2023.5 – Zwischenstatus

Es ist ja schon Juli! Die Saison ist ja fast schon rum!

Varroa

Bisher stresst mich diese Saison nicht halb so sehr wie andere Jahre, und ich kann nur vermuten, dass das etwas mit zunehmender Gelassenheit gegenüber den Unbillen der Imkerei zu tun hat. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich weniger Honig ernten konnte und somit mehr Zeit für Vermehrung und Zuchtarbeit hatte. Dadurch, dass viel geschwärmt ist und ich viele Ableger erstellt habe, ist die Varroalast in vielen Völkern noch moderat.
Eigentlich wollte ich ja schon längst mit dem Varroamanagement volle Pulle losgelegt haben, aber der Honig war noch zu feucht, an Schleudern nicht zu denken, und so bin ich zunächst zur Untätigkeit verdammt gewesen. Allerdings habe ich jetzt die Zeit genutzt und mal bei einer größeren Anzahl Völker den Varroastatus mit Alkohol und dem Varroa EasyCheck ermittelt. Es gibt ein paar Völker, da ist Handlungsbedarf, und aktuell sieht der so aus, dass ich die Königin dann entweder gleich abdrücke oder käfige, je nachdem, wie mein Eindruck über diese Weisel unter der Saison so war. Ein, zwei weitere Völker werden die kommenden Tage einer TBE unterzogen werden und bei den Ablegern werde ich wohl einmal abends, wenn die Temperaturen langsam sinken, einmalig mit dem Schwammtuch behandeln. Da ich noch nicht ernten, und damit auch nicht behandeln konnte, gehe ich jetzt dazu über, jene Völker schon einmal zu behandeln, die keinen Honig aufsitzen haben. Und da bieten sich die Ableger an.
Eine Beobachtung, die sich über die Jahre zu verfestigen scheint, ist der Umstand, dass selbst jene Ableger, die Ende Mai brutfrei mit Oxalsäure behandelt worden sind, bereits im Juli durchaus wieder signifikant viele Milben haben können. Meine Vermutung ist, dass das Behandeln mit Oxalsäure weit weniger effektiv ist, als die so oft beschworenen >90%. Letztes Jahr sind mir vereinzelt sogar Ableger im Juli unter der Varroalast zusammengebrochen, obwohl sie 8 Wochen vorher brutfrei behandelt worden waren. Das ist immer noch ein großes Rätsel, aber es mahnt eben auch zur Vorsicht.

Zucht und Genetik

Ich habe meine Genetik ziemlich divers aufgestellt, unterschiedliche Herkünfte, unterschiedliche Anpaarungen, auch viel Standbegattung. Es gibt interessante Anpaarungen aus unserem VSH Zuchtprogramm, und ich habe auch eine finnische Herkunft ergattern können, die gerade in der Anaburger Heide angepaart wird. Insgesamt also interessantes Material für die kommende Saison.

Damit ich nicht den Überblick verliere, wo was drin ist, habe ich jetzt sogenannte Königinnenkarten eingeführt, kleine Checkkarten-große Plastikdinger, auf denen die Herkunft und ggf. die Plättchennummer vermerkt ist, und die mit der Königin von Beute zu Beute wandern.

Ich arbeite noch daran, alle Königinnen zu zeichnen und zu protokollieren, bin also vermehrt dazu übergegangen, Plättchen zu benutzen. Und so habe ich einen recht guten Überblick, was wo drin ist.

Besuch vom Amt

Dann war die Lebensmittelaufsicht da und hat meinen Schleuderraum kontrolliert. Das war etwas, worauf ich schon lange gewartet habe, und irgendwie war ich dann auch einerseits erleichtert, dass es endlich mal passieren würde, andererseits aber auch nervös.
Am Ende war es eine angenehme und sachliche Erfahrung, bei der ich einiges lernen konnte. Die Prüfung ist gut ausgegangen, die Arbeit und Gedanken, die ich in den Schleuderraum und seiner Organisation ich gesteckt habe, hat sich am Ende ausgezahlt. Es gibt ein paar Dinge, die ich noch nacharbeiten bzw. korrigieren muss, aber das sind alles Dinge, die ich sowieso schon im Blick hatte, wo bisher nur die Zeit gefehlt hat.

Künstliche Besamung

Kommendes Wochenende werde ich zu einem Besamungskurs nach Meck-Pomm fahren, ein Thema, dass mich ungemein reizt, welches aber auch voller Herausforderungen steckt. Meine erste, selbst besamte Königin ist nach relativ kurzer Zeit gestorben (worden), obwohl sie schon damit bekommen hatte, Eier zu legen. Allerdings waren es zunächst nur Drohnen, die heranwuchsen, dann gab es eine kurze Periode, in denen Arbeiterinnenbrut gelegt wurde, woraufhin zunächst frohlockte und dann mit ansehen musste, wie die Königin das Legen erst einstellte und kurz darauf tot unten im Boden lag. Kurz gesagt, manuell zu besamen ist gar nicht so einfach. Aber ich werde insbesondere im kommenden Jahr dann hoffentlich vermehrt üben und an diesem Thema arbeiten.

CBPV 2023

Ich habe ja an anderer Stelle viel über CBPV geschrieben, daher ein kurzes Update:
Bisher trägt meine Theorie zur CBPV (“die Genetik ist maßgeblich”). Ich habe dieses Jahr sehr wenig damit zu tun, und die Fälle, bei denen es offensichtlich ist, lassen sich abermals auf eine Zuchtmutter und eine Anpaarung herunter brechen.

Ende

Der Juli wird jetzt noch arbeitsreich werden, denn jetzt entscheidet sich, wie die kommende Saison in 2024 laufen wird. Noch ist es ruhig an der Varroafront, aber irgendwie traue ich dem Braten nicht. Jetzt allerdings halten mich die sehr hohen Temperaturen davon ab, tagsüber viel an den Bienen zu arbeiten. Und manchmal habe ich fast so etwas wie Freizeit…