2023.4 – Schwarm, schwärmer, am schwärmsten

Keine Saison ist wie die andere, und so hält auch dieses Jahr wieder einmal (unangenehme) Überraschungen bereit.

Dieses Jahr ist es bisher die ausgeprägte Schwarmlust, und was soll ich sagen: Ich habe viele Völker durch Schwarmabgänge verloren. Wie so ein Anfänger.
Halt! Stop! Unfair!

Es ist genau umgekehrt: Als Anfänger schaut man viel genauer in die wenigen Kisten, die man hat. Aus Sorge, etwas zu übersehen prüft man jede Wabe genauer, man nimmt sich einfach mehr Zeit. Und so habe ich als Anfänger kaum Schwärme gehabt, die wenigen, die es gab, konnte man in den ersten Jahren an einer Hand abzählen.

Jetzt, mit mehr Erfahrung und mehr Völkern, wo Schwarmkontrollen einfach mal aufgrund der Menge an Völkern viel Zeit kosten können, nimmt man sich dann die Tipps der Profis zu Herzen, die da sagen “Nimmst du drei Waben, schaust die an, wenn da nix ist, brauchste die anderen auch nicht ansehen!”, und schon lachen die Bienen dich aus und sind weg, weil sie eben doch dann genau auf den anderen Waben die eine oder andere Zelle hatten.

Jedenfalls hat mich das nicht nur eine ganze Reihe Wirtschaftsvölker gekostet, sondern auch sehr viel Honig.
Aber es ist müßig, zu viel zu weinen und sich die nicht vorhandenen Haare zu raufen. In allem gibt es auch etwas Positives: Weniger Honig = weniger schleudern müssen.

Apropos “Schleudern”: Ich hatte mich bisher immer gescheut, die für teuer Geld gekaufte Hardware für die Ernte auch tatsächlich einzusetzen, namentlich den Vorfilter, die Pumpe und das Klärfass. Weil ich aber dafür insgesamt einst sehr viel Geld ausgegeben hatte, und der selbstgebaute Siebkübel letztes Jahr nach 10 Zargen so an seine Grenzen kam, habe ich dieses Jahr das ganze Setup mal aufgebaut, trotz der Sorge vor dem riesigen Putzaufwand.
Was soll ich sagen? Ist super! Nichts setzt sich zu, es gibt keinen Engpass nach dem Schleudern, eine ganze Schleuderladung von rund 40 KG wird einfach so vom Vorfilter geschluckt und bei Bedarf ins Klärfass gepumpt. Und dann fast das Beste: Am nächsten Tag das Klärfass einmal abschäumen und 300 Kilo klaren Honig auf die Eimer ziehen. Da fällt der Mehraufwand beim Putzen gar nicht so ins Gewicht.

Zucht

Zucht ist in meinem Fall eher Vermehrung (noch), aber auch darüber gibt es interessante Dinge zu berichten.
Der geneigte Leser, der regelmäßig diese kleine Seite besucht, wird mittlerweile mitbekommen habe, dass ich insbesondere auch über Fehlschläge schreibe. Das liegt zum einen daran, dass das eine Form der psychischen Verarbeitung ist, damit ich nicht nur noch schreiend durch die Gegend renne, zum anderen rede ich mir ein, dass dies den größten Mehrwert für Leser bieten kann: Man muss meine Fehler ja nicht nachspielen, vielleicht hilft das, Fehler von vornherein zu vermeiden.

Fehler Nummer 1:
Meine erste Testserie lief zu Beginn sehr gut. 25 von 30 Zellen wurden angenommen, nach 5 Tagen verschult und in den Brutkasten umgewohnt. Ich habe als Brutapparat den RCOM 70, so ein etwas Ei-förmiges Gebilde aus Kunststoff. Am Ende sind dann nur rund 15 Zellen geschlüpft.
Dass Zellen nicht schlüpfen, liegt manchmal auch daran, dass Maden vom Futtersaft abreißen, oder das Black Cell Queenvirus der Larve den Garaus macht. Aber diesmal war es anders: Die Zellen, die nicht geschlüpft waren, enthielten Puppen, die ein, zwei Tage hinterher hingen, aber ansonsten normal aussahen.
Die wahrscheinlichste Erklärung: Die Nächte in der Imkerei, und dem Schuppen, in dem der Brutapparat stand, waren mitunter noch recht kalt, und so sank auch die Raumtemperatur entsprechend. Der RROM 70 ist nicht isoliert, und die Temperatur wird in der Mitte des Apparates gemessen. Es ist also denkbar, dass in den Nächten im Randbereich des Brutschranks die Temperatur mehrere Stunden absank (weil die Raumtemperatur maßgeblich runterging), vielleicht nur um 5-7 Grad, in mehreren Nächten hintereinander, und dies dann insgesamt zu einer Verzögerung der Entwicklung der Zellen führte.

Für die zweite Serie war ich dann schlauer, und stellte den RCOM 70 in meinen Wärmeschrank, stellte diesen auf 20 Grad ein, während der Brutschrank selbst jetzt mühelos seine Temperatur halten konnte.
Das funktionierte fast zu gut:

Fehler Nummer 2:
Bei der zweiten Serie, die eigentlich heute hätte schlüpfen sollen, passierte dann, dass nahezu alle Zellen schon gestern schlüpften. Drei Zellen waren so früh geschlüpft, dass die Königinnen dann verhungert sind.
Normalerweise mache ich es so, dass ich einen Tag vor dem Schlupftermin, alle KÄfige einmal rausnehme und in den Boden etwas Honig gebe, damit eine Königin gleich etwas zu fressen hat. Das funktioniert sehr gut – wenn eben das große Schlüpfen nicht vor der Frist beginnt. Hätte ich mich darauf verlassen, dass die Königinnen zum Termin schlüpfen, wäre mir die ganze Serie verhungert.
Ich habe den Brutapparat auf eine Temperatur von 35 Grad Celsius bei 65% Luftfeuchtigkeit eingestellt. Aber ich denke, dass ich für künftige Serien die Temperatur auf 34,5 Grad absenken werde, um zu prüfen, ob ich damit eher zum errechneten Termin rauskomme.

Noch ein Thema rund um die Zucht: Ich habe mich an der manuellen Besamung versucht.
Das is ein ausgesprochen komplexes Ding, ich habe den Winter über viel gelesen und recherchiert, aber insbesondere das Buch von Matthias Engel war maßgeblich, sich da irgendwie ran zu trauen und es einfach zu versuchen.

Es gibt zwei wesentliche Arbeitsschritte, und ich kann noch nicht sagen, welchen ich eigentlich schwieriger finde: Drohnensperma gewinnen oder Königinnen besamen.

Drohnen stülpen finde ich relativ einfach, aber es gibt da etwas, dass ich mir hätte nicht vorstellen können: Wenn man nur genug Drohnen stülpt, stellt man fest, wie sehr die stinken können, wie sehr die eigenen Finger stinken können, wie sehr alles nach alter ungewaschener Mann müffeln kann.
Eine weitere, irritierende Sache ist das Knallen. Es gibt Drohnen, die sind so reif, die stehen so unter Druck, dass die beim Stülpen mit einem Knall zerplatzen. Wie Knallerbsen.

Insgesamt war die Spermagewinnung ein Lernprozess, der bei weitem noch nicht abgeschlossen ist, aber ich habe gemerkt, wie ich im Laufe der Zeit immer besser geworden bin.
Dabei gab es auch wieder sehr, sehr frustrierende Erfahrungen zu machen.
Ich wollte am Freitag Sperma aufziehen und am Samstag besamen. Am Ende meiner Bemühungen an jenem Freitag hatte ich mit viel Geduld, Schweiss und Tränen endlich die Menge für 3 bis 4 Königinnen aufgezogen, als ich nur noch mal eben eine Ladung Drohnen holen wollte.
Als ich zurück kam, stelle ich fest, dass ich die Spermasäule nicht mehr in der Kanüle zurück ziehen konnte. Ich war nur wenige Minuten weg gewesen, aber mit der steigenden Temperatur hatte das ausgereicht, dass vorne in der 0,3 mm breiten Kanülenöffnung das zuletzt gewonnene Sperma festgetrocknet war. Ich hatte vergessen, vor dem Verlassen des Besamungsgerätes die Säule nach hinten zu ziehen und die Öffnung mit etwas Pufferlösung zu versiegeln.
Als ich jetzt versuchte, den Unterdruck durch drehen an der Spritztenspindel zu erhöhen, um den angetrockneten Pfropfen nach hinten zu “saugen”, gab dieser irgendwann nach, woraufhin die gesammelte Spermamenge nach hinten in die Pufferlösung gezogen wurde und sich dort vermischte. Drei Stunden Arbeit binnen Sekunden, wegen eines kleinen Fehlers, unwiederbringlich zunichte gemacht. Ich habe geschrien.

Weil die Zeit knapp war, die vorbereiteten Königinnen irgendwie besamt oder begattet werden mussten, bin ich am nächsten Tag, einen Samstag, um 6 Uhr aufgestanden, in die Imkerei gefahren und habe von vorne angefangen.
Schließlich hatte ich für zwei Königinnen Sperma aufgezogen, jedesmal die Spitze ordentlich versiegelt, damit nichts austrocknen kann, um dann am Ende die erste Kö zu holen, um diese zu besamen.

Den Arbeitsschritt, die Königin zu fangen, ins Besamungsgerät zu bugsieren, zu betäuben und dann mithilfe des Ventralhaken und des Stachelgreifers die Scheidenöffnung freizulegen, klappte mit einigem hin und her ganz gut – also gemessen daran, dass dies mein allererster Versuch war.
Allerdings funktionierte das Einführen dann nicht wie gewünscht. Obwohl ich mich strikt ans Lehrbuch hielt, lief Sperma rechts aus der Scheidenöffnung heraus. Scheinbar hatte ich es nicht geschafft, die Scheidenklappe zu umschiffen. Weil jetzt nichts mehr zu sehen war, brach ich den Versuch ab, ließ die Königin aufwachen und gab sie in Ihr Volk zurück, damit sie dann doch noch (so die Hoffnung) zum Begattungsflug ausfliegen kann.

Bei der zweiten Königin klappte dann alles wie beschrieben, die Kanüle konnte erfolgreich eingeführt und das Sperma gegeben werden. Ob die Weisel jetzt auch tatsächlich damit beginnt, zu legen, werde ich dann in ein paar Tagen wissen.

Insgesamt – trotz des Rückschlages bei der Spermagewinnung – bin ich zufrieden, wie das Thema angelaufen ist. Es ist ausgesprochen komplex, motorisch anspruchsvoll und es gibt unendlich viel zu beachten. Trotzdem hat schon sehr viel sehr gut geklappt und ich merke, dass meine intensive Vorbereitung darauf, sehr geholfen hat – insbesondere das Buch von Matthias.
Anfang Juli fahre ich irgendwo Richtung Sachsen, zu einem zweitägigen Besamungskurs, welchen Matthias gibt. Dort werde ich dann noch einmal Gelegenheit haben, mehr zu üben. Am Ende ist das Handwerk des Besamers nur durch Praxis zu erlernen.

Dass ich mich mit der manuellen Besamung beschäftigen will, liegt daran, dass dies die einzige wirklich verlässliche Methode einer Anpaarung bei der Bienenzucht ist. Landbelegstellen sind sicherlich eine gute Möglichkeit, zu züchten, aber wirklich sicher sind sie nicht. Insbesondere die spezielle Zuchttechnik der 1-Drohn-Besamung lässt sich nur mit der instrumentellen Besamung bewerkstelligen.
Die instrumentelle Besamung ist eine Fertigkeit, die leider viel zu wenige beherrschen, die aber entscheidend sein kann, bei den Bemühungen, gerade in der VSB Zucht schneller voran zu kommen.
Auch scheint mir das ein gutes Werkzeug zu sein, um Stück für Stück innerhalb meiner Genetik entsprechend anzupaaren.
Daher versuche ich dieses Jahr, mir einen Grundstock an Genetik aufzuziehen, deren Pedigree penibel zu dokumentieren, um dann in den kommenden Jahr zu kombinieren, zu kreuzen und zu festigen – mithilfe der instrumentellen Besamung.

Wie immer habe ich hochtrabende Ziele, wie immer ist völlig unklar, ob ich sie erreichen kann. Wie immer stehen die Chancen gut, dass ich mich lang hin auf die Nase lege.

2023.3 – Kalt!

Was zur Hölle ist da los? Es wird und wird nicht warm!

Die Bienen stehen in den Startlöchern, die meisten Völker sind trachtreif aber das Wetter spielt uns einen Streich und so hocken alle in ihren Kisten und ich muss regelmäßig Futter oben rein werfen. So habe ich mir das nicht vorgestellt!

Davon abgesehen, haben sich die Völker größtenteils seit dem letzten Statusupdate sehr schnell sehr erfreulich nach oben entwickelt. Natürlich gibt es Ausreißer nach oben und unten, aber die Richtung stimmt.

Mittlerweile habe ich auch erste Schritte für die Vermehrung von Königinnen unternommen – der ersten Anbrüter ist vorbereitet, nächste Woche fahre ich zum ersten Kollegen, Zuchtstoff holen. Je nachdem, wie diese erste Serie läuft, werden ein paar Jungfern davon zur Übung in der instrumentellen Besamung herhalten müssen.
Zu Hause, an unserem Kühlschrank, hängt jetzt eine lange Tabelle mit konkreten Terminen, welche das Zuchtgeschehen der kommenden Monate bestimmen. Es sind ein paar Serien geplant, wobei der Plan in etwa so aussieht:

  • Von der B4(RR)22 umlarven,
  • 10 Töchter davon instrumentell gegen 3 unterschiedliche Drohnensippen besamen lassen,
  • Von diesen 3 Anpaarungen, die dabei entstehen, jeweils von der besten noch später im Jahr umlarven und diese Töchter dann standbegatten lassen.
  • Diese Töchter dann in der Überwinterung und im Frühjahr testen.

Das Ziel sind 1 bis 3 Linien, die dann bestenfalls in den kommenden Jahren nebeneinander geführt und verpaart werden sollen, unter Zuführung von Genetik von außen. Damit das überhaupt funktionieren kann, muss ich das mit der instrumentellen Besamung zumindest so weit lernen und üben, dass ich in der Lage bin, eine hinreichende Zahl an Königinnen erfolgreich manuell zu begatten.
Dabei habe ich mich wesentlich von Matthias Engel und seinen Ausführungen in seinem Buch inspirieren lassen.

Die B4 haben ich als Grundlage ausgewählt, weil ich von der schon Königinnen habe, die allesamt homogen gut aussehen, friedlich sind, die Volksentwicklung stimmt und auch aus unserem VSH Programm kommt. Ich denke mal, dass man damit gut starten kann. Alles andere steht und fällt dann mit ambitionierter Selektion und Verpaarung.

Ob meine ganzen ambitionierten Pläne auch aufgehen werden, steht auf einem gänzlich anderen Blatt (und zu oft bin ich auch schon gescheitert) – aber der Versuch soll es dieses Jahr mal wert sein.

Das bedingt jedenfalls auch weitere Vorbereitungen. Aktuell habe ich einige Völker dazu abgestellt, mir Mini Plus Rähmchen auszubauen, andere sind hauptsächlich dafür verplant, Brutwaben für Anbrüter zu spenden. Dass es dabei so kalt ist, hilft nicht gerade, zumal es eigentlich hätte so schön werden können: Es hat viel geregnet, der Boden ist feucht, die Pflanzen in den Startlöchern – nur der Wetterbericht spielt nicht mit.

Egal. Der Fokus stand dieses Jahr eh nicht so sehr auf Honig. Aber Nektar würde sehr dabei helfen, Mittelwände ausbauen zu lassen oder Anbrüter zum Zellen ziehen zu bewegen.

Hatte ich schon irgendwo darüber geschrieben, dass ich dieses Jahr die TBE vorziehen will?
Wenn nicht, das folgt dann noch später.

Das soll es erst einmal gewesen sein…

Aufruf: Suche Imker aus der Region Glienicke Nordbahn, Hohen-Neuendorf, Frohnau

Zusammenarbeit

Ich suche andere Imker, kleine Imker, große Imker, ambitionierte Imker, faule Imker, aus meiner Region, um mit diesen gemeinsam das VSH Projekt unseres Zuchtverbandes vorwärts zu bringen.

Die Idee einer Zusammenarbeit ist dabei recht einfach:
Ich stelle für einen Selbstkostenpreis unbegattete Königinnen aus unserem VSH Zuchtprogramm zur Verfügung, ihr weiselt diese Königinnen in Ableger ein und lasst sie begatten, und dann lasst ihr im darauffolgenden Jahr deren Drohnen fliegen.

Die Drohnen müssen in die Luft!

Wenn ihr die Drohnen einer Tochter einer resistenten Königin fliegen lasst (also die Enkelsöhne), dann fliegt mit diesen Drohnen das resistente Erbmaterial durch die Gegend und begattet damit Königinnen, welche nichts von VSH oder SMR wissen. Dadurch kann man diese Eigenschaft weiter verteilen.

Das funktioniert leider alles nicht 1 zu 1 – die Eigenschaft einer Varroaresistenz ist leider flüchtig wie ein scheues Reh, aber irgendwo kann und muss man eben anfangen, diese Eigenschaften im Genpool anzureichern.

