2021.1. – Viel ist ja nicht zu tun

Willkommen im neuen Jahr, liebe treue Mitleser.
Neues Jahr, neue Überschriftennummerierung, aber tatsächlich gibt es wenig bis gar nichts aus der imkerlichen Praxis zu berichten.

Neue Charge rühren

Die zeitaufwändigste Arbeit aktuell ist das fertigmachen einer neuen Charge Honig, die zuvor noch in ihren Eimern auf das Rühren und Abfüllen gewartet hat.

6×25 KG Eimer müssen durch das Melitherm und anschließend in den Rührer.
Mittlerweile bin ich damit durch, der Rührer ist voll, muss sich aber noch etwas abkühlen.

Dabei habe ich gelernt, dass Deckelwachs, welches man im Sommer nicht abgeschäumt hat, es durch das Seituch in den Honig schafft, und dann sich im Rührer abermals oben absetzt und abgeschäumt werden kann.

Was auch spannend ist: Auch wenn die Raumtemperatur bei 3°C liegt, so hält der doppelwandige Rührer auch ohne angeschalteter Heizung den Honig nach dem Melithermen auch nach 24 Stunden auf rund 25 Grad. Aber gut, 140 KG Lindenhonig haben scheinbar so viel Masse zum Energie speichern.

Bienenmonitoring – Proben nehmen

Pünktlich im Januar bekomme ich jedes Jahr Post vom LIB Hohen Neuendorf, mit freundlichen Neujahrswünschen von Frau Prof. Dr. Genersch und einem verspäteten Weihnachtsgeschenk, nämlich 10 Proberöhrchen für Totenfall.

Während ich also darauf gewartet habe, dass der Honig durch das Melitherm läuft, habe ich tote Bienen vom Gitterboden gekratzt und abgefüllt.

Als praktische Hilfsmittel dafür haben sich ein langer Haken aus der Hinterbehandlungsimkerei und eine Müllschippe erwiesen.

Wenn alles glatt geht werde ich die Proben morgen im Institut abwerfen, und dann steht der nächste Termin im März an, wenn Proben von lebenden Bienen entnommen werden.

Mein Vorteil als Imker bei der Teilnahme am DeBiMo ist neben einer kleinen Aufwandsentschädigung vor allem, dass ich von meinen eingereichten Proben immer auch das Ergebnis mitgeteilt bekomme: Wie hoch war der Milbenbefall, gab es Nachweise von Nosema, welcher Pollen ist in meinen Honigen etc. pp.

Außerdem habe ich regelmäßig einen sehr netten Plausch mit Marcello, dem durchführenden Imker vom Institut 🙂

Stockende Vorbereitungen

Ich habe noch viel auf dem Zettel: Beuten streichen, Zargen streichen, kleine Rampe für den Kaptarlift basteln, hunderte Mittelwände einlöten, Futter bestellen, pipapo.
Aber das Wetter lässt das Streichen nicht zu (zu kalt, keine beheizte Werkstatt vorhanden), das Wachs ist noch nicht aus der Umarbeitung zurück (und wenn es das ist, will ich das erste Mal das Wachs untersuchen lassen – inspiriert durch einen Vortrag von Jelle über Bienenwachs) und bei der Futterbestellung warte ich immer noch auf ein Angebot.

Die anderen Jahre lief das alles irgendwie weicher. Aber da war auch kein Corona, man konnte von Freunden die Werkstatt nutzen oder in den Baumarkt fahren (ach ja, ich wollte ja eigentlich noch die Drohnenrahmen frisieren) und alles war viel kleiner als heute.

Aber diese Woche kommt der Bus in die Werkstatt und bekommt eine Anhängerkupplung.
Da passiert zumindest mal etwas.

Überlegungen zur Zuchtauslese

Peter Little sagte es in dem Buch “Interview with Beekeeprs”: Zuchtauslese ist Töchter testen.
Man findet die Zuchtmutter über die Töchter. Selten hatte ich bei Lesen eines einzigen Satzes so einen Aha Effekt. Jemand namens Markus Gann, Züchter, hat das später in einem langen Vortrag auf YouTube in ähnlicher Form ebenfalls erwähnt.

Seitdem denke ich darüber nach, wie ich das mit meiner überschaubaren Zahl an Völkern realisieren kann, und so habe ich ein paar konkrete Ideen, die sich rund um Mini Plus drehen.
Aber dazu werde ich bei Gelegenheit einen eigenen Artikel schreiben.

Ansonsten plane ich derzeit grob meine kommende Zuchtsaison, und denke, dass ich wieder in die Annaburger Heide fahren werde. Das scheint sowohl von der Drohnenlinie als auch vom Organisatorischen für mich gut zu passen.

Wenn ich irgendwie eine Sammelverschickung erwische, werde ich auch versuchen, eine unserer Vereinsbelegstellen zu beschicken. Aber ich schaffe es zeitlich nicht, selber die Oie zu beliefern – das ist zu krass mit den Ankunftszeiten.

Der springende Punkt ist aber zunächst: Wie werde ich eine meiner B3435er, die ja letztes Jahr auf der Annaburger Heide waren, auswählen, um als Zuchtmutter herzuhalten?

Da bin ich irgendwie mit mir noch nicht im Reinen, wie ich das anstellen will, wo ich letztes Jahr noch keine Töchter gezogen habe.

Aber auch dazu später mehr.

2020.20 – Honig machen, Zuchtplanung, Internet leer kaufen

Honig machen

Honig schön machen – wäre eine passendere Bezeichnung.
Der neue Honigrührer im Team mit dem Melitherm machen einen prima Job. Die Linde, die erstaunlicherweise dieses Jahr im Eimer fest geworden ist, wird erst im Wärmeschrank angetaut, anschließend in den Melitherm gegeben, um dadurch praktisch auf Anfang zurückgesetzt zu werden, um dann im Rührwerk – dezent mit 2-3 KG Raps angeimpft, binnen drei Tage feinsteif gerührt zu werden. Anschließend noch abfüllen und etikettieren, und schon ist der Honig verkaufsfertig.

Ich mache jetzt 140KG Chargen, anders lohnt sich der Aufwand nicht, und so habe ich aktuell eine Charge mit rund 250 Gläser fertig, die jetzt in den Verkauf gehen. Insgesamt nicht viel, aber im Vergleich zu den Vorjahren wächst der Honigdurchsatz und -umsatz stetig.

Der Honigrührer macht bei der Konsistenz des Honigs einen echten Unterschied. Es ist jetzt das erste Mal passiert, dass Kunden mich direkt anrufen, um sich Honig zu sichern, bevor er alle sein könnte, weil er ihnen so gut geschmeckt hat.
Ein Renner dabei ist Rapshonig, wobei ich denke, dass jetzt der Lindenhonig mittelfristig noch besser ankommen sollte – er hat einfach den aufregenderen, feineren Geschmack.

Zuchtplanung

“Zucht ist Töchter beurteilen”, habe ich neulich von Peter Little gelesen, einem englischen Imker, der eine alte Belegstelle von Bruder Adam in Dartmoore betreibt.

Er spielt damit auf die Erbfestigkeit an, die eine Zuchtmutter unter Beweis stellen muss, indem ihre Töchter standbegattet und dann geprüft werden. Zeigen diese Töchter dann zuverlässig ausreichend positive Eigenschaften der Mutter?

Und so ist ein Schwerpunkt der Planung für die Zucht kommendes Jahr, Leute zu finden, die bereit sind, unbegattete Töchter meiner potentiellen Zuchtmütter zu testen. Das ist gar nicht so einfach, und alleine habe ich nicht genug Völker, alles selbst zu testen.

Jetzt vernetzt man sich also über Jahre mit anderen Imkern, und wenn man dann fragt, ob sie Königinnen für einen Selbstkostenpreis nehmen und testen würden, dann ist die Reaktion bisher eher verhalten.
Ich denke, ursächlich dafür ist, dass die wenigsten Imker mit zwei bis sechs Völkern sich bewusst machen, welchen Unterschied Königinnen machen, die züchterisch bearbeitet worden sind – und genau das ist mein Netzwerk: Die Kleinstimker mit wenigen Völkern im eigenen Garten.

Um möglichst viel selbst testen zu können, erhöhe ich noch meinen Bestand an Mini Plus Einheiten. Wenn ich es leisten kann, will ich mit 35 Einheiten arbeiten, sodass ich beispielsweise drei Zuchtmütter à 10 Töchter testen und vergleichen kann.
Das ist nicht die Welt, aber besser als nichts.

Diese drei Zuchtmütter werde ich versuchen bis Mai aus einem Bestand von rund 15-20 Kandidatinnen auszuwählen, indem ich Auswinterung, Milbenbefall, Sanftmut und auch den Honigertrag im Raps und der Obstblüte berücksichtige – plus eine Priese rein subjektiver Wahrnehmung und eigenem Gusto. Damit da aber etwas miteinander zu vergleichen ist, soll im Frühjahr, also im März, ausgeglichen werden – damit alle Königinnen etwa einen gleichen Start in die neue Saison haben.

Sollte sich dann ein klares Bild über ein bis zwei Zuchtmütter ergeben, welches überzeugt, dann sollen weitere Töchter zu einer passenden Belegstelle gekarrt werden, um der Reinzucht Vorschub zu leisten um ggf. Merkmale zu verfestigen. Aber dazu brauche ich dann definitiv Beratung durch den Zuchtverband, um die passende Anpaarung zu finden.

Das ganze Internet leerkaufen

Meine Bestellungen haben dieses Jahr einen Umfang – da kommt nicht mehr die Post, da kommt eine Spedition.

Insbesondere die Edelstahlhardware plus die Umstellung auf Dadant brauchen Platz und Geld.
Die letzte Saison hat mir deutlich gezeigt, wo im Betriebsablauf die Engpässe sind, und so ich nur reagieren und nicht mehr agieren kann.
Deswegen kommen so Dinge ins Haus wie ein Deckelwachsschmelzer oder eine Honigpumpe. Auch ein Klärfass ist dabei und nicht zuletzt ein Beutenheber. Die meisten Anschaffung drehen sich dabei um Hebetechnik, bzw. das Vermeiden vom Heben von Dingen.

Ein Deckelwachsschmelzer ist eine Investition, die sich im Grunde recht schnell amortisiert: Aus 30 KG Deckelwachs-Honigmischung lassen sich 25 KG Honig und 5 KG Wachs ausschmelzen. Bisher wandert dieser Honig bei mir in den Abfluss, nachdem das Wachs ausgeschmolzen wurde. So hingegen kann dann der Honig ins Glas gehen, und das Wachs zum Umarbeiter.

Das Klärfass soll den Flaschenhals beim Schleudern lösen, der entsteht, wenn der Honig nach der Schleuder nicht schnell genug weg kann. Doppelsiebe waren schon dieses Jahr keine Lösung, und wenn man die Eimer ungefiltert wegstellt, dann hat man später recht viel Aufwand, alle einzeln abzuschäumen, bzw. zu filtern.
Einfacher wird es werden, wenn der Honig sich in einem Klärfass absetzen kann, um dann einmal abgeschäumt und in Eimer, jetzt vorgeklärt durch bspw. ein Doppelsieb, abgelassen zu werden.

Eine Honigpumpe fand ich immer unnütz – bis ich dieses Jahr Honigmengen von einem Gerät ins andere bewegen musste, bei denen der Rücken irgendwann weh tut.
Wenn man einen Melitherm vor das Rührfass schaltet, dann muss der Honig aus dem Auffangbehälter des Melitherm (in meinem Fall ein 50 KG Abfüllkübel) ins Rührfass.
Jetzt kann man entweder alles portionsweise in einem Eimer ablassen und umschütten, oder man pump einfach um.
Ich bin so weit, dass ich umpumpen möchte.

Ein Beutenheber hat nur einen Zweck: Meinen Rücken vor irreparablen Schäden beim Wandern zu schützen. Ja, das Teil kostet 1000 EUR, aber mein Rücken, einmal kaputt, ist in Geld nicht aufzuwiegen. Insofern ist das ein lohnende Investition – und wandern muss ich, eine Standimkerei macht für mich keinen Sinn.

Dann brauche ich noch Ablegerkästen für Dadant und viele Honigräume plus Rähmchen für alles. Weil ich jetzt nicht mehr alles scheibchenweise kaufe, sondern gelernt habe, dass man am Besten alles auf einmal shoppt, muss dann eben eine Spedition kommen, weil da einfach größere Volumina verschickt werden.

Ich hätte mir nie vorstellen können, dass die Imkerei mal so aus dem Ruder läuft.
Vieles von dem, was ich heute als zwingend notwendig erachte, um alles am laufen zu halten, schien mir anfangs völlig übertrieben. Mittlerweile haben sich meine Maßstäbe allerdings völlig verschoben…

Warum jeder Imker auch Züchter ist

Das ist ein schönes Thema für Kontroversen – gerade im Imternet – aber ich finde das wichtig:

Jeder Mensch, der Bienen hält, ist ein Bienenzüchter – es ist dabei unerheblich, ob und wie viele Königin er zieht, auf welche Weise er das tut, oder ob er überhaupt keine Königinnen vermehrt.

Meine Begründung ist denkbar einfach.
Anders als bei Kaninchen- oder Hundezüchtern, nehmen die unter des Imkers befindlicher Obhut stehenden Bienen immer am Vermehrungsprozess der anderen Bienenvölker in der Umgebung statt.

Daraus erwächst ein unmittelbarer Einfluss eines jeden Imkers auf den Genpool des ihn umgebenden Bienenhabitats. Er kann das auch nicht verhindern, denn seine Bienen werden es immer schaffen, in den Sommermonaten Drohnen aufzuziehen und diese in die Freiheit zu entlassen, damit sie Königinnen finden und diese begatten.

Zucht hat immer mit Selektion zu tun, mit der Auswahl von Merkmalen, die während der Vermehrung bestenfalls weitergegeben und ausgeprägt werden sollen.
Aber ein “Nicht-auswählen” durch den Bienenhalter (sprich: Züchter), ist auch eine Form der Selektion – denn er entscheidet sich bewusst (oder bei Unwissen auch unbewusst) dazu, alle Merkmale, die in seinem Bestand anzutreffen sind, gleichermaßen auszuwählen und zu verbreiten – es ist die Wahl der Nicht-Auswahl. Die Verbreitung manifestiert sich in der Drohnenaufzucht seiner Völker, und der Weitergabe der entsprechenden Gene in die Umgebung.

Ich möchte, dass der Begriff des “Züchters” entkoppelt wird – entkoppelt von der Erfahrung, dem Handwerk, den Mühen und Unwägbarkeiten jener Imker, die sich über Jahre der Züchtung, Selektion und Pflege der besten Königinnen hingegeben haben, und das der Begriff vom Handwerk losgelöst auf die Verantwortung eines jeden Bienenhalters übertragen wird.
Es ist diese Verantwortung, die nicht an der eigenen Grundstücksgrenze endet, sondern die immer darüber hinaus geht, weil die Drohnen darüber hinaus fliegen.

Heute ist der Begriff des Züchters einer, der auf die besondere Sachkunde, Erfahrung und handwerklichen Fähigkeiten abzielt – aber diese begriffliche Priviligierung entbindet gleichermaßen den gewöhnlichen Imker von seiner Verantwortung, die er ebenso für den Gesamtbestand an Bienen in seiner Umgebung trägt.
Viele nennen sich heute bestenfalls “Vermehrer”, wenn semiprofessionell Königinnen gezogen werden. Das ist immer als eine Art Unterordnung unter “die richtigen Züchter” zu verstehen, und diese Abgrenzung wird in der Regel auch erwartet und begrüßt.

Aber bei alltäglichen Praktiken, wie der Ablegerbildung, wird schon handfeste Zucht betrieben. Es wird eine bewusste Entscheidung getroffen, welches Volk, welche Gene vermehrt werden. Das gleiche gilt beim Kauf von Königinnen – aus welcher Quelle will man welche Qualität von Weisel bestellen?
Bei der Einwinterung werden zu oft schwache Völker nicht aufgelöst und irgendwie über den Winter gepeppelt – auch das ist Zucht, weil der Imker in den natürlichen Selektionsprozess eingreift und auch Schwächlinge überleben lässt, die ihre Gene im kommenden Frühjahr weitergeben wollen.

Zucht heisst, Verantwortung für einen bewussten Selektionsprozess zu übernehmen. Jeder Imker ist gehalten, bei der Auswahl von Königinnen oder Völkern, immer auch eine begründete Entscheidung zu treffen, warum er ein Volk/eine Königin überleben lässt oder vermehrt. Dabei spielt der Grad an Können, Wissen und Erfahrung nur eine untergeordnete Rolle, für das Selbstverständnis als Züchter (anders sieht es hinsichtlich des Ergebnisses einer Selektion aus) – wichtig ist, dass jeder Imker diese Rolle bewusst einnimmt.

Insofern werbe ich dafür, den Begriff des “Züchters” etwas zu ent-priviligisieren, und mehr als umklammernden Begriff für all jene zu Verwenden, die auf die eine oder andere Art Honigbienen bewusst halten, pflegen, betreuen.
Das schmälert im übrigen m.E. auch überhaupt nicht die Leistung jener, die wir heute als professionelle Züchter. Vielmehr sollte jeder Imker, der nicht in der Lage ist, aus seinem Bestand umfassend und professionell zu züchten, die bewusste Zuchtentscheiodung treffen, eben bei jenen Profis regelmäßig Weiseln zu ordern und damit seinen Bestand aufzuwerten. Auch das ist eine Form von bewusster Zuchtarbeit – nicht selber zu vermehren, aber geprüftes Genmaterial in die eigenen Kisten zu bringen.

Würde jeder entsprechend bewusst selektieren und arbeiten – Standbegattungen würden früher oder später zu wirklich guten Ergebnissen führen können.

Pia Aumeier zeigt, wie mal Altvölker verjüngt

Pia Aumeier macht hier etwas, das ich so nicht machen würde: Sie nimmt eine junge Königin, die es nicht geschafft hat, über den Sommer ein überwinterungsfähiges Jungvolk aufzubauen, und ersetzt mit dieser eine Vorjahres-Königin, scheinbar einfach nur aufgrund des “Alters”.
Jetzt wird es aber einen Grund haben, warum die junge Königin nicht in der Lage war, aus eigener Kraft ein ausreichend starkes Volk aufzubauen, und welche Gründe das auch immer sein mögen: Sie machen nicht viel Hoffnung, dass sie ein starkes Wirtschaftsvolk wird aufbauen können.
Die Natur hätte dieses Volk im Selektionsprozess aussortiert, und auch wenn der Imker nicht immer nach den gleichen Kriterien selektiert, wie es Mutter Natur macht – hier fiel die Wahl eigentlich nicht schwer…

Update 14.01.2022

Über drei Jahre später bekomme ich eine Mail von Pia Aumeier persönlich, in der sie sich auf diesen Artikel bezieht und daraus ergibt sich dann eine nette und interessante Konversation.

Ich möchte gerne an dieser Stele die wesentlichen Inhalte jener Konversation dem Artikel anfügen, weil ich finde, dass das a.) fair gegenüber Pia Aumeier, aber b.) auch inhaltlich erhellend ist.

Sie erläutert mir gegenüber etwas, dass ich so dem Video seinerzeit nicht entnehmen konnte. Hätte ich das dem Video damals so entnommen, hätte ich den Artikel gar nicht oder nicht mit dem Inhalt so verfasst.

Hier nun Pias wichtigsten Zitate:

1. unsere Art der Völkervermehrung zielt darauf ab möglichst viele Jungvölker mit möglichst wenig Material zu erzeugen. Das hält die Wirtschaftsvölker stark und bringt viele gute neue Kös und einen Haufen Jungvölker im Oktober. Die Maximierung der Völkerzahl ist jedoch ausdrücklich NICHT unsere Intention, sondern: schwach gebildete Jungvölker machen insbesondere Einsteigern keine Probleme UND sie (die Völker) erreichen in den meisten Fällen eine gute Einwinterungsstärke bei deutlich weniger Varroamilben.

2. Wir wissen dabei genau anhand unserer wissenschaftlichen Erhebungen mit WIEVIELEN Bienen und/oder Brutzellen ein Ableger im April-Mai-Juni starten muss, um ausreichende Einwinterungsstärke zu erreichen (siehe Anhang “Zusatzmaterial” mittig). Was korrekt gebildet wird, erreicht Einwinterungsstärke. Denn wir können auch belegen, dass gerade die noch schwächeren Jungvölker im August-Sept besonders stark wachsen (siehe pdf “Wachstumspotential”).

3. Und DOCH bilden wir bis Ende Juli (also auch noch viel zu spät) Ableger aus nicht mehr als 1000 Bienen (ohne Brut = Methode “Völkervermehrung in 4 Schritten”) oder einfach EINER einzigen Brutwabe samt Bienen (Methode “einfacher Brutwabenableger”). Wir WISSEN, dass solche Jungvölker nicht mehr ausreichend stark werden KÖNNEN!! DAS IST TEIL DES KONZEPTES!!!

4. Denn wer zu schwach ist, wird im Oktober vereinigt. Bis dahin sind zwei Schwache stärker gewachsen als ein Starker (siehe pdf “JV Wachstumspot…”) – wir nutzen die Kraft der zwei Königinnen. Die Jungköniginnen dienen der Umweiselung.

5. Diese Jungköniginnen haben keinerlei messbare Defizite, denn
* hätten sie welche, würden sie vom Jungvolk umgeweiselt… auch das kommt manchmal vor. Allerdings auch in stark gebildeten Ablegern.
* unter anderem zeigt dies ihre Eilegerate: Jungvölker in schwachen Völkern haben im August – September eine (im Vergleich zu bereits ausreichend starken Völkern) beeindruckend hohe Eilegerate (siehe pdf “JV Wachstumspot…”).
* seit 20 Jahren gehen alle Wirtschaftsvölker mit diesen Jungköniginnen aus schwachen Jungvölkern in den Winter. In der Folgesaison verfolgen wir mit Populationsschätzungen die Entwicklung an mind. 150 Völkern und finden keine Differenzen zu Jungköniginnen aus starken Jungvölkern.

Pia Aumeier, 13.01.2022

Ich denke, insbesondere die Nummer 3 erklärt den zentralen Punkt ihrer Vorgehensweise im obigen Video: Das Jungvolk war nie als Ableger im eigentlichen Sinne erstellt. Es war eher eine Art Starter-Finisher-Single-Queen-Begattungseiheit, spät gebildet, einzig und allein für den Zweck, eine junge Königin aufziehen zu lassen, um dann im Oktober – wohl wissend, dass diese Einheit allein nicht überwinterungsfähig sein würde – mit ihr eine Umweiselung vorzunehmen.

Dieses Konzept finde ich schlüssig, nur lässt es sich leider nicht so ausdrücklich dem Video entnehmen, was mich seinerzeit zu obiger Einschätzung brachte.

An dieser Stelle ist es mir ein Anliegen zu betonen, dass der Austausch mit Pia freundlich und respektvoll war.
Ich bin durch die aktuelle Debattenkultur in unserer Gesellschaft schon so weit, dass ich es für wichtig halte, so einen positiven Umstand ausdrücklich nach vorne zu stellen…

Ich möchte noch die passenden Dokumente hier zum Download einfügen, die Erlaubnis dafür habe ich von Pia Aumeier erhalten: