, in einen künftigen Obst- und Robinienstandort und wieder welche auf einen dritten, zusätzlichen Platz für das Bienenjahr. Alles hätte so schön werden können, bis dann Ende Mai 2020 zuerst am Rapsstand, und später dann auch an dem Obst-/Robinienstand sich seltsames Verhalten an den Fluglöchern zeigte. Plötzlich konnte ich die weiter oben beschriebenen Symptome an diversen Völkern beobachten, und weil ich dieses seltsame Verhalten das erste Mal beobachtete, war ich zunächst auch ratlos, was es damit auf sich hatte.

Nach einiger Recherche im Netz kamen dann CBPV oder die Waldkrankheit in Frage, und weil ich Teilnehmer im Deutschen Bienenmonitoring bin, ließ ich eine sogenannte Anlassbeprobung durchführen, welche dann eindeutig einen CBPV Befall der untersuchten Völker nachwies.

Recht schnell zeigte sich aber: Nicht alle Völker erkrankten gleich stark. Es gab Völker, die sehr schwer durch die Krankheit gezeichnet waren, und es gab Völker, die direkt daneben standen und gesund wirkten. Bei einem Blick auf die Stockkarte zeigte sich dann immer wieder, dass es insbesondere die Herkunft B{1...25} = .20 - B1234(FOO) schww M6(BAR) besonders schwer betroffen war. Von den 25 Völkern mit diesen Königinnen erkrankten ungefähr 20 sichtbar an CBPV, einige wenige schienen jedoch immun zu sein. Von den sonstigen Völkern, in denen gänzlich andere Königinnen vorhanden waren, zeigte ein Volk starke, alle anderen entweder nur leichte bis gar keine CBPV-Anzeichen. Hier sei aber erwähnt, dass die Anzahl der weiteren Völkern eben bei weitem nicht an die Zahl 25 heran reichte.

Ich hatte also viele Gelegenheiten, CBPV in all seinen Erscheinungsformen zu beobachten, und ich hatte viele Patienten, an denen ich die oben beschriebenen Behandlungsmethode ausprobieren konnte.

Diese Erfahrung war ausgesprochen frustrierend, weil ich niemanden fand, der mir wissenschaftlich fundierten Rat geben konnte, wie man dieser Krankheit beikommen könnte. Daher war ich auf die spärlichen Informationen aus dem Internet zurück geworfen, und auch die zuhause vorhandene Literatur brachte keine besseren Erkenntnisse.

Ich habe dann im Verlauf des Sommers 2020 einen Großteil der oben beschriebenen Behandlungsoptionen durchgetestet, insbesondere das Abtreiben der Flugbienen mittels verstellen, Umweiseln und das Stressen durch eine Varroabehandlung mit Ameisensäure.

Ich hatte im Sommer 2021 aus dem Pool B{1...25} zwei Königinnen ausgewählt, von welchen ich nachzog. Diese waren zwar nicht durch Bestnoten aufgefallen, aber sie hatten immerhin keine CBPV Anzeichen gezeigt, womit sie dann hinreichend qualifiziert erschienen. Diese Königinnen hießen B10 und B18, deren Töchter dann standbegattet wurden und später dazu verwendet wurden, Königinnen aus dem Pool B{1...25} zu ersetzen.

Im Herbst sah es dann so aus, als wenn alle Maßnahmen irgendwie Erfolg gezeigt hätten. Da jedoch manche Völker nicht nur mit einer Methode behandelt wurden, sondern mit bis zu zwei unterschiedlichen Varianten gleichzeitig (beispielsweise Flugbienen-abtreiben UND spätere Umweiselung), war eigentlich nicht zu sagen, was jetzt tatsächlich geholfen hatte.
Und dann waren da noch einige wenige Völker, die einfach durchgehend CBPV zeigten, auch noch im Oktober, als ich die Bienen in den Winter schickte.

Im Winter 2021/2022 hatte ich dann in Völkern einen Totenfall, wie ich ihn vorher noch nicht gesehen hatte, insbesondere bei jenen Einheiten, die im Herbst immer noch CBPV gezeigt hatten. Innerlich stellte ich mich darauf ein, diese Völker abschreiben zu müssen, aber da Bienen einen immer wieder überraschen können, musste ich im Frühjahr 2022 erfreut feststellen, dass die Völker zwar etwas schwach, aber im großen und ganzen gesund und munter aus dem Winter kamen, und erfreulicherweise die CBPV Symptome verschwunden waren!

Im Frühjahr 2022 stellte sich die Situation so dar, dass aus dem Pool B{1...25} nur noch wenige Königinnen vorhanden waren, u.a. die B10 und die B18, sowie eine B12, die völlig immun zu sein schien (aber hier nicht weiter behandelt wird, weil von ihr nicht vermehrt wurde. Allerdings blieb sie auch 2022 immun), und dass ansonsten noch eine Carnica Linie eines benachbarten Züchters und Töchter der B10 und B18 vorhanden waren.

Eigentlich hätte ja jetzt alles gut werden müssen. Aber naja…

Genetische Prädisposition

Es gab also eine ganze Reihe Töchter, die ich von meiner B10 und meiner B18 gezogen hatte, und die nun in die Saison 2022 starteten. Und diese beiden Zuchttiere hatten ihrerseits die selbe Mutter, B1234(FOO). Das Pedigree sah also für beide Zuchtmütter so aus:

  • B10 = .20 B1234(FOO) schww M6(BAR)
  • B18 = .20 B1234(FOO) schww M6(BAR)

Auf dem Papier absolut identisch, richtig.
Die daraus entstandenen Töchter wurden allesamt standbegattet. Daher kann hier zur Vaterseite nichts gesagt werden. Also gab es zwei Gruppen, die jetzt relevant wurden:

Bx = .21 B10 x ? und By = .21 B18 x ? die ich künftig einfach B10-F1 und B18-F1 nennen werde.

Im Juni dann erkrankten zur gleichen Zeit wieder Völker an CBPV, nicht so stark wie im Vorjahr, aber für das geübte Auge durchaus erkennbar. Das einzige Volk, welches jetzt so schwere Symptome zeigte, dass auch die Leistung einbrach, war dann die Zuchtmutter B18.

Ihre Schwester, die B10, stand direkt neben der B18 und – Überraschung – erkrankte nicht!

Das war fast zu schön, um wahr zu sein, denn jetzt konnte geprüft werden, wie sich ihre Töchter verhalten würden, und siehe da: Von den B18-F1 erkrankten rund 2/3 der Völker, über alle Stände hinweg, von den B10-F1 etwa nur 1/3, und das auch deutlich schwächer (genauer gesagt, musste man schon sehr genau hinsehen, um kranke Tiere zu finden, aber sie waren da).

Der Totenfall vor den Fluglöchern der B18-F1 war deutlich größer als vor den B10-F1 Beuten, die Honig-Leistung der B10-F1 ließ nicht erkennbar nach, die B18-F1 sehr wohl.

Es zeichnete sich recht deutlich ab, dass die Herkunft/Anpaarung der Königin, und damit die Genetik der Arbeiterinnen, eine Rolle spielt, wenn es um die Ausbildung einer CBPV Symptomatik geht. Diese Annahme wurde auch dadurch gestützt, dass die Carnica Linie des benachbarten Züchters (ganz andere Genetik) ebenfalls entweder gar nicht oder nur sehr schwach CPBV erkrankte. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass es auch Verflug sein kann, der erklären würde, warum manche Völker überhaupt (sehr schwache) Symptome zeigten.

Die Unterschiede in den Geschwistergruppen


Wenn wir also davon ausgehen, dass die Genetik bei der Erkrankung an CBPV eine Rolle spielt, so bleibt festzustellen, dass ja nicht alle Arbeiterinnen in einem Volk die gleiche Abstammung haben, da sich die Königin mit mehreren Drohnen gepaart hat und so unterschiedliche Geschwistergruppen in einem Volk vorhanden sind.

Dass es sich so verhält, konnte ich aufgrund eigener Nachlässigkeit dann sehr gut nachvollziehen.

Mitte Mai 2022 erstellte ich einen Adamstarter zur Pflege von Weiselzellen.
Für diesen Adamstarter sammelte ich Brutwaben unterschiedlicher Völker zusammen und verstärkte das Ganze noch mit sehr vielen Bienen diverser schwarmfreudiger Miniplus Einheiten. Was ich dabei aber übersah: Manche Einheit, die Bienen und Brutwaben spendete, zeigte bereits CBPV Symptome, bzw. muss sie gezeigt haben, denn als ich 9 Tage später zwecks Zellenbrechen den Starter wieder öffnete, war das CBPV nicht mehr zu übersehen. Was für ein Desaster!
Ich beschloss aber trotzdem, den Anbrüter zu verwenden, larvte um und gab einen Zuchtrahmen. Überraschend war, dass die Annahme zunächst bei über 80 % lag, aber als ich die Zellen später verschulen wollte, waren nicht mal mehr 50 % der Zellen zu Ende gepflegt worden.

Nachdem also ein Großteil der Zellen in den Brutschrank gebracht worden war, teilte ich den Adamstarter in Ableger auf, und gab jedem Ableger eine Zelle mit.

Dabei wurde offensichtlich, dass nicht alle Bienen gleichermaßen erkrankten: Da ich für diesen Anbrüter Bienen unterschiedlicher Herkünfte verwendet hatte (also Buckfast- und Carnica Herkünfte gleichermaßen), sahen die Bienen auch schon vom Farbkleid her sehr unterschiedlich aus. Die einen hatten deutlich mehr orangene Ringel als die anderen.

Und dabei fiel dann sehr deutlich auf, dass die Bienen mit den orangenen Ringeln viel häufiger Krankheitszeichen zeigten, als jene, die nur grau waren, und damit einer anderen Herkunft zuzurechnen. Das Verhältnis lag dabei irgendetwas um 4 zu 1 – auf vier kranke orangene Bienen kam eine graue.

Ich hatte unbeabsichtigt ein Experiment gestartet und dabei ein Volk mit Geschwistergruppen unterschiedlichster Herkünfte erstellt. Und nun zeigte sich, dass trotz massiver Enge, in einer mit Bienen vollgepfropften Kiste nicht alle Bienen gleichermaßen erkrankten, sondern dass man schon anhand äußerer Merkmale Prognosen dazu abgeben konnte, wer erkranken würde und wer nicht.

Von den aufgeteilten Ablegern, musste die Hälfte später aufgelöst werden, weil die Königin nicht begattet wurde, die Zelle nicht schlüpfte oder weil die erkrankten Bienen nichtmehr in der Lage waren, ausreichend Brut aufzuziehen und sich damit selbst zu heilen.

Die andere Hälfte jedoch gedeihte letztendlich und wuchs zu einwinterungsfähigen Ablegern heran – ohne weitere CBPV Symptome.

Meine CBPV Behandlung in 2022

Ich hatte nicht die Zeit und nicht die Ressourcen, großen Aufwand mit an CBPV erkrankten Völkern zu betreiben, zumal sich im laufe der Saison die Theorie verfestigte, dass die Genetik entscheidend ist. Um diese Theorie zu testen, war also das Umweiseln von kranken Völkern die logische Konsequenz.

Im Frühjahr hatte ich einen gewaltigen Miniplus Brutsammler erstellt, bestehend aus 72 Mini Plus Waben, die allesamt übrig geblieben waren, nachdem ich die Königinnen aus diversen Minis genommen hatte. Dieser Brutsammler schaffte es nicht, sich eine Weisel nachzuziehen, und als ich nach vier, fünf Wochen einen Blick in das Volk warf, waren zwar alle Brutwaben geschlüpft, die Kiste voller Bienen, aber schon auf den ersten Blick war das typische große Zittern zu erkennen. Zwei weitere Wochen unternahm ich nichts, weil ich keine Zeit, keine Lust, keine Ahnung hatte, was ich tun sollte. Als ich wieder in das Volk schaute, war es schon deutlich dezimiert, es waren gefühlt nur noch zittrige Bienen vorhanden, was letztlich zu dem Entschluss führte, eine Schwefelschnitte zu holen, und dem Elend ein schnelles Ende zu bereiten – der Anblick war einfach nicht mehr zu ertragen.
Als ich dann mit dem Feuerzeug vor der Kiste stand, fiel mir ein letztes anderes Mini Plus ins Auge, welches nur noch da stand, weil die Königin zu garstige Arbeiterinnen hervor brachte, ich also besagte Queen bisher hatte nicht verwendet wollen.

Weil ich es also nicht übers Herz brachte, das kranke Volk zu keulen und ich ein Völkchen übrig hatte, dass ich doof fand, holte ich die doofe Königin aus dem einen Volk, ließ sie über das Flugloch einlaufen und vergaß diese Kiste für die kommenden Wochen.

Im Laufe des späten Mai und des Juni erstellte ich diverse Ableger mit unbegatteten Königinnen meiner Züchterkollegen Bernd Pflugrad und Ron Runge. Dazu noch einige Apideas. Insbesondere diese Apideas wurden alsbald zu eng, und so mussten die Königinnen raus und woanders rein. Wie der Zufall es wollte, hatte ich ja diverse Völker, die meiner Theorie nach eine neue Genetik gut vertragen könnten, und so weiselte ich diverse Völker, welche CBPV zeigten, mit neuen Königinnen um.

Dazu gehörte auch eine Kiste namens B5, Anfang 2022 ebenfalls noch mit einer der Schwestern aus 2020 unterwegs, im Herbst 2021 noch mit CBPV in den Winter geschickt, nach der Auswinterung 2022 etwas schwach und alsbald im Mai dann wieder mit Symptomen. Dieses Volk kam nicht mehr in Schwung, woraufhin ich dann ca. Ende Juni die Königin tauschte. Zur gleichen Zeit musste die alte Zuchtmutter B18 weichen, ebenso wie diverse ihrer Töchter.

Bei allen Völkern, bei denen ich die Königinnen tauschte, ließen die CBPV Symptome mit der Zeit nach. Nur bei der B5 stellte sich zunächst keine Besserung ein. Allerdings musste ich dann feststellen, dass dieses Volk einen zu hohen Varroabefall hatte, und nachdem ich mit einer späten TBE Anfang August samt Oxalsäurebehandlung die Milben entfernt hatte, verschwanden auch die CBPV Anzeichen binnen drei bis vier Wochen.

Mitte August kam ich schließlich auch auf jenes Mini Plus Volk zurück, welches ich schon hatte abschwefeln wollen, und öffnete es das erste Mal seit Mitte Juni. Zu meiner Überraschung hatte es sich vollständig erholt, Reserven angelegt und eine zwar etwas lebhafte und griffige Population, aber immerhin kein offensichtliches CBPV mehr. Als Varroabehandlung schlug ich es dann noch spät auf Dadant, gab einmal Oxalsäure und fütterte es auf, ohne das es weitere Zwischenfälle gegeben hätte.

Es ist eigentlich dieses spezielle Volk, welches mich in der Annahme bestärkt, dass eine Umweiselung die vielversprechenste Behandlungsoption ist, wenn es um CPBV geht, wobei sichergestellt sein muss, dass es sich um eine brutfreudige Königin handelt, und dass die äußeren Bedingungen günstig sind (Futter- und Pollenversorgung, genug Wärme, sodass auch schwächere Völker im Zweifelsfall größere Brutflächen fertig pflegen können). Es schien unrettbar erkrankt, und ich tat nichts weiter, als die Königin zu tauschen, woraufhin es wieder auf die Beine kam.

Meine aktuellen Theorien – kondensiert

Es muss an dieser Stelle ausdrücklich vorausgeschickt werden: Es handelt sich hierbei um Theorien! Ich kann und werde nicht so tun, als wenn meine Arbeit rund um CBPV wissenschaftlichen Ansprüchen auch nur im Ansatz genügen würde. Trotzdem kann ich natürlich begründete Annahmen aufstellen, und diese zur Diskussion stellen. Nicht mehr und nicht weniger mache ich hier, und trotzdem bleibt immer noch der finale Hinweis: Korrelation bedeutet nicht Kausalität. Trotzdem fasse ich jetzt meine Beobachtungen wie folgt zusammen:

  • Es gibt einen starken Einfluss der Genetik, ob ein Volk an CBPV erkrankt oder nicht.
  • Der genetische Einfluss bricht sich bis auf die Geschwistergruppen runter: Nicht alle Bienen eines Volkes sind gleichermaßen anfällig, es gibt auch in einem erkrankten Volk mitunter Geschwistergruppen, die immun sind. Das würde erklären, warum erkrankte Völker über den Winter scheinbar gesunden – die anfälligen Geschwistergruppen sterben weg, neue anfällige Individuen werden im Winter nicht geboren, im Frühjahr sind zunächst nur die resistenten Geschwistergruppen noch vorhanden.
  • Diese Theorie wird dadurch befeuert, dass es an stark befallenen Ständen auch immer resistente Völker gibt, die sich aber über Verflug hätten anstecken müssen.
  • Wenn man also die Genetik tauscht, bestehen gute Heilungschancen, solange das Volk noch in der Lage ist, Brut aufzuziehen.
  • Diese Annahme wird damit gerechtfertigt, dass alle meine betroffenen Völker nach einer Umweiselung symptomfrei wurden, ohne das ich weitere Maßnahmen ergriffen hätte.
  • Das Problem: Wenn eine Linie noch nie mit CBPV in Kontakt gekommen ist, kann man über ihre CBPV Resistenz keine Aussage treffen. Das kann züchterisch ein Problem sein.
  • Eine CBPV Erkrankung kann leicht übersehen werden. Es gibt unterschiedliche Abstufungen im Krankheitsbild, mancher mag eine Erkrankung mit der Waldkrankheit oder Schwarzsucht verwechseln. Es gibt auch meines Erachtens sehr milde Verläufe, bei denen kaum zitternde Bienen zu finden sind (oder jene ohne Haarkleid), und bei denen der einzige Hinweis das intensive “Beknibbeln” erkrankter Bienen am Flugloch ist. Ich halte es für denkbar, dass auch erfahrene Imker eine CBPV Erkrankung übersehen oder falsch deuten könnten, erst recht dann, wenn man bisher damit keine Erfahrung hat sammeln müssen.
  • Gerade Züchter müssen dringend in die Lage versetzt werden, in ihren Zuchtlinien CBPV zu erkennen. Es ist denkbar, dass auch anerkannte Züchter mangels Erfahrung CPBV nicht sofort erkennen. Es wäre aber wichtig, dass gerade Züchter anfällige Linien erkennen und ausselektieren.
  • Eine züchterische Bearbeitung hinsichtlich CBPV Resistenz sollte recht einfach sein, wenn man denn eine Möglichkeit findet, diese Eigenschaft plausibel zu testen. Es gibt sicherlich sehr viele Herkünfte, die resistent sind – insofern sollten sich hier deutlich schneller Erfolge erzielen lassen, als beispielsweise bei der VSH/VSB Selektion.
  • Die oftmals als mögliche Heilungsmethoden ins Spiel gebrachten Verfahren (Raum geben etc.) funktionieren nicht.
  • Gestützt wird diese ganze Genetik-Theorie auch dadurch, dass man mittlerweile davon ausgeht, dass der Verlust an Bienenvölkern im England des frühen 20. Jahrhunderts nicht etwa auf Tracheenmilben zurückzuführen sei, sondern auf CBPV. Bruder Adam, der in der Folge in der Buckfast Abtei jene berühmte, gleichnamige Biene erzüchtete, die nicht mehr an der mysteriösen “Isle of Wight Desease” erkrankte, selektierte also keinen Tracheen-resistenten Stamm heraus, sondern vielmehr einen CBPV resistenten. Und das schaffte er auch vergleichsweise schnell. Insofern wäre ich also optimistisch, wenn es darum geht, CBPV wieder zurück zu drängen.

Vielleicht fallen meine Theorien zu einem späteren Zeitpunkt zusammen – gut möglich!
Trotzdem mag dieser Artikel dem einen oder anderen Anregungen geben, wie er oder sie bei eigenen Erfahrungen jetzt handeln könnte.

Ich glaube nicht, dass ich mit dem Thema schon komplett durch bin. Aber wir werden sehen, wie sich das in Zukunft entwickelt. Ich werde berichten…

2022.9 – Dies und das

Drei Wochen Urlaub, drei Wochen keine Bienen, und was soll ich sagen? War auch mal ganz schön!
Wir waren in Norwegen, genauer gesagt in Südnorwegen, und das war ausgesprochen entspannt, landschaftlich wirklich schön und ganz schön teuer. Aber der Erholungseffekt war groß, und so hatte ich nach dem Urlaub auch tatsächlich wieder Bock auf Bienen, und zu tun gab es ja einiges.

In Norwegen habe ich nur zwei Mal Beuten gesehen: Einmal an einem Feld, 5 Kisten, die sehr an Segeberger Beuten erinnerten, aber ein anderen Maß hatten, und deren Bewohnerinnen ausgesprochen böse waren. Und dann einmal mitten auf dem Grünstreifen eines Autobahnkreuzes bei Kristiansand: Hier hatte jemand eine Belegstelle eingerichtet. In der Mitte eine Reihe Drohnenvölker und drumherum zwei, drei Dutzend Begattungskästchen.
Apropos Belegstelle – die Bienendichte in Norwegen ist so dünn – man könnte vermutlich in jedem Tal eine eigene, sichere Belegstelle einrichten. Ich musste daran oft denken, wenn ich insgeheim darüber grübelte, ob und wie wir nach Norwegen auswandern könnten…

Aber ich wollte ein paar Beobachtungen teilen, die ich seit meiner Rückkehr gemacht habe. Nichts Besonderes, einfach nur Erfahrungsaustausch.

Stille Umweiselungen finden jetzt statt

Ich habe damit angefangen, Völker umzuweiseln. Dabei prüfe ich vor dem Zusetzen der neuen Königin, ob das Volk Nachschaffungszellen angelegt hat. Bei einem Volk war das dann nicht der Fall, obwohl die ich die gezeichnete Königin Tage zuvor entfernt hatte, und es war auch großflächig Brut in allen Stadien vorhanden, sowie eine junge, dicke, große Königin, sowie genau eine Weiselzelle, welche die Bienen noch nicht zurückgebaut hatten.

Ich habe diese Königin jetzt gelassen, weil Königinnen aus stillen Umweiselungen in der Regel ausgesprochen gute Leistungen zeigen können. Interessant ist aber auch, dass das Volk bis zu meinem Eingriff zwei Königinnen gleichzeitig akzeptiert haben.

Königin ohne Flügel

Eine Kuriosität, die ich mir gar nicht erklären kann, ist eine Königin ohne Flügel. Diese ist mir bei einer TBE untergekommen, und die Geschichte geht so:

Ich habe ein altes Mini PPlus Volk auf Dadant geschlagen, im Rahmen einer TBE. Dabei habe ich eine ungezeichnete Königin gefunden, ein dickes Tier, mit langem Hinterleib. Aber diese Königin hatte keine Flügel, auch keine Stummelflügel, gar nichts. Da aber Brut in allen Stadien vorhanden war, habe ich nichts gemacht, und die Kö mit in die Dadant Kiste gegeben.

Vier Tage später, zur Behandlung mit Oxalsäure, hatte das Volk schon wieder Eier, Futter war sauber abgenommen, alles in bester Ordnung. Aber dann habe ich zufällig eine gezeichnete Königin gefunden, mit Flügeln, nämlich jene, die ich Monate zuvor zugesetzt hatte.

Es sieht also auch hier so aus, als wenn das Volk zwei Königinnen duldet, von denen eine zwar so aussieht, als hätte sie einen entwickelten Hinterleib, jedoch keine Flügel (mehr).

Bienen geben einem doch immer wieder Rätsel auf.

Wenn kein Futter, dann keine Brut

Vor meinem Urlaub hatte ich die Völker noch einmal gut gefüttert. Dann war bei den meisten drei Wochen Ruhe, nur die Völker, die eine TBE hatten durchmachen müssen, sind zwischendurch gefüttert worden.

Etwa vier Wochen nach der letzten Fütterung zeigte sich dann ein wiederkehrendes Bild:
In vielen Völkern gab es sehr viele Jungbienen, verdeckelte Brut und Eier, jedoch wenig bis gar keine Maden. Es sah also so aus, als wenn mit meiner letzten Fütterung etwas mehr als ein Brutsatz aufgezogen wurde, was die Jungbienen und die verdeckelte Brut erklärte, dann aber die Brutpflege mangels Futterstrom eingestellt worden war (was die Eier erklärt – die Königin legt weiter, aber die Arbeiterinnen räumen dann wieder aus).
Nachdem ich nach meiner Rückkehr auch wieder die Fütterung aufgenommen habe, sind Tage später auch wieder vermehrt gut gepflegte Maden zu finden.

Pollenmangel ist hierbei nicht das Problem – alle Völker verfügen über reichlich Pollenvorräte, und auch die Maden, wenn sie denn gepflegt werden, schwimmen dick im Futtersaft. Es fehlte also offensichtlich der Futterstrom – nicht jedoch die Futtervorräte: Kein Volk war trocken gelaufen, alle hatten noch (verdeckeltes) Futter in den Waben, jedoch eben keinen Futterumtrieb mehr im Volk.

Meine Annahme ist daher, dass der Futterumtrieb (also das Umtragen des Futters im Stock, von Biene zu Biene) entscheidend dafür ist, ob und wieviel Brut zu dieser Jahreszeit gepflegt wird.

Es gab aber auch seltsame Ausnahmen: Wenige Völker, am gleichen Standort, hatten sich das Brutnest vollgekleistert, und ich weiss nicht so genau, womit eigentlich. Aber diese Kisten waren randvoll mit Futter. Hier habe ich jetzt teilweise Honigräume über Absperrgitter aufgesetzt, um ein Umtragen des Futters zu ermöglichen. Allerdings wurde davon wenig gebrauch gemacht, obwohl auch hier wieder Entspannung im Brutnest eingetreten ist (vermutlich durch den Verbrauch des Futters).

Honigräume mit einfüttern

Nachdem ich die letzten Frühjahre immer mit Futterteig hantieren musste, will ich dieses Jahr die Taktik ändern, und einen HR aufsetzen, dort mit einfüttern lassen, und dann den HR im Oktober untersetzen. Es soll einfach mehr Futter in die Völker, ich möchte bis Ende März nichts an den Bienen machen müssen, außer vielleicht Schiede setzen. Aber dazu kann es in einer 10er Dadant Kiste schon mal eng werden.

Nächstes Jahr mal weniger Völker

Ich werde die Saison nächstes Jahr deutlich kleiner angehen. Die letzten Jahre, mit ihrem ständigen Wachstum, waren auch ganz schön anstrengend, sodass ich manchmal auch einfach keinen Bock mehr auf Bienen hatte. Daher ist schon in der Saison der Gedanke aufgekommen, kommendes Jahr mal etwas die Richtung in der Imkerei zu ändern.
Daher werde ich im Frühjahr etliche Völker verkaufen (wenn denn alles heil über den Winter kommt), mit einem kleinen Rumpf weitermachen (also in etwa dem, was ich für die Teilnahme am DeBiMo benötige, plus etwas Reserve) und dann mich auf die Aufzucht von Königinnen konzentrieren, und mal etwas Neues ausprobieren: Die Ausbildung von Jungimkern.

Ausbildung, Imkerpate

Als ich mit der Imkerei anfing, bin ich in einen Imkerverein eingetreten, weil ich einen Imkerpaten finden wollte. Ich fand aber keinen. Niemand war bereit, Imkerpate zu sein.
Das war ausgesprochen frustrierend, aber so war ich praktisch gezwungen, mir woanders Hilfe zu organisieren (im Internet, wie man das eben heute so macht), woraus mein Imkernetzwerk entstanden ist, dass sich einmal Nord nach Süd, West nach Ost durch die ganze Republik zieht, und für das ich sehr dankbar bin.

Aber ich denke, dass ich mittlerweile so viel Wissen und Erfahrung gesammelt habe, dass ich in meinem Verein als Imkerpate etwas Nützliches zum Vereinsleben beitragen kann. Das will ich dann ab kommendes Jahr mal ausprobieren. Weniger eigene Bienen, mehr bei anderen Imkern unterstützend helfen und damit auch ganz viel unterschiedliche Völker zu Gesicht bekommen.

Ich spiele auch grob mit dem Gedanken, mich um eine Fortbildung als BSV zu bemühen. Nach meinen Erfahrungen rund um CBPV finde ich das eine interessante Herausforderung. Aber da bin ich mir noch nicht ganz im Klaren darüber, ob ich das wirklich durchziehen will.

Schauen wir mal.

Allgemeine Gedanken in der Rückschau auf 2021

Ich will mir mal ein paar Minuten Zeit nehmen, ein paar aktuelle Gedanken zusammenzufassen, die mich hinsichtlich meiner Imkerei gerade umtreiben.

Im wesentlichen geht es dabei um eine Fokussierung auf die wesentlichen Dinge.

Man kann nicht alles auf einmal machen

Ich habe dieses Jahr, wie auch schon 2020, sehr viel unterschiedliche Themen auf einmal angepackt: Umstellung auf Dadant, Aufbau einer Wanderimkerei, Aufzucht von Königinnen, Selektion (sprich: Beurteilung von Königinnen).

In diesem Frühjahr habe ich das erste Mal erfolgreich überwinterte Mini Plus in das Frühjahr geführt. Dabei habe ich schnell lernen dürfen, dass die Vielzahl an Mini Plus Kisten mehr Arbeit gemacht haben, als die Wirtschaftsvölker, welche gewandert wurden. Allein die Schwarmkontrollen bei M+ sind ausgesprochen mühsam.

Irgendwann habe ich die Mini Plus dann in Begattungseinheiten aufgeteilt, aber auch das hat ziemlich viel Arbeit gemacht, weil man nicht einfach die Zargen herunternehmen und auf Böden stellen kann, sondern die Waben schon passend zueinander sortieren muss.

Das ist alles nicht wirklich schlimm, aber es kann – je nachdem, wie viele M+ Türme und Zargen man aufteilen will – reichlich Arbeit machen.

Begattungseinheiten bedeutete aber in meinem Fall auch, dass ich die passenden Königinnen vorher dazu aufziehen wollte. Dazu brauchte ich aber auch ein Pflegevolk und überhaupt bewertetes Zuchtmaterial, und vor allem einen sehr exakten Terminkalender.

Das Aufziehen von Königinnen ist keine Raketentechnik, man kann sich das anlesen und mit etwas Übung schnell hinbekommen. Allerdings verzeiht das Ziehen von Königinnen keine Termin-Schluderei. Man muss bestimmte Dinge zu bestimmten Zeitpunkten einfach erledigen – Ende der Durchsage.

Mich hat das gestresst. Die Miniplus, die Königinnen aufziehen, das Einweiseln, der ganze Kram.

Eine andere Sache, die mich fertig macht, ist die ganze Fahrerei.

Wenn man seine Völker wandert, dann fährt man irgendwie nur durch die Gegend. Ich habe da aber keinen Bock drauf, in der Saison hunderte von Kilometer abzureissen, um Schwarmkontrollen bei meinen Völkern zu machen.
Das Management der Völker, wie ich es bisher betreibe, zieht sehr viel Betüddelung der Völker durch den Imker nach sich.
Je länger ich das mache, um so weniger Bock habe ich darauf. Und wenn man erst mal mit den alten Hasen spricht, stellt man fest, dass es denen nicht anders geht. Die haben nur einfach eine andere Strategie bei ihren Völkern gewählt.

Die Fahrerei hört ja bei den Schwarmkontrollen nicht auf.
Ich habe aktuell sehr viel Diesel dafür verfahren, meine Völker aufzufüttern und im September noch einmal nachzubehandeln. Das war vom Zeitaufwand auch nur leistbar, weil ich nicht so viele Völker habe. Im Grunde ist das aber auch nicht wirtschaftlich, wenn man jede Woche 2-4 KG füttert und dafür dann 5-8 Mal Sirup nach kippt.

Wenn ich die Anzahl an Stunden, die ich pro Volk in diesem Jahr investiert habe, kennen würde, würde ich mir sicherlich an den Kopf fassen und mich fragen, warum ich den Honig eigentlich nicht gleich verschenke. Ökonomisch macht das vermutlich alles keinen Sinn.

Aber so langsam fange ich an, auch die Wirtschaftlichkeit in den Blick zu nehmen, und zu überlegen, wo ich straffen kann, wo ich effizienter werden könnte.
Ich habe schließlich immer noch das Ziel, einen Grad an Wirtschaftlichkeit zu erreichen, wo ich meine Stundenzahl im Bürojob verringern und der Imkerei zuschlagen kann, ohne nennenswerte finanzielle Einbußen zu haben. Aber davon bin ich aktuell wirklich weit entfernt – wenn man denn meine Arbeitszeit einrechnet.

Effizienz

Natürlich ist das alles ein Hobby, und Hobbies messen sich nicht an Effizienz oder Stundenertrag, sondern in Spaß und Erholung, in Oi-Stress-Einheiten.

Aber andererseits ist es auch Teil des Spaßes, das Geld (und die eigene Zeit) nicht nur zu versenken, sondern anhand von Kennzahlen beispielsweise auch nachvollziehbar eine Art “Gewinn” zu erwirtschaften. Bis zu 30 Völker ist man gegenüber dem Finanzamt im Bereich der Liebhaberei, aber das Objekt der Liebhaberei, die Bienen und die Fürsorge für sie, kann allein schon “Gewinn” sein, wenn man sieht und spürt, dass es ihnen gut geht.

Ein Teil von Effizienz ist, Bienen so viel wie nötig und so wenig wie möglich zu stören. Wenn man hier eine gesunde Balance erzielt, dann nutzt man einerseits die Zeit für das Hobby sehr effizient, andererseits leben die Bienen weitestgehend unbehelligt vom Menschen in den Tag hinein, was insgesamt dem Tierwohl förderlich sein sollte.

Meine Gedanken rund um dieses Thema landen früher oder später auch immer wieder bei Bob Binnie, der mal sagte: “Wir managen unsere Bienen so, dass sie zu Beginn der Haupttracht ihren Höhepunkt erreichen”
Bob ist Erwerbsimker und hat ein Unternehmen mit 2000 Völkern und diversen Angestellten. Der hat keine Zeit für Kaspereien. Was man von ihm lernen kann, ist etwas über Effizienz.

Sein Trick, der auch für Ian Steppler und andere Erwerbsimker exakt genau so funktioniert, ist eine Völkerführung, die proaktiv zur richtigen Zeit im richtigen Maß schröpft, dass die Völker nicht schwärmen, aber zu Beginn der Haupttracht dann wieder voll da sind.

Das ist wirklich nichts Neues, aber der Punkt ist, dass man verstanden hat, wann, wie und welchem Umfang die Völker zu schröpfen sind, dass es genau zum richtigen Zeitpunkt wieder passt. Dafür muss man seine Bienen und die Umwelt, in der sie leben, so gut kennen, dass man die Kipppunkte kennt.

Die letzten Jahre habe ich immer versucht, das Schröpfen zu vermeiden, haben doch die Kollegen immer gesagt, man kann eine Königin nur dann beurteilen, wenn man sie machen lässt. Wie entwickelt sich das Volk? Wie gut ist die Schwarmträgheit? Wer schröpft, verfälscht das Ergebnis!

Ich sehe das ein, da steckt viel Wahres hinter. Aber es befriedigt mich nicht. Um die Schwarmträgheit zu beurteilen, muss ich auch regelmäßig kontrollieren, andernfalls stimmen die Daten nicht.
Ein Buckfastzüchter meinte zwar mal, man solle einfach zwei Jahre lang alles schwärmen lassen, was schwärmen will, danach hätte man schwarmträge Bienen, aber irgendwie bringe ich das auch nicht übers Herz.

Irgendwer schrieb mal, die Biene müsste zur Betriebsweise passen, und das finde ich einen guten Ansatz.
Mir würde es reichen, wenn ich mit meinen Bienen durch schröpfen ein reproduzierbares Ergebnis erzielen kann (schwärmen nicht), und die Königinnen danach trotzdem wieder ein trachtreifes Volk aufbauen können. Jetzt müsste ich nur noch austarieren, wie viel genau im Schnitt geschröpft werden müsste, um zu 90% das Schwärmen zu verhindern, ohne die spätere Trachtreife zu torpedieren.
Das ist nicht einfach, aber wenn ich am Ende einmal schröpfe, und ansonsten die Völker ohne weitere Nachschau an ihren Wanderplätzen stehen lassen kann, dann wäre mir echt geholfen.
Es gibt diese Betriebsweisen, aber die funktionieren eigentlich nie nach Rezept, sondern leben immer sehr von der Erfahrung des Imkers im Zusammenhang mit der individuellen Biene und der umgebenen Landschaft.

Natürlich würde es mir reichen, wenn ich eine Biene hätte, die absolut schwarmträge ist, aber im Moment schreckt mich noch der Weg dahin, daher die Überlegungen, den passenden Kompromiss zu finden.

Ein anderes Thema ist die Aufzucht eigener Königinnen und der ganze Apparat darum.

Ich mag das wirklich sehr gerne – umlarven, pflegen lassen, der Schlupf der Königinnen. Das ist eines der schönsten Dinge in der Imkerei.

Aber ich merke, dass das nicht in mein Zeitmanagement passt, ohne das es mich stresst.

Die naheliegende Lösung ist, dieses Thema auszulagern.

Lösungen

Und so ist es ausgesprochen passend, dass ich in einem Zuchtverband Mitglied bin und Züchter in diesem Zuchtverband Völker brauchen, in denen F1 Töchter getestet werden können.