Ähnliches kennt man aus dem Bereich Sanftmut: Diese Eigenschaft ist mittlerweile so gut und so weit verbreitet, dass man heute nahezu gefahrlos alles auf dem eigenen Stand begatten lassen kann, ohne Stecher zu bekommen.

Für unsere Selektion braucht es Testvölker

Wenn wir im Zuchtverband erfolgreich züchten (selektieren) wollen, brauchen wir eine möglichst breite Selektionsbasis. Da jeder von uns allerdings nur eine begrenzte Anzahl Völker halten kann, braucht es möglichst viele Imker. Daher der Aufruf in die Runde, sich zu melden und zu beteiligen. Und damit gewinnt jeder Teilnehmer auch etwas, nämlich Zugriff auf gut vorselektierte Bienenherkünfte, in dem Fall aus zudem Buckfast Zuchtverband Mecklenburg Vorpommern.

Hilfe!

Ich werde bei Bedarf auch unterstützen, wenn es um das Thema “Ein- und Umweiseln” geht. Daran sollte eine Teilnahme nicht scheitern.

Koordination

Diejenigen, die mitmachen, können sich vielleicht einfach in einer Whatsapp Gruppe versammeln, was den Austausch an Informationen, Terminen etc. erleichtern sollte.

Kosten

Ich plane derzeit mit einer Unkostenpauschale von 8€ pro unbegatteter Königin. Das deckt dann alles bestenfalls meine Spritkosten, wenn ich den Zuchtstoff aus Meck-Pomm hole, die Kosten für die Käfige etc. Meine Arbeitszeit wird damit nicht bezahlt, die gibt es für lau 🙂

Verschenken kann und will ich Königinnen nicht.

Rückfragen gerne an stadtrandhonig@mailbox.org

2022.7 – Sperma-Party!

“Was ist das denn für ein Titel?”, wird der geneigte Leser denken, aber die Erklärung in ihrer ganzen wenig erotischen Bedeutung wird sich später im Artikel erklären. Zunächst zu anderen Dingen:

Artikel über CBPV im Deutschen Bienen Journal

Ich durfte mal wieder etwas für das Deutsche Bienen Journal schreiben, diesmal einen Artikel über CBPV.

CBPV ist ein Thema, von dem man immer mehr hören kann, wenn man nur die Ohren aufsperrt, und wenn man einmal ein geschultes Auge dafür entwickelt hat, dann sieht man es auch öfters als man denkt.

Mit meinem Artikel versuche ich dann, einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dieses Thema mehr ins Bewusstsein der Imkerschaft zu rücken, und damit auch in die Institute, damit bezüglich Behandlungsoptionen mal wissenschaftliche Erkenntnisse gesammelt werden können (und zwar nicht nur in Bayern)

Varroa Status

Ich habe Anfang Juni dann mal mittels Alkohol-Waschung auf Varroa getestet: 10 % der Völker musste ich aus der Honigproduktion nehmen und mit einer Behandlung beginnen. 10 % waren an der Schwelle und der Rest war für den Zeitpunkt des Jahres in Ordnung.

Aber es gab sie schon, die Milbenschleudern.
Leute, ihr müsst die Varroa im Blick behalten.

Begattungserfolge eher mau

Ich habe in mehreren Kleinstserien Ableger begatten lassen. Ein Imkerkollege aus meinem Zuchtverband hat mir dazu jede Woche Königinnen geschickt. welche ich dann in Ableger oder Apideas eingeweiselt habe.

Der erste Durchlauf lief gut, 4 von 5 wurden erfolgreich begattet. Der zweite Durchlauf, diesmal mit Apideas, lief noch besser, 5 von 5. Aber dann ließ es stark nach: 2 von 5 und noch einmal 2 von 5. Am Wetter kann es eigentlich nicht gelegen haben und die Ableger waren eigentlich allesamt klassisch vorbereitet, ich mache das ja auch nicht zum ersten Mal. Aber manchmal ist einem das Glück einfach nicht hold.

Robinie, endlich mal wieder!

Ich habe es kräftemäßig nicht geschafft, in die Robinie zu wandern, da kam einfach zu viel auf einmal zusammen. Aber in der Nachbarschaft und an einem speziellen Standort, da stehen eben doch sehr viele Robinien, und die haben scheinbar dieses Jahr alles gegeben.

So musste ich dieses Jahr bereits drei Mal schleudern, auch deswegen, um die Honigräume wieder leer zu bekommen, damit noch irgendwo die Linde rein kann.

Ich hatte den Robinienhonig wirklich vermisst, und endlich kann ich mir den mal wieder aufs Brötchen schmieren.

Keine Honigräume mehr

Alle Honigräume sind jetzt auf Völkern, und in den meisten ist auch reichlich drin. Die Linde scheint auch dieses Jahr wieder zuverlässig zu honigen, zuerst die Sommerlinden, und aktuell die Winterlinden. In wenigen Tagen dürfte der Spuk dann vorbei sein, und dann steht auch schon wieder die Ernte an. Allerdings wird es diesmal so viel werden, dass das nicht mehr für einen alleine an einem Tag zu schaffen ist. Ich nehme an, dass diesmal sogar Vorfilter und Honigpumpe zum Einsatz kommen müssen, um die Mengen vernünftig weg zu schaffen. Alles Luxusprobleme.

Besamen bis das Sperma alle ist

Anfang Juni war wieder der Termin für die manuelle Besamung von Königinnen in Meck-Pomm, im Rahmen der Arbeit des Landesverbandes der Buckfastimker Mecklenburg-Vorpommern.

Das ist einer jener Termine, zu dem man die Kollegen allesamt mal wieder treffen kann. Neben der eigentlichen Arbeit, die der Besamungsprofi Matthias Engel durchführen musste, geht es auch um das Miteinander, den Austausch von Erfahrungen und immer wieder auch ums Essen (Holger, unser Gastgeber, tafelt immer wieder auf… es ist alles ganz furchtbar!)

Es sind dieses Jahr rund 200 Königinnen besamt worden, viele mit dem Sperma eines Drohns (sdi), etliche aber mit Sperma mehrerer Drohnen eines Volkes (mdi). In Kürze steht dann die künstliche Infektion mit Milben an, um dann im August auszuzählen, welche Paarungen möglicherweise SMR/VSH können.

Ich finde die manuelle Besamung jedes Mal so spannend, dass ich eigentlich kurz davor bin, mich meinerseits auf dieses Thema zu stürzen. Allerdings schrecken mich noch der Investitionsaufwand und die Komplexität des Themas.

Auf der anderen Seite ist es DAS Werkzeug für eine kontrollierte Anpaarung, und es würde es mir ermöglichen, gesicherte Kombinationen auszuprobieren. Ich finde Zucht und Bienen ja immer noch spannender als Honig – wenn ich also die Wahl hätte, das Hobby über den Verkauf von Königinnen oder Honig zu finanzieren, ich würde mich für die Königinnen entscheiden 🙂

2022.5 – Das Karussell

In meiner Kindheit gab es auf Spielplätzen noch diese kleinen Karusselle, die aus massiven Eisenstangen zusammengeschweißt waren, äußerst unbequem zum Sitzen, bei denen ein oder zwei Kinder darin sitzen konnten, während ein weiteres Kind (oder gerne auch die Eltern) von außen Anschwung gaben.

Wenn man einmal im Karussell saß, war man der Gnade des Anschwung gebenden Kindes ausgeliefert, wie schnell und schmerzhaft die Fahrt werden würde. Denn die Fliehkräfte waren aufgrund des kleinen Radius’ enorm, vom Schwindelgefühl einmal ganz abgesehen.
Allzu schnell hatte man das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, allzu schnell begann man sich unwohl zu fühlen.

Die Saison in einer Imkerei ist dem sehr ähnlich: Kaum hat man Platz genommen, und will die Fahrt genießen (im übertragenen Sinne, versteht sich), schon nimmt alles so schnell Fahrt auf, dass die Fliehkräfte alles in Stücke zu reißen drohen. Dabei sind es die Bienen und die Trachten, die außerhalb stehen und Anschwung geben, während man im Karussell sitzend versucht, nicht zu kotzen.

Wandern

Ich habe jetzt eigentlich alle Figuren ein erstes Mal gezogen, will sagen: Die Bienen sind jetzt unterwegs.
Ich habe diesmal mehr Standplätze als letztes Jahr und habe dabei viel kleinteiliger aufgestellt. Meine Erfahrungen deuten darauf hin, das weniger manchmal mehr ist: Ich hatte in der Vergangenheit einen Lindenstandort, da konnte ich zwar maximal 5 Völker hinstellen, aber diese Völker haben Honig wie irre angeschleppt, während an einem sehr ähnlichen Standort mit 10-15 Völkern der Ertrag pro Volk deutlich schlechter ausfiel.

