2022.9 – Dies und das

Drei Wochen Urlaub, drei Wochen keine Bienen, und was soll ich sagen? War auch mal ganz schön!
Wir waren in Norwegen, genauer gesagt in Südnorwegen, und das war ausgesprochen entspannt, landschaftlich wirklich schön und ganz schön teuer. Aber der Erholungseffekt war groß, und so hatte ich nach dem Urlaub auch tatsächlich wieder Bock auf Bienen, und zu tun gab es ja einiges.

In Norwegen habe ich nur zwei Mal Beuten gesehen: Einmal an einem Feld, 5 Kisten, die sehr an Segeberger Beuten erinnerten, aber ein anderen Maß hatten, und deren Bewohnerinnen ausgesprochen böse waren. Und dann einmal mitten auf dem Grünstreifen eines Autobahnkreuzes bei Kristiansand: Hier hatte jemand eine Belegstelle eingerichtet. In der Mitte eine Reihe Drohnenvölker und drumherum zwei, drei Dutzend Begattungskästchen.
Apropos Belegstelle – die Bienendichte in Norwegen ist so dünn – man könnte vermutlich in jedem Tal eine eigene, sichere Belegstelle einrichten. Ich musste daran oft denken, wenn ich insgeheim darüber grübelte, ob und wie wir nach Norwegen auswandern könnten…

Aber ich wollte ein paar Beobachtungen teilen, die ich seit meiner Rückkehr gemacht habe. Nichts Besonderes, einfach nur Erfahrungsaustausch.

Stille Umweiselungen finden jetzt statt

Ich habe damit angefangen, Völker umzuweiseln. Dabei prüfe ich vor dem Zusetzen der neuen Königin, ob das Volk Nachschaffungszellen angelegt hat. Bei einem Volk war das dann nicht der Fall, obwohl die ich die gezeichnete Königin Tage zuvor entfernt hatte, und es war auch großflächig Brut in allen Stadien vorhanden, sowie eine junge, dicke, große Königin, sowie genau eine Weiselzelle, welche die Bienen noch nicht zurückgebaut hatten.

Ich habe diese Königin jetzt gelassen, weil Königinnen aus stillen Umweiselungen in der Regel ausgesprochen gute Leistungen zeigen können. Interessant ist aber auch, dass das Volk bis zu meinem Eingriff zwei Königinnen gleichzeitig akzeptiert haben.

Königin ohne Flügel

Eine Kuriosität, die ich mir gar nicht erklären kann, ist eine Königin ohne Flügel. Diese ist mir bei einer TBE untergekommen, und die Geschichte geht so:

Ich habe ein altes Mini PPlus Volk auf Dadant geschlagen, im Rahmen einer TBE. Dabei habe ich eine ungezeichnete Königin gefunden, ein dickes Tier, mit langem Hinterleib. Aber diese Königin hatte keine Flügel, auch keine Stummelflügel, gar nichts. Da aber Brut in allen Stadien vorhanden war, habe ich nichts gemacht, und die Kö mit in die Dadant Kiste gegeben.

Vier Tage später, zur Behandlung mit Oxalsäure, hatte das Volk schon wieder Eier, Futter war sauber abgenommen, alles in bester Ordnung. Aber dann habe ich zufällig eine gezeichnete Königin gefunden, mit Flügeln, nämlich jene, die ich Monate zuvor zugesetzt hatte.

Es sieht also auch hier so aus, als wenn das Volk zwei Königinnen duldet, von denen eine zwar so aussieht, als hätte sie einen entwickelten Hinterleib, jedoch keine Flügel (mehr).

Bienen geben einem doch immer wieder Rätsel auf.

Wenn kein Futter, dann keine Brut

Vor meinem Urlaub hatte ich die Völker noch einmal gut gefüttert. Dann war bei den meisten drei Wochen Ruhe, nur die Völker, die eine TBE hatten durchmachen müssen, sind zwischendurch gefüttert worden.

Etwa vier Wochen nach der letzten Fütterung zeigte sich dann ein wiederkehrendes Bild:
In vielen Völkern gab es sehr viele Jungbienen, verdeckelte Brut und Eier, jedoch wenig bis gar keine Maden. Es sah also so aus, als wenn mit meiner letzten Fütterung etwas mehr als ein Brutsatz aufgezogen wurde, was die Jungbienen und die verdeckelte Brut erklärte, dann aber die Brutpflege mangels Futterstrom eingestellt worden war (was die Eier erklärt – die Königin legt weiter, aber die Arbeiterinnen räumen dann wieder aus).
Nachdem ich nach meiner Rückkehr auch wieder die Fütterung aufgenommen habe, sind Tage später auch wieder vermehrt gut gepflegte Maden zu finden.

Pollenmangel ist hierbei nicht das Problem – alle Völker verfügen über reichlich Pollenvorräte, und auch die Maden, wenn sie denn gepflegt werden, schwimmen dick im Futtersaft. Es fehlte also offensichtlich der Futterstrom – nicht jedoch die Futtervorräte: Kein Volk war trocken gelaufen, alle hatten noch (verdeckeltes) Futter in den Waben, jedoch eben keinen Futterumtrieb mehr im Volk.

Meine Annahme ist daher, dass der Futterumtrieb (also das Umtragen des Futters im Stock, von Biene zu Biene) entscheidend dafür ist, ob und wieviel Brut zu dieser Jahreszeit gepflegt wird.

Es gab aber auch seltsame Ausnahmen: Wenige Völker, am gleichen Standort, hatten sich das Brutnest vollgekleistert, und ich weiss nicht so genau, womit eigentlich. Aber diese Kisten waren randvoll mit Futter. Hier habe ich jetzt teilweise Honigräume über Absperrgitter aufgesetzt, um ein Umtragen des Futters zu ermöglichen. Allerdings wurde davon wenig gebrauch gemacht, obwohl auch hier wieder Entspannung im Brutnest eingetreten ist (vermutlich durch den Verbrauch des Futters).

Honigräume mit einfüttern

Nachdem ich die letzten Frühjahre immer mit Futterteig hantieren musste, will ich dieses Jahr die Taktik ändern, und einen HR aufsetzen, dort mit einfüttern lassen, und dann den HR im Oktober untersetzen. Es soll einfach mehr Futter in die Völker, ich möchte bis Ende März nichts an den Bienen machen müssen, außer vielleicht Schiede setzen. Aber dazu kann es in einer 10er Dadant Kiste schon mal eng werden.

Nächstes Jahr mal weniger Völker

Ich werde die Saison nächstes Jahr deutlich kleiner angehen. Die letzten Jahre, mit ihrem ständigen Wachstum, waren auch ganz schön anstrengend, sodass ich manchmal auch einfach keinen Bock mehr auf Bienen hatte. Daher ist schon in der Saison der Gedanke aufgekommen, kommendes Jahr mal etwas die Richtung in der Imkerei zu ändern.
Daher werde ich im Frühjahr etliche Völker verkaufen (wenn denn alles heil über den Winter kommt), mit einem kleinen Rumpf weitermachen (also in etwa dem, was ich für die Teilnahme am DeBiMo benötige, plus etwas Reserve) und dann mich auf die Aufzucht von Königinnen konzentrieren, und mal etwas Neues ausprobieren: Die Ausbildung von Jungimkern.

Ausbildung, Imkerpate

Als ich mit der Imkerei anfing, bin ich in einen Imkerverein eingetreten, weil ich einen Imkerpaten finden wollte. Ich fand aber keinen. Niemand war bereit, Imkerpate zu sein.
Das war ausgesprochen frustrierend, aber so war ich praktisch gezwungen, mir woanders Hilfe zu organisieren (im Internet, wie man das eben heute so macht), woraus mein Imkernetzwerk entstanden ist, dass sich einmal Nord nach Süd, West nach Ost durch die ganze Republik zieht, und für das ich sehr dankbar bin.

Aber ich denke, dass ich mittlerweile so viel Wissen und Erfahrung gesammelt habe, dass ich in meinem Verein als Imkerpate etwas Nützliches zum Vereinsleben beitragen kann. Das will ich dann ab kommendes Jahr mal ausprobieren. Weniger eigene Bienen, mehr bei anderen Imkern unterstützend helfen und damit auch ganz viel unterschiedliche Völker zu Gesicht bekommen.

Ich spiele auch grob mit dem Gedanken, mich um eine Fortbildung als BSV zu bemühen. Nach meinen Erfahrungen rund um CBPV finde ich das eine interessante Herausforderung. Aber da bin ich mir noch nicht ganz im Klaren darüber, ob ich das wirklich durchziehen will.

Schauen wir mal.

2022.7 – Sperma-Party!

“Was ist das denn für ein Titel?”, wird der geneigte Leser denken, aber die Erklärung in ihrer ganzen wenig erotischen Bedeutung wird sich später im Artikel erklären. Zunächst zu anderen Dingen:

Artikel über CBPV im Deutschen Bienen Journal

Ich durfte mal wieder etwas für das Deutsche Bienen Journal schreiben, diesmal einen Artikel über CBPV.

CBPV ist ein Thema, von dem man immer mehr hören kann, wenn man nur die Ohren aufsperrt, und wenn man einmal ein geschultes Auge dafür entwickelt hat, dann sieht man es auch öfters als man denkt.

Mit meinem Artikel versuche ich dann, einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dieses Thema mehr ins Bewusstsein der Imkerschaft zu rücken, und damit auch in die Institute, damit bezüglich Behandlungsoptionen mal wissenschaftliche Erkenntnisse gesammelt werden können (und zwar nicht nur in Bayern)

Varroa Status

Ich habe Anfang Juni dann mal mittels Alkohol-Waschung auf Varroa getestet: 10 % der Völker musste ich aus der Honigproduktion nehmen und mit einer Behandlung beginnen. 10 % waren an der Schwelle und der Rest war für den Zeitpunkt des Jahres in Ordnung.

Aber es gab sie schon, die Milbenschleudern.
Leute, ihr müsst die Varroa im Blick behalten.

Begattungserfolge eher mau

Ich habe in mehreren Kleinstserien Ableger begatten lassen. Ein Imkerkollege aus meinem Zuchtverband hat mir dazu jede Woche Königinnen geschickt. welche ich dann in Ableger oder Apideas eingeweiselt habe.

Der erste Durchlauf lief gut, 4 von 5 wurden erfolgreich begattet. Der zweite Durchlauf, diesmal mit Apideas, lief noch besser, 5 von 5. Aber dann ließ es stark nach: 2 von 5 und noch einmal 2 von 5. Am Wetter kann es eigentlich nicht gelegen haben und die Ableger waren eigentlich allesamt klassisch vorbereitet, ich mache das ja auch nicht zum ersten Mal. Aber manchmal ist einem das Glück einfach nicht hold.

Robinie, endlich mal wieder!

Ich habe es kräftemäßig nicht geschafft, in die Robinie zu wandern, da kam einfach zu viel auf einmal zusammen. Aber in der Nachbarschaft und an einem speziellen Standort, da stehen eben doch sehr viele Robinien, und die haben scheinbar dieses Jahr alles gegeben.

So musste ich dieses Jahr bereits drei Mal schleudern, auch deswegen, um die Honigräume wieder leer zu bekommen, damit noch irgendwo die Linde rein kann.

Ich hatte den Robinienhonig wirklich vermisst, und endlich kann ich mir den mal wieder aufs Brötchen schmieren.

Keine Honigräume mehr

Alle Honigräume sind jetzt auf Völkern, und in den meisten ist auch reichlich drin. Die Linde scheint auch dieses Jahr wieder zuverlässig zu honigen, zuerst die Sommerlinden, und aktuell die Winterlinden. In wenigen Tagen dürfte der Spuk dann vorbei sein, und dann steht auch schon wieder die Ernte an. Allerdings wird es diesmal so viel werden, dass das nicht mehr für einen alleine an einem Tag zu schaffen ist. Ich nehme an, dass diesmal sogar Vorfilter und Honigpumpe zum Einsatz kommen müssen, um die Mengen vernünftig weg zu schaffen. Alles Luxusprobleme.

Besamen bis das Sperma alle ist

Anfang Juni war wieder der Termin für die manuelle Besamung von Königinnen in Meck-Pomm, im Rahmen der Arbeit des Landesverbandes der Buckfastimker Mecklenburg-Vorpommern.

Das ist einer jener Termine, zu dem man die Kollegen allesamt mal wieder treffen kann. Neben der eigentlichen Arbeit, die der Besamungsprofi Matthias Engel durchführen musste, geht es auch um das Miteinander, den Austausch von Erfahrungen und immer wieder auch ums Essen (Holger, unser Gastgeber, tafelt immer wieder auf… es ist alles ganz furchtbar!)

Es sind dieses Jahr rund 200 Königinnen besamt worden, viele mit dem Sperma eines Drohns (sdi), etliche aber mit Sperma mehrerer Drohnen eines Volkes (mdi). In Kürze steht dann die künstliche Infektion mit Milben an, um dann im August auszuzählen, welche Paarungen möglicherweise SMR/VSH können.

Ich finde die manuelle Besamung jedes Mal so spannend, dass ich eigentlich kurz davor bin, mich meinerseits auf dieses Thema zu stürzen. Allerdings schrecken mich noch der Investitionsaufwand und die Komplexität des Themas.

Auf der anderen Seite ist es DAS Werkzeug für eine kontrollierte Anpaarung, und es würde es mir ermöglichen, gesicherte Kombinationen auszuprobieren. Ich finde Zucht und Bienen ja immer noch spannender als Honig – wenn ich also die Wahl hätte, das Hobby über den Verkauf von Königinnen oder Honig zu finanzieren, ich würde mich für die Königinnen entscheiden 🙂

Folgepost: So ist der Plan für das kommende Jahr

In einem letzten Posting habe ich meine Gedankengänge über die vergangene Saison dargelegt, und so ist es Zeit, etwas über die Ergebnisse meiner Überlegungen zu berichten.

Zunächst einmal etwas Offtopic über jene Dinge, die ich gerade machen muss, die aber nur sehr bedingt mit Bienen zu tun haben:

Wir hatten in der Imkerei eine tote, sehr große Esche, die wir umlegen lassen mussten. Sie bestand aus vier dicken, sehr langen Auslegern, und der Baumfäller hat sie einfach nur abgetragen und das abgetrennte Holz liegen lassen.

Jetzt ist es an mir, diese vielen hundert Kilogramm Holz klein zu sägen und zu Feuerholz zu verarbeiten. Ich könnte vermutlich Tage in der Imkerei damit verbringen, nur diesen Baum auseinander zu nehmen, Kettensäge hin oder her.

Außerdem müssen dringend die Regenrinnen in der Imkerei gesäubert und der Rasen gemäht werden. Ich müsste auch endlich den Honig fertig machen und mal die Honigräume sortieren und jene Rähmchen aussortieren und einschmelzen, die einfach durch sind.

Imkerei ist am Ende doch deutlich mehr als Bienen und Honig. Aber das sagt einem vorher auch niemand 🙂

Kosten-Leistungsrechnung

Ich habe die Tage an einem Google Spreadsheet gearbeitet, welches als Werkzeug dienen soll, die Ausgaben und Einnahmen gegenüber zu stellen und Zeitaufwände einzelner Gewerke in der Imkerei zu berücksichtigen. Ergänzt um Abschreibungen ergibt sich so vielleicht ein Bild darüber, ob und in welchem Umfang so eine Hobbyimkerei wirtschaftlich sein kann.
Ich vermute, dass die Imkerei im betriebswirtschaftlichen Sinne in meiner Größenordnung nie wirklich wirtschaftlich ist, zumindest dann nicht, wenn man die Arbeitszeit einrechnet.

Aber es ist verführerisch, Zahlen zu haben, mit denen man nachverfolgen kann, wie es denn eigentlich um die Ökonomie des eigenen Hobbies bestellt ist. Es wird sicherlich auch Entscheidungen erleichtern, welche Anschaffungen vernünftigerweise in welchen Umfang rentabel sein könnten. Ein Beispiel sind Ablegerkästen: Kauft man welche? Und wenn ja, inwieweit rentieren sich diese, wenn man darin Ableger aufzieht und im darauffolgenden Jahr verkauft?

Schwierig wird sein, sich nicht selbst zu belügen und insbesondere alle Zeitaufwände und alle Ausgaben vollständig zu erfassen.

Angeregt zu diesen ganzen Überlegungen haben mich Gespräche mit Nebenerwerbsimkern, die zumindest Vorstellungen darüber haben, ob sie halbwegs wirtschaftlich arbeiten. Ich fand diese Gespräche so interessant und erhellend, dass ich das für mich als nachahmungswert mitgenommen habe. Wir werden sehen müssen, ob sich das in der Praxis auch bewähren wird, aber zunächst einmal ist es einen Versuch wert.

Derweil…

…vernehme ich, dass viele meiner Kollegen schon ausverkauft sind mit Honig.
Das Jahr war offensichtlich herausfordernd für viele und wenn man die Verkaufsannoncen in den einschlägigen Publikationen verfolgt, muss man befürchten, dass einige Erwerbsimker gerade aufgeben.

Ich bin froh, dass ich dieses Jahr nicht expandiert habe und meine Vertriebspartner in der Anzahl gleich geblieben sind. Damit kann ich zumindest sicherstellen, dass ich bis zur nächsten Ernte werde liefern können. Aber auch bei mir ist das Honigjahr nicht gut gelaufen. Ich habe lediglich das Glück, dass ich genug Reserven an Völkern und Standorten hatte, dass es dann doch gereicht hat (ich allerdings alle Expansionspläne ad acta legen konnte).

Als Imker ist man ziemlich dicht dran an den unmittelbaren Konsequenzen des Klimawandels.

Allgemeine Gedanken in der Rückschau auf 2021

Ich will mir mal ein paar Minuten Zeit nehmen, ein paar aktuelle Gedanken zusammenzufassen, die mich hinsichtlich meiner Imkerei gerade umtreiben.

Im wesentlichen geht es dabei um eine Fokussierung auf die wesentlichen Dinge.

Man kann nicht alles auf einmal machen

Ich habe dieses Jahr, wie auch schon 2020, sehr viel unterschiedliche Themen auf einmal angepackt: Umstellung auf Dadant, Aufbau einer Wanderimkerei, Aufzucht von Königinnen, Selektion (sprich: Beurteilung von Königinnen).

In diesem Frühjahr habe ich das erste Mal erfolgreich überwinterte Mini Plus in das Frühjahr geführt. Dabei habe ich schnell lernen dürfen, dass die Vielzahl an Mini Plus Kisten mehr Arbeit gemacht haben, als die Wirtschaftsvölker, welche gewandert wurden. Allein die Schwarmkontrollen bei M+ sind ausgesprochen mühsam.

Irgendwann habe ich die Mini Plus dann in Begattungseinheiten aufgeteilt, aber auch das hat ziemlich viel Arbeit gemacht, weil man nicht einfach die Zargen herunternehmen und auf Böden stellen kann, sondern die Waben schon passend zueinander sortieren muss.

Das ist alles nicht wirklich schlimm, aber es kann – je nachdem, wie viele M+ Türme und Zargen man aufteilen will – reichlich Arbeit machen.

Begattungseinheiten bedeutete aber in meinem Fall auch, dass ich die passenden Königinnen vorher dazu aufziehen wollte. Dazu brauchte ich aber auch ein Pflegevolk und überhaupt bewertetes Zuchtmaterial, und vor allem einen sehr exakten Terminkalender.

Das Aufziehen von Königinnen ist keine Raketentechnik, man kann sich das anlesen und mit etwas Übung schnell hinbekommen. Allerdings verzeiht das Ziehen von Königinnen keine Termin-Schluderei. Man muss bestimmte Dinge zu bestimmten Zeitpunkten einfach erledigen – Ende der Durchsage.

Mich hat das gestresst. Die Miniplus, die Königinnen aufziehen, das Einweiseln, der ganze Kram.

Eine andere Sache, die mich fertig macht, ist die ganze Fahrerei.

Wenn man seine Völker wandert, dann fährt man irgendwie nur durch die Gegend. Ich habe da aber keinen Bock drauf, in der Saison hunderte von Kilometer abzureissen, um Schwarmkontrollen bei meinen Völkern zu machen.
Das Management der Völker, wie ich es bisher betreibe, zieht sehr viel Betüddelung der Völker durch den Imker nach sich.
Je länger ich das mache, um so weniger Bock habe ich darauf. Und wenn man erst mal mit den alten Hasen spricht, stellt man fest, dass es denen nicht anders geht. Die haben nur einfach eine andere Strategie bei ihren Völkern gewählt.

Die Fahrerei hört ja bei den Schwarmkontrollen nicht auf.
Ich habe aktuell sehr viel Diesel dafür verfahren, meine Völker aufzufüttern und im September noch einmal nachzubehandeln. Das war vom Zeitaufwand auch nur leistbar, weil ich nicht so viele Völker habe. Im Grunde ist das aber auch nicht wirtschaftlich, wenn man jede Woche 2-4 KG füttert und dafür dann 5-8 Mal Sirup nach kippt.

Wenn ich die Anzahl an Stunden, die ich pro Volk in diesem Jahr investiert habe, kennen würde, würde ich mir sicherlich an den Kopf fassen und mich fragen, warum ich den Honig eigentlich nicht gleich verschenke. Ökonomisch macht das vermutlich alles keinen Sinn.

Aber so langsam fange ich an, auch die Wirtschaftlichkeit in den Blick zu nehmen, und zu überlegen, wo ich straffen kann, wo ich effizienter werden könnte.
Ich habe schließlich immer noch das Ziel, einen Grad an Wirtschaftlichkeit zu erreichen, wo ich meine Stundenzahl im Bürojob verringern und der Imkerei zuschlagen kann, ohne nennenswerte finanzielle Einbußen zu haben. Aber davon bin ich aktuell wirklich weit entfernt – wenn man denn meine Arbeitszeit einrechnet.

