Also.
Gehen wir wieder zu einer regelmäßigen Berichterstattung über, denn das neue Jahr steht in den Startlöchern und es wird Zeit, Sie – den geneigten Leser – wieder auf einen aktuellen Stand zu bringen.
Viel passiert ist ja noch nicht, wobei…
Vorbereitungen
Der Winter ist eigentlich immer zu kurz. Ich schaffe es immer gerade so, zu Beginn der Saison mit den wichtigsten Arbeiten fertig zu sein, ohne jedoch alles Notwendige erledigt zu haben.
Die letzten beiden Winter stand sehr das Schreinern im Vordergrund, wo ich dann entweder Zargen gebaut und für Freunde Brettertüren gebaut habe. Nebenbei habe ich einmal meinen kompletten Mini Plus Bestand auf Null zurück gesetzt (im Herbst alle Völker aufgelöst, später Waben eingeschmolzen, Rähmchen gereinigt pipapo), Dadant-Miniplus Adapter Zargen gebaut und jetzt zum Schluss die Waben der Winterverluste eingeschmolzen. Das klingt alles nicht nach viel, aber irgendwie hat sich alles hingezogen, und wenn ich ehrlich bin, bräuchte ich noch mehr Zeit.
Wenn ich die Zeit finde, will ich noch Honigräume bauen. Außerdem warte ich auf mein umgearbeitetes Wachs, und dann muss ich ja noch ein paar hundert Mittelwände einlöten…
Winterverluste
Aktuell liegen meine Winterverluste bei 10%. Das ist für mich ein Negativrekord, und ich denke, dabei wird es auch nicht bleiben. Ich rechne noch mit dem einen oder anderen Ausfall, bis ich mich dann so bei vielleicht 20% einpendeln werde. Das ist nicht überraschend, denn die Varroabehandlung im letzten Spätsommer lief schlecht. Zum einen war es eigene Dämlichkeit, zum anderen ein Versagen der ApiVar Streifen. Aber auch das ist Versagen des Imkers, denn ApiVar hat eben auch diesen Ruf, chargenweise nicht zu funktionieren, und ich habe mich zu sehr darauf verlassen, dass es funktioniert.
Ich bin auch zu lax mit den Brutsammlern umgegangen, die mitunter zu viele Milben hatten und damit zu dicht an Wirtschaftsvölkern dran standen, was dann zu Räuberei und Milben-Drift zwischen den Kisten geführt hat.
Eine bemerkenswerte Beobachtung sei an dieser Stelle herausgehoben: Im September waren jene Völker am stärksten von Milben betroffen, die ich im Juli einer TBE unterzogen hatte!
Eine möglicher Erklärung wäre für mich, dass diese Völker am gesündesten waren und damit am stärksten bei anderen räubern konnten und so besonders viele Milben mit nach Hause gebracht haben. Ein erneutes Erbrüten von tausenden MIlben binnen 8 Wochen ist eigentlich nicht möglich. Und dieser Umstand traf meiner Erinnerung nach auf eigentlich alle TBE-Völker zu.
Honigverkauf
Die Ernte 2022 war sehr gut. Daher habe ich weit mehr geerntet, als ich selber über meine Kanäle verkaufen könnte. Der lokale Verkauf läuft ganz gut, aber diese Mengen, die ich da eingefahren habe, hätte ich selber nicht absetzen können. Daher habe ich das erste Mal große Mengen im Eimer verkauft, in diesem Fall an einen Kollegen aus Süddeutschland.
Das war so eine Erlösung, dass ich kurzzeitig mit dem Gedanken gespielt habe, das mit meinem ganzen Honig so zu machen, und das Direktmarketing einzustellen. Kein Abfüllen, kein etikettieren, kein Ausliefern. Das war sehr schön.
Aber jetzt habe ich mich doch dazu entschlossen, die bisherigen Vertriebswege weiterhin zu nutzen und zu bedienen. Damit das alles etwas einfacher wird, habe ich bspw. meine Etiketten von Nassklebepapier auf selbstklebendes Papier umgestellt. Das spart etwas die Hälfte der Zeit beim Etikettieren.
Dazu habe ich mir außerdem eine Abfüllhilfe geholt, welche selbstständig einen Quetschhahn öffnet und schließt, und mir so beim Abfüllen die Arbeit erleichtert.
Noch etwas mehr Technik
Seit dem Sommer habe ich Probleme mit dem Daumensattelgelenk. Das liegt vermutlich an der Honigernste und der Entdeckelung mit dem Speedking. Zu viele Waben, zu viel Entdeckeln.
Ich war Ende Januar in Celle und habe dort von Lyson eine Entdeckelungshilfe gesehen, bei der die Waben von Oben nach unten durch eine Führung über zwei V förmige beheizte Messer geführt werden. Das Deckelwachs fällt dann nach unten in eine Wanne, wo es abtropfen kann, während die Waben in der Wanne selbst noch hängen bleiben können, bis sie in die Schleuder kommen.