Aktuell habe ich an einem Stand mit nur 2 Völkern bereits den 4. Honigraum aufsetzen müssen, weil diese beiden Kisten rappelvoll sind. Da lohnt sich dann auch das Anfahren des Standortes, wenngleich da nicht viele Völker stehen.

Ich sehe die kleinteilige Verteilung auch als Risikomanagement. Wenn ein Standort wegen Krankheit, Vandalismus, Diebstahl oder Wetter ausfällt, bleiben noch Alternativen. Aber das erzeugt natürlich auch alles mehr Aufwand und Fahrerei.

Honigräume

Letztes Jahr habe ich bei weitem nicht alle Honigräume gebraucht. Irgendwie lief da die Saison nicht gut.
Ich will mich nicht zu früh freuen, aber dieses Jahr gehen die HR deutlich schneller aus dem Lager auf die Völker, und zwar erst dann, wenn ich denke, dass es wirklich nötig ist. Wenn es so weitergehen würde wie bisher, dann gehen mir eher früher als später die Kisten aus. Das Karussell dreht sich halt.

Ich habe im Imkerforum eine Diskussion verfolgt, in der es um das Geben des 1. Honigraumes ging.

Für mich gibt es da im Großen und Ganzen nur ein Kriterium: Wenn ich die Kiste im Frühjahr aufmache und denke “Oh! Viele Bienen!”, dann wirds Zeit für den ersten HR. Wenn dann die Brutwaben des angepassten Brutraumes auch noch dicht bebrütet sind, dann sollte der HR wirklich rauf, denn da wird ja bald etliches an Bienenmasse schlüpfen und Platz brauchen.

Der nächste HR, und alle weiteren, folgen dann mehr oder weniger klassisch: Wenn man beim Runternehmen merkt, dass da was drin ist und er auch reichlich von Bienen belaufen wird, dann kommt der Nächste rauf. Das Problem ist meistens, dass die Bienen einen überraschen und viel schneller HR 1 vollgetragen haben, als man es ursprünglich antizipiert hatte.

Mini Plus auflösen

Ich habe jetzt alle Mini Plus auf Dadant geschlagen. Ein Volk ist noch übrig, welches Brutwaben gesammelt hat und vermutlich in 1-2 Wochen explodiert, aber sonst sind alle aufs Standmaß gesetzt. Es gibt noch weitere Miniplus Türme, die aktuell nachschaffen.
Ich werde diese wohl doch noch dazu benutzen, Königinnen begatten zu lassen, bevor sie endgültig leer gemacht werden.

Ich finde M+ gut, aber da ich nicht auf eine Belegstelle fahren möchte, macht es eben doch auch viel Arbeit, ein zweites Rähmchenmaß zu führen. Es fühlt sich gut an, hier zu verschlanken und zu vereinfachen.

Überlebensvölker

Ich bin mit 4 Völkern aus unserem VSH Zuchtprogramm in den Winter gegangen, 3 davon haben unbehandelt überlebt. Alle 4 Königinnen waren künstlich besamt worden, von den 3en, die noch da sind, scheint einer gerade der Saft auszugehen – sie zeigt zu viel Drohnenbrut. Die verbleibenden zwei sehen aber sehr gut aus: Gesund, ruhig, stark, schönes Brutnest. Die Frage ist, ob und wie man damit weiter macht. Für eigene Prüfserien fehlen mir Zeit und Völker, aber auf jeden Fall kann ich Daten zurück liefern, damit der Züchter das in seine Selektion mit einbeziehen kann. Aber man muss das Karussell im Blick behalten.

Königinnen ziehen

Ich habe zu Königinnen, die ich letztes Jahr rausgegeben habe, positive Rückmeldungen bekommen. Die Zuchtmütter sind auch beide noch da und sehen ok aus. Der Winter hat aber auch noch andere interessante Kandidatinnen hervorgebracht.
Auch hätte ich die Möglichkeit, Jungfern zu ziehen und dann über den Verband künstlich besamen zu lassen. Das wäre aus züchterischer Sicht eine sehr gute, zuverlässige Methode einer gezielten Anpaarung. Aber das Karussell – man merkt sofort, wie einer zum Anschwung ausholt…

2022.3 – Frühling?

Anfang März war ich auf dem alljährlichen Imkerforumstreffen, irgendwo in Hessen, und es war wieder einmal sehr schön.

Das Tolle an diesen Treffen ist, die Menschen hinter den Forumsbeiträgen kennenzulernen und sich intensiv fachlich auszutauschen. So haben wir alle gemeinsam ein ordentliches Vortragsprogramm improvisiert, welches erstaunlich vielseitig war. Es ist auch weit weniger nerdig, als man als außenstehender denken würde – Imker sind doch größtenteils ziemlich normale Menschen.

Licht und Schatten

Die Frühjahrsentwicklung schreitet voran, allerdings mitunter langsamer, als es zunächst den Anschein hatte.
Die Völker, die Mitte Februar noch sehr, sehr stark waren, sind immer noch stark, allerdings haben sie in den letzten 4 Wochen schon etwas federn lassen.
Man sieht auch, dass das Brutgeschäft trotz Thermoschied wieder eingeschränkt wurde.

Die letztjährigen Ableger in Steht Styrodur Kisten haben alle recht wenig Futter verbraucht und sehen, so weit geprüft, auch alle recht gut aus. Allerdings komme ich jetzt an einen Punkt, wo auch diese Kisten nachgefüttert werden müssen (ein Ableger hat in drei Wochen 5 KG Futterteig weg geatmet, die dritte Packung liegt jetzt auf).

Es ist irgendwie ein ganz normales Frühjahr, was die Auswinterung betrifft.

Holzarbeiten

Immer wieder arbeite ich auch an Zargen. Aktuell habe ich die geplante Anzahl an Bruträumen fertig gestellt, jetzt mache ich mich daran, Böden zu bauen.

Ich werde spezielle Böden für Ableger bauen – also dass ich 2 Ableger in einer 10er Dadant Kiste unterbringen kann, welche mittig durch ein bienendichtes Trennschied voneinander separiert werden. Dazu soll der Boden sowohl vorne als auch hinten ein Flugloch haben (ich finde es gut, wenn Beuten so aufgestellt werden, dass die Fluglöcher auf unterschiedlichen Seiten liegen, um so den Verflug etwas minimieren).

Es ist noch mehr in der Pipeline, Deckel beispielsweise, und irgendwie rennt mir schon wieder die Zeit davon.

Zucht

Ich bekomme dieses Jahr einen Großteil der Königinnen von Züchtern aus meinem Zuchtverband, damit ich diese prüfen kann. Trotzdem liebäugle ich damit, eine Serie selbst zu ziehen, einfach des Spaßes wegen.

Es gibt da dieses eine Volk, welches sich scheinbar resistent gegen CBPV gezeigt hat, obwohl es massiv kranken Bienen ausgesetzt war. Es ist eine B3435 Herkunft aus 2020, deren Gene ich vielleicht doch mal sichern sollte.

Ende Mai werde ich wohl auch bei mir einen Umlarvtag anbieten. Zumindest hat mein Zuchtverband mich darum gebeten. Man wird nur mal sehen müssen, welche Herkünfte ich sinnvollerweise anbiete. Womöglich meine Überlebensvölker aus dem VSH Zuchtprogramm:

Überlebensvölker

Letztes Jahr habe ich 4 Königinnen bekommen und künstlich besamen lassen, welche dem VSH Zuchtprogramm unseres Zuchtverbandes entstammen. Diese Königinnen wurde in Mini Plus Völker eingeweiselt und dann nicht mehr behandelt.
Diese M+ haben mit ihren Bienen und Brutwaben alles an Milben mitgebracht, was diese Völkchen eben so hatten. Die besamten Königinnen haben dann ihre Genetik gestiftet und somit hatten diese Völker irgendwann nur noch Töchter der Zuchtköniginnen vorzuweisen, und damit musste dann die Varroapopulation in Schach gehalten werden.

Irgendwann im Winter war dann eines der vier Völker tot: Wenig Bienen, Futterabriss, klassische Anzeichen eines Varroaschadens. Aber die anderen drei sind immer noch da und erfreuen sich offenbar bester Gesundheit. Ob diese jetzt wirklich die Milbenpopulation via VSH/SMR drücken konnten, kann ich aktuell schwerlich feststellen, aber zumindest ein Volk, die Tochter der B1(BPF) macht locker 4 Miniplus Zargen voll.

Diese drei werde ich auf Dadant umwohnen und dann unbehandelt weiter führen und prüfen, ob sich hier VSH/SMR Eigenschaften feststellen lassen (sprich: ich behandle nicht).
Aber eventuell ergeben sich schon Hinweise darauf, welche Anpaarung eine vielversprechende Kombination sein könnte.

2021.10 – VSB Projekt – Auszählung

Es hilft ja alles Gejammer nichts, irgendwann muss es ja auch weitergehen.
An dieser Stelle aber zunächst einmal herzlichen Dank an die netten Zuschriften, die ich nach meinem letzten Artikel erhalten habe – das hat mich wirklich aufgebaut und auch dazu beigetragen, optimistisch in die Zukunft zu schauen und weiter zu machen.

Aber zurück zum Thema.

Wie einige vielleicht noch im Kopf haben, bin ich Zuchtverband der Buckfast Imker MV organisiert, und dort gibt es auch eine VSB Projektgruppe (VSB = Varroa Surviving Bee).

Nachdem mein vorletzter Artikel die künstliche Besamung der Königinnen zum Inhalt hatte, war es diese Woche an der Zeit, diese Königinnen auszuwerten. Dazu ist allerdings einiges an Vorbereitungen zu erledigen.

Legen alle?

Nach der Besamung musste irgendwann geprüft werden, ob die Königinnen auch in Eilage gegangen sind. Das war bei nahezu allen Weiseln auch der Fall, was dem soliden Handwerk des Besamers Matthias Engel zu verdanken ist. So hatten wir also fast 200 Königinnen, die mit festgelegter Genetik verpaart wurden und die dann für Tests herhalten konnten.

Künstliche Infektion mit Milben

Der Test, ob eine Königin, bzw. die Genetik der Arbeiterinnen, die ja eine Kombination aus Mutter und Vater ist, etwas taugt, läuft bei der Testung auf VSH/SMR über eine künstliche Infektion mit einer gegebenen Menge an Milben.

Bei einem 6er Mini Plus wird jede zu prüfende Einheit mit 150 Varroen vier Wochen vor Auszählung künstlich infiziert. Dabei ist mittlerweile der größte Aufwand, eine ausreichende Anzahl an vitalen Milben aus Völkern zusammen zu sammeln.
Um Milben zu ernten, braucht es einen großen Eimer, dessen Boden durch ein Siebgitter ersetzt wurde, ein ganzes Bienenvolk sowie reichlich Puderzucker.

Das Volk wird in den Eimer abgeschlagen, auf die gleiche Weise, wie auch Kunstschwärme erstellt werden, dann wird der Eimer umgedreht und durch das Siebgitter reichlich Puderzucker gegeben. Anschließend werden die Bienen ordentlich durchgeschüttelt, um am Ende den Puderzucker wieder durch das Siebgitter rauszuschütteln, und mit dem Puderzucker auch die Milben, die vorher auf den Bienen waren.

Bei einem stark befallenen Volk kommen so reichlich Milben zusammen, die man von Bienen getrennt hat.

Jetzt werden aus der Menge Milben mit einem feinen Pinsel jeweils 150 Milben in eine Petrischale abgezählt und später in die entsprechenden Testvölker gegeben.

Dieses Verfahren ist aufwändig und bei weitem auch keine schöne Prozedur für die Bienen.
Diese werden anschließend wieder in ihre Beuten zurück gegeben, wo sie sich gegenseitig putzen und dann mehr oder weniger unbeschadet ihren eigenen Geschäften wieder nachgehen.

Auswertung

Um es kurz zusammenzufassen: Bei der Auswertung wird geprüft, ob und wie sich Milben vermehren konnten.
Weil die Vermehrungsbiologie der Milbe bekannt ist, kennt man auch den SOLL-Entwicklungszustand der Milbenfamilie zu einem gegebenen Zeitpunkt.

Wenn zu bestimmten Zeitpunkten das Entwicklungsstadium der Milbe nicht bestimmten Zuständen entspricht, geht man von einer gestörten oder verhinderten Reproduktion aus.

Beispiel: Am 9 Tag nach Verdeckelung muss in einer befallenen Zelle eine Mutter, eine männliche Milbe und eine Tochter in einem bestimmten Zustand vorhanden sein.

Ist dem nicht so, dann ist $ETWAS passiert, was die Reproduktion der Milbe gestört hat.

Daher benötigt man für die Auswertung eine Brutwabe, auf der möglichst viel verdeckelte Brut im Alter von 7-12 Tagen nach Verdeckelung vorhanden ist. Nur in diesem Alter sind Zustände der Milbenreproduktion sichtbar, welche einen Vergleich von SOLL und IST Zustand in sinnvoller Weise zulassen.

Über ein Bi-Okular gebeugt, sitzen dann Stunde um Stunde freiwillige Helfer und pulen Zelldeckel auf und ziehen Puppen aus den Zellen.

Im Übrigen wird dabei auch ausgewertet, wie viele Zellen von Recapping betroffen sind – also geöffnet und wieder verschlossen wurden.

Es gibt zwei Kenngrößen, die eine Auswertung einer Wabe (und damit eines Volkes – es wird in der Regel nur eine Wabe pro Volk ausgewertet) maßgeblich bestimmen:

Die Anzahl der einfach befallenen Zellen, und die Anzahl der geöffneten Zellen.
Es werden insgesamt maximal 300 Zellen im richtigen Alter geöffnet (wenn die Puppen purpurfarbene Augen haben, ist das Mindestalter erreicht), wenn man jedoch vorher 10 einfach mit Milben befallene Zellen erwischt, endet die Auszählung früher.

Als Anfänger zählt man schon mal drei oder vier Stunden an einem Volk, später geht es dann etwas schneller, es sei denn, man muss wirklich bis 300 Zellen gehen – dann zieht sich das alles ganz schön hin.

Happening

Es handelt sich also um eine ausgesprochen mühsame Arbeit, und ich merke nach so einem Wochenende doch immer meinen Nacken.
Allerdings ist die Auszählung auch jedes Jahr ein Zusammenkommen der gleichen Leute, die man in seinem Zuchtverein langsam lieb gewonnen hat.

Wir kommen dann immer in der Nähe von Dierhagen zusammen und neben der Arbeit gibt es noch reichlich Schnack, Getränke und gutes Essen, für welches Holger, unser Kassenwart und Eventkoordinator gemeinsam mit seiner Frau sorgt.

Da vergeht die Zeit schnell und die Arbeit ist am Ende doch gar nicht so beschwerlich, wie zunächst gedacht.

Die Ergebnisse der Auszählung werden erfasst und ausgewertet, um daraus dann die Zucht für das kommende Jahr zu planen und die künftigen Anpaarungen festzulegen.

Bringt das alles was?

Ich habe noch keine konkreten Zahlen für dieses Jahr vorliegen. Von daher muss man alle Aussagen mit Vorsicht genießen.

Allerdings haben wir mittlerweile diverse Völker im Verein, die schon mehr als ein Jahr ohne jede Varroabehandlung überlebt haben.
Wenn man Töchter von vielversprechenden Müttern auswertet, kann man mit etwas Glück auch interessante Muster erkennen. So habe ich ein Volk ausgezählt, bei welchem ich bis 300 Milben gehen musste, insgesamt 8 Zellen mit einer Muttermilbe darin fand, von denen sich keine erfolgreich reproduziert hatte. Alle Zelldeckel waren zumindest einmal geöffnet und wieder verschlossen worden, was scheinbar die Reproduktion der Milbe gestört hatte.
Das Brutnest war geschlossen und die Brutnestanordnung wie aus dem Bilderbuch.

Insgesamt ein spannendes Ergebnis und vermutlich kann man so ein Volk ohne Behandlung laufen lassen.

Insofern kann man resümieren, dass die Zuchtbemühungen hinsichtlich VSB/SMR nicht umsonst sind. Allerdings scheinen die Erfolge auch flüchtig und nicht immer auf Knopfdruck reproduzierbar zu sein. Trotzdem zeigt sich, dass es mit den Jahren nicht einfacher geworden ist, die für die künstliche Infektion der Testvölker erforderliche Menge an Varroen zu ernten, da scheinbar der gesamte Genpool im Verband immer weniger Milben toleriert.

Offen sind noch die konkreten Zahlen aus diesem Jahr, und ich warte noch voller Spannung auf Ergebnisse.

Warten wir es also ab 🙂

2021.9 – VSB Zucht, künstliche Besamung

Am vergangenen Wochenende fand das diesjährige künstliche Besamen der potentiellen Zuchtmütter für das VSB Programm des Landesverband der Buckfastimker MV an.

Die dafür notwendigen Vorbereitungen sind immens, der Aufwand extrem und wird im wesentlichen von zwei bis vier Personen gestemmt, welche dieses Projekt vorantreiben.

Ich persönlich leiste nur wenig, fahre zu dem Event nach oben, um Hilfsarbeiten zu leisten, wie Königinnen holen, wegbringen, käfigen oder zeichnen. Es sind reichlich helfende Hände angereist, die Bewirtung durch Imkerfreund Holger und dessen Frau großzügig, das Wetter sehr angenehm und die Stimmung gut.

