2020.20 – Honig machen, Zuchtplanung, Internet leer kaufen

Honig machen

Honig schön machen – wäre eine passendere Bezeichnung.
Der neue Honigrührer im Team mit dem Melitherm machen einen prima Job. Die Linde, die erstaunlicherweise dieses Jahr im Eimer fest geworden ist, wird erst im Wärmeschrank angetaut, anschließend in den Melitherm gegeben, um dadurch praktisch auf Anfang zurückgesetzt zu werden, um dann im Rührwerk – dezent mit 2-3 KG Raps angeimpft, binnen drei Tage feinsteif gerührt zu werden. Anschließend noch abfüllen und etikettieren, und schon ist der Honig verkaufsfertig.

Ich mache jetzt 140KG Chargen, anders lohnt sich der Aufwand nicht, und so habe ich aktuell eine Charge mit rund 250 Gläser fertig, die jetzt in den Verkauf gehen. Insgesamt nicht viel, aber im Vergleich zu den Vorjahren wächst der Honigdurchsatz und -umsatz stetig.

Der Honigrührer macht bei der Konsistenz des Honigs einen echten Unterschied. Es ist jetzt das erste Mal passiert, dass Kunden mich direkt anrufen, um sich Honig zu sichern, bevor er alle sein könnte, weil er ihnen so gut geschmeckt hat.
Ein Renner dabei ist Rapshonig, wobei ich denke, dass jetzt der Lindenhonig mittelfristig noch besser ankommen sollte – er hat einfach den aufregenderen, feineren Geschmack.

Zuchtplanung

„Zucht ist Töchter beurteilen“, habe ich neulich von Peter Little gelesen, einem englischen Imker, der eine alte Belegstelle von Bruder Adam in Dartmoore betreibt.

Er spielt damit auf die Erbfestigkeit an, die eine Zuchtmutter unter Beweis stellen muss, indem ihre Töchter standbegattet und dann geprüft werden. Zeigen diese Töchter dann zuverlässig ausreichend positive Eigenschaften der Mutter?

Und so ist ein Schwerpunkt der Planung für die Zucht kommendes Jahr, Leute zu finden, die bereit sind, unbegattete Töchter meiner potentiellen Zuchtmütter zu testen. Das ist gar nicht so einfach, und alleine habe ich nicht genug Völker, alles selbst zu testen.

Jetzt vernetzt man sich also über Jahre mit anderen Imkern, und wenn man dann fragt, ob sie Königinnen für einen Selbstkostenpreis nehmen und testen würden, dann ist die Reaktion bisher eher verhalten.
Ich denke, ursächlich dafür ist, dass die wenigsten Imker mit zwei bis sechs Völkern sich bewusst machen, welchen Unterschied Königinnen machen, die züchterisch bearbeitet worden sind – und genau das ist mein Netzwerk: Die Kleinstimker mit wenigen Völkern im eigenen Garten.

Um möglichst viel selbst testen zu können, erhöhe ich noch meinen Bestand an Mini Plus Einheiten. Wenn ich es leisten kann, will ich mit 35 Einheiten arbeiten, sodass ich beispielsweise drei Zuchtmütter à 10 Töchter testen und vergleichen kann.
Das ist nicht die Welt, aber besser als nichts.

Diese drei Zuchtmütter werde ich versuchen bis Mai aus einem Bestand von rund 15-20 Kandidatinnen auszuwählen, indem ich Auswinterung, Milbenbefall, Sanftmut und auch den Honigertrag im Raps und der Obstblüte berücksichtige – plus eine Priese rein subjektiver Wahrnehmung und eigenem Gusto. Damit da aber etwas miteinander zu vergleichen ist, soll im Frühjahr, also im März, ausgeglichen werden – damit alle Königinnen etwa einen gleichen Start in die neue Saison haben.

Sollte sich dann ein klares Bild über ein bis zwei Zuchtmütter ergeben, welches überzeugt, dann sollen weitere Töchter zu einer passenden Belegstelle gekarrt werden, um der Reinzucht Vorschub zu leisten um ggf. Merkmale zu verfestigen. Aber dazu brauche ich dann definitiv Beratung durch den Zuchtverband, um die passende Anpaarung zu finden.

Das ganze Internet leerkaufen

Meine Bestellungen haben dieses Jahr einen Umfang – da kommt nicht mehr die Post, da kommt eine Spedition.

Insbesondere die Edelstahlhardware plus die Umstellung auf Dadant brauchen Platz und Geld.
Die letzte Saison hat mir deutlich gezeigt, wo im Betriebsablauf die Engpässe sind, und so ich nur reagieren und nicht mehr agieren kann.
Deswegen kommen so Dinge ins Haus wie ein Deckelwachsschmelzer oder eine Honigpumpe. Auch ein Klärfass ist dabei und nicht zuletzt ein Beutenheber. Die meisten Anschaffung drehen sich dabei um Hebetechnik, bzw. das Vermeiden vom Heben von Dingen.

Ein Deckelwachsschmelzer ist eine Investition, die sich im Grunde recht schnell amortisiert: Aus 30 KG Deckelwachs-Honigmischung lassen sich 25 KG Honig und 5 KG Wachs ausschmelzen. Bisher wandert dieser Honig bei mir in den Abfluss, nachdem das Wachs ausgeschmolzen wurde. So hingegen kann dann der Honig ins Glas gehen, und das Wachs zum Umarbeiter.

Das Klärfass soll den Flaschenhals beim Schleudern lösen, der entsteht, wenn der Honig nach der Schleuder nicht schnell genug weg kann. Doppelsiebe waren schon dieses Jahr keine Lösung, und wenn man die Eimer ungefiltert wegstellt, dann hat man später recht viel Aufwand, alle einzeln abzuschäumen, bzw. zu filtern.
Einfacher wird es werden, wenn der Honig sich in einem Klärfass absetzen kann, um dann einmal abgeschäumt und in Eimer, jetzt vorgeklärt durch bspw. ein Doppelsieb, abgelassen zu werden.

