2021.3 – Bald geht es ja wieder los, aber es ist noch gar nicht alles fertig

Aktuell stehen folgende Dinge immer wieder auf der Tagesordnung: Sachen aus Holz bauen, Mini Plus füttern, Honiggläser etikettieren, Zargen streichen und Mittelwände einlöten.

Holzbauten

Aktuell baue ich aus Holzresten kleine Paletten, welche später als Unterlage für die Beuten dienen. Letztes Jahr hat sich das ganz gut bewährt, weil auch beim Wandern so unter jedem Volk ein Raum entsteht, unter welchen die Luft zirkulieren kann. Außerdem ist es nicht so dramatisch, wenn man keinen Beutenständer dabei hat – die Völker kann man auch auf den Boden stellen und trotzdem ist etwas Platz nach unten.

Außerdem habe ich noch einen Ständer für das Klärfass und den Honigrührer gebaut, welcher im besten Fall hoffentlich die halbe Tonne Gewicht zu tragen imstande ist.

Beuten streichen

Alles mit Mini Plus und Ablegerkästen ist mittlerweile gestrichen, es fehlen noch die Honigräume und die Brutzargen.

Aber zum einen sind noch gar nicht alle Kästen geliefert worden, zum anderen hat das Wetter auch nicht mehr gepasst – es war einfach zu kalt.

Aber da warten noch 60 Honigräume und ein gutes Dutzend Bruträume.

Honiggläser etikettieren

Ehrlich gesagt ist das eine Arbeit, die mir immer schwer fällt. Leichter ist es, wenn man eine konkrete Bestellung vorliegen hat, dann ist es ungleich leichter, mich zu motivieren.
Aber ich liebäugle ständig mit einer entsprechenden Maschine, wobei diese so teuer sind, dass sich das alles bei weitem nicht lohnt.

Ich will auch noch ein paar Eimer aus dem Lager durch das Melitherm jagen und rühren und abfüllen. Da hält sich mein Antrieb auch sehr in Grenzen.

Mittelwände einlöten

Ein paar hundert Mittelwände habe ich schon fertig eingelötet. Damit das nicht zu öde ist, netflixe ich mich dabei so durch.

Was sich als hilfreich erwiesen hat. ist der Wärmeschrank. Hier kann ich die Mittelwände auf 30 Grad vorwärmen, was Wachsbruch vorbeugt und die Mittelwände schön glatt in die Rähmchen einbringen lässt.

Leider sind auch hier noch ein paar Hundert voraus.

Mini Plus füttern

Das Futter in den Mini Plus ist etwas knapp, und so lege ich immer etwas Teig auf, wenn ich draußen bin und das Wetter passt. Am nächsten Tag ist es dann schon wieder weg. Die haben jetzt richtig Appetit, und man muss wirklich aufpassen, dass die einem nicht vor den Augen verhungern.

Schönes Wetter könnte ich auch noch einmal gebrauchen

Ich habe zwar die Brutnester schon geschiedet, aber ich habe das ohne ziehen von Brutwaben erledigt. Ich weiß also aktuell nicht, ob alle Königinnen in Ordnung sind. Aber das würde ich schon gerne mal herausfinden, damit ich weiß, wie viele Ersatz-Königinnen ich aus den Mini Plus holen muss.

Aber wie es aussieht, muss man sich noch etwas gedulden.

In diesem Sinne…

Die tatsächliche Wirksamkeit von Oxalsäure

Einer Oxalsäurebehandlung wird ein sehr hoher Wirkungsgrad zugeschrieben. So gibt der Mellifera e.V. die Wirksamkeit bei 97,3% an. Ich persönlich habe immer größere Zweifel an dieser hohen Wirksamkeit.

Warum das so ist, will ich nachfolgend erläutern.

Behandlung mit Oxalsäure bei Brutfreiheit – trotzdem viele Milben!

Ich habe seit längerer Zeit erhebliche Zweifel an dem hohen Wirkungsgrad einer einmaligen Oxalsäurebehandlung bei Brutfreiheit, denn nach meinen Erfahrungen mit der Totalen Brutentnahme und einer einmaligen Behandlung mit OXS bei Brutfreiheit im Juli, zeigten fast alle Völker vergleichsweise hohe Milbenzahlen bereits im September, erst recht dann nach der Winterbehandlung im November oder Dezember. Ich hatte Völker, die wurden Mitte Juli wie genannt behandelt, zeigten dann aber im Oktober einen phoretischen Milbenbefall von drei bis fast sechs Prozent, was ausgesprochen hoch erscheint.
Da ich diese oder ähnliche Beobachtungen von dem ersten Jahr mit TBE und OXS mache, sind mit der Zeit erhebliche Zweifel an einer Wirksamkeit der OXS von >90% gewachsen.

Diese Zweifel wurden gestützt von den Milbenkennzahlen der Brutsammler, welche die befallene Brut bei der TBE bekommen haben, und dann, nachdem diese Brut vollständig geschlüpft war, ebenfalls mit OXS behandelt wurden.
Diese Völker, die mit einer sehr hohen Milbenlast gestartet sind, haben allesamt einen extrem hohen Milbenfall mit der Winterbehandlung gezeigt, obwohl auch sie eine längere Brutpause im August hatten und obwohl auch hier die Anzahl der Brutzyklen, welche zum erstarken der Milbenpopulationen hätte führen können, überschaubar gewesen sind.

Wie kommt das?

Viele Milben = unsachgemäße OXS Anwendung?

Man kann bei der OXS Behandlung nicht viel falsch machen: Es muss Brutfreiheit herrschen, die Flugbienen sollten möglichst alle zu Hause sein.
Also behandelt man in den Abendstunden, und rund 21 Tage nachdem die Königin entfernt wurde, oder eben bevor die neuen Waben wieder verdeckelte Brut aufweisen, bzw. ältere, noch unverdeckelte Larven. Das ist nicht weiter kompliziert, da gibt es nicht zu viele Fehlerquellen.
Insofern kann man eine unsachgemäße Behandlung weitestgehend ausschließen – jeder Imker, der sich etwas mit der Materie beschäftigt hat, wird eine entsprechende Behandlung hinbekommen – auch aus diesem Grund ist das Verfahren ja letztlich zugelassen worden.

Test im Februar – kleine Blockbehandlung

Es gibt Völker, die haben schon bei der Winterbehandlung gezeigt, dass sehr viele Rest-Milben vorhanden waren.
Da diese Völker mit einiger Wahrscheinlichkeit für die Honigproduktion nicht taugen werden, wurden sie an den warmen Tagen Ende Februar, abermals mit Oxalsäure behandelt. Angesetzt wurde ein kleiner Block von drei Mal, alle zwei Tage.

Die Anzahl der Völker war sehr überschaubar, insofern sind die Daten unzureichend für wirklich valide Aussagen. Aber sie zeigen in eine bestimmte Richtung.

Die behandelten Völker waren zum Zeitpunkt der Behandlung nahezu brutfrei. Es gab kleine Flächen verdeckelter Brut, wenn überhaupt. Allerdings hatte der strenge Frost die Tage zuvor das Brutgeschäft offensichtlich zum Erliegen gebracht und es kam gerade erst wieder in Gang. Insofern herrschten fast perfekte Behandlungsbedingungen.

Es gab Völker, bei denen fielen nach der 1. Behandlung ~20 Milben und nach der 2. Behandlung nur noch 2-4 Milben. Hier schien die Wirkung der ersten Behandlung ausreichend gewesen zu sein.
Allerdings zeigten 2/3 der Testvölker eher einen Verlauf von 1. Behandlung: ~40 Milben, 2. Behandlung: ~20 Milben, 3. Behandlung : ~5 Milben.

Hätte die erste Behandlung >90% der Milben getötet, dann hätten nicht im Laufe der weiteren Behandlungen fast noch einmal genauso viele Milben fallen dürfen, wie nach der ersten Behandlung. Tatsächlich möchte man meinen, dass die erste, sowie die weiteren Behandlungen jeweils nur zwischen 50 und 60% der vorhandenen Milben erwischt hätten.

Wirksamkeit von 50-80%?

Ich habe keine ausreichende Zahl valider Daten! Aber mein Eindruck ist, dass die Wirksamkeit der Oxalsäure bei Brutfreiheit irgendwo zwischen 50 und bestenfalls 80% schwankt. Das würde zumindest die Ergebnisse des obigen kleinen Tests erklären, als auch, warum nach einer TBE mit einmaliger OXS Behandlung noch so viele Milben im Volk sind, dass die Population im September bereits wieder gut messbar wird.

Nehmen wir eine Milbenpopulation von 50 Milben im Februar, dann sind das etwa 1600 Milben im Juli.
Geht man davon aus, dass die Entnahme der Brut etwa 80% der Milben entnimmt, dann blieben noch rund 320 Milben zurück.
Das ist immer noch eine sehr hohe Anzahl an Milben.
Würde die einmalige Behandlung mit OXS tatsächlich 97% der Milben töten, blieben gerade einmal 10 Milben zurück, von denen noch einmal welche einen natürlichen Tod sterben würden, bis die Brut so weit entwickelt ist, dass eine Reproduktion startet.
Bei 10 Milben Startpopulation im Juli, schaffen die Milben bis September vielleicht zwei Verdoppelungen – dann wären im September ~40 Milben im Volk.

Keine meiner Messungen bestätigte einen derart niedrigen Befall meiner Völker im September! In der Regel war immer ein deutlich höherer Befall zu vermuten, der sich dann, im Rahmen des DeBiMo im Oktober meist bestätigte, wenn der phoretische Befall gemessen wurde.

Praktischer Rückschlüsse

Man muss zwischen zwei Typen von Völkern unterscheiden: Jenen Völkern, denen die Brut entnommen wird, und den Brutsammlern, welche die ganzen Verseuchten Waben aufnehmen.

Bei jenen Völkern, welchen die Brut entnommen wird, kann man einen Behandlungsschritt zwischenschalten, indem man eine Wabe mit möglichst viel offener Brut im Volk belässt, und diese nach 9 Tagen entnimmt. Diese Fangwabe wird eine erhebliche Anzahl an Milben fangen. Wenn man dazu noch 2-3 Tage nach der TBE eine Oxalsäurebehandlung mit einbaut, dann sollte der Milbenbefall in dieser Kombination deutlich tiefer gedrückt werden, als mit nur einem der beiden Schritte. Möglicherweise ist das Ergebnis hier schon hinreichend befriedigend, und die Zahlen haben sich im September noch nicht wieder so erholt.

Bei den Brutsammlern muss man einen anderen Aspekt berücksichtigen:

Die Brutsammler haben nicht nur einen Großteil der Milben eines Volkes mit im Gepäck, sie haben auch noch für zumindest einen ganzen Vermehrungszyklus der Milbe die notwendige Bienenbrut dabei.
Anders ausgedrückt: Wenn ein Brutsammler 1200 Milben mitnimmt (also etwa die 80% der Gesamtpopulation), dann schlüpfen in den kommenden Tagen Milben, die dann auch noch offene Brut vorfinden, in der sie einen weiteren Vermehrungszyklus starten können.
In den Brutsammlern findet also zunächst einmal eine weitere Milbenvermehrung statt, abgesehen davon, dass alles, was an eigentlich gesunder Bienenbrut noch da ist, auch gleich noch parasitiert werden kann.
Das muss erhebliche Auswirkungen auf de Brutsammler haben.

Eigentlich müsste man ab Tag 1 damit beginnen, den Brutsammlern die Milbenlast von den Schultern zu nehmen, damit die nachschlüpfenden Milben keinen weiteren Schaden anrichten können.
Eine Variante könnte sein, gleich mit einer Ameisensäurebehandlung zu beginnen, eine weitere könnte sein, Oxalsäure im Block zu verwenden.

Unterbleibt eine Behandlung bis zur Brutfreiheit gänzlich, dann befinden sich drei Wochen nach Bildung der Brutsammler mehr Milben im Volk als zum Zeitpunkt der Bildung.
Wenn jetzt eine einmalige OXS Behandlung nur mit vielleicht 70% wirkt, bleiben hunderte Milben als neue Startpopulation zurück. Wenn dann die Winterbehandlung auch nicht besser wirkt, ist die Startpopulation im Frühjahr so hoch, dass bereits im Sommer eine ernste Gefahr für die betroffenen Völker im Verzug ist.

Reichlich Varroaschäden im Spätsommer

Ich habe im vergangenen Spätsommer etwa 10% der Völker durch Varroaschäden verloren. Ich hatte also sehr wohl Verluste, allerdings nicht erst im Winter, sondern schon deutlich davor, weil ich einfach rechtzeitig Problemkandidaten erkannt und aufgelöst habe.

Ich gehe jetzt davon aus, dass die Ursache dafür in einer zu hohen Startpopulation der Milben im Frühjahr zu suchen ist.
Das waren bisher die höchsten Verluste meiner Imkerlaufbahn, und ich vermute, dass sich die Milbenpopulationen immer ein kleines Stück besser erholen konnten, weil die Oxalsäure immer etwas weniger wirksam war, als von mir angenommen. Dadurch war in den meisten Fällen zwar das Überleben der Völker zunächst gesichert, allerdings das Überleben der Milbenpopulation ebenso. Diese konnten sich von Saison zu Saison etwas besser erholen, bis es bei einzelnen Völkern zu einem Kipppunkt kam.

Ich denke, ich werde dieses Jahr meine Strategie etwas anpassen müssen.

2021.2 – Völker verkaufen

Mein Postfach brennt. Ich habe vergangenes Wochenende eine Annonce geschaltet, dass ich Bienenvölker abzugeben habe.
Innerhalb von 12 Stunden lagen Reservierungen für alle verfügbaren Völker vor, und auch danach ließ der Strom an Interessenten nicht nach. Ich habe jetzt eine ziemlich lange Warteliste und ich werde nachher die Ausschreibung aus dem Netz nehmen.