Organisation ist alles

Im Vorfeld hatte ich keine rechte Vorstellung, wie gut so ein Event organisiert werden muss, damit dann alles Hand in Hand läuft.

Es gibt einige Exceltabellen, welche festlegen, welche Königin mit Sperma welches Drohns besamt werden soll, es gibt einen Plan, wann was besamt werden sollte, und so muss in der Vorbereitung jede angelieferte Kiste mit einer Nummer versehen werden.
Im Laufe des Freitags und Samstags werden also durch die unterschiedlichen Verbandsmitglieder sehr viele Mini Plus Kisten angeliefert, allesamt mit Königinnen, die vor etwa acht Tagen geschlüpft und damit brünstig sind.

Es ist sehr viel filigrane Technik notwendig…

Holger hat große Schilder vorbereitet, auf denen der Name des Züchters sowie die Kistennummern vermerkt sind.

Bei der Anlieferung muss jeder Züchter seine Kisten an seinen Platz stellen, und die Kisten entsprechend mit den eindeutigen Nummern beschriften, damit später, wenn es an das Besamen geht, die Helfer die richtige Kiste mit der richtigen Königin schnell finden können.

Bernd, der unser Pressesprecher und einer der treibenden Kräfte hinter unserem VSB Programm ist, sagt dann an, welche Königinnen zu holen sind, um als nächstes besamt zu werden.

Vorher aber ist wichtig, dass alle Königinnen bereits gekäfigt und einmal mit CO2 betäubt worden sind. Diese Betäubung ist wichtig, um die Bereitschaft zur Befruchtung bei der Königin zu erhöhen.

Es müssen also alle Königinnen einmal geholt und betäubt werden, um anschließend wieder zurück ins Volk gehängt zu werden.

Bernd wählt dann eine Drohnenlinie aus, welche als nächstes zur Besamung verwendet werden soll, und dann gehen die Helfer los und holen jene Königinnen, die mit dieser Linie verpaart werden sollen.
Bei der Besamung wird in SDI und MDI unterschieden – Single Drone und Multi Drone Insemination (Ein- und Mehrdrohnbesamung), auch das ist im Vorfeld für jede Königin festgelegt worden.

Bevor es also an die Besamung gehen kann, müssen Drohnen abgefangen werden. Dazu sind auch Drohnenvölker organisiert worden, in welchen die Drohnen quasi gefangen sind, aber durch einen Flugkäfig sehr wohl fliegen können.
Wichtig ist, dass wirklich Drohnen der jeweils festgelegten Herkunft zur Verwendung kommen, daher der Aufwand mit den Flugkäfigen, welche es ermöglichen, Drohnen abzufangen.

Es braucht Jahre an Erfahrung, um erfolgreich künstlich zu besamen…

Insgesamt gibt es in der Maschinerie viele drehende Teile, die zusammen kommen müssen, um so ein Wochenende zu einem Erfolg zu machen.

Die Besamung selber nimmt ein absoluter Spezialist vor, der über jahrelange Erfahrung verfügen muss, um diese höchst filigrane Arbeit, die ein wenig an Neurochirurgie erinnert, erfolgreich durchzuführen.

Königinnen, die besamt wurden, werden gezeichnet, ein Flügel geschnitten und die Plättchennummer dokumentiert. Anschließend müssen diese Weiseln, nachdem sie aus der Narkose für die Besamung erwacht worden sind, noch einmal mittels CO2 betäubt werden, um die Aufnahme der Spermien zu begünstigen.
Wachen die Königinnen auf, werden sie endgültig in ihr Volk zurück gegeben.

Es gibt also reichlich Arbeitsschritte, von der Anlieferung bis zur fertig besamten Königin, die durchzuführen und zu organisieren sind.

Zuchtplan

Im Vorfeld ist ein Zuchtplan erstellt worden, welcher festlegt, welche Weiseln mit welcher Drohnenlinie verpaart werden sollen. Folgerichtig bedarf es zunächst eines groß angelegten Umlarvtermins, an welchem all die Königinnen, die am Besamungstag angeliefert werden sollen, auf den Weg gebracht werden.

Nach der großen Besamungsaktion müssen später alle Königinnen geprüft werden – zunächst einmal, ob sie auch legen, und später dann ob sie auch das Zuchtziel (Varroatoleranz) erreichen können. Dazu müssen die Einheiten später im Juli, wenn nur noch Nachkommen der jungen Königin in einem Mini Plus vorhanden sind, mit Milben infiziert werden. Mitte August folgt dann ein weiterer Termin, wieder bei Holger, an welchem die Einheiten ausgewertet werden. Aber das ist dann etwas für einen Folgeartikel.

Ob und wie sich die ganzen Aufwände gelohnt haben, sieht man meist erst im Folgejahr, wenn klar ist, welche Einheiten überlebt haben. Es ist ein ausgesprochen mühsames Geschäft, ohne Erfolgsgarantie, getrieben durch den Enthusiasmus Weniger. Aber erste kleine Erfolge machen Mut.
Schauen wir, ob und wie wir die Biene darauf vorbereiten können, selbstständig mit der Varroa klar zu kommen.

2021.8 – Full Swing!

Jetzt geht es wieder drunter und drüber, und alles passiert auf einmal. Wie jedes Jahr.
Es ist toll.

Brutnester nicht mehr verhonigt

Ich war ja entsprechend verunsichert, als mit Einsetzen des Rapses trotz angepasstem Brutraum plötzlich selbiger ohne Ende verhonigt war.
Das Ende vom Lied: Die Bienen haben da ordentlich aufgeräumt und alles nach oben geschafft und wohl einfach etwas Anlauf gebraucht, um die Organisation nach oben besser hin zu bekommen.
Allerdings hatte das auch alle Rapsvölker in die Schwarmstimmung gedrückt.
Bei den Buckfast Kös war es dann aber so (Stand vor 6 Tagen), dass nach einmal Zellen brechen Schwarmstimmung auch wieder vorbei zu sein schien. Ob das so geblieben ist, werde ich diese Woche rausfinden.

Miniplus Türme als Zeitfresser

Die Mini Plus Türme sind echte Zeitfresser – will man das Schwärmen verhindern, ist die einfachste Variante, die Türme zu einzelnen Begattungseinheiten mit jeweils einer Zarge aufzuteilen. Allerdings brauche ich gar nicht so viele Begattungseinheiten auf einmal.
Also habe ich einen Teil als Begattungseinheiten aufgeteilt, den Rest aber weiter geführt.

Damit die Türme nicht abschwärmen, habe ich sie einmal großzügig geschröpft. Ein weiteres mal habe ich Zellen gebrochen, später noch einmal. Aber man übersieht in einem Mini Plus Zargenturm, der voller Bienen ist, dann doch eine Zelle. Und schon hängen die im Baum.
Ich muss über das Mini Plus Thema noch mal nachdenken. Mitunter haben die Türme mehr Arbeit gemacht, als die eigentlichen Wirtschaftsvölker.

Schwarmköniginnen vs. Buckfast-Zuchtköniginnen

Um es kurz zu machen: Die Schwarmköniginnen von letztem Jahr sind alle toll über den Winter gekommen und haben starke Völker aufgebaut. Deswegen sind die auch mit in den Raps gekommen.
Trotzdem hängen sie in der Sammelleistung deutlich hinterher und der Schwarmtrieb ist merklich ausgeprägter.
Man merkt den Buckfastköniginnen an, dass da Zuchtarbeit drinne steckt. Aber das habe ich auch immer bei den Carnica F1 von Züchtern so gesehen.
Apropos Zucht:

Zuchtauswahl: Meine Zuchtmütter sind jetzt vorausgewählt

Ich habe am Freitag alle Stockkarten ausgewertet und mich am Ende für zwei Zuchtmütter entschieden.
Jetzt passiert nichts anderes, als dass ich von diesen jeweils nachziehen und die Töchter dann zur Annaburger Heide auf die Belegstelle fahren werde. Dort steht eine Schwesterlinie der Drohnenlinie von letztem Jahr, und somit hoffe ich, einfach etwas Konstanz in den Zuchtstoff zu bekommen.

Als Zuchtmütter habe ich jene ausgewählt, die im Raps nicht in Schwarmstimmung geraten sind, und die trotz Raps friedlich waren. Dazu aber später noch 1-2 Worte.

Unterm Strich habe ich letztes Jahr 23 Königinnen begattet von der Annaburger Heide nach Hause gebracht. Von diesen 23 sind 21 aus dem einen oder anderen Grund durchgefallen, eingegangen, umgeweiselt worden, sodass zwei Kandidatinnen übrig geblieben sind, die ein relativ homogenes Bild über alle Leistungsmerkmale und über die Zeit gezeigt haben.

