2019.7 Alles ein wenig viel gerade

Am Sonntag Abend hatte ich dann gepflegt die Nase voll: Warum tue ich mir das alles nur an? Und das sogar freiwillig!?

Dem voraus gegangen war ein Wochenende voller Bienen, Beuten, Schleudern und Dinge durch die Gegend schleppen, fahren, transportieren. Von Freitag Nachmittag bis Sonntag Abend ging es in einer Tour:

  • Völker durchsehen, weil Schwarmstimmung,
  • Völker einer TBE unterziehen, weil zu viele Varroen,
  • Honigernte vorbereiten, indem Bienenfluchten eingelegt wurden,
  • Schleuder und Geschirr aus dem Lager nach Hause fahren, Küche halb umräumen, um Platz für die Schleuder und die hygienischen Voraussetzungen zu schaffen,
  • Begattungsableger bilden,
  • Begattungsableger zum Begattungsplatz fahren,
  • Honig ernten,
  • mit Mutter und dem Lütten gemeinsam entdeckeln und schleudern,
  • Schleuder reinigen, Entdecklungsgeschirr reinigen,
  • Küche reinigen…
Schleudern…

Als im am Sonntag Nachmittag eine Stunde lang auf dem Fussboden rumrobbte, um die Klebereste der Malerfolie, die ich aus hygienischen Gründen ausgelegt hatte, mit Terpentin zu lösen, und mein Kopf langsam aber sicher zu explodieren drohte, hatte ich ernsthafte Zweifel daran, dass das alles so eine gute Idee ist.
Zu allem Überfluss ist die Frühjahrsernte schlechter als erwartet ausgefallen.
Und so lag ich Sonntag Abend, mittlerweile waren durch die Terpentindämpfe auch noch Übelkeit dazu gekommen, müde und desillusioniert auf der Couch.

Ich habe jetzt ein Projekt fallen gelassen (eigene Königinnen nachziehen), und beschränke mich für den Rest der Saison auf die bereits länger geplanten Vorhaben, sprich: Zuchtköniginnen begatten lassen, die Linde anwandern und einen Teil der Völker auf Dadant umstellen. Sonstige Sperenzien versuche ich zu unterlassen.

Natürlich klappt aber auch bei den geplanten Vorhaben nicht alles wie gedacht: Von den Begattungseinheiten haben sich zwei leergeflogen (vermutlich untaugliche Brutwaben verwendet), die Königinnen wären fast eine Woche zu früh geliefert worden (was mit einem Telefonat und einem beherzten Eingreifen der Züchter-Ehefrau noch einmal verhindert werden konnte), und mittlerweile habe ich auch Zweifel, dass ich genug Bienenmasse zusammenbekomme, um alle Dadant-Kisten schon dieses Jahr zu besiedeln.

Aber trotzdem war bereits 48 Stunden nach dem abendlichen Tiefpunkt die Lust wieder zurückgekehrt. Und so sitze ich jetzt doch hier und warte gespannt auf die Zuchtweiseln, und hoffe, dass ich die alle gut in die Völker und gut begattet bekomme, als Rückrad für das kommende Jahr.

Als Imker verhält man sich manchmal auch nur wie ein Crack-Junkie…