Für mich war es das erste Mal, dass ich im Frühjahr Völker angeboten habe. Bisher habe ich immer allen Überschuss genutzt, um meine Imkerei zu vergrößern. Aber dieses Jahr soll der DNM Krempel raus, alles soll auf Dadant umgestellt werden: Daher trenne ich mich auch von allen Bienen, die in DNM Kisten stecken.

Mich hat die Resonanz völlig überrascht. Hätte ich gewusst, wie hoch der Bedarf ist, hätte ich letztes Jahr mehr Ableger erstellt. Ich hatte genug Ressourcen und das Wissen habe ich mittlerweile auch. Aber nachdem ich im Sommer und Spätsommer keine Ableger verkauft bekommen habe, und kaum jemand auf meine Anzeigen antworten wollte, war ich skeptisch, was mit den vielen Völkern im Frühjahr hätte werden sollen.
Jetzt weiß ich es: Aktuell habe ich Anfragen in einem Umfang von rund 80 Völkern – die ich natürlich nie und nimmer bedienen könnte.

Bitte keine Kunstschwärme!

Die Leute wollen Bienen. Entweder haben sie Verluste zu verzeichnen, oder sie wollen expandieren. Und scheinbar ist der hiesige Markt bereits leer gefegt. Anders kann ich mir die große Nachfrage nicht erklären.

Jetzt treibt mich die Sorge um, dass die vielen unbefriedigten Kaufinteressenten auf das Internet und Segnungen des freien europäischen Binnenmarktes zurückgreifen und Kunstschwärme aus Italien kaufen könnten.

Da fällt einem dann gleich das Stichwort „Kleiner Beutenkäfer“ ein, und mit jeder LKW Fuhre an Kunstschwärmen oder Königinnen aus Italien, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass da ungebetene Gäste mit eingeschleppt werden.

Man kann nur appellieren: Kauft keine Kunstschwärme im April. Die kommen immer von südlich der Alpen, die sind immer gefährlich!

Wir Imker müssen alle deutlich mehr vermehren!

Meine wahnwitzige These ist: Die Winterverluste werden aufgrund der Klimakatastrophe zunehmen. Milde Winter, zu heiße Sommer mit zu schlechter Pollenversorgung, schwache Winterpopulationen, höhere Anfälligkeit für Viruserkrankungen, zu wenig fortschrittliches Varroamanagement.

Es erscheint daher sinnvoll, an alle, die es können oder wollen, zu appellieren, deutlich mehr Völker als für den eigenen Bedarf anzulegen, zu überwintern und im Frühjahr auf den Markt zu werfen. Damit der Bedarf des Marktes aus regionalen Bienenbeständen gedeckt werden kann.

Gleichzeitig würde ich mir wünschen, dass bei Institutsfortbildungen noch mehr auf die Betriebsweise der großzügigen Völkervermehrung gesetzt würde. Die Jungimker sollten gleich mit einem Konzept vertraut gemacht werden, dass man immer doppelt so viele Völker vorhalten sollte, wie man eigentlich haben möchte. Dann kann man Winterverluste ausgleichen und ggf. noch Überschuss an notleidende Kolleg:innen abgeben.

Nur die brauchbaren Völker verkaufen!

Ich werde nur verkaufen, was ich auch selber kaufen würde.
Entsprechend wird der Bestand an verkaufsfähigen Völkern sich noch reduzieren. Was nicht taugt, wird aufgelöst, zu neuen Ablegern verarbeitet und damit neu gestartet.

Ich schaffe es nicht, Anfängern irgendeinen Mist zu verkaufen, der ein paar Bienen und eine legende Königin hat.
Auch kann ich die Frage, die mir oft gestellt wird, nicht seriös beantworten: „Wie stark sind denn die Völker?“

Die Durchlenzung steht uns noch bevor. Ich weiß nicht, wie die Völker danach aussehen werden. Aber die eine oder andere Kiste wird schon noch wegfallen.

Ich habe bei manchen Anfragen den Eindruck, man will Bienen shoppen, und erwartet ein bestimmtes, konkretes Produkt. Und ich sehe auch, dass manche Kollegen in ihren Anzeigen das nur allzu gerne versprechen: „Starke Völker!“, „leistungsstark!“, „sanftmütig!“
Mir ist schleierhaft, wie man das jetzt versprechen kann. Ich weiß noch gar nicht, ob meine 2020er Königinnen wirklich leistungsstark sind. Die haben noch keine Honigsaison hinter sich. Und nur weil die Mutter einen prima Stammbaum hat, sagt das erst einmal wenig über die Töchter.
Sanftmut muss sich auch erst beweisen. Satte Völker sind das eine. Wie verhalten sich Kisten, wenn sie eine wochenlange Trachtpause durchstehen müssen? Wie verhalten sie sich Ende Juli, wenn die Räubereisaison beginnt? Bienen sind Lebewesen, ihre Eigenschaften unterliegen einer Vielzahl von Parametern.

Ich tue mich schwer, den Leute eine Art Kaufhaus-Ware zu versprechen. Wenn ich dieses Jahr Königinnen aus dem VSH Material nachziehe, werde ich das den Kunden nicht mitgeben. Von mir bekommen die nur eine Buckfast F1. Wenn man dem Käufer sagt, „hier, da steckt auch VSH Genetik drin“, dann habe ich Sorge, dass da das Varroamanagement drunter leidet, weil beim Käufer falsche Erwartungen geweckt wurden.

Ich denke manchmal, ich bin da auch kein guter Geschäftsmann.
Ich kann den Anfängern vermutlich jedes windige Volk für viel Geld verkaufen. Aber ich bekomme das nicht hin.
Ich hoffe also einfach, dass die Völker noch alle gut durchs Frühjahr kommen, und ich dann ein paar Leute glücklich machen kann.

Trotzdem muss man das mit der gezielten Völkeraufzucht zwecks Frühjahrsverkauf mal etwas näher betrachten. Und ich würde an dieser Stelle einfach jedem empfehlen, über den eigenen Bedarf hinaus zu vermehren.

Achso: Und verschenkt Völker wenn nur an Freunde oder Bekannte. Nehmt Geld dafür. Es sind Lebewesen, und dem Käufer sollte es das auch Wert sein – sonst respektiert er weder eure Arbeit, noch die Bienen.

Überlegungen zur Zuchtauswahl

Bei der Zucht habe ich zwei Probleme, die voneinander abhängen:

  • Ich muss eine gute Selektion vorantreiben,
  • bei gleichzeitig knapper Zeit.

Ein Bienenjahr ist (zu) kurz um pro Jahr eine Zuchtmutter zu kören, erst recht dann, wenn sie im gleichen Jahr geschlüpft ist und begattet wurde. Eigentlich müsste man die potentiellen Kandidatinnen in die nächste Saison mitnehmen und dort auf Herz und Nieren prüfen, und sie dann erst zur Zucht verwenden. Das bedeutet aber, dass eine Königin, die dieses Jahr schlüpft, erst 2023 als Zuchtstoffspenderin dienen kann, und dann ist sie wieder in einem Alter, wo die Qualität der Larven möglicherweise schon am Nachlassen ist.

Wie geht man also damit um?

„Königinnen testen ist Töchter prüfen“

So oder so ähnlich hat es Peter Little in dem Buch „Interview with Beekeepers“ umschrieben. Man prüft Königinnen, in dem man von ihnen Töchter zieht, die dann standbegattet werden. Wenn diese Töchter homogene Leistungen zeigen, in der gewünschten Ausprägung, dann – so Little – sind die Merkmale erbstabil vorhanden, die Mutter eignet sich entsprechend zur Weiterzucht.

Meine Überlegungen gehen jetzt also in genau diese Richtung, und ich werde sie hier mal versuchen, in eine verständliche Form zu bringen.

B3435(LS) als Ausgangsbasis

Ich habe eine Reihe von Kisten, in den stecken Töchter der B3435(LS), die folgendes Pedigree hat:

B3435(LS)=.18 – B3424(LS) otb S35(TK) :
.18 – B134(LS)1dr ins P24(KK)1dr :
.17 – B35(LS) ins B14Vt(RHO)
Pedigree B3435

Diese wurden verpaart auf der Belegstelle Annaburger Heide, gegen die Dronensippe der M61(DSU).

M61(DSU)=.18-M307(DSU)1dr(100%VSH) leyh B114(LS)1dr(88%VSH) :
.18-M16(IMR) ins B147Vt(LS) :
.15-M98(IC) mrk B53(MKK):
.14-M125(TR)ilv bal B54(TR):
.13-M62(TR) bal B47(MKK):
Dronensippe Annaburger Heide 2020

Der Schwerpunkt der Genetikauswahl lag auf potentiellen VSH Eigenschaften, wobei die Milbenzählung nach der OXS Behandlung Ende November hier noch keine besonderen Merkmale hervorbrachte, im Gegenteil.
Allerdings sind das allesamt durchgezüchtete Herkünfte, und mich interessiert neben VSH auch die eine oder andere Eigenschaft der Weiseln, sodass ich aus den vorhandenen Königinnen schon eine Auswahl treffen werde.

Ich werde also im Frühjahr die Entwicklung der einzelnen Völker beobachten und dokumentieren, um dann zwei bis drei potentielle Kandidatinnen auszuwählen, von denen dann jeweils eine erklägliche Anzahl Töchter gezogen wird. Ich hoffe, in meinem Imkerumfeld Kolleg*innen zu finden, die dann diese Königinnen in ihre Ableger stecken, um die dort zu bewerten – denn alleine habe ich keine ausreichende Zahl an Völkern zur Verfügung (zwar kann ich eine ganze Reihe Mini Plus beweiseln, aber diese sind in erster Linie dann für DIE EINE Kandidatin vorgesehen, und sollen auch auf Belegstelle gehen).

Möglicherweise werde ich dieses Jahr auf Risiko gehen müssen, und nach Intuition und Daten, die ich bis Anfang Mai habe, eine Königin auserwählen, um als Zuchtmutter zu dienen, von der aus ich dann weitermache.
Von dieser Mutter mache ich dreißig Töchter klar, die allesamt auf die Belegstelle gehen und dann bis September in ihren Mini Plus bleiben und dort vorgeprüft werden.

Von den besten 2-3 2021 Töchtern ziehe ich dann im August F1, die in die Wirtschaftsvölker kommen.

Im Frühjahr 2022 weiß ich dann vielleicht, welche 2021 Königinnen das Zeug zur Zuchtmutter haben: Sie haben von Beginn an unter vergleichbaren Bedingungen gelegt, haben unter vergleichbaren Bedingungen überwintert und Töchter gestellt, die sich im Frühjahr 2022 beweisen konnten.

Vergleichbarkeit

Der zentrale Punkt ist die Vergleichbarkeit. Da ich möglichst viel miteinander vergleichen können will, bieten sich Mini Plus an. Königinnen, die mehr Brut anlegen, deren Bienen langlebiger sind, die weniger gefüttert werden müssen, weil sie viel finden, die friedlicher sind als ihre Schwestervölker, die sollten auch in Mini Plus vorausgewählt werden können.
Der dann entscheidende Test mit den F1 läuft dann über die Wirtschaftsvölker im nächsten Frühjahr.

Ein Vergleichstest, auf den ich gekommen bin, wenn es um die F1 geht, ist das späte Umweiseln mit schlupfreifen Zellen, wie Bernhard Heuvel es vorschlägt:
Man hängt im August in ein Volk eine schlupfreife Zelle. Zu dieser Zeit bereiten Völker mitunter auch natürlich stille Umweiselungen vor – und so bietet sich eine Möglichkeit, diesen Effekt zu nutzen: Die Jungweisel schlüpft, geht bestenfalls auf Begattungsflug und fängt an zu legen. Mitunter gehen beide Weiseln – die alte und die neue – parallel in den Winter, und erst im Frühjahr entscheidet sich das Volk für eine der beiden.
Sollte ich im Frühjahr jetzt feststellen, dass die F1 einer bestimmten Zuchtmutter häufiger nach wie vor vorhanden ist (also vom Volk trotz Alt-Weisel akzeptiert wurde), dann wäre das womöglich ein Indiz, dass die Mutter gute F1 hervorbringt.

Alles nur Gedankenmodelle

Bei allem handelt es sich um Gedankenmodelle. Das meiste daran ist der Tatsache geschuldet, dass ich keine 200 Völker oder mehr zur Verfügung habe, trotzdem aber nach Wegen suche, zielführend zu züchten, bzw. zu selektieren.

Es ist völlig unklar, ob diese Ideen zum richtigen Ergebnis führen, aber diese Suche ist ja auch der Spaß daran.

Ich denke, dass die Ausgangsbasis mit der o.g. Verpaarung vielversprechend sein kann. Ich weiß nur nicht, wie die richtige Auswahl unter den Nachkommen zu treffen ist. Es wird immer wieder vor Blendern gewarnt – Königinnen, die herausragend sind, deren Nachkommen aber die Eigenschaften zu sehr aufspalten.

Ich hatte so etwas letztes Jahr feststellen können: Ich hatte eine sehr solide Carnika F1, von der ich nachgezogen habe. Von den rund 20 Töchtern haben vielleicht 18 ein Verhalten an den Tag gelegt, welches man nicht in seiner Imkerei dauerhaft haben möchte. Sanftmut wurde hier in der Standbegattung zu sehr aufgespaltet.

Von daher eben die Prüfung der Zuchtmütter über die Töchter.
Mal sehen, was am Ende dabei herauskommt.

Diese Crazy North Americans!

Ich wollte schon immer mal etwas über meine Eindrücke schreiben, die ich über die Erwerbsimkerei in Nordamerika gewonnen habe.

Meine „Wissens“-Quelle dafür ist – nahezu einzig und allein: YouTube.
Das ist so seriös und allumfassend, was soll da schon schief gehen?!

Die machen alles größer!

