„Das ist gar nicht so viel!“, sagte ein mir weitläufig bekannter Hobbyimker: „Vielleicht so 1000€, alles in allem“
Oh Gott, wie falsch sollte er liegen!
Es kommt natürlich immer darauf an, wo man hin will: Wie viele Völker möchte man haben, wie möchte man den Honig ernten, wie soll das Varroamanagement aussehen, sollen die Bienen nur im Garten stehen oder wandern etc. pp. ?!
Da gibt es viele Abhängigkeiten, aber wie man es auch dreht und wendet: Es wird immer mehr Geld, als anfänglich geplant.
Es gibt ein paar Kosten, die sind offensichtlich: Man benötigt Beuten (mindestens 2, denn mit einem Volk sollte man gar nicht erst anfangen), in die Beuten müssen Rähmchen und in die Rähmchen Mittelwände. Und schon ist man 400,- EUR für zwei Beuten los. Dazu braucht man aber aber auch noch Stockmeissel, Smoker, eine Imkerjacke mit Schleier und am Besten noch eine kleine Kiste, oder einen Werkzeugkoffer, wo man seinen ganzen Plunder unterbringen kann. Dann ist man schon mal bei 500,- EUR.
Jetzt gilt es noch, gegen die Varroa behandeln zu können und da bietet sich ein Nassenheider Verdunster an. Sind dann mit Ameisensäure noch einmal rund 40,- EUR, und weil wir ja im Spätsommer die Bienen noch füttern wollen, sind zwei Futterzargen auch nicht verkehrt. Sind wir bei mehr oder weniger 600,- EUR.
Ach ja, die Bienen! Die brauchen wir ja auch noch! Bei zwei vernünftigen, letztjährigen Ablegern, sind das bei zwei Völker rund 250,- EUR. Wir nähern uns also jetzt schon langsam dem Point of no Return – 850,- € stehen auf der Uhr.
Was einem auch keiner vorher sagt: Mittelwände muss man einlöten. Hat man nicht zufällig ein altes, passendes Netzteil zur Hand, kauft man sich einen Einlöttrafo (80,- €), und ein Drahtspanner, um den Rähmchendraht nachspannen zu können. Und dann benötigt man für seine Beute ja auch noch Beutenfarbe, weil so eine Beute gänzlich unbehandelt geliefert wird.
Somit sind wir schon bei knapp 1000,- EUR.
Zum Herbst hin müssen die Viecher aber noch gefüttert werden – wozu haben wir schließlich diese geilen Futterzargen gekauft? Macht rund 40,- EUR für Futtersirup.
Achso, Literatur. Man will sich ja bilden und lesen, und alles lernen, was es über diese faszinierenden Tiere so zu lernen gibt. 3 Bücher, und schon sind 100,- EUR weniger in der Geldbörse (Summer, bisher: 1100,- EUR).
Es kommt die Zeit der Honigernte. Endlich! Dafür benötigt man aber ein Entdeckelungsgeschirr mit Entdeckelungsgabel (in Summe noch einmal rund 130,- EUR), und letztlich auch – da führt kein Weg dran vorbei – eine Honigschleuder
„Ja aber (!) – die kann man doch ausleihen!“
Könnte man. Hat man aber sehr schnell überhaupt keine Lust drauf, weil alle zur gleichen Zeit ernten und alle Schleudern ausleihen wollen. Und dann ist das ja auch mit Aufwand verbunden (anrufen, reservieren, hinfahren, ausleihen, wieder zurückbringen müssen, etc. pipapo!), und man weiss eh schon nicht wo einem vor lauter Arbeit der Kopf steht.
Eine 3 Waben-Handkurbelschleuder kostet vielleicht 300,- EUR, und damit kommt man erst einmal auch hin.
Fast vergessen: Honigeimer, Spitzsieb, Doppelsieb, Edelstahlabfüllbehälter, Waage zum Abfüllen. Aua, aua, aua.
Somit sind wir schon bei rund 1700,- EUR.
Irgendewann fällt einem auf, dass man ja Rähmchen einschmelzen muss, und dazu braucht man einen Tapetenlöser/Dampferzeuger, und etwas vom die Rähmchen rein können, um sie auszuschmelzen…
Dann bastelt man aber auch noch Beutenböcke, und man will vielleicht doch Ableger machen und benötigt dafür Ablegerkästen, und dann fällt einem auf, dass eine Totale Brutentnahme irgendwie eine gute Idee zu sein scheint, und schon braucht man mehr Beuten, mehr Rähmchen, mehr Futterzargen, mehr Mittelwände, mehr Beutenfarbe und mehr Beutenböcke und vor allem mehr Zeit, Geld, Geduld, alles – ABER ES MACHT DOCH SO VIEL SPASS!!!11!!
Es ist nicht so leicht, sich mit 2 Völkern zufrieden zu geben. Einmal angefixt, ist es schwer, sich da zu disziplinieren. Und dann reicht auch irgendwann die Handkurkel-Schleuder nicht mehr. Ausserdem kommt immer wieder immer mehr Kleinkram dazu (Spanngurte, Futtertaschen, weil die praktisch sind. Und einen zweiten Satz Stockmeissel-Smoker wäre auch ganz geil).
Und wenns ganz schlimm kommt, will man seine eigenen Königinnen ziehen – einfach weils cool ist.
Und so geht das immer weiter und weiter und weiter.
Trotzdem: Die Imkerei ist eines der wenigen Hobbies, bei denen am Ende auch wieder Geld rein kommt. Das deckt zwar niemals die Kosten, aber ein Teil amortisiert sich nach einer gewissen Zeit.
Und was mit Geld nicht aufzuwiegen ist: Diese Ruhe und Zufriedenheit, die die Arbeit mit den Bienen mit sich bringen kann…
In diesem Sinne: Raus mit der Kohle!