Points of no Return in der Imkerei

Es gibt in der Imkerei meiner Ansicht nach Momente, da muss man sich entscheiden, ob man jetzt die Notbremse zieht, und die Anzahl der Völker beibehält, bzw. reduziert, oder ob man weiter wächst, aber dafür richtig Geld in die Hand nimmt, um die passende Technik zu kaufen.
Wenn man sich dafür entscheidet zu wachsen, dann kann man nicht im Kleinklein wachsen – sondern dann muss man gleich bis zur nächsten Stufe investieren.
Was das bedeutet, darum soll es im folgenden Artikel gehen.

15 Völker

Wenn man anfängt, hat man 2-8 Völker, eine 4 Waben Tangentialschleuder, ein Entdeckelungsgeschirr, eine Gabel, ein Doppelsieb und ein paar Eimer.

Damit kommt man gut hin: Bei 8 Völkern hat man vielleicht 16 bis 24 Honigräume, also etwa – wenn es richtig gut läuft mit der Tracht – so 250 Rähmchen, die geschleudert werden müssen.
Bei einer 4 Waben Tangentialschleuder heisst das, dass man jede Wabe beim Schleudervorgang zwei mal Wenden muss, also insgesamt rund 750 Wendungen zu machen sind. Außerdem muss man mit rund 62 Schleudergängen rechnen, um alle Waben zu ernten. Wenn man pro Schleudergang, inklusive Schleuder beladen, Schleudern, Wenden, Schleuder entladen, 10 Minuten rechnet, dann sind das 620 Minuten, oder etwa 10 Stunden, reine Schleuderzeit – ohne die Nebenarbeiten drumherum (Schleuder-Setup aufbauen, nach der Arbeit alles reinigen und wieder abbauen).

Bei 8 Völkern ist man bei einer guten Tracht mit allem Pipapo sicherlich gut einen ganzen Samstag und den halben Sonntag beschäftigt.

Und jetzt stelle man sich das gleiche Setup (4 Waben Schleuder) mit 15 Völkern vor.
Alleine die Schleuderzeit wird sich dann Richtung 20 Stunden bewegen, und sagen wir so: Wenn man das ein paar mal gemacht hat, beginnt man sich zu fragen, ob es nicht alternative Lösungen gibt, die einem das Ernten vereinfachen.

Und so kommt man schließlich drauf: Eine größere Schleuder wäre doch eine sinnvolle Investition!

Die Schleuder – der Weg in den finanziellen Ruin

Wenn man eine größere Schleuder hätte, dann wäre das Leben viel leichter.
Man würde viel mehr Rähmchen in einem Schleudergang schleudern können, kann würde ja nur noch einen Bruchteil der Zeit benötigen, wie mit der 4 Waben Schleuder.

Also begibt man sich auf die Suche nach der passenden Schleuder, und findet sehr schnell Selbstwendeschleudern.

Aber eine 6 Waben Selbstwendeschleuder für zweieinhalb, dreitausend Euro?
Wieso sind die denn so teuer? Ach ja, die haben ja die relativ aufwändige Wendemechanik verbaut!

Aber es gibt ja diese Radialschleudern – die sind viel günstiger, und die haben Platz für viel mehr Rähmchen!

Man entscheidet sich dann also vielleicht für eine Radialschleuder, denn eine 42 Waben Radialschleuder kostet immer noch 1k Euro weniger, als eine 6 Waben Selbstwendeschleuder… und hey: 42 (!) Waben!

Das erste, was man dann bei einer ernsten Recherche lernt: Wenn Radialschleuder, dann aber großer Kessel und Flachzargen im Honigraum.
DNM Waben neigen unter den Fliehkräften der Radialschleuder zu Wabenbruch, und man bekommt auch keine 42 DNM Waben in eine Radialschleuder, sondern vielleicht 28 oder so.

Weil der eigene Rücken DNM Honigräume mittlerweile sowieso doof findet, ist die Idee, dann gleich auch auf flache Honigräume zu wechseln, eigentlich gar nicht so verkehrt.

Aber das gibts halt nicht umsonst.

Wenn man erst mal die 42 Waben Radialschleuder stehen hat, und auch die dazugehörigen 20 Völker, und auch die passenden Honigräume, dann tun sich völlig neue interessante Herausforderungen auf, an die man vorher gar nicht gedacht hat.

Zum Beispiel hat man vorher gar nicht so genau nachgerechnet, wie viele Honigräume bei einem Flachzargenbetrieb mit 20 Wirtschaftsvölkern zusammen kommen (so etwa 80), und dass bei guter Tracht dann auch tatsächlich so 700 bis 750 schleuderbare Rähmchen zusammen kommen können.
Das sind dann bei der tollen Schleuder nur etwa 17 Schleudergänge, denkt man sich zunächst – was für ein Fortschritt! – bis man realisiert, dass man die ganzen Zargen ja auch in den Schleuderraum transportieren muss.

Gesegnet ist der, der einen Bus sein eigen nennt, und wenn man nicht in den Fahrzeugschein nach dem zulässigen Gesamtgewicht schaut, dann bekommt man auch mit rund zwei Touren alles zum Schleuderraum gekarrt.
Spannend wird dann, ob man im Scheuderraum genug Platz für alle Zargen findet, aber auch das wird man irgendwie hinbekommen.

Das Entdeckeln mit der Gabel ist immer noch sehr mühsam – und war vorher die Schleuder der Flaschenhals, so ist es jetzt mitunter die Entdeckelung. Die 42er Radialschleuder schleudert die 42 Rähmchen in rund 10 Minuten leer, aber man entdeckelt keine neue Fuhre mit 42 Rähmchen in der Zeit, geschweige denn, dass man den Platz hätte, diese zwischenzulagern.
Zumindest das Entdeckelungstempo kann man steigern, beispielsweise mit einem elektrisch beheizten Entdeckelungsmesser.

Jetzt lernt man aber ein völlig neues Problem kennen – wieder einmal:
Wenn man 42 Waben auf einmal schleudert, dann können da schon mal 50 KG Honig in einem Rutsch freigesetzt werden. Da macht das beste Doppelsieb relativ schnell schlapp.
Also braucht man dafür eine andere Lösung, etwas das mit dieser Menge mithalten kann.
Ein Siebkübel wäre eine mögliche Lösung.
Eine bezahlbare Lösung ist ein 50 KG Siebkübel. Das Problem mit diesem Teil: Es muss volllaufen, damit es funktioniert, aber dann wiegt es halt auch 50 KG, und man kann es nicht ablassen, weil es ja auf dem Boden unter der Schleuder steht. Zum Ablassen muss man es anheben, damit der untere Hahn geöffnet werden kann – und alleine ist das einfach unmöglich. Tja.

Man benötigt auch genug Platz für die vielen 25 KG Eimer, die man kurzfristig zur Hand haben muss, und da pro Schleudergang etwa anderthalb bis zwei Eimer gefüllt werden, muss man auch sehr viele Eimer, die allesamt schwer sind, irgendwie im Schleuderraum rum rangieren.
Bei einer Ernte von 20 Völkern, die gut und gerne 600 KG und mehr betragen kann, sind das 24 und mehr Eimer. Und zu allem Überfluss, muss man diese ganzen Eimer auch noch kurzfristig nach der Ernte abschäumen…

An diesem Punkt, wenn die Honigräume im Schleuderraum stehen, man mit der Gabel entdeckelt und die Eimer rumwuchtet, dann hat man schon diverse neue Flaschenhälse entdeckt.
Und eventuell ist man völlig entnervt, weil man zwar schneller voran kommt, aber immer noch viel langsamer als erhofft und die Arbeit immer noch hart, anstrengend und ermüdend ist.

Ein ganz neues Thema ist dann das Deckelwachs. Bei 20 Völkern kommt da bei einer Ernte wirklich ein ganze Menge zusammen. Erst recht, wenn man mit einem Entdeckelungsesser arbeitet. Irgendwo muss das Zeug auch hin, und so schaufelt man es aus der Not heraus in einen Honigeimer um, um Platz im Entdeckelungsgeschirr zu schaffen. Diese Eimer (es werden zwangsläufig mehrere) stellt man dann in irgendeine Ecke, wo man sie vergisst – bis man im Herbst wieder drüber stolpert, mittlerweile zu betonharten Honig-Wachs Klumpen versteinert.

Wenn es doch nur irgendein Stück Technik geben würde, was einem hier das Leben leichter macht! Und dann kommt man drauf: Der Deckelwachsschmelzer!
Noch ein Gerät! Noch mehr Edelstahl!

Dort das ganze Deckelwachs rein, Schmelzvorgang starten und 5 Stunden später den Honig, der im Wachs steckte ablassen und den Wachskuchen oben entnehmen!
Genial!
Gibt es leider auch nicht für lau.

Und da war ja noch das Problem mit den vielen Eimern im Honigraum, während der Ernte, wo Platz immer knapp ist.
Und dann alle einzeln abschäumen… 20 Eimer am nächsten Tag abzuschäumen, so viel Zeit hat man gar nicht, von der Lust mal ganz zu schweigen!

Ein Klärfass wäre toll. Ein großer Kessel, wo erst mal alles reingeht was aus der Schleuder kommt.
Da kann sich dann das restliche Wachs und die Luftbläschen oben sammeln, und man kann alles auf einmal abschäumen.
Das wäre ein echter Fortschritt!

Jedenfalls sieht man irgendwann ein, dass eine große Schleuder alleine kein Problem löst – man muss den ganzen Prozess optimieren: Vom Honigräume holen, dem Entdeckeln, schleudern, filtern, lagern, abschäumen, rühren und – vor allem -Honig verkaufen!

Es ist nämlich so, dass man die 600 KG Honig, die man geerntet hat, nicht mehr so schnell verkauft bekommt.
Früher, als man 8 Völker hatte, reichte manchmal ein einzelnes Hoffest, um die ganze Ernte zu verkaufen, und so hatte man vier Wochen nach der Ernte nur noch Restbestände.
Vorher war der Honig gefiltert, aber ungerührt ins Glas gewandert und unmittelbar verkauft worden.

Jetzt zieht sich das mit dem Verkauf – und während der Lagerbestand sich nur langsam leert, wird er im Eimer hart, womit abermals ein neues Problem um die Ecke geschlichen kommt: Wie bekommt man den festen Honig in den Eimern wieder flüssig?

Die Antwort ist ein Wärmeschrank. Den kann man sich für relativ wenig Geld selber bauen, wenn man einen leeren Kühlschrank und ein wenig Kram von Amazon kauft – Kostenpunkt mit gebrauchten Kühlschrank von Kleinanzeigen vielleicht 150-200€.

Das Problem ist jedoch, dass so ein Wärmeschrank den festen Honig zwar antaut, aber nicht wieder vollständig verflüssigt bekommt. So etwas geht nur mit einem Melitherm.

Man kann es an diesem Punkt drehen und wenden, wie man will, aber am Melitherm führt irgendwie dann auch kein Weg vorbei. Denn es führt kein Weg am Rühren vorbei, und damit man den Honig rühren kann, muss er flüssig sein.

Achso: Es führt deswegen kaum ein Weg am Rühren des Honigs vorbei, weil die Kunden sich das in der Regel wünschen. Also sie wünschen sich jetzt nicht ausdrücklich gerührten Honig, das nicht, aber sie wollen Honig in möglichst Nutella-ähnlicher Konsistenz.
Ein Honig, der langsam von unten nach oben durchkristallisiert, wie das beispielsweise bei einem unbearbeiteten Lindenhonig der Fall sein kann, kommt keim Kunden gar nicht gut an.
Was der Kunde letztlich möchte, ist einen Honig, der kontrolliert kristallisiert. Das weiß er zwar so genau nicht, aber das ist eben der Trick dahinter – der Honig muss gerührt werden.

Man kann die Eimer chargenweise per Hand rühren. Aber wenn man, so wie wir, Haustiere hat (Katzen, Hunde), dann kann man in der Regel nicht zu Hause rühren, weil das bei den umherfliegenden Tierhaaren ein Hygieneproblem ist.

Also muss man in der Imkerei, im Schleuderraum rühren. Jetzt ist es nur zeitlich weder machbar, noch vertretbar, zwei Mal am Tag in die Imkerei zu fahren und 5-10 Eimer Honig händisch durchzurühren, und so landet man sehr schnell bei einem Rührfass – einem Edelstahlkessel mit Motor und großem Rührflügel, der zeitgesteuert automatisch den Honig rühren kann.

Es gibt bei allem ein wiederkehrendes Problem: Der Honig muss immer wieder in unterschiedliche Höhen gebracht werden: Aus der Schleuder in den Eimer (Schwerkraft), aus dem Eimer ins Klärfass (Muskelkraft), aus dem Klärfass wieder in den Eimer (Schwerkraft), aus dem Eimer in den Melitherm (Muskelkraft), aus dem Melitherm ins Rührfass (Muskelkraft) und aus dem Rührfass in den Abfüllbehälter (Muskelkraft).

So ein Rührfass kann beispielsweise 140 KG fassen – das entspricht 5-6 25 KG Eimer.
Es ist mühsam, diese Eimer hintereinander in ein Rührfass zu kippen! Es ist erst recht mühsam, wenn man das Rührfass auf Tischhöhe stehen hat, damit daraus abfüllen kann.
Es ist erst recht mühsam, am Erntetag dutzende 25 KG Eimer in ein Klärfass umzufüllen, zumal man an dem Tag schon viele schwere Zargen geschleppt und gebuckelt hat.

Lande Rede, kurzer Sinn: Wenn man mit der Imkerei anfängt, und die ersten Male in Imkershops stöbert, stößt man vielleicht zufällig über ein Gerät, dass sich “Honigpumpe” nennt, und man denkt dann ganz verwundert: Wer braucht denn so einen Quatsch?
Nur wenige Jahre später weiß man dann, wer diesen Quatsch benötigt: Man selber!

Man will den Honig nicht ständig über Höhenunterschiede heben, auch nicht über kleine. Und so wird eine Pumpe zu einer sehr sinnvollen Investition.

Aber wenn es doch so einfach wäre! Für eine Pumpe braucht man an den Edelstahlbehältern, aus denen man etwas abpumpen will, vernünftige, passende Ventile. Hier gibt es derer viele auf dem Markt, und so muss man sich für etwas entscheiden.
Und ach – es ist gar nicht so leicht, für die unterschiedlichen Behältnisse, die man in den Jahren zuvor angeschafft hat, als man noch nichts über Pumpen und Ventile wusste, passende Ventile zu finden, denn es gibt eine unendliche Fülle an Gewindetypen, die in der Imkerei zu finden sind – wenn denn ein Gewinde am Edelstahlbehälter vorhanden ist.

Was man noch hinbekommt, so wie vor dem Point of no Return, ist das Abfüllen mit dem guten alten Abfüllbehälter mit seinem Quetschhahn. Aber während man abfüllt, liebäugelt man in Gedanken schon längst mit einer Abfüllmaschine…

Wie war es früher? Wie ist es jetzt?

Am Anfang lief es so: Man holte seine 10 Honigräume, entdeckelte Stück für Stück seine 100 Rähmchen, schleuderte entspannt in seiner 4 Waben Schleuder seine 100 KG Honig, die man dann auf vier Eimer aufteilte, einmal abschäumte und von der Oma die Woche drauf ins Glas abfüllen ließ. Nicht mal das Doppelsieb war ein Problem. Und dann kam das Sommerfest in der Kleingartenkolonie, und schon war der Großteil des Honigs verkauft. Was dann noch übrig war, wurde an Kollegen und Freunde abgegeben und im September war das Thema Honig mehr oder weniger bis zum nächsten Frühjahr erledigt.

Irgendwann läuft es dann aber ganz anders: Es passen nicht mehr alle Honigräume auf einmal ins Auto, der Rücken findet das Schleppen derselbigen irgendwann auch als sehr anstrengend, im Schleuderraum wird der Platz eng, und beim Entdeckeln ist jetzt Geschwindigkeit gefragt.
Also schafft man sich einen Hänger an, für den Rücken einen Kaptarlift und zum Entdeckeln ein Speedking Entdeckelungsmesser.
Damit das gut funktioniert, lässt man die Bienen in den Honigräumen Dickwaben bauen, und weil jetzt viel Deckelwachs anfällt, in dem außerdem noch viel Honig steckt, braucht man einen Deckelwachsschmelzer, am Besten gleich mit Dorn, um über ihn zu entdeckeln.

Der Honig läuft bei Schleudern in einen Siebkübel, von dort gefiltert in einen Eimer, der – je nach Füllstand – automatisch von der Honigpumpe leer gepumpt wird, hinein in ein Klärfass.

Am Ende des Tages wird der Deckelwachsschmelzer angeworfen, sowie die Heizung vom Klärfass.
Am nächsten Tag wird der Honig aus dem Deckelwachsschmelzer abgelassen – aus 30 KG Mischung lassen sich wohl bis zu 25 KG Honig heraustrennen, und das Klärfass wird abgeschäumt.
Jetzt kann der Honig auf Eimer gezogen oder aber ein Teil ins Rührwerk umgepumpt werden, damit man den ungeduldigen Kunden schon mal eine erste Charge fertig machen kann.

Später, im Herbst, holt man den Honig aus dem Lager, taut ihn im Wärmeschrank an und schickt ihn dann durch den Melitherm, damit er wieder gerührt werden kann.
Impfhonig rein, 2-3 Tage rühren lassen und dann, wieder mittels Pumpe, in den Abfüllbehälter umpumpen, damit er von dort ins Glas wandert.

Wo man eigentlich nur eine größere Schleuder wollte, weil das viele Wenden so anstrengend war, steht man plötzlich da mit: Der großen Schleuder, einen Siebkübel, einem Entdeckelungsmesser, Flachzargen, einer Pumpe, einem Klärfass und einem Rührfass, plus dem Wärmeschrank und Melitherm.

So hatte man das alles nicht geplant- so hatte man das alles gar nicht vorhersehen können… Irgendwann hatte es ihn unterwegs gegeben: Den Point of no Return!

The Point Of No Return

Am Anfang meiner jungen Imkerlaufbahn waren wir mit meinem Verein bei einem Nebenerwerbsimker im Brandenburgischen. Es war ein lauer Sommernachmittag, es gab Kaffee und Kuchen und man tauschte sich aus – der Kollege zeigte uns seine Völker und schließlich auch seinen Schleuderraum.

In diesem Schleuderraum war alles vorhanden, was ich mir damals auch nur vorstellen konnte, inklusive großer Schleuder, Deckelwachsschmelzer und, und und.

Dieser Nebenerwerbsimker hatte 40 Völker, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendwer so viele Völker würde haben wollen oder können, es sei denn, er sein ein richtig krasser Profi.
Im Gespräch mit ihm, erzählte er irgendwann eine kleine Begebenheit, eine kleine Anekdote mit einem Erwerbsimker.
Der Erwerbsimker, sein Freund, hatte für die Anzahl der Völker nur milden Spott übrig: “40 Völker? Das ergibt überhaupt keinen Sinn! Bei 40 Völker brauchst du die gleiche Technik, wie bei 100 Völkern, nur dass du nicht so viel Geld verdienen kannst! Das ist wirtschaftlicher Unsinn!”

Daran musste ich in letzter Zeit oft denken.
Es gibt diesen Punkt, an dem man sich entscheiden muss, ob man seine Imkerei jetzt exakt so lässt, wie sie ist. Wenn ja, dann hat man seine Größe, seine Grenzen gefunden.
Wenn man aber diesen Punkt überschreitet, dann muss man bis zur nächsten möglichen Größenordnung skalieren – dann aber durch die ganze Produktionskette.

So habe ich die oben genannte kleine Anekdote für mich interpretiert.
Meine aktuellen Investitionen gelten also dem Ziel, meinen “Betrieb” so weit fit zu machen, dass er mit meinen persönlichen Zielen mithalten kann – die Investitionen dienen einer langfristigen Strategie.

Manches davon wird nicht auf Anhieb klappen, bestimmte Erfahrungen müssen erst gesammelt und in Optimierungen umgemünzt werden, aber da ich nicht auf der grünen Wiese anfangen musste, und es Leute gibt, die gerne und ausgiebig über eigene Erfahrungen berichten, konnte ich mir viel abschauen.

Ich bin hinreichend optimistisch, was die neue Saison betrifft, und auch schon hinreichend gespannt, was alles nicht funktionieren wird.

Der nächste Point Of No Return liegt jetzt jedenfalls ein klein wenig in der Zukunft… November oder so.

2020.20 – Honig machen, Zuchtplanung, Internet leer kaufen

Honig machen

Honig schön machen – wäre eine passendere Bezeichnung.
Der neue Honigrührer im Team mit dem Melitherm machen einen prima Job. Die Linde, die erstaunlicherweise dieses Jahr im Eimer fest geworden ist, wird erst im Wärmeschrank angetaut, anschließend in den Melitherm gegeben, um dadurch praktisch auf Anfang zurückgesetzt zu werden, um dann im Rührwerk – dezent mit 2-3 KG Raps angeimpft, binnen drei Tage feinsteif gerührt zu werden. Anschließend noch abfüllen und etikettieren, und schon ist der Honig verkaufsfertig.

Ich mache jetzt 140KG Chargen, anders lohnt sich der Aufwand nicht, und so habe ich aktuell eine Charge mit rund 250 Gläser fertig, die jetzt in den Verkauf gehen. Insgesamt nicht viel, aber im Vergleich zu den Vorjahren wächst der Honigdurchsatz und -umsatz stetig.

Der Honigrührer macht bei der Konsistenz des Honigs einen echten Unterschied. Es ist jetzt das erste Mal passiert, dass Kunden mich direkt anrufen, um sich Honig zu sichern, bevor er alle sein könnte, weil er ihnen so gut geschmeckt hat.
Ein Renner dabei ist Rapshonig, wobei ich denke, dass jetzt der Lindenhonig mittelfristig noch besser ankommen sollte – er hat einfach den aufregenderen, feineren Geschmack.

Zuchtplanung

“Zucht ist Töchter beurteilen”, habe ich neulich von Peter Little gelesen, einem englischen Imker, der eine alte Belegstelle von Bruder Adam in Dartmoore betreibt.

Er spielt damit auf die Erbfestigkeit an, die eine Zuchtmutter unter Beweis stellen muss, indem ihre Töchter standbegattet und dann geprüft werden. Zeigen diese Töchter dann zuverlässig ausreichend positive Eigenschaften der Mutter?

Und so ist ein Schwerpunkt der Planung für die Zucht kommendes Jahr, Leute zu finden, die bereit sind, unbegattete Töchter meiner potentiellen Zuchtmütter zu testen. Das ist gar nicht so einfach, und alleine habe ich nicht genug Völker, alles selbst zu testen.

Jetzt vernetzt man sich also über Jahre mit anderen Imkern, und wenn man dann fragt, ob sie Königinnen für einen Selbstkostenpreis nehmen und testen würden, dann ist die Reaktion bisher eher verhalten.
Ich denke, ursächlich dafür ist, dass die wenigsten Imker mit zwei bis sechs Völkern sich bewusst machen, welchen Unterschied Königinnen machen, die züchterisch bearbeitet worden sind – und genau das ist mein Netzwerk: Die Kleinstimker mit wenigen Völkern im eigenen Garten.

Um möglichst viel selbst testen zu können, erhöhe ich noch meinen Bestand an Mini Plus Einheiten. Wenn ich es leisten kann, will ich mit 35 Einheiten arbeiten, sodass ich beispielsweise drei Zuchtmütter à 10 Töchter testen und vergleichen kann.
Das ist nicht die Welt, aber besser als nichts.

Diese drei Zuchtmütter werde ich versuchen bis Mai aus einem Bestand von rund 15-20 Kandidatinnen auszuwählen, indem ich Auswinterung, Milbenbefall, Sanftmut und auch den Honigertrag im Raps und der Obstblüte berücksichtige – plus eine Priese rein subjektiver Wahrnehmung und eigenem Gusto. Damit da aber etwas miteinander zu vergleichen ist, soll im Frühjahr, also im März, ausgeglichen werden – damit alle Königinnen etwa einen gleichen Start in die neue Saison haben.

Sollte sich dann ein klares Bild über ein bis zwei Zuchtmütter ergeben, welches überzeugt, dann sollen weitere Töchter zu einer passenden Belegstelle gekarrt werden, um der Reinzucht Vorschub zu leisten um ggf. Merkmale zu verfestigen. Aber dazu brauche ich dann definitiv Beratung durch den Zuchtverband, um die passende Anpaarung zu finden.

Das ganze Internet leerkaufen

Meine Bestellungen haben dieses Jahr einen Umfang – da kommt nicht mehr die Post, da kommt eine Spedition.

Insbesondere die Edelstahlhardware plus die Umstellung auf Dadant brauchen Platz und Geld.
Die letzte Saison hat mir deutlich gezeigt, wo im Betriebsablauf die Engpässe sind, und so ich nur reagieren und nicht mehr agieren kann.
Deswegen kommen so Dinge ins Haus wie ein Deckelwachsschmelzer oder eine Honigpumpe. Auch ein Klärfass ist dabei und nicht zuletzt ein Beutenheber. Die meisten Anschaffung drehen sich dabei um Hebetechnik, bzw. das Vermeiden vom Heben von Dingen.

Ein Deckelwachsschmelzer ist eine Investition, die sich im Grunde recht schnell amortisiert: Aus 30 KG Deckelwachs-Honigmischung lassen sich 25 KG Honig und 5 KG Wachs ausschmelzen. Bisher wandert dieser Honig bei mir in den Abfluss, nachdem das Wachs ausgeschmolzen wurde. So hingegen kann dann der Honig ins Glas gehen, und das Wachs zum Umarbeiter.

Das Klärfass soll den Flaschenhals beim Schleudern lösen, der entsteht, wenn der Honig nach der Schleuder nicht schnell genug weg kann. Doppelsiebe waren schon dieses Jahr keine Lösung, und wenn man die Eimer ungefiltert wegstellt, dann hat man später recht viel Aufwand, alle einzeln abzuschäumen, bzw. zu filtern.
Einfacher wird es werden, wenn der Honig sich in einem Klärfass absetzen kann, um dann einmal abgeschäumt und in Eimer, jetzt vorgeklärt durch bspw. ein Doppelsieb, abgelassen zu werden.

Eine Honigpumpe fand ich immer unnütz – bis ich dieses Jahr Honigmengen von einem Gerät ins andere bewegen musste, bei denen der Rücken irgendwann weh tut.
Wenn man einen Melitherm vor das Rührfass schaltet, dann muss der Honig aus dem Auffangbehälter des Melitherm (in meinem Fall ein 50 KG Abfüllkübel) ins Rührfass.
Jetzt kann man entweder alles portionsweise in einem Eimer ablassen und umschütten, oder man pump einfach um.
Ich bin so weit, dass ich umpumpen möchte.

Ein Beutenheber hat nur einen Zweck: Meinen Rücken vor irreparablen Schäden beim Wandern zu schützen. Ja, das Teil kostet 1000 EUR, aber mein Rücken, einmal kaputt, ist in Geld nicht aufzuwiegen. Insofern ist das ein lohnende Investition – und wandern muss ich, eine Standimkerei macht für mich keinen Sinn.

Dann brauche ich noch Ablegerkästen für Dadant und viele Honigräume plus Rähmchen für alles. Weil ich jetzt nicht mehr alles scheibchenweise kaufe, sondern gelernt habe, dass man am Besten alles auf einmal shoppt, muss dann eben eine Spedition kommen, weil da einfach größere Volumina verschickt werden.

Ich hätte mir nie vorstellen können, dass die Imkerei mal so aus dem Ruder läuft.
Vieles von dem, was ich heute als zwingend notwendig erachte, um alles am laufen zu halten, schien mir anfangs völlig übertrieben. Mittlerweile haben sich meine Maßstäbe allerdings völlig verschoben…

2020.17 – So langsam Zielgrade

Langsam läuft wieder alles zusammen:
Die Völker sind eingefüttert, die Ableger zusammengefasst, zu schwache oder kranke Völker vereinigt oder aufgelöst und die Mini Plus größtenteils zusammengefasst.

Hier und da habe ich noch etwas Futter nachgereicht, teilweise sind die Futterzargen schon runter, Umweiseln ist durch und die Windeln bei einigen auch schon wieder raus.

Kurzfristig steht noch an, zwei Völker zu vereinigen, alle Futterzargen abzuräumen, überall die Windeln rauszuziehen, Mäusegitter zu stecken und hier und da den einen oder anderen Bayvarol Streifen zu entfernen. Außerdem muss ich bei den zuletzt umgeweiselten Einheiten noch prüfen, ob alles glatt gegangen ist.

Und dann beginnt die Wintersaison.

Wintersaison

Keine Zeit für Langeweile:
Ich muss immer noch viel am neuen Bienenhaus machen – umbauen, reparieren, einrichten. Der alte Standort ist fast leer gezogen, aber da muss dann vor Übergabe auch noch geputzt werden.

Es ist noch etlicher Krempel zum Wertstoffhof zu fahren, die ganze Imkerhardware, die über die Saison so im Einsatz war, muss gereinigt, teilweise repariert, nachgestrichen und auch desinfiziert werden. Außerdem muss noch Wachs eingeschmolzen, geklärt und schließlich zur Umarbeitung gebracht werden. Rähmchen müssen ausgekocht und gereinigt werden, um dann neue Mittelwände zu erhalten.

Außerdem will ich den Schleuderraum auf Vordermann bringen: Andere Deckenlampen, etwas Hebetechnik einbauen, Böcke für Klärfass und Rührwerk bauen, eventuell das Waschbecken gegen etwas aus Edelstahl tauschen, eventuell den Fußboden neu machen.

Im Bienenhaus selbst müssen die alten Hinterbehandlungsbeuten raus, die dann offene Wand teilweise verschlossen werden, und dann noch ein paar Ablagen geschaffen werden, damit das Haus dann ab dem Frühjahr meine Ableger aufnehmen kann.

Insgesamt haben wir aber schon eine ganze Menge geschafft.
Unter anderem habe ich schon ein paar hundert Rähmchen ausgeschmolzen und die größte Wachsmottenzucht der Welt aufgelöst. Einiges an Sperrmüll ist auch schon weg und der Lagerraum ist jetzt auch tatsächlich Lagerraum und mittlerweile fühlt sich alles noch etwas mehr nach “meins” an.

Es ist noch eine Menge Arbeit voraus, aber es ist auch schon eine Menge Arbeit erledigt, und langsam bekommt alles ein Gesicht.

Honig abfüllen

Habe ich oben noch nicht erwähnt: Es ist noch etliches an Honig abzufüllen.
Um mir das Leben zu erleichtern, ist ein Melitherm als neuestes Hilfsmittel dazu gekommen. Allerdings ist ziemlich viel dann mit der Hand zu rühren und ich schwanke immer, ob ich jetzt schon das Geld für ein Rührwerk in die Hand nehme oder nicht.

Das Problem ist, dass ich noch keine Vermarktungskanäle habe, die es dauerhaft als sicher erscheinen lassen, so eine Tonne Honig zuverlässig an den Mann und die Frau zu bringen. Insofern stellt sich die Frage, wie viel Geld ich von jetzt auf gleich in die Honigbearbeitung stecke. Aber diese ganzen Eimer manuell nach dem Melitherm auch noch zu rühren, am besten jeden Tag zwei mal – so viel Zeit habe ich gar nicht.

Aber wenn man mit einem Rührwerk anfängt, dann kommen die nächsten Fragen von ganz alleine: Wie bekomme ich die 100+ KG Honig aus dem Rührwerk wieder hinaus? Damit ich das Rührwerk einfach befüllen kann, steht es ja eher tiefer, in Bodennähe. Aber daraus kann ich dann schlecht abfüllen – ich kann mich ja schlecht dazu auf den Boden setzen.
Also denkt man zwangsweise über eine Honigpumpe nach.

(Die gleichen Überlegungen kommen übrigens, wenn man über ein Klärfass nachdenkt)

Der Kompromiss, auf welchen ich jetzt gekommen bin: Einen Bock bauen, der so hoch ist, dass ein 25 KG Eimer unter den Auslass eines Rührwerkes und eines Klärfasses passt.
Dann kann ich in einen Eimer ablassen und dann in einen Abfüller umkippen.

Insgesamt mag der geneigte Langzeitleser mir folgen, wenn ich sage, die ganze Imkerei ist ganz schön aus dem Ruder gelaufen.

Hebe- und Transporttechnik

Das ist auch so ein Thema, welches sich im Laufe des Jahres immer mehr aufgedrängt hat – die Hebe- und Transporttechnik.

Ich kann nicht dauerhaft die Beuten zum Auto schleppen. Das macht mein Rücken irgendwann nicht mehr mit. Das Zeug wiegt mitunter ziemlich viel, ist unhandlich und muss teilweise über 30 Meter weit geschleppt werden, und dann gleich im Dutzend.

Ich liebäugle daher im Moment mit einem Kaptarlift. Der wäre theoretisch auch eine Hilfe bei Durchsichten, wenn man die Honigräume runter machen muss (runter geht ja meistens noch – aber rauf…) Gerade bei den Massentrachten, wie Linde, wenn man vier, fünf Honigräume heben muss, habe ich mir dieses Jahr oft mechanische Hilfe gewünscht.

Das gleiche gilt für den Schleuderraum.
Ich kann zum Beispiel den Motor der Schleuder nicht alleine runterheben. Der ist einfach zu schwer.
Oder der Siebkübel – wenn der voll ist, wiegt der rund 50 KG. Um den abzulassen, muss ich ihn hochstellen. Das bekomme ich alleine nicht hin, gar nicht zu sprechen von einem Klärfass oder einem Rührwerk.

Ich denke daher gerade drüber nach, im Schleuderraum eine kleine elektrische Seilwinde samt Schwenkarm einzubauen. Kostet nicht viel, aber kann dem Rücken sehr viel Last abnehmen und Flexibilität schaffen.

Letztes Thema, Transporttechnik:
Ich bekomme in meinen Bus 6 Beuten. Das ist schon echt OK. Aber da ich Stände gerne mit 10+ Völkern anwandere (soll sich ja lohnen), muss ich immer mehr als einmal fahren.
Von daher sieht es ganz so aus, als wenn ein Anhänger eine sinnvolle Investition sein kann, zumal Imkerei immer nicht viel mehr ist, als ein Logistikunternehmen mit ein paar Insekten dabei. Ein Hänger würde sich auch ganz wunderbar mit dem Kaptarlift ergänzen.

Ich darf das alles gar nicht durchrechnen….

2020.8 Hochsaison

Die letzten Tage waren vollgepackt mit Arbeit, daher auch die Verzögerung bei den Postings.

Wir sind immer noch damit beschäftigt, die Wohnung meiner Mutter aufzulösen, während die Bienensaison auf Hochtouren läuft. Zwischendurch haben wir den Raps und die Obstblüte geschleudert und ein Teil der Völker aus dem Rap zurück gewandert.
Außerdem ist eine weitere Serie mit Königinnen in der Mache, diesmal Töchter von einer gekörten Carnica Zuchtmutter.

Raps – naja…

Der Rapsertrag blieb hinter meinen Erwartungen zurück. Hatte ich im Vorfeld gehofft, 15-20 KG Raps pro Volk zu ernten, so waren es am Ende nicht einmal 10 KG und Volk. Allerdings hat sich hier auch eine alte Imkerweisheit bewahrheitet: Wandere nur mit den stärksten Völkern!

Ich hatte alle Monitoring-Völker mitgenommen, egal wie stark oder schwach diese aus dem Winter gekommen waren. Und tatsächlich haben die Stärksten auch einen Ertrag um 15 KG eingesammelt, während der Schnitt dann von den Schwächsten nach unten gezogen wurde (manche haben gerade mal einen halben Honigraum mit Mühe voll bekommen).

Neue Schleudertechnik

Mit dem Raps- und der Obstblütenhonig wurde dann auch das erste Mal die große Radialschleuder eingesetzt.

Das Schleudern von Flachzargen in einer großen Radialschleuder ist ein Traum. Mit 42 Rähmchen beladen schickt man 3 1/2 Zargen in einem Rutsch durch das System, womit sich richtig gut Strecke machen lässt.

Ergänzend hatten wir einen Siebkübel beschafft, um die Menge an Honig, die mit einem Durchgang fällig wird, auch schnell weg zubekommen. Dabei ist uns schnell aufgefallen, dass der untergestellte Kübel sehr schnell so schwer wird, dass man ihn am Ende kaum heben kann, um ihn leerlaufen zu lassen. Also wurde die Taktik kurzfristig geändert: Der Siebkübel wurde aufgebockt, dass ein 25 KG Eimer drunter passte, und unter die Schleuder wurde ein weiterer 25 KG Eimer gestellt, ohne jedes Sieb.
War der Eimer unter der Schleuder voll, wurde er in den Siebkübel umgefüllt. Die Siebe im Kübel verstopften nicht, und so lief der Honig relativ schnell und gut vorgefiltert in den finalen Eimer.
Auf diese Weise entstand nirgends ein wirklicher Engpass, wenn es darum ging, den Honig aus der Schleuder gesiebt in einen Eimer zu bekommen.
Der Engpass war die Entdeckelungsgeschwindigkeit und die Aufbewahrungsmöglichkeiten für entdeckelte Rähmchen. Hier gibt es noch Verbesserungsbedarf.

Ein Problem bei der Schleuderung sind ganze DNM Rähmchen. Diese kann man nicht mit dem automatischen Schleuderprogramm durchlaufen lassen – die Gefahr von Wabenbruch ist zu groß.
Stattdessen muss man mit viel Gefühl und Geduld manuell langsam die Drehzahl der Schleuder erhöhen. Dann bekommt man die Waben auch durch, ohne das es Wabenbruch gibt. Ich muss aber an dieser Stelle darauf hinweisen, dass mein Schleuderkessel einen Durchmesser von 90 cm hat. Bei kleineren Radialschleudern macht es meines Erachtens keinen Sinn, große Waben reinzustecken.

Ansonsten: Wir haben den Schleuderraum auf bis zu 35 Grad aufgeheizt. Der Rapshonig ließ sich so völlig unproblematisch verarbeiten, auch wenn uns mitunter recht warm war.

Zu guter Letzt: Wir haben etwas weiter außerhalb ein Grundstück gefunden, welches es uns erlaubt, die Imkerei langfristiger und größer zu planen, als das bisher der Fall war. Wir sind gespannt, wie sich das alles in den kommenden Jahren entwickeln wird. Aber der Weg zur Nebenerwerbsimkerei ist eingeschlagen.

Bernhard Heuvel und sein Artikel in “Bienen und Natur” 04/2019

Bernhard Heuvel hat in der letzten “Bienen und Natur” (April 2019) in seinen Monatsbetrachtungen etwas Interessantes geschrieben:
Er öffnet seine Völker nur zwischen den Trachten, um nach Schwarmzellen zu schauen – bei ihm also im Schnitt alle 20 Tage.

Damit das funktioniert, schneidet er den Königinnen einen Teil des Deckflügels ab. Damit können sie nicht schwärmen, weil sie nicht mehr fliegen können. Sein Grundsatz dabei:
Das eine Individuum (die Weisel) wird in seinen Eigenschaften eingeschränkt, damit die vielen Individuen (der Bien in seiner Gesamtheit) daraus einen Nutzen ziehen können, nämlich: Nur noch seltene Eingriffe des Imkers in das Volk.
Bernhard Heuvel schreibt: Jede Öffnung der Beute zu einer Kontrolle bringt das Volk so sehr durcheinander, dass ein ganzer Tag Honigertrag verloren geht.

Hier werden zwei interessante Tierethische Aspekte gegeneinander abgewogen: Die Unversehrtheit der Königin einerseits gegen die Störung des gesamten Volkes durch den Imker andererseits. Ob Bernhards Ergebnis richtig ist, weiss ich nicht. Ich habe auch noch nie irgendwo gelesen, dass eine Öffnung des Kastens dazu führt, dass die Bienen an diesem Tag keinen Honig eintragen.
Aber ich finde die Fragestellung interessant, und ich denke, ich habe die technischen Möglichkeiten, dies zu verifizieren.

Mit den Stockwaagen bin ich in der Lage, etwaige Gewichtsschwankungen nach Eingriffen zu messen. Da ich auch über Temperatursensoren verfüge, kann ich auch messen, ob und wie sich die Brutnesttemperatur nach einem Eingriff verändert, und wie lange Änderungen andauern, bis die Ursprungswerte wieder erreicht worden sind.

Es ist ein altes Narrativ in der Imkerei: Jedes Öffnen der Beute führt zu einer tagelang anhaltenen Temperaturstörung in der Beute.
Ich denke, das muss sich doch relativ einfach überprüfen lassen

Das ganze Internet leer kaufen!

Es musste sein: Es gab noch so viele Dinge, die für die kommende Saison benötigt werden, dass ich jetzt alles auf einmal zusammenge- und am Ende auch -bestellt habe.

Es gibt unterschiedliche Projekte, welche Material benötigen.
So will ich dieses Jahr 15 Königinnen bestellen und bei mir am Stand begatten lassen. Für jede benötige ich eine Begattungseinheit. Weil ich nicht ein weiteres Standmaß vorhalten will (also neben DNM und Dadant jetzt auch noch Mini+), und die Königinnen nach einer Begattung auch noch eine Weile in ihren Ablegern schaffen sollen (Vorprüfung und so), kommen auch kein Apideas in Frage, zumal ich einen Teil der Ableger auch als Erstz überwintern möchte. Also musste ich eine größere Anzahl Ablegerkästen ordern.
Hier habe ich mich für die Frankenbeuten-Ableger entschieden. Diese sind aus Styrodur, dank Zargen modular erweiterbar, vergleichsweise schmal, haben ein Metall-Varroagitter und einen Bodenschieber, Mäusegitter gibt es auch dazu und mit einem Erhöhungsring kann man von DNM auf DNM 1,5 erweitern. Anders ausgedrückt: Das System ist maximal flexibel, um damit überwintern zu können und meine Umstellung auf DNM 1,5 zu begleiten. Und um all die Ablegerkästen mit Rähmchen samt Mittelwänden auffüllen zu können, wenn denn die Kö’s erfolgreich am Legen sind, braucht es auch entsprechend Holz und Wachs.

Außerdem brauche ich noch diverse DNM 1,5 Brutraumzargen.
Alles, was jetzt noch auf DNM fährt, soll im Sommer im Rahmen der TBE auf DNM 1,5 umgestellt werden. Dazu benötigt werden noch entsprechende Rähmchen, Mittelwände und Polsternägel. Außerdem müssen noch Böden und Deckel für das Mehr an Brutsammlern her, die mit der TBE entstehen. Diese gehen dann zwar nach einer hoffentlich erfolgreichen Überwinterung in 2021 in der Verkauf, aber trotzdem muss ja erst mal was da sein.

Bienenfluchten und Absperrgitter. Mein Völkerbestand hat sich ja etwas vergrößert, im Vergleich zum Vorjahr, und so muss auch der ganze Kleinkram beschafft werden. Absperrgitter sind in meiner Betriebsweise obligatorisch und Bienenfluchten machen das Leben signifikant leichter, wenn es an die Ernte geht.

Meine Dadantbeutenbestellung bei der Bergwiesenimkerei ist dort noch in Arbeit. Aber die Dadant Brutraumrähmchen wollten schon mal geordert werden. Ebenfalls habe ich mir bei Icko die dazugehörigen geraden Deckel bestellt, sowie die von mir bevorzugten Nicot-Futterzargen.

Und dann, als kleiner Bonus: Einen Wachsschmelztrichter. Meine bisherige Konstruktion konnte nur 8 Rähmchen pro Schmelzdurchgang schaffen, und bei meiner jetzigen Betriebsgröße wird man da einfach nicht fertig. Ein Zargenturm mit Waben, welche eingeschmolzen werden, verspricht da eine immense Zeitersparnis.

Wenn denn der ganze Spaß eintrifft, muss ich ein paar hundert Rähmchen mit Polsternägel bestücken, und wenn ich ehrlich bin, weiss ich jetzt schon, dass dies eher zu den ungeliebten Arbeiten in der Imkerei gehört.

Hingegen die ganzen Zargen zu streichen, mache ich an einem schönen Frühlingstag eigentlich ganz gerne. Diese Arbeit ist auch mit weniger Lärm verbunden, als die Polsternägel reinzukloppen 😉

Böden zu und neues “Stockkarten”-System

Jetzt, wo die Tage wieder deutlich länger werden und die Bienen das Brutgeschäft langsam wieder aufnehmen, habe ich die Böden der Beute mit dem Varroaschieber verschlossen.

Diese Vorgehensweise ist umstritten, was ihre Wirksamkeit und ihren Nutzen betrifft, aber mir erscheint es zumindest unschädlich, die Bienen etwas bei der Wärmeregulierung zu unterstützen. Ausserdem kann ich so in einigen Tagen den natürlichen Varroafall kontrollieren, ebenso wie den Sitz der Wintertraube.

Ansonsten versuche ich mich an einem etwas anderen System der Dokumentation, nämlich dem System “Panzertape”.

Bisher habe ich die Stockkarten traditionell auf Papier geführt, gesammelt in einem Ordner, nach Beutennummern getrennt. Das Problem:

  • Man vergisst den Ordner zu Hause,
  • man fährt vom Büro aus direkt zu den Bienen, hat den Ordner aber zu Hause,
  • wenn es windig ist, werden ständig die Seiten umgeweht,
  • die Propolis-verklebten Finger hinterlassen unschöne Flecken auf den Blättern,
  • wenn es mal etwas regnet oder nieselt, weichen die Seiten auf,
  • man blättert zu hektisch und reisst versehentlich eine Stockkarte raus…

Stockkarten sind toll, ich nutze sie regelmäßig, um den Zustand und die Entwicklung eines Volkes noch einmal nachzuvollziehen, insbesondere dann, bevor ich es für eine Durchsicht öffne. Aber aus den o.g. Gründen sind Papier-Stockkarten auch manchmal nervig.

Ich versuch daher einen neuen Ansatz: Panzertape und Edding.
Man klebt einen Streifen Tape auf den Deckel und schreibt dort die Notizen mit einem Edding rauf. Wenn der Streifen voll ist, klebt man einfach einen Streifen daneben. Irgendwann man den ersten Streifen auch wieder entfernen und stattdessen einen neuen, blanken Streifen anbringen. Man benötigt nur einen Edding, und den kann man in der Hosentasche griffbereit halten.

Bei zwei bis vier Völkern ist das alles unerheblich – da hat man genug Zeit für jeden Schnickschnack. Aber wenn ich mich dieses Jahr der 20-Völkergrenze nähere, dann muss man sich doch schon mal sehr konkrete Gedanken um das Zeitmanagement machen. Und ich hoffe, dass dieses System mir den Workflow etwas erleichtert.

Warten wir’s ab.