Das Erste, das einem ins Auge fällt, ist die Tatsache, dass die alles zwei Nummern größer aufziehen.
Während man hier mit „ein paar hundert“ Völkern zweifelsfrei ein Berufsimker sein wird, gibt es dort auch „Sideliner“ (Nebenerwerbsimkereien), die in diesen Größenordnungen laufen.
Die richtigen Erwerbsimker, die haben dann irgendetwas ab 1500 Völker aufwärts.

Das ist genau die Gruppe YouTube Imker, deren Treiben ich mir besonders gerne anschaue – vermutlich weil das so weit weg ist von dem, was ich so mache.

Das sind dann so Leute wie Ian Steppler oder Bob Binnie oder Mike Palmer.
Ian Steppler lebt in Manitoba, Kanada und ist nicht nur Imker, sondern auch Teil eines großen landwirtschaftlichen Familienbetriebes. Bob Binnie, ein grauhaariger, etwas älterer Herr, der Kenny Rogers der Beekeeping-Szene, mit einer sonoren Stimme, hat seinen Betrieb in Georgia, während Mike Palmer, gefühlt noch etwas älter, in Vermont arbeitet.

Alle drei haben gemeinsam, dass sie sehr offen darüber reden, was sie so machen, und wie sie es machen, und wenn man selbst eine kleine Hobbyimkerei betreibt, dann muss man sich wundern, wie so eine Imkerei organisiert sein kann, wenn es ums Geld-verdienen geht.

Das für uns verkopfte Deutsche seltsam anmutende an diesen Typen ist die hemdsärmelige Herangehensweise an das ganze Thema „Beekepping“ – die machen halt, und zwar immer in groß und größer.

Die machen Sachen, da bebt die deutsche Imker-Community innerlich!

Wenn man 1500 Hives (Beuten) für den Winter klar machen muss, dann hat man keine Zeit für Faxen. So wird man bei diesen Herrschaften vergeblich nach so Sperenzien wie Totale Brutentnahme suchen, oder dass die drei Mal mit Formic Acid (Ameisensäure) antanzen, um den Milben zu Leibe zu rücken.

Die hauen im Zweifel Apivar Strips (Amitraz) in die Kisten, und gut ist. Der Ian Steppler in Canada macht das im April, wenige Wochen, bevor die Honey Supers (Honigräume) rauf kommen. Mike Palmer haut seine Strips im Spätsommer in die Kisten, und das ist sein einziges Treatment (Behandlung) im ganzen Jahr. Oxalic Acid (Oxalsäure) macht für ihn keinen Sinn, denn wenn man in den US of A OA (Oxalic Acid) gibt, dann verdampft man es (OA Vapor) – was dort völlig legal ist – aber in Vermont, wo der Mike Palmer seine Bienen hat, wird es im Winter so kalt, dass der Dampf nicht durch den eng sitzenden Cluster (Traube) dringt.
Bob Binnie nimmt auch Amitraz, verdampft aber auch. Der hat dafür 4 ProVap 110 und Angestellte, die dann an einem Bee Yard ausschwärmen und alle Völker behandeln.
Blockbedampfung ist dort legal – man hat sogar Untersuchungen dazu gemacht:

Randy Oliver berichtet im aktuellen American Bee Journal, dass bei einer Bedampfung alle 7 Tage die Zahl an Milben in einem Volk nicht sinkt – erst bei kürzeren Behandlungszyklen alle 3 Tage, kommt es zu einem merklichen Effekt, sprich: Eine Reduzierung der Milbenpopulation – wenn denn noch Brut vorhanden ist.

Bob Binnie jedenfalls geht immer auf Nummer sicher. Er nimmt lieber die doppelte Menge OA, als die empfohlene Dosis, und er „never had any Issues with that“

Solche Untersuchungen wären in Deutschlang undenkbar: „Aber der Arbeitsschutz!“, erst recht so experimentelles Zeug wie Randy Olivers Untersuchungen zu Extended Release Oxalic Acid – also eine langsame, kontinuierliche Abgabe von Oxalsäure via eines Schwammes.

Die meisten füttern ihre Völker mit Eimern, sogenannten Bucket Feedern. Gibt es hier auch zu kaufen, sind aber scheinbar eher selten im Einsatz.
Dort bietet es sich an, denn diese Nordamerikaner haben alle Lits (Deckel), die ein Feeding Hole (Loch zum Füttern, im Deckel) haben, wo die Eimer einfach umgedreht drauf gestellt werden.
Dass es dort auch windig ist, ist denen egal – an Anfang sind die Eimer schwer, am Ende sind sie von den Bienen festgeklebt. Und wenn mal einer wegfliegt, ists auch nicht schlimm.

Ian Steppler setzt die manchmal sogar rauf, wenns schneit – Flüssigfutter! Bei Schnee!
Wenn man das ins deutscheste Imkerforum schreiben würden – der Blutdruck eines halben dutzend Profiimker mit 20 Völkern würde durch die Decke gehen!
Aber gottlob kennen Ian Stepplers Bienen das Imkerforum nicht – von daher nehmen sie das Futter einfach ab.

Bob Binnie macht etwas Bleiche in seinen selbst angerührten Sugarsyrup, damit der nicht fermentiert. Irgendwer hat das mal im Imkerforum erwähnt – au weia, da war das Kopfschütteln aber groß. Aber auch dem Kenny-Rogers Look-Alike Winner 2019 Bob Binnie wird das herzlich egal sein – der ist schon seit 1980 Erwerbsimker – da sind die meisten Elite-Imker der deutschsprachigen Facebookgruppen noch mit Dreirädern um den Weihnachtsbaum kariolt.

Ian Steppler karrt seine 1500 Völker jeden Oktober in sein Winter-Shed – eine große Halle, die im Sommer Lager- und Schleuderraum ist. Die Halle wird dann verdunkelt und dicht gemacht und konstant auf 5 Grad gehalten.
Darin überwintert dann sein ganzer Bestand, bevor er im März wieder raus gefahren wird. Der Steppler läuft einmal pro Woche durch die Gassen seiner Beutentürme in dieser Halle und fegt die toten Bienen zusammen. Eine ganze Schubkarre voll.
Dabei kommen vermutlich mehr tote Bienen zusammen, als der beste Imker der deutschen Internetszene in Summe lebendig in seinem Bestand haben wird.
Dem Ian ists egal – wenn der sich den Spaß macht und durch die Fluglöcher in die Beuten filmt, dann sieht man überall fette durchhängende Wintercluster.

Raising Queen Bees!

Alle ziehen sich ihre eigenen Königinnen, aber jeder macht es etwas anders.
Mike Palmer verkauft Königinnen – der hat seine Operation darauf ausgerichtet, im Sommer reichlich Weiseln aufzuziehen, und trotzdem Honig zu machen.
Dafür macht der seine Bee-Bombs – etwas, dass man mitunter in Deutschland als Adam Starter kennt (naja, zumindest die Buckfast Züchter *ZwinkerSmily*). Nur baut er die so, dass die auch noch Honig machen.

Ian Steppler macht nur für sich Königinnen, allerdings auch nicht für seinen ganzen Bestand.
Er lässt die Völker machen. Wichtig ist nur, dass die Colonies right on the money sind (Geld bringen). So hat er Kisten, da ist laut Dokumentation eine 2016er Königin drin. Die ist da natürlich nicht mehr drin, aber wenn da eine gute Supersedure Queen legt (Königin aus stiller Umweiselung), ist dem das auch egal. Alles, was nicht performt, wird aufgelöst, oder ein Ableger reingesteckt. Für diese Ableger werden die Königinnen gemacht, alles aus Zuchtmütter aus dem eigenen Bestand.

Die sind im Laufe der Zeit so auf seinen Betrieb angepasst, dass die machen, was sie sollen, und auch auch zur richtigen Zeit. Die legen im Sommer wie Sau, dann werden Splits gemacht (Ableger), später alle Völker auf einen Brutraum eingeengt und dann ge-„supered“.
Er erntet nur einmal pro Jahr, und dann fast ausschließlich Canola Honey (Raps), aber wenn der sagt, dass eine Colony right on the money ist, dann meint der damit so 4-6 Honigräume pro Volk, und zwar Honigräume in Langstroth. Und die sind dann voll mit Bienen.

Bob Binnie arbeitet etwas anders, Mike Palmer auch, aber alle drei haben eines gemeinsam:
Sie wissen exakt, wie sie ihre Bienen führen müssen, damit die genau zur richtigen Zeit die richtige Stärke haben.
Binnie sagt: Bienenvölker müssen ihren Peak 10 days after the main flow starts erreicht haben, und genau so managt er das dann auch. Damit verhindert er Schwärme und garantiert sich volle Kisten.

Es ist ziemlich spannend, diesen Jungs beim Arbeiten zuzusehen. Der Binnie ist so einer, der arbeitet zwar mit Veil (Schleier), und da weiß der deutsche Profiimker natürlich sofort, dass der nix kann, aber man sieht bei jeder Bewegung mit dem Hivetool (Stockmeißel), dass der das schon eine Million mal gemacht hat, dass der Blick in eine Beute mit absolut sicheren Bewegungen verbunden ist. Er weiß auch exakt, warum er macht, was er macht, und wie er es macht. Nichts daran ist einfach nur irgendwie. Aber er hat halt einen Imkeranzug an, und wir alle wissen – wer einen Imkeranzug trägt, ist kein Imker, sondern ein unmännlicher Loser.

Bob Binnie hat übrigens 2020 Breeder Queens (Zuchtmuttis) gekauft – 2 Stück für über 1000$ – und von diesen dann nachgezogen, und großflächig eingeweiselt.
Er hat da gewisse Erwartungen dran, was die können sollen, und das ist schon strange, wenn da einer seinen ganzen Laden mal eben auf etwas ganz anderes umweiselt.

Pollen Patties!

Alle füttern Pollenersatzfutter. Das ist hier ein kaum präsentes Thema, und irgendwie scheint es hier auch keine Notwendigkeit zu geben.
Aber in Manitoba, Canada, oder am Lake Champlain, Vermont sieht das anders aus.
Manlakes UtraBee ist dort das Mittel der Wahl, Pollenfutterteig herzustellen und im Frühjahr und Herbst zu verfüttern. Da das Zeug teuer ist, wird es wohl einen entsprechenden Mehrwert haben, aber es irritiert anfänglich schon, wenn man bemerkt, dass etwas, das dort mandatory (verpflichtend) erscheint, hier absolut keine Rolle spielt.
Vielleicht haben wir hier doch noch ein Pollenangebot, welches weithin intakter ist, als jenes in Nordamerika.

Ende Gelände

Der Crazy Shit an denen ist, dass die so furchtbar unprätentiös daher kommen.
Das sind Zeitgenossen, die machen das seit Jahrzehnten und müssen davon leben. Irgendwann haben sie dieses Youtube entdeckt, und sich gedacht, dass sie etwas zu erzählen haben.

Ian Steppler hat damit angefangen, weil es ihm wahnsinnig schwer fiel, vor Menschen zu reden. Er ist ein schüchterner Typ, aber er sollte immer öfter vor Publikum Talks geben. Um seine Unsicherheit besser in den Griff zu bekommen, fing er an, seinen Imkeralltag mit seinem Smartphone festzuhalten und zu kommentieren.

Bob Binnie hat das Smartphone in die Hand genommen, weil er Ian Stepplers Kanal gefunden hat, und die Art und Weise der Informationsweitergabe so gut fand. Also wollte er auch etwas beitragen und der Community mitgeben.

Alle drei haben Imkereien, die von der Größe im DACH Raum vermutlich eine Seltenheit sein werden. Keiner der drei lässt das raushängen. Sie zeigen, was sie machen, wie sie es machen und warum. Es gibt keine Art von Geheimniskrämerei, wie sie hierzulande vielen Imkern zueigen ist. Es gibt auch kein Fingerpointing oder runter gemache, niemand nimmt für sich in Anspruch, den einzig wahren Weg der Imkerei gefunden zu haben.

Von daher ist es so angenehm, diesen Leuten, die es wirklich können, aber kein Aufriss darum machen, zuzusehen. Und deswegen kommen einem die Imker hierzulande im Vergleich dazu oftmals überheblich, selbstherrlich und allzu belehrend vor.
Selbst wenn hier einer 100 Völker hat, und meint, alles schon gesehen zu haben, und alles zu wissen – ehrlich Jungs – die 100 macht Bob Binnie mit seinen fast 70 Jahren an einem Vormittag…

Eine weitere Erwiderung auf Torben Schiffer

Vermutlich wird mir jetzt irgendwer eine gewisse Obsession mit Torben Schiffer vorwerfen, und was soll ich sagen – so ganz ist es ja nicht von der Hand zu weisen 🙂

Aber im Ernst: Die Reaktionen auf den Beitrag Der Populismus des Torben Schiffer waren schon bemerkenswert, aus unterschiedlichen Richtungen hat mich Feedback erreicht.

Ein Reaktion war ein langer, und wie ich finde, sehr gelungener Text des Imkers Hermann Hennecke, welcher sich mit dem von mir besprochenen Artikel in „Imkern Heute“ von einem anderen Standpunkt aus auseinandersetzt.

Nach Rücksprache mit Hermann möchte ich seinen Diskussionsbeitrag hier veröffentlichen.

Hier also der Text:

Ergänzungen zum Artikel „Der wahre Preis des Honigs“ von Torben Schiffer in der Zeitschrift „Imkern heute“ Ausgabe 9

In dem genannten Artikel gibt es viele Behauptungen, die sich immerwährend wiederholen. Leider lässt der Autor, wohl bewusst, einige Lücken in seinen Ausführungen. Ich möchte mit meinen Ergänzungen versuchen einige davon zu schließen und so manche Aussage ins rechte Licht zu rücken. Eine Vollständigkeit der notwendigen Ergänzungen werde ich wohl nicht erreichen.

Ein sehr großes Problem bei den Veröffentlichungen von Herrn Schiffer sind die Verallgemeinerungen. Er erweckt beispielsweise den Eindruck, als würden alle möglichen, von ihm und anderen als negativ eingestuften Verhaltensweisen auch von allen Imkern immer ausgeführt werden. Das ist aber absolut nicht der Fall.

Er bemüht sich auch nicht solche eventuellen Fehlinterpretationen aufzuklären, sondern schürt immer wieder das Feuer der Provokation. Die Bereitschaft der angegriffenen Imker, sich sachlich damit auseinander zu setzen, ist somit schon im Keim erstickt. Wohlgemerkt von ihm absichtlich so herbeigeführt.

Desweiteren sollte er deutlich vertreten, dass er nicht eine Verbesserung der Imkerei fordert, sondern deren Abschaffung. Er fordert auf die Honigentnahme durch den Menschen zu verzichten um die Honigbienen zu schützen.

So lange sich der Mensch mit den Honigbienen beschäftigt, galt sein Interesse der Entnahme von Honig. Gleichgültig ob es sich um wild lebende Völker handelte oder um Völker in seiner Obhut. Die Art und Form der Haltung und Unterbringung der Bienen war im Laufe der Zeit und auch geographisch gesehen höchst unterschiedlich und ist es auch heute noch.

Die Option, seinen Schiffertree mit einem Honigraum zu versehen, ist dabei eine sehr inkonsequente Vorgehensweise. Nebenbei bemerkt entnimmt er mit einer Füllung dieses Raumes ähnlich viel Honig, wie es in der von ihm als  „Massentierhaltung“  bezeichneten und kritisierten üblichen Haltung der Bienen der Fall ist. Bezogen auf die Anzahl der Bienen.

Herr Schiffer kritisiert finanzorientierte Verhaltensweisen der Imkerschaft:

„Am Ende geht es nicht um die Bienen
selbst, sondern um das Geschäft.
Die Imkervereine wollen Mitglieder
akquirieren und Gehälter bezahlen,
die Equipmentverkäufer wollen
zahlreiche Werkzeuge verkaufen,…“

Derweil gründet er einen Verein, der Mitglieder akquiriert und zu Spenden aufruft, dessen Mitglieder möglichst sein Buch kaufen und seine Kurse besuchen sollen.

Der von ihm entwickelte und empfohlene Schiffertree kostet etwa 5-10 mal soviel, wie herkömmliche Bienenbeuten, je nachdem ob man pro Volk, oder pro Biene rechnet.

Die Fördergelder der staatlichen Bieneninstitute werden angeprangert. Wie sieht es denn mit den Fördergeldern für seine Forschungsprojekte aus? Vielleicht sollte man das Erforschen bei ihm ebenso in Anführungszeichen schreiben, wie er es für die Bieneninstitute macht.

Er kritisiert den Raubbau an Wald und Holz während er gleichzeitig für eine Bienenunterkunft plädiert, die grob überschlagen 5 mal soviel Holz verbraucht, wie eine übliche Unterbringung, plus die stark Energie und Rohstoff verbrauchenden Metallbeschläge. Das gilt für die Standardversion. Die neueren noch dickwandigeren Simulationen weisen eine noch größere Ressourcenverschwendung auf.

Er führt selber aus, dass nur ein äußerst geringer Teil des eingetragenen Nektars als Honig vom Imker entnommen wird. Wobei die genannten Zahlen noch weit von den tatsächlich erfassten Durchschnittserträgen abweichen. Er rechnet mit viel zu großen Erntemengen. Also wird nur ein minimaler Anteil dem Ökosystem „entzogen“.

Der Rest dient der Vermehrung der Bienen. Der größte Teil dient angeblich der Temperaturregelung im Bienenvolk, größtenteils zur Temperaturerhöhung. Dieser Nektarverbrauch zur Aufzucht des Nachwuchses findet in seinen Baumhöhlensimulationen aber genauso statt. Auch dort werden Bienen gefüttert, die Temperatur konstant gehalten (meist erhöht) und Wachs produziert. 

Der Nachteil, den ein Volk im Sommer in der Stadt erduldet, wenn es den Raum nicht von 20° auf 35° wie im Wald, sondern nur von 34° auf 35° erhitzen muss, ist nur schwer nachzuvollziehen.. Die Werte stammen aus seinen eigenen, genannten Ausführungen.

Zum Verbrauch dieser Energie ist auch noch anzumerken, dass ein nicht unwesentlicher Teil davon zur Wachsproduktion und –verarbeitung benötigt wird. Viele Imker verringern diesen Verbrauch erheblich, indem Sie den Bienen Wachs in Form von Mittelwänden zur Verfügung stellen. Also eigentlich doch eine Energiesparmaßnahme zur Minderung der angenommenen „Schäden“.

Er behauptet, dass durch den Honigentzug viele Wildbienen und andere Insekten leiden würden und dadurch ihr Vorkommen verringert würde. Diese würden so als Biomasse der Nahrungskette entzogen. Sind die Honigbienen in imkerlicher Betreuung nicht auch Teil dieser Nahrungskette?

Ich möchte behaupten, dass ca. 50 Prozent der Nahrung, der in meinem Garten aufgezogenen Meisen, aus den dort gehaltenen Honigbienen besteht. 

Auch bei der Bestäubung der Pflanzen gibt es noch eine Ergänzung. Diese kommt nicht durch die Existenz von Bestäuberinsekten zustande, sondern durch ihr Sammeln von Nektar und Pollen. Wenn also viel gesammelt wird, wird auch viel bestäubt. Besonders im zeitigen Frühjahr ist es vorteilhaft, wenn viele Bienen im Volk sind, weil dann auch viele zum Sammeln ausfliegen können.
Kleinere Völker starten viel später mit Ihrer Entwicklung. 

Wenn man von dem Brechen des Tierschutzgesetzes in der heutigen Form spricht und dies auf die Bienen bezieht, sollte man nicht verschweigen, dass eben dieses Gesetz gar nicht für Insekten gilt. Das kann man gut oder schlecht finden, aber es gehört zur Aussage nun mal dazu. 

Leider sind in diesem Artikel keine konkreten Aussagen zu finden, warum die konventionellen Beuten weniger geeignet sind als Unterkunft für Honigbienen, als sein Schiffertree. An anderer Stelle macht er allerdings mehrere zu widerlegende, sich häufig widersprechende Aussagen. Hier bleibt es eine einfache Behauptung. Es stellt sich auch die Frage, warum sich diese gebräuchlichen Systeme überhaupt so entwickelt haben. Sie müssen ja auch Vorteile haben, da die Bienen sich darin ja sehr gut entwickelt haben. 

Es ist bei der Energiebilanz zu berücksichtigen, dass von Herrn Schiffer gerne große Bienenvölker in der herkömmlichen Haltung, mit erheblich kleineren Völkern im Schiffertree verglichen werden. Es müsste aber die Bienenanzahl ins Verhältnis gesetzt werden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass 5 Bienenvölker in Schiffertrees eine erheblich schlechtere Energiebilanz aufweisen, als ein Volk in herkömmlicher Beute mit der entsprechenden Größe.

Die Bauphysik, die Herr Schiffer gerne (oft fehlerhaft) bemüht, dürfte das beweisen. 

Als Beispiel sollte schon genügen, dass er das dicke Holz gerne als Wärmespeicher und gleichzeitig als Wärmedämmung bezeichnet. Leider birgt aber die Verbesserung der Eigenschaft in die eine Richtung eine Verschlechterung in die entgegengesetzte Richtung. Nimmt man die von ihm oft genannten guten Wasserspeichereigenschaften dazu, verringert sich die Wärmedämmwirkung noch weiter erheblich. Wobei der Feuchtigkeitsaustausch mit der zunehmenden Propolisierung der Innenwände abnimmt und irgendwann nahe Null liegen dürfte. Es gibt sehr viele Widersprüche in seiner Bauphysik.

Herr Schiffer sollte sich entscheiden, ob er bei den Honigbienen, um die es hier geht, von einem Nutztier, oder von einem Wildtier sprechen will. Das eine schließt das andere aus. Es handelt sich um dieselben Bienen. Es ist nicht möglich die Einstufung der jeweiligen Argumentation anzupassen.

Die Kriterien, die zur Einstufung als Nutztier hier herangezogen werden, sind schon sehr seltsam. Man muss sie nur mal auf andere Nutztiere übertragen.

Bei der Frage warum Bienen noch schwärmen, könnte man auch fragen, warum Kühe sich noch vermehren können.

Es ist nicht sehr passend, die Selektion der Bienen auf Sanftmut hier anzuprangern und sich an anderer Stelle darüber zu freuen, wie friedlich die Bienen im Schiffertree sind. Nebenbei bemerkt sind die Bienen in den Kisten nicht weniger friedlich. Nicht wenige der Verhaltensweisen, die er in seiner Simulation als positiv bewertet, sind ein Produkt der heute üblichen Haltungsweisen und der vom Menschen durchgeführten Auswahl.

Ähnlich verhält es sich wohl auch mit den Krankheiten. Die Imker versuchen, die Krankheiten einzudämmen. Davon profitieren auch die Bienen, die momentan in die Schiffertrees einziehen oder dort eingesetzt werden.

Die Verhaltensweisen der Bienen zur Stockhygiene, die es (fast) nur in den Baumhöhlen und seinem Schiffertree zu beobachten gäbe, sind schon seit vielen Jahrzehnten Bestandteil der imkerlichen Beschreibungen. In vielen Büchern sind diese von den unteschiedlichsten Autoren, in den unterschiedlichsten „Kästen“  dokumentiert. Auch heute findet man sie noch sehr häufig.

Natürlich findet man ein Verhalten, dass der Oberflächenglättung dient, seltener an glatten Innenwänden, als an extra aufgerauten. Mit dem Anrauhen der Innenflächen macht man den Bienen also nur mehr Arbeit. Man hilft ihnen keinesfalls.

Leider müssen sterbende Hummeln unter Linden immer wieder als Beleg für die Nahrungskonkurrenz zwischen Honigbienen und Wildbienen herhalten.

Wenn in den Linden keine ausreichenden Nektarvorkommen mehr zu finden sind, liegt es weniger daran, dass diese abgefrühstückt wurden, als daran, dass sowieso nichts da ist und war, meist wegen zu großer Trockenheit, oder weil sich die Blütezeit dem Ende neigt.

Wenn laut der von Herrn Schiffer angeführten Umfrage 70 % der Imker den Honig als gar nicht so wichtig einstufen, warum werden dann alle Imker von ihm als Ausbeuter diffamiert?

Das Anprangern des „Schwarzschimmels“ an den Standardbeuten dürfte aufhören, wenn die ersten dunklen Stellen an den Schiffertrees auftauchen.

Das ist nur eine Frage der Zeit, da es sich um eine vollkommen natürliche Reaktion des unbehandelten Holzes handelt.

Abzuwarten bleibt auch, wie die Schiffertreebesitzer die einkalkulierte Selektionsrate von 2/3 der Population finden. In zwei von drei Jahren ist die

Simulation leer. Ob die Sterberate nicht noch größer ist, bleibt er die Antwort und den Beleg bisher schuldig. Das wird eine große Begeisterung für diese Haltungsform wecken. In diesem Zusammenhang ist es seltsam zu lesen, dass die unheimlich hohe Sterberate in den konventionellen Bienenkisten von bis zu 30 Prozent, als Katastrophe dargestellt werden, im Schiffertree dagegen über 60 Prozent Sterberate als natürlich und vollkommen normal hingestellt werden.

Es ist auch seltsam, dass es Herrn Schiffer angeblich nicht darum geht, gegenseitige Schuldzuweisungen auszusprechen, aber der von der Imkerei zur Zeit beschrittene Weg wird trotzdem als „äußerst kontraproduktiv“ bezeichnet. Die übliche Imkerei derart zu kritisieren, gilt somit wohl nicht als Schuldzuweisung. Ich stufe das etwas anders ein. Ich halte es sehr wohl für eine Schuldzuweisung.  

Aber genau das ist der große Fehler. Anstatt sich gemeinsam für bessere Lebensbedingungen für alle Insekten einzusetzen, müssen sich die Imker mittlerweile immer mehr gegen solche haltlosen Vorwürfe verteidigen.

Zusammen könnte man erheblich mehr erreichen.

Die Bienen wählen weder heute noch wählten sie vor Jahrtausenden ausschließlich Baumhöhlen als Unterkunft. Alles was als einigermaßen wind- und wettergeschützt angesehen wurde, wurde auch besiedelt. Zumal es auch Honigbienen in Gegenden ohne Wald gab und gibt. Die umgebenden Materialien waren/sind eher zweitrangig. Es erwiesen sich dabei allerdings bestimmt auch einige Hohlräume als ungeeignet und das jeweilige Volk überlebte dort nicht. 

Auch bei der Form des Hohlraumes, sind die Bienen wesentlich weniger wählerisch, als es von Herrn Schiffer hier dargestellt wird.

Bei der Größe gelten die von Seeley publizierten ca. 40 Liter als feste, gegebene Größe. Ich kenne mehrere Beobachtungen, die diese Größe wesentlich überschreiten im hiesigen Raum.

Wie schon erwähnt gelingt es mir sicher nicht, alle fehlenden Informationen dieses Artikels zu ergänzen.  Es bestünde auch die Möglichkeit einfach abzuwarten und zu beobachten, wie die Realität die meisten Behauptungen des Herrn Schiffer widerlegt. Da die Gefahr der Krankheitsübertragung nicht so einfach darzustellen ist, wie im Artikel geschehen, ist das Abwarten aber eine nicht ganz so gute Reaktion.

Problematisch ist zudem bei dieser Vorgehensweise, dass er bis dahin mit seinen Diffamierungen der Imkerschaft, einen viel zu großen Schaden angerichtet hat. Einen Schaden, den die Imker, die Honigliebhaber, die Bienenliebhaber und nicht zuletzt die Bienen zu ertragen haben. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass sich die ersten drei Bezeichnungen nicht ausschließen sondern sehr oft in einer einzigen Person versammelt sind.

Schließen möchte ich mit zwei Zitaten aus dem Artikel. Allerdings möchte ich sie, im Gegensatz zu Herrn Schiffer auf seine eigenen Aussagen, Behauptungen und Verhaltensweisen beziehen.

Ich bin der Meinung, dass es in dieser Form (besser) mindestens genauso gut passt:

„Den Preis für diese fragwürdigen
Darstellungen zahlen die Bienen und
die zeigen weder eine Mimik, noch
verfügen sie über Stimmbänder – das
Leiden erfolgt in absoluter Stille!“

„Die hier aufgeführten Interpretationen
offenbaren, dass Wissenschaft
nicht nur der Schaffung von Wissen
dient, sondern auch dazu führen
kann, dass der gesunde Menschenverstand
relativiert wird.“

Die geforderte sachbezogene Diskussion erscheint mir sehr schwer durchführbar, da Herr Schiffer sie, entgegen seinen Beteuerungen, mit seinen unumstößlichen Behauptungen selber nicht zulässt. 

Im Januar 2021, 
Hermann Hennecke, (Hobby-)Imker, Bienen- und Honigliebhaber

2021.1. – Viel ist ja nicht zu tun

Willkommen im neuen Jahr, liebe treue Mitleser.
Neues Jahr, neue Überschriftennummerierung, aber tatsächlich gibt es wenig bis gar nichts aus der imkerlichen Praxis zu berichten.

Neue Charge rühren

Die zeitaufwändigste Arbeit aktuell ist das fertigmachen einer neuen Charge Honig, die zuvor noch in ihren Eimern auf das Rühren und Abfüllen gewartet hat.

6×25 KG Eimer müssen durch das Melitherm und anschließend in den Rührer.
Mittlerweile bin ich damit durch, der Rührer ist voll, muss sich aber noch etwas abkühlen.

Dabei habe ich gelernt, dass Deckelwachs, welches man im Sommer nicht abgeschäumt hat, es durch das Seituch in den Honig schafft, und dann sich im Rührer abermals oben absetzt und abgeschäumt werden kann.

Was auch spannend ist: Auch wenn die Raumtemperatur bei 3°C liegt, so hält der doppelwandige Rührer auch ohne angeschalteter Heizung den Honig nach dem Melithermen auch nach 24 Stunden auf rund 25 Grad. Aber gut, 140 KG Lindenhonig haben scheinbar so viel Masse zum Energie speichern.

Bienenmonitoring – Proben nehmen

Pünktlich im Januar bekomme ich jedes Jahr Post vom LIB Hohen Neuendorf, mit freundlichen Neujahrswünschen von Frau Prof. Dr. Genersch und einem verspäteten Weihnachtsgeschenk, nämlich 10 Proberöhrchen für Totenfall.

Während ich also darauf gewartet habe, dass der Honig durch das Melitherm läuft, habe ich tote Bienen vom Gitterboden gekratzt und abgefüllt.

https://www.instagram.com/p/CKrF5KTH9uS/?utm_source=ig_web_copy_link

Als praktische Hilfsmittel dafür haben sich ein langer Haken aus der Hinterbehandlungsimkerei und eine Müllschippe erwiesen.

Wenn alles glatt geht werde ich die Proben morgen im Institut abwerfen, und dann steht der nächste Termin im März an, wenn Proben von lebenden Bienen entnommen werden.

Mein Vorteil als Imker bei der Teilnahme am DeBiMo ist neben einer kleinen Aufwandsentschädigung vor allem, dass ich von meinen eingereichten Proben immer auch das Ergebnis mitgeteilt bekomme: Wie hoch war der Milbenbefall, gab es Nachweise von Nosema, welcher Pollen ist in meinen Honigen etc. pp.

Außerdem habe ich regelmäßig einen sehr netten Plausch mit Marcello, dem durchführenden Imker vom Institut 🙂

Stockende Vorbereitungen

Ich habe noch viel auf dem Zettel: Beuten streichen, Zargen streichen, kleine Rampe für den Kaptarlift basteln, hunderte Mittelwände einlöten, Futter bestellen, pipapo.
Aber das Wetter lässt das Streichen nicht zu (zu kalt, keine beheizte Werkstatt vorhanden), das Wachs ist noch nicht aus der Umarbeitung zurück (und wenn es das ist, will ich das erste Mal das Wachs untersuchen lassen – inspiriert durch einen Vortrag von Jelle über Bienenwachs) und bei der Futterbestellung warte ich immer noch auf ein Angebot.

Die anderen Jahre lief das alles irgendwie weicher. Aber da war auch kein Corona, man konnte von Freunden die Werkstatt nutzen oder in den Baumarkt fahren (ach ja, ich wollte ja eigentlich noch die Drohnenrahmen frisieren) und alles war viel kleiner als heute.

Aber diese Woche kommt der Bus in die Werkstatt und bekommt eine Anhängerkupplung.
Da passiert zumindest mal etwas.

Überlegungen zur Zuchtauslese

Peter Little sagte es in dem Buch „Interview with Beekeeprs“: Zuchtauslese ist Töchter testen.
Man findet die Zuchtmutter über die Töchter. Selten hatte ich bei Lesen eines einzigen Satzes so einen Aha Effekt. Jemand namens Markus Gann, Züchter, hat das später in einem langen Vortrag auf YouTube in ähnlicher Form ebenfalls erwähnt.

Seitdem denke ich darüber nach, wie ich das mit meiner überschaubaren Zahl an Völkern realisieren kann, und so habe ich ein paar konkrete Ideen, die sich rund um Mini Plus drehen.
Aber dazu werde ich bei Gelegenheit einen eigenen Artikel schreiben.

Ansonsten plane ich derzeit grob meine kommende Zuchtsaison, und denke, dass ich wieder in die Annaburger Heide fahren werde. Das scheint sowohl von der Drohnenlinie als auch vom Organisatorischen für mich gut zu passen.

Wenn ich irgendwie eine Sammelverschickung erwische, werde ich auch versuchen, eine unserer Vereinsbelegstellen zu beschicken. Aber ich schaffe es zeitlich nicht, selber die Oie zu beliefern – das ist zu krass mit den Ankunftszeiten.

Der springende Punkt ist aber zunächst: Wie werde ich eine meiner B3435er, die ja letztes Jahr auf der Annaburger Heide waren, auswählen, um als Zuchtmutter herzuhalten?

Da bin ich irgendwie mit mir noch nicht im Reinen, wie ich das anstellen will, wo ich letztes Jahr noch keine Töchter gezogen habe.

Aber auch dazu später mehr.

Der Populismus des Torben Schiffer

Aktuell ist er wieder in aller Munde, der Torben Schiffer. Er hat in „Imkern Heute“ einen sehr langen Artikel veröffentlicht, der mit „Der wahre Preis des Honigs – Artenschutz für Honigbienen“ überschrieben ist.

Dieser Artikel hat – nun ja – ein „kontroverses“ Echo hervorgerufen.
So gab es eine eher emotionale, fast schon polemische Gegenrede von Stefan Mandl, seines Zeichen Chef des Erwerbsimkerbundes in Österreich, es gab eine betont sachlich-fachliche Erwiderung von Bernhard Heuvel, der Vizepräsident des DBIB ist, und auch Jürgen Binder, der kurz vorher Herrn Schiffer eine Bühne auf seinem YouTube Kanal geboten hatte, fand ein paar interessante Worte.

Dabei ist Binder (ausgerechnet!) der einzige, welcher den für mich entscheidenden Punkt bei Torben Schiffer streift, nämlich seinen Populismus – oder genauer gesagt: Die Schiffersche Methode der Desinformation, der alternativen Fakten, der Wissenschaftsfeindlichkeit, der Übertreibung bis hin zur pauschalen Diskreditierung einer bestimmten Gruppe Menschen.

Er, Torben Schiffer, bespielt die gleichen Werkzeuge der Kommunikation, wie es auch aktuelle politische Strömungen tun, beispielsweise aus dem Neurechten Spektrum, nur das sein Feind nicht ethnische Minderheiten oder die Demokratie an sich sind, sondern die konventionellen Imker, die Verbände und die Institute, und eben die konventionelle Bienenhaltung überwunden werden soll. Und dazu ist ihm so ziemlich jedes Mittel der Propaganda recht.

Daher wird sich dieser Artikel nur am Rande mit den fachlichen Einlassungen des Herrn Schiffer befassen – der Schwerpunkt liegt auf seiner Kommunikationsstrategie, denn das ist viel spannender – und bisher von niemandem so richtig betrachtet worden.

Warum der Begriff „Populismus“?

Eigentlich passt der Begriff ja nicht, weil er in der politischen Auseinandersetzung zuhause ist, und nicht in der Wissenschaft, in der Landwirtschaft oder der Imkerei. Außerdem leitet er sich vom lat. Begriff populus, das Volk ab – und auch wenn es um das „Bienenvolk“ gehen könnte, so meint der Begriff Populismus doch etwas anderes.

Aber der Begriff passt deshalb als Analogie so gut, weil in der politischen Auseinandersetzung immer dann von Populismus die Rede ist, wenn ein Akteur seine Agenda auf einem „wir gegen die“, „das Volk gegen die Eliten“, „die Sehenden gegen die geheime Verschwörung“ aufbaut, und seine Unterstützer auf eben jene Erzählung einschwört.

Und genau so arbeitet Torben Schiffer. Er hat eine Erzählung, und diese ist nicht freundlich.

Strategie 1: Bullshit Flooding*

Vermutlich gibt es diesen Begriff nicht, aber er beschreibt eine oft zu beobachtende Strategie, die seitens Populisten zur Grundausstattung gehört:
Flute die Kommunikation mit so viel kontroversem Unsinn wie möglich!

Man muss verstehen, dass Populisten kein Interesse an einem sachlichen Diskurs haben. Das Ziel ist immer die Zerstörung des Diskurses, weil der Populist weiß, dass seine Argumente, seine Ziele, seine Ansichten in einer sachlichen Debatte nicht bestehen können, weil sie auf Lügen, Übertreibungen, alternativen Fakten und Märchenerzählungen beruhen.
Und eine Möglichkeit, die sachliche Debatte zielgerichtet zu zerstören, ist es, sie mit so viel Unsinn zu fluten, dass der Diskussionsgegner nicht mehr weiß, wo er anfangen soll, diesem Unsinn mit Argumente zu begegnen.
Es ist schlicht unmöglich, in einer Debatte dann genug Raum einzunehmen, um all den Quatsch Punkt für Punkt auseinanderzunehmen – so lange reicht niemals die Aufmerksamkeit des Publikums, so lange reicht niemals die Zeit.

Das weiß auch Torben Schiffer, zumindest instinktiv, und so schreibt er derart lange Artikel, die so vollgestopft sind mit Halbwahrheiten, aus dem Zusammenhang gerissenen Fakten, wilden Annahmen und Behauptungen, dass beispielsweise ein Dr. Mandl in seiner Erwiderung irgendwann verzweifelt die Arme hoch reißt und zugibt, er habe sich das alles nicht mehr bis zum Ende geben können, er hat irgendwann einfach kapituliert.
Und entsprechend hilflos wirkt dann auch seine Auseinandersetzung mit Schiffers Thesen.
Schiffer erreicht damit ein wichtiges Ziel: Irgendetwas von seinen Thesen wird hängen bleiben. Und der Gegner schafft es nicht, sie zu entkräften, im Gegenteil – das Argumentieren gegen Schiffer muss immer bemüht und krampfhaft wirken, denn man kann seinen gefühlt „einfachen Wahrheiten“ nicht gefühlte einfache Argumente entgegen setzen. Die echte Realität ist komplizierter als seine erfundene.
Torben Schiffer überrollt einen Stefan Mandl, seines Zeichen Präsident des Erwerbsimkerbundes in Österreich einfach mit einer Lawine aus kontroversem Unsinn, bzw. Mandl schafft es nicht, alles aufzukehren, was Schiffer im vor die Füße wirft.
Bullshit-Flooding.

„*“ – ein aufmerksamer Leser hat mich darauf hingewiesen, dass es dafür sehr wohl einen Fachterminus gibt: Gish-Galopp
Danke dafür!

Strategie 2 : Die Erzählung vom Underdog gegen die Eliten

Auf der ersten Seite seines Artikels für „Imkern heute“ baut Torben Schiffer zum Einstieg schon eine schöne Geschichte auf, in der es um „das Establishment“, die „etablierte Imkerlobby“ oder „Funktionäre der Nutztierhaltung“ geht, die sich gegen die Biene und vor allem gegen ihn und seine Anhänger verschworen haben.
„Funktionäre der Nutztierhaltung lehnen eine offene und sachlich auf der Fachebene geführte Diskussion oftmals ab.“, schreibt er – und deswegen „wird es Zeit, die etablierte Imkerlobby auf den Prüfstand zu stellen und ihr Weißblütenimage auf Sachbasis von der Realität zu trennen.“ (häh?)

Damit nicht genug, es gibt einen Absatz auf jener ersten Seite des Artikels, der fast schon ins Verschwörerische abzugleiten droht:

Am Ende geht es nicht um die Bienen
selbst, sondern um das Geschäft.
Die Imkervereine wollen Mitglieder
akquirieren und Gehälter bezahlen,
die Equipmentverkäufer wollen
zahlreiche Werkzeuge verkaufen, die
Reinzüchter ihre vermeintlich sanften
Hochleistungsbienen, die Pharmazie
ihren Medikamentenkatalog und
selbst die staatlichen Bienenforschungsinstitute bekommen ihre
Fördergelder, um die zahlreichen Probleme rund um die Honigbienen in
Beuten „zu erforschen“ und Lösungen
zu präsentieren. All diese Institutionen
verdienen ihr Geld im jetzigen System.
Letztendlich bestimmen wenige
Einzelpersonen die flächendeckenden
Ausbildungsinhalte und Umgangsweisen mit den Bienen in der Imkerei

Da ist alles dabei, was das Verschwörungstheoretiker-Herz begehrt: Eine heimliche Elite von Entscheidungsträgern, verwobene Netzwerke, die im Verborgenen an einem geheimen verwerflichen Ziel arbeiten, Big-Pharma, Geldgier – einfach alles.
Es fehlt nur noch ein geheimer Informant, der „Q“ heißt, und irgendetwas mit Kindern, deren Blut getrunken wird – wobei Schiffer in der Folge nicht Kinder als Opfer stilisiert, sondern eben die Bienen. Aber die Verschwörungserzählung lacht den Leser fröhlich an.

Schiffer umreißt auf der ersten Seite sehr klar die Parteien:
Auf der einen Seite die Bieneninstitute, die Erwerbsimker, der Imkerbedarfshandel, die Imkervereine, die konventionellen Imker – diese Gruppe gehört zum Team „Elite“ oder „Establishment“.
Auf der anderen Seite er, seine Anhänger, und vor allem – ganz wichtig – die verführten, eigentlich gutmeinenden Imker, die Opfer dieser Verschwörung des Teams „Elite“ sind, und um deren Seelen jetzt der Kampf geführt werden muss.
Diese Gruppe gehört zum Team „Schiffer“, und er versteht dieses Team als eine „Bewegung“, und Bewegungen haben immer etwas gemeinsam: Sie sind die Underdogs, die sich gegen „die da oben“ auflehnen.

Darum baut Torben Schiffer jetzt seine Erzählung auf, von ihm, dem Underdog, und den seinen – gegen die Eliten, gegen das Establishments.

Alles, was jetzt folgt, speist sich aus diesem Narrativ. Dieses Narrativ dient der emotionalen Aufladung seines Anliegens, denn letztlich konstruiert er eine schwungvolle „Gute gegen Böse“ Geschichte, und so etwas verfängt, gerade bei einem Publikum, welches nicht unbedingt vom Fach ist.
Emotionen funktionieren viel einfacher als Fakten. Und darauf baut Torben Schiffer.
Fakten sind für ihn nicht unbedingt relevant (dazu später mehr) – ihm geht es ums Narrativ.

Strategie 3: Selektive und alternative Fakten plus Confirmation Bias

Mir ist es nicht gelungen, im Netz auch nur eine Veröffentlichung von Torben Schiffer zu finden, die wissenschaftlichen Standards genügt – beispielsweise durch das Vorhandensein von Peer Reviews. Stattdessen findet man sehr viele Behauptungen, die er publiziert, und die er dann mit Kronzeugen versieht. Das ist eine ziemlich interessante Vorgehensweise:

Eine seine populärsten Erzählungen ist jene vom Bücherskorpion, welcher die Varroamilbe bekämpfen könne.
Man kann fast behaupten, diese großartige Erzählung hat ihn seinerzeit in der Imkerszene bekannt gemacht. Der Bücherskorpion sei ein mit dem Bienenvolk in Symbiose lebendes Spinnentier, welches aktiv Varroamilben jage.
Hier wurde dann eine grundlegende Schwäche in der Schifferschen Forschungsweise sichtbar, nämlich der sogenannte Confirmation Bias, der Bestätigungsfehler.

Er konnte etwas Interessantes beweisen: Ein Bücherskorpion erlegte in einer Petrischale eine Varroamilbe. Daraufhin behauptete er, dass Bücherskorpione auch im Bienenstock Varroamilben jagen würden, allerdings nur, wenn diese Bienenbehausung bestimmten, natürlichen Bedingungen entspräche.
Letztlich erweckte er in seinen Einlassungen den Eindruck, dass der Bücherskorpion in der richtigen Beute konventionelle Varroabehandlungen ersetzen könne. Just zu jener Zeit konnte man dann auch Bücherskorpione im Internet käuflich erwerben – zu Preisen, bei denen die Spinnentiere vermutlich in Gold aufgewogen wurden.

Das Problem war nur: Nirgendwo war eine Untersuchung zu finden, die a.) wissenschaftlichen Standards standhalten konnte und b.) dabei bewies, dass die Kombination aus Beute und Skorpion eine wirksame Varroadezimierung und damit ein Überleben eines Bienenvolkes sichern konnte.
Schiffer pickte sich jene Fakten raus, die seiner Grundthese entsprachen, und ignorierte einfach alles, was seiner These hätte widersprechen können. Daraus schuf er dann einen alternativen Fakt: Der Bücherskorpion sei wirksam gegen die Varroamilbe. Nirgendwo finden sich Hinweise auf vernünftige Versuchsaufbauten, die seine These erhärten oder hätten widerlegen können, nirgendwo auch nur eine Kontrollgruppe…

Jetzt holte sich Schiffer aber einen Kronzeugen für seine These. So schrieb Prof. Jürgen Tautz in einem Buch von Schiffer über den Bücherskorpion u.a.:

Der Bücherskorpion ist ein wunderbares Beispiel für die (Wieder-) Entdeckung eines Bienennützlings, dem es durchaus gelingen kann, in der Bienenhaltung als Verbündeter im Kampf gegen die Varroa-Milbe und weiterer ungern gesehener Mitbewohner in Bienenstöcken wirksam zu werden. Das vorliegende Buch stellt diese Facette umfassend vor und bietet eine ausgezeichnete Basis für alle, die sich für diesen hochspannenden Ansatz einer biologischen Schädlingsbekämpfung interessieren.

Tautz schreibt lediglich, dass der Bücherskorpion eine interessante Facette zur Varroabekämpfung sein kann, nirgendwo behauptet er, dass der Skorpion diese Hoffnung objektiv auch erfüllt. Denn dafür gab keine belastbaren Daten. Aber es steht eben der Name „Tautz“ im Vorwort der Veröffentlichung, und wer nicht so genau liest, der liest eben nur den Namen und dass da wohl etwas dran sein kann, was jetzt in dem Büchlein steht.

Er macht das gleiche auch mit dem international angesehenen Wissenschaftler Dr. Tom Seeley. Dieser hat ihm offenbar irgendwann mal eine Mentorschaft angeboten, nachdem man gemeinsam bei einer Veranstaltung Vorträge gehalten hatte. Dieser Umstand wird auch prominent auf Schiffers Webseite erwähnt, aber der wissenschaftliche Mehrwert, der daraus hätte entstehen können, bleibt völlig im Dunklen. Nur hat der Name Seeley in der Szene einiges Gewicht – und dieses Gewichtes bedient sich Schiffer eben, indem er den Eindruck erweckt, dass es da ein enge Form der Zusammenarbeit gibt. Ein von Tom Seeley ge-peer-reviewtes wissenschaftliches Papier konnte ich bisher jedenfalls nicht finden.

Ein aktuelleres Beispiel für alternative Fakten und Confirmation Bias ist seine jüngste Erfindung – eine sogenannte Baumhöhlensimulation namens „SchifferTree“
Sein aktuelles Wirken scheint darauf ausgerichtet, dieses Bienenmöbel zu bewerben und mit allerlei Wundereigenschaften auszustatten. Und es ist die Basis für seinen Frontalangriff auf die konventionelle Imkerei.

Die Behauptung: Wenn eine Bienenbehausung nur nah genug an der natürlichen Bienenwohnung „Baum“ ist, dann lösen sich nahezu alle Probleme, mit denen die Biene heutzutage zu kämpfen hat, in Wohlgefallen auf.
Ein wichtiger Punkt dabei: Er belässt es nicht dabei, den nach ihm selbst benannten Pseudo-Baum mit besonders guten Eigenschaften zu bewerben – vielmehr dient er insbesondere als Hebel, die herkömmliche Bienenhaltung frontal anzugreifen und als tierquälerisches Ausbeutungsszenarium zu beschreiben.

Wenn man dann die Webseite besucht, auf welcher Schiffer seinen SchifferTree bewirbt, dann findet man viele Behauptungen, was die Behausung alles können soll, nur eben keine überprüfbaren Daten. Auch hier schafft er wieder alternative Fakten – schlichtweg durch Behauptung, befreit von der Last der Realität.

Insgesamt kann man sein „wissenschaftliches“ Wirken damit umschreiben, dass er gerne auf technische Spielereien wie Wärmebildkameras zurückgreift, hochauflösende Bilder von Milben schießt, auffallend viele Kabel in Bäume steckt, um anschließend aus den so gewonnen Daten Rückschlüsse zu ziehen, die zum einen sehr spannend klingen und sich gut für Vortragsreihen eignen, und zum anderen aber erhebliche Mängel in der Plausibilität aufweisen.
Der Trick dabei ist immer, Fakten zu nehmen, und diese in der gewünschten Weise zu interpretieren. Wenn er zum Beispiel wild lebende Bienenvölker nachweisen kann, so interpretiert er das ganz grundsätzlich so, dass diese Völker jetzt in ihrem natürlichen Habitat leben, alle gesund, ohne Milben und ohne Probleme behaftet sind, wie die von ihm so geschmähten konventionell gehaltenen Bienenvölker in der Hand des Imkers.
Aber das ist eben nur eine These – würde er das wissenschaftlich beweisen wollen, bräuchte es plausible Versuchsaufbauten, und ein Minimum dabei wären Kontrollgruppen.

Seeley hat es vorgemacht, wie man ergebnisoffen mit Bienen in freier Wildbahn forscht.

Schiffer selber kümmert es wenig, denn Forschungsergebnisse, die nicht in seine Erzählung passen, werden einfach ignoriert.
Oder am besten gleich beiseite gewischt:

Strategie 4: Wissenschaft negieren, oder „Der gesunde Menschenverstand!“

Gerade in Zeiten der Corona Pandemie sind sie überall zu finden – jene Leute, die Wissenschaft immer dann ablehnen, wenn die Erkenntnisse derselben nicht ihrem Weltbild entsprechen. Sie nennen sich dann „Querdenker“, und nicht selten beschreiben sie ihren Unwillen, wissenschaftliche Erkenntnisse anzuerkennen, mit den Worten „Die Wissenschaft weiß auch nicht alles!“, oder „Das sagt einem ja schon der gesunde Menschenverstand, dass das so nicht sein kann!“

Umso überraschender, dass ein selbsternannter „Bienenforscher“, der als Wissenschaftler ernst genommen werden will, nun in die gleiche Kerbe haut.

So zitiert Schiffer die Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung, welche Ergebnisse zu Untersuchungen zur Nahrungskonkurrenz zwischen Honig- und Wildbiene wie folgt zusammenfassen:

Neuere Untersuchungen kommen
ebenfalls zu dem Schluss, dass die
Gegenwart von Honigbienenvölkern
das Vorkommen von Wildbienen nicht
gefährdet. Daraus kann geschlossen
werden, dass Honigbienen – zumindest
in ihrem angestammten Verbreitungsgebiet – keine Gefahr für Wildbienen
darstellen. In den natürlichen Verbreitungsgebieten kann von einer evolutionär eingespielten Koexistenz zwischen
Honigbienen und Wildbienen ausgegangen werden.

Diese Aussage kommentiert er daraufhin wie folgt:

Die hier aufgeführten Interpretationen offenbaren, dass Wissenschaft
nicht nur der Schaffung von Wissen
dient, sondern auch dazu führen
kann, dass der gesunde Menschenverstand relativiert wird.

Man weiss gar nicht, was man auf so eine Einlassung entgegnen soll. Jemand, der sich selbst als Wissenschaftler versteht, negiert Wissenschaft durch Bauchgefühl, oder etwas so willkürlichem, wie dem Gesunden Menschenverstand.
Schiffer lässt nicht nur jene Erkenntnisse aus der Forschung oder praktischen Imkerei weg, die seinen Argumenten zuwider laufen könnten, nein, er wischt Dinge, die ihm nicht in den Kram passen einfach mit dem „Gesunden Menschenverstand“ beiseite.
Was nicht ins eigene Weltbild passt, wird negiert.

Man übertreibt nicht, wenn man feststellt, dass so Populisten arbeiten.

Strategie 5: Belastbare Fakten missbrauchen, um alternative Fakten zu stützen

Ein recht eleganter Kniff ist es, den eigenen Unsinn Plausibilität zu verschaffen, indem man belastbare Fakten nimmt, und diese in den Kontext der eigenen Sache stellt, auch wenn sie dort überhaupt nicht passen.

Schiffer macht das mit dem Insektensterben. So schreibt er:

In einigen Regionen in Deutschland zeigte
sich ein Rückgang der Biomasse
fliegender Insekten um 75 %, alleine
in den letzten drei Jahrzehnten.

Und verweist dabei auf eine Studie, welche diese Beobachtung entsprechend beschreibt.
Das in diesem Fall bemerkenswerte daran ist, dass in dieser Studie ausdrücklich gesagt wird, dass über die Gründe des Rückgangs keine verbindlichen Aussagen gemacht werden können, und nachfolgende Annahmen über die Gründe eben genau das sind: Nur Annahmen.
Aber keine dieser Annahmen hat zum Inhalt, dass die konventionelle Imkerei eine Ursache für das Insektensterben sein könnte. Trotzdem stellt Schiffer implizit diesen Zusammenhang her.

Er benutzt hier eine Studie, die nirgendwo seine Thesen untermauert, um seine Behauptung, Honigbienen würden den Wildbienenbestand gefährden, deswegen so rücksichtslos, weil er weiß, dass sich kaum einer seiner Leser die Mühe machen wird, diese Information zu prüfen. Und wenn doch, kann er sich ja immer noch darauf zurückziehen, es ja anders gemeint zu haben.

Es ist – wieder einmal – ein Trick, der aus der politischen Auseinandersetzung der letzten 5 Jahre bekannt ist.

Strategie 6: Eine offene Diskussion einfordern, gleichzeitig selbige meiden

In einem Interview mit Jürgen Binder fordert Schiffer eine fachliche Diskussion zu seinen Thesen. Gleichzeitig aber, in dem selben Interview, in der gleichen Minute, macht er deutlich, dass ihn die Kritik an seinen Thesen nicht interessiert.
In jenem Interview attackiert er frontal den Mellifera e.V., um dann im gleichen Atemzug sich jede Kritik zu verbitten und noch vor dem Ende des Satzes eine offene , fachliche Diskussion zu fordern. Man weiß gar nicht, was er jetzt eigentlich will. Will er jetzt diskutieren? Aber nur, wenn man ihn nicht kritisiert?

Wer so auftritt, benutzt den Aufruf zur Diskussion als Strohmann. Es geht nicht um die fachliche Auseinandersetzung – wie auch, wenn man jede Kritik marginalisiert.
Und es gäbe genug Orte für eine sachliche Auseinandersetzung.
Es ist eben nicht so, anders als von Schiffer dargestellt, dass er nur Zielscheibe polemischer Kritik würde.
So schreibt Roland Sachs von chelifer.de eine sachliche, fundierte Analyse über den SchifferTree, nichts daran ist übergriffig oder falsch im Ton.
Auch die von Schiffer geschmähten Foren haben sich meist zwar scharf im Ton, aber letztlich doch inhaltlich mit seinen Thesen auseinandergesetzt. Und scharf im Ton muss er abkönnen, ist er schließlich auch nicht zimperlich.
Ein Bernhard Heuvel war sehr sanft und rücksichtsvoll im Ton, aber eben scharf argumentativ in der Sache. Was daran ist unangemessene Kritik oder gar ein Shitstorm?
Nichts.
Aber besser, man negiert Kritik als Shitstorm, als sich mit ihr auseinanderzusetzen – dann findet sich sogar noch die passende Opferrolle, in die man sich kuscheln kann.

Strategie 7: Starke, emotionalisierende Metaphern finden

Der Populist braucht Bilder. Je stärker das Bild, desto besser die emotionale Wirkung, umso größer die Aufmerksamkeit.
Und so geht es gleich auf der ersten Seite des „Imkern Heute“ Artikel so richtig in die Vollen: „tierquälerische Behandlung“, „medikamentenabhängiger Dauerpatient“, „sterben in apokalyptischen Ausmaßen“. Es ist sehr viel die Rede vom „Establishment“, „Lobbygruppen“ (alle selbstredend böse und voller böser Absichten), eben der ganze Katalog an Begriffen, die ja aktuell schon ein bestimmtes Framing haben.

Auch benutzt er sehr gerne den Begriff der „Massentierhaltung“, wenn es um die konventionelle Bienenhaltung geht – und dieser Begriff weckt bei jedem die gleichen Assoziationen.
Es handelt sich um ein ausgesprochen wirkmächtiges Bild, und das ist es, worum es Schiffer geht. Man kann gar nicht anders, es verschiebt den Blickwinkel des Zuhörers, des Lesers, der keine Fachkunde über Bienenhaltung haben kann, in eine bestimmte Richtung.
Waren denn die Imker nicht eigentlich die Guten? Sind sie das vielleicht gar nicht?

Aber da wo Schatten ist, da ist auch Licht, „Die Wahrheit“, wenn auch eine „unbequeme“, die er verkünden kann. Oder „Die Bewegung“, die jetzt entsteht, die Honigbiene zu retten.
Es sind immer die großen Bilder, die da bemüht werden. Und das verfängt ja auch viel mehr, als die nüchternen, langweiligen Untiefen datenbasierter Wissenschaft.

Fazit

Ist Torben Schiffer jetzt ein Populist?
Er hat eine politische Agenda, und Populismus ist eine Spielart der politischen Auseinandersetzung, er ist auch ein Art Werkzeug und nicht zuletzt eine Haltung.
Wenn man sein Wirken ein paar Jahre verfolgt hat, dann konnte man einer Form von Radikalisierung zusehen: Vom Bücherskorpion als Wiederentdeckung eines Symbionten hin zu einer radikalen Ablehnung der konventionellen Imkerei als Form der Landwirtschaft.
In seiner Welt scheint es nur noch schwarz und weiß zu geben – diejenigen, die Bienen in Magazinen halten, und die anderen, die seinen.
Imkerei ist bedeutend vielfältiger als das, was er beschreibt. Es gibt viel mehr Facetten zwischen unterschiedlichen Haltungsformen. Alleine die Spannbreite der Behandlung gegen die Varroamilbe ist größer als ein „Mit Säuren Bienen verätzen“, wie er es so apokalyptisch darstellt.
Er müsste das eigentlich wissen. Er müsste wissen, dass ein Ralph Büchler ein funktionierendes Konzept nahezu ohne Säuren lehrt. Schiffer muss wissen, dass die Institute mehr forschen, als wie man Bienen mit Säuren gegen die Varroamilbe behandeln kann. Er weiß sicherlich auch, dass es eine Vielzahl an Beuten gibt, große, kleine, mittlere, dass es Schwarmimkereien gibt, dass es Demeter Imkereien gibt, dass es Populationen in Imkerhand gibt, die resistent gegen die Milbe sind.
Er müsste auch wissen, dass Imkerei seit vielen Jahrhunderten ein Bestandteil der Landwirtschaft war, und dass sich Artenschutz und Landwirtschaft nicht gegenseitig ausschließen.

Das Problem an Schiffer ist nicht, dass er ein schlechter Wissenschaftler ist. Das Problem an ihm ist, dass er eine politische Agenda hat, und die besteht seit einiger Zeit darin, einen Ein-Mann-Feldzug gegen die konventionelle Imkerei zu führen und diese in Verruf zu bringen. Würde er sich mit seinen politischen Forderungen durchsetzen können, würde das nichts anderes bedeuten, als das Ende der konventionellen (und erwerbsmäßigen) Imkerei in Deutschland.

Worauf seine Motivation fußt, darüber ließe sich vortrefflich spekulieren, aber das ist in der Sache unerheblich.
Wichtiger wäre, das man in Vereinen, den Verbänden und überall sonst, wo Herr Schiffer gerne und lange sich selbst beim Reden zuhört, eine klare Ansage macht: Wenn du für deine vielen Behauptungen keine objektiv überprüfbaren Daten vorlegst, die wissenschaftlichen Standards genügen, und hauptsächlich Krach und Alarm für deine Selbstvermarktung machst, bieten wir dir kein Podium mehr.

Es ist sinnlos, mit Populisten (oder Leuten, die wie welche arbeiten) in ein Gespräch oder in eine Diskussion kommen zu wollen. Wie weiter oben bereits erwähnt, haben sie kein Interesse an einem Diskurs – die Sachdebatte ist ihr Feind, und das wissen sie auch. Deshalb zerstören sie den Diskurs.
Dass Torben Schiffer das tut, und wie er es macht, ist bis hier hin hoffentlich klar geworden.

Aber man sollte sich davor hüten, ihm eine Bühne zu geben.

Points of no Return in der Imkerei

Es gibt in der Imkerei meiner Ansicht nach Momente, da muss man sich entscheiden, ob man jetzt die Notbremse zieht, und die Anzahl der Völker beibehält, bzw. reduziert, oder ob man weiter wächst, aber dafür richtig Geld in die Hand nimmt, um die passende Technik zu kaufen.
Wenn man sich dafür entscheidet zu wachsen, dann kann man nicht im Kleinklein wachsen – sondern dann muss man gleich bis zur nächsten Stufe investieren.
Was das bedeutet, darum soll es im folgenden Artikel gehen.

15 Völker

Wenn man anfängt, hat man 2-8 Völker, eine 4 Waben Tangentialschleuder, ein Entdeckelungsgeschirr, eine Gabel, ein Doppelsieb und ein paar Eimer.

Damit kommt man gut hin: Bei 8 Völkern hat man vielleicht 16 bis 24 Honigräume, also etwa – wenn es richtig gut läuft mit der Tracht – so 250 Rähmchen, die geschleudert werden müssen.
Bei einer 4 Waben Tangentialschleuder heisst das, dass man jede Wabe beim Schleudervorgang zwei mal Wenden muss, also insgesamt rund 750 Wendungen zu machen sind. Außerdem muss man mit rund 62 Schleudergängen rechnen, um alle Waben zu ernten. Wenn man pro Schleudergang, inklusive Schleuder beladen, Schleudern, Wenden, Schleuder entladen, 10 Minuten rechnet, dann sind das 620 Minuten, oder etwa 10 Stunden, reine Schleuderzeit – ohne die Nebenarbeiten drumherum (Schleuder-Setup aufbauen, nach der Arbeit alles reinigen und wieder abbauen).

Bei 8 Völkern ist man bei einer guten Tracht mit allem Pipapo sicherlich gut einen ganzen Samstag und den halben Sonntag beschäftigt.

Und jetzt stelle man sich das gleiche Setup (4 Waben Schleuder) mit 15 Völkern vor.
Alleine die Schleuderzeit wird sich dann Richtung 20 Stunden bewegen, und sagen wir so: Wenn man das ein paar mal gemacht hat, beginnt man sich zu fragen, ob es nicht alternative Lösungen gibt, die einem das Ernten vereinfachen.

Und so kommt man schließlich drauf: Eine größere Schleuder wäre doch eine sinnvolle Investition!

Die Schleuder – der Weg in den finanziellen Ruin

Wenn man eine größere Schleuder hätte, dann wäre das Leben viel leichter.
Man würde viel mehr Rähmchen in einem Schleudergang schleudern können, kann würde ja nur noch einen Bruchteil der Zeit benötigen, wie mit der 4 Waben Schleuder.

Also begibt man sich auf die Suche nach der passenden Schleuder, und findet sehr schnell Selbstwendeschleudern.

Aber eine 6 Waben Selbstwendeschleuder für zweieinhalb, dreitausend Euro?
Wieso sind die denn so teuer? Ach ja, die haben ja die relativ aufwändige Wendemechanik verbaut!

Aber es gibt ja diese Radialschleudern – die sind viel günstiger, und die haben Platz für viel mehr Rähmchen!

Man entscheidet sich dann also vielleicht für eine Radialschleuder, denn eine 42 Waben Radialschleuder kostet immer noch 1k Euro weniger, als eine 6 Waben Selbstwendeschleuder… und hey: 42 (!) Waben!

Das erste, was man dann bei einer ernsten Recherche lernt: Wenn Radialschleuder, dann aber großer Kessel und Flachzargen im Honigraum.
DNM Waben neigen unter den Fliehkräften der Radialschleuder zu Wabenbruch, und man bekommt auch keine 42 DNM Waben in eine Radialschleuder, sondern vielleicht 28 oder so.

Weil der eigene Rücken DNM Honigräume mittlerweile sowieso doof findet, ist die Idee, dann gleich auch auf flache Honigräume zu wechseln, eigentlich gar nicht so verkehrt.

Aber das gibts halt nicht umsonst.

Wenn man erst mal die 42 Waben Radialschleuder stehen hat, und auch die dazugehörigen 20 Völker, und auch die passenden Honigräume, dann tun sich völlig neue interessante Herausforderungen auf, an die man vorher gar nicht gedacht hat.

Zum Beispiel hat man vorher gar nicht so genau nachgerechnet, wie viele Honigräume bei einem Flachzargenbetrieb mit 20 Wirtschaftsvölkern zusammen kommen (so etwa 80), und dass bei guter Tracht dann auch tatsächlich so 700 bis 750 schleuderbare Rähmchen zusammen kommen können.
Das sind dann bei der tollen Schleuder nur etwa 17 Schleudergänge, denkt man sich zunächst – was für ein Fortschritt! – bis man realisiert, dass man die ganzen Zargen ja auch in den Schleuderraum transportieren muss.

Gesegnet ist der, der einen Bus sein eigen nennt, und wenn man nicht in den Fahrzeugschein nach dem zulässigen Gesamtgewicht schaut, dann bekommt man auch mit rund zwei Touren alles zum Schleuderraum gekarrt.
Spannend wird dann, ob man im Scheuderraum genug Platz für alle Zargen findet, aber auch das wird man irgendwie hinbekommen.

Das Entdeckeln mit der Gabel ist immer noch sehr mühsam – und war vorher die Schleuder der Flaschenhals, so ist es jetzt mitunter die Entdeckelung. Die 42er Radialschleuder schleudert die 42 Rähmchen in rund 10 Minuten leer, aber man entdeckelt keine neue Fuhre mit 42 Rähmchen in der Zeit, geschweige denn, dass man den Platz hätte, diese zwischenzulagern.
Zumindest das Entdeckelungstempo kann man steigern, beispielsweise mit einem elektrisch beheizten Entdeckelungsmesser.

Jetzt lernt man aber ein völlig neues Problem kennen – wieder einmal:
Wenn man 42 Waben auf einmal schleudert, dann können da schon mal 50 KG Honig in einem Rutsch freigesetzt werden. Da macht das beste Doppelsieb relativ schnell schlapp.
Also braucht man dafür eine andere Lösung, etwas das mit dieser Menge mithalten kann.
Ein Siebkübel wäre eine mögliche Lösung.
Eine bezahlbare Lösung ist ein 50 KG Siebkübel. Das Problem mit diesem Teil: Es muss volllaufen, damit es funktioniert, aber dann wiegt es halt auch 50 KG, und man kann es nicht ablassen, weil es ja auf dem Boden unter der Schleuder steht. Zum Ablassen muss man es anheben, damit der untere Hahn geöffnet werden kann – und alleine ist das einfach unmöglich. Tja.

Man benötigt auch genug Platz für die vielen 25 KG Eimer, die man kurzfristig zur Hand haben muss, und da pro Schleudergang etwa anderthalb bis zwei Eimer gefüllt werden, muss man auch sehr viele Eimer, die allesamt schwer sind, irgendwie im Schleuderraum rum rangieren.
Bei einer Ernte von 20 Völkern, die gut und gerne 600 KG und mehr betragen kann, sind das 24 und mehr Eimer. Und zu allem Überfluss, muss man diese ganzen Eimer auch noch kurzfristig nach der Ernte abschäumen…

An diesem Punkt, wenn die Honigräume im Schleuderraum stehen, man mit der Gabel entdeckelt und die Eimer rumwuchtet, dann hat man schon diverse neue Flaschenhälse entdeckt.
Und eventuell ist man völlig entnervt, weil man zwar schneller voran kommt, aber immer noch viel langsamer als erhofft und die Arbeit immer noch hart, anstrengend und ermüdend ist.

Ein ganz neues Thema ist dann das Deckelwachs. Bei 20 Völkern kommt da bei einer Ernte wirklich ein ganze Menge zusammen. Erst recht, wenn man mit einem Entdeckelungsesser arbeitet. Irgendwo muss das Zeug auch hin, und so schaufelt man es aus der Not heraus in einen Honigeimer um, um Platz im Entdeckelungsgeschirr zu schaffen. Diese Eimer (es werden zwangsläufig mehrere) stellt man dann in irgendeine Ecke, wo man sie vergisst – bis man im Herbst wieder drüber stolpert, mittlerweile zu betonharten Honig-Wachs Klumpen versteinert.

Wenn es doch nur irgendein Stück Technik geben würde, was einem hier das Leben leichter macht! Und dann kommt man drauf: Der Deckelwachsschmelzer!
Noch ein Gerät! Noch mehr Edelstahl!

Dort das ganze Deckelwachs rein, Schmelzvorgang starten und 5 Stunden später den Honig, der im Wachs steckte ablassen und den Wachskuchen oben entnehmen!
Genial!
Gibt es leider auch nicht für lau.

Und da war ja noch das Problem mit den vielen Eimern im Honigraum, während der Ernte, wo Platz immer knapp ist.
Und dann alle einzeln abschäumen… 20 Eimer am nächsten Tag abzuschäumen, so viel Zeit hat man gar nicht, von der Lust mal ganz zu schweigen!

Ein Klärfass wäre toll. Ein großer Kessel, wo erst mal alles reingeht was aus der Schleuder kommt.
Da kann sich dann das restliche Wachs und die Luftbläschen oben sammeln, und man kann alles auf einmal abschäumen.
Das wäre ein echter Fortschritt!

Jedenfalls sieht man irgendwann ein, dass eine große Schleuder alleine kein Problem löst – man muss den ganzen Prozess optimieren: Vom Honigräume holen, dem Entdeckeln, schleudern, filtern, lagern, abschäumen, rühren und – vor allem -Honig verkaufen!

Es ist nämlich so, dass man die 600 KG Honig, die man geerntet hat, nicht mehr so schnell verkauft bekommt.
Früher, als man 8 Völker hatte, reichte manchmal ein einzelnes Hoffest, um die ganze Ernte zu verkaufen, und so hatte man vier Wochen nach der Ernte nur noch Restbestände.
Vorher war der Honig gefiltert, aber ungerührt ins Glas gewandert und unmittelbar verkauft worden.

Jetzt zieht sich das mit dem Verkauf – und während der Lagerbestand sich nur langsam leert, wird er im Eimer hart, womit abermals ein neues Problem um die Ecke geschlichen kommt: Wie bekommt man den festen Honig in den Eimern wieder flüssig?

Die Antwort ist ein Wärmeschrank. Den kann man sich für relativ wenig Geld selber bauen, wenn man einen leeren Kühlschrank und ein wenig Kram von Amazon kauft – Kostenpunkt mit gebrauchten Kühlschrank von Kleinanzeigen vielleicht 150-200€.

Das Problem ist jedoch, dass so ein Wärmeschrank den festen Honig zwar antaut, aber nicht wieder vollständig verflüssigt bekommt. So etwas geht nur mit einem Melitherm.

Man kann es an diesem Punkt drehen und wenden, wie man will, aber am Melitherm führt irgendwie dann auch kein Weg vorbei. Denn es führt kein Weg am Rühren vorbei, und damit man den Honig rühren kann, muss er flüssig sein.

Achso: Es führt deswegen kaum ein Weg am Rühren des Honigs vorbei, weil die Kunden sich das in der Regel wünschen. Also sie wünschen sich jetzt nicht ausdrücklich gerührten Honig, das nicht, aber sie wollen Honig in möglichst Nutella-ähnlicher Konsistenz.
Ein Honig, der langsam von unten nach oben durchkristallisiert, wie das beispielsweise bei einem unbearbeiteten Lindenhonig der Fall sein kann, kommt keim Kunden gar nicht gut an.
Was der Kunde letztlich möchte, ist einen Honig, der kontrolliert kristallisiert. Das weiß er zwar so genau nicht, aber das ist eben der Trick dahinter – der Honig muss gerührt werden.

Man kann die Eimer chargenweise per Hand rühren. Aber wenn man, so wie wir, Haustiere hat (Katzen, Hunde), dann kann man in der Regel nicht zu Hause rühren, weil das bei den umherfliegenden Tierhaaren ein Hygieneproblem ist.

Also muss man in der Imkerei, im Schleuderraum rühren. Jetzt ist es nur zeitlich weder machbar, noch vertretbar, zwei Mal am Tag in die Imkerei zu fahren und 5-10 Eimer Honig händisch durchzurühren, und so landet man sehr schnell bei einem Rührfass – einem Edelstahlkessel mit Motor und großem Rührflügel, der zeitgesteuert automatisch den Honig rühren kann.

Es gibt bei allem ein wiederkehrendes Problem: Der Honig muss immer wieder in unterschiedliche Höhen gebracht werden: Aus der Schleuder in den Eimer (Schwerkraft), aus dem Eimer ins Klärfass (Muskelkraft), aus dem Klärfass wieder in den Eimer (Schwerkraft), aus dem Eimer in den Melitherm (Muskelkraft), aus dem Melitherm ins Rührfass (Muskelkraft) und aus dem Rührfass in den Abfüllbehälter (Muskelkraft).

So ein Rührfass kann beispielsweise 140 KG fassen – das entspricht 5-6 25 KG Eimer.
Es ist mühsam, diese Eimer hintereinander in ein Rührfass zu kippen! Es ist erst recht mühsam, wenn man das Rührfass auf Tischhöhe stehen hat, damit daraus abfüllen kann.
Es ist erst recht mühsam, am Erntetag dutzende 25 KG Eimer in ein Klärfass umzufüllen, zumal man an dem Tag schon viele schwere Zargen geschleppt und gebuckelt hat.

Lande Rede, kurzer Sinn: Wenn man mit der Imkerei anfängt, und die ersten Male in Imkershops stöbert, stößt man vielleicht zufällig über ein Gerät, dass sich „Honigpumpe“ nennt, und man denkt dann ganz verwundert: Wer braucht denn so einen Quatsch?
Nur wenige Jahre später weiß man dann, wer diesen Quatsch benötigt: Man selber!

Man will den Honig nicht ständig über Höhenunterschiede heben, auch nicht über kleine. Und so wird eine Pumpe zu einer sehr sinnvollen Investition.

Aber wenn es doch so einfach wäre! Für eine Pumpe braucht man an den Edelstahlbehältern, aus denen man etwas abpumpen will, vernünftige, passende Ventile. Hier gibt es derer viele auf dem Markt, und so muss man sich für etwas entscheiden.
Und ach – es ist gar nicht so leicht, für die unterschiedlichen Behältnisse, die man in den Jahren zuvor angeschafft hat, als man noch nichts über Pumpen und Ventile wusste, passende Ventile zu finden, denn es gibt eine unendliche Fülle an Gewindetypen, die in der Imkerei zu finden sind – wenn denn ein Gewinde am Edelstahlbehälter vorhanden ist.

Was man noch hinbekommt, so wie vor dem Point of no Return, ist das Abfüllen mit dem guten alten Abfüllbehälter mit seinem Quetschhahn. Aber während man abfüllt, liebäugelt man in Gedanken schon längst mit einer Abfüllmaschine…

Wie war es früher? Wie ist es jetzt?

Am Anfang lief es so: Man holte seine 10 Honigräume, entdeckelte Stück für Stück seine 100 Rähmchen, schleuderte entspannt in seiner 4 Waben Schleuder seine 100 KG Honig, die man dann auf vier Eimer aufteilte, einmal abschäumte und von der Oma die Woche drauf ins Glas abfüllen ließ. Nicht mal das Doppelsieb war ein Problem. Und dann kam das Sommerfest in der Kleingartenkolonie, und schon war der Großteil des Honigs verkauft. Was dann noch übrig war, wurde an Kollegen und Freunde abgegeben und im September war das Thema Honig mehr oder weniger bis zum nächsten Frühjahr erledigt.

Irgendwann läuft es dann aber ganz anders: Es passen nicht mehr alle Honigräume auf einmal ins Auto, der Rücken findet das Schleppen derselbigen irgendwann auch als sehr anstrengend, im Schleuderraum wird der Platz eng, und beim Entdeckeln ist jetzt Geschwindigkeit gefragt.
Also schafft man sich einen Hänger an, für den Rücken einen Kaptarlift und zum Entdeckeln ein Speedking Entdeckelungsmesser.
Damit das gut funktioniert, lässt man die Bienen in den Honigräumen Dickwaben bauen, und weil jetzt viel Deckelwachs anfällt, in dem außerdem noch viel Honig steckt, braucht man einen Deckelwachsschmelzer, am Besten gleich mit Dorn, um über ihn zu entdeckeln.

Der Honig läuft bei Schleudern in einen Siebkübel, von dort gefiltert in einen Eimer, der – je nach Füllstand – automatisch von der Honigpumpe leer gepumpt wird, hinein in ein Klärfass.

Am Ende des Tages wird der Deckelwachsschmelzer angeworfen, sowie die Heizung vom Klärfass.
Am nächsten Tag wird der Honig aus dem Deckelwachsschmelzer abgelassen – aus 30 KG Mischung lassen sich wohl bis zu 25 KG Honig heraustrennen, und das Klärfass wird abgeschäumt.
Jetzt kann der Honig auf Eimer gezogen oder aber ein Teil ins Rührwerk umgepumpt werden, damit man den ungeduldigen Kunden schon mal eine erste Charge fertig machen kann.

Später, im Herbst, holt man den Honig aus dem Lager, taut ihn im Wärmeschrank an und schickt ihn dann durch den Melitherm, damit er wieder gerührt werden kann.
Impfhonig rein, 2-3 Tage rühren lassen und dann, wieder mittels Pumpe, in den Abfüllbehälter umpumpen, damit er von dort ins Glas wandert.

Wo man eigentlich nur eine größere Schleuder wollte, weil das viele Wenden so anstrengend war, steht man plötzlich da mit: Der großen Schleuder, einen Siebkübel, einem Entdeckelungsmesser, Flachzargen, einer Pumpe, einem Klärfass und einem Rührfass, plus dem Wärmeschrank und Melitherm.

So hatte man das alles nicht geplant- so hatte man das alles gar nicht vorhersehen können… Irgendwann hatte es ihn unterwegs gegeben: Den Point of no Return!

The Point Of No Return

Am Anfang meiner jungen Imkerlaufbahn waren wir mit meinem Verein bei einem Nebenerwerbsimker im Brandenburgischen. Es war ein lauer Sommernachmittag, es gab Kaffee und Kuchen und man tauschte sich aus – der Kollege zeigte uns seine Völker und schließlich auch seinen Schleuderraum.

In diesem Schleuderraum war alles vorhanden, was ich mir damals auch nur vorstellen konnte, inklusive großer Schleuder, Deckelwachsschmelzer und, und und.

Dieser Nebenerwerbsimker hatte 40 Völker, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendwer so viele Völker würde haben wollen oder können, es sei denn, er sein ein richtig krasser Profi.
Im Gespräch mit ihm, erzählte er irgendwann eine kleine Begebenheit, eine kleine Anekdote mit einem Erwerbsimker.
Der Erwerbsimker, sein Freund, hatte für die Anzahl der Völker nur milden Spott übrig: „40 Völker? Das ergibt überhaupt keinen Sinn! Bei 40 Völker brauchst du die gleiche Technik, wie bei 100 Völkern, nur dass du nicht so viel Geld verdienen kannst! Das ist wirtschaftlicher Unsinn!“

Daran musste ich in letzter Zeit oft denken.
Es gibt diesen Punkt, an dem man sich entscheiden muss, ob man seine Imkerei jetzt exakt so lässt, wie sie ist. Wenn ja, dann hat man seine Größe, seine Grenzen gefunden.
Wenn man aber diesen Punkt überschreitet, dann muss man bis zur nächsten möglichen Größenordnung skalieren – dann aber durch die ganze Produktionskette.

So habe ich die oben genannte kleine Anekdote für mich interpretiert.
Meine aktuellen Investitionen gelten also dem Ziel, meinen „Betrieb“ so weit fit zu machen, dass er mit meinen persönlichen Zielen mithalten kann – die Investitionen dienen einer langfristigen Strategie.

Manches davon wird nicht auf Anhieb klappen, bestimmte Erfahrungen müssen erst gesammelt und in Optimierungen umgemünzt werden, aber da ich nicht auf der grünen Wiese anfangen musste, und es Leute gibt, die gerne und ausgiebig über eigene Erfahrungen berichten, konnte ich mir viel abschauen.

Ich bin hinreichend optimistisch, was die neue Saison betrifft, und auch schon hinreichend gespannt, was alles nicht funktionieren wird.

Der nächste Point Of No Return liegt jetzt jedenfalls ein klein wenig in der Zukunft… November oder so.