Im Ski Urlaub, in dem ich kein Ski fahre, habe ich mir die Zeit genommen, zwei wesentliche Dinge zu erledigen, die ich eine Weile vor mich her geschoben habe.
Das Erste ist der Artikel, den ich längst über unseren Besuch in Buckfast Abbey geschrieben haben wollte. Die zweite Sache ist die Saisonplanung 2024.
Ersteres ist fertig, zumindest so weit, dass ich mir von Clare ein OK dafür abholen konnte. Jetzt habe ich den Artikel ans DBJ geschickt – mal sehen, ob man dort Lust drauf hat.
Die Saisonplanung konnte ich nicht ganz abschließen, weil ein paar Details fehlen, wie die Termine für die Belegstellen.
Weil ich immer noch Bock drauf hatte, habe ich daraus ein Video gemacht. Wenn ihr Lust habt, hier gehts lang:
Wenn ich mir meine Schreibaktivitäten auf diesem Blog so anschaue, könnte man mir mit einigem Recht eine gewisse Schreibfaulheit vorwerfen. Tatsächlich aber mangelte es weniger an Themen, als an Zeit.
Ich bin gerade von einer dreiwöchigen Reise durch England wieder heimgekehrt, und wie man sich denken kann, war die Zeit vor dieser Reise vollgepackt mit Zeug, was erledigt werden musste. Und so war der Juli einfach wieder einmal erschöpfend und kräftezehrend, sodass ich Anfang August, nachdem alles Wichtige erledigt war, dankbar in den Urlaub gefahren bin, auch um einfach von den Bienen und der ganzen Imkerei mal wegzukommen.
Im Urlaub dann war doch wieder reichlich Zeit für Kontemplation und auch etwas in Beuten schauen, aber dazu später mehr.
Im Juli
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Im Juli war alles, wandern, Linde, Linde ernten, alles abschleudern, alles sauber machen, Varroa, wieder wandern, auffüttern, einweiseln von Jungfern, Honigräume ausschlecken lassen, Proben DebiMo, mehr Varroa, Besamungskurs und noch mehr Zeug, was ich einfach vergessen habe. Ab Mitte Juli waren so viele Bälle in der Luft, dass ich mir für jeden Tag eine ToDo Liste geschrieben habe, um nichts zu vergessen und mit allem nach hinten raus rechtzeitig fertig zu werden. Hat dann auch geklappt. Aber es war wirklich sehr erleichternd, an einem Freitag Anfang August zu Hause zuzusperren, in den Camper zu steigen und Richtung UK zu starten.
Buckfast Abbey
Eine der ersten Stationen in England war Buckfast Abbey, wo ich einen Termin mit der ausgesprochen freundlichen, offenen und interessanten leitenden Imkerin Clare Densley hatte, welche heute dort die Imkerei verantwortet und – wenn man so will – die administrative Nachfolgerin Bruder Adams ist. Ich war reichlich nervös, habe ich doch wenig Interviewerfahrung, und dann erst recht nicht in Englisch. Natürlich fehlten mir hier und da vor lauter Aufregung manchmal die einfachsten Vokabeln, aber am Ende lief das Interview aus meiner Sicht sehr gut und wenn die Bienen in den Winter geschickt wurden, werde ich mich hinsetzen und daraus einen Artikel machen, entweder für eine Bienenzeitung oder halt einfach hier, für diese kleine Webseite.
Was ich vielleicht vorweg nehmen kann, ist dass ich gut finde, was man dort jetzt macht, auch wenn der Fokus der Imkerei ein ganz anderer ist als seinerzeit, und dass Veränderungen nicht per se etwas Schlechtes sein müssen, auch wenn nichts so bleibt, wie es ist.
Dass ich am Ende auf Bruder Adams alten Bienenstand bei der Abtei stehen und Bienen anschauen konnte, just an jenem Ort, wo der alte Meister seine Zucht maßgeblich voran getrieben hat, der Ort, der neben Dartmoore auf allen alten Fotografien zu sehen ist – das war schon toll, und hat mir als Buckfast-Imker schon noch mal mächtig emotional eine mitgegeben.
Kontemplation
Insbesondere der Besuch in Buckfast hat den Anstoß gegeben, noch einmal über meine Ziele mit der Imkerei nachzudenken, und eigentlich ist der Weg, den ich einschlagen sollte, offensichtlich. Jeder, der diesem Blog eine Weile gefolgt ist, wird es mitbekommen haben, dieser Hang zum Ausprobieren, Hinterfragen und Aufschreiben, und dem genervt sein von der Honigverarbeitung. Mit diesen Voraussetzungen ergibt es Sinn, sich intensiver dem Thema Züchtung zuzuwenden, und eben nicht alles auf den Honigertrag auszurichten. Dass ich dieses Jahr mit der manuellen Besamung angefangen habe und dort vielleicht kein Naturtalent, aber eben auch nicht ganz ungeschickt bin, weist auch in eine Richtung – ganz davon abgesehen, dass ich in der Norddeutschen Buckfastzüchterszene gut vernetzt bin und seit einigen Jahren auch aktiv am VSH Zuchtprogramm mitarbeite. Es scheint daher eine naheliegende Entscheidung zu sein, mich künftig verstärkt auf die Zucht, und hier auf die VSH Zucht zu konzentrieren.
Insbesondere der Vortrag von Paul Jungels, den ich mir im Urlaub eines Abends im Camper irgendwo im Schottischen Hochland noch einmal reingezogen habe, war dann so der letzte Schubs, den ich brauchte. Denn wenn es anderswo möglich ist, ist es auch bei uns möglich, varroaresistente Bienen zu selektieren und im Rahmen der Kombinationszucht zu stabilisieren. Und so fange ich diesen Winter damit an, jene Völker, die nicht in den Verkauf gehen sollen, nicht zu behandeln, um dann im Frühjahr zu sehen, ob und wer etwas im Bereich VSH kann (und auf dem Papier sollten hier und da einige Herkünfte etwas können). Und dann geht es eben los, mit der Zucht – Gottseidank nicht alleine – denn unser Zuchtverband hat hier großartige Leute, mit denen man wunderbar an diesem Thema zusammenarbeiten kann.
Herbst
Die Völker, die ich bisher gesehen habe, sahen – von wenigen Ausnahmen abgesehen – gut aus, niemand musste hungern und scheinbar hatte ich im Juli alles hinreichend vorbereitet, damit auch die gesamte Bagage mal drei Wochen ohne meine Zuwendung auskommen konnte.
Jetzt aber steht wieder das Thema Varroa auf der Tagesordnung, und ich bin etwas unsicher hinsichtlich des weiteren Vorgehens.
Die Völker sehen, wie gesagt gut aus, nicht so, als wenn man da etwas tun müsste, Aber der Eindruck kann trügen. Andererseits ist mittlerweile in so ziemlich jeder Kiste eine Herkunft drin, die irgendwo, irgendwie schon mal etwas mit VSH/SMR/VSB gezeigt hat. Insofern denke ich jetzt darauf rum, wie ich eine minimalinvasive Varroaanalyse und Behandlung gestalte, die ich auch zeitlich hinbekomme.
Paul Jungels sagt, maßgeblich ist der Brutbefall. Ich weiß, wie ich das nach Kirchhainer Protokoll auszählen kann, aber das ist sehr mühsam. Jungels hat noch eine Methode vorgestellt, bei der er mittels Entdeckelungsgabel 40-50 reife Puppen aus einer Brutwabe auf einmal zieht, und sich da schnell zeigt, ob und in welchem Umfang Brut befallen ist. Und hier betont Jungels dann, dass es egal ist, wieviele Milben auf Bienen aufsitzen – relevant ist lediglich die Brut. Sind keine Milben in der Brut, ist der Rest egal.
Ich werde also dieser Tage mal jene Methode ausprobieren und dann entscheiden, wie ich weiter vorgehe.
Keine Saison ist wie die andere, und so hält auch dieses Jahr wieder einmal (unangenehme) Überraschungen bereit.
Dieses Jahr ist es bisher die ausgeprägte Schwarmlust, und was soll ich sagen: Ich habe viele Völker durch Schwarmabgänge verloren. Wie so ein Anfänger. Halt! Stop! Unfair!
Es ist genau umgekehrt: Als Anfänger schaut man viel genauer in die wenigen Kisten, die man hat. Aus Sorge, etwas zu übersehen prüft man jede Wabe genauer, man nimmt sich einfach mehr Zeit. Und so habe ich als Anfänger kaum Schwärme gehabt, die wenigen, die es gab, konnte man in den ersten Jahren an einer Hand abzählen.
Jetzt, mit mehr Erfahrung und mehr Völkern, wo Schwarmkontrollen einfach mal aufgrund der Menge an Völkern viel Zeit kosten können, nimmt man sich dann die Tipps der Profis zu Herzen, die da sagen „Nimmst du drei Waben, schaust die an, wenn da nix ist, brauchste die anderen auch nicht ansehen!“, und schon lachen die Bienen dich aus und sind weg, weil sie eben doch dann genau auf den anderen Waben die eine oder andere Zelle hatten.
Jedenfalls hat mich das nicht nur eine ganze Reihe Wirtschaftsvölker gekostet, sondern auch sehr viel Honig. Aber es ist müßig, zu viel zu weinen und sich die nicht vorhandenen Haare zu raufen. In allem gibt es auch etwas Positives: Weniger Honig = weniger schleudern müssen.
Apropos „Schleudern“: Ich hatte mich bisher immer gescheut, die für teuer Geld gekaufte Hardware für die Ernte auch tatsächlich einzusetzen, namentlich den Vorfilter, die Pumpe und das Klärfass. Weil ich aber dafür insgesamt einst sehr viel Geld ausgegeben hatte, und der selbstgebaute Siebkübel letztes Jahr nach 10 Zargen so an seine Grenzen kam, habe ich dieses Jahr das ganze Setup mal aufgebaut, trotz der Sorge vor dem riesigen Putzaufwand. Was soll ich sagen? Ist super! Nichts setzt sich zu, es gibt keinen Engpass nach dem Schleudern, eine ganze Schleuderladung von rund 40 KG wird einfach so vom Vorfilter geschluckt und bei Bedarf ins Klärfass gepumpt. Und dann fast das Beste: Am nächsten Tag das Klärfass einmal abschäumen und 300 Kilo klaren Honig auf die Eimer ziehen. Da fällt der Mehraufwand beim Putzen gar nicht so ins Gewicht.
Zucht
Zucht ist in meinem Fall eher Vermehrung (noch), aber auch darüber gibt es interessante Dinge zu berichten. Der geneigte Leser, der regelmäßig diese kleine Seite besucht, wird mittlerweile mitbekommen habe, dass ich insbesondere auch über Fehlschläge schreibe. Das liegt zum einen daran, dass das eine Form der psychischen Verarbeitung ist, damit ich nicht nur noch schreiend durch die Gegend renne, zum anderen rede ich mir ein, dass dies den größten Mehrwert für Leser bieten kann: Man muss meine Fehler ja nicht nachspielen, vielleicht hilft das, Fehler von vornherein zu vermeiden.
Fehler Nummer 1: Meine erste Testserie lief zu Beginn sehr gut. 25 von 30 Zellen wurden angenommen, nach 5 Tagen verschult und in den Brutkasten umgewohnt. Ich habe als Brutapparat den RCOM 70, so ein etwas Ei-förmiges Gebilde aus Kunststoff. Am Ende sind dann nur rund 15 Zellen geschlüpft. Dass Zellen nicht schlüpfen, liegt manchmal auch daran, dass Maden vom Futtersaft abreißen, oder das Black Cell Queenvirus der Larve den Garaus macht. Aber diesmal war es anders: Die Zellen, die nicht geschlüpft waren, enthielten Puppen, die ein, zwei Tage hinterher hingen, aber ansonsten normal aussahen. Die wahrscheinlichste Erklärung: Die Nächte in der Imkerei, und dem Schuppen, in dem der Brutapparat stand, waren mitunter noch recht kalt, und so sank auch die Raumtemperatur entsprechend. Der RROM 70 ist nicht isoliert, und die Temperatur wird in der Mitte des Apparates gemessen. Es ist also denkbar, dass in den Nächten im Randbereich des Brutschranks die Temperatur mehrere Stunden absank (weil die Raumtemperatur maßgeblich runterging), vielleicht nur um 5-7 Grad, in mehreren Nächten hintereinander, und dies dann insgesamt zu einer Verzögerung der Entwicklung der Zellen führte.
Für die zweite Serie war ich dann schlauer, und stellte den RCOM 70 in meinen Wärmeschrank, stellte diesen auf 20 Grad ein, während der Brutschrank selbst jetzt mühelos seine Temperatur halten konnte. Das funktionierte fast zu gut:
Fehler Nummer 2: Bei der zweiten Serie, die eigentlich heute hätte schlüpfen sollen, passierte dann, dass nahezu alle Zellen schon gestern schlüpften. Drei Zellen waren so früh geschlüpft, dass die Königinnen dann verhungert sind. Normalerweise mache ich es so, dass ich einen Tag vor dem Schlupftermin, alle KÄfige einmal rausnehme und in den Boden etwas Honig gebe, damit eine Königin gleich etwas zu fressen hat. Das funktioniert sehr gut – wenn eben das große Schlüpfen nicht vor der Frist beginnt. Hätte ich mich darauf verlassen, dass die Königinnen zum Termin schlüpfen, wäre mir die ganze Serie verhungert. Ich habe den Brutapparat auf eine Temperatur von 35 Grad Celsius bei 65% Luftfeuchtigkeit eingestellt. Aber ich denke, dass ich für künftige Serien die Temperatur auf 34,5 Grad absenken werde, um zu prüfen, ob ich damit eher zum errechneten Termin rauskomme.
Noch ein Thema rund um die Zucht: Ich habe mich an der manuellen Besamung versucht. Das is ein ausgesprochen komplexes Ding, ich habe den Winter über viel gelesen und recherchiert, aber insbesondere das Buch von Matthias Engel war maßgeblich, sich da irgendwie ran zu trauen und es einfach zu versuchen.
Es gibt zwei wesentliche Arbeitsschritte, und ich kann noch nicht sagen, welchen ich eigentlich schwieriger finde: Drohnensperma gewinnen oder Königinnen besamen.
Drohnen stülpen finde ich relativ einfach, aber es gibt da etwas, dass ich mir hätte nicht vorstellen können: Wenn man nur genug Drohnen stülpt, stellt man fest, wie sehr die stinken können, wie sehr die eigenen Finger stinken können, wie sehr alles nach alter ungewaschener Mann müffeln kann. Eine weitere, irritierende Sache ist das Knallen. Es gibt Drohnen, die sind so reif, die stehen so unter Druck, dass die beim Stülpen mit einem Knall zerplatzen. Wie Knallerbsen.
Insgesamt war die Spermagewinnung ein Lernprozess, der bei weitem noch nicht abgeschlossen ist, aber ich habe gemerkt, wie ich im Laufe der Zeit immer besser geworden bin. Dabei gab es auch wieder sehr, sehr frustrierende Erfahrungen zu machen. Ich wollte am Freitag Sperma aufziehen und am Samstag besamen. Am Ende meiner Bemühungen an jenem Freitag hatte ich mit viel Geduld, Schweiss und Tränen endlich die Menge für 3 bis 4 Königinnen aufgezogen, als ich nur noch mal eben eine Ladung Drohnen holen wollte. Als ich zurück kam, stelle ich fest, dass ich die Spermasäule nicht mehr in der Kanüle zurück ziehen konnte. Ich war nur wenige Minuten weg gewesen, aber mit der steigenden Temperatur hatte das ausgereicht, dass vorne in der 0,3 mm breiten Kanülenöffnung das zuletzt gewonnene Sperma festgetrocknet war. Ich hatte vergessen, vor dem Verlassen des Besamungsgerätes die Säule nach hinten zu ziehen und die Öffnung mit etwas Pufferlösung zu versiegeln. Als ich jetzt versuchte, den Unterdruck durch drehen an der Spritztenspindel zu erhöhen, um den angetrockneten Pfropfen nach hinten zu „saugen“, gab dieser irgendwann nach, woraufhin die gesammelte Spermamenge nach hinten in die Pufferlösung gezogen wurde und sich dort vermischte. Drei Stunden Arbeit binnen Sekunden, wegen eines kleinen Fehlers, unwiederbringlich zunichte gemacht. Ich habe geschrien.
Weil die Zeit knapp war, die vorbereiteten Königinnen irgendwie besamt oder begattet werden mussten, bin ich am nächsten Tag, einen Samstag, um 6 Uhr aufgestanden, in die Imkerei gefahren und habe von vorne angefangen. Schließlich hatte ich für zwei Königinnen Sperma aufgezogen, jedesmal die Spitze ordentlich versiegelt, damit nichts austrocknen kann, um dann am Ende die erste Kö zu holen, um diese zu besamen.
Den Arbeitsschritt, die Königin zu fangen, ins Besamungsgerät zu bugsieren, zu betäuben und dann mithilfe des Ventralhaken und des Stachelgreifers die Scheidenöffnung freizulegen, klappte mit einigem hin und her ganz gut – also gemessen daran, dass dies mein allererster Versuch war. Allerdings funktionierte das Einführen dann nicht wie gewünscht. Obwohl ich mich strikt ans Lehrbuch hielt, lief Sperma rechts aus der Scheidenöffnung heraus. Scheinbar hatte ich es nicht geschafft, die Scheidenklappe zu umschiffen. Weil jetzt nichts mehr zu sehen war, brach ich den Versuch ab, ließ die Königin aufwachen und gab sie in Ihr Volk zurück, damit sie dann doch noch (so die Hoffnung) zum Begattungsflug ausfliegen kann.
Bei der zweiten Königin klappte dann alles wie beschrieben, die Kanüle konnte erfolgreich eingeführt und das Sperma gegeben werden. Ob die Weisel jetzt auch tatsächlich damit beginnt, zu legen, werde ich dann in ein paar Tagen wissen.
Insgesamt – trotz des Rückschlages bei der Spermagewinnung – bin ich zufrieden, wie das Thema angelaufen ist. Es ist ausgesprochen komplex, motorisch anspruchsvoll und es gibt unendlich viel zu beachten. Trotzdem hat schon sehr viel sehr gut geklappt und ich merke, dass meine intensive Vorbereitung darauf, sehr geholfen hat – insbesondere das Buch von Matthias. Anfang Juli fahre ich irgendwo Richtung Sachsen, zu einem zweitägigen Besamungskurs, welchen Matthias gibt. Dort werde ich dann noch einmal Gelegenheit haben, mehr zu üben. Am Ende ist das Handwerk des Besamers nur durch Praxis zu erlernen.
Dass ich mich mit der manuellen Besamung beschäftigen will, liegt daran, dass dies die einzige wirklich verlässliche Methode einer Anpaarung bei der Bienenzucht ist. Landbelegstellen sind sicherlich eine gute Möglichkeit, zu züchten, aber wirklich sicher sind sie nicht. Insbesondere die spezielle Zuchttechnik der 1-Drohn-Besamung lässt sich nur mit der instrumentellen Besamung bewerkstelligen. Die instrumentelle Besamung ist eine Fertigkeit, die leider viel zu wenige beherrschen, die aber entscheidend sein kann, bei den Bemühungen, gerade in der VSB Zucht schneller voran zu kommen. Auch scheint mir das ein gutes Werkzeug zu sein, um Stück für Stück innerhalb meiner Genetik entsprechend anzupaaren. Daher versuche ich dieses Jahr, mir einen Grundstock an Genetik aufzuziehen, deren Pedigree penibel zu dokumentieren, um dann in den kommenden Jahr zu kombinieren, zu kreuzen und zu festigen – mithilfe der instrumentellen Besamung.
Wie immer habe ich hochtrabende Ziele, wie immer ist völlig unklar, ob ich sie erreichen kann. Wie immer stehen die Chancen gut, dass ich mich lang hin auf die Nase lege.
Was zur Hölle ist da los? Es wird und wird nicht warm!
Die Bienen stehen in den Startlöchern, die meisten Völker sind trachtreif aber das Wetter spielt uns einen Streich und so hocken alle in ihren Kisten und ich muss regelmäßig Futter oben rein werfen. So habe ich mir das nicht vorgestellt!
Davon abgesehen, haben sich die Völker größtenteils seit dem letzten Statusupdate sehr schnell sehr erfreulich nach oben entwickelt. Natürlich gibt es Ausreißer nach oben und unten, aber die Richtung stimmt.
Mittlerweile habe ich auch erste Schritte für die Vermehrung von Königinnen unternommen – der ersten Anbrüter ist vorbereitet, nächste Woche fahre ich zum ersten Kollegen, Zuchtstoff holen. Je nachdem, wie diese erste Serie läuft, werden ein paar Jungfern davon zur Übung in der instrumentellen Besamung herhalten müssen. Zu Hause, an unserem Kühlschrank, hängt jetzt eine lange Tabelle mit konkreten Terminen, welche das Zuchtgeschehen der kommenden Monate bestimmen. Es sind ein paar Serien geplant, wobei der Plan in etwa so aussieht:
10 Töchter davon instrumentell gegen 3 unterschiedliche Drohnensippen besamen lassen,
Von diesen 3 Anpaarungen, die dabei entstehen, jeweils von der besten noch später im Jahr umlarven und diese Töchter dann standbegatten lassen.
Diese Töchter dann in der Überwinterung und im Frühjahr testen.
Das Ziel sind 1 bis 3 Linien, die dann bestenfalls in den kommenden Jahren nebeneinander geführt und verpaart werden sollen, unter Zuführung von Genetik von außen. Damit das überhaupt funktionieren kann, muss ich das mit der instrumentellen Besamung zumindest so weit lernen und üben, dass ich in der Lage bin, eine hinreichende Zahl an Königinnen erfolgreich manuell zu begatten. Dabei habe ich mich wesentlich von Matthias Engel und seinen Ausführungen in seinem Buch inspirieren lassen.
Die B4 haben ich als Grundlage ausgewählt, weil ich von der schon Königinnen habe, die allesamt homogen gut aussehen, friedlich sind, die Volksentwicklung stimmt und auch aus unserem VSH Programm kommt. Ich denke mal, dass man damit gut starten kann. Alles andere steht und fällt dann mit ambitionierter Selektion und Verpaarung.
Ob meine ganzen ambitionierten Pläne auch aufgehen werden, steht auf einem gänzlich anderen Blatt (und zu oft bin ich auch schon gescheitert) – aber der Versuch soll es dieses Jahr mal wert sein.
Das bedingt jedenfalls auch weitere Vorbereitungen. Aktuell habe ich einige Völker dazu abgestellt, mir Mini Plus Rähmchen auszubauen, andere sind hauptsächlich dafür verplant, Brutwaben für Anbrüter zu spenden. Dass es dabei so kalt ist, hilft nicht gerade, zumal es eigentlich hätte so schön werden können: Es hat viel geregnet, der Boden ist feucht, die Pflanzen in den Startlöchern – nur der Wetterbericht spielt nicht mit.
Egal. Der Fokus stand dieses Jahr eh nicht so sehr auf Honig. Aber Nektar würde sehr dabei helfen, Mittelwände ausbauen zu lassen oder Anbrüter zum Zellen ziehen zu bewegen.
Hatte ich schon irgendwo darüber geschrieben, dass ich dieses Jahr die TBE vorziehen will? Wenn nicht, das folgt dann noch später.
Ich suche andere Imker, kleine Imker, große Imker, ambitionierte Imker, faule Imker, aus meiner Region, um mit diesen gemeinsam das VSH Projekt unseres Zuchtverbandes vorwärts zu bringen.
Die Idee einer Zusammenarbeit ist dabei recht einfach: Ich stelle für einen Selbstkostenpreis unbegattete Königinnen aus unserem VSH Zuchtprogramm zur Verfügung, ihr weiselt diese Königinnen in Ableger ein und lasst sie begatten, und dann lasst ihr im darauffolgenden Jahr deren Drohnen fliegen.
Die Drohnen müssen in die Luft!
Wenn ihr die Drohnen einer Tochter einer resistenten Königin fliegen lasst (also die Enkelsöhne), dann fliegt mit diesen Drohnen das resistente Erbmaterial durch die Gegend und begattet damit Königinnen, welche nichts von VSH oder SMR wissen. Dadurch kann man diese Eigenschaft weiter verteilen.
Das funktioniert leider alles nicht 1 zu 1 – die Eigenschaft einer Varroaresistenz ist leider flüchtig wie ein scheues Reh, aber irgendwo kann und muss man eben anfangen, diese Eigenschaften im Genpool anzureichern.
Ähnliches kennt man aus dem Bereich Sanftmut: Diese Eigenschaft ist mittlerweile so gut und so weit verbreitet, dass man heute nahezu gefahrlos alles auf dem eigenen Stand begatten lassen kann, ohne Stecher zu bekommen.
Für unsere Selektion braucht es Testvölker
Wenn wir im Zuchtverband erfolgreich züchten (selektieren) wollen, brauchen wir eine möglichst breite Selektionsbasis. Da jeder von uns allerdings nur eine begrenzte Anzahl Völker halten kann, braucht es möglichst viele Imker. Daher der Aufruf in die Runde, sich zu melden und zu beteiligen. Und damit gewinnt jeder Teilnehmer auch etwas, nämlich Zugriff auf gut vorselektierte Bienenherkünfte, in dem Fall aus zudem Buckfast Zuchtverband Mecklenburg Vorpommern.
Hilfe!
Ich werde bei Bedarf auch unterstützen, wenn es um das Thema „Ein- und Umweiseln“ geht. Daran sollte eine Teilnahme nicht scheitern.
Koordination
Diejenigen, die mitmachen, können sich vielleicht einfach in einer Whatsapp Gruppe versammeln, was den Austausch an Informationen, Terminen etc. erleichtern sollte.
Kosten
Ich plane derzeit mit einer Unkostenpauschale von 8€ pro unbegatteter Königin. Das deckt dann alles bestenfalls meine Spritkosten, wenn ich den Zuchtstoff aus Meck-Pomm hole, die Kosten für die Käfige etc. Meine Arbeitszeit wird damit nicht bezahlt, die gibt es für lau 🙂
Ich möchte an dieser Stelle meine gesammelten Erfahrungen mit dem Chronische Bienen Paralysevirus (CBPV) darstellen, sowie meine Schlussfolgerungen daraus, plus der daraus sich ergebenen Behandlungsoptionen.
Wichtig: Ich möchte an dieser Stelle explizit darauf hinweisen, dass es sich hierbei nicht um wissenschaftlich überprüfte (und überprüfbare) Forschungsergebnisse handelt, ich erhebe nicht den Anspruch, universelle Lösungen zu CBPV anbieten zu können. Es handelt sich hier um (gut) begründete Annahmen, aber aus Gründen der Sorgfaltspflicht sei darauf hingewiesen, dass Korrelation ungleich Kausalität sein kann.
CPBV Symptome
Symptome einer CBPV Infektion sind im Internet leicht zu finden: Erhöhter Totenfall vor den Beute, zitternde Bienen, Bienen mit schwarz-glänzendem Hinterleib, welcher oftmals noch verkürzt erscheint, mitunter auch massiver Totenfall auf dem Bodenbrett.
Es gibt aber auch ein abweichendes, subtileres Anzeichen, gerade zu Beginn einer Infektion: Wächterbienen „putzen“, „beknabbern“ intensiv andere Bienen am Flugloch. Es wirkt nicht unbedingt aggressiv, zumal die geputzten Bienen keinerlei Abwehrverhalten zeigen. Die geputzten/erkrankten/betroffenen Bienen müssen dafür noch nicht die klassischen Krankheitsanzeichen zeigen.
Horizontale Ansteckung
Mit „horizontaler“ Ansteckung ist hier die Ansteckung zwischen Völkern, innerhalb eines Standes, gemeint.
Mittlerweile habe ich immer wieder beobachtet, dass es selbst bei Reihenaufstellung Völker gab, welche nicht erkrankten. Rechts und links kam es mitunter zu massivem Totenfall vor den Beuten, aber mittendrin gab es ein Volk, vor dessen Flugloch so gut wie keine tote Biene lag. Trotzdem verbreitete sich das Virus nach und nach auf dem Stand, jedoch eben nicht in alle Kisten.
Verflug zwischen Bienenvölkern ist die Regel und die Anzahl der Bienen, welche in andere Völker einfliegen, ist je nach Aufstellung sehr hoch. Insofern muss davon ausgegangen werden, dass es zu einem Austausch der Viren über den gesamten Stand kommt. Trotzdem konnte jetzt zum wiederholten Male beobachtet werden, dass nicht alle Völker eines Standes erkrankten.
Vertikale Ansteckung
Mit vertikaler Ansteckung ist hier die Ansteckung zwischen einzelnen Bienen eines Volkes gemeint.
Bienen stecken sich untereinander an. Je mehr Bienen Anzeichen für CBPV zeigen, um so schneller und deutlicher werden die Symptome in einer Beute sichtbar, inklusive Totenfall, zitternder Bienen etc. Das Bild eines Volkes kann sich binnen zwei bis drei Wochen massiv verändern.
Aber nicht alle Bienen eines Volkes infizieren sich mit dem CPBV Virus, bzw. erkranken. Auch dann nicht, wenn sie über sehr lange Zeit, sehr eng miteinander zusammen leben – bspw. in der Wintertraube.
Die gängigsten Theorien zur Ansteckung mit CBPV sind: Körperkontakt oder durch fäkal-oralen Weg.
Zum Jahreswechsel 2021/2022 habe ich diverse Völker eingewintert, welche Anzeichen von CPBV zeigten. Diese Völker hatten zwar einen stark erhöhten Tortenfall, im Vergleich zu anderen, nicht betroffenen Völkern, aber alle Völker haben überlebt und sind zwar geschwächt aber symptomfrei aus dem Winter gekommen. Nach den Theorien zur Ansteckung mit CBPV hätten alle Bienen sich in der Wintertraube früher oder später anstecken müssen, um dann kurz darauf zu sterben. Alle betroffenen Völker hätten eigentlich im Winter zusammenbrechen müssen, taten es aber nicht.
Gängige Behandlungsoptionen
Was wird eigentlich so empfohlen, wenn es um CBPV geht? Es gibt ein par Selbstverständlichkeiten, die in jedem Fall richtig sind: Das erkrankte Volk vom Bienenstand entfernen und auf einen Quarantänestand bringen, beispielsweise.
Aber was gibt es sonst noch?
Raum geben
Ein Tipp, über welchen man sehr häufig stolpert, lautet: Raum geben. Indem man bspw. Honigräume aufsetzt, soll mehr Platz für die Bienenmasse geschaffen werden, die Bienen hocken nicht mehr so eng aufeinander, dadurch verringert sich die Ansteckungswahrscheinlichkeit.
Ich halte das für Unsinn. Im Brutnest herrscht trotzdem Enge, die Bienen geben gegenseitig Futter weiter, Stockbienen kümmern sich gerade um erkrankte Bienen und putzen selbige oder versuchen sie aus dem Nest zu drängen. Es findet also genug Kontakt statt, egal, wie groß der umgebende Raum ist. Der ganze Staatsaufbau eines Bienenvolkes ist zu jeder Jahreszeit auch rund um Körperkontakt in der einen oder anderen Form organisiert.
Das Holländische Modell
Ein Tipp, welchen ich erhalten habe, ist der des sogenannten „Holländischen Modells“. Das ist eigentlich die selbe Idee, die man auch bei drohnenbrütigen Völkern hin und wieder vorschlägt:
Man käfigt die Königin in der Beute und schlägt ansonsten das ganze Volk bei Flugwetter 20, 30 Meter von der Beute entfernt ins Gras. Die Theorie dahinter besagt, dass die gesunden Bienen den Weg zurück in den Stock finden, die kranken jedoch zurückbleiben und somit aussortiert werden.
Nach meiner Beobachtung funktioniert das nicht. Auch Bienen mit Symptomen sind hinreichend orientiert, um den Weg zurück zu finden. Wenn man ein Volk dann beispielsweise auf einer großen Plane abschlägt, bleiben hauptsächlich die sehr jungen, nicht eingeflogenen, aber gesunden Pflegebienen zurück, nicht jedoch die Kranken, von ein paar wenigen schwerst erkrankten Individuen einmal abgesehen.
Auch diese Behandlung würde ich daher als ungeeignet verwerfen.
Mit Ameisensäure erkrankte Bienen zu Tode stressen
Jeder weiß, dass eine Ameisensäurebehandlung Stress für ein Bienenvolk ist. Mancher geht sogar so weit zu sagen, dass es sich hierbei um eine chemische Brutunterbrechung handelt, da die Belastung für ein Volk durch das Verdunsten der Säure so stark sein muss, dass die Königin aus der Brut geht. Nur dann wäre ein Behandlungserfolg gegen die Varroamilbe gewiss. Diesem Stress halten nur die gesunden Tiere stand, kranke Bienen sterben vorzeitig.
Und mit diesem Druck, so die Theorie, kann dann sehr schnell und sehr zuverlässig die Zahl der CBPV erkrankten Individuen gesenkt werden. Damit nimmt die Virenkonzentration im Volk rapide ab, die Krankheitssymptome verschwinden.
Diese Theorie halte ich für hinreichend plausibel, wenngleich ich selber bei Versuchen mit dem Schwammtuch keinen erhöhten Totenfall in den Beuten erfassen konnte. Aber bei meinem Versuchen mit dem Schwammtuch hatte ich auch vorher schon durch ein Verstellen der Beuten die meisten Flugbienen abgetrieben, also genau jene Teile der Population, die erfahrungsgemäß am Stärksten erkrankt ist. Insofern konnte die Ameisensäure mitunter so gut wie keine erkrankten Tiere mehr aussortieren, weil diese schon anderweitig aussortiert worden waren.
Auch ist es so, dass in meinem Umfeld nur sehr wenige Imker tatsächlich Erfahrungen mit CPBV haben, aber – im Gegensatz zu mir – dafür regelmäßig Varroabehandlungen mit Ameisensäure vornehmen. Anders ausgedrückt: Während ich möglichst ohne den Einsatz von Ameisensäure die Varroamilbe behandle (Stichwort: TBE) und sehr wohl viel CBPV gesehen habe, sieht in meinem Umfeld kaum einer das Virus, während dort flächig Ameisensäure verwendet wird. Vielleicht, so die wilde Theorie, behandelt man mit der Ameisensäure nicht nur gegen die Varroamilbe, sondern ungewollt auch gleich gegen CBPV?
Aber Vorsicht: Korrelation ungleich Kausalität!
Das Volk füttern und mit Brutwaben unterstützen
Sehr verbreitet ist auch die Aussage: CBPV kommt und geht von alleine. Eigentlich müsste man nichts unternehmen, irgendwann ist der Spuk auch wieder vorbei. Daher, so eine Empfehlung, sollte man sich darauf konzentrieren, dass erkrankte Volk zu unterstützen, beispielsweise durch Futtergabe oder Zuhängen von Brut eines gesunden Volkes.
Das kann man machen, aber meines Erachtens löst das nicht das eigentliche Problem, sondern behandelt nur Symptome. Manchmal verschwinden CPBV Symptome wieder, aber möglicherweise ist die Infektion gar nicht vorbei, sondern nur so abgeebbt, dass sie mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist. Es ist eher ein Aussitzen, als ein aktiv behandeln.
Umweiseln!
Eine weitere Empfehlung ist – wie auch bei Kalkbrut – die Umweiselung. Und um jetzt eine Abkürzung zu wagen: Tauschen Sie die Königin!
Warum ich glaube, dass dies die nachhaltigste Behandlungsoption ist, erläutere ich jetzt. Dazu muss ich allerdings über zwei Jahre in die Vergangenheit zurückgehen, und Ihnen alles der Reihe nach erzählen.
Die Vorgeschichte
2020 habe ich bei einem Imkerkollegen Zuchtstoff umgelarvt und bin mit den daraus geschlüpften Weiseln zu einer Belegstelle gefahren. Es war der Zuchtstoff genau einer Zuchtmutter (nennen wir sie die B1234) und damit war ich aufexakt einer Belegstelle (nennen wir diese einfach Schwanwerder 'schww', wo die Weiseln mit Drohnen der ausgedachten M6 angepaart wurden). Die Namen der Zuchtmutter, der Belegstelle und der Drohnenlinie sind ausgedacht, aber wir brauchen sie später noch zum Pedigree malen.
Es war sicherlich eine schlechte Idee, alles auf eine Karte zu setzen, mit nur einer Herkunft auf nur eine Belegstelle zu fahren. Aber ich hatte nur begrenzt Zeit, mehrere Belegstellen passten da nicht rein, und die Zuchtmutter war hinreichend vielversprechend, und besser wusste ich es auch nicht.
Und nicht zuletzt: Wenn ich 25 „identische“ Schwestern hätte, wäre das doch eine prima Selektionsbasis! So jedenfalls die Idee.
Diese 25 Schwestern (also ungefähr so: B{1...25} = .20 - B1234(FOO) schww M6(BAR), wurden dann im Spätsommer 2020 in ihre Zielvölker eingeweiselt, um im darauffolgenden Jahr nach Buckfast Kriterien (1 bis 6 und so) bewertet zu werden.
Der Winter ging rum, alle Völker kamen gut ins Frühjahr 2021 und die erste Gruppe, in der etliche – aber nicht ausschließlich – Schwestern aus dem B{1...25} Pool vorhanden waren, wanderten in den Raps, eine andere Gruppe, auch teilweise mit besagten Königinnen, in einen künftigen Obst- und Robinienstandort und wieder welche auf einen dritten, zusätzlichen Platz für das Bienenjahr. Alles hätte so schön werden können, bis dann Ende Mai 2020 zuerst am Rapsstand, und später dann auch an dem Obst-/Robinienstand sich seltsames Verhalten an den Fluglöchern zeigte. Plötzlich konnte ich die weiter oben beschriebenen Symptome an diversen Völkern beobachten, und weil ich dieses seltsame Verhalten das erste Mal beobachtete, war ich zunächst auch ratlos, was es damit auf sich hatte.
Nach einiger Recherche im Netz kamen dann CBPV oder die Waldkrankheit in Frage, und weil ich Teilnehmer im Deutschen Bienenmonitoring bin, ließ ich eine sogenannte Anlassbeprobung durchführen, welche dann eindeutig einen CBPV Befall der untersuchten Völker nachwies.
Recht schnell zeigte sich aber: Nicht alle Völker erkrankten gleich stark. Es gab Völker, die sehr schwer durch die Krankheit gezeichnet waren, und es gab Völker, die direkt daneben standen und gesund wirkten. Bei einem Blick auf die Stockkarte zeigte sich dann immer wieder, dass es insbesondere die Herkunft B{1...25} = .20 - B1234(FOO) schww M6(BAR) besonders schwer betroffen war. Von den 25 Völkern mit diesen Königinnen erkrankten ungefähr 20 sichtbar an CBPV, einige wenige schienen jedoch immun zu sein. Von den sonstigen Völkern, in denen gänzlich andere Königinnen vorhanden waren, zeigte ein Volk starke, alle anderen entweder nur leichte bis gar keine CBPV-Anzeichen. Hier sei aber erwähnt, dass die Anzahl der weiteren Völkern eben bei weitem nicht an die Zahl 25 heran reichte.
Ich hatte also viele Gelegenheiten, CBPV in all seinen Erscheinungsformen zu beobachten, und ich hatte viele Patienten, an denen ich die oben beschriebenen Behandlungsmethode ausprobieren konnte.
Diese Erfahrung war ausgesprochen frustrierend, weil ich niemanden fand, der mir wissenschaftlich fundierten Rat geben konnte, wie man dieser Krankheit beikommen könnte. Daher war ich auf die spärlichen Informationen aus dem Internet zurück geworfen, und auch die zuhause vorhandene Literatur brachte keine besseren Erkenntnisse.
Ich habe dann im Verlauf des Sommers 2020 einen Großteil der oben beschriebenen Behandlungsoptionen durchgetestet, insbesondere das Abtreiben der Flugbienen mittels verstellen, Umweiseln und das Stressen durch eine Varroabehandlung mit Ameisensäure.
Ich hatte im Sommer 2021 aus dem Pool B{1...25} zwei Königinnen ausgewählt, von welchen ich nachzog. Diese waren zwar nicht durch Bestnoten aufgefallen, aber sie hatten immerhin keine CBPV Anzeichen gezeigt, womit sie dann hinreichend qualifiziert erschienen. Diese Königinnen hießen B10 und B18, deren Töchter dann standbegattet wurden und später dazu verwendet wurden, Königinnen aus dem Pool B{1...25} zu ersetzen.
Im Herbst sah es dann so aus, als wenn alle Maßnahmen irgendwie Erfolg gezeigt hätten. Da jedoch manche Völker nicht nur mit einer Methode behandelt wurden, sondern mit bis zu zwei unterschiedlichen Varianten gleichzeitig (beispielsweise Flugbienen-abtreiben UND spätere Umweiselung), war eigentlich nicht zu sagen, was jetzt tatsächlich geholfen hatte. Und dann waren da noch einige wenige Völker, die einfach durchgehend CBPV zeigten, auch noch im Oktober, als ich die Bienen in den Winter schickte.
Im Winter 2021/2022 hatte ich dann in Völkern einen Totenfall, wie ich ihn vorher noch nicht gesehen hatte, insbesondere bei jenen Einheiten, die im Herbst immer noch CBPV gezeigt hatten. Innerlich stellte ich mich darauf ein, diese Völker abschreiben zu müssen, aber da Bienen einen immer wieder überraschen können, musste ich im Frühjahr 2022 erfreut feststellen, dass die Völker zwar etwas schwach, aber im großen und ganzen gesund und munter aus dem Winter kamen, und erfreulicherweise die CBPV Symptome verschwunden waren!
Im Frühjahr 2022 stellte sich die Situation so dar, dass aus dem Pool B{1...25} nur noch wenige Königinnen vorhanden waren, u.a. die B10 und die B18, sowie eine B12, die völlig immun zu sein schien (aber hier nicht weiter behandelt wird, weil von ihr nicht vermehrt wurde. Allerdings blieb sie auch 2022 immun), und dass ansonsten noch eine Carnica Linie eines benachbarten Züchters und Töchter der B10 und B18 vorhanden waren.
Eigentlich hätte ja jetzt alles gut werden müssen. Aber naja…
Genetische Prädisposition
Es gab also eine ganze Reihe Töchter, die ich von meiner B10 und meiner B18 gezogen hatte, und die nun in die Saison 2022 starteten. Und diese beiden Zuchttiere hatten ihrerseits die selbe Mutter, B1234(FOO). Das Pedigree sah also für beide Zuchtmütter so aus:
B10 = .20 B1234(FOO) schww M6(BAR)
B18 = .20 B1234(FOO) schww M6(BAR)
Auf dem Papier absolut identisch, richtig. Die daraus entstandenen Töchter wurden allesamt standbegattet. Daher kann hier zur Vaterseite nichts gesagt werden. Also gab es zwei Gruppen, die jetzt relevant wurden:
Bx = .21 B10 x ? und By = .21 B18 x ? die ich künftig einfach B10-F1 und B18-F1 nennen werde.
Im Juni dann erkrankten zur gleichen Zeit wieder Völker an CBPV, nicht so stark wie im Vorjahr, aber für das geübte Auge durchaus erkennbar. Das einzige Volk, welches jetzt so schwere Symptome zeigte, dass auch die Leistung einbrach, war dann die Zuchtmutter B18.
Ihre Schwester, die B10, stand direkt neben der B18 und – Überraschung – erkrankte nicht!
Das war fast zu schön, um wahr zu sein, denn jetzt konnte geprüft werden, wie sich ihre Töchter verhalten würden, und siehe da: Von den B18-F1 erkrankten rund 2/3 der Völker, über alle Stände hinweg, von den B10-F1 etwa nur 1/3, und das auch deutlich schwächer (genauer gesagt, musste man schon sehr genau hinsehen, um kranke Tiere zu finden, aber sie waren da).
Der Totenfall vor den Fluglöchern der B18-F1 war deutlich größer als vor den B10-F1 Beuten, die Honig-Leistung der B10-F1 ließ nicht erkennbar nach, die B18-F1 sehr wohl.
Es zeichnete sich recht deutlich ab, dass die Herkunft/Anpaarung der Königin, und damit die Genetik der Arbeiterinnen, eine Rolle spielt, wenn es um die Ausbildung einer CBPV Symptomatik geht. Diese Annahme wurde auch dadurch gestützt, dass die Carnica Linie des benachbarten Züchters (ganz andere Genetik) ebenfalls entweder gar nicht oder nur sehr schwach CPBV erkrankte. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass es auch Verflug sein kann, der erklären würde, warum manche Völker überhaupt (sehr schwache) Symptome zeigten.
Die Unterschiede in den Geschwistergruppen
Wenn wir also davon ausgehen, dass die Genetik bei der Erkrankung an CBPV eine Rolle spielt, so bleibt festzustellen, dass ja nicht alle Arbeiterinnen in einem Volk die gleiche Abstammung haben, da sich die Königin mit mehreren Drohnen gepaart hat und so unterschiedliche Geschwistergruppen in einem Volk vorhanden sind.
Dass es sich so verhält, konnte ich aufgrund eigener Nachlässigkeit dann sehr gut nachvollziehen.
Mitte Mai 2022 erstellte ich einen Adamstarter zur Pflege von Weiselzellen. Für diesen Adamstarter sammelte ich Brutwaben unterschiedlicher Völker zusammen und verstärkte das Ganze noch mit sehr vielen Bienen diverser schwarmfreudiger Miniplus Einheiten. Was ich dabei aber übersah: Manche Einheit, die Bienen und Brutwaben spendete, zeigte bereits CBPV Symptome, bzw. muss sie gezeigt haben, denn als ich 9 Tage später zwecks Zellenbrechen den Starter wieder öffnete, war das CBPV nicht mehr zu übersehen. Was für ein Desaster! Ich beschloss aber trotzdem, den Anbrüter zu verwenden, larvte um und gab einen Zuchtrahmen. Überraschend war, dass die Annahme zunächst bei über 80 % lag, aber als ich die Zellen später verschulen wollte, waren nicht mal mehr 50 % der Zellen zu Ende gepflegt worden.
Nachdem also ein Großteil der Zellen in den Brutschrank gebracht worden war, teilte ich den Adamstarter in Ableger auf, und gab jedem Ableger eine Zelle mit.
Dabei wurde offensichtlich, dass nicht alle Bienen gleichermaßen erkrankten: Da ich für diesen Anbrüter Bienen unterschiedlicher Herkünfte verwendet hatte (also Buckfast- und Carnica Herkünfte gleichermaßen), sahen die Bienen auch schon vom Farbkleid her sehr unterschiedlich aus. Die einen hatten deutlich mehr orangene Ringel als die anderen.
Und dabei fiel dann sehr deutlich auf, dass die Bienen mit den orangenen Ringeln viel häufiger Krankheitszeichen zeigten, als jene, die nur grau waren, und damit einer anderen Herkunft zuzurechnen. Das Verhältnis lag dabei irgendetwas um 4 zu 1 – auf vier kranke orangene Bienen kam eine graue.
Ich hatte unbeabsichtigt ein Experiment gestartet und dabei ein Volk mit Geschwistergruppen unterschiedlichster Herkünfte erstellt. Und nun zeigte sich, dass trotz massiver Enge, in einer mit Bienen vollgepfropften Kiste nicht alle Bienen gleichermaßen erkrankten, sondern dass man schon anhand äußerer Merkmale Prognosen dazu abgeben konnte, wer erkranken würde und wer nicht.
Von den aufgeteilten Ablegern, musste die Hälfte später aufgelöst werden, weil die Königin nicht begattet wurde, die Zelle nicht schlüpfte oder weil die erkrankten Bienen nichtmehr in der Lage waren, ausreichend Brut aufzuziehen und sich damit selbst zu heilen.
Die andere Hälfte jedoch gedeihte letztendlich und wuchs zu einwinterungsfähigen Ablegern heran – ohne weitere CBPV Symptome.
Meine CBPV Behandlung in 2022
Ich hatte nicht die Zeit und nicht die Ressourcen, großen Aufwand mit an CBPV erkrankten Völkern zu betreiben, zumal sich im laufe der Saison die Theorie verfestigte, dass die Genetik entscheidend ist. Um diese Theorie zu testen, war also das Umweiseln von kranken Völkern die logische Konsequenz.
Im Frühjahr hatte ich einen gewaltigen Miniplus Brutsammler erstellt, bestehend aus 72 Mini Plus Waben, die allesamt übrig geblieben waren, nachdem ich die Königinnen aus diversen Minis genommen hatte. Dieser Brutsammler schaffte es nicht, sich eine Weisel nachzuziehen, und als ich nach vier, fünf Wochen einen Blick in das Volk warf, waren zwar alle Brutwaben geschlüpft, die Kiste voller Bienen, aber schon auf den ersten Blick war das typische große Zittern zu erkennen. Zwei weitere Wochen unternahm ich nichts, weil ich keine Zeit, keine Lust, keine Ahnung hatte, was ich tun sollte. Als ich wieder in das Volk schaute, war es schon deutlich dezimiert, es waren gefühlt nur noch zittrige Bienen vorhanden, was letztlich zu dem Entschluss führte, eine Schwefelschnitte zu holen, und dem Elend ein schnelles Ende zu bereiten – der Anblick war einfach nicht mehr zu ertragen. Als ich dann mit dem Feuerzeug vor der Kiste stand, fiel mir ein letztes anderes Mini Plus ins Auge, welches nur noch da stand, weil die Königin zu garstige Arbeiterinnen hervor brachte, ich also besagte Queen bisher hatte nicht verwendet wollen.
Weil ich es also nicht übers Herz brachte, das kranke Volk zu keulen und ich ein Völkchen übrig hatte, dass ich doof fand, holte ich die doofe Königin aus dem einen Volk, ließ sie über das Flugloch einlaufen und vergaß diese Kiste für die kommenden Wochen.
Im Laufe des späten Mai und des Juni erstellte ich diverse Ableger mit unbegatteten Königinnen meiner Züchterkollegen Bernd Pflugrad und Ron Runge. Dazu noch einige Apideas. Insbesondere diese Apideas wurden alsbald zu eng, und so mussten die Königinnen raus und woanders rein. Wie der Zufall es wollte, hatte ich ja diverse Völker, die meiner Theorie nach eine neue Genetik gut vertragen könnten, und so weiselte ich diverse Völker, welche CBPV zeigten, mit neuen Königinnen um.
Dazu gehörte auch eine Kiste namens B5, Anfang 2022 ebenfalls noch mit einer der Schwestern aus 2020 unterwegs, im Herbst 2021 noch mit CBPV in den Winter geschickt, nach der Auswinterung 2022 etwas schwach und alsbald im Mai dann wieder mit Symptomen. Dieses Volk kam nicht mehr in Schwung, woraufhin ich dann ca. Ende Juni die Königin tauschte. Zur gleichen Zeit musste die alte Zuchtmutter B18 weichen, ebenso wie diverse ihrer Töchter.
Bei allen Völkern, bei denen ich die Königinnen tauschte, ließen die CBPV Symptome mit der Zeit nach. Nur bei der B5 stellte sich zunächst keine Besserung ein. Allerdings musste ich dann feststellen, dass dieses Volk einen zu hohen Varroabefall hatte, und nachdem ich mit einer späten TBE Anfang August samt Oxalsäurebehandlung die Milben entfernt hatte, verschwanden auch die CBPV Anzeichen binnen drei bis vier Wochen.
Mitte August kam ich schließlich auch auf jenes Mini Plus Volk zurück, welches ich schon hatte abschwefeln wollen, und öffnete es das erste Mal seit Mitte Juni. Zu meiner Überraschung hatte es sich vollständig erholt, Reserven angelegt und eine zwar etwas lebhafte und griffige Population, aber immerhin kein offensichtliches CBPV mehr. Als Varroabehandlung schlug ich es dann noch spät auf Dadant, gab einmal Oxalsäure und fütterte es auf, ohne das es weitere Zwischenfälle gegeben hätte.
Es ist eigentlich dieses spezielle Volk, welches mich in der Annahme bestärkt, dass eine Umweiselung die vielversprechenste Behandlungsoption ist, wenn es um CPBV geht, wobei sichergestellt sein muss, dass es sich um eine brutfreudige Königin handelt, und dass die äußeren Bedingungen günstig sind (Futter- und Pollenversorgung, genug Wärme, sodass auch schwächere Völker im Zweifelsfall größere Brutflächen fertig pflegen können). Es schien unrettbar erkrankt, und ich tat nichts weiter, als die Königin zu tauschen, woraufhin es wieder auf die Beine kam.
Meine aktuellen Theorien – kondensiert
Es muss an dieser Stelle ausdrücklich vorausgeschickt werden: Es handelt sich hierbei um Theorien! Ich kann und werde nicht so tun, als wenn meine Arbeit rund um CBPV wissenschaftlichen Ansprüchen auch nur im Ansatz genügen würde. Trotzdem kann ich natürlich begründete Annahmen aufstellen, und diese zur Diskussion stellen. Nicht mehr und nicht weniger mache ich hier, und trotzdem bleibt immer noch der finale Hinweis: Korrelation bedeutet nicht Kausalität. Trotzdem fasse ich jetzt meine Beobachtungen wie folgt zusammen:
Es gibt einen starken Einfluss der Genetik, ob ein Volk an CBPV erkrankt oder nicht.
Der genetische Einfluss bricht sich bis auf die Geschwistergruppen runter: Nicht alle Bienen eines Volkes sind gleichermaßen anfällig, es gibt auch in einem erkrankten Volk mitunter Geschwistergruppen, die immun sind. Das würde erklären, warum erkrankte Völker über den Winter scheinbar gesunden – die anfälligen Geschwistergruppen sterben weg, neue anfällige Individuen werden im Winter nicht geboren, im Frühjahr sind zunächst nur die resistenten Geschwistergruppen noch vorhanden.
Diese Theorie wird dadurch befeuert, dass es an stark befallenen Ständen auch immer resistente Völker gibt, die sich aber über Verflug hätten anstecken müssen.
Wenn man also die Genetik tauscht, bestehen gute Heilungschancen, solange das Volk noch in der Lage ist, Brut aufzuziehen.
Diese Annahme wird damit gerechtfertigt, dass alle meine betroffenen Völker nach einer Umweiselung symptomfrei wurden, ohne das ich weitere Maßnahmen ergriffen hätte.
Das Problem: Wenn eine Linie noch nie mit CBPV in Kontakt gekommen ist, kann man über ihre CBPV Resistenz keine Aussage treffen. Das kann züchterisch ein Problem sein.
Eine CBPV Erkrankung kann leicht übersehen werden. Es gibt unterschiedliche Abstufungen im Krankheitsbild, mancher mag eine Erkrankung mit der Waldkrankheit oder Schwarzsucht verwechseln. Es gibt auch meines Erachtens sehr milde Verläufe, bei denen kaum zitternde Bienen zu finden sind (oder jene ohne Haarkleid), und bei denen der einzige Hinweis das intensive „Beknibbeln“ erkrankter Bienen am Flugloch ist. Ich halte es für denkbar, dass auch erfahrene Imker eine CBPV Erkrankung übersehen oder falsch deuten könnten, erst recht dann, wenn man bisher damit keine Erfahrung hat sammeln müssen.
Gerade Züchter müssen dringend in die Lage versetzt werden, in ihren Zuchtlinien CBPV zu erkennen. Es ist denkbar, dass auch anerkannte Züchter mangels Erfahrung CPBV nicht sofort erkennen. Es wäre aber wichtig, dass gerade Züchter anfällige Linien erkennen und ausselektieren.
Eine züchterische Bearbeitung hinsichtlich CBPV Resistenz sollte recht einfach sein, wenn man denn eine Möglichkeit findet, diese Eigenschaft plausibel zu testen. Es gibt sicherlich sehr viele Herkünfte, die resistent sind – insofern sollten sich hier deutlich schneller Erfolge erzielen lassen, als beispielsweise bei der VSH/VSB Selektion.
Die oftmals als mögliche Heilungsmethoden ins Spiel gebrachten Verfahren (Raum geben etc.) funktionieren nicht.
Gestützt wird diese ganze Genetik-Theorie auch dadurch, dass man mittlerweile davon ausgeht, dass der Verlust an Bienenvölkern im England des frühen 20. Jahrhunderts nicht etwa auf Tracheenmilben zurückzuführen sei, sondern auf CBPV. Bruder Adam, der in der Folge in der Buckfast Abtei jene berühmte, gleichnamige Biene erzüchtete, die nicht mehr an der mysteriösen „Isle of Wight Desease“ erkrankte, selektierte also keinen Tracheen-resistenten Stamm heraus, sondern vielmehr einen CBPV resistenten. Und das schaffte er auch vergleichsweise schnell. Insofern wäre ich also optimistisch, wenn es darum geht, CBPV wieder zurück zu drängen.
Vielleicht fallen meine Theorien zu einem späteren Zeitpunkt zusammen – gut möglich! Trotzdem mag dieser Artikel dem einen oder anderen Anregungen geben, wie er oder sie bei eigenen Erfahrungen jetzt handeln könnte.
Ich glaube nicht, dass ich mit dem Thema schon komplett durch bin. Aber wir werden sehen, wie sich das in Zukunft entwickelt. Ich werde berichten…
„Was ist das denn für ein Titel?“, wird der geneigte Leser denken, aber die Erklärung in ihrer ganzen wenig erotischen Bedeutung wird sich später im Artikel erklären. Zunächst zu anderen Dingen:
Artikel über CBPV im Deutschen Bienen Journal
Ich durfte mal wieder etwas für das Deutsche Bienen Journal schreiben, diesmal einen Artikel über CBPV.
CBPV ist ein Thema, von dem man immer mehr hören kann, wenn man nur die Ohren aufsperrt, und wenn man einmal ein geschultes Auge dafür entwickelt hat, dann sieht man es auch öfters als man denkt.
Mit meinem Artikel versuche ich dann, einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dieses Thema mehr ins Bewusstsein der Imkerschaft zu rücken, und damit auch in die Institute, damit bezüglich Behandlungsoptionen mal wissenschaftliche Erkenntnisse gesammelt werden können (und zwar nicht nur in Bayern)
Varroa Status
Ich habe Anfang Juni dann mal mittels Alkohol-Waschung auf Varroa getestet: 10 % der Völker musste ich aus der Honigproduktion nehmen und mit einer Behandlung beginnen. 10 % waren an der Schwelle und der Rest war für den Zeitpunkt des Jahres in Ordnung.
Aber es gab sie schon, die Milbenschleudern. Leute, ihr müsst die Varroa im Blick behalten.
Begattungserfolge eher mau
Ich habe in mehreren Kleinstserien Ableger begatten lassen. Ein Imkerkollege aus meinem Zuchtverband hat mir dazu jede Woche Königinnen geschickt. welche ich dann in Ableger oder Apideas eingeweiselt habe.
Der erste Durchlauf lief gut, 4 von 5 wurden erfolgreich begattet. Der zweite Durchlauf, diesmal mit Apideas, lief noch besser, 5 von 5. Aber dann ließ es stark nach: 2 von 5 und noch einmal 2 von 5. Am Wetter kann es eigentlich nicht gelegen haben und die Ableger waren eigentlich allesamt klassisch vorbereitet, ich mache das ja auch nicht zum ersten Mal. Aber manchmal ist einem das Glück einfach nicht hold.
Robinie, endlich mal wieder!
Ich habe es kräftemäßig nicht geschafft, in die Robinie zu wandern, da kam einfach zu viel auf einmal zusammen. Aber in der Nachbarschaft und an einem speziellen Standort, da stehen eben doch sehr viele Robinien, und die haben scheinbar dieses Jahr alles gegeben.
So musste ich dieses Jahr bereits drei Mal schleudern, auch deswegen, um die Honigräume wieder leer zu bekommen, damit noch irgendwo die Linde rein kann.
Ich hatte den Robinienhonig wirklich vermisst, und endlich kann ich mir den mal wieder aufs Brötchen schmieren.
Keine Honigräume mehr
Alle Honigräume sind jetzt auf Völkern, und in den meisten ist auch reichlich drin. Die Linde scheint auch dieses Jahr wieder zuverlässig zu honigen, zuerst die Sommerlinden, und aktuell die Winterlinden. In wenigen Tagen dürfte der Spuk dann vorbei sein, und dann steht auch schon wieder die Ernte an. Allerdings wird es diesmal so viel werden, dass das nicht mehr für einen alleine an einem Tag zu schaffen ist. Ich nehme an, dass diesmal sogar Vorfilter und Honigpumpe zum Einsatz kommen müssen, um die Mengen vernünftig weg zu schaffen. Alles Luxusprobleme.
Das ist einer jener Termine, zu dem man die Kollegen allesamt mal wieder treffen kann. Neben der eigentlichen Arbeit, die der Besamungsprofi Matthias Engel durchführen musste, geht es auch um das Miteinander, den Austausch von Erfahrungen und immer wieder auch ums Essen (Holger, unser Gastgeber, tafelt immer wieder auf… es ist alles ganz furchtbar!)
Es sind dieses Jahr rund 200 Königinnen besamt worden, viele mit dem Sperma eines Drohns (sdi), etliche aber mit Sperma mehrerer Drohnen eines Volkes (mdi). In Kürze steht dann die künstliche Infektion mit Milben an, um dann im August auszuzählen, welche Paarungen möglicherweise SMR/VSH können.
Ich finde die manuelle Besamung jedes Mal so spannend, dass ich eigentlich kurz davor bin, mich meinerseits auf dieses Thema zu stürzen. Allerdings schrecken mich noch der Investitionsaufwand und die Komplexität des Themas.
Auf der anderen Seite ist es DAS Werkzeug für eine kontrollierte Anpaarung, und es würde es mir ermöglichen, gesicherte Kombinationen auszuprobieren. Ich finde Zucht und Bienen ja immer noch spannender als Honig – wenn ich also die Wahl hätte, das Hobby über den Verkauf von Königinnen oder Honig zu finanzieren, ich würde mich für die Königinnen entscheiden 🙂
Wo ich auch hinhöre: Die Imker sind zufrieden, der Honig fließt, die Erträge sind vielversprechend. Ich bin überrascht, dass es so gut funktioniert, war doch das Frühjahr wieder einmal zu trocken.
Frühtracht top, Raps naja
Ich frage mich schon, wo die Bienen eigentlich den ganzen Nektar finden. Es gab Völker, die haben 5 Honigräume mit Frühtracht vollgetragen, ohne das dort erkennbar Raps mit bei gewesen wäre. Dabei ist nicht mal erkennbar, was da eigentlich gehonigt hat. Klar, hier und da Obstbäume, aber sondt? Und dann gibt es die Völker, die ich in den Raps fahre, und wo die Erträge jedes Jahr einfach sehr bescheiden sind.
Ich hatte noch kein Jahr, in dem der Raps für viele volle Honigräume gesorgt hätte. Klar, es kam immer etwas rein, aber nie wirklich viel. Ich kenne die Geschichten mit 30, 40, 50 Kilo Raps pro Volk, aber da bin ich jedes Mal Lichtjahre von entfernt. Ich frage mich dann, woran es liegt. Ists das Klima, die Trockenheit im Frühjahr? Ist es die Sort Raps, die angebaut wird? Ich weiss es nicht.
Linde
Während ich nebenher noch etwas Robinie mitnehme, und hier wohl auch noch eine kleine Zwischenschleuderung machen muss, habe ich jetzt alles, was sich Wirtschaftsvolk nennt, in Stellung gebracht für die Lindentracht.
Dabei habe ich gelernt, welche Vorurteile es immer noch gegenüber Imker mit Buckfast Bienen gibt. Kaum hatte ich meine Völker am Lindenstandplatz aufgestellt, bekam ich eine Nachricht, ich möge doch bitte die Völker wieder wegbringen, man wolle keine Buckfast Völker in der Nähe von Carnica Völkern. Die Buckfast Völker würden alle anderen Bienenvölker ausrauben und wenn man Königinnen begatten ließe, dann würden da aggressive Stecher bei rauskommen.
Mich lassen solche Anwürfe immer etwas ratlos zurück. Alles an diesen Vorurteilen ist sachlich nicht zu halten. Diese Gerüchte stammen offensichtlich aus einer Zeit, als es erbitterte Fehden zwischen Carnica- und Buckfastzüchtern gab. Aber mittlerweile sind da die aktiven Züchter/Verbände pipapo meiner Beobachtung nach schon viel weiter, und diese Auseinandersetzungen sind weitestgehend ad acta gelegt worden. Nur weiter unten, in der Imkerschaft, ploppt dann so etwas immer wieder mal auf.
Jedenfalls gab es ein (hoffentlich) klärendes Telefonat, und ich denke, jetzt sollten alle eine schöne Lindenernte einfahren können – es sind schließlich genug Bäume für alle da.
Ich kann es nicht anders sagen, aber ich bin bei jeder Schleuderung dankbar, dass ich den Deckelwachsschmelzer, das beheizte Entdeckelungsmesser und die 42 Waben Schleuder habe. Damit schaffe ich alleine etwa 20-25 Zargen pro Tag, wenn ich um die Mittagszeit anfange (und ich fange irgendwie nie früher an).
Das beheizte Entdeckelungsmesser hat auch direkten Einfluss auf das Doppelsieb. Ein Doppelsieb, auch bei Raps, hält etwa 10-15 Zargen durch, wenn man regelmäßig mal das Grobsieb säubert. Irgendetwas ist mit den Wachspartikeln anders, wenn man das Messer verwendet, im Unterschied zur Entdeckelungsgabel.
Allein die Anschaffung des Vorfilters scheint im Rückblick betrachtet zu viel des Guten gewesen sein. Gleiches gilt für die Honigpumpe, und ich spiele mit dem Gedanken, beides wieder zu verkaufen. Naja, schauen wir mal, wird ja auch nicht schlecht.
Schwarmtrieb lenken und Varroa im Blick behalten
Der Schwarmtrieb hat mich gut auf Trapp gehalten. Ich hatte gehofft, dass nach 2 mal Zellen-brechen der Schwarmtrieb erlahmen würde, aber dem war nicht so. Also musste ich mitunter doch Völker schröpfen, was aber OK war, weil ich Brutwaben und Bienen für Begattungsableger brauchte.
Trotzdem ist das immer wieder viel Aufwand, jede Woche in die Kisten zu schauen, gerade, wenn man viele unterschiedliche Standplätze hat.
Ich gehe beim Schröpfen auch relativ rigide vor: Wenn ein Volk seine Brut verlassen will (sprich: Schwärmen), dann ist meine Methode der Wahl oft jene, dass stattdessen die Brut die Bienen verlässt. Ich entnehme etwa 2/3 der Brutwaben, was ja fast einer TBE gleich kommt, und fülle den Platz mit Mittelwänden oder Leerwaben auf. Allerdings entnehme ich diese Menge an Brutwaben nur bis ungefähr 20. Mai. – das so geschröpfte Volk soll bis zur Linde die Waben und Brut ersetzt haben, damit es dann wieder ausreichend stark ist. Jetzt könnte es allerdings dieses Jahr so kommen, dass die Linde ein, zwei Wochen früher aufgeht als erwartet. Aber das bleibt abzuwarten.
Ich bin mir noch etwas im Unklaren darüber, wie ich bei den stark geschröpften Völkern mit der Varroabehandlung umgehe. Eine weitere TBE fällt hier aus – ich finde es zu hart, einem Volk zwei Mal in einem Sommer alle Brutwaben zu entnehmen. Ich tendiere hier eher dazu, die Königin zu käfigen und so Brutfreiheit herzustellen. Brutfreiheit, in Kombination mit einer Oxalsäurebehandlung, ist eine der effektivsten Maßnahmen, zuverlässig fast alle Milben aus einem Volk zu entfernen.
Allerdings funktioniert jede Varroabehandlung nur dann, wenn man nicht zu spät dran ist.
Jetzt, Anfang Juni, ist wieder die Zeit, bei der ich den Varroastatus aller Völker mit der Alkohol-Auswaschmethode prüfe. Dabei will ich eigentlich nur Nullen und Einsen sehen. Wenn es jetzt schon an die drei Milben oder gar mehr geht, muss ich eigentlich schon etwas tun. Es kann sonst der Fall eintreten, dass ich im Juli schon zu spät dran bin, und stark belastete Völker weg klappen. Die Varroa gewinnt immer, wenn man nicht ständig auf der Hut ist!
In meiner Kindheit gab es auf Spielplätzen noch diese kleinen Karusselle, die aus massiven Eisenstangen zusammengeschweißt waren, äußerst unbequem zum Sitzen, bei denen ein oder zwei Kinder darin sitzen konnten, während ein weiteres Kind (oder gerne auch die Eltern) von außen Anschwung gaben.
Wenn man einmal im Karussell saß, war man der Gnade des Anschwung gebenden Kindes ausgeliefert, wie schnell und schmerzhaft die Fahrt werden würde. Denn die Fliehkräfte waren aufgrund des kleinen Radius‘ enorm, vom Schwindelgefühl einmal ganz abgesehen. Allzu schnell hatte man das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, allzu schnell begann man sich unwohl zu fühlen.
Die Saison in einer Imkerei ist dem sehr ähnlich: Kaum hat man Platz genommen, und will die Fahrt genießen (im übertragenen Sinne, versteht sich), schon nimmt alles so schnell Fahrt auf, dass die Fliehkräfte alles in Stücke zu reißen drohen. Dabei sind es die Bienen und die Trachten, die außerhalb stehen und Anschwung geben, während man im Karussell sitzend versucht, nicht zu kotzen.
Wandern
Ich habe jetzt eigentlich alle Figuren ein erstes Mal gezogen, will sagen: Die Bienen sind jetzt unterwegs. Ich habe diesmal mehr Standplätze als letztes Jahr und habe dabei viel kleinteiliger aufgestellt. Meine Erfahrungen deuten darauf hin, das weniger manchmal mehr ist: Ich hatte in der Vergangenheit einen Lindenstandort, da konnte ich zwar maximal 5 Völker hinstellen, aber diese Völker haben Honig wie irre angeschleppt, während an einem sehr ähnlichen Standort mit 10-15 Völkern der Ertrag pro Volk deutlich schlechter ausfiel.
Aktuell habe ich an einem Stand mit nur 2 Völkern bereits den 4. Honigraum aufsetzen müssen, weil diese beiden Kisten rappelvoll sind. Da lohnt sich dann auch das Anfahren des Standortes, wenngleich da nicht viele Völker stehen.
Ich sehe die kleinteilige Verteilung auch als Risikomanagement. Wenn ein Standort wegen Krankheit, Vandalismus, Diebstahl oder Wetter ausfällt, bleiben noch Alternativen. Aber das erzeugt natürlich auch alles mehr Aufwand und Fahrerei.
Honigräume
Letztes Jahr habe ich bei weitem nicht alle Honigräume gebraucht. Irgendwie lief da die Saison nicht gut. Ich will mich nicht zu früh freuen, aber dieses Jahr gehen die HR deutlich schneller aus dem Lager auf die Völker, und zwar erst dann, wenn ich denke, dass es wirklich nötig ist. Wenn es so weitergehen würde wie bisher, dann gehen mir eher früher als später die Kisten aus. Das Karussell dreht sich halt.
Ich habe im Imkerforum eine Diskussion verfolgt, in der es um das Geben des 1. Honigraumes ging.
Für mich gibt es da im Großen und Ganzen nur ein Kriterium: Wenn ich die Kiste im Frühjahr aufmache und denke „Oh! Viele Bienen!“, dann wirds Zeit für den ersten HR. Wenn dann die Brutwaben des angepassten Brutraumes auch noch dicht bebrütet sind, dann sollte der HR wirklich rauf, denn da wird ja bald etliches an Bienenmasse schlüpfen und Platz brauchen.
Der nächste HR, und alle weiteren, folgen dann mehr oder weniger klassisch: Wenn man beim Runternehmen merkt, dass da was drin ist und er auch reichlich von Bienen belaufen wird, dann kommt der Nächste rauf. Das Problem ist meistens, dass die Bienen einen überraschen und viel schneller HR 1 vollgetragen haben, als man es ursprünglich antizipiert hatte.
Mini Plus auflösen
Ich habe jetzt alle Mini Plus auf Dadant geschlagen. Ein Volk ist noch übrig, welches Brutwaben gesammelt hat und vermutlich in 1-2 Wochen explodiert, aber sonst sind alle aufs Standmaß gesetzt. Es gibt noch weitere Miniplus Türme, die aktuell nachschaffen. Ich werde diese wohl doch noch dazu benutzen, Königinnen begatten zu lassen, bevor sie endgültig leer gemacht werden.
Ich finde M+ gut, aber da ich nicht auf eine Belegstelle fahren möchte, macht es eben doch auch viel Arbeit, ein zweites Rähmchenmaß zu führen. Es fühlt sich gut an, hier zu verschlanken und zu vereinfachen.
Überlebensvölker
Ich bin mit 4 Völkern aus unserem VSH Zuchtprogramm in den Winter gegangen, 3 davon haben unbehandelt überlebt. Alle 4 Königinnen waren künstlich besamt worden, von den 3en, die noch da sind, scheint einer gerade der Saft auszugehen – sie zeigt zu viel Drohnenbrut. Die verbleibenden zwei sehen aber sehr gut aus: Gesund, ruhig, stark, schönes Brutnest. Die Frage ist, ob und wie man damit weiter macht. Für eigene Prüfserien fehlen mir Zeit und Völker, aber auf jeden Fall kann ich Daten zurück liefern, damit der Züchter das in seine Selektion mit einbeziehen kann. Aber man muss das Karussell im Blick behalten.
Königinnen ziehen
Ich habe zu Königinnen, die ich letztes Jahr rausgegeben habe, positive Rückmeldungen bekommen. Die Zuchtmütter sind auch beide noch da und sehen ok aus. Der Winter hat aber auch noch andere interessante Kandidatinnen hervorgebracht. Auch hätte ich die Möglichkeit, Jungfern zu ziehen und dann über den Verband künstlich besamen zu lassen. Das wäre aus züchterischer Sicht eine sehr gute, zuverlässige Methode einer gezielten Anpaarung. Aber das Karussell – man merkt sofort, wie einer zum Anschwung ausholt…
Es hilft ja alles Gejammer nichts, irgendwann muss es ja auch weitergehen. An dieser Stelle aber zunächst einmal herzlichen Dank an die netten Zuschriften, die ich nach meinem letzten Artikel erhalten habe – das hat mich wirklich aufgebaut und auch dazu beigetragen, optimistisch in die Zukunft zu schauen und weiter zu machen.
Aber zurück zum Thema.
Wie einige vielleicht noch im Kopf haben, bin ich Zuchtverband der Buckfast Imker MV organisiert, und dort gibt es auch eine VSB Projektgruppe (VSB = Varroa Surviving Bee).
Nachdem mein vorletzter Artikel die künstliche Besamung der Königinnen zum Inhalt hatte, war es diese Woche an der Zeit, diese Königinnen auszuwerten. Dazu ist allerdings einiges an Vorbereitungen zu erledigen.
Legen alle?
Nach der Besamung musste irgendwann geprüft werden, ob die Königinnen auch in Eilage gegangen sind. Das war bei nahezu allen Weiseln auch der Fall, was dem soliden Handwerk des Besamers Matthias Engel zu verdanken ist. So hatten wir also fast 200 Königinnen, die mit festgelegter Genetik verpaart wurden und die dann für Tests herhalten konnten.
Künstliche Infektion mit Milben
Der Test, ob eine Königin, bzw. die Genetik der Arbeiterinnen, die ja eine Kombination aus Mutter und Vater ist, etwas taugt, läuft bei der Testung auf VSH/SMR über eine künstliche Infektion mit einer gegebenen Menge an Milben.
Bei einem 6er Mini Plus wird jede zu prüfende Einheit mit 150 Varroen vier Wochen vor Auszählung künstlich infiziert. Dabei ist mittlerweile der größte Aufwand, eine ausreichende Anzahl an vitalen Milben aus Völkern zusammen zu sammeln. Um Milben zu ernten, braucht es einen großen Eimer, dessen Boden durch ein Siebgitter ersetzt wurde, ein ganzes Bienenvolk sowie reichlich Puderzucker.
Das Volk wird in den Eimer abgeschlagen, auf die gleiche Weise, wie auch Kunstschwärme erstellt werden, dann wird der Eimer umgedreht und durch das Siebgitter reichlich Puderzucker gegeben. Anschließend werden die Bienen ordentlich durchgeschüttelt, um am Ende den Puderzucker wieder durch das Siebgitter rauszuschütteln, und mit dem Puderzucker auch die Milben, die vorher auf den Bienen waren.
Bei einem stark befallenen Volk kommen so reichlich Milben zusammen, die man von Bienen getrennt hat.
Jetzt werden aus der Menge Milben mit einem feinen Pinsel jeweils 150 Milben in eine Petrischale abgezählt und später in die entsprechenden Testvölker gegeben.
Dieses Verfahren ist aufwändig und bei weitem auch keine schöne Prozedur für die Bienen. Diese werden anschließend wieder in ihre Beuten zurück gegeben, wo sie sich gegenseitig putzen und dann mehr oder weniger unbeschadet ihren eigenen Geschäften wieder nachgehen.
Auswertung
Um es kurz zusammenzufassen: Bei der Auswertung wird geprüft, ob und wie sich Milben vermehren konnten. Weil die Vermehrungsbiologie der Milbe bekannt ist, kennt man auch den SOLL-Entwicklungszustand der Milbenfamilie zu einem gegebenen Zeitpunkt.
Wenn zu bestimmten Zeitpunkten das Entwicklungsstadium der Milbe nicht bestimmten Zuständen entspricht, geht man von einer gestörten oder verhinderten Reproduktion aus.
Beispiel: Am 9 Tag nach Verdeckelung muss in einer befallenen Zelle eine Mutter, eine männliche Milbe und eine Tochter in einem bestimmten Zustand vorhanden sein.
Ist dem nicht so, dann ist $ETWAS passiert, was die Reproduktion der Milbe gestört hat.
Daher benötigt man für die Auswertung eine Brutwabe, auf der möglichst viel verdeckelte Brut im Alter von 7-12 Tagen nach Verdeckelung vorhanden ist. Nur in diesem Alter sind Zustände der Milbenreproduktion sichtbar, welche einen Vergleich von SOLL und IST Zustand in sinnvoller Weise zulassen.
Über ein Bi-Okular gebeugt, sitzen dann Stunde um Stunde freiwillige Helfer und pulen Zelldeckel auf und ziehen Puppen aus den Zellen.
Im Übrigen wird dabei auch ausgewertet, wie viele Zellen von Recapping betroffen sind – also geöffnet und wieder verschlossen wurden.
Es gibt zwei Kenngrößen, die eine Auswertung einer Wabe (und damit eines Volkes – es wird in der Regel nur eine Wabe pro Volk ausgewertet) maßgeblich bestimmen:
Die Anzahl der einfach befallenen Zellen, und die Anzahl der geöffneten Zellen. Es werden insgesamt maximal 300 Zellen im richtigen Alter geöffnet (wenn die Puppen purpurfarbene Augen haben, ist das Mindestalter erreicht), wenn man jedoch vorher 10 einfach mit Milben befallene Zellen erwischt, endet die Auszählung früher.
Als Anfänger zählt man schon mal drei oder vier Stunden an einem Volk, später geht es dann etwas schneller, es sei denn, man muss wirklich bis 300 Zellen gehen – dann zieht sich das alles ganz schön hin.
Happening
Es handelt sich also um eine ausgesprochen mühsame Arbeit, und ich merke nach so einem Wochenende doch immer meinen Nacken. Allerdings ist die Auszählung auch jedes Jahr ein Zusammenkommen der gleichen Leute, die man in seinem Zuchtverein langsam lieb gewonnen hat.
Wir kommen dann immer in der Nähe von Dierhagen zusammen und neben der Arbeit gibt es noch reichlich Schnack, Getränke und gutes Essen, für welches Holger, unser Kassenwart und Eventkoordinator gemeinsam mit seiner Frau sorgt.
Da vergeht die Zeit schnell und die Arbeit ist am Ende doch gar nicht so beschwerlich, wie zunächst gedacht.
Die Ergebnisse der Auszählung werden erfasst und ausgewertet, um daraus dann die Zucht für das kommende Jahr zu planen und die künftigen Anpaarungen festzulegen.
Bringt das alles was?
Ich habe noch keine konkreten Zahlen für dieses Jahr vorliegen. Von daher muss man alle Aussagen mit Vorsicht genießen.
Allerdings haben wir mittlerweile diverse Völker im Verein, die schon mehr als ein Jahr ohne jede Varroabehandlung überlebt haben. Wenn man Töchter von vielversprechenden Müttern auswertet, kann man mit etwas Glück auch interessante Muster erkennen. So habe ich ein Volk ausgezählt, bei welchem ich bis 300 Milben gehen musste, insgesamt 8 Zellen mit einer Muttermilbe darin fand, von denen sich keine erfolgreich reproduziert hatte. Alle Zelldeckel waren zumindest einmal geöffnet und wieder verschlossen worden, was scheinbar die Reproduktion der Milbe gestört hatte. Das Brutnest war geschlossen und die Brutnestanordnung wie aus dem Bilderbuch.
Insgesamt ein spannendes Ergebnis und vermutlich kann man so ein Volk ohne Behandlung laufen lassen.
Insofern kann man resümieren, dass die Zuchtbemühungen hinsichtlich VSB/SMR nicht umsonst sind. Allerdings scheinen die Erfolge auch flüchtig und nicht immer auf Knopfdruck reproduzierbar zu sein. Trotzdem zeigt sich, dass es mit den Jahren nicht einfacher geworden ist, die für die künstliche Infektion der Testvölker erforderliche Menge an Varroen zu ernten, da scheinbar der gesamte Genpool im Verband immer weniger Milben toleriert.
Offen sind noch die konkreten Zahlen aus diesem Jahr, und ich warte noch voller Spannung auf Ergebnisse.
Warten wir es also ab 🙂
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