Effizienz

Natürlich ist das alles ein Hobby, und Hobbies messen sich nicht an Effizienz oder Stundenertrag, sondern in Spaß und Erholung, in Oi-Stress-Einheiten.

Aber andererseits ist es auch Teil des Spaßes, das Geld (und die eigene Zeit) nicht nur zu versenken, sondern anhand von Kennzahlen beispielsweise auch nachvollziehbar eine Art “Gewinn” zu erwirtschaften. Bis zu 30 Völker ist man gegenüber dem Finanzamt im Bereich der Liebhaberei, aber das Objekt der Liebhaberei, die Bienen und die Fürsorge für sie, kann allein schon “Gewinn” sein, wenn man sieht und spürt, dass es ihnen gut geht.

Ein Teil von Effizienz ist, Bienen so viel wie nötig und so wenig wie möglich zu stören. Wenn man hier eine gesunde Balance erzielt, dann nutzt man einerseits die Zeit für das Hobby sehr effizient, andererseits leben die Bienen weitestgehend unbehelligt vom Menschen in den Tag hinein, was insgesamt dem Tierwohl förderlich sein sollte.

Meine Gedanken rund um dieses Thema landen früher oder später auch immer wieder bei Bob Binnie, der mal sagte: “Wir managen unsere Bienen so, dass sie zu Beginn der Haupttracht ihren Höhepunkt erreichen”
Bob ist Erwerbsimker und hat ein Unternehmen mit 2000 Völkern und diversen Angestellten. Der hat keine Zeit für Kaspereien. Was man von ihm lernen kann, ist etwas über Effizienz.

Sein Trick, der auch für Ian Steppler und andere Erwerbsimker exakt genau so funktioniert, ist eine Völkerführung, die proaktiv zur richtigen Zeit im richtigen Maß schröpft, dass die Völker nicht schwärmen, aber zu Beginn der Haupttracht dann wieder voll da sind.

Das ist wirklich nichts Neues, aber der Punkt ist, dass man verstanden hat, wann, wie und welchem Umfang die Völker zu schröpfen sind, dass es genau zum richtigen Zeitpunkt wieder passt. Dafür muss man seine Bienen und die Umwelt, in der sie leben, so gut kennen, dass man die Kipppunkte kennt.

Die letzten Jahre habe ich immer versucht, das Schröpfen zu vermeiden, haben doch die Kollegen immer gesagt, man kann eine Königin nur dann beurteilen, wenn man sie machen lässt. Wie entwickelt sich das Volk? Wie gut ist die Schwarmträgheit? Wer schröpft, verfälscht das Ergebnis!

Ich sehe das ein, da steckt viel Wahres hinter. Aber es befriedigt mich nicht. Um die Schwarmträgheit zu beurteilen, muss ich auch regelmäßig kontrollieren, andernfalls stimmen die Daten nicht.
Ein Buckfastzüchter meinte zwar mal, man solle einfach zwei Jahre lang alles schwärmen lassen, was schwärmen will, danach hätte man schwarmträge Bienen, aber irgendwie bringe ich das auch nicht übers Herz.

Irgendwer schrieb mal, die Biene müsste zur Betriebsweise passen, und das finde ich einen guten Ansatz.
Mir würde es reichen, wenn ich mit meinen Bienen durch schröpfen ein reproduzierbares Ergebnis erzielen kann (schwärmen nicht), und die Königinnen danach trotzdem wieder ein trachtreifes Volk aufbauen können. Jetzt müsste ich nur noch austarieren, wie viel genau im Schnitt geschröpft werden müsste, um zu 90% das Schwärmen zu verhindern, ohne die spätere Trachtreife zu torpedieren.
Das ist nicht einfach, aber wenn ich am Ende einmal schröpfe, und ansonsten die Völker ohne weitere Nachschau an ihren Wanderplätzen stehen lassen kann, dann wäre mir echt geholfen.
Es gibt diese Betriebsweisen, aber die funktionieren eigentlich nie nach Rezept, sondern leben immer sehr von der Erfahrung des Imkers im Zusammenhang mit der individuellen Biene und der umgebenen Landschaft.

Natürlich würde es mir reichen, wenn ich eine Biene hätte, die absolut schwarmträge ist, aber im Moment schreckt mich noch der Weg dahin, daher die Überlegungen, den passenden Kompromiss zu finden.

Ein anderes Thema ist die Aufzucht eigener Königinnen und der ganze Apparat darum.

Ich mag das wirklich sehr gerne – umlarven, pflegen lassen, der Schlupf der Königinnen. Das ist eines der schönsten Dinge in der Imkerei.

Aber ich merke, dass das nicht in mein Zeitmanagement passt, ohne das es mich stresst.

Die naheliegende Lösung ist, dieses Thema auszulagern.

Lösungen

Und so ist es ausgesprochen passend, dass ich in einem Zuchtverband Mitglied bin und Züchter in diesem Zuchtverband Völker brauchen, in denen F1 Töchter getestet werden können.

So zeichnet sich für das kommende Jahr eine Lösung ab, die darin besteht, dass ich für zwei Züchter des Landesverbandes der Buckfastzüchter MV Königinnen teste. Diese schicken mir unbegattete Weiseln zu, die ich dann standbegatten lasse, um sie später als Wirtschaftsköniginnen zu testen. Meine Aufgabe dabei ist die Bewertung nach den Richtlinien des GdeB, woraus man Rückschlüsse auf die Erbfestigkeit der Zuchtmütter schließen kann.

Bezüglich Wanderung und Schwarmkontrollen werde ich folgerichtig auch einen vorhersehbaren Weg wählen: Ich werde mit Beginn der Schwarmzeit schröpfen, starke Ableger erstellen und anschließend das Wühlen in den Völkern bis zur TBE einstellen.
Der Umfang des Schröpfens wird sich finden müssen, aber was dann schwärmt, schwärmt dann eben. Ziel muss es sein, den Index “Zeit/Volk” so zu gestalten, dass die Völker ausreichend betreut, gepflegt und behütet werden, ohne dabei mehr als nötig zu stören.
Ich bin mittlerweile mit meiner Erfahrung an einem Punkt angekommen, wo ich denke, dass dies ein gangbarer Weg ist.
Es darf ab Mitte Mai dann nur noch darum gehen, Honigräume zu geben, ggf. zu ernten und die Völker an einen neuen Standplatz zu fahren, bis Mitte Juli die Varroabehandlung in Form einer TBE erfolgt.

Was das Füttern betrifft, hat es sich bewährt, nach einer TBE dünn und oft zu füttern. Verdünnter Sirup oder Zuckerwasser 1:1 regt den Bautrieb der Bienen an, was gerade unmittelbar nach einer TBE wichtig ist. Man hat eben nur ein enges Zeitfenster, Bienen dann noch Waben ausbauen zu lassen, und es scheint auch so, dass eine verdünnte Futtergabe ein Volk stärker zur Aufzucht von Brut ermutigt, als bereits invertierter, lagerungsfähiger Sirup, der von den Bienen nur noch abgelegt und verdeckelt werden muss.

Daher ist es nach einer TBE unvermeidlich, Völker öfters einen Besuch abzustatten.
Aber ab Mitte, Ende August muss ich einfach deutlich schneller deutlich mehr Futter in die Völker bekommen, und mich nicht mehr mit kleinen Futtergaben verkünsteln.

Ein Problem ist eine mögliche Reinvasion von Varroamilben, wofür ich keine langfristige Lösung habe.
Wenn im September der Milbenbefall zu hoch ist, kann man bei passendem Wetter auf Ameisensäure zurückgreifen, aber das Problem ist eindeutig, dass die Abhängigkeiten zu Temperaturen und Luftfeuchtigkeit zu hoch sind, dass im September dazu mitunter schon ein passendes Zeitfenster fehlen kann.
Auch empfinde ich Ameisensäure als Quälerei für die Bienen, und verfolge eigentlich den Ansatz, auf ihren Einsatz grundsätzlich zu verzichten. Aber die Möglichkeiten sind eben begrenzt, wenn man im September zu viele Milben im Volk hat.

Es gibt sehr viele Stellschrauben in meiner Imkerei, die ich anfassen kann, um effizienter mit meiner Zeit und den Bienen umzugehen.
Ein Aspekt, der mich an der Imkerei so fasziniert, ist die Tatsache, dass es nie langweilig wird, und Bienen wie der berühmte Kaninchenbau bei Alice im Wunderland sind: Wenn man einmal den Kopf hineingesteckt hat, wird man immer tiefer hinein gezogen.

Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich das wirklich will, aber ich überlege, ab kommenden Jahr meine Zeit, die ich in die Imkerei stecke, zu erfassen, um dann am Ende des Jahres Kennzahlen zu haben, um daraus dann Rückschlüsse zu ziehen, wo es eventuell klemmt.

Ich weiss, das klingt alles ziemlich irre.

2021.9 – VSB Zucht, künstliche Besamung

Am vergangenen Wochenende fand das diesjährige künstliche Besamen der potentiellen Zuchtmütter für das VSB Programm des Landesverband der Buckfastimker MV an.

Die dafür notwendigen Vorbereitungen sind immens, der Aufwand extrem und wird im wesentlichen von zwei bis vier Personen gestemmt, welche dieses Projekt vorantreiben.

Ich persönlich leiste nur wenig, fahre zu dem Event nach oben, um Hilfsarbeiten zu leisten, wie Königinnen holen, wegbringen, käfigen oder zeichnen. Es sind reichlich helfende Hände angereist, die Bewirtung durch Imkerfreund Holger und dessen Frau großzügig, das Wetter sehr angenehm und die Stimmung gut.

Organisation ist alles

Im Vorfeld hatte ich keine rechte Vorstellung, wie gut so ein Event organisiert werden muss, damit dann alles Hand in Hand läuft.

Es gibt einige Exceltabellen, welche festlegen, welche Königin mit Sperma welches Drohns besamt werden soll, es gibt einen Plan, wann was besamt werden sollte, und so muss in der Vorbereitung jede angelieferte Kiste mit einer Nummer versehen werden.
Im Laufe des Freitags und Samstags werden also durch die unterschiedlichen Verbandsmitglieder sehr viele Mini Plus Kisten angeliefert, allesamt mit Königinnen, die vor etwa acht Tagen geschlüpft und damit brünstig sind.

Es ist sehr viel filigrane Technik notwendig…

Holger hat große Schilder vorbereitet, auf denen der Name des Züchters sowie die Kistennummern vermerkt sind.

Bei der Anlieferung muss jeder Züchter seine Kisten an seinen Platz stellen, und die Kisten entsprechend mit den eindeutigen Nummern beschriften, damit später, wenn es an das Besamen geht, die Helfer die richtige Kiste mit der richtigen Königin schnell finden können.

Bernd, der unser Pressesprecher und einer der treibenden Kräfte hinter unserem VSB Programm ist, sagt dann an, welche Königinnen zu holen sind, um als nächstes besamt zu werden.

Vorher aber ist wichtig, dass alle Königinnen bereits gekäfigt und einmal mit CO2 betäubt worden sind. Diese Betäubung ist wichtig, um die Bereitschaft zur Befruchtung bei der Königin zu erhöhen.

Es müssen also alle Königinnen einmal geholt und betäubt werden, um anschließend wieder zurück ins Volk gehängt zu werden.

Bernd wählt dann eine Drohnenlinie aus, welche als nächstes zur Besamung verwendet werden soll, und dann gehen die Helfer los und holen jene Königinnen, die mit dieser Linie verpaart werden sollen.
Bei der Besamung wird in SDI und MDI unterschieden – Single Drone und Multi Drone Insemination (Ein- und Mehrdrohnbesamung), auch das ist im Vorfeld für jede Königin festgelegt worden.

Bevor es also an die Besamung gehen kann, müssen Drohnen abgefangen werden. Dazu sind auch Drohnenvölker organisiert worden, in welchen die Drohnen quasi gefangen sind, aber durch einen Flugkäfig sehr wohl fliegen können.
Wichtig ist, dass wirklich Drohnen der jeweils festgelegten Herkunft zur Verwendung kommen, daher der Aufwand mit den Flugkäfigen, welche es ermöglichen, Drohnen abzufangen.

Es braucht Jahre an Erfahrung, um erfolgreich künstlich zu besamen…

Insgesamt gibt es in der Maschinerie viele drehende Teile, die zusammen kommen müssen, um so ein Wochenende zu einem Erfolg zu machen.

Die Besamung selber nimmt ein absoluter Spezialist vor, der über jahrelange Erfahrung verfügen muss, um diese höchst filigrane Arbeit, die ein wenig an Neurochirurgie erinnert, erfolgreich durchzuführen.

Königinnen, die besamt wurden, werden gezeichnet, ein Flügel geschnitten und die Plättchennummer dokumentiert. Anschließend müssen diese Weiseln, nachdem sie aus der Narkose für die Besamung erwacht worden sind, noch einmal mittels CO2 betäubt werden, um die Aufnahme der Spermien zu begünstigen.
Wachen die Königinnen auf, werden sie endgültig in ihr Volk zurück gegeben.

Es gibt also reichlich Arbeitsschritte, von der Anlieferung bis zur fertig besamten Königin, die durchzuführen und zu organisieren sind.

Zuchtplan

Im Vorfeld ist ein Zuchtplan erstellt worden, welcher festlegt, welche Weiseln mit welcher Drohnenlinie verpaart werden sollen. Folgerichtig bedarf es zunächst eines groß angelegten Umlarvtermins, an welchem all die Königinnen, die am Besamungstag angeliefert werden sollen, auf den Weg gebracht werden.

Nach der großen Besamungsaktion müssen später alle Königinnen geprüft werden – zunächst einmal, ob sie auch legen, und später dann ob sie auch das Zuchtziel (Varroatoleranz) erreichen können. Dazu müssen die Einheiten später im Juli, wenn nur noch Nachkommen der jungen Königin in einem Mini Plus vorhanden sind, mit Milben infiziert werden. Mitte August folgt dann ein weiterer Termin, wieder bei Holger, an welchem die Einheiten ausgewertet werden. Aber das ist dann etwas für einen Folgeartikel.

Ob und wie sich die ganzen Aufwände gelohnt haben, sieht man meist erst im Folgejahr, wenn klar ist, welche Einheiten überlebt haben. Es ist ein ausgesprochen mühsames Geschäft, ohne Erfolgsgarantie, getrieben durch den Enthusiasmus Weniger. Aber erste kleine Erfolge machen Mut.
Schauen wir, ob und wie wir die Biene darauf vorbereiten können, selbstständig mit der Varroa klar zu kommen.

2021.8 – Full Swing!

Jetzt geht es wieder drunter und drüber, und alles passiert auf einmal. Wie jedes Jahr.
Es ist toll.

Brutnester nicht mehr verhonigt

Ich war ja entsprechend verunsichert, als mit Einsetzen des Rapses trotz angepasstem Brutraum plötzlich selbiger ohne Ende verhonigt war.
Das Ende vom Lied: Die Bienen haben da ordentlich aufgeräumt und alles nach oben geschafft und wohl einfach etwas Anlauf gebraucht, um die Organisation nach oben besser hin zu bekommen.
Allerdings hatte das auch alle Rapsvölker in die Schwarmstimmung gedrückt.
Bei den Buckfast Kös war es dann aber so (Stand vor 6 Tagen), dass nach einmal Zellen brechen Schwarmstimmung auch wieder vorbei zu sein schien. Ob das so geblieben ist, werde ich diese Woche rausfinden.

Miniplus Türme als Zeitfresser

Die Mini Plus Türme sind echte Zeitfresser – will man das Schwärmen verhindern, ist die einfachste Variante, die Türme zu einzelnen Begattungseinheiten mit jeweils einer Zarge aufzuteilen. Allerdings brauche ich gar nicht so viele Begattungseinheiten auf einmal.
Also habe ich einen Teil als Begattungseinheiten aufgeteilt, den Rest aber weiter geführt.

Damit die Türme nicht abschwärmen, habe ich sie einmal großzügig geschröpft. Ein weiteres mal habe ich Zellen gebrochen, später noch einmal. Aber man übersieht in einem Mini Plus Zargenturm, der voller Bienen ist, dann doch eine Zelle. Und schon hängen die im Baum.
Ich muss über das Mini Plus Thema noch mal nachdenken. Mitunter haben die Türme mehr Arbeit gemacht, als die eigentlichen Wirtschaftsvölker.

Schwarmköniginnen vs. Buckfast-Zuchtköniginnen

Um es kurz zu machen: Die Schwarmköniginnen von letztem Jahr sind alle toll über den Winter gekommen und haben starke Völker aufgebaut. Deswegen sind die auch mit in den Raps gekommen.
Trotzdem hängen sie in der Sammelleistung deutlich hinterher und der Schwarmtrieb ist merklich ausgeprägter.
Man merkt den Buckfastköniginnen an, dass da Zuchtarbeit drinne steckt. Aber das habe ich auch immer bei den Carnica F1 von Züchtern so gesehen.
Apropos Zucht:

Zuchtauswahl: Meine Zuchtmütter sind jetzt vorausgewählt

Ich habe am Freitag alle Stockkarten ausgewertet und mich am Ende für zwei Zuchtmütter entschieden.
Jetzt passiert nichts anderes, als dass ich von diesen jeweils nachziehen und die Töchter dann zur Annaburger Heide auf die Belegstelle fahren werde. Dort steht eine Schwesterlinie der Drohnenlinie von letztem Jahr, und somit hoffe ich, einfach etwas Konstanz in den Zuchtstoff zu bekommen.

Als Zuchtmütter habe ich jene ausgewählt, die im Raps nicht in Schwarmstimmung geraten sind, und die trotz Raps friedlich waren. Dazu aber später noch 1-2 Worte.

Unterm Strich habe ich letztes Jahr 23 Königinnen begattet von der Annaburger Heide nach Hause gebracht. Von diesen 23 sind 21 aus dem einen oder anderen Grund durchgefallen, eingegangen, umgeweiselt worden, sodass zwei Kandidatinnen übrig geblieben sind, die ein relativ homogenes Bild über alle Leistungsmerkmale und über die Zeit gezeigt haben.

Ich habe bereits von zwei weiteren Königinnen umgelarvt, und teste deren F1.
Auch das sind zwei aus jenen 23 genannten Zuchtmüttern – allerdings habe ich die “nur” in Miniplus bewertet, ohne Stockkarte, und rein nach Intuition. Diese beiden waren immer friedlich, ruhig und hatten eine gute Frühjahrsentwicklung. Auch sind die Miniplus eher stiefmütterlich im letzten Sommer gegen die Varroa behandelt worden, und trotzdem sahen die gut aus. Aus der ersten Serie sind schön güldene Weiseln geschlüpft, die jetzt ihrer Begattung harren, eine zweite Serie reift derzeit im Brutschrank.
Das sind F1 Tests, um damit indirekt die Mütter zu testen.

Full Swing

Diese Woche steht an:

  • In Begattungseinheiten Zellen brechen und Zellen stecken,
  • Königinnen für den Verkauf vorbereiten,
  • Völker kontrollieren, Wassergehalt messen, fluchten.
  • Ernten und schleudern.
  • Drohnenwaben ernten und zu einem Drohnensammelableger zusammenstellen.
  • Neue Serie umlarven,
  • dafür einen Starter erstellen,
  • am Wochenende mit Miniplus und dem Drohnensammler zum Zuchtgruppentreffen fahren und dort die Weiseln künstlich besamen lassen.

Klingt gar nicht so viel, aber ich habe eine DINA4 Seite voll geschrieben mit Details, damit ich nicht irgendwo irgendetwas vergesse.

Es läuft also alles wieder auf Vollgas, und es geht jetzt erst richtig los.

Über Strategien in dieser Imkerei

Auf Instagram kam die Frage nach meinen Investitionen auf, und das hat mich darüber nachdenken lassen, wie ich das dem kleinen Publikum hier vor Ort erklären könnte.

Es gibt, drei Strategien, die ich im Moment auf dem Zettel habe: Eine kurzfristige, eine mittelfristige und eine langfristige Strategie. Und vielleicht erläutere ich das mal ganz grundsätzlich, wo die Reise einmal hingehen soll – zumindest auf dem Blatt Papier.

Kurzfristige Strategie

Die kurzfristige Strategie bezieht sich auf diese Saison, auf das Jahr 2021.
Meine kurzfristigen Ziele sind eigentlich recht einfach: Alles, was nicht Dadant oder Mini Plus ist, verkaufen und die Imkerei auf ein einheitliches Maß umstellen. Dazu gehören auch ausschließlich flache Honigräume, Dickwaben für eine bessere Entdeckelung, einheitliche Beuten mit einheitlichen Deckeln, Bodenschieberr, Fluglochkeilen, Fütterern, etc. pipapo.

Dazu werde ich alles an Völkern verkaufen, was jetzt nicht auf Dadant oder MIni Plus sitzt (von zwei Ausnahmen abgesehen, aber das ist jetzt nebensächlich).
Damit wird sich mein Völkerbestand praktisch halbieren und mich auf eine etwas geringere Völkerzahl als vergangenes Jahr zurückwerfen.

Da aber auch wieder vermehrt werden wird, da am Ende durch die TBE auch wieder späte Ableger erstellt werden, wird sich der Bestand zum Jahresende hin auch wieder aufblähen, diesmal dann aber nur noch mit einem Maß.

So hoffe ich, irgendwann im Herbst 2021 30 kommende Wirtschaftsvölker einwintern zu können, um damit dann ab 2022 zu arbeiten. Hier und da vielleicht noch ein wenig Reserve, aber im großen und ganzen wird es das dann gewesen sein.

Mittelfristige Strategie

Die kommenden Jahre möchte ich dann bei rund 30 Wirtschaftsvölkern bleiben. Das Augenmerk soll dann auf das Optimieren der Betriebsweise, der Honigbe- und verarbeitung sowie auf dem Vertrieb und der Ertragssteigerung liegen, bei gleichzeitig optimierten Arbeitsabläufen.

Ich weiss, ich weiss, für ein Hobby klingt das alles wenig “hobbymäßig”, sondern eher nach sehr viel Business – da kommt einfach ein paar mal zu oft das Wort “optimieren” in der einen oder anderen Form drin vor.

Aber für mich ist das gerade ein Teil des Spaßes an der Sache: Wenn man den durchschnittlichen Honigertrag pro Volk steigern kann, dann ist das eine objektive Metrik über die Fertigkeiten als Imker in seiner Gesamtheit. Und irgendwie juckt es mich da. Da kommen so unterschiedliche Teilbereiche zusammen, wie Zucht, Betriebweise, Verständnis für die Bienen und ihre Bedürfnisse.
Da lässt sich viel lernen, bevor man einen Gedanken daran verschwenden muss, noch mehr Bienen anzuschaffen. 30 Völker langfristig erfolgreich durch das Jahr zu bringen, ist Herausforderung genug.
Zunächst.

Langfristige Strategie

Wenn man 30 Völker routiniert im Griff hat, und auch den Honig, welchen diese produzieren, zu einem fairen Preis verkauft bekommt, kann man darüber nachdenken, die Völkerzahl zu steigern.

Langfristig habe ich schon den Traum, als Nebenerwerbsimker irgendetwas bis 70 Völker zu stemmen, und dabei so viel Umsatz zu generieren, dass ich in den Sommermonaten beispielsweise in meinem Bürojob Stunden reduzieren kann und die Imkerei hier den Einkommensverlust auffängt. Dazu muss aber meine Erfahrung noch ein paar Jahre wachsen und reifen.

Hat auch alles viel mit Privilegien zu tun

So ein langfristiges Ziel ist wichtig, wenn es darum geht, die eigenen Investitionen zu planen. Aber diese Investitionen muss man auch erst mal aufbringen können.

Ab und an kommt die Frage, ob ich da nicht ganz schön viel Geld in die Imkerei stecke, und tatsächlich kann ich das nicht abstreiten.
Die Imkerei ist für mich ein sinnvoller Zeitvertreib, etwas, das glücklich macht, Zerstreuung schafft und von den Unbillen des Alltags ablenkt.
Die einen fliegen einmal im Jahr mit der gesamten Familie irgendwo nach Übersee, die anderen stellen sich neue Schleudertechnik in den Schleuderraum. Jeder hat halt etwas anderes, worauf er sich auf lange Sicht freuen kann.

Aber das hat natürlich auch viel mit Privilegien zu tun. Man muss sich ein Hobby auch erst mal leisten können. Für viele Menschen ist das unerreichbarer Luxus, und Imkerei als Hobby ist großer Luxus.

So gesehen habe ich aber auch den Ehrgeiz, dass sich diese Investitionen auch irgendwann einmal rentieren – dass es nicht nur Geld-zum-Fenster-rauswerfen ist. Ich will das Geld nicht einfach nur raus ballern, weil ich es mir gerade leisten kann. Es muss später auch wieder etwas rein kommen, und dann sich selbst tragen und auch die getätigten Ausgaben irgendwann wieder einspielen. Dann nimmt mir das ein wenig das Gefühl, einfach nur einem dekadenten Zeitvertreib nachzugehen.
Bei meiner langfristigen Strategie muss ich Steuern zahlen, dann ist das mit der Liebhaberei auch vorbei. Aber das finde ich okay. Wenn es so weit rund läuft, ist das auch in Ordnung.

Aber eben aus diesem Grund macht es keinen Sinn, jetzt zurückhaltend zu investieren. Was ich jetzt beschaffe, muss letztlich der langfristigen Strategie dienen können. Es erscheint sinnfrei, von einer 4 Waben Schleuder auf eine 6 Waben Schleuder zu wechseln, oder einen Kaptarlift ohne Hänger zu beschaffen. Auch das Geld für 5 Doppelsiebe wäre rausgeschmissen, wenn man am Ende doch einen Vorfilter braucht.

Dann halt lieber richtig.

Diese Crazy North Americans!

Ich wollte schon immer mal etwas über meine Eindrücke schreiben, die ich über die Erwerbsimkerei in Nordamerika gewonnen habe.

Meine “Wissens”-Quelle dafür ist – nahezu einzig und allein: YouTube.
Das ist so seriös und allumfassend, was soll da schon schief gehen?!

Die machen alles größer!

Das Erste, das einem ins Auge fällt, ist die Tatsache, dass die alles zwei Nummern größer aufziehen.
Während man hier mit “ein paar hundert” Völkern zweifelsfrei ein Berufsimker sein wird, gibt es dort auch “Sideliner” (Nebenerwerbsimkereien), die in diesen Größenordnungen laufen.
Die richtigen Erwerbsimker, die haben dann irgendetwas ab 1500 Völker aufwärts.

Das ist genau die Gruppe YouTube Imker, deren Treiben ich mir besonders gerne anschaue – vermutlich weil das so weit weg ist von dem, was ich so mache.

Das sind dann so Leute wie Ian Steppler oder Bob Binnie oder Mike Palmer.
Ian Steppler lebt in Manitoba, Kanada und ist nicht nur Imker, sondern auch Teil eines großen landwirtschaftlichen Familienbetriebes. Bob Binnie, ein grauhaariger, etwas älterer Herr, der Kenny Rogers der Beekeeping-Szene, mit einer sonoren Stimme, hat seinen Betrieb in Georgia, während Mike Palmer, gefühlt noch etwas älter, in Vermont arbeitet.

Alle drei haben gemeinsam, dass sie sehr offen darüber reden, was sie so machen, und wie sie es machen, und wenn man selbst eine kleine Hobbyimkerei betreibt, dann muss man sich wundern, wie so eine Imkerei organisiert sein kann, wenn es ums Geld-verdienen geht.

Das für uns verkopfte Deutsche seltsam anmutende an diesen Typen ist die hemdsärmelige Herangehensweise an das ganze Thema “Beekepping” – die machen halt, und zwar immer in groß und größer.

Die machen Sachen, da bebt die deutsche Imker-Community innerlich!

Wenn man 1500 Hives (Beuten) für den Winter klar machen muss, dann hat man keine Zeit für Faxen. So wird man bei diesen Herrschaften vergeblich nach so Sperenzien wie Totale Brutentnahme suchen, oder dass die drei Mal mit Formic Acid (Ameisensäure) antanzen, um den Milben zu Leibe zu rücken.

Die hauen im Zweifel Apivar Strips (Amitraz) in die Kisten, und gut ist. Der Ian Steppler in Canada macht das im April, wenige Wochen, bevor die Honey Supers (Honigräume) rauf kommen. Mike Palmer haut seine Strips im Spätsommer in die Kisten, und das ist sein einziges Treatment (Behandlung) im ganzen Jahr. Oxalic Acid (Oxalsäure) macht für ihn keinen Sinn, denn wenn man in den US of A OA (Oxalic Acid) gibt, dann verdampft man es (OA Vapor) – was dort völlig legal ist – aber in Vermont, wo der Mike Palmer seine Bienen hat, wird es im Winter so kalt, dass der Dampf nicht durch den eng sitzenden Cluster (Traube) dringt.
Bob Binnie nimmt auch Amitraz, verdampft aber auch. Der hat dafür 4 ProVap 110 und Angestellte, die dann an einem Bee Yard ausschwärmen und alle Völker behandeln.
Blockbedampfung ist dort legal – man hat sogar Untersuchungen dazu gemacht:

Randy Oliver berichtet im aktuellen American Bee Journal, dass bei einer Bedampfung alle 7 Tage die Zahl an Milben in einem Volk nicht sinkt – erst bei kürzeren Behandlungszyklen alle 3 Tage, kommt es zu einem merklichen Effekt, sprich: Eine Reduzierung der Milbenpopulation – wenn denn noch Brut vorhanden ist.

Bob Binnie jedenfalls geht immer auf Nummer sicher. Er nimmt lieber die doppelte Menge OA, als die empfohlene Dosis, und er “never had any Issues with that”

Solche Untersuchungen wären in Deutschlang undenkbar: “Aber der Arbeitsschutz!”, erst recht so experimentelles Zeug wie Randy Olivers Untersuchungen zu Extended Release Oxalic Acid – also eine langsame, kontinuierliche Abgabe von Oxalsäure via eines Schwammes.

Die meisten füttern ihre Völker mit Eimern, sogenannten Bucket Feedern. Gibt es hier auch zu kaufen, sind aber scheinbar eher selten im Einsatz.
Dort bietet es sich an, denn diese Nordamerikaner haben alle Lits (Deckel), die ein Feeding Hole (Loch zum Füttern, im Deckel) haben, wo die Eimer einfach umgedreht drauf gestellt werden.
Dass es dort auch windig ist, ist denen egal – an Anfang sind die Eimer schwer, am Ende sind sie von den Bienen festgeklebt. Und wenn mal einer wegfliegt, ists auch nicht schlimm.

Ian Steppler setzt die manchmal sogar rauf, wenns schneit – Flüssigfutter! Bei Schnee!
Wenn man das ins deutscheste Imkerforum schreiben würden – der Blutdruck eines halben dutzend Profiimker mit 20 Völkern würde durch die Decke gehen!
Aber gottlob kennen Ian Stepplers Bienen das Imkerforum nicht – von daher nehmen sie das Futter einfach ab.

Bob Binnie macht etwas Bleiche in seinen selbst angerührten Sugarsyrup, damit der nicht fermentiert. Irgendwer hat das mal im Imkerforum erwähnt – au weia, da war das Kopfschütteln aber groß. Aber auch dem Kenny-Rogers Look-Alike Winner 2019 Bob Binnie wird das herzlich egal sein – der ist schon seit 1980 Erwerbsimker – da sind die meisten Elite-Imker der deutschsprachigen Facebookgruppen noch mit Dreirädern um den Weihnachtsbaum kariolt.

Ian Steppler karrt seine 1500 Völker jeden Oktober in sein Winter-Shed – eine große Halle, die im Sommer Lager- und Schleuderraum ist. Die Halle wird dann verdunkelt und dicht gemacht und konstant auf 5 Grad gehalten.
Darin überwintert dann sein ganzer Bestand, bevor er im März wieder raus gefahren wird. Der Steppler läuft einmal pro Woche durch die Gassen seiner Beutentürme in dieser Halle und fegt die toten Bienen zusammen. Eine ganze Schubkarre voll.
Dabei kommen vermutlich mehr tote Bienen zusammen, als der beste Imker der deutschen Internetszene in Summe lebendig in seinem Bestand haben wird.
Dem Ian ists egal – wenn der sich den Spaß macht und durch die Fluglöcher in die Beuten filmt, dann sieht man überall fette durchhängende Wintercluster.

Raising Queen Bees!

Alle ziehen sich ihre eigenen Königinnen, aber jeder macht es etwas anders.
Mike Palmer verkauft Königinnen – der hat seine Operation darauf ausgerichtet, im Sommer reichlich Weiseln aufzuziehen, und trotzdem Honig zu machen.
Dafür macht der seine Bee-Bombs – etwas, dass man mitunter in Deutschland als Adam Starter kennt (naja, zumindest die Buckfast Züchter *ZwinkerSmily*). Nur baut er die so, dass die auch noch Honig machen.

Ian Steppler macht nur für sich Königinnen, allerdings auch nicht für seinen ganzen Bestand.
Er lässt die Völker machen. Wichtig ist nur, dass die Colonies right on the money sind (Geld bringen). So hat er Kisten, da ist laut Dokumentation eine 2016er Königin drin. Die ist da natürlich nicht mehr drin, aber wenn da eine gute Supersedure Queen legt (Königin aus stiller Umweiselung), ist dem das auch egal. Alles, was nicht performt, wird aufgelöst, oder ein Ableger reingesteckt. Für diese Ableger werden die Königinnen gemacht, alles aus Zuchtmütter aus dem eigenen Bestand.

Die sind im Laufe der Zeit so auf seinen Betrieb angepasst, dass die machen, was sie sollen, und auch auch zur richtigen Zeit. Die legen im Sommer wie Sau, dann werden Splits gemacht (Ableger), später alle Völker auf einen Brutraum eingeengt und dann ge-“supered”.
Er erntet nur einmal pro Jahr, und dann fast ausschließlich Canola Honey (Raps), aber wenn der sagt, dass eine Colony right on the money ist, dann meint der damit so 4-6 Honigräume pro Volk, und zwar Honigräume in Langstroth. Und die sind dann voll mit Bienen.

Bob Binnie arbeitet etwas anders, Mike Palmer auch, aber alle drei haben eines gemeinsam:
Sie wissen exakt, wie sie ihre Bienen führen müssen, damit die genau zur richtigen Zeit die richtige Stärke haben.
Binnie sagt: Bienenvölker müssen ihren Peak 10 days after the main flow starts erreicht haben, und genau so managt er das dann auch. Damit verhindert er Schwärme und garantiert sich volle Kisten.

Es ist ziemlich spannend, diesen Jungs beim Arbeiten zuzusehen. Der Binnie ist so einer, der arbeitet zwar mit Veil (Schleier), und da weiß der deutsche Profiimker natürlich sofort, dass der nix kann, aber man sieht bei jeder Bewegung mit dem Hivetool (Stockmeißel), dass der das schon eine Million mal gemacht hat, dass der Blick in eine Beute mit absolut sicheren Bewegungen verbunden ist. Er weiß auch exakt, warum er macht, was er macht, und wie er es macht. Nichts daran ist einfach nur irgendwie. Aber er hat halt einen Imkeranzug an, und wir alle wissen – wer einen Imkeranzug trägt, ist kein Imker, sondern ein unmännlicher Loser.

Bob Binnie hat übrigens 2020 Breeder Queens (Zuchtmuttis) gekauft – 2 Stück für über 1000$ – und von diesen dann nachgezogen, und großflächig eingeweiselt.
Er hat da gewisse Erwartungen dran, was die können sollen, und das ist schon strange, wenn da einer seinen ganzen Laden mal eben auf etwas ganz anderes umweiselt.

Pollen Patties!

Alle füttern Pollenersatzfutter. Das ist hier ein kaum präsentes Thema, und irgendwie scheint es hier auch keine Notwendigkeit zu geben.
Aber in Manitoba, Canada, oder am Lake Champlain, Vermont sieht das anders aus.
Manlakes UtraBee ist dort das Mittel der Wahl, Pollenfutterteig herzustellen und im Frühjahr und Herbst zu verfüttern. Da das Zeug teuer ist, wird es wohl einen entsprechenden Mehrwert haben, aber es irritiert anfänglich schon, wenn man bemerkt, dass etwas, das dort mandatory (verpflichtend) erscheint, hier absolut keine Rolle spielt.
Vielleicht haben wir hier doch noch ein Pollenangebot, welches weithin intakter ist, als jenes in Nordamerika.

Ende Gelände

Der Crazy Shit an denen ist, dass die so furchtbar unprätentiös daher kommen.
Das sind Zeitgenossen, die machen das seit Jahrzehnten und müssen davon leben. Irgendwann haben sie dieses Youtube entdeckt, und sich gedacht, dass sie etwas zu erzählen haben.

Ian Steppler hat damit angefangen, weil es ihm wahnsinnig schwer fiel, vor Menschen zu reden. Er ist ein schüchterner Typ, aber er sollte immer öfter vor Publikum Talks geben. Um seine Unsicherheit besser in den Griff zu bekommen, fing er an, seinen Imkeralltag mit seinem Smartphone festzuhalten und zu kommentieren.

Bob Binnie hat das Smartphone in die Hand genommen, weil er Ian Stepplers Kanal gefunden hat, und die Art und Weise der Informationsweitergabe so gut fand. Also wollte er auch etwas beitragen und der Community mitgeben.

Alle drei haben Imkereien, die von der Größe im DACH Raum vermutlich eine Seltenheit sein werden. Keiner der drei lässt das raushängen. Sie zeigen, was sie machen, wie sie es machen und warum. Es gibt keine Art von Geheimniskrämerei, wie sie hierzulande vielen Imkern zueigen ist. Es gibt auch kein Fingerpointing oder runter gemache, niemand nimmt für sich in Anspruch, den einzig wahren Weg der Imkerei gefunden zu haben.

Von daher ist es so angenehm, diesen Leuten, die es wirklich können, aber kein Aufriss darum machen, zuzusehen. Und deswegen kommen einem die Imker hierzulande im Vergleich dazu oftmals überheblich, selbstherrlich und allzu belehrend vor.
Selbst wenn hier einer 100 Völker hat, und meint, alles schon gesehen zu haben, und alles zu wissen – ehrlich Jungs – die 100 macht Bob Binnie mit seinen fast 70 Jahren an einem Vormittag…

2020.21 – Varroa, Lehren aus dem Betriebsjahr 2020

Einführung

Es folgt ein längerer Text, der darüber berichtet, wie sich die Varroasituation in meinem Völkern im Laufe des Sommers, Herbstes und Winter entwickelt hat, und welche Rückschlüsse daraus für künftige Varroastrategien zu ziehen sind.

Schon zu Beginn der Datenanalyse zeigte sich, dass die Völker nur bedingt miteinander vergleichbar sind und der Gesamtbestand in unterschiedliche Kategorien zerfällt. Es bot sich an, die Völker in Gruppen einzuteilen.
Es gibt unterschiedliche Völkertypen, die unterschiedlich behandelt, bzw. betrachtet werden müssen, was im Folgenden näher erläutert werden wird.
Ein Problem: Ich habe Völker teilweise unterschiedlich behandelt, auch dann, wenn sie zum gleichen Typus gehören.
Allerdings eröffnet mir dies auch Vergleichsmöglichkeiten, auf die in der Folge genauer eingegangen werden wird.

Motivation

Durch eine fortwährende Analyse der Varroazahlen in meiner Imkerei, im Kontext der Behandlungsmethoden, soll ein Weg gefunden werden, möglichst effektiv die Varroapopulation zu kontrollieren. Ziel ist es, gesunde und starke Völker in und durch den Winter zu führen, damit zur Frühtracht ausreichend starke Völker zur Verfügung stehen.

Bekannte Behandlungskonzepte funktionieren, das Rad muss nicht neu erfunden werden, aber gleichzeitig muss das eigene Handeln der eigenen Betriebsweise und der örtlichen Situation angepasst werden. Es gibt keinen Waschzettel, der nur abgearbeitet werden muss, um perfekte Ergebnisse zu bekommen.

Aktuell bin ich mit dem Zustand meiner Völker weder im Winter, noch im Frühjahr wirklich zufrieden. Daher hilft nur eine genauere Betrachtung der angewandten Behandlungsmethoden und der daraus resultierenden Völkerstärken bei Ein- und Auswinterung, um daraus dann andere, angepasste Herangehensweisen zu entwickeln.

Völkertypen

Damit der Leser und ich eine gemeinsame Ausgangsbasis haben, folgt eine kurze Erläuterung der Terminologie, was die einzelnen Völkertypen betrifft:

  • Wirtschaftsvolk, mit Notbehandlung: Ein Bienenvolk, welches das ganze Jahr über als Honigvolk geführt und im Juli mit einer TBE behandelt wurde. Im September erschienen mir der tägliche, natürliche Milbenfall als zu hoch, sodass eine Notbehandlung erfolgte.
  • Wirtschaftsvolk, ohne Notbehandlung: Ein Bienenvolk, welches das ganze Jahr über als Honigvolk geführt und im Juli mit einer TBE behandelt wurde. Hier war jedoch der natürliche Milbenfall im September so gering, dass eine Notbehandlung als nicht notwendig erachtet wurde.
  • Ableger: Ein Bienenvolk, welches Ende Mai, oder Anfang Juni mit zwei Brutwaben gebildet wurde, unter Zugabe einer unbegatteten Königin oder einer schlupfreifen Zelle. Bei Brutfreiheit wurde mit OXS behandelt. Anfang August wurde 1 Streifen Bayvarol ins Brutnest gehängt.
  • Brutsammler: Ein Volk, welches aus den Brutwaben jener Wirtschaftsvölker entstand, die einer TBE unterzogen wurden. Auch hier erfolgte eine Behandlung bei Brutfreiheit, Anfang August.
  • DeBiMo Völker: Ich nehme am Deutschen Bienenmonitoring teil. Ein Teil meiner Völker wird also regelmäßig genauer untersucht, und mir später die Ergebnisse entsprechend zur Verfügung gestellt.
    Ich habe also einen Anteil an Völkern, zu denen mir genauere Daten vorliegen, als zu anderen.

Durchführung und Zeitpunkt der TBE

Die TBE wurde von Mitte bis Ende Juli durchgeführt.
Die Völker wurden i.d.R. auf Mittelwände gesetzt, nach 4-7 Tagen erfolgte eine Behandlung mit Oxalsäure. Bei einem Teil der Völker wurde die OXS gesprüht, bei einem anderen Teil wurde auf eine alternative Methode zurückgegriffen.

Die entnommenen Brutwaben wurden als Brutsammler zusammengestellt, nach 9 Tagen wurden die Nachschaffungszellen gebrochen und und unbegattete Weiseln dazu gegeben.
Nach 21 Tagen erfolgte eine alternative Oxalsäurebehandlung im brutfreien Zustand.

Wenn Völker mit Oxalsäure behandelt wurden, dann immer im brutfreien Zustand.

Das überraschend schlechte Ergebnis der DeBiMo Völker

Mit der Übermittlung der Testergebnisse durch das LIB Hohen Neuendorf wurde klar, dass dieses Jahr die Varroabehandlung nicht gut gelaufen war:

Wie sich zeigte, hatten 40% der Völker zwischen Juli und Oktober einen höheren phoretischen Befall entwickelt – obwohl zwischen den Probeentnahmen eine TBE und eine OXS Behandlung lag. 50% hatten einen phoretischen Befall von >1%, ein Volk (Nr. 19), hatte seinen phoretischen Befall trotz TBE und OXS mehr als verfünffacht!

Eigentlich hätte der Befall deutlich geringer ausfallen sollen (und hatte es im vergangenen Jahr auch getan), insofern war eine genauere Analyse der Aufzeichnungen des aktuellen Jahres angezeigt.

Was bedeuten diese Zahlen für das aktuelle Varroakonzept, außer dass es nicht ausreichend ist? Wo sind Anpassungen vorzunehmen?

Notbehandlungen im September

Es gab eine Reihe von Völkern, die bei einer Probe mittels Varroawindel einen zu hohen Milbenfall zeigten. Dabei handelte es sich fast ausnahmslos um Wirtschaftsvölker.

Diese Völker sollten eigentlich einer Blockbehandlung mittels OXS unterzogen werden, wobei die dafür notwendige Hardware nach der zweiten Behandlung kaputt ging.
Daraufhin wurde kurzfristig auf Bayvarol umgestiegen, und den betroffenen Völkern 1 Bayvarolstreifen ins Brutnest gehangen – Ausnahmen erhielten 3 Streifen.

Jene Völker, deren Milbenfall Anfang September augenscheinlich unauffällig war, wurden keiner Behandlung im Herbst unterzogen.

Oxalsäure sprühen und Oxalsäure alternativ verabreichen, Methode wirken unterschiedlich gut

Die Wirtschaftsvölker wurden mittels TBE brutfrei gemacht. Anschließend folgte eine Behandlung mit Oxalsäure.
Dabei wurde die OXS unterschiedlich verabreicht:
Ein Teil wurde mit OXS besprüht, ein anderer Teil wurde mit einer alternativen OXS-Applikation behandelt.

Beide Gruppen waren im September nicht zu gleichen Teilen bei den behandlungswürdigen Völkern vertreten, vielmehr hatte eine der beiden Gruppen den größeren Anteil Völker, die zu viele Milben fallen ließen.

OXS sprühenOXS alternativ verabreichen
Notbehandlung notwendig84
keine Notbehandlung notwendig28
Verteilung behandlungswürdiger Völker im September auf die Behandlungsmethode bei Brutfreiheit

Das Sprühen von OXS scheint im direkten Vergleich schlechter zu wirken. Anders ist der höhere Milbenfall der entsprechenden Völker im September nicht zu erklären.

Allerdings führte dies dazu, dass diese Völker noch einmal behandelt wurden, während die alternativ behandelten so gut aussahen, dass eine weitere Behandlung nicht notwendig zu sein schien.
Im Dezember zeigten sich dann die Auswirkungen der unterbliebenen Behandlung.

Milbenfall im Dezember nach Restentmilbung

Alle Völker wurden im Dezember der gleichen Art von Restentmilbung mittels Oxalsäure unterzogen.
Nach 7 Tagen wurden die auf die Windel gefallenen Milben gezählt und ein Tagesmittel errechnet und zum Vergleich herangezogen.

Um die vier Gruppen (WV mit und ohne Notbehandlung, Ableger und Brutsammler) miteinander vergleichen zu können, wurde für jeden Typ ein Durchschnitt des Milbenfalls pro Tag über alle Völker eines Typs gebildet.

Welcher Volkstyp hat im Dezember durchschnittlich wie viele Milben pro Tag fallen lassen?

Die gute Nachricht: Die Ableger, alle einmal im Mai, Juni brutfrei behandelt, sowie Anfang August um 1 Bayvarol-Streifen ergänzt, haben im Schnitt nach der Restentmilbung wenig Milben fallen lassen. Es gibt Ausreißer, aber im Großen und Ganzen war der Milbenfall nach der Winterbehandlung sehr gering.

Ganz anders sieht es bei den Brutsammlern aus.
Diese Völker, mit Brutwaben aus der TBE der Wirtschaftsvölker gebildet, hatten einen extrem milbenreichen Start. Der Milbendruck wurde durch eine einmalige OXS Behandlung zwar so weit gemindert, dass eine Einwinterung möglich war, allerdings verblieben noch überdurchschnittlich viele Milben in den Völkern.

Auffällig ist der Unterschied zwischen Wirtschaftsvölkern mit und ohne Notbehandlung im September.
Kurz gesagt: Ohne Notbehandlung fielen 3 mal so viele Milben wie mit – die Notbehandlung macht einen signifikanten Unterschied bei der Anzahl der Milben, die noch mit in den Winter gehen.

Betrifft Wirtschaftvölker mit einer Notbehandlung
Betrifft Wirtschaftsvölker ohne Notbehandlung

Fazit TBE

Eine TBE mit nachgeschalteter OXS Behandlung reicht nicht aus, um auf eine Behandlung im September gänzlich verzichten zu können.

Es gibt scheinbar eine signifikante Reinvasion (von innen), welche die Milbenzahl in die Höhe treibt. Insbesondere an den eng überwachten DeBiMo Völkern ist erkennbar, dass eine TBE samt Oxalsäurebehandlung mitunter nicht ausreicht, die Milbenzahl dauerhaft wirksam zu senken, wenn 40% einen höheren phoretischen Befall nach der TBE als vor der TBE aufweisen.

Brutsammler

Dieser Völkertyp braucht nach der ersten brutfreien Behandlung später eine nachgelagerte Nachsorge (bspw. im September), wenn man nach einer Restentmilbung möglichst milbenarm ins neue Jahr starten möchte.

Ursache für den überdurchschnittlichen Befall muss die vergleichsweise hohe Konzentration an befallenen Zellen in den Brutwaben sein, welche am Ende einer Bienensaison in den Wirtschaftsvölkern vorhanden sein dürften.

Hier liegt auch der Unterschied zu den zeitig im Jahr gebildeten Ablegern.

Die TBE alleine ist kein Allheilmittel gegen die Varroamilbe, auch nicht in Kombination mit einer Behandlung bei Brutfreiheit mittels Oxalsäure.

Weiterhin hat die TBE auch praktische Grenzen, bei denen eine Verwendung dieser Methode keinen Sinn mehr macht. Vgl. dazu auch: [1][2]

Fazit Ableger

Ableger, im Frühjahr gebildet und brutfrei behandelt, bauen scheinbar bis zum Herbst, Winter nur eine geringe Milbenlast auf – von wenigen Ausnahmen abgesehen.

Das erscheint auch logisch: Zu einem Zeitpunkt gebildet, als der Spender selbst kaum Milben hat, ist die Startpopulation an Milben sehr klein. Mit einer effektiven Behandlung bei Brutfreiheit, sinkt der Befallsgrad noch einmal deutlich.

Bis die neue Königin so richtig in Brut gegangen ist, und damit auch die Milbe groß in die Vermehrung einsteigen kann, ist der Sommer schon weit fortgeschritten.
Somit fehlt es den Milben sowohl an Individuen, Brutzellen als auch Brutzyklen, um bis zum Winter starke Populationen aufzubauen.

Die Entnahme von Brutwaben scheint jedoch bei den Brutspendern kaum zu einer signifikanten Verzögerung in der Entwicklung der Varroapopulation zu führen.

Fazit Bayvarol

Die Datenlage ist zu dünn.
Bayvarol scheint gut zu wirken, wenn 2-3 Streifen in ein Brutnest gehangen werden.
Bei kleineren Einheiten, wo nur ein Streifen gegeben wird, sind die Ergebnisse sehr unterschiedlich.
Bei den Ablegern sehen alle gut aus, bis auf zwei Einheiten. Alle wurden gleich behandelt, aber zwei fallen durch sehr hohe Zahlen auf.

Noch auffälliger ist es bei den Mini Plus Einheiten, die eingewintert wurden:
Alle wurden zur gleichen Zeit im Jahr gebildet, gleich geführt und gleich mit jeweils einem Bayvarol Streifen behandelt: 50% sind in Ordnung, 50% sind zu stark mit Milben belastet, wenn man der Windel nach der Restentmilbung trauen kann.

Mein vorläufiges Fazit wäre: Bayvarol kann helfen, im August, September noch einmal die Populationsentwicklung der Milben zu stören. Aber das kann auch schief gehen.

Fazit Varroa Managment insgesamt

Ich habe dieses Jahr Völker durch die Varroa verloren. Diese Völker wurden schon im August, September aufgelöst, aber nur, um das Kahlfliegen vorweg zu nehmen.

Hier kam die TBE zu spät, die Völker waren zu stark vorbelastet.
Daraus ergibt sich eine erste Schlussfolgerung für ein angepasstes Varroamanagement:

Früher, genauer hinsehen

Hätte, hätte, Fahrradkette – hätte ich, wie geplant, im Frühjahr und Frühsommer genauer hingesehen – beispielsweise mit einer Alkoholwaschung – hätte ich überdurchschnittlich stark belastete Völker identifizieren und rechtzeitig behandeln können.
Zwar wären diese dann für die Honigproduktion ausgefallen, aber das wäre nebensächlich gewesen.

Vor einer TBE den phoretischen Befall bestimmen

Von manchen Völkern muss man keine Brutwaben in die Brutsammler stecken.
Ich habe noch keine Vorstellungen, wo man Grenzwerte setzen kann, aber der Point Of No Return kann auch schon erreicht sein, bevor man ein katastrophales Brutbild zu Gesicht bekommt.
Vielleicht wäre es ein experimenteller Ansatz, vor der nächsten TBE den phoretischen Befall zu bestimmen, und dann Brutsammler aus jenen Brutwaben mit gleichem Befallsgrad zu bilden, und deren Entwicklung zu vergleichen.

Mehr Ableger, Kunstschwärme bilden

Ich habe dieses Jahr meine Vermehrung vor allem auf die Brutsammler der TBE gestützt.
Wenn ich mir die Ableger und Schwärme ansehe, die ich im Mai, Juni gebildet habe (bilden musste – wenn im Baum), dann stehen diese so viel besser da, dass die Überlegung nahe liegt, hier doch ein größeres Augenmerk auf die Ablegerbildung zu richten.

Ich habe durch die Stockwaagen auch gelernt, dass wir eine Trachtlücke haben, die von Anfang, Mitte Mai bis Mitte Juni reicht.

Aus imkerlicher Sicht wäre es sinnvoll, zu Beginn dieser Trachtlücke überschüssige Bienen “zu ernten” und zu Kunstschwärmen zu verarbeiten, bevor die Völker selber die Bienenmasse der Trachtsituation anpassen.

Ergänze, erhöhe ich meinen Bestand auf diese Art, muss ich im Spätsommer weniger Brutsammler in der TBE bilden und kann mehr Brutwaben einschmelzen.

VarroMed im September?

Nach meinem negativen Urteil aus [3] über VarroMed mag meine folgende Einlassung nahezu peinlich sein, aber:
Die Völker, die im September 2019 mit VarroMed behandelt worden sind, hatten im DeBiMo Screening im Oktober allesamt sehr niedrige Varroa Werte. Das galt auch für Völker, die mit einer alternativen Oxalsäureapplikation behandelt wurden.

Allerdings ist VarroMed sehr einfach einzusetzen, auch dann, wenn man mal keine Stromquelle oder eine Schutzmaske zur Hand hat.
Für schwach befallene Völker scheint VarroMed ausreichend zu wirken, und wäre damit eine gute Alternative zu dem ebenfalls teuren Bayvarol, welches aber meiner Erfahrung nach weniger zuverlässiger wirkt, als VarroMed.