So zeichnet sich für das kommende Jahr eine Lösung ab, die darin besteht, dass ich für zwei Züchter des Landesverbandes der Buckfastzüchter MV Königinnen teste. Diese schicken mir unbegattete Weiseln zu, die ich dann standbegatten lasse, um sie später als Wirtschaftsköniginnen zu testen. Meine Aufgabe dabei ist die Bewertung nach den Richtlinien des GdeB, woraus man Rückschlüsse auf die Erbfestigkeit der Zuchtmütter schließen kann.

Bezüglich Wanderung und Schwarmkontrollen werde ich folgerichtig auch einen vorhersehbaren Weg wählen: Ich werde mit Beginn der Schwarmzeit schröpfen, starke Ableger erstellen und anschließend das Wühlen in den Völkern bis zur TBE einstellen.
Der Umfang des Schröpfens wird sich finden müssen, aber was dann schwärmt, schwärmt dann eben. Ziel muss es sein, den Index “Zeit/Volk” so zu gestalten, dass die Völker ausreichend betreut, gepflegt und behütet werden, ohne dabei mehr als nötig zu stören.
Ich bin mittlerweile mit meiner Erfahrung an einem Punkt angekommen, wo ich denke, dass dies ein gangbarer Weg ist.
Es darf ab Mitte Mai dann nur noch darum gehen, Honigräume zu geben, ggf. zu ernten und die Völker an einen neuen Standplatz zu fahren, bis Mitte Juli die Varroabehandlung in Form einer TBE erfolgt.

Was das Füttern betrifft, hat es sich bewährt, nach einer TBE dünn und oft zu füttern. Verdünnter Sirup oder Zuckerwasser 1:1 regt den Bautrieb der Bienen an, was gerade unmittelbar nach einer TBE wichtig ist. Man hat eben nur ein enges Zeitfenster, Bienen dann noch Waben ausbauen zu lassen, und es scheint auch so, dass eine verdünnte Futtergabe ein Volk stärker zur Aufzucht von Brut ermutigt, als bereits invertierter, lagerungsfähiger Sirup, der von den Bienen nur noch abgelegt und verdeckelt werden muss.

Daher ist es nach einer TBE unvermeidlich, Völker öfters einen Besuch abzustatten.
Aber ab Mitte, Ende August muss ich einfach deutlich schneller deutlich mehr Futter in die Völker bekommen, und mich nicht mehr mit kleinen Futtergaben verkünsteln.

Ein Problem ist eine mögliche Reinvasion von Varroamilben, wofür ich keine langfristige Lösung habe.
Wenn im September der Milbenbefall zu hoch ist, kann man bei passendem Wetter auf Ameisensäure zurückgreifen, aber das Problem ist eindeutig, dass die Abhängigkeiten zu Temperaturen und Luftfeuchtigkeit zu hoch sind, dass im September dazu mitunter schon ein passendes Zeitfenster fehlen kann.
Auch empfinde ich Ameisensäure als Quälerei für die Bienen, und verfolge eigentlich den Ansatz, auf ihren Einsatz grundsätzlich zu verzichten. Aber die Möglichkeiten sind eben begrenzt, wenn man im September zu viele Milben im Volk hat.

Es gibt sehr viele Stellschrauben in meiner Imkerei, die ich anfassen kann, um effizienter mit meiner Zeit und den Bienen umzugehen.
Ein Aspekt, der mich an der Imkerei so fasziniert, ist die Tatsache, dass es nie langweilig wird, und Bienen wie der berühmte Kaninchenbau bei Alice im Wunderland sind: Wenn man einmal den Kopf hineingesteckt hat, wird man immer tiefer hinein gezogen.

Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich das wirklich will, aber ich überlege, ab kommenden Jahr meine Zeit, die ich in die Imkerei stecke, zu erfassen, um dann am Ende des Jahres Kennzahlen zu haben, um daraus dann Rückschlüsse zu ziehen, wo es eventuell klemmt.

Ich weiss, das klingt alles ziemlich irre.

2021.4 – Alle aus der Brut

Ich möchte das gerne für mich und das kommende Jahr dokumentieren:
Angepasster Brutraum mit Thermoschied hin oder her – die Bienen sind in den kalten letzten drei Wochen aus der Brut gegangen.

Auch die Berichte anderer Imker aus dem ganzen Bundesgebiet zeigen, dass es dort ähnlich war. Auch die frenetischen Wärmebrett-Thermoschied-Freunde plus die Segebergerbeute-Styro-Fraktion berichten gleichlautend, dass ihre Bienen das Brutgeschäft in der Zeit eingestellt haben.

Vielleicht ist es ja so, dass der angefangene Brutsatz noch gut zuende gebracht werden konnte, denn auch ich habe eine ganze Reihe Jungbienen im Volk gesehen. Aber der Brutumfang wurde auf keinen Fall gehalten und erst mit den wärmeren letzten Tagen sind wieder größere Flächen bestiftet worden.

Auch der Raps hat noch mal die Luft angehalten, wie es aussieht. Der liegt auch noch am Boden. Der Landwirt, dessen Rapsschläge ich anwandern will, geht davon aus, dass der Raps Ende April erst in Vollblüte geht. Ist also noch etwas Zeit für die Bienen, sich zu berappeln.

Was sonst noch?

Meine Todo Liste schmilzt nur langsam ab. Immerhin ist der Schleuderraum jetzt fast so, wie ich ihn mir gedacht hatte. Fehlen nur noch ein paar Kleinigkeiten.

Ich warte immer noch auf die Beutenlieferung der Bergwiesenimkerei, damit ich auch dort noch das Holz streichen kann, und auch endlich die Mittelwände eingelötet werden können. Hoffentlich wird das noch bis Ende der Woche etwas.

Ansonsten versuche ich gerade, meine alte DNM Hardware zu verkaufen, plus einen Siebkübel.

Dabei habe ich ein bemerkenswertes Phänomen festgestellt: Wenn man “Nur Abholung” reinschreibt, gibt es ausschließlich Anfragen, die in etwa wie folgt klingen: “Wenn du verschickst, würde ich den nehmen” – manchmal klingt das auch so, als wenn ich auch noch dankbar sein sollte, dass man wenigstens so gnädig ist, den Siebkübel per Post entgegen zu nehmen. Leute, ich weiss, welch lächerlich niedrigen Preis ich für das Teil aufgerufen habe – wenn ihr nicht hier her kommen könnt, dann kauft einen beim Imkerversandhandel eurer Wahl. Ich behalte das Ding auch einfach, wenn ich ihn nicht zu meinen Bedingungen los werde.

Früher hatte ich immer das Gefühl, ich müsste mich entschuldigen, wenn ich für irgendetwas Geld nehme, das mit den Bienen zu tun hat. Mittlerweile hat sich das radikal geändert. Wer für meinen Honig, meine Königinnen, meine Völker oder gebrauchte Hardware kein oder nur wenig zahlen will, muss eben woanders kaufen.

Es steckt zu viel meiner Zeit und meines Geldes in den ganzen Dingen, da habe ich nichts zu verschenken.

Über Strategien in dieser Imkerei

Auf Instagram kam die Frage nach meinen Investitionen auf, und das hat mich darüber nachdenken lassen, wie ich das dem kleinen Publikum hier vor Ort erklären könnte.

Es gibt, drei Strategien, die ich im Moment auf dem Zettel habe: Eine kurzfristige, eine mittelfristige und eine langfristige Strategie. Und vielleicht erläutere ich das mal ganz grundsätzlich, wo die Reise einmal hingehen soll – zumindest auf dem Blatt Papier.

Kurzfristige Strategie

Die kurzfristige Strategie bezieht sich auf diese Saison, auf das Jahr 2021.
Meine kurzfristigen Ziele sind eigentlich recht einfach: Alles, was nicht Dadant oder Mini Plus ist, verkaufen und die Imkerei auf ein einheitliches Maß umstellen. Dazu gehören auch ausschließlich flache Honigräume, Dickwaben für eine bessere Entdeckelung, einheitliche Beuten mit einheitlichen Deckeln, Bodenschieberr, Fluglochkeilen, Fütterern, etc. pipapo.

Dazu werde ich alles an Völkern verkaufen, was jetzt nicht auf Dadant oder MIni Plus sitzt (von zwei Ausnahmen abgesehen, aber das ist jetzt nebensächlich).
Damit wird sich mein Völkerbestand praktisch halbieren und mich auf eine etwas geringere Völkerzahl als vergangenes Jahr zurückwerfen.

Da aber auch wieder vermehrt werden wird, da am Ende durch die TBE auch wieder späte Ableger erstellt werden, wird sich der Bestand zum Jahresende hin auch wieder aufblähen, diesmal dann aber nur noch mit einem Maß.

So hoffe ich, irgendwann im Herbst 2021 30 kommende Wirtschaftsvölker einwintern zu können, um damit dann ab 2022 zu arbeiten. Hier und da vielleicht noch ein wenig Reserve, aber im großen und ganzen wird es das dann gewesen sein.

Mittelfristige Strategie

Die kommenden Jahre möchte ich dann bei rund 30 Wirtschaftsvölkern bleiben. Das Augenmerk soll dann auf das Optimieren der Betriebsweise, der Honigbe- und verarbeitung sowie auf dem Vertrieb und der Ertragssteigerung liegen, bei gleichzeitig optimierten Arbeitsabläufen.

Ich weiss, ich weiss, für ein Hobby klingt das alles wenig “hobbymäßig”, sondern eher nach sehr viel Business – da kommt einfach ein paar mal zu oft das Wort “optimieren” in der einen oder anderen Form drin vor.

Aber für mich ist das gerade ein Teil des Spaßes an der Sache: Wenn man den durchschnittlichen Honigertrag pro Volk steigern kann, dann ist das eine objektive Metrik über die Fertigkeiten als Imker in seiner Gesamtheit. Und irgendwie juckt es mich da. Da kommen so unterschiedliche Teilbereiche zusammen, wie Zucht, Betriebweise, Verständnis für die Bienen und ihre Bedürfnisse.
Da lässt sich viel lernen, bevor man einen Gedanken daran verschwenden muss, noch mehr Bienen anzuschaffen. 30 Völker langfristig erfolgreich durch das Jahr zu bringen, ist Herausforderung genug.
Zunächst.

Langfristige Strategie

Wenn man 30 Völker routiniert im Griff hat, und auch den Honig, welchen diese produzieren, zu einem fairen Preis verkauft bekommt, kann man darüber nachdenken, die Völkerzahl zu steigern.

Langfristig habe ich schon den Traum, als Nebenerwerbsimker irgendetwas bis 70 Völker zu stemmen, und dabei so viel Umsatz zu generieren, dass ich in den Sommermonaten beispielsweise in meinem Bürojob Stunden reduzieren kann und die Imkerei hier den Einkommensverlust auffängt. Dazu muss aber meine Erfahrung noch ein paar Jahre wachsen und reifen.

Hat auch alles viel mit Privilegien zu tun

So ein langfristiges Ziel ist wichtig, wenn es darum geht, die eigenen Investitionen zu planen. Aber diese Investitionen muss man auch erst mal aufbringen können.

Ab und an kommt die Frage, ob ich da nicht ganz schön viel Geld in die Imkerei stecke, und tatsächlich kann ich das nicht abstreiten.
Die Imkerei ist für mich ein sinnvoller Zeitvertreib, etwas, das glücklich macht, Zerstreuung schafft und von den Unbillen des Alltags ablenkt.
Die einen fliegen einmal im Jahr mit der gesamten Familie irgendwo nach Übersee, die anderen stellen sich neue Schleudertechnik in den Schleuderraum. Jeder hat halt etwas anderes, worauf er sich auf lange Sicht freuen kann.

Aber das hat natürlich auch viel mit Privilegien zu tun. Man muss sich ein Hobby auch erst mal leisten können. Für viele Menschen ist das unerreichbarer Luxus, und Imkerei als Hobby ist großer Luxus.

So gesehen habe ich aber auch den Ehrgeiz, dass sich diese Investitionen auch irgendwann einmal rentieren – dass es nicht nur Geld-zum-Fenster-rauswerfen ist. Ich will das Geld nicht einfach nur raus ballern, weil ich es mir gerade leisten kann. Es muss später auch wieder etwas rein kommen, und dann sich selbst tragen und auch die getätigten Ausgaben irgendwann wieder einspielen. Dann nimmt mir das ein wenig das Gefühl, einfach nur einem dekadenten Zeitvertreib nachzugehen.
Bei meiner langfristigen Strategie muss ich Steuern zahlen, dann ist das mit der Liebhaberei auch vorbei. Aber das finde ich okay. Wenn es so weit rund läuft, ist das auch in Ordnung.

Aber eben aus diesem Grund macht es keinen Sinn, jetzt zurückhaltend zu investieren. Was ich jetzt beschaffe, muss letztlich der langfristigen Strategie dienen können. Es erscheint sinnfrei, von einer 4 Waben Schleuder auf eine 6 Waben Schleuder zu wechseln, oder einen Kaptarlift ohne Hänger zu beschaffen. Auch das Geld für 5 Doppelsiebe wäre rausgeschmissen, wenn man am Ende doch einen Vorfilter braucht.

Dann halt lieber richtig.

Die tatsächliche Wirksamkeit von Oxalsäure

Einer Oxalsäurebehandlung wird ein sehr hoher Wirkungsgrad zugeschrieben. So gibt der Mellifera e.V. die Wirksamkeit bei 97,3% an. Ich persönlich habe immer größere Zweifel an dieser hohen Wirksamkeit.

Warum das so ist, will ich nachfolgend erläutern.

Behandlung mit Oxalsäure bei Brutfreiheit – trotzdem viele Milben!

Ich habe seit längerer Zeit erhebliche Zweifel an dem hohen Wirkungsgrad einer einmaligen Oxalsäurebehandlung bei Brutfreiheit, denn nach meinen Erfahrungen mit der Totalen Brutentnahme und einer einmaligen Behandlung mit OXS bei Brutfreiheit im Juli, zeigten fast alle Völker vergleichsweise hohe Milbenzahlen bereits im September, erst recht dann nach der Winterbehandlung im November oder Dezember. Ich hatte Völker, die wurden Mitte Juli wie genannt behandelt, zeigten dann aber im Oktober einen phoretischen Milbenbefall von drei bis fast sechs Prozent, was ausgesprochen hoch erscheint.
Da ich diese oder ähnliche Beobachtungen von dem ersten Jahr mit TBE und OXS mache, sind mit der Zeit erhebliche Zweifel an einer Wirksamkeit der OXS von >90% gewachsen.

Diese Zweifel wurden gestützt von den Milbenkennzahlen der Brutsammler, welche die befallene Brut bei der TBE bekommen haben, und dann, nachdem diese Brut vollständig geschlüpft war, ebenfalls mit OXS behandelt wurden.
Diese Völker, die mit einer sehr hohen Milbenlast gestartet sind, haben allesamt einen extrem hohen Milbenfall mit der Winterbehandlung gezeigt, obwohl auch sie eine längere Brutpause im August hatten und obwohl auch hier die Anzahl der Brutzyklen, welche zum erstarken der Milbenpopulationen hätte führen können, überschaubar gewesen sind.

Wie kommt das?

Viele Milben = unsachgemäße OXS Anwendung?

Man kann bei der OXS Behandlung nicht viel falsch machen: Es muss Brutfreiheit herrschen, die Flugbienen sollten möglichst alle zu Hause sein.
Also behandelt man in den Abendstunden, und rund 21 Tage nachdem die Königin entfernt wurde, oder eben bevor die neuen Waben wieder verdeckelte Brut aufweisen, bzw. ältere, noch unverdeckelte Larven. Das ist nicht weiter kompliziert, da gibt es nicht zu viele Fehlerquellen.
Insofern kann man eine unsachgemäße Behandlung weitestgehend ausschließen – jeder Imker, der sich etwas mit der Materie beschäftigt hat, wird eine entsprechende Behandlung hinbekommen – auch aus diesem Grund ist das Verfahren ja letztlich zugelassen worden.

Test im Februar – kleine Blockbehandlung

Es gibt Völker, die haben schon bei der Winterbehandlung gezeigt, dass sehr viele Rest-Milben vorhanden waren.
Da diese Völker mit einiger Wahrscheinlichkeit für die Honigproduktion nicht taugen werden, wurden sie an den warmen Tagen Ende Februar, abermals mit Oxalsäure behandelt. Angesetzt wurde ein kleiner Block von drei Mal, alle zwei Tage.

Die Anzahl der Völker war sehr überschaubar, insofern sind die Daten unzureichend für wirklich valide Aussagen. Aber sie zeigen in eine bestimmte Richtung.

Die behandelten Völker waren zum Zeitpunkt der Behandlung nahezu brutfrei. Es gab kleine Flächen verdeckelter Brut, wenn überhaupt. Allerdings hatte der strenge Frost die Tage zuvor das Brutgeschäft offensichtlich zum Erliegen gebracht und es kam gerade erst wieder in Gang. Insofern herrschten fast perfekte Behandlungsbedingungen.

Es gab Völker, bei denen fielen nach der 1. Behandlung ~20 Milben und nach der 2. Behandlung nur noch 2-4 Milben. Hier schien die Wirkung der ersten Behandlung ausreichend gewesen zu sein.
Allerdings zeigten 2/3 der Testvölker eher einen Verlauf von 1. Behandlung: ~40 Milben, 2. Behandlung: ~20 Milben, 3. Behandlung : ~5 Milben.

Hätte die erste Behandlung >90% der Milben getötet, dann hätten nicht im Laufe der weiteren Behandlungen fast noch einmal genauso viele Milben fallen dürfen, wie nach der ersten Behandlung. Tatsächlich möchte man meinen, dass die erste, sowie die weiteren Behandlungen jeweils nur zwischen 50 und 60% der vorhandenen Milben erwischt hätten.

Wirksamkeit von 50-80%?

Ich habe keine ausreichende Zahl valider Daten! Aber mein Eindruck ist, dass die Wirksamkeit der Oxalsäure bei Brutfreiheit irgendwo zwischen 50 und bestenfalls 80% schwankt. Das würde zumindest die Ergebnisse des obigen kleinen Tests erklären, als auch, warum nach einer TBE mit einmaliger OXS Behandlung noch so viele Milben im Volk sind, dass die Population im September bereits wieder gut messbar wird.

Nehmen wir eine Milbenpopulation von 50 Milben im Februar, dann sind das etwa 1600 Milben im Juli.
Geht man davon aus, dass die Entnahme der Brut etwa 80% der Milben entnimmt, dann blieben noch rund 320 Milben zurück.
Das ist immer noch eine sehr hohe Anzahl an Milben.
Würde die einmalige Behandlung mit OXS tatsächlich 97% der Milben töten, blieben gerade einmal 10 Milben zurück, von denen noch einmal welche einen natürlichen Tod sterben würden, bis die Brut so weit entwickelt ist, dass eine Reproduktion startet.
Bei 10 Milben Startpopulation im Juli, schaffen die Milben bis September vielleicht zwei Verdoppelungen – dann wären im September ~40 Milben im Volk.

Keine meiner Messungen bestätigte einen derart niedrigen Befall meiner Völker im September! In der Regel war immer ein deutlich höherer Befall zu vermuten, der sich dann, im Rahmen des DeBiMo im Oktober meist bestätigte, wenn der phoretische Befall gemessen wurde.

Praktischer Rückschlüsse

Man muss zwischen zwei Typen von Völkern unterscheiden: Jenen Völkern, denen die Brut entnommen wird, und den Brutsammlern, welche die ganzen Verseuchten Waben aufnehmen.

Bei jenen Völkern, welchen die Brut entnommen wird, kann man einen Behandlungsschritt zwischenschalten, indem man eine Wabe mit möglichst viel offener Brut im Volk belässt, und diese nach 9 Tagen entnimmt. Diese Fangwabe wird eine erhebliche Anzahl an Milben fangen. Wenn man dazu noch 2-3 Tage nach der TBE eine Oxalsäurebehandlung mit einbaut, dann sollte der Milbenbefall in dieser Kombination deutlich tiefer gedrückt werden, als mit nur einem der beiden Schritte. Möglicherweise ist das Ergebnis hier schon hinreichend befriedigend, und die Zahlen haben sich im September noch nicht wieder so erholt.

Bei den Brutsammlern muss man einen anderen Aspekt berücksichtigen:

Die Brutsammler haben nicht nur einen Großteil der Milben eines Volkes mit im Gepäck, sie haben auch noch für zumindest einen ganzen Vermehrungszyklus der Milbe die notwendige Bienenbrut dabei.
Anders ausgedrückt: Wenn ein Brutsammler 1200 Milben mitnimmt (also etwa die 80% der Gesamtpopulation), dann schlüpfen in den kommenden Tagen Milben, die dann auch noch offene Brut vorfinden, in der sie einen weiteren Vermehrungszyklus starten können.
In den Brutsammlern findet also zunächst einmal eine weitere Milbenvermehrung statt, abgesehen davon, dass alles, was an eigentlich gesunder Bienenbrut noch da ist, auch gleich noch parasitiert werden kann.
Das muss erhebliche Auswirkungen auf de Brutsammler haben.

Eigentlich müsste man ab Tag 1 damit beginnen, den Brutsammlern die Milbenlast von den Schultern zu nehmen, damit die nachschlüpfenden Milben keinen weiteren Schaden anrichten können.
Eine Variante könnte sein, gleich mit einer Ameisensäurebehandlung zu beginnen, eine weitere könnte sein, Oxalsäure im Block zu verwenden.

Unterbleibt eine Behandlung bis zur Brutfreiheit gänzlich, dann befinden sich drei Wochen nach Bildung der Brutsammler mehr Milben im Volk als zum Zeitpunkt der Bildung.
Wenn jetzt eine einmalige OXS Behandlung nur mit vielleicht 70% wirkt, bleiben hunderte Milben als neue Startpopulation zurück. Wenn dann die Winterbehandlung auch nicht besser wirkt, ist die Startpopulation im Frühjahr so hoch, dass bereits im Sommer eine ernste Gefahr für die betroffenen Völker im Verzug ist.

Reichlich Varroaschäden im Spätsommer

Ich habe im vergangenen Spätsommer etwa 10% der Völker durch Varroaschäden verloren. Ich hatte also sehr wohl Verluste, allerdings nicht erst im Winter, sondern schon deutlich davor, weil ich einfach rechtzeitig Problemkandidaten erkannt und aufgelöst habe.

Ich gehe jetzt davon aus, dass die Ursache dafür in einer zu hohen Startpopulation der Milben im Frühjahr zu suchen ist.
Das waren bisher die höchsten Verluste meiner Imkerlaufbahn, und ich vermute, dass sich die Milbenpopulationen immer ein kleines Stück besser erholen konnten, weil die Oxalsäure immer etwas weniger wirksam war, als von mir angenommen. Dadurch war in den meisten Fällen zwar das Überleben der Völker zunächst gesichert, allerdings das Überleben der Milbenpopulation ebenso. Diese konnten sich von Saison zu Saison etwas besser erholen, bis es bei einzelnen Völkern zu einem Kipppunkt kam.

Ich denke, ich werde dieses Jahr meine Strategie etwas anpassen müssen.

2021.2 – Völker verkaufen

Mein Postfach brennt. Ich habe vergangenes Wochenende eine Annonce geschaltet, dass ich Bienenvölker abzugeben habe.
Innerhalb von 12 Stunden lagen Reservierungen für alle verfügbaren Völker vor, und auch danach ließ der Strom an Interessenten nicht nach. Ich habe jetzt eine ziemlich lange Warteliste und ich werde nachher die Ausschreibung aus dem Netz nehmen.

Für mich war es das erste Mal, dass ich im Frühjahr Völker angeboten habe. Bisher habe ich immer allen Überschuss genutzt, um meine Imkerei zu vergrößern. Aber dieses Jahr soll der DNM Krempel raus, alles soll auf Dadant umgestellt werden: Daher trenne ich mich auch von allen Bienen, die in DNM Kisten stecken.

Mich hat die Resonanz völlig überrascht. Hätte ich gewusst, wie hoch der Bedarf ist, hätte ich letztes Jahr mehr Ableger erstellt. Ich hatte genug Ressourcen und das Wissen habe ich mittlerweile auch. Aber nachdem ich im Sommer und Spätsommer keine Ableger verkauft bekommen habe, und kaum jemand auf meine Anzeigen antworten wollte, war ich skeptisch, was mit den vielen Völkern im Frühjahr hätte werden sollen.
Jetzt weiß ich es: Aktuell habe ich Anfragen in einem Umfang von rund 80 Völkern – die ich natürlich nie und nimmer bedienen könnte.

Bitte keine Kunstschwärme!

Die Leute wollen Bienen. Entweder haben sie Verluste zu verzeichnen, oder sie wollen expandieren. Und scheinbar ist der hiesige Markt bereits leer gefegt. Anders kann ich mir die große Nachfrage nicht erklären.

Jetzt treibt mich die Sorge um, dass die vielen unbefriedigten Kaufinteressenten auf das Internet und Segnungen des freien europäischen Binnenmarktes zurückgreifen und Kunstschwärme aus Italien kaufen könnten.

Da fällt einem dann gleich das Stichwort “Kleiner Beutenkäfer” ein, und mit jeder LKW Fuhre an Kunstschwärmen oder Königinnen aus Italien, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass da ungebetene Gäste mit eingeschleppt werden.

Man kann nur appellieren: Kauft keine Kunstschwärme im April. Die kommen immer von südlich der Alpen, die sind immer gefährlich!

Wir Imker müssen alle deutlich mehr vermehren!

Meine wahnwitzige These ist: Die Winterverluste werden aufgrund der Klimakatastrophe zunehmen. Milde Winter, zu heiße Sommer mit zu schlechter Pollenversorgung, schwache Winterpopulationen, höhere Anfälligkeit für Viruserkrankungen, zu wenig fortschrittliches Varroamanagement.

Es erscheint daher sinnvoll, an alle, die es können oder wollen, zu appellieren, deutlich mehr Völker als für den eigenen Bedarf anzulegen, zu überwintern und im Frühjahr auf den Markt zu werfen. Damit der Bedarf des Marktes aus regionalen Bienenbeständen gedeckt werden kann.

Gleichzeitig würde ich mir wünschen, dass bei Institutsfortbildungen noch mehr auf die Betriebsweise der großzügigen Völkervermehrung gesetzt würde. Die Jungimker sollten gleich mit einem Konzept vertraut gemacht werden, dass man immer doppelt so viele Völker vorhalten sollte, wie man eigentlich haben möchte. Dann kann man Winterverluste ausgleichen und ggf. noch Überschuss an notleidende Kolleg:innen abgeben.

Nur die brauchbaren Völker verkaufen!

Ich werde nur verkaufen, was ich auch selber kaufen würde.
Entsprechend wird der Bestand an verkaufsfähigen Völkern sich noch reduzieren. Was nicht taugt, wird aufgelöst, zu neuen Ablegern verarbeitet und damit neu gestartet.

Ich schaffe es nicht, Anfängern irgendeinen Mist zu verkaufen, der ein paar Bienen und eine legende Königin hat.
Auch kann ich die Frage, die mir oft gestellt wird, nicht seriös beantworten: “Wie stark sind denn die Völker?”

Die Durchlenzung steht uns noch bevor. Ich weiß nicht, wie die Völker danach aussehen werden. Aber die eine oder andere Kiste wird schon noch wegfallen.

Ich habe bei manchen Anfragen den Eindruck, man will Bienen shoppen, und erwartet ein bestimmtes, konkretes Produkt. Und ich sehe auch, dass manche Kollegen in ihren Anzeigen das nur allzu gerne versprechen: “Starke Völker!”, “leistungsstark!”, “sanftmütig!”
Mir ist schleierhaft, wie man das jetzt versprechen kann. Ich weiß noch gar nicht, ob meine 2020er Königinnen wirklich leistungsstark sind. Die haben noch keine Honigsaison hinter sich. Und nur weil die Mutter einen prima Stammbaum hat, sagt das erst einmal wenig über die Töchter.
Sanftmut muss sich auch erst beweisen. Satte Völker sind das eine. Wie verhalten sich Kisten, wenn sie eine wochenlange Trachtpause durchstehen müssen? Wie verhalten sie sich Ende Juli, wenn die Räubereisaison beginnt? Bienen sind Lebewesen, ihre Eigenschaften unterliegen einer Vielzahl von Parametern.

Ich tue mich schwer, den Leute eine Art Kaufhaus-Ware zu versprechen. Wenn ich dieses Jahr Königinnen aus dem VSH Material nachziehe, werde ich das den Kunden nicht mitgeben. Von mir bekommen die nur eine Buckfast F1. Wenn man dem Käufer sagt, “hier, da steckt auch VSH Genetik drin”, dann habe ich Sorge, dass da das Varroamanagement drunter leidet, weil beim Käufer falsche Erwartungen geweckt wurden.

Ich denke manchmal, ich bin da auch kein guter Geschäftsmann.
Ich kann den Anfängern vermutlich jedes windige Volk für viel Geld verkaufen. Aber ich bekomme das nicht hin.
Ich hoffe also einfach, dass die Völker noch alle gut durchs Frühjahr kommen, und ich dann ein paar Leute glücklich machen kann.

Trotzdem muss man das mit der gezielten Völkeraufzucht zwecks Frühjahrsverkauf mal etwas näher betrachten. Und ich würde an dieser Stelle einfach jedem empfehlen, über den eigenen Bedarf hinaus zu vermehren.

Achso: Und verschenkt Völker wenn nur an Freunde oder Bekannte. Nehmt Geld dafür. Es sind Lebewesen, und dem Käufer sollte es das auch Wert sein – sonst respektiert er weder eure Arbeit, noch die Bienen.

Diese Crazy North Americans!

Ich wollte schon immer mal etwas über meine Eindrücke schreiben, die ich über die Erwerbsimkerei in Nordamerika gewonnen habe.

Meine “Wissens”-Quelle dafür ist – nahezu einzig und allein: YouTube.
Das ist so seriös und allumfassend, was soll da schon schief gehen?!

Die machen alles größer!

Das Erste, das einem ins Auge fällt, ist die Tatsache, dass die alles zwei Nummern größer aufziehen.
Während man hier mit “ein paar hundert” Völkern zweifelsfrei ein Berufsimker sein wird, gibt es dort auch “Sideliner” (Nebenerwerbsimkereien), die in diesen Größenordnungen laufen.
Die richtigen Erwerbsimker, die haben dann irgendetwas ab 1500 Völker aufwärts.

Das ist genau die Gruppe YouTube Imker, deren Treiben ich mir besonders gerne anschaue – vermutlich weil das so weit weg ist von dem, was ich so mache.

Das sind dann so Leute wie Ian Steppler oder Bob Binnie oder Mike Palmer.
Ian Steppler lebt in Manitoba, Kanada und ist nicht nur Imker, sondern auch Teil eines großen landwirtschaftlichen Familienbetriebes. Bob Binnie, ein grauhaariger, etwas älterer Herr, der Kenny Rogers der Beekeeping-Szene, mit einer sonoren Stimme, hat seinen Betrieb in Georgia, während Mike Palmer, gefühlt noch etwas älter, in Vermont arbeitet.

Alle drei haben gemeinsam, dass sie sehr offen darüber reden, was sie so machen, und wie sie es machen, und wenn man selbst eine kleine Hobbyimkerei betreibt, dann muss man sich wundern, wie so eine Imkerei organisiert sein kann, wenn es ums Geld-verdienen geht.

Das für uns verkopfte Deutsche seltsam anmutende an diesen Typen ist die hemdsärmelige Herangehensweise an das ganze Thema “Beekepping” – die machen halt, und zwar immer in groß und größer.

Die machen Sachen, da bebt die deutsche Imker-Community innerlich!

Wenn man 1500 Hives (Beuten) für den Winter klar machen muss, dann hat man keine Zeit für Faxen. So wird man bei diesen Herrschaften vergeblich nach so Sperenzien wie Totale Brutentnahme suchen, oder dass die drei Mal mit Formic Acid (Ameisensäure) antanzen, um den Milben zu Leibe zu rücken.

Die hauen im Zweifel Apivar Strips (Amitraz) in die Kisten, und gut ist. Der Ian Steppler in Canada macht das im April, wenige Wochen, bevor die Honey Supers (Honigräume) rauf kommen. Mike Palmer haut seine Strips im Spätsommer in die Kisten, und das ist sein einziges Treatment (Behandlung) im ganzen Jahr. Oxalic Acid (Oxalsäure) macht für ihn keinen Sinn, denn wenn man in den US of A OA (Oxalic Acid) gibt, dann verdampft man es (OA Vapor) – was dort völlig legal ist – aber in Vermont, wo der Mike Palmer seine Bienen hat, wird es im Winter so kalt, dass der Dampf nicht durch den eng sitzenden Cluster (Traube) dringt.
Bob Binnie nimmt auch Amitraz, verdampft aber auch. Der hat dafür 4 ProVap 110 und Angestellte, die dann an einem Bee Yard ausschwärmen und alle Völker behandeln.
Blockbedampfung ist dort legal – man hat sogar Untersuchungen dazu gemacht:

Randy Oliver berichtet im aktuellen American Bee Journal, dass bei einer Bedampfung alle 7 Tage die Zahl an Milben in einem Volk nicht sinkt – erst bei kürzeren Behandlungszyklen alle 3 Tage, kommt es zu einem merklichen Effekt, sprich: Eine Reduzierung der Milbenpopulation – wenn denn noch Brut vorhanden ist.

Bob Binnie jedenfalls geht immer auf Nummer sicher. Er nimmt lieber die doppelte Menge OA, als die empfohlene Dosis, und er “never had any Issues with that”

Solche Untersuchungen wären in Deutschlang undenkbar: “Aber der Arbeitsschutz!”, erst recht so experimentelles Zeug wie Randy Olivers Untersuchungen zu Extended Release Oxalic Acid – also eine langsame, kontinuierliche Abgabe von Oxalsäure via eines Schwammes.

Die meisten füttern ihre Völker mit Eimern, sogenannten Bucket Feedern. Gibt es hier auch zu kaufen, sind aber scheinbar eher selten im Einsatz.
Dort bietet es sich an, denn diese Nordamerikaner haben alle Lits (Deckel), die ein Feeding Hole (Loch zum Füttern, im Deckel) haben, wo die Eimer einfach umgedreht drauf gestellt werden.
Dass es dort auch windig ist, ist denen egal – an Anfang sind die Eimer schwer, am Ende sind sie von den Bienen festgeklebt. Und wenn mal einer wegfliegt, ists auch nicht schlimm.

Ian Steppler setzt die manchmal sogar rauf, wenns schneit – Flüssigfutter! Bei Schnee!
Wenn man das ins deutscheste Imkerforum schreiben würden – der Blutdruck eines halben dutzend Profiimker mit 20 Völkern würde durch die Decke gehen!
Aber gottlob kennen Ian Stepplers Bienen das Imkerforum nicht – von daher nehmen sie das Futter einfach ab.

Bob Binnie macht etwas Bleiche in seinen selbst angerührten Sugarsyrup, damit der nicht fermentiert. Irgendwer hat das mal im Imkerforum erwähnt – au weia, da war das Kopfschütteln aber groß. Aber auch dem Kenny-Rogers Look-Alike Winner 2019 Bob Binnie wird das herzlich egal sein – der ist schon seit 1980 Erwerbsimker – da sind die meisten Elite-Imker der deutschsprachigen Facebookgruppen noch mit Dreirädern um den Weihnachtsbaum kariolt.

Ian Steppler karrt seine 1500 Völker jeden Oktober in sein Winter-Shed – eine große Halle, die im Sommer Lager- und Schleuderraum ist. Die Halle wird dann verdunkelt und dicht gemacht und konstant auf 5 Grad gehalten.
Darin überwintert dann sein ganzer Bestand, bevor er im März wieder raus gefahren wird. Der Steppler läuft einmal pro Woche durch die Gassen seiner Beutentürme in dieser Halle und fegt die toten Bienen zusammen. Eine ganze Schubkarre voll.
Dabei kommen vermutlich mehr tote Bienen zusammen, als der beste Imker der deutschen Internetszene in Summe lebendig in seinem Bestand haben wird.
Dem Ian ists egal – wenn der sich den Spaß macht und durch die Fluglöcher in die Beuten filmt, dann sieht man überall fette durchhängende Wintercluster.

Raising Queen Bees!

Alle ziehen sich ihre eigenen Königinnen, aber jeder macht es etwas anders.
Mike Palmer verkauft Königinnen – der hat seine Operation darauf ausgerichtet, im Sommer reichlich Weiseln aufzuziehen, und trotzdem Honig zu machen.
Dafür macht der seine Bee-Bombs – etwas, dass man mitunter in Deutschland als Adam Starter kennt (naja, zumindest die Buckfast Züchter *ZwinkerSmily*). Nur baut er die so, dass die auch noch Honig machen.

Ian Steppler macht nur für sich Königinnen, allerdings auch nicht für seinen ganzen Bestand.
Er lässt die Völker machen. Wichtig ist nur, dass die Colonies right on the money sind (Geld bringen). So hat er Kisten, da ist laut Dokumentation eine 2016er Königin drin. Die ist da natürlich nicht mehr drin, aber wenn da eine gute Supersedure Queen legt (Königin aus stiller Umweiselung), ist dem das auch egal. Alles, was nicht performt, wird aufgelöst, oder ein Ableger reingesteckt. Für diese Ableger werden die Königinnen gemacht, alles aus Zuchtmütter aus dem eigenen Bestand.

Die sind im Laufe der Zeit so auf seinen Betrieb angepasst, dass die machen, was sie sollen, und auch auch zur richtigen Zeit. Die legen im Sommer wie Sau, dann werden Splits gemacht (Ableger), später alle Völker auf einen Brutraum eingeengt und dann ge-“supered”.
Er erntet nur einmal pro Jahr, und dann fast ausschließlich Canola Honey (Raps), aber wenn der sagt, dass eine Colony right on the money ist, dann meint der damit so 4-6 Honigräume pro Volk, und zwar Honigräume in Langstroth. Und die sind dann voll mit Bienen.

Bob Binnie arbeitet etwas anders, Mike Palmer auch, aber alle drei haben eines gemeinsam:
Sie wissen exakt, wie sie ihre Bienen führen müssen, damit die genau zur richtigen Zeit die richtige Stärke haben.
Binnie sagt: Bienenvölker müssen ihren Peak 10 days after the main flow starts erreicht haben, und genau so managt er das dann auch. Damit verhindert er Schwärme und garantiert sich volle Kisten.

Es ist ziemlich spannend, diesen Jungs beim Arbeiten zuzusehen. Der Binnie ist so einer, der arbeitet zwar mit Veil (Schleier), und da weiß der deutsche Profiimker natürlich sofort, dass der nix kann, aber man sieht bei jeder Bewegung mit dem Hivetool (Stockmeißel), dass der das schon eine Million mal gemacht hat, dass der Blick in eine Beute mit absolut sicheren Bewegungen verbunden ist. Er weiß auch exakt, warum er macht, was er macht, und wie er es macht. Nichts daran ist einfach nur irgendwie. Aber er hat halt einen Imkeranzug an, und wir alle wissen – wer einen Imkeranzug trägt, ist kein Imker, sondern ein unmännlicher Loser.

Bob Binnie hat übrigens 2020 Breeder Queens (Zuchtmuttis) gekauft – 2 Stück für über 1000$ – und von diesen dann nachgezogen, und großflächig eingeweiselt.
Er hat da gewisse Erwartungen dran, was die können sollen, und das ist schon strange, wenn da einer seinen ganzen Laden mal eben auf etwas ganz anderes umweiselt.

Pollen Patties!

Alle füttern Pollenersatzfutter. Das ist hier ein kaum präsentes Thema, und irgendwie scheint es hier auch keine Notwendigkeit zu geben.
Aber in Manitoba, Canada, oder am Lake Champlain, Vermont sieht das anders aus.
Manlakes UtraBee ist dort das Mittel der Wahl, Pollenfutterteig herzustellen und im Frühjahr und Herbst zu verfüttern. Da das Zeug teuer ist, wird es wohl einen entsprechenden Mehrwert haben, aber es irritiert anfänglich schon, wenn man bemerkt, dass etwas, das dort mandatory (verpflichtend) erscheint, hier absolut keine Rolle spielt.
Vielleicht haben wir hier doch noch ein Pollenangebot, welches weithin intakter ist, als jenes in Nordamerika.

Ende Gelände

Der Crazy Shit an denen ist, dass die so furchtbar unprätentiös daher kommen.
Das sind Zeitgenossen, die machen das seit Jahrzehnten und müssen davon leben. Irgendwann haben sie dieses Youtube entdeckt, und sich gedacht, dass sie etwas zu erzählen haben.

Ian Steppler hat damit angefangen, weil es ihm wahnsinnig schwer fiel, vor Menschen zu reden. Er ist ein schüchterner Typ, aber er sollte immer öfter vor Publikum Talks geben. Um seine Unsicherheit besser in den Griff zu bekommen, fing er an, seinen Imkeralltag mit seinem Smartphone festzuhalten und zu kommentieren.

Bob Binnie hat das Smartphone in die Hand genommen, weil er Ian Stepplers Kanal gefunden hat, und die Art und Weise der Informationsweitergabe so gut fand. Also wollte er auch etwas beitragen und der Community mitgeben.

Alle drei haben Imkereien, die von der Größe im DACH Raum vermutlich eine Seltenheit sein werden. Keiner der drei lässt das raushängen. Sie zeigen, was sie machen, wie sie es machen und warum. Es gibt keine Art von Geheimniskrämerei, wie sie hierzulande vielen Imkern zueigen ist. Es gibt auch kein Fingerpointing oder runter gemache, niemand nimmt für sich in Anspruch, den einzig wahren Weg der Imkerei gefunden zu haben.

Von daher ist es so angenehm, diesen Leuten, die es wirklich können, aber kein Aufriss darum machen, zuzusehen. Und deswegen kommen einem die Imker hierzulande im Vergleich dazu oftmals überheblich, selbstherrlich und allzu belehrend vor.
Selbst wenn hier einer 100 Völker hat, und meint, alles schon gesehen zu haben, und alles zu wissen – ehrlich Jungs – die 100 macht Bob Binnie mit seinen fast 70 Jahren an einem Vormittag…

Points of no Return in der Imkerei

Es gibt in der Imkerei meiner Ansicht nach Momente, da muss man sich entscheiden, ob man jetzt die Notbremse zieht, und die Anzahl der Völker beibehält, bzw. reduziert, oder ob man weiter wächst, aber dafür richtig Geld in die Hand nimmt, um die passende Technik zu kaufen.
Wenn man sich dafür entscheidet zu wachsen, dann kann man nicht im Kleinklein wachsen – sondern dann muss man gleich bis zur nächsten Stufe investieren.
Was das bedeutet, darum soll es im folgenden Artikel gehen.

15 Völker

Wenn man anfängt, hat man 2-8 Völker, eine 4 Waben Tangentialschleuder, ein Entdeckelungsgeschirr, eine Gabel, ein Doppelsieb und ein paar Eimer.

Damit kommt man gut hin: Bei 8 Völkern hat man vielleicht 16 bis 24 Honigräume, also etwa – wenn es richtig gut läuft mit der Tracht – so 250 Rähmchen, die geschleudert werden müssen.
Bei einer 4 Waben Tangentialschleuder heisst das, dass man jede Wabe beim Schleudervorgang zwei mal Wenden muss, also insgesamt rund 750 Wendungen zu machen sind. Außerdem muss man mit rund 62 Schleudergängen rechnen, um alle Waben zu ernten. Wenn man pro Schleudergang, inklusive Schleuder beladen, Schleudern, Wenden, Schleuder entladen, 10 Minuten rechnet, dann sind das 620 Minuten, oder etwa 10 Stunden, reine Schleuderzeit – ohne die Nebenarbeiten drumherum (Schleuder-Setup aufbauen, nach der Arbeit alles reinigen und wieder abbauen).

Bei 8 Völkern ist man bei einer guten Tracht mit allem Pipapo sicherlich gut einen ganzen Samstag und den halben Sonntag beschäftigt.

Und jetzt stelle man sich das gleiche Setup (4 Waben Schleuder) mit 15 Völkern vor.
Alleine die Schleuderzeit wird sich dann Richtung 20 Stunden bewegen, und sagen wir so: Wenn man das ein paar mal gemacht hat, beginnt man sich zu fragen, ob es nicht alternative Lösungen gibt, die einem das Ernten vereinfachen.

Und so kommt man schließlich drauf: Eine größere Schleuder wäre doch eine sinnvolle Investition!

Die Schleuder – der Weg in den finanziellen Ruin

Wenn man eine größere Schleuder hätte, dann wäre das Leben viel leichter.
Man würde viel mehr Rähmchen in einem Schleudergang schleudern können, kann würde ja nur noch einen Bruchteil der Zeit benötigen, wie mit der 4 Waben Schleuder.

Also begibt man sich auf die Suche nach der passenden Schleuder, und findet sehr schnell Selbstwendeschleudern.

Aber eine 6 Waben Selbstwendeschleuder für zweieinhalb, dreitausend Euro?
Wieso sind die denn so teuer? Ach ja, die haben ja die relativ aufwändige Wendemechanik verbaut!

Aber es gibt ja diese Radialschleudern – die sind viel günstiger, und die haben Platz für viel mehr Rähmchen!

Man entscheidet sich dann also vielleicht für eine Radialschleuder, denn eine 42 Waben Radialschleuder kostet immer noch 1k Euro weniger, als eine 6 Waben Selbstwendeschleuder… und hey: 42 (!) Waben!

Das erste, was man dann bei einer ernsten Recherche lernt: Wenn Radialschleuder, dann aber großer Kessel und Flachzargen im Honigraum.
DNM Waben neigen unter den Fliehkräften der Radialschleuder zu Wabenbruch, und man bekommt auch keine 42 DNM Waben in eine Radialschleuder, sondern vielleicht 28 oder so.

Weil der eigene Rücken DNM Honigräume mittlerweile sowieso doof findet, ist die Idee, dann gleich auch auf flache Honigräume zu wechseln, eigentlich gar nicht so verkehrt.

Aber das gibts halt nicht umsonst.

Wenn man erst mal die 42 Waben Radialschleuder stehen hat, und auch die dazugehörigen 20 Völker, und auch die passenden Honigräume, dann tun sich völlig neue interessante Herausforderungen auf, an die man vorher gar nicht gedacht hat.

Zum Beispiel hat man vorher gar nicht so genau nachgerechnet, wie viele Honigräume bei einem Flachzargenbetrieb mit 20 Wirtschaftsvölkern zusammen kommen (so etwa 80), und dass bei guter Tracht dann auch tatsächlich so 700 bis 750 schleuderbare Rähmchen zusammen kommen können.
Das sind dann bei der tollen Schleuder nur etwa 17 Schleudergänge, denkt man sich zunächst – was für ein Fortschritt! – bis man realisiert, dass man die ganzen Zargen ja auch in den Schleuderraum transportieren muss.

Gesegnet ist der, der einen Bus sein eigen nennt, und wenn man nicht in den Fahrzeugschein nach dem zulässigen Gesamtgewicht schaut, dann bekommt man auch mit rund zwei Touren alles zum Schleuderraum gekarrt.
Spannend wird dann, ob man im Scheuderraum genug Platz für alle Zargen findet, aber auch das wird man irgendwie hinbekommen.

Das Entdeckeln mit der Gabel ist immer noch sehr mühsam – und war vorher die Schleuder der Flaschenhals, so ist es jetzt mitunter die Entdeckelung. Die 42er Radialschleuder schleudert die 42 Rähmchen in rund 10 Minuten leer, aber man entdeckelt keine neue Fuhre mit 42 Rähmchen in der Zeit, geschweige denn, dass man den Platz hätte, diese zwischenzulagern.
Zumindest das Entdeckelungstempo kann man steigern, beispielsweise mit einem elektrisch beheizten Entdeckelungsmesser.

Jetzt lernt man aber ein völlig neues Problem kennen – wieder einmal:
Wenn man 42 Waben auf einmal schleudert, dann können da schon mal 50 KG Honig in einem Rutsch freigesetzt werden. Da macht das beste Doppelsieb relativ schnell schlapp.
Also braucht man dafür eine andere Lösung, etwas das mit dieser Menge mithalten kann.
Ein Siebkübel wäre eine mögliche Lösung.
Eine bezahlbare Lösung ist ein 50 KG Siebkübel. Das Problem mit diesem Teil: Es muss volllaufen, damit es funktioniert, aber dann wiegt es halt auch 50 KG, und man kann es nicht ablassen, weil es ja auf dem Boden unter der Schleuder steht. Zum Ablassen muss man es anheben, damit der untere Hahn geöffnet werden kann – und alleine ist das einfach unmöglich. Tja.

Man benötigt auch genug Platz für die vielen 25 KG Eimer, die man kurzfristig zur Hand haben muss, und da pro Schleudergang etwa anderthalb bis zwei Eimer gefüllt werden, muss man auch sehr viele Eimer, die allesamt schwer sind, irgendwie im Schleuderraum rum rangieren.
Bei einer Ernte von 20 Völkern, die gut und gerne 600 KG und mehr betragen kann, sind das 24 und mehr Eimer. Und zu allem Überfluss, muss man diese ganzen Eimer auch noch kurzfristig nach der Ernte abschäumen…

An diesem Punkt, wenn die Honigräume im Schleuderraum stehen, man mit der Gabel entdeckelt und die Eimer rumwuchtet, dann hat man schon diverse neue Flaschenhälse entdeckt.
Und eventuell ist man völlig entnervt, weil man zwar schneller voran kommt, aber immer noch viel langsamer als erhofft und die Arbeit immer noch hart, anstrengend und ermüdend ist.

Ein ganz neues Thema ist dann das Deckelwachs. Bei 20 Völkern kommt da bei einer Ernte wirklich ein ganze Menge zusammen. Erst recht, wenn man mit einem Entdeckelungsesser arbeitet. Irgendwo muss das Zeug auch hin, und so schaufelt man es aus der Not heraus in einen Honigeimer um, um Platz im Entdeckelungsgeschirr zu schaffen. Diese Eimer (es werden zwangsläufig mehrere) stellt man dann in irgendeine Ecke, wo man sie vergisst – bis man im Herbst wieder drüber stolpert, mittlerweile zu betonharten Honig-Wachs Klumpen versteinert.

Wenn es doch nur irgendein Stück Technik geben würde, was einem hier das Leben leichter macht! Und dann kommt man drauf: Der Deckelwachsschmelzer!
Noch ein Gerät! Noch mehr Edelstahl!

Dort das ganze Deckelwachs rein, Schmelzvorgang starten und 5 Stunden später den Honig, der im Wachs steckte ablassen und den Wachskuchen oben entnehmen!
Genial!
Gibt es leider auch nicht für lau.

Und da war ja noch das Problem mit den vielen Eimern im Honigraum, während der Ernte, wo Platz immer knapp ist.
Und dann alle einzeln abschäumen… 20 Eimer am nächsten Tag abzuschäumen, so viel Zeit hat man gar nicht, von der Lust mal ganz zu schweigen!

Ein Klärfass wäre toll. Ein großer Kessel, wo erst mal alles reingeht was aus der Schleuder kommt.
Da kann sich dann das restliche Wachs und die Luftbläschen oben sammeln, und man kann alles auf einmal abschäumen.
Das wäre ein echter Fortschritt!

Jedenfalls sieht man irgendwann ein, dass eine große Schleuder alleine kein Problem löst – man muss den ganzen Prozess optimieren: Vom Honigräume holen, dem Entdeckeln, schleudern, filtern, lagern, abschäumen, rühren und – vor allem -Honig verkaufen!

Es ist nämlich so, dass man die 600 KG Honig, die man geerntet hat, nicht mehr so schnell verkauft bekommt.
Früher, als man 8 Völker hatte, reichte manchmal ein einzelnes Hoffest, um die ganze Ernte zu verkaufen, und so hatte man vier Wochen nach der Ernte nur noch Restbestände.
Vorher war der Honig gefiltert, aber ungerührt ins Glas gewandert und unmittelbar verkauft worden.

Jetzt zieht sich das mit dem Verkauf – und während der Lagerbestand sich nur langsam leert, wird er im Eimer hart, womit abermals ein neues Problem um die Ecke geschlichen kommt: Wie bekommt man den festen Honig in den Eimern wieder flüssig?

Die Antwort ist ein Wärmeschrank. Den kann man sich für relativ wenig Geld selber bauen, wenn man einen leeren Kühlschrank und ein wenig Kram von Amazon kauft – Kostenpunkt mit gebrauchten Kühlschrank von Kleinanzeigen vielleicht 150-200€.

Das Problem ist jedoch, dass so ein Wärmeschrank den festen Honig zwar antaut, aber nicht wieder vollständig verflüssigt bekommt. So etwas geht nur mit einem Melitherm.

Man kann es an diesem Punkt drehen und wenden, wie man will, aber am Melitherm führt irgendwie dann auch kein Weg vorbei. Denn es führt kein Weg am Rühren vorbei, und damit man den Honig rühren kann, muss er flüssig sein.

Achso: Es führt deswegen kaum ein Weg am Rühren des Honigs vorbei, weil die Kunden sich das in der Regel wünschen. Also sie wünschen sich jetzt nicht ausdrücklich gerührten Honig, das nicht, aber sie wollen Honig in möglichst Nutella-ähnlicher Konsistenz.
Ein Honig, der langsam von unten nach oben durchkristallisiert, wie das beispielsweise bei einem unbearbeiteten Lindenhonig der Fall sein kann, kommt keim Kunden gar nicht gut an.
Was der Kunde letztlich möchte, ist einen Honig, der kontrolliert kristallisiert. Das weiß er zwar so genau nicht, aber das ist eben der Trick dahinter – der Honig muss gerührt werden.

Man kann die Eimer chargenweise per Hand rühren. Aber wenn man, so wie wir, Haustiere hat (Katzen, Hunde), dann kann man in der Regel nicht zu Hause rühren, weil das bei den umherfliegenden Tierhaaren ein Hygieneproblem ist.

Also muss man in der Imkerei, im Schleuderraum rühren. Jetzt ist es nur zeitlich weder machbar, noch vertretbar, zwei Mal am Tag in die Imkerei zu fahren und 5-10 Eimer Honig händisch durchzurühren, und so landet man sehr schnell bei einem Rührfass – einem Edelstahlkessel mit Motor und großem Rührflügel, der zeitgesteuert automatisch den Honig rühren kann.

Es gibt bei allem ein wiederkehrendes Problem: Der Honig muss immer wieder in unterschiedliche Höhen gebracht werden: Aus der Schleuder in den Eimer (Schwerkraft), aus dem Eimer ins Klärfass (Muskelkraft), aus dem Klärfass wieder in den Eimer (Schwerkraft), aus dem Eimer in den Melitherm (Muskelkraft), aus dem Melitherm ins Rührfass (Muskelkraft) und aus dem Rührfass in den Abfüllbehälter (Muskelkraft).

So ein Rührfass kann beispielsweise 140 KG fassen – das entspricht 5-6 25 KG Eimer.
Es ist mühsam, diese Eimer hintereinander in ein Rührfass zu kippen! Es ist erst recht mühsam, wenn man das Rührfass auf Tischhöhe stehen hat, damit daraus abfüllen kann.
Es ist erst recht mühsam, am Erntetag dutzende 25 KG Eimer in ein Klärfass umzufüllen, zumal man an dem Tag schon viele schwere Zargen geschleppt und gebuckelt hat.

Lande Rede, kurzer Sinn: Wenn man mit der Imkerei anfängt, und die ersten Male in Imkershops stöbert, stößt man vielleicht zufällig über ein Gerät, dass sich “Honigpumpe” nennt, und man denkt dann ganz verwundert: Wer braucht denn so einen Quatsch?
Nur wenige Jahre später weiß man dann, wer diesen Quatsch benötigt: Man selber!

Man will den Honig nicht ständig über Höhenunterschiede heben, auch nicht über kleine. Und so wird eine Pumpe zu einer sehr sinnvollen Investition.

Aber wenn es doch so einfach wäre! Für eine Pumpe braucht man an den Edelstahlbehältern, aus denen man etwas abpumpen will, vernünftige, passende Ventile. Hier gibt es derer viele auf dem Markt, und so muss man sich für etwas entscheiden.
Und ach – es ist gar nicht so leicht, für die unterschiedlichen Behältnisse, die man in den Jahren zuvor angeschafft hat, als man noch nichts über Pumpen und Ventile wusste, passende Ventile zu finden, denn es gibt eine unendliche Fülle an Gewindetypen, die in der Imkerei zu finden sind – wenn denn ein Gewinde am Edelstahlbehälter vorhanden ist.

Was man noch hinbekommt, so wie vor dem Point of no Return, ist das Abfüllen mit dem guten alten Abfüllbehälter mit seinem Quetschhahn. Aber während man abfüllt, liebäugelt man in Gedanken schon längst mit einer Abfüllmaschine…

Wie war es früher? Wie ist es jetzt?

Am Anfang lief es so: Man holte seine 10 Honigräume, entdeckelte Stück für Stück seine 100 Rähmchen, schleuderte entspannt in seiner 4 Waben Schleuder seine 100 KG Honig, die man dann auf vier Eimer aufteilte, einmal abschäumte und von der Oma die Woche drauf ins Glas abfüllen ließ. Nicht mal das Doppelsieb war ein Problem. Und dann kam das Sommerfest in der Kleingartenkolonie, und schon war der Großteil des Honigs verkauft. Was dann noch übrig war, wurde an Kollegen und Freunde abgegeben und im September war das Thema Honig mehr oder weniger bis zum nächsten Frühjahr erledigt.

Irgendwann läuft es dann aber ganz anders: Es passen nicht mehr alle Honigräume auf einmal ins Auto, der Rücken findet das Schleppen derselbigen irgendwann auch als sehr anstrengend, im Schleuderraum wird der Platz eng, und beim Entdeckeln ist jetzt Geschwindigkeit gefragt.
Also schafft man sich einen Hänger an, für den Rücken einen Kaptarlift und zum Entdeckeln ein Speedking Entdeckelungsmesser.
Damit das gut funktioniert, lässt man die Bienen in den Honigräumen Dickwaben bauen, und weil jetzt viel Deckelwachs anfällt, in dem außerdem noch viel Honig steckt, braucht man einen Deckelwachsschmelzer, am Besten gleich mit Dorn, um über ihn zu entdeckeln.

Der Honig läuft bei Schleudern in einen Siebkübel, von dort gefiltert in einen Eimer, der – je nach Füllstand – automatisch von der Honigpumpe leer gepumpt wird, hinein in ein Klärfass.

Am Ende des Tages wird der Deckelwachsschmelzer angeworfen, sowie die Heizung vom Klärfass.
Am nächsten Tag wird der Honig aus dem Deckelwachsschmelzer abgelassen – aus 30 KG Mischung lassen sich wohl bis zu 25 KG Honig heraustrennen, und das Klärfass wird abgeschäumt.
Jetzt kann der Honig auf Eimer gezogen oder aber ein Teil ins Rührwerk umgepumpt werden, damit man den ungeduldigen Kunden schon mal eine erste Charge fertig machen kann.

Später, im Herbst, holt man den Honig aus dem Lager, taut ihn im Wärmeschrank an und schickt ihn dann durch den Melitherm, damit er wieder gerührt werden kann.
Impfhonig rein, 2-3 Tage rühren lassen und dann, wieder mittels Pumpe, in den Abfüllbehälter umpumpen, damit er von dort ins Glas wandert.

Wo man eigentlich nur eine größere Schleuder wollte, weil das viele Wenden so anstrengend war, steht man plötzlich da mit: Der großen Schleuder, einen Siebkübel, einem Entdeckelungsmesser, Flachzargen, einer Pumpe, einem Klärfass und einem Rührfass, plus dem Wärmeschrank und Melitherm.

So hatte man das alles nicht geplant- so hatte man das alles gar nicht vorhersehen können… Irgendwann hatte es ihn unterwegs gegeben: Den Point of no Return!

The Point Of No Return

Am Anfang meiner jungen Imkerlaufbahn waren wir mit meinem Verein bei einem Nebenerwerbsimker im Brandenburgischen. Es war ein lauer Sommernachmittag, es gab Kaffee und Kuchen und man tauschte sich aus – der Kollege zeigte uns seine Völker und schließlich auch seinen Schleuderraum.

In diesem Schleuderraum war alles vorhanden, was ich mir damals auch nur vorstellen konnte, inklusive großer Schleuder, Deckelwachsschmelzer und, und und.

Dieser Nebenerwerbsimker hatte 40 Völker, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendwer so viele Völker würde haben wollen oder können, es sei denn, er sein ein richtig krasser Profi.
Im Gespräch mit ihm, erzählte er irgendwann eine kleine Begebenheit, eine kleine Anekdote mit einem Erwerbsimker.
Der Erwerbsimker, sein Freund, hatte für die Anzahl der Völker nur milden Spott übrig: “40 Völker? Das ergibt überhaupt keinen Sinn! Bei 40 Völker brauchst du die gleiche Technik, wie bei 100 Völkern, nur dass du nicht so viel Geld verdienen kannst! Das ist wirtschaftlicher Unsinn!”

Daran musste ich in letzter Zeit oft denken.
Es gibt diesen Punkt, an dem man sich entscheiden muss, ob man seine Imkerei jetzt exakt so lässt, wie sie ist. Wenn ja, dann hat man seine Größe, seine Grenzen gefunden.
Wenn man aber diesen Punkt überschreitet, dann muss man bis zur nächsten möglichen Größenordnung skalieren – dann aber durch die ganze Produktionskette.

So habe ich die oben genannte kleine Anekdote für mich interpretiert.
Meine aktuellen Investitionen gelten also dem Ziel, meinen “Betrieb” so weit fit zu machen, dass er mit meinen persönlichen Zielen mithalten kann – die Investitionen dienen einer langfristigen Strategie.

Manches davon wird nicht auf Anhieb klappen, bestimmte Erfahrungen müssen erst gesammelt und in Optimierungen umgemünzt werden, aber da ich nicht auf der grünen Wiese anfangen musste, und es Leute gibt, die gerne und ausgiebig über eigene Erfahrungen berichten, konnte ich mir viel abschauen.

Ich bin hinreichend optimistisch, was die neue Saison betrifft, und auch schon hinreichend gespannt, was alles nicht funktionieren wird.

Der nächste Point Of No Return liegt jetzt jedenfalls ein klein wenig in der Zukunft… November oder so.