Eine Honigpumpe fand ich immer unnütz – bis ich dieses Jahr Honigmengen von einem Gerät ins andere bewegen musste, bei denen der Rücken irgendwann weh tut.
Wenn man einen Melitherm vor das Rührfass schaltet, dann muss der Honig aus dem Auffangbehälter des Melitherm (in meinem Fall ein 50 KG Abfüllkübel) ins Rührfass.
Jetzt kann man entweder alles portionsweise in einem Eimer ablassen und umschütten, oder man pump einfach um.
Ich bin so weit, dass ich umpumpen möchte.

Ein Beutenheber hat nur einen Zweck: Meinen Rücken vor irreparablen Schäden beim Wandern zu schützen. Ja, das Teil kostet 1000 EUR, aber mein Rücken, einmal kaputt, ist in Geld nicht aufzuwiegen. Insofern ist das ein lohnende Investition – und wandern muss ich, eine Standimkerei macht für mich keinen Sinn.

Dann brauche ich noch Ablegerkästen für Dadant und viele Honigräume plus Rähmchen für alles. Weil ich jetzt nicht mehr alles scheibchenweise kaufe, sondern gelernt habe, dass man am Besten alles auf einmal shoppt, muss dann eben eine Spedition kommen, weil da einfach größere Volumina verschickt werden.

Ich hätte mir nie vorstellen können, dass die Imkerei mal so aus dem Ruder läuft.
Vieles von dem, was ich heute als zwingend notwendig erachte, um alles am laufen zu halten, schien mir anfangs völlig übertrieben. Mittlerweile haben sich meine Maßstäbe allerdings völlig verschoben…

2020.6 Erste Königinnen angesetzt und Schwarmstimmung

Da ist sie also wieder – jene Jahreszeit, in der die Bienen die Koffer packen und abhauen wollen. Die Schwarmzeit ist da.

Letztes Wochenende, bei der letzten Durchsicht, waren 10% der Völker in voller Schwarmstimmung (Schwarmzellen, voll mit Gelee Royale), oder hatten erste Stifte in Weiselnäpfchen gesetzt. Dabei ist aufgefallen, dass die Völker mit den ältesten Königinnen die ersten sind, die auf gepackten Koffern sitzen.

Also werde ich, sollte die Schwarmlaune anhalten, nächstes Wochenende Königinnenableger bilden, und die Völker ihre neuen Weiseln ausbrüten lassen. Aber Obacht: Jeweils pro Kiste nur eine Zelle stehen lassen, sonst kann es doch noch zu Nachschwärmen kommen!

Außerdem habe ich letzten Freitag eine erste Serie mit Königinnen angesetzt, die heute Abend in den Brutkasten überwechseln wird, denn heute sollten die Zellen verdeckelt sein.

Diese erste Serie, aus der hoffentlich 7 Prinzessinnen schlüpfen werden, muss dann meine M+ starten. Immerhin habe ich 15 M+ Kisten, die dieses Jahr allesamt in Betrieb genommen und zur Weiselvermehrung herangezogen werden sollen. Und dann waren da ja noch die 12 Apideas…

Eigentlich wollte ich nur ein, zwei Testserien aufziehen, bevor es Ende Mai nach Norddeutschland geht, um Zuchtstoff zu holen. Aber jetzt hat das Umlarven so viel Spaß gemacht, dass ich beschlossen habe, jeden Freitag eine Serie zu starten.

Übermorgen starte ich dann eine Serie für meine Ableger, die dann am Sonntag gebildet werden müssen, damit dann vor Schlupf dieser Serie rechtzeitig Nachschaffungszellen gebrochen und schlupfreife Zellen eingesetzt werden können.
Die Ableger werden ich aus den Völkern im Raps bilden, denn dabei handelt es sich um die Völker, die ich ins Deutschen Bienenmonitoring gegeben habe, und die eigentlich nur zur Bienenproduktion und nicht so sehr zur Honigproduktion vorgesehen waren (und die jetzt aber doch Honig machen sollen…)

Der Zeitplan ist schon wieder ziemlich auf Kante genäht, zumal vermutlich die Völker im Raps demnächst geschleudert werden müssen. Der Eintrag war bisher zwar überschaubar, aber trotzdem muss der Raps rechtzeitig aus den Waben, damit wieder Platz für die Robinie vorhanden ist.

Nach der Ernte müssen die Rapsvölker dann rechtzeitig zur Robinie zurück an ihren Heimatstand.

Apropos Raps und Schwarmstimmung: Keines der Rapsvölker war in Schwarmstimmung, sondern nur jene, die Obstblüten und anderen Kleinkram anfliegen können. In den Rapskisten stecken nur junge Königinnen aus dem letzten Jahr, und vermutlich ist ein Geheimnis von schwarmträgen Völkern neben der Genetik auch das Alter der Weisel.

Ansonsten: Eigene Königinnen ziehen kann süchtig machen!

Michael Palmer erklärt die Vermehrung von Königinnen

Michael Palmer ist ein US-amerikanischer Berufsimker, der gerne Vorträge hält.
Unter anderem hat er einen interessanten Vortrag zum Thema „Königinnenvermehrung“ gehalten, der beschreibt, wie man sogenannte „Bienenbomben“ baut, die top-Königinnenzellen anziehen, und große, kräftige Weiseln heranreifen lassen. Sein Herangehensweise geht im Grunde auf Bruder Adam zurück…

Aber seht selbst: