Chronische Bienen Paralysevirus – Hintergründe und Behandlungsoptionen

Ich möchte an dieser Stelle meine gesammelten Erfahrungen mit dem Chronische Bienen Paralysevirus (CBPV) darstellen, sowie meine Schlussfolgerungen daraus, plus der daraus sich ergebenen Behandlungsoptionen.

Wichtig: Ich möchte an dieser Stelle explizit darauf hinweisen, dass es sich hierbei nicht um wissenschaftlich überprüfte (und überprüfbare) Forschungsergebnisse handelt, ich erhebe nicht den Anspruch, universelle Lösungen zu CBPV anbieten zu können.
Es handelt sich hier um (gut) begründete Annahmen, aber aus Gründen der Sorgfaltspflicht sei darauf hingewiesen, dass Korrelation ungleich Kausalität sein kann.

CPBV Symptome

Symptome einer CBPV Infektion sind im Internet leicht zu finden: Erhöhter Totenfall vor den Beute, zitternde Bienen, Bienen mit schwarz-glänzendem Hinterleib, welcher oftmals noch verkürzt erscheint, mitunter auch massiver Totenfall auf dem Bodenbrett.

Es gibt aber auch ein abweichendes, subtileres Anzeichen, gerade zu Beginn einer Infektion: Wächterbienen „putzen“, „beknabbern“ intensiv andere Bienen am Flugloch. Es wirkt nicht unbedingt aggressiv, zumal die geputzten Bienen keinerlei Abwehrverhalten zeigen. Die geputzten/erkrankten/betroffenen Bienen müssen dafür noch nicht die klassischen Krankheitsanzeichen zeigen.

CBPV Flugloch

Horizontale Ansteckung

Mit „horizontaler“ Ansteckung ist hier die Ansteckung zwischen Völkern, innerhalb eines Standes, gemeint.

Mittlerweile habe ich immer wieder beobachtet, dass es selbst bei Reihenaufstellung Völker gab, welche nicht erkrankten. Rechts und links kam es mitunter zu massivem Totenfall vor den Beuten, aber mittendrin gab es ein Volk, vor dessen Flugloch so gut wie keine tote Biene lag. Trotzdem verbreitete sich das Virus nach und nach auf dem Stand, jedoch eben nicht in alle Kisten.

Verflug zwischen Bienenvölkern ist die Regel und die Anzahl der Bienen, welche in andere Völker einfliegen, ist je nach Aufstellung sehr hoch. Insofern muss davon ausgegangen werden, dass es zu einem Austausch der Viren über den gesamten Stand kommt. Trotzdem konnte jetzt zum wiederholten Male beobachtet werden, dass nicht alle Völker eines Standes erkrankten.

Vertikale Ansteckung

Mit vertikaler Ansteckung ist hier die Ansteckung zwischen einzelnen Bienen eines Volkes gemeint.

Bienen stecken sich untereinander an. Je mehr Bienen Anzeichen für CBPV zeigen, um so schneller und deutlicher werden die Symptome in einer Beute sichtbar, inklusive Totenfall, zitternder Bienen etc. Das Bild eines Volkes kann sich binnen zwei bis drei Wochen massiv verändern.

Aber nicht alle Bienen eines Volkes infizieren sich mit dem CPBV Virus, bzw. erkranken.
Auch dann nicht, wenn sie über sehr lange Zeit, sehr eng miteinander zusammen leben – bspw. in der Wintertraube.

Die gängigsten Theorien zur Ansteckung mit CBPV sind: Körperkontakt oder durch fäkal-oralen Weg.

Zum Jahreswechsel 2021/2022 habe ich diverse Völker eingewintert, welche Anzeichen von CPBV zeigten.
Diese Völker hatten zwar einen stark erhöhten Tortenfall, im Vergleich zu anderen, nicht betroffenen Völkern, aber alle Völker haben überlebt und sind zwar geschwächt aber symptomfrei aus dem Winter gekommen.
Nach den Theorien zur Ansteckung mit CBPV hätten alle Bienen sich in der Wintertraube früher oder später anstecken müssen, um dann kurz darauf zu sterben. Alle betroffenen Völker hätten eigentlich im Winter zusammenbrechen müssen, taten es aber nicht.

Gängige Behandlungsoptionen

Was wird eigentlich so empfohlen, wenn es um CBPV geht?
Es gibt ein par Selbstverständlichkeiten, die in jedem Fall richtig sind: Das erkrankte Volk vom Bienenstand entfernen und auf einen Quarantänestand bringen, beispielsweise.

Aber was gibt es sonst noch?

Raum geben

Ein Tipp, über welchen man sehr häufig stolpert, lautet: Raum geben.
Indem man bspw. Honigräume aufsetzt, soll mehr Platz für die Bienenmasse geschaffen werden, die Bienen hocken nicht mehr so eng aufeinander, dadurch verringert sich die Ansteckungswahrscheinlichkeit.

Ich halte das für Unsinn. Im Brutnest herrscht trotzdem Enge, die Bienen geben gegenseitig Futter weiter, Stockbienen kümmern sich gerade um erkrankte Bienen und putzen selbige oder versuchen sie aus dem Nest zu drängen. Es findet also genug Kontakt statt, egal, wie groß der umgebende Raum ist. Der ganze Staatsaufbau eines Bienenvolkes ist zu jeder Jahreszeit auch rund um Körperkontakt in der einen oder anderen Form organisiert.

Das Holländische Modell

Ein Tipp, welchen ich erhalten habe, ist der des sogenannten „Holländischen Modells“. Das ist eigentlich die selbe Idee, die man auch bei drohnenbrütigen Völkern hin und wieder vorschlägt:

Man käfigt die Königin in der Beute und schlägt ansonsten das ganze Volk bei Flugwetter 20, 30 Meter von der Beute entfernt ins Gras.
Die Theorie dahinter besagt, dass die gesunden Bienen den Weg zurück in den Stock finden, die kranken jedoch zurückbleiben und somit aussortiert werden.

Nach meiner Beobachtung funktioniert das nicht. Auch Bienen mit Symptomen sind hinreichend orientiert, um den Weg zurück zu finden. Wenn man ein Volk dann beispielsweise auf einer großen Plane abschlägt, bleiben hauptsächlich die sehr jungen, nicht eingeflogenen, aber gesunden Pflegebienen zurück, nicht jedoch die Kranken, von ein paar wenigen schwerst erkrankten Individuen einmal abgesehen.

Auch diese Behandlung würde ich daher als ungeeignet verwerfen.

Mit Ameisensäure erkrankte Bienen zu Tode stressen

Jeder weiß, dass eine Ameisensäurebehandlung Stress für ein Bienenvolk ist. Mancher geht sogar so weit zu sagen, dass es sich hierbei um eine chemische Brutunterbrechung handelt, da die Belastung für ein Volk durch das Verdunsten der Säure so stark sein muss, dass die Königin aus der Brut geht.
Nur dann wäre ein Behandlungserfolg gegen die Varroamilbe gewiss.
Diesem Stress halten nur die gesunden Tiere stand, kranke Bienen sterben vorzeitig.

Und mit diesem Druck, so die Theorie, kann dann sehr schnell und sehr zuverlässig die Zahl der CBPV erkrankten Individuen gesenkt werden. Damit nimmt die Virenkonzentration im Volk rapide ab, die Krankheitssymptome verschwinden.

Diese Theorie halte ich für hinreichend plausibel, wenngleich ich selber bei Versuchen mit dem Schwammtuch keinen erhöhten Totenfall in den Beuten erfassen konnte. Aber bei meinem Versuchen mit dem Schwammtuch hatte ich auch vorher schon durch ein Verstellen der Beuten die meisten Flugbienen abgetrieben, also genau jene Teile der Population, die erfahrungsgemäß am Stärksten erkrankt ist. Insofern konnte die Ameisensäure mitunter so gut wie keine erkrankten Tiere mehr aussortieren, weil diese schon anderweitig aussortiert worden waren.

Auch ist es so, dass in meinem Umfeld nur sehr wenige Imker tatsächlich Erfahrungen mit CPBV haben, aber – im Gegensatz zu mir – dafür regelmäßig Varroabehandlungen mit Ameisensäure vornehmen. Anders ausgedrückt: Während ich möglichst ohne den Einsatz von Ameisensäure die Varroamilbe behandle (Stichwort: TBE) und sehr wohl viel CBPV gesehen habe, sieht in meinem Umfeld kaum einer das Virus, während dort flächig Ameisensäure verwendet wird. Vielleicht, so die wilde Theorie, behandelt man mit der Ameisensäure nicht nur gegen die Varroamilbe, sondern ungewollt auch gleich gegen CBPV?

Aber Vorsicht: Korrelation ungleich Kausalität!

Das Volk füttern und mit Brutwaben unterstützen

Sehr verbreitet ist auch die Aussage: CBPV kommt und geht von alleine. Eigentlich müsste man nichts unternehmen, irgendwann ist der Spuk auch wieder vorbei.
Daher, so eine Empfehlung, sollte man sich darauf konzentrieren, dass erkrankte Volk zu unterstützen, beispielsweise durch Futtergabe oder Zuhängen von Brut eines gesunden Volkes.

Das kann man machen, aber meines Erachtens löst das nicht das eigentliche Problem, sondern behandelt nur Symptome. Manchmal verschwinden CPBV Symptome wieder, aber möglicherweise ist die Infektion gar nicht vorbei, sondern nur so abgeebbt, dass sie mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist. Es ist eher ein Aussitzen, als ein aktiv behandeln.

Umweiseln!

Eine weitere Empfehlung ist – wie auch bei Kalkbrut – die Umweiselung.
Und um jetzt eine Abkürzung zu wagen: Tauschen Sie die Königin!

Warum ich glaube, dass dies die nachhaltigste Behandlungsoption ist, erläutere ich jetzt.
Dazu muss ich allerdings über zwei Jahre in die Vergangenheit zurückgehen, und Ihnen alles der Reihe nach erzählen.

Die Vorgeschichte

2020 habe ich bei einem Imkerkollegen Zuchtstoff umgelarvt und bin mit den daraus geschlüpften Weiseln zu einer Belegstelle gefahren.
Es war der Zuchtstoff genau einer Zuchtmutter (nennen wir sie die B1234) und damit war ich auf exakt einer Belegstelle (nennen wir diese einfach Schwanwerder 'schww', wo die Weiseln mit Drohnen der ausgedachten M6 angepaart wurden).
Die Namen der Zuchtmutter, der Belegstelle und der Drohnenlinie sind ausgedacht, aber wir brauchen sie später noch zum Pedigree malen.

Es war sicherlich eine schlechte Idee, alles auf eine Karte zu setzen, mit nur einer Herkunft auf nur eine Belegstelle zu fahren. Aber ich hatte nur begrenzt Zeit, mehrere Belegstellen passten da nicht rein, und die Zuchtmutter war hinreichend vielversprechend, und besser wusste ich es auch nicht.

Und nicht zuletzt: Wenn ich 25 „identische“ Schwestern hätte, wäre das doch eine prima Selektionsbasis! So jedenfalls die Idee.

Diese 25 Schwestern (also ungefähr so: B{1...25} = .20 - B1234(FOO) schww M6(BAR), wurden dann im Spätsommer 2020 in ihre Zielvölker eingeweiselt, um im darauffolgenden Jahr nach Buckfast Kriterien (1 bis 6 und so) bewertet zu werden.

Der Winter ging rum, alle Völker kamen gut ins Frühjahr 2021 und die erste Gruppe, in der etliche – aber nicht ausschließlich – Schwestern aus dem B{1...25} Pool vorhanden waren, wanderten in den Raps, eine andere Gruppe, auch teilweise mit besagten Königinnen, in einen künftigen Obst- und Robinienstandort und wieder welche auf einen dritten, zusätzlichen Platz für das Bienenjahr. Alles hätte so schön werden können, bis dann Ende Mai 2020 zuerst am Rapsstand, und später dann auch an dem Obst-/Robinienstand sich seltsames Verhalten an den Fluglöchern zeigte. Plötzlich konnte ich die weiter oben beschriebenen Symptome an diversen Völkern beobachten, und weil ich dieses seltsame Verhalten das erste Mal beobachtete, war ich zunächst auch ratlos, was es damit auf sich hatte.

Nach einiger Recherche im Netz kamen dann CBPV oder die Waldkrankheit in Frage, und weil ich Teilnehmer im Deutschen Bienenmonitoring bin, ließ ich eine sogenannte Anlassbeprobung durchführen, welche dann eindeutig einen CBPV Befall der untersuchten Völker nachwies.

Recht schnell zeigte sich aber: Nicht alle Völker erkrankten gleich stark. Es gab Völker, die sehr schwer durch die Krankheit gezeichnet waren, und es gab Völker, die direkt daneben standen und gesund wirkten. Bei einem Blick auf die Stockkarte zeigte sich dann immer wieder, dass es insbesondere die Herkunft B{1...25} = .20 - B1234(FOO) schww M6(BAR) besonders schwer betroffen war. Von den 25 Völkern mit diesen Königinnen erkrankten ungefähr 20 sichtbar an CBPV, einige wenige schienen jedoch immun zu sein. Von den sonstigen Völkern, in denen gänzlich andere Königinnen vorhanden waren, zeigte ein Volk starke, alle anderen entweder nur leichte bis gar keine CBPV-Anzeichen. Hier sei aber erwähnt, dass die Anzahl der weiteren Völkern eben bei weitem nicht an die Zahl 25 heran reichte.

Ich hatte also viele Gelegenheiten, CBPV in all seinen Erscheinungsformen zu beobachten, und ich hatte viele Patienten, an denen ich die oben beschriebenen Behandlungsmethode ausprobieren konnte.

Diese Erfahrung war ausgesprochen frustrierend, weil ich niemanden fand, der mir wissenschaftlich fundierten Rat geben konnte, wie man dieser Krankheit beikommen könnte. Daher war ich auf die spärlichen Informationen aus dem Internet zurück geworfen, und auch die zuhause vorhandene Literatur brachte keine besseren Erkenntnisse.

Ich habe dann im Verlauf des Sommers 2020 einen Großteil der oben beschriebenen Behandlungsoptionen durchgetestet, insbesondere das Abtreiben der Flugbienen mittels verstellen, Umweiseln und das Stressen durch eine Varroabehandlung mit Ameisensäure.

Ich hatte im Sommer 2021 aus dem Pool B{1...25} zwei Königinnen ausgewählt, von welchen ich nachzog. Diese waren zwar nicht durch Bestnoten aufgefallen, aber sie hatten immerhin keine CBPV Anzeichen gezeigt, womit sie dann hinreichend qualifiziert erschienen. Diese Königinnen hießen B10 und B18, deren Töchter dann standbegattet wurden und später dazu verwendet wurden, Königinnen aus dem Pool B{1...25} zu ersetzen.

Im Herbst sah es dann so aus, als wenn alle Maßnahmen irgendwie Erfolg gezeigt hätten. Da jedoch manche Völker nicht nur mit einer Methode behandelt wurden, sondern mit bis zu zwei unterschiedlichen Varianten gleichzeitig (beispielsweise Flugbienen-abtreiben UND spätere Umweiselung), war eigentlich nicht zu sagen, was jetzt tatsächlich geholfen hatte.
Und dann waren da noch einige wenige Völker, die einfach durchgehend CBPV zeigten, auch noch im Oktober, als ich die Bienen in den Winter schickte.

Im Winter 2021/2022 hatte ich dann in Völkern einen Totenfall, wie ich ihn vorher noch nicht gesehen hatte, insbesondere bei jenen Einheiten, die im Herbst immer noch CBPV gezeigt hatten. Innerlich stellte ich mich darauf ein, diese Völker abschreiben zu müssen, aber da Bienen einen immer wieder überraschen können, musste ich im Frühjahr 2022 erfreut feststellen, dass die Völker zwar etwas schwach, aber im großen und ganzen gesund und munter aus dem Winter kamen, und erfreulicherweise die CBPV Symptome verschwunden waren!

Im Frühjahr 2022 stellte sich die Situation so dar, dass aus dem Pool B{1...25} nur noch wenige Königinnen vorhanden waren, u.a. die B10 und die B18, sowie eine B12, die völlig immun zu sein schien (aber hier nicht weiter behandelt wird, weil von ihr nicht vermehrt wurde. Allerdings blieb sie auch 2022 immun), und dass ansonsten noch eine Carnica Linie eines benachbarten Züchters und Töchter der B10 und B18 vorhanden waren.

Eigentlich hätte ja jetzt alles gut werden müssen. Aber naja…

Genetische Prädisposition

Es gab also eine ganze Reihe Töchter, die ich von meiner B10 und meiner B18 gezogen hatte, und die nun in die Saison 2022 starteten. Und diese beiden Zuchttiere hatten ihrerseits die selbe Mutter, B1234(FOO). Das Pedigree sah also für beide Zuchtmütter so aus:

  • B10 = .20 B1234(FOO) schww M6(BAR)
  • B18 = .20 B1234(FOO) schww M6(BAR)

Auf dem Papier absolut identisch, richtig.
Die daraus entstandenen Töchter wurden allesamt standbegattet. Daher kann hier zur Vaterseite nichts gesagt werden. Also gab es zwei Gruppen, die jetzt relevant wurden:

Bx = .21 B10 x ? und By = .21 B18 x ? die ich künftig einfach B10-F1 und B18-F1 nennen werde.

Im Juni dann erkrankten zur gleichen Zeit wieder Völker an CBPV, nicht so stark wie im Vorjahr, aber für das geübte Auge durchaus erkennbar. Das einzige Volk, welches jetzt so schwere Symptome zeigte, dass auch die Leistung einbrach, war dann die Zuchtmutter B18.

Ihre Schwester, die B10, stand direkt neben der B18 und – Überraschung – erkrankte nicht!

Das war fast zu schön, um wahr zu sein, denn jetzt konnte geprüft werden, wie sich ihre Töchter verhalten würden, und siehe da: Von den B18-F1 erkrankten rund 2/3 der Völker, über alle Stände hinweg, von den B10-F1 etwa nur 1/3, und das auch deutlich schwächer (genauer gesagt, musste man schon sehr genau hinsehen, um kranke Tiere zu finden, aber sie waren da).

Der Totenfall vor den Fluglöchern der B18-F1 war deutlich größer als vor den B10-F1 Beuten, die Honig-Leistung der B10-F1 ließ nicht erkennbar nach, die B18-F1 sehr wohl.

Es zeichnete sich recht deutlich ab, dass die Herkunft/Anpaarung der Königin, und damit die Genetik der Arbeiterinnen, eine Rolle spielt, wenn es um die Ausbildung einer CBPV Symptomatik geht. Diese Annahme wurde auch dadurch gestützt, dass die Carnica Linie des benachbarten Züchters (ganz andere Genetik) ebenfalls entweder gar nicht oder nur sehr schwach CPBV erkrankte. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass es auch Verflug sein kann, der erklären würde, warum manche Völker überhaupt (sehr schwache) Symptome zeigten.

Die Unterschiede in den Geschwistergruppen


Wenn wir also davon ausgehen, dass die Genetik bei der Erkrankung an CBPV eine Rolle spielt, so bleibt festzustellen, dass ja nicht alle Arbeiterinnen in einem Volk die gleiche Abstammung haben, da sich die Königin mit mehreren Drohnen gepaart hat und so unterschiedliche Geschwistergruppen in einem Volk vorhanden sind.

Dass es sich so verhält, konnte ich aufgrund eigener Nachlässigkeit dann sehr gut nachvollziehen.

Mitte Mai 2022 erstellte ich einen Adamstarter zur Pflege von Weiselzellen.
Für diesen Adamstarter sammelte ich Brutwaben unterschiedlicher Völker zusammen und verstärkte das Ganze noch mit sehr vielen Bienen diverser schwarmfreudiger Miniplus Einheiten. Was ich dabei aber übersah: Manche Einheit, die Bienen und Brutwaben spendete, zeigte bereits CBPV Symptome, bzw. muss sie gezeigt haben, denn als ich 9 Tage später zwecks Zellenbrechen den Starter wieder öffnete, war das CBPV nicht mehr zu übersehen. Was für ein Desaster!
Ich beschloss aber trotzdem, den Anbrüter zu verwenden, larvte um und gab einen Zuchtrahmen. Überraschend war, dass die Annahme zunächst bei über 80 % lag, aber als ich die Zellen später verschulen wollte, waren nicht mal mehr 50 % der Zellen zu Ende gepflegt worden.

Nachdem also ein Großteil der Zellen in den Brutschrank gebracht worden war, teilte ich den Adamstarter in Ableger auf, und gab jedem Ableger eine Zelle mit.

Dabei wurde offensichtlich, dass nicht alle Bienen gleichermaßen erkrankten: Da ich für diesen Anbrüter Bienen unterschiedlicher Herkünfte verwendet hatte (also Buckfast- und Carnica Herkünfte gleichermaßen), sahen die Bienen auch schon vom Farbkleid her sehr unterschiedlich aus. Die einen hatten deutlich mehr orangene Ringel als die anderen.

Und dabei fiel dann sehr deutlich auf, dass die Bienen mit den orangenen Ringeln viel häufiger Krankheitszeichen zeigten, als jene, die nur grau waren, und damit einer anderen Herkunft zuzurechnen. Das Verhältnis lag dabei irgendetwas um 4 zu 1 – auf vier kranke orangene Bienen kam eine graue.

Ich hatte unbeabsichtigt ein Experiment gestartet und dabei ein Volk mit Geschwistergruppen unterschiedlichster Herkünfte erstellt. Und nun zeigte sich, dass trotz massiver Enge, in einer mit Bienen vollgepfropften Kiste nicht alle Bienen gleichermaßen erkrankten, sondern dass man schon anhand äußerer Merkmale Prognosen dazu abgeben konnte, wer erkranken würde und wer nicht.

Von den aufgeteilten Ablegern, musste die Hälfte später aufgelöst werden, weil die Königin nicht begattet wurde, die Zelle nicht schlüpfte oder weil die erkrankten Bienen nichtmehr in der Lage waren, ausreichend Brut aufzuziehen und sich damit selbst zu heilen.

Die andere Hälfte jedoch gedeihte letztendlich und wuchs zu einwinterungsfähigen Ablegern heran – ohne weitere CBPV Symptome.

Meine CBPV Behandlung in 2022

Ich hatte nicht die Zeit und nicht die Ressourcen, großen Aufwand mit an CBPV erkrankten Völkern zu betreiben, zumal sich im laufe der Saison die Theorie verfestigte, dass die Genetik entscheidend ist. Um diese Theorie zu testen, war also das Umweiseln von kranken Völkern die logische Konsequenz.

Im Frühjahr hatte ich einen gewaltigen Miniplus Brutsammler erstellt, bestehend aus 72 Mini Plus Waben, die allesamt übrig geblieben waren, nachdem ich die Königinnen aus diversen Minis genommen hatte. Dieser Brutsammler schaffte es nicht, sich eine Weisel nachzuziehen, und als ich nach vier, fünf Wochen einen Blick in das Volk warf, waren zwar alle Brutwaben geschlüpft, die Kiste voller Bienen, aber schon auf den ersten Blick war das typische große Zittern zu erkennen. Zwei weitere Wochen unternahm ich nichts, weil ich keine Zeit, keine Lust, keine Ahnung hatte, was ich tun sollte. Als ich wieder in das Volk schaute, war es schon deutlich dezimiert, es waren gefühlt nur noch zittrige Bienen vorhanden, was letztlich zu dem Entschluss führte, eine Schwefelschnitte zu holen, und dem Elend ein schnelles Ende zu bereiten – der Anblick war einfach nicht mehr zu ertragen.
Als ich dann mit dem Feuerzeug vor der Kiste stand, fiel mir ein letztes anderes Mini Plus ins Auge, welches nur noch da stand, weil die Königin zu garstige Arbeiterinnen hervor brachte, ich also besagte Queen bisher hatte nicht verwendet wollen.

Weil ich es also nicht übers Herz brachte, das kranke Volk zu keulen und ich ein Völkchen übrig hatte, dass ich doof fand, holte ich die doofe Königin aus dem einen Volk, ließ sie über das Flugloch einlaufen und vergaß diese Kiste für die kommenden Wochen.

Im Laufe des späten Mai und des Juni erstellte ich diverse Ableger mit unbegatteten Königinnen meiner Züchterkollegen Bernd Pflugrad und Ron Runge. Dazu noch einige Apideas. Insbesondere diese Apideas wurden alsbald zu eng, und so mussten die Königinnen raus und woanders rein. Wie der Zufall es wollte, hatte ich ja diverse Völker, die meiner Theorie nach eine neue Genetik gut vertragen könnten, und so weiselte ich diverse Völker, welche CBPV zeigten, mit neuen Königinnen um.

Dazu gehörte auch eine Kiste namens B5, Anfang 2022 ebenfalls noch mit einer der Schwestern aus 2020 unterwegs, im Herbst 2021 noch mit CBPV in den Winter geschickt, nach der Auswinterung 2022 etwas schwach und alsbald im Mai dann wieder mit Symptomen. Dieses Volk kam nicht mehr in Schwung, woraufhin ich dann ca. Ende Juni die Königin tauschte. Zur gleichen Zeit musste die alte Zuchtmutter B18 weichen, ebenso wie diverse ihrer Töchter.

Bei allen Völkern, bei denen ich die Königinnen tauschte, ließen die CBPV Symptome mit der Zeit nach. Nur bei der B5 stellte sich zunächst keine Besserung ein. Allerdings musste ich dann feststellen, dass dieses Volk einen zu hohen Varroabefall hatte, und nachdem ich mit einer späten TBE Anfang August samt Oxalsäurebehandlung die Milben entfernt hatte, verschwanden auch die CBPV Anzeichen binnen drei bis vier Wochen.

Mitte August kam ich schließlich auch auf jenes Mini Plus Volk zurück, welches ich schon hatte abschwefeln wollen, und öffnete es das erste Mal seit Mitte Juni. Zu meiner Überraschung hatte es sich vollständig erholt, Reserven angelegt und eine zwar etwas lebhafte und griffige Population, aber immerhin kein offensichtliches CBPV mehr. Als Varroabehandlung schlug ich es dann noch spät auf Dadant, gab einmal Oxalsäure und fütterte es auf, ohne das es weitere Zwischenfälle gegeben hätte.

Es ist eigentlich dieses spezielle Volk, welches mich in der Annahme bestärkt, dass eine Umweiselung die vielversprechenste Behandlungsoption ist, wenn es um CPBV geht, wobei sichergestellt sein muss, dass es sich um eine brutfreudige Königin handelt, und dass die äußeren Bedingungen günstig sind (Futter- und Pollenversorgung, genug Wärme, sodass auch schwächere Völker im Zweifelsfall größere Brutflächen fertig pflegen können). Es schien unrettbar erkrankt, und ich tat nichts weiter, als die Königin zu tauschen, woraufhin es wieder auf die Beine kam.

Meine aktuellen Theorien – kondensiert

Es muss an dieser Stelle ausdrücklich vorausgeschickt werden: Es handelt sich hierbei um Theorien! Ich kann und werde nicht so tun, als wenn meine Arbeit rund um CBPV wissenschaftlichen Ansprüchen auch nur im Ansatz genügen würde. Trotzdem kann ich natürlich begründete Annahmen aufstellen, und diese zur Diskussion stellen. Nicht mehr und nicht weniger mache ich hier, und trotzdem bleibt immer noch der finale Hinweis: Korrelation bedeutet nicht Kausalität. Trotzdem fasse ich jetzt meine Beobachtungen wie folgt zusammen:

  • Es gibt einen starken Einfluss der Genetik, ob ein Volk an CBPV erkrankt oder nicht.
  • Der genetische Einfluss bricht sich bis auf die Geschwistergruppen runter: Nicht alle Bienen eines Volkes sind gleichermaßen anfällig, es gibt auch in einem erkrankten Volk mitunter Geschwistergruppen, die immun sind. Das würde erklären, warum erkrankte Völker über den Winter scheinbar gesunden – die anfälligen Geschwistergruppen sterben weg, neue anfällige Individuen werden im Winter nicht geboren, im Frühjahr sind zunächst nur die resistenten Geschwistergruppen noch vorhanden.
  • Diese Theorie wird dadurch befeuert, dass es an stark befallenen Ständen auch immer resistente Völker gibt, die sich aber über Verflug hätten anstecken müssen.
  • Wenn man also die Genetik tauscht, bestehen gute Heilungschancen, solange das Volk noch in der Lage ist, Brut aufzuziehen.
  • Diese Annahme wird damit gerechtfertigt, dass alle meine betroffenen Völker nach einer Umweiselung symptomfrei wurden, ohne das ich weitere Maßnahmen ergriffen hätte.
  • Das Problem: Wenn eine Linie noch nie mit CBPV in Kontakt gekommen ist, kann man über ihre CBPV Resistenz keine Aussage treffen. Das kann züchterisch ein Problem sein.
  • Eine CBPV Erkrankung kann leicht übersehen werden. Es gibt unterschiedliche Abstufungen im Krankheitsbild, mancher mag eine Erkrankung mit der Waldkrankheit oder Schwarzsucht verwechseln. Es gibt auch meines Erachtens sehr milde Verläufe, bei denen kaum zitternde Bienen zu finden sind (oder jene ohne Haarkleid), und bei denen der einzige Hinweis das intensive „Beknibbeln“ erkrankter Bienen am Flugloch ist. Ich halte es für denkbar, dass auch erfahrene Imker eine CBPV Erkrankung übersehen oder falsch deuten könnten, erst recht dann, wenn man bisher damit keine Erfahrung hat sammeln müssen.
  • Gerade Züchter müssen dringend in die Lage versetzt werden, in ihren Zuchtlinien CBPV zu erkennen. Es ist denkbar, dass auch anerkannte Züchter mangels Erfahrung CPBV nicht sofort erkennen. Es wäre aber wichtig, dass gerade Züchter anfällige Linien erkennen und ausselektieren.
  • Eine züchterische Bearbeitung hinsichtlich CBPV Resistenz sollte recht einfach sein, wenn man denn eine Möglichkeit findet, diese Eigenschaft plausibel zu testen. Es gibt sicherlich sehr viele Herkünfte, die resistent sind – insofern sollten sich hier deutlich schneller Erfolge erzielen lassen, als beispielsweise bei der VSH/VSB Selektion.
  • Die oftmals als mögliche Heilungsmethoden ins Spiel gebrachten Verfahren (Raum geben etc.) funktionieren nicht.
  • Gestützt wird diese ganze Genetik-Theorie auch dadurch, dass man mittlerweile davon ausgeht, dass der Verlust an Bienenvölkern im England des frühen 20. Jahrhunderts nicht etwa auf Tracheenmilben zurückzuführen sei, sondern auf CBPV. Bruder Adam, der in der Folge in der Buckfast Abtei jene berühmte, gleichnamige Biene erzüchtete, die nicht mehr an der mysteriösen „Isle of Wight Desease“ erkrankte, selektierte also keinen Tracheen-resistenten Stamm heraus, sondern vielmehr einen CBPV resistenten. Und das schaffte er auch vergleichsweise schnell. Insofern wäre ich also optimistisch, wenn es darum geht, CBPV wieder zurück zu drängen.

Vielleicht fallen meine Theorien zu einem späteren Zeitpunkt zusammen – gut möglich!
Trotzdem mag dieser Artikel dem einen oder anderen Anregungen geben, wie er oder sie bei eigenen Erfahrungen jetzt handeln könnte.

Ich glaube nicht, dass ich mit dem Thema schon komplett durch bin. Aber wir werden sehen, wie sich das in Zukunft entwickelt. Ich werde berichten…

2022.8 – Quatschjura mit Torben Schiffer und seinen Freunden

Die letzten Wochen vorm Urlaub ging es noch mal so richtig zur Sache. Ernten, schleudern, gegen Varroa behandeln, Völker fahren, das ganze Programm. Darüber will ich heute aber nicht schreiben. Es gibt viel Lustigeres, dem man sich widmen kann, nämlich dem von mir hoch geschätzten Freund der bienennahen Selbstvermarktung: Torben Schiffer.

Quatschjura mit Torben Schiffer und seinen Freunden

Torben Schiffer ist immer wieder für einen Lacher gut, und nachdem eine Weile Ruhe war, hat er jetzt ein Video veröffentlicht, in welchem seine Freunde mit waghalsigen Jura-Stunts erklären wollen, warum Bienen in Schiffertrees nicht vom VetAmt geprüft werden dürfen und wann Bienen wieder wilde, frei lebende Bienen sind.

Den Anfang macht Dr. Edmund Haferbeck. Wenn man den Namen mal in eine große Suchmaschine kippt, kommen da wirklich lustige Fundstücke zu Tage. Aber er will wohl bei PETA den Rechtsbereich verantworten, was komisch ist, da er keine juristische Ausbildung hat. Und das er da ziemlich ahnungslos durch die Gegend tappt, merkt man dann auch seinen Einlassungen an.

Das Bürgerliche Gesetzbuch macht keinen Tierschutz!

Am meisten Eindruck machten bei mir die Ausführungen zum BGB. Da versucht er mit dem §960ff BGB darzulegen, dass Bienen auch juristisch zu Wildtieren werden, wenn sie denn schwärmen. Was er dabei überhaupt nicht verstanden hat: Es geht bei §958ff BGB um Aneignung, sprich den Eigentumserwerb per Gesetz, hier von sogenannten „herrenlosen Sachen“. Ob eine Biene ein Wildtier ist oder war, oder sein kann – nichts davon wollen diese Paragrafen regeln.
Das BGB regelt nichts mit Tierschutz, es regelt zivilrechtliche Fragen zwischen „Personen“, und bei den genannten Paragrafen geht es um eine besondere Form des Eigentumerwerbs. Im BGB gehts immer nur um „wer will was von wem woraus“.
Wenn also das BGB darlegt, wann ein Bienenschwarm „herrenlos“ wird, dann geht es nicht darum, wann der Schwarm zu einem „Wildtier“ wird, sondern wann jemand das Eigentum daran verliert, oder wann jemand das Eigentum daran erwerben kann. Herr Haferbeck versteht das jedoch nicht, und meint, er hätte jetzt eine Rechtsgrundlage gefunden, die regeln würde, wann Bienen zu Wildtieren würden.
Was weder er, noch Torben so richtig verstehen: Wenn man einen Schiffertree kauft, selbigen in den Wald hängt, mit der Absicht, darin einen Schwarm zu fangen, dann könnte man aus dem BGB eher noch herleiten, dass der Eigentümer des Schiffertrees dann zum Eigentümer der Bienen würde – woraus sich implizit auch die Pflichten aus der Bienenseuchen Verordnung ergeben würden – also genau das Gegenteil dessen, was Torben und seine lustigen Freunde wollen, nämlich dass die Bienenseuchen Verordnung für sie nicht greift.
Jedenfalls redet der Dr. Haferbeck sehr blumig 30 Minuten über Paragrafen, die er nicht versteht, um dann plötzlich, aus heiterem Himmel ohne jede Begründung sich zu der Aussage zu versteigen: „Konventionelle Honigbienenhaltung ist verwerfliche Massentierhaltung“.
Man weiß gar nicht warum, aber er ballert den ahnungslosen Zuhörer so lange so heftig mit Quatschjura voll, dass er vermutlich einfach hofft, dass man ihm das schon abkaufen wird.

Die Bienenseuchen Verordnung

Nicht viel besser macht es die zweite Referentin, Frau Dr. Iris Schäfer. Auch hier wieder: Wann sind Bienen, die schwärmen Wildtiere. Dabei dann die Erkenntnis: Tiere, die nicht in menschliche Obhut genommen werden, sind wilder Tiere. Nun, Bienen, die in einen Schiffertree einziehen, sind dann aber in Obhut genommen worden. Ganz einfach eigentlich, und um so verwunderlicher, dass das nicht verstanden wird.
Es folgen sehr unterhaltsame Einlassungen zur BienSeuchV – so leitet sie aus §1 Abs 1 BienSeuchV her („Bienenvolk im Sinne der Verordnung sind die in einer Bienenwohnung lebenden Bienen mit ihrer Brut und ihren Waben“), dass es hier also nur um „Nutztiere“ gehen würde, und damit Bienen in einem Schiffertree nicht in den Geltungsbereich fallen würden.
Keine Ahnung, wie sie darauf kommt, die Verordnung benutzt nirgendwo den Begriff „Nutztier“, „Nutztierhaltung“, oder definiert ihn anderweitig. Die Tierärztin (ebenfalls wohl keine Juristin) unterstellt das einfach so, dass es nur um Bienen gehen würde, die als Nutztiere gehalten würden, und weil Bienen im Schiffertree keine Nutztierhaltung sein soll, wäre die BienSeuchV irrelevant.
Da sind wir wieder bei – richtig: Quatrschjura.

Die Verordnung ist eigentlich ganz einfach: Wer Bienen halten will, hat das anzuzeigen (§1a BienSeuchV). Wenn ich einen Schiffertree in den Baum hänge, will ich wohl Bienen halten. Ergo habe ich es anzuzeigen, völlig unabhängig davon, wie die konkrete Haltungsform der Bienen jetzt aussehen soll. Auch wenn ich sie ARTGERECHT halten will, ich halte sie! Und deswegen gelten alle anderen Regeln, die in der BienSeuchV folgen, dann auch für Bienen in einem Schiffertree. Und damit sind auch Torben und seine Quatschjura-Freunde entsprechend mit gewissen Pflichten belegt.

In dem Video, ab 1 Stunde und 31 Minuten führt dann Torben aus, was sein Fazit aus all dem Quatschjura ist. Das kann man sich jetzt anschauen, aber kurz gesagt: Alles daran ist falsch. Punkt.
Torben Schiffer und seine Freunde sind klassische Exemplare des Dunning Kruger Effektes, es ist geradezu bizarr, mit welchem Brustton der Überzeugung er am Ende seine persönliche Auffassung als Tatsache hinaus posaunt, und die Tierärztin – als nicht-Juristin – das alles bestätigt.
Man schaut sich das an und fragt sich, wo diese Menschen, die ja allesamt eine akademische Ausbildung genossen und mitunter sogar promoviert haben, ihr methodisches Denken lernen konnten. Aber dann denkt man an die ganzen Corona-Leugner und Querdenker und hat am Ende auch keine Fragen mehr, bis auf diese eine, letzte Frage, welche einst Die Sternen so treffend formuliert haben: Was hat dich bloß so ruiniert?

Schönen Urlaub an alle!

2022.7 – Sperma-Party!

„Was ist das denn für ein Titel?“, wird der geneigte Leser denken, aber die Erklärung in ihrer ganzen wenig erotischen Bedeutung wird sich später im Artikel erklären. Zunächst zu anderen Dingen:

Artikel über CBPV im Deutschen Bienen Journal

Ich durfte mal wieder etwas für das Deutsche Bienen Journal schreiben, diesmal einen Artikel über CBPV.

CBPV ist ein Thema, von dem man immer mehr hören kann, wenn man nur die Ohren aufsperrt, und wenn man einmal ein geschultes Auge dafür entwickelt hat, dann sieht man es auch öfters als man denkt.

Mit meinem Artikel versuche ich dann, einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dieses Thema mehr ins Bewusstsein der Imkerschaft zu rücken, und damit auch in die Institute, damit bezüglich Behandlungsoptionen mal wissenschaftliche Erkenntnisse gesammelt werden können (und zwar nicht nur in Bayern)

Varroa Status

Ich habe Anfang Juni dann mal mittels Alkohol-Waschung auf Varroa getestet: 10 % der Völker musste ich aus der Honigproduktion nehmen und mit einer Behandlung beginnen. 10 % waren an der Schwelle und der Rest war für den Zeitpunkt des Jahres in Ordnung.

Aber es gab sie schon, die Milbenschleudern.
Leute, ihr müsst die Varroa im Blick behalten.

Begattungserfolge eher mau

Ich habe in mehreren Kleinstserien Ableger begatten lassen. Ein Imkerkollege aus meinem Zuchtverband hat mir dazu jede Woche Königinnen geschickt. welche ich dann in Ableger oder Apideas eingeweiselt habe.

Der erste Durchlauf lief gut, 4 von 5 wurden erfolgreich begattet. Der zweite Durchlauf, diesmal mit Apideas, lief noch besser, 5 von 5. Aber dann ließ es stark nach: 2 von 5 und noch einmal 2 von 5. Am Wetter kann es eigentlich nicht gelegen haben und die Ableger waren eigentlich allesamt klassisch vorbereitet, ich mache das ja auch nicht zum ersten Mal. Aber manchmal ist einem das Glück einfach nicht hold.

Robinie, endlich mal wieder!

Ich habe es kräftemäßig nicht geschafft, in die Robinie zu wandern, da kam einfach zu viel auf einmal zusammen. Aber in der Nachbarschaft und an einem speziellen Standort, da stehen eben doch sehr viele Robinien, und die haben scheinbar dieses Jahr alles gegeben.

So musste ich dieses Jahr bereits drei Mal schleudern, auch deswegen, um die Honigräume wieder leer zu bekommen, damit noch irgendwo die Linde rein kann.

Ich hatte den Robinienhonig wirklich vermisst, und endlich kann ich mir den mal wieder aufs Brötchen schmieren.

Keine Honigräume mehr

Alle Honigräume sind jetzt auf Völkern, und in den meisten ist auch reichlich drin. Die Linde scheint auch dieses Jahr wieder zuverlässig zu honigen, zuerst die Sommerlinden, und aktuell die Winterlinden. In wenigen Tagen dürfte der Spuk dann vorbei sein, und dann steht auch schon wieder die Ernte an. Allerdings wird es diesmal so viel werden, dass das nicht mehr für einen alleine an einem Tag zu schaffen ist. Ich nehme an, dass diesmal sogar Vorfilter und Honigpumpe zum Einsatz kommen müssen, um die Mengen vernünftig weg zu schaffen. Alles Luxusprobleme.

Besamen bis das Sperma alle ist

Anfang Juni war wieder der Termin für die manuelle Besamung von Königinnen in Meck-Pomm, im Rahmen der Arbeit des Landesverbandes der Buckfastimker Mecklenburg-Vorpommern.

Das ist einer jener Termine, zu dem man die Kollegen allesamt mal wieder treffen kann. Neben der eigentlichen Arbeit, die der Besamungsprofi Matthias Engel durchführen musste, geht es auch um das Miteinander, den Austausch von Erfahrungen und immer wieder auch ums Essen (Holger, unser Gastgeber, tafelt immer wieder auf… es ist alles ganz furchtbar!)

Es sind dieses Jahr rund 200 Königinnen besamt worden, viele mit dem Sperma eines Drohns (sdi), etliche aber mit Sperma mehrerer Drohnen eines Volkes (mdi). In Kürze steht dann die künstliche Infektion mit Milben an, um dann im August auszuzählen, welche Paarungen möglicherweise SMR/VSH können.

Ich finde die manuelle Besamung jedes Mal so spannend, dass ich eigentlich kurz davor bin, mich meinerseits auf dieses Thema zu stürzen. Allerdings schrecken mich noch der Investitionsaufwand und die Komplexität des Themas.

Auf der anderen Seite ist es DAS Werkzeug für eine kontrollierte Anpaarung, und es würde es mir ermöglichen, gesicherte Kombinationen auszuprobieren. Ich finde Zucht und Bienen ja immer noch spannender als Honig – wenn ich also die Wahl hätte, das Hobby über den Verkauf von Königinnen oder Honig zu finanzieren, ich würde mich für die Königinnen entscheiden 🙂

2021.11 – Das Ende naht!

Nicht-Imker verstehen immer gar nicht, wenn man als Bienenhalten ab Juli vom nahen Winter faselt, aber so ist es nun mal: Spätestens Ende September ist der Winter da, wenn noch nicht physisch so doch psychisch – im Kopf des Imkers.

Und so ist es auch bei mir dieses Jahr wieder, dass ich zu dieser Zeit so gut wie fertig mit den Bienen bin, um selbige in den Winter zu schicken, und die Bienen auch irgendwie fertig sind mit mir, zumindest für dieses Jahr.

CBPV – Statusupdate

Der Großteil der Völker, die betroffen waren, zeigen aktuell keine Anzeichen mehr, immer noch betroffen zu sein. Es gibt aber Kisten, welche sehr wohl noch Anzeichen zeigen, ich aber jetzt auch nicht mehr viel machen kann, und abwarten werde. Es bleibt also abzuwarten, wie die einst betroffenen Völker über den Winter kommen und ob jene Völker, die noch Symptome zeigen, eigentlich schon dem Tod geweiht sind.

Im Frühjahr wird dann Resümee gezogen und dann werde ich mich an dieser Stelle einmal ausführlicher dem Thema „Behandlung der CBPV“ widmen.

Varroa

Notgedrungen musste ich dieses Jahr das Varroakonzept radikal ändern: In den Vorjahren habe ich immer sehr gute Erfahrungen mit der Totalen Brutentnahme gemacht und praktisch keine Völker verloren.

Nun hat mich dieses Jahr CBPV dazu gezwungen, eine Behandlungsmethode zu finden, bei der die Brut erhalten bleibt oder auch nicht anderweitig gestresst wird. Und so habe ich am Ende auf Apivar zurückgegriffen, ein Amitraz Produkt, welches in den USA und anderswo auf der Welt gang und gäbe ist, bei dem ich jedoch insbesondere um Resistenzen fürchte.

Für eine finale Einschätzung ist es noch zu früh, bzw. ich zu vorsichtig, aber bisher scheint es beim Großteil der behandelten Völker gut gewirkt zu haben. Kontrolluntersuchungen zeigten geringe bis moderaten Restbefall, wie er zu dieser Jahreszeit nicht unüblich ist.

Allerdings gibt es auch Ausnahmen. Es gibt Völker, welche zur gleichen Zeit behandelt wurden, und die bei Kontrollen immer noch einen deutlich zu hohen Milbenbefall zeigten.

Bei Nachbehandlungen im August/September zeigte sich auch, dass eine Blockbehandlung mit Oxalsäure bei Völkern mit Brut mitunter auch deutlich über 21 Tage hinaus fortgeführt werden muss, selbst dann, wenn man im Schnitt alle drei Tage behandelt hat.
Diese Beobachtung stützt einmal mehr meine These, dass die Wirkung von OXS bei weitem nicht bei >90% liegt, selbst dann nicht, wenn man Abends nach Flugbetrieb behandelt.

Ich hoffe, dass mich das CBPV Thema nächstes Jahr nicht mehr (so hart) trifft, und ich wieder zu dem erprobten (und sicheren) Konzept der TBE zurückkehren kann.

Auffüttern

Geht es eigentlich nur mir so, dass ich jedes Jahr aufs Neue Sorge habe, die Bienen zu wenig eingefüttert zu haben?

Ich wiege zwar immer wieder zwischendurch mal, aber das ist auch alles sehr unzuverlässig (die Abweichungen sind enorm: Auf der Stockwaage stehen bspw. 37KG, wenn ich mit der Kofferwaage vorne und hinten an kippe komme ich auf 30KG ?!).

Ich gehe im Moment dazu über, die Kisten an ihren Griffleisten mal kurz ganz anzuheben. Wenn der Rücken sagt „reicht!“, lasse ich es gut sein…

Ab Oktober

Ich versuche, am Ende der ersten Oktoberwoche alle Kisten final dicht zu haben: Kein Füttern mehr, keine Varroa-Gedöns mehr, nur noch in Ruhe lassen.

Eine Ausnahme sind die DeBiMo Völker, die Mitte Oktober noch einmal auf müssen, um Proben zu entnehmen. Aber spätestens dann soll Ruhe im Karton sein.

Dann habe ich endlich Zeit, den ganzen anderen Kram zu machen, also hauptsächlich aufräumen, Dinge reparieren, putzen und Dinge bauen.
Meine ToDo Liste ist so ausgesprochen lang, dass ich gar nicht weiß, womit ich als ersten anfangen soll. Auch muss der Honig, der geerntet wurde und noch in Eimern wartet, ja endlich mal gerührt und in Gläser verfrachtet werden.

Es wird also keineswegs ruhig oder öde werden… 🙂

2021.6 – Das ist doch kein Frühling!

Deutschlandweit das gleiche Bild: Kalt, regnerisch und windig. Folgerichtig bleiben die Honigräume leer.
Ich habe seit Februar rund 60 KG Futterteig in die Völker gesteckt, ein Ende ist Stand heute nicht in Sicht. Es kommt nichts rein, und auch wenn es etwas regnet, hier und da, so ist es insgesamt doch zu trocken.

Über das Anpassen den Brutraumes

Ich versteige mich jetzt zu einer waghalsigen These: Man kann den Brutraum nicht zu eng anpassen.
Meine Beobachtung in diesem Frühjahr legt nahe, dass ein zu enges Anpassen des Brutraums nicht möglich ist, so lange das Schied umlaufen werden kann.

Hat eine Königin den vorhandenen Platz zur Gänze bebrütet, wird sie einfach hinter das Schied laufen und dort weiter stiften.
Hängt man diese Brutwaben dann vor das Schied, dann sind auch diese zwei Wochen später vollständig bebrütet.
Das gilt zumindest für Kaltbau – bei Warmbau kann es sein, dass dies so nicht funktioniert.

Ich habe im Februar pauschal alle Völker auf 3 Brutwaben Dadant geschiedet. Mitte April hatten die schwachen Völker diesen Brutbereich noch nicht ganz in Beschlag genommen, bauten aber eine feine, wohl strukturierte Brutnestanordnung. In den starken Völkern hatte die Königin bereits das Schied umlaufen und ein bis zwei zusätzliche Waben angefangen zu bebrüten. Daher wurde das Schied entsprechend versetzt. Anfang Mai sind jetzt auch diese Waben Holz auf Holz bebrütet.

Die Königinnen umlaufen scheinbar das Schied erst, wenn der angepasste Brutbereich vollständig mit Brut belegt ist, allerdings dann auch recht zuverlässig – wenn es sich um Kaltbau handelt. Bei Warmbau habe ich beobachtet, dass Königinnen dann damit begonnen haben, Zellen doppelt zu bestiften.

Was auch eindeutig zu sehen ist: Sobald es etwas wärmer wird, tragen die Bienen das Futter in den Brutnestbereich. Gerade im Februar oder März glänzen dann die Zellen wie bei frisch eingetragenem Nektar, rund um das Brutnest, wobei die Stockwaage anzeigt, dass von außen nichts eingetragen wird.

Also auch bei einem stramm angepassten Brutnest ist die Futterversorgung sichergestellt, solange es zumindest kurze Zeitfenster gibt, in denen die Bienen Futter umtragen können.

Viele Verluste bei den Kollegen

Ich hatte durch den Völkerverkauf viel Kontakt mit Imkerkollegen. Es scheinen sich zwei Hauptgründe für massive Völkerverluste herauszukritallisieren:

Die Varroabehandlung mit Ameisensäure erfolgte in 2020 zu spät. Es war zu lange zu heiß, sodass viele ihre AS Behandlung in den September geschoben hatten, und damit zu spät kamen.

Der zweite Grund klingt interessanter, ist aber womöglich auch noch etwas unsicher: Die Völker haben zu früh aufgehört zu brüten.
Mangels Nektar- und insbesondere Polleneintrag waren viele Völker bereits Ende August aus der Brut und fingen anschließend auch nicht mehr damit an. Diese Völker waren dann der Meinung, sie hätten ihre Winterbienen bereits Anfang September fertig, im Unterschied zu den jeweils gebildeten Ablegern, welche länger brüteten und dann auch erfolgreich über den Winter kamen.

Diese (Alt-)Völker waren im Januar alle noch da, klappten dann aber im Februar weg. Wenn die Theorie stimmt, waren diese Bienen im Februar sechs, sieben Monate alt und zu schwach, um dem erneuten massiven Kälteeinbruch standzuhalten.

Ich selber habe das nicht beobachtet, was aber auch daran liegen kann, dass durch die TBE im Juli noch eine ganze Weile so etwas wie Brutstimulation herrschte.

Test des Heuvel Varroakonzeptes

Ich habe mir eine Flasche VarroMed und eine Packung Apivar geordert, um an einer kleinen Zahl Völker das Heuvelsche Konzept der „fetten Biene“ zu testen, so wie er es in seinem Buch beschreibt.

Ich werde berichten.

Die tatsächliche Wirksamkeit von Oxalsäure

Einer Oxalsäurebehandlung wird ein sehr hoher Wirkungsgrad zugeschrieben. So gibt der Mellifera e.V. die Wirksamkeit bei 97,3% an. Ich persönlich habe immer größere Zweifel an dieser hohen Wirksamkeit.

Warum das so ist, will ich nachfolgend erläutern.

Behandlung mit Oxalsäure bei Brutfreiheit – trotzdem viele Milben!

Ich habe seit längerer Zeit erhebliche Zweifel an dem hohen Wirkungsgrad einer einmaligen Oxalsäurebehandlung bei Brutfreiheit, denn nach meinen Erfahrungen mit der Totalen Brutentnahme und einer einmaligen Behandlung mit OXS bei Brutfreiheit im Juli, zeigten fast alle Völker vergleichsweise hohe Milbenzahlen bereits im September, erst recht dann nach der Winterbehandlung im November oder Dezember. Ich hatte Völker, die wurden Mitte Juli wie genannt behandelt, zeigten dann aber im Oktober einen phoretischen Milbenbefall von drei bis fast sechs Prozent, was ausgesprochen hoch erscheint.
Da ich diese oder ähnliche Beobachtungen von dem ersten Jahr mit TBE und OXS mache, sind mit der Zeit erhebliche Zweifel an einer Wirksamkeit der OXS von >90% gewachsen.

Diese Zweifel wurden gestützt von den Milbenkennzahlen der Brutsammler, welche die befallene Brut bei der TBE bekommen haben, und dann, nachdem diese Brut vollständig geschlüpft war, ebenfalls mit OXS behandelt wurden.
Diese Völker, die mit einer sehr hohen Milbenlast gestartet sind, haben allesamt einen extrem hohen Milbenfall mit der Winterbehandlung gezeigt, obwohl auch sie eine längere Brutpause im August hatten und obwohl auch hier die Anzahl der Brutzyklen, welche zum erstarken der Milbenpopulationen hätte führen können, überschaubar gewesen sind.

Wie kommt das?

Viele Milben = unsachgemäße OXS Anwendung?

Man kann bei der OXS Behandlung nicht viel falsch machen: Es muss Brutfreiheit herrschen, die Flugbienen sollten möglichst alle zu Hause sein.
Also behandelt man in den Abendstunden, und rund 21 Tage nachdem die Königin entfernt wurde, oder eben bevor die neuen Waben wieder verdeckelte Brut aufweisen, bzw. ältere, noch unverdeckelte Larven. Das ist nicht weiter kompliziert, da gibt es nicht zu viele Fehlerquellen.
Insofern kann man eine unsachgemäße Behandlung weitestgehend ausschließen – jeder Imker, der sich etwas mit der Materie beschäftigt hat, wird eine entsprechende Behandlung hinbekommen – auch aus diesem Grund ist das Verfahren ja letztlich zugelassen worden.

Test im Februar – kleine Blockbehandlung

Es gibt Völker, die haben schon bei der Winterbehandlung gezeigt, dass sehr viele Rest-Milben vorhanden waren.
Da diese Völker mit einiger Wahrscheinlichkeit für die Honigproduktion nicht taugen werden, wurden sie an den warmen Tagen Ende Februar, abermals mit Oxalsäure behandelt. Angesetzt wurde ein kleiner Block von drei Mal, alle zwei Tage.

Die Anzahl der Völker war sehr überschaubar, insofern sind die Daten unzureichend für wirklich valide Aussagen. Aber sie zeigen in eine bestimmte Richtung.

Die behandelten Völker waren zum Zeitpunkt der Behandlung nahezu brutfrei. Es gab kleine Flächen verdeckelter Brut, wenn überhaupt. Allerdings hatte der strenge Frost die Tage zuvor das Brutgeschäft offensichtlich zum Erliegen gebracht und es kam gerade erst wieder in Gang. Insofern herrschten fast perfekte Behandlungsbedingungen.

Es gab Völker, bei denen fielen nach der 1. Behandlung ~20 Milben und nach der 2. Behandlung nur noch 2-4 Milben. Hier schien die Wirkung der ersten Behandlung ausreichend gewesen zu sein.
Allerdings zeigten 2/3 der Testvölker eher einen Verlauf von 1. Behandlung: ~40 Milben, 2. Behandlung: ~20 Milben, 3. Behandlung : ~5 Milben.

Hätte die erste Behandlung >90% der Milben getötet, dann hätten nicht im Laufe der weiteren Behandlungen fast noch einmal genauso viele Milben fallen dürfen, wie nach der ersten Behandlung. Tatsächlich möchte man meinen, dass die erste, sowie die weiteren Behandlungen jeweils nur zwischen 50 und 60% der vorhandenen Milben erwischt hätten.

Wirksamkeit von 50-80%?

Ich habe keine ausreichende Zahl valider Daten! Aber mein Eindruck ist, dass die Wirksamkeit der Oxalsäure bei Brutfreiheit irgendwo zwischen 50 und bestenfalls 80% schwankt. Das würde zumindest die Ergebnisse des obigen kleinen Tests erklären, als auch, warum nach einer TBE mit einmaliger OXS Behandlung noch so viele Milben im Volk sind, dass die Population im September bereits wieder gut messbar wird.

Nehmen wir eine Milbenpopulation von 50 Milben im Februar, dann sind das etwa 1600 Milben im Juli.
Geht man davon aus, dass die Entnahme der Brut etwa 80% der Milben entnimmt, dann blieben noch rund 320 Milben zurück.
Das ist immer noch eine sehr hohe Anzahl an Milben.
Würde die einmalige Behandlung mit OXS tatsächlich 97% der Milben töten, blieben gerade einmal 10 Milben zurück, von denen noch einmal welche einen natürlichen Tod sterben würden, bis die Brut so weit entwickelt ist, dass eine Reproduktion startet.
Bei 10 Milben Startpopulation im Juli, schaffen die Milben bis September vielleicht zwei Verdoppelungen – dann wären im September ~40 Milben im Volk.

Keine meiner Messungen bestätigte einen derart niedrigen Befall meiner Völker im September! In der Regel war immer ein deutlich höherer Befall zu vermuten, der sich dann, im Rahmen des DeBiMo im Oktober meist bestätigte, wenn der phoretische Befall gemessen wurde.

Praktischer Rückschlüsse

Man muss zwischen zwei Typen von Völkern unterscheiden: Jenen Völkern, denen die Brut entnommen wird, und den Brutsammlern, welche die ganzen Verseuchten Waben aufnehmen.

Bei jenen Völkern, welchen die Brut entnommen wird, kann man einen Behandlungsschritt zwischenschalten, indem man eine Wabe mit möglichst viel offener Brut im Volk belässt, und diese nach 9 Tagen entnimmt. Diese Fangwabe wird eine erhebliche Anzahl an Milben fangen. Wenn man dazu noch 2-3 Tage nach der TBE eine Oxalsäurebehandlung mit einbaut, dann sollte der Milbenbefall in dieser Kombination deutlich tiefer gedrückt werden, als mit nur einem der beiden Schritte. Möglicherweise ist das Ergebnis hier schon hinreichend befriedigend, und die Zahlen haben sich im September noch nicht wieder so erholt.

Bei den Brutsammlern muss man einen anderen Aspekt berücksichtigen:

Die Brutsammler haben nicht nur einen Großteil der Milben eines Volkes mit im Gepäck, sie haben auch noch für zumindest einen ganzen Vermehrungszyklus der Milbe die notwendige Bienenbrut dabei.
Anders ausgedrückt: Wenn ein Brutsammler 1200 Milben mitnimmt (also etwa die 80% der Gesamtpopulation), dann schlüpfen in den kommenden Tagen Milben, die dann auch noch offene Brut vorfinden, in der sie einen weiteren Vermehrungszyklus starten können.
In den Brutsammlern findet also zunächst einmal eine weitere Milbenvermehrung statt, abgesehen davon, dass alles, was an eigentlich gesunder Bienenbrut noch da ist, auch gleich noch parasitiert werden kann.
Das muss erhebliche Auswirkungen auf de Brutsammler haben.

Eigentlich müsste man ab Tag 1 damit beginnen, den Brutsammlern die Milbenlast von den Schultern zu nehmen, damit die nachschlüpfenden Milben keinen weiteren Schaden anrichten können.
Eine Variante könnte sein, gleich mit einer Ameisensäurebehandlung zu beginnen, eine weitere könnte sein, Oxalsäure im Block zu verwenden.

Unterbleibt eine Behandlung bis zur Brutfreiheit gänzlich, dann befinden sich drei Wochen nach Bildung der Brutsammler mehr Milben im Volk als zum Zeitpunkt der Bildung.
Wenn jetzt eine einmalige OXS Behandlung nur mit vielleicht 70% wirkt, bleiben hunderte Milben als neue Startpopulation zurück. Wenn dann die Winterbehandlung auch nicht besser wirkt, ist die Startpopulation im Frühjahr so hoch, dass bereits im Sommer eine ernste Gefahr für die betroffenen Völker im Verzug ist.

Reichlich Varroaschäden im Spätsommer

Ich habe im vergangenen Spätsommer etwa 10% der Völker durch Varroaschäden verloren. Ich hatte also sehr wohl Verluste, allerdings nicht erst im Winter, sondern schon deutlich davor, weil ich einfach rechtzeitig Problemkandidaten erkannt und aufgelöst habe.

Ich gehe jetzt davon aus, dass die Ursache dafür in einer zu hohen Startpopulation der Milben im Frühjahr zu suchen ist.
Das waren bisher die höchsten Verluste meiner Imkerlaufbahn, und ich vermute, dass sich die Milbenpopulationen immer ein kleines Stück besser erholen konnten, weil die Oxalsäure immer etwas weniger wirksam war, als von mir angenommen. Dadurch war in den meisten Fällen zwar das Überleben der Völker zunächst gesichert, allerdings das Überleben der Milbenpopulation ebenso. Diese konnten sich von Saison zu Saison etwas besser erholen, bis es bei einzelnen Völkern zu einem Kipppunkt kam.

Ich denke, ich werde dieses Jahr meine Strategie etwas anpassen müssen.

Der Populismus des Torben Schiffer

Aktuell ist er wieder in aller Munde, der Torben Schiffer. Er hat in „Imkern Heute“ einen sehr langen Artikel veröffentlicht, der mit „Der wahre Preis des Honigs – Artenschutz für Honigbienen“ überschrieben ist.

Dieser Artikel hat – nun ja – ein „kontroverses“ Echo hervorgerufen.
So gab es eine eher emotionale, fast schon polemische Gegenrede von Stefan Mandl, seines Zeichen Chef des Erwerbsimkerbundes in Österreich, es gab eine betont sachlich-fachliche Erwiderung von Bernhard Heuvel, der Vizepräsident des DBIB ist, und auch Jürgen Binder, der kurz vorher Herrn Schiffer eine Bühne auf seinem YouTube Kanal geboten hatte, fand ein paar interessante Worte.

Dabei ist Binder (ausgerechnet!) der einzige, welcher den für mich entscheidenden Punkt bei Torben Schiffer streift, nämlich seinen Populismus – oder genauer gesagt: Die Schiffersche Methode der Desinformation, der alternativen Fakten, der Wissenschaftsfeindlichkeit, der Übertreibung bis hin zur pauschalen Diskreditierung einer bestimmten Gruppe Menschen.

Er, Torben Schiffer, bespielt die gleichen Werkzeuge der Kommunikation, wie es auch aktuelle politische Strömungen tun, beispielsweise aus dem Neurechten Spektrum, nur das sein Feind nicht ethnische Minderheiten oder die Demokratie an sich sind, sondern die konventionellen Imker, die Verbände und die Institute, und eben die konventionelle Bienenhaltung überwunden werden soll. Und dazu ist ihm so ziemlich jedes Mittel der Propaganda recht.

Daher wird sich dieser Artikel nur am Rande mit den fachlichen Einlassungen des Herrn Schiffer befassen – der Schwerpunkt liegt auf seiner Kommunikationsstrategie, denn das ist viel spannender – und bisher von niemandem so richtig betrachtet worden.

Warum der Begriff „Populismus“?

Eigentlich passt der Begriff ja nicht, weil er in der politischen Auseinandersetzung zuhause ist, und nicht in der Wissenschaft, in der Landwirtschaft oder der Imkerei. Außerdem leitet er sich vom lat. Begriff populus, das Volk ab – und auch wenn es um das „Bienenvolk“ gehen könnte, so meint der Begriff Populismus doch etwas anderes.

Aber der Begriff passt deshalb als Analogie so gut, weil in der politischen Auseinandersetzung immer dann von Populismus die Rede ist, wenn ein Akteur seine Agenda auf einem „wir gegen die“, „das Volk gegen die Eliten“, „die Sehenden gegen die geheime Verschwörung“ aufbaut, und seine Unterstützer auf eben jene Erzählung einschwört.

Und genau so arbeitet Torben Schiffer. Er hat eine Erzählung, und diese ist nicht freundlich.

Strategie 1: Bullshit Flooding*

Vermutlich gibt es diesen Begriff nicht, aber er beschreibt eine oft zu beobachtende Strategie, die seitens Populisten zur Grundausstattung gehört:
Flute die Kommunikation mit so viel kontroversem Unsinn wie möglich!

Man muss verstehen, dass Populisten kein Interesse an einem sachlichen Diskurs haben. Das Ziel ist immer die Zerstörung des Diskurses, weil der Populist weiß, dass seine Argumente, seine Ziele, seine Ansichten in einer sachlichen Debatte nicht bestehen können, weil sie auf Lügen, Übertreibungen, alternativen Fakten und Märchenerzählungen beruhen.
Und eine Möglichkeit, die sachliche Debatte zielgerichtet zu zerstören, ist es, sie mit so viel Unsinn zu fluten, dass der Diskussionsgegner nicht mehr weiß, wo er anfangen soll, diesem Unsinn mit Argumente zu begegnen.
Es ist schlicht unmöglich, in einer Debatte dann genug Raum einzunehmen, um all den Quatsch Punkt für Punkt auseinanderzunehmen – so lange reicht niemals die Aufmerksamkeit des Publikums, so lange reicht niemals die Zeit.

Das weiß auch Torben Schiffer, zumindest instinktiv, und so schreibt er derart lange Artikel, die so vollgestopft sind mit Halbwahrheiten, aus dem Zusammenhang gerissenen Fakten, wilden Annahmen und Behauptungen, dass beispielsweise ein Dr. Mandl in seiner Erwiderung irgendwann verzweifelt die Arme hoch reißt und zugibt, er habe sich das alles nicht mehr bis zum Ende geben können, er hat irgendwann einfach kapituliert.
Und entsprechend hilflos wirkt dann auch seine Auseinandersetzung mit Schiffers Thesen.
Schiffer erreicht damit ein wichtiges Ziel: Irgendetwas von seinen Thesen wird hängen bleiben. Und der Gegner schafft es nicht, sie zu entkräften, im Gegenteil – das Argumentieren gegen Schiffer muss immer bemüht und krampfhaft wirken, denn man kann seinen gefühlt „einfachen Wahrheiten“ nicht gefühlte einfache Argumente entgegen setzen. Die echte Realität ist komplizierter als seine erfundene.
Torben Schiffer überrollt einen Stefan Mandl, seines Zeichen Präsident des Erwerbsimkerbundes in Österreich einfach mit einer Lawine aus kontroversem Unsinn, bzw. Mandl schafft es nicht, alles aufzukehren, was Schiffer im vor die Füße wirft.
Bullshit-Flooding.

„*“ – ein aufmerksamer Leser hat mich darauf hingewiesen, dass es dafür sehr wohl einen Fachterminus gibt: Gish-Galopp
Danke dafür!

Strategie 2 : Die Erzählung vom Underdog gegen die Eliten

Auf der ersten Seite seines Artikels für „Imkern heute“ baut Torben Schiffer zum Einstieg schon eine schöne Geschichte auf, in der es um „das Establishment“, die „etablierte Imkerlobby“ oder „Funktionäre der Nutztierhaltung“ geht, die sich gegen die Biene und vor allem gegen ihn und seine Anhänger verschworen haben.
„Funktionäre der Nutztierhaltung lehnen eine offene und sachlich auf der Fachebene geführte Diskussion oftmals ab.“, schreibt er – und deswegen „wird es Zeit, die etablierte Imkerlobby auf den Prüfstand zu stellen und ihr Weißblütenimage auf Sachbasis von der Realität zu trennen.“ (häh?)

Damit nicht genug, es gibt einen Absatz auf jener ersten Seite des Artikels, der fast schon ins Verschwörerische abzugleiten droht:

Am Ende geht es nicht um die Bienen
selbst, sondern um das Geschäft.
Die Imkervereine wollen Mitglieder
akquirieren und Gehälter bezahlen,
die Equipmentverkäufer wollen
zahlreiche Werkzeuge verkaufen, die
Reinzüchter ihre vermeintlich sanften
Hochleistungsbienen, die Pharmazie
ihren Medikamentenkatalog und
selbst die staatlichen Bienenforschungsinstitute bekommen ihre
Fördergelder, um die zahlreichen Probleme rund um die Honigbienen in
Beuten „zu erforschen“ und Lösungen
zu präsentieren. All diese Institutionen
verdienen ihr Geld im jetzigen System.
Letztendlich bestimmen wenige
Einzelpersonen die flächendeckenden
Ausbildungsinhalte und Umgangsweisen mit den Bienen in der Imkerei

Da ist alles dabei, was das Verschwörungstheoretiker-Herz begehrt: Eine heimliche Elite von Entscheidungsträgern, verwobene Netzwerke, die im Verborgenen an einem geheimen verwerflichen Ziel arbeiten, Big-Pharma, Geldgier – einfach alles.
Es fehlt nur noch ein geheimer Informant, der „Q“ heißt, und irgendetwas mit Kindern, deren Blut getrunken wird – wobei Schiffer in der Folge nicht Kinder als Opfer stilisiert, sondern eben die Bienen. Aber die Verschwörungserzählung lacht den Leser fröhlich an.

Schiffer umreißt auf der ersten Seite sehr klar die Parteien:
Auf der einen Seite die Bieneninstitute, die Erwerbsimker, der Imkerbedarfshandel, die Imkervereine, die konventionellen Imker – diese Gruppe gehört zum Team „Elite“ oder „Establishment“.
Auf der anderen Seite er, seine Anhänger, und vor allem – ganz wichtig – die verführten, eigentlich gutmeinenden Imker, die Opfer dieser Verschwörung des Teams „Elite“ sind, und um deren Seelen jetzt der Kampf geführt werden muss.
Diese Gruppe gehört zum Team „Schiffer“, und er versteht dieses Team als eine „Bewegung“, und Bewegungen haben immer etwas gemeinsam: Sie sind die Underdogs, die sich gegen „die da oben“ auflehnen.

Darum baut Torben Schiffer jetzt seine Erzählung auf, von ihm, dem Underdog, und den seinen – gegen die Eliten, gegen das Establishments.

Alles, was jetzt folgt, speist sich aus diesem Narrativ. Dieses Narrativ dient der emotionalen Aufladung seines Anliegens, denn letztlich konstruiert er eine schwungvolle „Gute gegen Böse“ Geschichte, und so etwas verfängt, gerade bei einem Publikum, welches nicht unbedingt vom Fach ist.
Emotionen funktionieren viel einfacher als Fakten. Und darauf baut Torben Schiffer.
Fakten sind für ihn nicht unbedingt relevant (dazu später mehr) – ihm geht es ums Narrativ.

Strategie 3: Selektive und alternative Fakten plus Confirmation Bias

Mir ist es nicht gelungen, im Netz auch nur eine Veröffentlichung von Torben Schiffer zu finden, die wissenschaftlichen Standards genügt – beispielsweise durch das Vorhandensein von Peer Reviews. Stattdessen findet man sehr viele Behauptungen, die er publiziert, und die er dann mit Kronzeugen versieht. Das ist eine ziemlich interessante Vorgehensweise:

Eine seine populärsten Erzählungen ist jene vom Bücherskorpion, welcher die Varroamilbe bekämpfen könne.
Man kann fast behaupten, diese großartige Erzählung hat ihn seinerzeit in der Imkerszene bekannt gemacht. Der Bücherskorpion sei ein mit dem Bienenvolk in Symbiose lebendes Spinnentier, welches aktiv Varroamilben jage.
Hier wurde dann eine grundlegende Schwäche in der Schifferschen Forschungsweise sichtbar, nämlich der sogenannte Confirmation Bias, der Bestätigungsfehler.

Er konnte etwas Interessantes beweisen: Ein Bücherskorpion erlegte in einer Petrischale eine Varroamilbe. Daraufhin behauptete er, dass Bücherskorpione auch im Bienenstock Varroamilben jagen würden, allerdings nur, wenn diese Bienenbehausung bestimmten, natürlichen Bedingungen entspräche.
Letztlich erweckte er in seinen Einlassungen den Eindruck, dass der Bücherskorpion in der richtigen Beute konventionelle Varroabehandlungen ersetzen könne. Just zu jener Zeit konnte man dann auch Bücherskorpione im Internet käuflich erwerben – zu Preisen, bei denen die Spinnentiere vermutlich in Gold aufgewogen wurden.

Das Problem war nur: Nirgendwo war eine Untersuchung zu finden, die a.) wissenschaftlichen Standards standhalten konnte und b.) dabei bewies, dass die Kombination aus Beute und Skorpion eine wirksame Varroadezimierung und damit ein Überleben eines Bienenvolkes sichern konnte.
Schiffer pickte sich jene Fakten raus, die seiner Grundthese entsprachen, und ignorierte einfach alles, was seiner These hätte widersprechen können. Daraus schuf er dann einen alternativen Fakt: Der Bücherskorpion sei wirksam gegen die Varroamilbe. Nirgendwo finden sich Hinweise auf vernünftige Versuchsaufbauten, die seine These erhärten oder hätten widerlegen können, nirgendwo auch nur eine Kontrollgruppe…

Jetzt holte sich Schiffer aber einen Kronzeugen für seine These. So schrieb Prof. Jürgen Tautz in einem Buch von Schiffer über den Bücherskorpion u.a.:

Der Bücherskorpion ist ein wunderbares Beispiel für die (Wieder-) Entdeckung eines Bienennützlings, dem es durchaus gelingen kann, in der Bienenhaltung als Verbündeter im Kampf gegen die Varroa-Milbe und weiterer ungern gesehener Mitbewohner in Bienenstöcken wirksam zu werden. Das vorliegende Buch stellt diese Facette umfassend vor und bietet eine ausgezeichnete Basis für alle, die sich für diesen hochspannenden Ansatz einer biologischen Schädlingsbekämpfung interessieren.

Tautz schreibt lediglich, dass der Bücherskorpion eine interessante Facette zur Varroabekämpfung sein kann, nirgendwo behauptet er, dass der Skorpion diese Hoffnung objektiv auch erfüllt. Denn dafür gab keine belastbaren Daten. Aber es steht eben der Name „Tautz“ im Vorwort der Veröffentlichung, und wer nicht so genau liest, der liest eben nur den Namen und dass da wohl etwas dran sein kann, was jetzt in dem Büchlein steht.

Er macht das gleiche auch mit dem international angesehenen Wissenschaftler Dr. Tom Seeley. Dieser hat ihm offenbar irgendwann mal eine Mentorschaft angeboten, nachdem man gemeinsam bei einer Veranstaltung Vorträge gehalten hatte. Dieser Umstand wird auch prominent auf Schiffers Webseite erwähnt, aber der wissenschaftliche Mehrwert, der daraus hätte entstehen können, bleibt völlig im Dunklen. Nur hat der Name Seeley in der Szene einiges Gewicht – und dieses Gewichtes bedient sich Schiffer eben, indem er den Eindruck erweckt, dass es da ein enge Form der Zusammenarbeit gibt. Ein von Tom Seeley ge-peer-reviewtes wissenschaftliches Papier konnte ich bisher jedenfalls nicht finden.

Ein aktuelleres Beispiel für alternative Fakten und Confirmation Bias ist seine jüngste Erfindung – eine sogenannte Baumhöhlensimulation namens „SchifferTree“
Sein aktuelles Wirken scheint darauf ausgerichtet, dieses Bienenmöbel zu bewerben und mit allerlei Wundereigenschaften auszustatten. Und es ist die Basis für seinen Frontalangriff auf die konventionelle Imkerei.

Die Behauptung: Wenn eine Bienenbehausung nur nah genug an der natürlichen Bienenwohnung „Baum“ ist, dann lösen sich nahezu alle Probleme, mit denen die Biene heutzutage zu kämpfen hat, in Wohlgefallen auf.
Ein wichtiger Punkt dabei: Er belässt es nicht dabei, den nach ihm selbst benannten Pseudo-Baum mit besonders guten Eigenschaften zu bewerben – vielmehr dient er insbesondere als Hebel, die herkömmliche Bienenhaltung frontal anzugreifen und als tierquälerisches Ausbeutungsszenarium zu beschreiben.

Wenn man dann die Webseite besucht, auf welcher Schiffer seinen SchifferTree bewirbt, dann findet man viele Behauptungen, was die Behausung alles können soll, nur eben keine überprüfbaren Daten. Auch hier schafft er wieder alternative Fakten – schlichtweg durch Behauptung, befreit von der Last der Realität.

Insgesamt kann man sein „wissenschaftliches“ Wirken damit umschreiben, dass er gerne auf technische Spielereien wie Wärmebildkameras zurückgreift, hochauflösende Bilder von Milben schießt, auffallend viele Kabel in Bäume steckt, um anschließend aus den so gewonnen Daten Rückschlüsse zu ziehen, die zum einen sehr spannend klingen und sich gut für Vortragsreihen eignen, und zum anderen aber erhebliche Mängel in der Plausibilität aufweisen.
Der Trick dabei ist immer, Fakten zu nehmen, und diese in der gewünschten Weise zu interpretieren. Wenn er zum Beispiel wild lebende Bienenvölker nachweisen kann, so interpretiert er das ganz grundsätzlich so, dass diese Völker jetzt in ihrem natürlichen Habitat leben, alle gesund, ohne Milben und ohne Probleme behaftet sind, wie die von ihm so geschmähten konventionell gehaltenen Bienenvölker in der Hand des Imkers.
Aber das ist eben nur eine These – würde er das wissenschaftlich beweisen wollen, bräuchte es plausible Versuchsaufbauten, und ein Minimum dabei wären Kontrollgruppen.

Seeley hat es vorgemacht, wie man ergebnisoffen mit Bienen in freier Wildbahn forscht.

Schiffer selber kümmert es wenig, denn Forschungsergebnisse, die nicht in seine Erzählung passen, werden einfach ignoriert.
Oder am besten gleich beiseite gewischt:

Strategie 4: Wissenschaft negieren, oder „Der gesunde Menschenverstand!“

Gerade in Zeiten der Corona Pandemie sind sie überall zu finden – jene Leute, die Wissenschaft immer dann ablehnen, wenn die Erkenntnisse derselben nicht ihrem Weltbild entsprechen. Sie nennen sich dann „Querdenker“, und nicht selten beschreiben sie ihren Unwillen, wissenschaftliche Erkenntnisse anzuerkennen, mit den Worten „Die Wissenschaft weiß auch nicht alles!“, oder „Das sagt einem ja schon der gesunde Menschenverstand, dass das so nicht sein kann!“

Umso überraschender, dass ein selbsternannter „Bienenforscher“, der als Wissenschaftler ernst genommen werden will, nun in die gleiche Kerbe haut.

So zitiert Schiffer die Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung, welche Ergebnisse zu Untersuchungen zur Nahrungskonkurrenz zwischen Honig- und Wildbiene wie folgt zusammenfassen:

Neuere Untersuchungen kommen
ebenfalls zu dem Schluss, dass die
Gegenwart von Honigbienenvölkern
das Vorkommen von Wildbienen nicht
gefährdet. Daraus kann geschlossen
werden, dass Honigbienen – zumindest
in ihrem angestammten Verbreitungsgebiet – keine Gefahr für Wildbienen
darstellen. In den natürlichen Verbreitungsgebieten kann von einer evolutionär eingespielten Koexistenz zwischen
Honigbienen und Wildbienen ausgegangen werden.

Diese Aussage kommentiert er daraufhin wie folgt:

Die hier aufgeführten Interpretationen offenbaren, dass Wissenschaft
nicht nur der Schaffung von Wissen
dient, sondern auch dazu führen
kann, dass der gesunde Menschenverstand relativiert wird.

Man weiss gar nicht, was man auf so eine Einlassung entgegnen soll. Jemand, der sich selbst als Wissenschaftler versteht, negiert Wissenschaft durch Bauchgefühl, oder etwas so willkürlichem, wie dem Gesunden Menschenverstand.
Schiffer lässt nicht nur jene Erkenntnisse aus der Forschung oder praktischen Imkerei weg, die seinen Argumenten zuwider laufen könnten, nein, er wischt Dinge, die ihm nicht in den Kram passen einfach mit dem „Gesunden Menschenverstand“ beiseite.
Was nicht ins eigene Weltbild passt, wird negiert.

Man übertreibt nicht, wenn man feststellt, dass so Populisten arbeiten.

Strategie 5: Belastbare Fakten missbrauchen, um alternative Fakten zu stützen

Ein recht eleganter Kniff ist es, den eigenen Unsinn Plausibilität zu verschaffen, indem man belastbare Fakten nimmt, und diese in den Kontext der eigenen Sache stellt, auch wenn sie dort überhaupt nicht passen.

Schiffer macht das mit dem Insektensterben. So schreibt er:

In einigen Regionen in Deutschland zeigte
sich ein Rückgang der Biomasse
fliegender Insekten um 75 %, alleine
in den letzten drei Jahrzehnten.

Und verweist dabei auf eine Studie, welche diese Beobachtung entsprechend beschreibt.
Das in diesem Fall bemerkenswerte daran ist, dass in dieser Studie ausdrücklich gesagt wird, dass über die Gründe des Rückgangs keine verbindlichen Aussagen gemacht werden können, und nachfolgende Annahmen über die Gründe eben genau das sind: Nur Annahmen.
Aber keine dieser Annahmen hat zum Inhalt, dass die konventionelle Imkerei eine Ursache für das Insektensterben sein könnte. Trotzdem stellt Schiffer implizit diesen Zusammenhang her.

Er benutzt hier eine Studie, die nirgendwo seine Thesen untermauert, um seine Behauptung, Honigbienen würden den Wildbienenbestand gefährden, deswegen so rücksichtslos, weil er weiß, dass sich kaum einer seiner Leser die Mühe machen wird, diese Information zu prüfen. Und wenn doch, kann er sich ja immer noch darauf zurückziehen, es ja anders gemeint zu haben.

Es ist – wieder einmal – ein Trick, der aus der politischen Auseinandersetzung der letzten 5 Jahre bekannt ist.

Strategie 6: Eine offene Diskussion einfordern, gleichzeitig selbige meiden

In einem Interview mit Jürgen Binder fordert Schiffer eine fachliche Diskussion zu seinen Thesen. Gleichzeitig aber, in dem selben Interview, in der gleichen Minute, macht er deutlich, dass ihn die Kritik an seinen Thesen nicht interessiert.
In jenem Interview attackiert er frontal den Mellifera e.V., um dann im gleichen Atemzug sich jede Kritik zu verbitten und noch vor dem Ende des Satzes eine offene , fachliche Diskussion zu fordern. Man weiß gar nicht, was er jetzt eigentlich will. Will er jetzt diskutieren? Aber nur, wenn man ihn nicht kritisiert?

Wer so auftritt, benutzt den Aufruf zur Diskussion als Strohmann. Es geht nicht um die fachliche Auseinandersetzung – wie auch, wenn man jede Kritik marginalisiert.
Und es gäbe genug Orte für eine sachliche Auseinandersetzung.
Es ist eben nicht so, anders als von Schiffer dargestellt, dass er nur Zielscheibe polemischer Kritik würde.
So schreibt Roland Sachs von chelifer.de eine sachliche, fundierte Analyse über den SchifferTree, nichts daran ist übergriffig oder falsch im Ton.
Auch die von Schiffer geschmähten Foren haben sich meist zwar scharf im Ton, aber letztlich doch inhaltlich mit seinen Thesen auseinandergesetzt. Und scharf im Ton muss er abkönnen, ist er schließlich auch nicht zimperlich.
Ein Bernhard Heuvel war sehr sanft und rücksichtsvoll im Ton, aber eben scharf argumentativ in der Sache. Was daran ist unangemessene Kritik oder gar ein Shitstorm?
Nichts.
Aber besser, man negiert Kritik als Shitstorm, als sich mit ihr auseinanderzusetzen – dann findet sich sogar noch die passende Opferrolle, in die man sich kuscheln kann.

Strategie 7: Starke, emotionalisierende Metaphern finden

Der Populist braucht Bilder. Je stärker das Bild, desto besser die emotionale Wirkung, umso größer die Aufmerksamkeit.
Und so geht es gleich auf der ersten Seite des „Imkern Heute“ Artikel so richtig in die Vollen: „tierquälerische Behandlung“, „medikamentenabhängiger Dauerpatient“, „sterben in apokalyptischen Ausmaßen“. Es ist sehr viel die Rede vom „Establishment“, „Lobbygruppen“ (alle selbstredend böse und voller böser Absichten), eben der ganze Katalog an Begriffen, die ja aktuell schon ein bestimmtes Framing haben.

Auch benutzt er sehr gerne den Begriff der „Massentierhaltung“, wenn es um die konventionelle Bienenhaltung geht – und dieser Begriff weckt bei jedem die gleichen Assoziationen.
Es handelt sich um ein ausgesprochen wirkmächtiges Bild, und das ist es, worum es Schiffer geht. Man kann gar nicht anders, es verschiebt den Blickwinkel des Zuhörers, des Lesers, der keine Fachkunde über Bienenhaltung haben kann, in eine bestimmte Richtung.
Waren denn die Imker nicht eigentlich die Guten? Sind sie das vielleicht gar nicht?

Aber da wo Schatten ist, da ist auch Licht, „Die Wahrheit“, wenn auch eine „unbequeme“, die er verkünden kann. Oder „Die Bewegung“, die jetzt entsteht, die Honigbiene zu retten.
Es sind immer die großen Bilder, die da bemüht werden. Und das verfängt ja auch viel mehr, als die nüchternen, langweiligen Untiefen datenbasierter Wissenschaft.

Fazit

Ist Torben Schiffer jetzt ein Populist?
Er hat eine politische Agenda, und Populismus ist eine Spielart der politischen Auseinandersetzung, er ist auch ein Art Werkzeug und nicht zuletzt eine Haltung.
Wenn man sein Wirken ein paar Jahre verfolgt hat, dann konnte man einer Form von Radikalisierung zusehen: Vom Bücherskorpion als Wiederentdeckung eines Symbionten hin zu einer radikalen Ablehnung der konventionellen Imkerei als Form der Landwirtschaft.
In seiner Welt scheint es nur noch schwarz und weiß zu geben – diejenigen, die Bienen in Magazinen halten, und die anderen, die seinen.
Imkerei ist bedeutend vielfältiger als das, was er beschreibt. Es gibt viel mehr Facetten zwischen unterschiedlichen Haltungsformen. Alleine die Spannbreite der Behandlung gegen die Varroamilbe ist größer als ein „Mit Säuren Bienen verätzen“, wie er es so apokalyptisch darstellt.
Er müsste das eigentlich wissen. Er müsste wissen, dass ein Ralph Büchler ein funktionierendes Konzept nahezu ohne Säuren lehrt. Schiffer muss wissen, dass die Institute mehr forschen, als wie man Bienen mit Säuren gegen die Varroamilbe behandeln kann. Er weiß sicherlich auch, dass es eine Vielzahl an Beuten gibt, große, kleine, mittlere, dass es Schwarmimkereien gibt, dass es Demeter Imkereien gibt, dass es Populationen in Imkerhand gibt, die resistent gegen die Milbe sind.
Er müsste auch wissen, dass Imkerei seit vielen Jahrhunderten ein Bestandteil der Landwirtschaft war, und dass sich Artenschutz und Landwirtschaft nicht gegenseitig ausschließen.

Das Problem an Schiffer ist nicht, dass er ein schlechter Wissenschaftler ist. Das Problem an ihm ist, dass er eine politische Agenda hat, und die besteht seit einiger Zeit darin, einen Ein-Mann-Feldzug gegen die konventionelle Imkerei zu führen und diese in Verruf zu bringen. Würde er sich mit seinen politischen Forderungen durchsetzen können, würde das nichts anderes bedeuten, als das Ende der konventionellen (und erwerbsmäßigen) Imkerei in Deutschland.

Worauf seine Motivation fußt, darüber ließe sich vortrefflich spekulieren, aber das ist in der Sache unerheblich.
Wichtiger wäre, das man in Vereinen, den Verbänden und überall sonst, wo Herr Schiffer gerne und lange sich selbst beim Reden zuhört, eine klare Ansage macht: Wenn du für deine vielen Behauptungen keine objektiv überprüfbaren Daten vorlegst, die wissenschaftlichen Standards genügen, und hauptsächlich Krach und Alarm für deine Selbstvermarktung machst, bieten wir dir kein Podium mehr.

Es ist sinnlos, mit Populisten (oder Leuten, die wie welche arbeiten) in ein Gespräch oder in eine Diskussion kommen zu wollen. Wie weiter oben bereits erwähnt, haben sie kein Interesse an einem Diskurs – die Sachdebatte ist ihr Feind, und das wissen sie auch. Deshalb zerstören sie den Diskurs.
Dass Torben Schiffer das tut, und wie er es macht, ist bis hier hin hoffentlich klar geworden.

Aber man sollte sich davor hüten, ihm eine Bühne zu geben.