2019.10 Begattungsquote, die Linde kommt und doch wieder Hektik

Vor zwei Wochen hatte ich ja eine ganze Reihe unbegatteter Königinnen vom Züchter in Begattungseinheiten eingeweiselt. Jetzt galt es, den Begattungserfolg zu prüfen. Und siehe da: Bis auf zwei Einheiten, sind alle Königinnen in Eilage gegangen.

Ob die Begattungen auch erfolgreich waren, sehen wir dann in einer Woche.
Jedenfalls habe ich im Zuge der Kontrolle alle Königinnen, die ich finden konnte, auch gezeichnet und die Völkchen mit Oxalsäure gegen die Milbe behandelt.

Die Linde…

Die Stockwaagen zeigen derzeit dezent nach oben. Die starken Völker bringen 1,5 bis 3 KG Nektar pro Tag nach Hause, je nach dem. Es gibt auch durchschnittliche Völker, die bringen überhaupt kein Plus, da muss ich eher noch zufüttern – und das mit Zuchtköniginnen von der Belegstelle! (Woraus man lernen kann: Es kommt sehr auf den Züchter an, was geht…)

Das Bürgerhaus Volk macht Kummer

Die Königin ist weg, das Volk jedoch nicht. Also ist da auch nichts geschwärmt.
Warum die Königin weg ist, kann ich nicht sagen. Aber es gab eine fehlbegattete, sehr kleine Jungweisel.
Ich habe jetzt das Volk verstellt, und an die alte Stelle ein anderes Volk gesetzt. Wenn die Flugbienen alle in das neue Volk eingezogen sind, werde ich das alte Völk auflösen.

Schade drum – ich fand die Königin super – bis dieser massive Schwarmtrieb ausgebrochen ist und sich nicht mehr bändigen liess.

Kalkbrut Volk umgeweiselt

Ich habe von einem unserer Vereinszüchter eine begattete Weisel erworben, und mit dieser ein Volk umgeweiselt, welches kalkbrütig ist.

Dabei habe ich mich an die Vorgaben zur Umweiselung gehalten, die der Züchter mir gegeben hat:

  • Alte Königin acht Tage vor Termin käfigen und zwischen die Wabengassen hängen.
  • Nach 8 Tagen die alte Könign herausnehmen, zwei Stunden warten und dann die Neue Königin im Ausfresskäfig dazusetzen.
  • 10 Tage nicht an die Kiste gehen.
  • Vor den Eingang ein ASG nageln – dann erkennt man am Gitter, wenn die abgestochene Kö dort vor liegt.

Bisher liegt keine tote Weisel mit grünem Punkt vorm Eingang. Die 10 Tage sind nich nicht rum, und ich hoffe einfach, dass es gut gegangen ist.

TIL (Things I learned)

  • Kieler Begattungskästchen darf man nicht zu großzügig, aber auch nicht zu geizig befüllen. Zu viele Bienen führen entweder zum Verbrausen oder zu unbeherrschbarem Wildbau, zu wenig Bienen zu einem schlechten Begattungsergebnis. Insgesamt überzeugt mich auch das Konzept mit den Holzoberträgern nicht. Wenn Begattungskästen, dann entweder Ableger im Standmaß oder Mini+
  • Selbst die unbegatteten Königinnen vom Uwe Eichholz hatten einen größeren Hinterleib als die begattete Weisel vom Vereinszüchter. Jetzt, begattet, sind die Eichholz-Königinnen richtig dicke Brocken. Züchter ist also nicht gleich Züchter, wobei die Ergebnisse hinsichtlich Volk noch ausstehen. Groß muss ja nicht gut sein, und klein nicht automatisch schlecht.
  • Man merkt beim Prüfen einer Begattungseinheit ziemlich schnell, ob das mit der Begattung geklappt hat oder nicht: Macht man die Kiste auf, und alles bleibt ruhig und unbeeindruckt sitzen, ist es wohl gut gegangen. Fliegen aber Bienen nervös auf, rennen rum und es wird etwas “brummiger” in der Luft, stehen die Chancen gut, dass da die Königin verloren gegangen ist.
    Es hilft ungemein, wenn man >10 Einheiten hat und der Reihe nach kontrolliert. Dann bekommt man schnell ein Gefühl für Unterschiede im Verhalten.
  • Je mehr Völker, desto mehr Erfahrung in kürzerer Zeit. Das ist alles sehr spannend und aufregend zur Zeit – aber auch anstrengend. Ich bin mir nicht ganz sicher, was überwiegt, aber ich merke, wie der Erfahrungsschatz schnell stark wächst. Und das fühlt sich gut an – auch wenn ich dieses Jahr schon öfters als zuletzt auf die Nase gefallen bin und Dinge schief gelaufen sind.
  • Wenn man bei Edeka 50 KG Zucker kauft, gucken alle komisch.

Was ansteht

Jetzt, vorm Sommer, sollen die Ableger alle zum Bienenhaus zurück gebracht werden, damit ich dort eine einheitliche Jungvolkpflege machen kann.
Dazu kommt am Wochenende die TBE der restlichen Wirtschaftsvölker, woraus sich wieder Sammelbrutableger ergeben. Dabei will ich gleichzeitig 2-3 Einheiten auf 10er Dadant umwohnen.
Das alte Bürgerhausvolk muss noch aufgelöst werden, ebenso eine fehlgeschlagene Begattungseinheit, wobei ich überlege, denen einfach zwei offene Brutwaben zuzuhängen und zu warten, was passiert.

Zusetzen einer unbegatteten Weisel

Ich habe im Sommer eine unbegattete Zucht-Königinn geschenkt bekommen und selbige in einen Ableger gegeben, dem ich kurz zuvor alle Nachschaffungszellen gebrochen hatte.
Wie man sehen kann, fallen die Reaktionen der Arbeiterinnen freundlich aus, manche beginnen sogleich mit der Fütterung (und kein Verknäulen, Beißen, Hauen und Stechen)

Pia Aumeier zeigt, wie mal Altvölker verjüngt

Pia Aumeier macht hier etwas, das ich so nicht machen würde: Sie nimmt eine junge Königin, die es nicht geschafft hat, über den Sommer ein überwinterungsfähiges Jungvolk aufzubauen, und ersetzt mit dieser eine Vorjahres-Königin, scheinbar einfach nur aufgrund des “Alters”.
Jetzt wird es aber einen Grund haben, warum die junge Königin nicht in der Lage war, aus eigener Kraft ein ausreichend starkes Volk aufzubauen, und welche Gründe das auch immer sein mögen: Sie machen nicht viel Hoffnung, dass sie ein starkes Wirtschaftsvolk wird aufbauen können.
Die Natur hätte dieses Volk im Selektionsprozess aussortiert, und auch wenn der Imker nicht immer nach den gleichen Kriterien selektiert, wie es Mutter Natur macht – hier fiel die Wahl eigentlich nicht schwer…

Update 14.01.2022

Über drei Jahre später bekomme ich eine Mail von Pia Aumeier persönlich, in der sie sich auf diesen Artikel bezieht und daraus ergibt sich dann eine nette und interessante Konversation.

Ich möchte gerne an dieser Stele die wesentlichen Inhalte jener Konversation dem Artikel anfügen, weil ich finde, dass das a.) fair gegenüber Pia Aumeier, aber b.) auch inhaltlich erhellend ist.

Sie erläutert mir gegenüber etwas, dass ich so dem Video seinerzeit nicht entnehmen konnte. Hätte ich das dem Video damals so entnommen, hätte ich den Artikel gar nicht oder nicht mit dem Inhalt so verfasst.

Hier nun Pias wichtigsten Zitate:

1. unsere Art der Völkervermehrung zielt darauf ab möglichst viele Jungvölker mit möglichst wenig Material zu erzeugen. Das hält die Wirtschaftsvölker stark und bringt viele gute neue Kös und einen Haufen Jungvölker im Oktober. Die Maximierung der Völkerzahl ist jedoch ausdrücklich NICHT unsere Intention, sondern: schwach gebildete Jungvölker machen insbesondere Einsteigern keine Probleme UND sie (die Völker) erreichen in den meisten Fällen eine gute Einwinterungsstärke bei deutlich weniger Varroamilben.

2. Wir wissen dabei genau anhand unserer wissenschaftlichen Erhebungen mit WIEVIELEN Bienen und/oder Brutzellen ein Ableger im April-Mai-Juni starten muss, um ausreichende Einwinterungsstärke zu erreichen (siehe Anhang “Zusatzmaterial” mittig). Was korrekt gebildet wird, erreicht Einwinterungsstärke. Denn wir können auch belegen, dass gerade die noch schwächeren Jungvölker im August-Sept besonders stark wachsen (siehe pdf “Wachstumspotential”).

3. Und DOCH bilden wir bis Ende Juli (also auch noch viel zu spät) Ableger aus nicht mehr als 1000 Bienen (ohne Brut = Methode “Völkervermehrung in 4 Schritten”) oder einfach EINER einzigen Brutwabe samt Bienen (Methode “einfacher Brutwabenableger”). Wir WISSEN, dass solche Jungvölker nicht mehr ausreichend stark werden KÖNNEN!! DAS IST TEIL DES KONZEPTES!!!

4. Denn wer zu schwach ist, wird im Oktober vereinigt. Bis dahin sind zwei Schwache stärker gewachsen als ein Starker (siehe pdf “JV Wachstumspot…”) – wir nutzen die Kraft der zwei Königinnen. Die Jungköniginnen dienen der Umweiselung.

5. Diese Jungköniginnen haben keinerlei messbare Defizite, denn
* hätten sie welche, würden sie vom Jungvolk umgeweiselt… auch das kommt manchmal vor. Allerdings auch in stark gebildeten Ablegern.
* unter anderem zeigt dies ihre Eilegerate: Jungvölker in schwachen Völkern haben im August – September eine (im Vergleich zu bereits ausreichend starken Völkern) beeindruckend hohe Eilegerate (siehe pdf “JV Wachstumspot…”).
* seit 20 Jahren gehen alle Wirtschaftsvölker mit diesen Jungköniginnen aus schwachen Jungvölkern in den Winter. In der Folgesaison verfolgen wir mit Populationsschätzungen die Entwicklung an mind. 150 Völkern und finden keine Differenzen zu Jungköniginnen aus starken Jungvölkern.

Pia Aumeier, 13.01.2022

Ich denke, insbesondere die Nummer 3 erklärt den zentralen Punkt ihrer Vorgehensweise im obigen Video: Das Jungvolk war nie als Ableger im eigentlichen Sinne erstellt. Es war eher eine Art Starter-Finisher-Single-Queen-Begattungseiheit, spät gebildet, einzig und allein für den Zweck, eine junge Königin aufziehen zu lassen, um dann im Oktober – wohl wissend, dass diese Einheit allein nicht überwinterungsfähig sein würde – mit ihr eine Umweiselung vorzunehmen.

Dieses Konzept finde ich schlüssig, nur lässt es sich leider nicht so ausdrücklich dem Video entnehmen, was mich seinerzeit zu obiger Einschätzung brachte.

An dieser Stelle ist es mir ein Anliegen zu betonen, dass der Austausch mit Pia freundlich und respektvoll war.
Ich bin durch die aktuelle Debattenkultur in unserer Gesellschaft schon so weit, dass ich es für wichtig halte, so einen positiven Umstand ausdrücklich nach vorne zu stellen…

Ich möchte noch die passenden Dokumente hier zum Download einfügen, die Erlaubnis dafür habe ich von Pia Aumeier erhalten: