Erfahrung mit der Totalen Brutentnahme (TBE)

“Ameisensäure – das ist Teufelszeug!”, so oder so ähnliches hallt es seit einiger Zeit durch dieses Internetz. Und da ich auf der Suche nach einer Methode war, bei der man mehrere Gute Dinge auf einmal erledigen kann, und mich die Imkerei Bienengarten praktisch drauf gestoßen hat, habe ich es in 2018 mal mit der TBE versucht.

Denn: Mit der TBE erfüllt man sich drei Wünsche auf einmal:

  • Varroabekämpfung
  • Bauerneuerung
  • Völkervermehrung

So die Versprechen. Wie man’s macht unter “mehr”…

Vorgehen

  • Durchführung Ende Juni bis Ende Juli,
  • Entfernen aller bebrüteten Waben,
  • ersetzen durch Mittelwände,
  • dann regelmäßig dünn füttern,
  • bevor die erste Brut verdeckelt ist, eine Oxalsäurebehandlung durchführen.
  • Wenn man die Brutwaben aufhebt und in extra Beuten steckt, dann nach 21 Tagen auf Weiselrichtigkeit prüfen und eine Varroabehandlung (beispielsweise auch wieder Oxalsäure) vornehmen, bevor die erste Brut der neuen Königin verdeckelt wird.
  • Abweichung: Nach 16 Tagen alle Waben, die noch verdeckelte Brut enthalten, entnehmen.
  • Auch diese Brutsammler/Ableger füttern, wenn eine stiftende Weisel vorhanden ist.
  • Zum Herbst hin auf Volksgröße einengen – diese Brutsammler schrumpfen ganz schön zusammen (habe ich nicht gemacht, was jetzt bedeutet, dass zu wenig Bienen in zu viel Kiste sitzen)

Man schüttelt im Grunde alle Bienen von den Brutwaben, hintereinander weg, und steckt die bienenfreien Brutwaben in extra Zargen. Das geht ansich recht schnell, macht aber ein ordentliches Durcheinander am Bienenstand. Und wenn man mit 2 Bruträumen arbeitet, ist das auch ein ganz schönes Rumgehebe von Zargen – wobei es von Vorteil ist, diese Maßnahme erst nach der letzten Honigernte durchzuführen, denn dann nerven die schweren Honigräume nicht (mal abgesehen, dass man vor einer Honigernste auch keine OXS Behandlung machen kann!).

Wann muss so viele neue MW am Start haben, wie man aus den Völkern entnimmt, ggf. etwas weniger, wenn man davon ausgeht, dass das Brutnest eh langsam schrumpft. Und man benötigt zusätzliche Zargen und Böden und Deckel pipapo, wenn man die Brut in Brutsammler zusammenfassen will.

Abwandlung: Anstatt einer OSX Behandlung hängt mancher auch eine Fangwabe in das ansonsten brutfreie Volk: Eine Fangwabe enthält möglichst vollständig nur offene Brut und wird nach 7-9 Tagen entnommen, mitsamt der dann darin gefangenen Varroen, die mangels Alternativen alle in diese Fangwabe hinabsteigen. Das ganze fällt dann unter die Kategorie "biomechanisches Verfahren"  

Vorteile

Im Zuge der TBE kann man wunderbar Völker “umwohnen”, und so habe ich einen Teil von DNM auf DNM 1,5 umgezogen.

Die Völker bauen auf den frischen Mittelwänden (Tracht oder Fütterung vorausgesetzt) bilderbuchmäßige Brutnester. Das geht auch sehr schnell. 14 Tage nach der TBE hat man bereits großflächig verdeckelte Brut in den Völkern. Die Bienen richten sich auf den Waben optimal ein.

Untersuchungen in Kirchhain haben gezeigt, dass TBE Völker weniger Viren mit sich herum schleppen, insbesondere was Nosema betrifft.

Die Varroen werden aus dem Volk entfernt, unabhängig von den Wetterbedingungen (Ameisensäure ist hinsichtlich einer guten Wirksamkeit vom Wetter abhängig: Es darf nicht zu kalt, nicht zu warm und auch nicht zu feucht sein. Gefüttert sollte man vorher auch nicht unmittelbar haben), was gerade 2018 wichtig war: Viele haben sich nicht an die AS herangetraut, weil es einfach viel, viel zu warm war. Dadurch wurde manche AS Behandlung immer weiter nach hinten geschoben, was für die Aufzucht der Winterbienen bei manchem Volk tödlich geendet hat.

Aus zwei so abgeernteten Völkern bekommt man auch einen Ableger. D.h. also, man kann relativ spät im Jahr seinen Völkerbestand noch einmal um 50% vergrößern, wenn man mag. Man kann allerdings auch die ganzen Brutwaben in den Wachsschmelzer werfen und die Brut samt Parasiten vernichten.

Was man als Ableger zu viel übrig behält, kann man im Frühjahr auch wieder verkaufen, wenn es einfach zu viele Völker sind, die man dann mit sich herumschleppt.

Nachteile

Es macht mehr Arbeit, als einen Nassenheider in ein Volk zu hängen. Ich weiss von Berufsimkern, die das wohl bei ihren Völkern machen – aber mir erschließt sich das nicht, wie man das bei 100+ Völkern durchhält, und woher man bitte das ganze Material nimmt (plus Platz), welches dafür notwendig ist.

Material, Material, Material. Zargen, Rähmchen, Böden, alles.

Eigene Erfahrungen

Die TBE Kisten aufzumachen war toll: Alles frisch, sauber, super Brutnest, von den Bienen nach Lehrbuch aufgebaut.

Anfang September waren alle CO2-Tests unauffällig, sowohl die TBE- als auch die AS-Völker. Allerdings war zumindest ein TBE Volk etwas schwach auf der Brut, was die Bienenmasse anging, und zumindest im Vergleich zu den anderen TBE-Völkern.

Anfang Oktober dann der Schreck: Alle TBE Völker hatten einen deutlich höheren Varroabefall als die AS-Völker, trotz Fangwabe – die ich, abweichend von obiger Beschreibung mit der OSX, eingesetzt hatte. Ein Volk hatte ich mit OSX im brutfreien Zustand behandelt, aber dieses war besonders belastet! Darum musste da dann eine Notbehandlung her.

Die Brutsammler waren relativ unauffällig. Hier schien die OSX Behandlung, die durchgehend durchgeführt wurde, geholfen zu haben, und sie erfolgte auch drei Wochen später, als bei den Brutspendern – plus eine längere Phase der Brutlosigkeit.

Was bei den Brutsammlern (also jene Völker, die aus den entnommenen Brutwaben neu gebildet worden waren) allerdings auffiel: Die anfänglich reiche Ausstattung an Bienen, bedingt durch die ganze Brut, die nach und nach schlüpfte, schmolz im Laufe des September und Oktober merklich zusammen. Das auf zwei Zargen gebildete Volk hätte auch gut und gerne auf eine Zarge zusammengefasst werden können.

Fazit (was werde ich anders machen?

Ich werde kommende Saison auch wieder auf die TBE setzen, diesmal aber die Fangwabe weg lassen und stattdessen eine Woche nach der TBE eine OXS-Behandlung durchführen – und zwar bei allen Völkern. Dabei werde ich – im Gegensatz zum letzten Mal – darauf achten, die Behandlung am späten Abend (oder sehr frühen Morgen) durchzuführen, damit möglichst alle Flugbienen in der Hütte sitzen (etwas, dass ich über die Stockwaage gelernt habe: Am Tag sind 2000 – 4000 Bienen locker auf Außendienst. Wenn man zum falschen Zeitpunkt behandelt, sind zu viele Varroen gerade außerhalb unterwegs).

Ich werde die TBE auch nicht, wie letztes Mal, Ende Juni, sondern erst Ende Juli durchführen, vorausgesetzt, die Varroabelastung zeigt sich über den Sommer als nicht zu hoch. Damit will ich verhindern, dass bis zur Aufzucht der Winterbienen im August, September schon wieder zwei bis drei Brutzyklen durchgelaufen sind und zu einer entsprechenden Varroavermehrung beigetragen haben.

Zu guter Letzt werde ich die Varroabefallsanalyse etwas anpassen: Der CO2 Tester macht einen das Leben wirklich einfach, allerdings ist er im Vergleich zur Puderzuckermethode etwas unzuverlässiger hinsichtlich der Aussagekraft des Ergebnisses. Bei der PZM fallen die Varroen zuverlässiger runter als beim CO2 Test.

Daher werde ich zumindest einen Teil der Völker mit der PZM analysieren, und das auch regelmäßig – vom Frühjahr bis zum Herbst

Grundsätzlich sehe ich die TBE als eine gute Möglichkeit, Völker zu entmilben und die eigene Imkerei nachhaltig zu erweitern.