Am vergangenen Wochenende fand das diesjährige künstliche Besamen der potentiellen Zuchtmütter für das VSB Programm des Landesverband der Buckfastimker MV an.
Die dafür notwendigen Vorbereitungen sind immens, der Aufwand extrem und wird im wesentlichen von zwei bis vier Personen gestemmt, welche dieses Projekt vorantreiben.
Ich persönlich leiste nur wenig, fahre zu dem Event nach oben, um Hilfsarbeiten zu leisten, wie Königinnen holen, wegbringen, käfigen oder zeichnen. Es sind reichlich helfende Hände angereist, die Bewirtung durch Imkerfreund Holger und dessen Frau großzügig, das Wetter sehr angenehm und die Stimmung gut.
Organisation ist alles
Im Vorfeld hatte ich keine rechte Vorstellung, wie gut so ein Event organisiert werden muss, damit dann alles Hand in Hand läuft.
Es gibt einige Exceltabellen, welche festlegen, welche Königin mit Sperma welches Drohns besamt werden soll, es gibt einen Plan, wann was besamt werden sollte, und so muss in der Vorbereitung jede angelieferte Kiste mit einer Nummer versehen werden.
Im Laufe des Freitags und Samstags werden also durch die unterschiedlichen Verbandsmitglieder sehr viele Mini Plus Kisten angeliefert, allesamt mit Königinnen, die vor etwa acht Tagen geschlüpft und damit brünstig sind.
Holger hat große Schilder vorbereitet, auf denen der Name des Züchters sowie die Kistennummern vermerkt sind.
Bei der Anlieferung muss jeder Züchter seine Kisten an seinen Platz stellen, und die Kisten entsprechend mit den eindeutigen Nummern beschriften, damit später, wenn es an das Besamen geht, die Helfer die richtige Kiste mit der richtigen Königin schnell finden können.
Bernd, der unser Pressesprecher und einer der treibenden Kräfte hinter unserem VSB Programm ist, sagt dann an, welche Königinnen zu holen sind, um als nächstes besamt zu werden.
Vorher aber ist wichtig, dass alle Königinnen bereits gekäfigt und einmal mit CO2 betäubt worden sind. Diese Betäubung ist wichtig, um die Bereitschaft zur Befruchtung bei der Königin zu erhöhen.
Es müssen also alle Königinnen einmal geholt und betäubt werden, um anschließend wieder zurück ins Volk gehängt zu werden.
Bernd wählt dann eine Drohnenlinie aus, welche als nächstes zur Besamung verwendet werden soll, und dann gehen die Helfer los und holen jene Königinnen, die mit dieser Linie verpaart werden sollen.
Bei der Besamung wird in SDI und MDI unterschieden – Single Drone und Multi Drone Insemination (Ein- und Mehrdrohnbesamung), auch das ist im Vorfeld für jede Königin festgelegt worden.
Bevor es also an die Besamung gehen kann, müssen Drohnen abgefangen werden. Dazu sind auch Drohnenvölker organisiert worden, in welchen die Drohnen quasi gefangen sind, aber durch einen Flugkäfig sehr wohl fliegen können.
Wichtig ist, dass wirklich Drohnen der jeweils festgelegten Herkunft zur Verwendung kommen, daher der Aufwand mit den Flugkäfigen, welche es ermöglichen, Drohnen abzufangen.
Insgesamt gibt es in der Maschinerie viele drehende Teile, die zusammen kommen müssen, um so ein Wochenende zu einem Erfolg zu machen.
Die Besamung selber nimmt ein absoluter Spezialist vor, der über jahrelange Erfahrung verfügen muss, um diese höchst filigrane Arbeit, die ein wenig an Neurochirurgie erinnert, erfolgreich durchzuführen.
Königinnen, die besamt wurden, werden gezeichnet, ein Flügel geschnitten und die Plättchennummer dokumentiert. Anschließend müssen diese Weiseln, nachdem sie aus der Narkose für die Besamung erwacht worden sind, noch einmal mittels CO2 betäubt werden, um die Aufnahme der Spermien zu begünstigen.
Wachen die Königinnen auf, werden sie endgültig in ihr Volk zurück gegeben.
Es gibt also reichlich Arbeitsschritte, von der Anlieferung bis zur fertig besamten Königin, die durchzuführen und zu organisieren sind.
Zuchtplan
Im Vorfeld ist ein Zuchtplan erstellt worden, welcher festlegt, welche Weiseln mit welcher Drohnenlinie verpaart werden sollen. Folgerichtig bedarf es zunächst eines groß angelegten Umlarvtermins, an welchem all die Königinnen, die am Besamungstag angeliefert werden sollen, auf den Weg gebracht werden.
Nach der großen Besamungsaktion müssen später alle Königinnen geprüft werden – zunächst einmal, ob sie auch legen, und später dann ob sie auch das Zuchtziel (Varroatoleranz) erreichen können. Dazu müssen die Einheiten später im Juli, wenn nur noch Nachkommen der jungen Königin in einem Mini Plus vorhanden sind, mit Milben infiziert werden. Mitte August folgt dann ein weiterer Termin, wieder bei Holger, an welchem die Einheiten ausgewertet werden. Aber das ist dann etwas für einen Folgeartikel.
Ob und wie sich die ganzen Aufwände gelohnt haben, sieht man meist erst im Folgejahr, wenn klar ist, welche Einheiten überlebt haben. Es ist ein ausgesprochen mühsames Geschäft, ohne Erfolgsgarantie, getrieben durch den Enthusiasmus Weniger. Aber erste kleine Erfolge machen Mut.
Schauen wir, ob und wie wir die Biene darauf vorbereiten können, selbstständig mit der Varroa klar zu kommen.