Wenn das technisch so funktioniert wie versprochen, dann sollte ich zum einen die Geschwindigkeit des Entdeckelns steigern können, zum anderen das ganze mit weniger Problemen für das Daumensattelgelenk erledigen.
Schauen wir mal.
Anpassung der Betriebsweise
Ich werde wohl meine Betriebsweise etwas anpassen, und die Inspiration dazu habe ich von einem Nebenerwerbsimker aus Norddeutschland bekommen:
Es geht um das Varroa- und das Schwarmmanagement.
Da ich ab Ende Mai eigentlich wieder stärker in die Vermehrung und Zucht von Königinnen einsteigen will, habe ich ab diesem Zeitpunkt eigentlich keine Zeit mehr für Schwarmkontrollen.
Da Völker zu dieser Zeit eh in den Schwarmmodus kommen und ich zu dieser Zeit sehr gut Ableger gebrauchen kann, um unbegattete Königinnen unterzubringen, bietet es sich an, Mitte/Ende Mai alle Völker einer TBE zu unterziehen.
Im Detail sieht es so aus, dass man vorher einen Drohnenrahmen gibt, und wenn dieser Drohnenrahmen ausgebaut und bestiftet ist, dann führt man die TBE durch, hängt den Drohnenrahmn als Fangwabe in die Mitte und entnimmt ihn nach der Verdeckelung.
Das ist wichtig, um möglichst viele Milben tatsächlich wegzufangen und den gesamten Befall so weit es geht nach unten zu drücken.
Diese Völker werden dann nur noch einmal bei Entnahme des Drohnenrahmen kontrolliert, ob so weit alles passt, und dann lässt man sie die restliche Saison bis nach der Linde in Ruhe. Nach der Linde dann erfolgt nur eine einmalige Behandlung mit dem Schwammtuch. Wenn sich dabei zeigt, dass doch noch viele Milben fallen, muss die Schwammtuchbehandlung wiederholt werden, aber i.d.R. sollte das nicht der Fall sein.
Die Brutwabenableger sollten mit jungen Königinnen bestückt werden (klassisches Verfahren – nach 7-9 Tagen Zellen brechen, Jungfer geben, 21 Tage nach Erstellung brutfrei behandeln) und dann im Laufe der Saison hoffentlich gute Jungvölker aufbauen, die dann im Herbst zur Umweiselung/Vereinigung mit Wirtschaftsvölkern dienen können.
Nach der TBE entsteht dann natürlich ein Loch, was die Bienenmasse betrifft, aber da wir zu dieser Zeit oftmals eh einen Rückgang in der Bruttätigkeit verzeichnen, erzwingen wir einen Brutstop zu einer Zeit, wo die Bienen eh Bock haben, neu anzufangen (aka: zu schwärmen), und so sollte dies zu einem Boost in der anschließenden Bruttätigkeit führen.
Was dabei natürlich im Blick behalten werden muss: Wenn die Tracht auf Null zurück fällt, wird nicht gebaut. Aber das ging bisher eigentlich immer.
Das ganze ist ein Experiment. Besagter Imker arbeitet nach Bretschko und mit Flachzargen, dadurch sind die Details hier und da etwas anders, aber im Wesentlichen geht es darum, zu einer Zeit, in der die Bienen eh die Brut verlassen und neu anfangen wollen, das ganze Umzudrehen: Die Bienen verlassen nicht mehr die Brut, sondern die Brut verlässt die Bienen. Danach haben sie 4-6 Wochen Zeit, wieder so weit zu erstarken, um Linde einzutragen, aber hier besteht tatsächlich noch eine Unsicherheit, ob das auch wirklich so klappt. Aber da dieses Jahr mein Fokus gerne auf der Zucht und weniger auf dem Honig liegen darf, nehme ich es notfalls hin, wenn die Sommerernte eher dünn ausfällt.
Wir werden sehen, ich werde berichten.
Ich glaube, ich verzichte…
dieses Jahr auf den Raps. Ich werde es mir vermutlich kneifen, den Raps anzuwandern. Ich habe das Gefühl, dass Raps den Bienen nicht gut tut. Ich kann das schwer in Worte fassen, aber selbst wenn man das Thema “Spritzen” mal völlig außen vor lässt: Es ist ein Zuviel von allem, wenn Bienen mitten im Raps stehen. Ich kann das nicht so richtig sachlich in Worte fassen, aber es fühlt sich so an, als wenn man einen Motor zu lange auf zu hohen Touren laufen lässt. Es verschleißt.
Daher denke ich, werde ich dieses Jahr mal testweise darauf verzichten, und schauen, ob das einen Unterschied macht.
Das Tolle an der Imkerei ist ja, dass jedes Jahr irgendwie anders ist und man immer noch an Details schrauben und neue Dinge ausprobieren kann. Dadurch wird es auch nicht langweilig.
In diesem Sinne – bis zum nächsten Mal, geneigter Leser.