Ich habe bereits von zwei weiteren Königinnen umgelarvt, und teste deren F1.
Auch das sind zwei aus jenen 23 genannten Zuchtmüttern – allerdings habe ich die “nur” in Miniplus bewertet, ohne Stockkarte, und rein nach Intuition. Diese beiden waren immer friedlich, ruhig und hatten eine gute Frühjahrsentwicklung. Auch sind die Miniplus eher stiefmütterlich im letzten Sommer gegen die Varroa behandelt worden, und trotzdem sahen die gut aus. Aus der ersten Serie sind schön güldene Weiseln geschlüpft, die jetzt ihrer Begattung harren, eine zweite Serie reift derzeit im Brutschrank.
Das sind F1 Tests, um damit indirekt die Mütter zu testen.

Full Swing

Diese Woche steht an:

  • In Begattungseinheiten Zellen brechen und Zellen stecken,
  • Königinnen für den Verkauf vorbereiten,
  • Völker kontrollieren, Wassergehalt messen, fluchten.
  • Ernten und schleudern.
  • Drohnenwaben ernten und zu einem Drohnensammelableger zusammenstellen.
  • Neue Serie umlarven,
  • dafür einen Starter erstellen,
  • am Wochenende mit Miniplus und dem Drohnensammler zum Zuchtgruppentreffen fahren und dort die Weiseln künstlich besamen lassen.

Klingt gar nicht so viel, aber ich habe eine DINA4 Seite voll geschrieben mit Details, damit ich nicht irgendwo irgendetwas vergesse.

Es läuft also alles wieder auf Vollgas, und es geht jetzt erst richtig los.

2020.16 – Vorläufiger Bericht zur Varroasituation 2020 und zur TBE

In diesem Blogpost soll es um aktuelle Beobachtungen zur Totalen Brutentnahme (TBE), Varroamanagement im Allgemeinen und finanzielle Aspekte dabei im Besonderen gehen.

Aktuelle Beobachtungen zum Thema TBE

Ich bin ja ein bekennender Anwender der Totalen Brutentnahme. Ich erschlage damit mehrere Fliegen mit einer Klappe: Ich entferne große Teile der Milben aus einem Volk, ich bilde Ableger, die ich im Frühjahr als Reserven nutzen kann, und ich erschlage die Bauerneuerung gleich mit.

Aber insbesondere eine Beobachtung zwingt mich zu Verbesserungen: Ein Drittel bis die Hälfte der Völker hat jetzt im September noch mehr Milben im Volk, als ich das gut finde.

Wenn ich in einer Dadant-Kiste auf einer Windel nach 48 Stunden mehr als 10 Milben pro Tag finde, empfinde ich das als zu hoch.
Diese Empfindung wird in der Regel durch einen Blick auf die Volksstärke gestützt – diese Völker sehen schwächer aus als ihre Nachbarn, die <5 Milben pro Tag fallen lassen.

Ich habe ganz vereinzelt Völker, die trotz TBE mehr als 50 Milben am Tag haben fallen lassen. Zumindest ein Volk davon zeigt DWV Bienen, das Brutnest ist ungewöhnlich löchrig für ein TBE-Volk und die Volksstärke so gering, dass eine Einwinterung bei derzeitigem Zustand nicht sinnvoll erscheint.

Ich greife also im Moment bei rund einem Drittel der Völker ein und behandele nach, um die Milbenlast für die letzten +-2 Brutzyklen zu senken.

Meine Frage lautet: Was ist da schief gelaufen, dass so viele Kisten 2 Monate nach der TBE bereits wieder so viele Milben haben?

Erklärungsversuch

Ein Volk hat, wie gesagt, ein ernsthaftes Milbenproblem, trotz TBE am 10.7. mit darauf folgender OXS Restentmilbung.
In der Folge einer weiteren OXS Behandlung, die aufgrund des hohen Milbenfalls auf der Windel Anfang September durchgeführt wurde, fielen so viele Milben, dass die Windel braun eingefärbt war.

Man hätte gut und gerne unterstellen können, dass das Volk dieses Jahr noch nicht behandelt worden ist.
Wo kommen da die ganzen Milben wieder her?

Als erste Erklärung wird immer wieder die Reinvasion ins Feld geführt. Ich halte allerdings diese Erklärung für nicht schlüssig, weil:
Wenn sterbende Völker aus der Umgebung sich bei mir einbetteln, und damit ihre Milben mitbringen (Push Effekt), dann würden sich die Bienen paritätisch über meinen Bienenstand verteilen und nicht insbesondere ein spezielles Volk belasten.

Wenn man annimmt, dass meine Bienen sterbende Völker in der Umgebung ausräubern und damit auch die Milben mitbringen (Pull-Effekt), dann wären es insbesondere die starken Völker, welche Überfallkommandos losschicken könnten, aber nicht ein Volk, welches bereits selbst durch die Milbe geschwächt ist.

Ich glaube also in diesem Fall nicht an die Reinvasionstheorie.

Plausibler finde ich die Theorie der Reinvasion von innen. Nach der TBE bleiben so viele Milben übrig, dass in der Folge zu viele Brutzellen befallen und damit zu viele Bienen geschädigt werden, während zu viele Milben nachwachsen.
Ich kann nur vermuten, dass es sich dabei um eine Wechselwirkung handelt zwischen:

Vorbelastung der Bienen vor der TBE, und damit der fehlenden Kraftreserven, die ein Volk bei einer TBE eigentlich aufbringen müsste – einerseits.

Absolute Zahl der Milben, die eine TBE samt OXS überleben, und dann als neue Startpopulation das Volk schwächen – andererseits.

Das o.g. schwache Volk hatte vor der TBE einen gemessenen phoretischen Milbenbefall von 5% (gemessen mit der Alkoholauswaschmethode).
Dieser Wert lag deutlich über dem Standdurchschnitt.

Ich schlussfolgere Zweierlei daraus:
Die Bienen, welche die anstehende TBE meistern mussten (Wabenwerk neu aufbauen, einen ganzen Brutsatz kompensieren, der ja entnommen wurde, und neue Brut aufziehen), waren durch die hohe Milbenlast vorgeschädigt und weniger leistungsfähig. Dies betrifft insbesondere die Leistungsfähigkeit hinsichtlich der arbeitsintensiven Brutpflege.
Dies hatte einen geringeren Brutumfang zur Folge.

Durch den anfangs hohen Milbenbefall war auch die Anzahl der absolut überlebenden Milben höher als bei anderen Völkern. Weiterhin spielt insbesondere bei der OXS Behandlung auch der Zeitpunkt eine Rolle – je weniger Bienen unterwegs sind, und je mehr Bienen in der Beute sitzen, umso wirksamer ist die Behandlung.

Zu dem genauen Behandlungszeitpunkt kann ich nichts mehr sagen, aber die klar ist, dass die Startpopulation der Milben höher gewesen sein muss.

Wenn jetzt der Brutumfang geringer ist, die Anzahl der Milben aber höher als erwartet, so hat das eine prozentual höhere Befallsrate der Brutzellen zur Folge, was wiederum letztlich zu einem Mangel an fitten Jungbienen führt – in der Folge erholt sich das Volk gar nicht, oder nur sehr langsam, während die Zahl der Milben weiter steigt.

Unterstützt wird die Annahme von einem weiteren Volk, welches mittlerweile aufgelöst wurde.
Dieses hatte einen noch deutlich höheren phoretischen Milbenbefall (irgendetwas zwischen 40 und 60%) und wurde ebenfalls am 10.7. einer TBE unterzogen.

Zwar wurde nach der TBE noch am Wabenwerk gebaut und ein erstes handtellergroßes Brutnest angelegt, allerdings flogen binnen 3 Wochen so viele Bienen ab, dass das Volk nur noch aufgelöst werden konnte. Dieses Volk war innerhalb von 6 Wochen von “groß und stark” zu einem nahezu vollständigen Kahlfliegen zusammengeklappt.
Der Zusammenhang zwischen der Belastung durch eine TBE und der fehlenden Kraft der Pflegebienen zum Neuaufbau war hier insofern offensichtlich, als dass die TBE den Kahlflug noch zu beschleunigen schien.

Unterschiede bei der OXS Applikation

Ich habe eine Testgruppe von Völkern nicht OXS besprüht, sondern bedampft.
Die bedampften Völker, obwohl nur eine Woche nach den besprühten gebildet, haben allesamt einen unauffälligen Varroastatus.
Man könnte glatt meinen, das Verdampfen wäre effizienter als das Besprühen.

Vorläufiges Fazit

Im Falle einer zu großen Belastung eines Volkes Mitte Juli durch Milben, ist eine TBE kein geeignetes Mittel, das Volk zu sanieren. Ob zu einem früheren Zeitpunkt im Jahr, beispielsweise im Mai, eine TBE noch etwas retten kann, kann ich nicht beurteilen, würde aber vermuten, dass das grundsätzliche Problem Kraftbedarf-TBE im Verhältnis zu Ausreichend-fitte-Arbeiterinnen auch hier ungünstig ist.

Insbesondere das vollständige Entfernen der Brut verlangt von den übrig bleibenden Arbeiterinnen, einen ganzen Brutzyklus (plus n Tage für Wabenbau) auf Verstärkung warten zu müssen.
Zwar haben sie in diesem Moment nicht die schwere Arbeit der Brutpflege zu leisten, dafür haben sie aber ihr komplettes Wabenwerk verloren und und fangen hier wieder bei Null an.

Das ist dann überhaupt kein Problem, wenn das Volk noch genug fitte Arbeiterinnen zur Verfügung hat.
TBE Völker sehen nach einer TBE richtig gut aus, aber eben nur, wenn die Bienenmasse stimmt, und der Milbenstatus einen phoretischen Befall von etwa 3% nicht überstiegen hat – so meine bisherige Arbeitshypothese.

Bei stärker befallenen Völkern würde ich künftig eine andere Strategie fahren wollen, die darauf abzielt, die Brut nicht zu entfernen und auch nicht durch aggressives Nebenwirkungen (wie beispielsweise bei der Ameisensäure) zu schädigen.

Stattdessen würde ich in diesen Fällen entweder eher auf eine OXS Blockbehandlung setzen, bzw. auf Präparate wie BayVarol oder Apivar zurückgreifen (letzteres ist m.E. rezeptpflichtig).

Die Voraussetzung für ein entsprechendes Handeln ist aber eine genaue Kenntnis des Varroalevels in den Völkern.

Dazu dann gleich mehr.

Ein paar Gedanken zum Varroamanagement

Varroamanagement geht auch im Blindflug. Es gibt genug Imker, die behandeln nach ihrem Schema, welches in der Vergangenheit immer gut funktioniert hat, und sie kommen damit auch gut über den Winter.

Meine eigenen Interessen gehen da in eine etwas andere Richtung. Ich möchte noch mehr über die Entwicklungsdynamiken der Milbe im Volk verstehen lernen und meine Behandlungen dann ggf. individuell gestalten.

Die Notwendigkeit einer individuellen Behandlung von Völkern ergibt sich aus den Bemühungen rund um die Zucht einer “varroa surviving bee” (VSB) – einer “Varroa überlebenden Biene”.
Ich bin Mitglied im Zuchtverband der Buckfastzüchter von Mecklenburg Vorpommern, in dem es auch eine Zuchtgruppe rund um das Thema VSH/VSB gibt.

Ich habe entsprechenden Zuchtstoff umgelarvt, aufgezogen und auf einer Belegstelle anpaaren lassen.
Will ich von diesen Königinnen diejenigen finden, die auch tatsächlich Anzeichen auf VSH/SMR zeigen, dann muss ich diese Völker regelmäßig und zuverlässig auf ihren Milbenbefall hin prüfen, und ggf. auch nur dann behandeln, wenn bestimmte Grenzwerte gerissen werden, bzw. eben nicht behandeln, wenn der Milbenstatus konstant unter bestimmten Threshholds verbleibt.

Randy Oliver hat zu dem Thema, wie man zuverlässig mit Alkohol Milben auswäscht, diverse gute Artikel verfasst – siehe u.a. hier.

Aber ich will an dieser Stelle gar nicht so viel über die Zucht reden, als über die betriebswirtschaftlichen Aspekte des Varroamanagements.

Varroa und Geld

Ich habe bisher zwei Völker durch eine zu spät erkannte hohe Varroalast verloren. Eines ist schon weg, eines werde ich sehr wahrscheinlich am Ende einer Behandlung noch auflösen.

Von meinen Wirtschaftsvölkern behandle ich derzeit noch etwas mehr als ein Drittel gegen die Milbe, eventuell werde ich sie noch mit Ablegern verstärken.

Ich dachte darüber nach, warum ich so unzufrieden mit der Situation bin. Und im Ergebnis lag es daran, dass ich meine selbst gesteckten Ziele für dieses Jahr nicht erreicht hatte: Ich wollte Ende April, Ende Mai und Ende Juni Alkoholtests über alle Völker laufen lassen, habe dann aber letztlich keinen einzigen Test durchgeführt.

Grund war Zeitmangel, und erst als Schäden offensichtlich wurden, habe ich die ersten Tests gemacht, dann allerdings zu spät.

Ich habe darüber nachgedacht, wie sich das mit dem Zeitaufwand für die Tests und den finanziellen Aspekten verhält.

Wenn ich von Bienen leben müsste, muss ich vermutlich auch einen fiktiven Stundenlohn ansetzen und bestimmen, ob sich gewisse Arbeiten überhaupt rechnen.
Würde sich der Alkoholtest, der Material und vor allem Zeit kostet, letztlich rechnen?

Dazu folgende Annahmen:

Ein Volk kostet etwa 150€, ein Kilo Honig bringt in der Direktvermarktung sagen wir 10€, meinen Stundenlohn lege ich jetzt einfach mal mit 20 Euro fest (ist das ansatzweise realistisch?) und ein Alkoholtest benötigt bei einer regulären Durchsicht etwa 5 Minuten länger. Material für den Test (Isopropanol Alkohol kostet 10€/Liter, ein Varroa EasyCheck rund 25€) könnten wir ebenfalls mit einrechnen.

Die beiden Völker, die ich verloren habe, kosten in Summe rund 300€, da ich sie weder verkaufen noch nächstes Jahr für die Trachten nutzen kann. Gehe ich davon aus, dass jedes der beiden Völker 30KG Honig gebracht hätte (eine sehr pessimistische, konservative Schätzung), summiert sich der Verlust zu einem Betrag von 600€ auf. Dabei ist nicht berücksichtigt, dass beide Völker jeweils noch einen Ableger hätten ergeben können, also zumindest theoretisch durch den Verkauf noch mal etwa Umsätze von 200-300€ zu erzielen gewesen wären.

Wenn ich davon ausgehe, dass aufgrund meiner Nachlässigkeiten etwas mehr als ein Drittel der Völker schwächer in den Winter gehen als notwendig, und damit auch schwächer aus dem Winter kommen, als geplant, dann verliere ich auch hier Geld, nämlich in der Frühtracht: Völker, die im Frühjahr erst aufholen müssen, bringen in der Frühtracht kein Geld.
Müssen diese Völker mit Ableger verstärkt werden, damit sie doch Geld bringen, bringen diese Ableger jedoch kein Geld mehr durch einen Verkauf.

Jedes Volk, das zu schwach aus dem Winter kommt, kostet grob überschlagen 150€ (entweder pessimistisch veranschlagte 15KG Frühtracht, oder einen Ableger, welchen man nicht mehr verkaufen konnte).

Was ich in der negativen Rechnung, also jener, die ein schlechtes Varroamanagement zugrunde legt, noch nicht berücksichtigt habe: Die Zeit, die ich aktuell aufwende, die Milbenlevel für die kommenden Brutsätze zu senken, damit der Schaden sich möglichst in Grenzen hält.

Hätte ich allerdings von Beginn an ein konsequentes Monitoring gefahren, wäre das zwar nicht für umsonst zu haben gewesen (Anzahl Völker x 5 Minuten / 60 x 20€ + 35€ Materialkosten, multipliziert mal drei, über den Sommer verteilt), aber das wäre allemal billiger gewesen, als Völker unkontrolliert einem russisch Roulette auszusetzen.

Insofern stellt sich mir die Frage, ob auch nicht jene Berufsimker, die ihr funktionierendes Schema haben, Geld liegen lassen.
Denn oft beinhaltet dieses Schema die Inkaufnahme von Varroaschäden, die dann durch eine gezielte Vermehrung ersetzt werden.

Letztlich ist es aber eine Abwägung, welche Strategie für wen Sinn macht.

Fazit

Ich habe mir ein konsequentes Milbenmonitoring jetzt schön gerechnet. Ich bin es auch leid, im September immer nur halb zufrieden mit meinem Varroastatus zu sein. Ich bin es auch leid, im September, wenn ich auf die Imkerei eigentlich keinen Bock mehr habe, noch so viel durch die Gegend zu fahren und Dinge gerade zu biegen.

Deswegen will ich versuchen, kommendes Jahr nach der Durchlenzung konsequenter mittels Alkohol die Völker zu beproben, um dann ggf. rechtzeitig eingreifen zu können.

Ein Grund dafür ist sicherlich auch, den Erfolg der vermeintlichen VSH/SMR Königinnen zu prüfen und ggf. von der richtigen Nachkommen zu ziehen.

Es handelt sich also um ein Gesamtpaket an Vorteilen, die ich mir davon erhoffe.
Und wie heißt es so schön: Der Imker lebt immer in der Hoffnung.