2022.1 – Basteln und Bauen

Die neue Saison beginnt dieses Jahr etwas anders als sonst: Ich habe nicht direkt Beuten und Honigräume bestellt, sondern Holz und Maschinen wie Kreissägen, Fräse, Bohrer usw. usf.

Ich habe angefangen, Bruträume zu bauen, und wer mir auf Instagram folgt, hat schon erste Ergebnisse sehen können. Das ganze ist für jemanden wie mich, der praktisch keinerlei Erfahrung im Holzbau hat, schon ausgesprochen mühsam und zeitraubend. Aber eben auch sehr befriedigend, wenn es denn klappt.

Ich will rund 16 Bruträume bauen, und dazu probiere ich gerade unterschiedliche Verbindungen aus, Fingerzinken, Nut und Feder, pipapo. Weiterhin brauche ich dann noch 10 Böden und 10 Deckel sowie 10 bienendichte Trennschiede.

Die Idee ist nämlich, Bruträume zu teilen und darin pro Beute jeweils 2 Ableger zu parken.
Daher benötige ich auch “spezielle” Böden, bzw. habe ich konkrete Ansprüche an die Böden (als auch an die Deckel):

Das Trennschied soll im Boden in eine Nut laufen, um etwaige Bewegungen des Schieds während des Transportes zu verhindern. Außerdem will ich ein Flugloch vorne und eines hinten haben, damit die Ableger entgegengesetzte Fluglöcher haben, und nicht nebeneinanderliegende.
Außerdem müssen in die Böden meine Standard-Varroaschubladen passen, also jene, die ich mit den Beuten von der Bergwiesenimkerei bekommen habe.
Bestenfalls passen auch die schon vorhandenen Anflugbretter an die Beuten.

Die Deckel sollen in der Mitte zweigeteilt sein, mit jeweils einem Spundloch pro Seite, damit ich im Frühjahr/Spätwinter ggf. jede Einheit getrennt von einander nachfüttern kann (ja, ich will darin auch Völker überwintern).

Was perfekt zu einem geteilten Brutraum passt, sind meine Nicot Futterzargen, welche zwei getrennte Aufstiege haben.

So soll also eine Ablegerkiste entstehen, die weitestgehend kompatibel zu meinen normalen Dadantkisten ist, die im Grunde auch vollwertig als Honig-machende Beute zu verwenden sind, die aber bei Bedarf auch geteilt werden können.

Wenn ich eine TBE mache, und im Schnitt 5-6 Brutwaben einem Wirtschaftsvolk entnehme, kann ich in einer Kiste die Brutwaben von zwei Völkern unterbringen und daraus 2 neue Ableger machen, so der Plan. Wenn dann eine Einheit in diesem Duo nichts wird, dann ziehe ich einfach das Schied, und habe dann eine funktionierende Einheit, ohne irgendwelche anderen Maßnahmen ergreifen zu müssen.
Das ist alles nicht wirklich neu, all das gibts schon, nur hatte ich eben Bock, etwas zu bauen.
Und das mache ich jetzt.

Wenn sich das System bewährt, will ich davon mehr bauen, und zwar so viel, dass ich meine Kunststoff-Stehr Ablegerkisten nicht mehr brauche. Dann öffnet sich der Weg Richtung Bio-Zertifizierung wieder ein Stückchen mehr.

Insgesamt bin ich jetzt an einem Punkt, wo ich mich freue, wenn es wieder mit den Bienen los geht. Aber bis dahin ist noch einiges zu tun.

Frohes und gesundes Neues Jahr, werter Leser

Besser spät als nie, wünsche ich dem treuen Leser, der treuen Leserin ein gesundes und auch frohes Neues Jahr.

Wir haben in letzter Zeit nicht so viel voneinander gehört, oder anders ausgedrückt: Meine Schreibtätigkeit hat etwas nachgelassen in den letzten Monaten. Aber es hat ja auch etwas sehr Repetetives, so ein Bienenjahr. Daher gab es auch nicht immer wirklich Neues zu berichten. Und dann kostete alles auch etwas mehr Kraft als sonst – als vor der Pandemie.

Diese Pandemie ist seit nunmehr zwei Jahren das alles bestimmende Thema, und natürlich macht das alles auch vor der Imkerei nicht Halt, Messen fallen aus, Konferenzen ebenso und das Imkerforumstreffen konnte in 2021 auch nicht so stattfinden, wie geplant (wenngleich wir im September ein wirklich schönes Outdoortreffen hatten).

Diese Pandemie drückt auch insgesamt auf die Stimmung. Es ist nicht unbedingt das Virus selbst, oder die Einschränkungen, mit denen eine Pandemiebekämpfung einhergeht. Es ist diese kleine, nervige, laute Minderheit, welche in ihrer Parallelwelt lebt, für Argumente nicht mehr erreichbar ist und Tag für Tag ein gemeinsames, solidarisches Zusammenarbeiten gegen das Virus sabotiert.

Der treue Leser mag bemerkt haben, dass ich vielleicht nicht einen Wissenschaftsfetisch habe, aber ich insgesamt ein großer Freund bin von Entscheidungen, die auf einer soliden Basis von Fakten oder zumindest sehr plausiblen Annahmen getroffen werden. Es hat ja auch Gründe, warum ich beim Deutschen Bienenmonitoring mitmache (Daten sammeln, aus denen sich plausible Handlungsempfehlungen ableiten lassen, zum Beispiel) oder hier immer wieder ausführlich darlege, welche Daten zu welchen Entscheidungen führen.

Da mag es wenig überraschend sein, dass ich an der derzeitigen Verfasstheit unserer Gesellschaft leide, wenn ich sehe, wie ein Teil davon mit dem Fakt des Vorhandenseins des Coronavirus umgeht, oder auch beispielsweise mit der herannahenden Klimakatastrophe.

Der mitlesende Imker mag mir zustimmen: Als Bienenhalter ist man ziemlich dicht dran am Puls des Klimas. Die Bienen, als eine Art Indikator mit 6 Beinen, zeigen einem jedes Jahr mehr und mehr, wie die sie umgebende Umwelt in eine Schieflage gerät. Es gibt Regionen in Süddeutschland, da haben die Bienen Mühe, überhaupt noch Nektar zu sammeln. In etlichen Regionen musste im Frühjahr 2021 zugefüttert werden, weil die Bienen nicht ausreichend Nahrung fanden, in Brandenburg leidet man seit 2018 an einer anhaltenden Dürre.

Wenn man also als Typ mit Bienen ziemlich direkt in den Klimawandel blickt, dann hat man für den Typ mit dem “Fuck You Greta!” Aufkleber auf dem SUV nur noch ein Kopfschütteln übrig. Es wird übrigens auch nicht besser, wenn man mit solchen Leuten ins Gespräch kommen will – zu schnell muss man sich dann etwas anhören über die “Klimalüge”, die vom “Zwangsgebührenfinanzierten Staatsfunk” propagiert werden würde, von “Vielflieger Luisa” und darüber, dass diese “verwöhnten Fridays for Future Kinder doch erstmal ihr eigenes Geld verdienen sollen, bevor sie anderen Vorschriften machen wollen!”

Das ist der gleiche Schlag von Mensch, der jetzt in einer Pandemie mit einem Virus, welches etwa 2-3% seiner Erkrankten tötet, behauptet, dass Spaziergänge das eigene Immunsystem so stärken, dass das Virus ihnen nichts anhaben könne, der meint, das Virus und die Impfung sei Teil einer groß angelegten Verschwörung rund um einen “Great Reset”, oder der sich nicht impfen lassen möchte, weil die “Impfung ja gar nicht erprobt sei” und man Teil eines “Genexperiments” würde.
Die gleichen Leute, die heute keine Angst vor Corona haben, weil es ja nur ein Schnupfen sei, und die auch nicht von >100.000 Toten von diesem Glauben abgebracht werden können, hatten 2016 noch Angst, dass in Deutschland eine Umvolkung drohte; die gleichen, die eine Coronaimpfung ablehnen, weil “man ja nicht wisse, was da eigentlich in dem Impfstoff enthalten ist”, haben sich bis vor der Pandemie alle Impfungen in den Oberarm drücken lassen, um nach Thailand in den Ladyboy Puff fliegen zu können. In der Muckibude trifft man Menschen, die sich vor dem Training Pillen aus dem Internet in den Rachen werfen um “besser trainieren” zu können, die sich nach dem Training Shakes aus Pülverchen fragwürdiger Herkunft rein kippen, um den Muskelaufbau zu stimulieren, aber in der Umkleide, mit dem Shake in der Hand, darüber lamentieren, sich nicht impfen zu lassen, “weil man ja nicht wissen kann, welche Langzeitfolgen das Impfen hat”

Ich könnte ewig so weitermachen, Beispiele zu schildern für jene Idiotie, die mich an unserer Gesellschaft verzagen lässt. Dabei handelt es sich allem Anschein nach tatsächlich um eine Minderheit. Die allermeisten Menschen handeln zumeist verantwortungsvoll und umsichtig. Aber es ist diese krakeelende Minderheit, die es irgendwie schafft, die Mehrheit der Vernünftigen vor sich herzutreiben. Das gilt bei Corona genau so wie für den Kampf gegen die Klimakatastrophe.
Dass wir in Deutschland Beispielsweise kein generelles Tempolimit von 130km/h durchsetzen können, obwohl uns das jedes Jahr rund 2.000.000 Tonnen CO2 einsparen (und von den weniger Verkehrstoten mal ganz abgesehen) und praktisch nichts kosten würde, ist nur damit zu erklären, dass die Politik sich nicht traut, so etwas gegen den Willen der lauten Auto-Fetisch-Fraktion durchzusetzen.
Wenn wir schon so eine vergleichsweise harmlose Maßnahme nicht gesamtgesellschaftlich akzeptieren und durchsetzen können, wie wollen wir dann die dicken Klimabretter bohren?
Ich werd’s euch verraten: Gar nicht.

Ich glaube mittlerweile, dass der Mensch als Spezie wie selbstverständlich davon ausgeht, irgendwie ausserhalb der Evolution, ausserhalb der Selektion zu stehen. Anders kann ich mir nicht erklären, warum der Mensch tut was er tut. Der Mensch hat nicht begriffen, dass er mit der Physik nicht verhandeln kann. Er kann sich nicht mit einem Aussenminister des “Weltklimas” an einen Tisch setzen und einen Friedensvertrag aushandeln. Wenn Kipppunkte erreicht sind, ist es zu spät. Dann werden wir als Menschheit mittelfristig aufhören zu existieren. Wir sind dem Planenten, der Evolution, dem Universum egal. Es gibt auch keinen Gott, der uns retten wird, weil er uns angeblich erschaffen hat. Wir werden uns als Gattung “Mensch” einfach selbst aus dem Spiel nehmen. Und das ist dann ein ganz natürlicher Vorgang, den jeder Imker gut kennt: Was nicht performt, wird abgedrückt.

Wir wissen das alles. Und wir ändern nichts.
Ich bin sicher, wenn wir oder unsere Kinder erst mal in bewaffnete Konflikte um Wasser und Nahrung verwickelt sind, dann werden alle überrascht sein und sagen: “Das hat ja keiner kommen sehen! Das konnte ja keiner ahnen!” – und irgendwie wird mir das dann bekannt vorkommen.

Frohes Neues Jahr!