Es wäre betrieblich ein Leichtes, im September, wenn man letzte Checks an den Völkern macht, einfach noch zwei, drei Mal mit der VarroMed Flasche rüber zu gehen, auch dann, wenn die Einheiten auf Außenstände stehen.

Und jetzt?

Ich fasse die diesjährigen Erkenntnisse für mich so zusammen:

  • Ableger und/oder Kunstschwärme bilden, um auf die Brutsammler aus der TBE nicht angewiesen zu sein.
  • Ab Ende April den phoretischen Milbenfall messen. Bernhard Heuvel beschreibt eine einfachere Methode, wo er mit dem Stockmeißel Brutzellen aufkratzt, und nach befallenen Zellen sucht. Wie geht das? Gibt es da Bildaterial?
  • Bei einem phoretischen Befall von >3% behandeln, auch wenn das schon im Mai oder Juni der Fall sein sollte.
    Eingreifen, bevor ein irreparabler Schaden auftritt.
    Und wie sagte Liebig immer so treffend: “Nur wer beobachtet, weiß bescheid”
  • Vor einer TBE in jedem Fall den phoretischen Befall ermitteln, und nur aus den schwächer befallenen Völkern Brutwaben zu sammeln. Stärker befallene Völker geben ihre Brutwaben direkt in den Wachsschmelzer.
  • TBE Wirtschaftsvölker brutfrei behandeln, aber im September dann einer Nachbehandlung unterziehen.
  • Für Brutsammler gilt das Gleiche.
  • Im September Völker noch konsequenter zusammenlegen.

Hat der Heuvel recht?

Bernhard Heuvel sagt in einem Vortrag: Wir kümmern uns die ganze Zeit nicht um die Varroa, aber dann im Sommer, müssen wir mit allem, was wir haben, drauf schlagen. Sinnvoller ist es, früher einzugreifen!

Er schlägt unter anderem vor, im Februar einmal mit VarroMed über die Völker zu gehen, um die Entwicklungsdynamik gleich zu Saisonbeginn zu stören.
Ich weiß nicht, ob das tatsächlich einen so großen Unterschied macht. Dafür sind meine Zweifel in VarroMed zu groß, zumal es nicht in die verdeckelte Brut wirkt.

Allerdings finde ich seinen Vorschlag, mittels Brut-aufkratzen jederzeit schnell einen aussagekräftigen Eindruck über die Milbenbelastung zu erhalten, sehr interessant.
Alkoholwaschung gehen schnell, erfordern aber doch einen Mehraufwand, welchen ich oftmals auch meide.
Seine Variante ließe sich schnell in die reguläre Durchsicht einbauen. Und mit validen Informationen ließen sich begründete Entscheidungen treffen.

Das neue Bienenjahr wird nicht langweilig werden.
Manchmal dreht sich bei mir alles zu sehr um die Milbe, da gerät die Biene fast in den Hintergrund. Aber vielleicht geht es aktuell noch nicht anders, weil ich noch auf der Suche bin, nach der Betriebsweise, wo die Milbe in Schach und die Biene möglichst bienengemäß gehalten wird, und ich betrieblich alles unter einen Hut bekomme.

Vielleicht kann der gemeine Leser ja etwas dabei herausziehen.

Links

[1] https://stadtrandhonig.de/2020/09/16/2020-16-vorlaeufiger-bericht-zur-varroasituation-2020-und-zur-tbe/

[2] https://stadtrandhonig.de/2020/10/30/2020-18-ueberlegungen-zu-einem-geaenderten-varroa-konzept/

[3] https://stadtrandhonig.de/2019/10/07/varromed-feldversuch-und-auswertung/

2020.20 – Honig machen, Zuchtplanung, Internet leer kaufen

Honig machen

Honig schön machen – wäre eine passendere Bezeichnung.
Der neue Honigrührer im Team mit dem Melitherm machen einen prima Job. Die Linde, die erstaunlicherweise dieses Jahr im Eimer fest geworden ist, wird erst im Wärmeschrank angetaut, anschließend in den Melitherm gegeben, um dadurch praktisch auf Anfang zurückgesetzt zu werden, um dann im Rührwerk – dezent mit 2-3 KG Raps angeimpft, binnen drei Tage feinsteif gerührt zu werden. Anschließend noch abfüllen und etikettieren, und schon ist der Honig verkaufsfertig.

Ich mache jetzt 140KG Chargen, anders lohnt sich der Aufwand nicht, und so habe ich aktuell eine Charge mit rund 250 Gläser fertig, die jetzt in den Verkauf gehen. Insgesamt nicht viel, aber im Vergleich zu den Vorjahren wächst der Honigdurchsatz und -umsatz stetig.

Der Honigrührer macht bei der Konsistenz des Honigs einen echten Unterschied. Es ist jetzt das erste Mal passiert, dass Kunden mich direkt anrufen, um sich Honig zu sichern, bevor er alle sein könnte, weil er ihnen so gut geschmeckt hat.
Ein Renner dabei ist Rapshonig, wobei ich denke, dass jetzt der Lindenhonig mittelfristig noch besser ankommen sollte – er hat einfach den aufregenderen, feineren Geschmack.

Zuchtplanung

“Zucht ist Töchter beurteilen”, habe ich neulich von Peter Little gelesen, einem englischen Imker, der eine alte Belegstelle von Bruder Adam in Dartmoore betreibt.

Er spielt damit auf die Erbfestigkeit an, die eine Zuchtmutter unter Beweis stellen muss, indem ihre Töchter standbegattet und dann geprüft werden. Zeigen diese Töchter dann zuverlässig ausreichend positive Eigenschaften der Mutter?

Und so ist ein Schwerpunkt der Planung für die Zucht kommendes Jahr, Leute zu finden, die bereit sind, unbegattete Töchter meiner potentiellen Zuchtmütter zu testen. Das ist gar nicht so einfach, und alleine habe ich nicht genug Völker, alles selbst zu testen.

Jetzt vernetzt man sich also über Jahre mit anderen Imkern, und wenn man dann fragt, ob sie Königinnen für einen Selbstkostenpreis nehmen und testen würden, dann ist die Reaktion bisher eher verhalten.
Ich denke, ursächlich dafür ist, dass die wenigsten Imker mit zwei bis sechs Völkern sich bewusst machen, welchen Unterschied Königinnen machen, die züchterisch bearbeitet worden sind – und genau das ist mein Netzwerk: Die Kleinstimker mit wenigen Völkern im eigenen Garten.

Um möglichst viel selbst testen zu können, erhöhe ich noch meinen Bestand an Mini Plus Einheiten. Wenn ich es leisten kann, will ich mit 35 Einheiten arbeiten, sodass ich beispielsweise drei Zuchtmütter à 10 Töchter testen und vergleichen kann.
Das ist nicht die Welt, aber besser als nichts.

Diese drei Zuchtmütter werde ich versuchen bis Mai aus einem Bestand von rund 15-20 Kandidatinnen auszuwählen, indem ich Auswinterung, Milbenbefall, Sanftmut und auch den Honigertrag im Raps und der Obstblüte berücksichtige – plus eine Priese rein subjektiver Wahrnehmung und eigenem Gusto. Damit da aber etwas miteinander zu vergleichen ist, soll im Frühjahr, also im März, ausgeglichen werden – damit alle Königinnen etwa einen gleichen Start in die neue Saison haben.

Sollte sich dann ein klares Bild über ein bis zwei Zuchtmütter ergeben, welches überzeugt, dann sollen weitere Töchter zu einer passenden Belegstelle gekarrt werden, um der Reinzucht Vorschub zu leisten um ggf. Merkmale zu verfestigen. Aber dazu brauche ich dann definitiv Beratung durch den Zuchtverband, um die passende Anpaarung zu finden.

Das ganze Internet leerkaufen

Meine Bestellungen haben dieses Jahr einen Umfang – da kommt nicht mehr die Post, da kommt eine Spedition.

Insbesondere die Edelstahlhardware plus die Umstellung auf Dadant brauchen Platz und Geld.
Die letzte Saison hat mir deutlich gezeigt, wo im Betriebsablauf die Engpässe sind, und so ich nur reagieren und nicht mehr agieren kann.
Deswegen kommen so Dinge ins Haus wie ein Deckelwachsschmelzer oder eine Honigpumpe. Auch ein Klärfass ist dabei und nicht zuletzt ein Beutenheber. Die meisten Anschaffung drehen sich dabei um Hebetechnik, bzw. das Vermeiden vom Heben von Dingen.

Ein Deckelwachsschmelzer ist eine Investition, die sich im Grunde recht schnell amortisiert: Aus 30 KG Deckelwachs-Honigmischung lassen sich 25 KG Honig und 5 KG Wachs ausschmelzen. Bisher wandert dieser Honig bei mir in den Abfluss, nachdem das Wachs ausgeschmolzen wurde. So hingegen kann dann der Honig ins Glas gehen, und das Wachs zum Umarbeiter.

Das Klärfass soll den Flaschenhals beim Schleudern lösen, der entsteht, wenn der Honig nach der Schleuder nicht schnell genug weg kann. Doppelsiebe waren schon dieses Jahr keine Lösung, und wenn man die Eimer ungefiltert wegstellt, dann hat man später recht viel Aufwand, alle einzeln abzuschäumen, bzw. zu filtern.
Einfacher wird es werden, wenn der Honig sich in einem Klärfass absetzen kann, um dann einmal abgeschäumt und in Eimer, jetzt vorgeklärt durch bspw. ein Doppelsieb, abgelassen zu werden.

Eine Honigpumpe fand ich immer unnütz – bis ich dieses Jahr Honigmengen von einem Gerät ins andere bewegen musste, bei denen der Rücken irgendwann weh tut.
Wenn man einen Melitherm vor das Rührfass schaltet, dann muss der Honig aus dem Auffangbehälter des Melitherm (in meinem Fall ein 50 KG Abfüllkübel) ins Rührfass.
Jetzt kann man entweder alles portionsweise in einem Eimer ablassen und umschütten, oder man pump einfach um.
Ich bin so weit, dass ich umpumpen möchte.

Ein Beutenheber hat nur einen Zweck: Meinen Rücken vor irreparablen Schäden beim Wandern zu schützen. Ja, das Teil kostet 1000 EUR, aber mein Rücken, einmal kaputt, ist in Geld nicht aufzuwiegen. Insofern ist das ein lohnende Investition – und wandern muss ich, eine Standimkerei macht für mich keinen Sinn.

Dann brauche ich noch Ablegerkästen für Dadant und viele Honigräume plus Rähmchen für alles. Weil ich jetzt nicht mehr alles scheibchenweise kaufe, sondern gelernt habe, dass man am Besten alles auf einmal shoppt, muss dann eben eine Spedition kommen, weil da einfach größere Volumina verschickt werden.

Ich hätte mir nie vorstellen können, dass die Imkerei mal so aus dem Ruder läuft.
Vieles von dem, was ich heute als zwingend notwendig erachte, um alles am laufen zu halten, schien mir anfangs völlig übertrieben. Mittlerweile haben sich meine Maßstäbe allerdings völlig verschoben…