In Kanada scheint das im Frühjahr ein Thema zu sein: Man legt auf die Völker “Pollen-Patties”, um deren Brutentwickliung zu unterstützen.
Die Idee ist, dass man Eiweiss zur Verfügung stellt, wenn von draußen noch nichts reinkommt (kein Bienenflug möglich ist, bzw. die Bienen noch keinen Pollen finden), um so das Brutgeschäft anzuheizen, bzw. zu unterstützen.
Ob das funktioniert?
Und wie ich versucht habe, das nachzuahmen…
Randy Oliver hat das Thema untersucht. Der imkert in Kalifornien und hat mitunter ähnliche Probleme wie die Imker in Kanada: Während in Kanada Pollenmangel aufgrund der langanhaltenen Winter auftritt, ist in Kalifornien eher eine lange Trockenheit dafür verantwortlich.
Also hat Randy Oliver, der in der Imkerwelt meiner Wahrnehmung nach ein hohes Ansehen genießt, das Thema mal näher untersucht, und diverse Pollensubsitute miteinander verglichen.
Dabei kamen sogenannte “Pollen Patties” zum Einsatz, eine Art Pollenfutterteig, der den Völkern auf die Rähmchen aufgelegt wurde.
Um es abzukürzen: Das Ersatzfutter funktioniert ziemlich gut, so lange nicht von draussen die natürliche Pollenversorgung sichergestellt werden kann.
Wenn von draussen Pollen reinkommt, nehmen die Bienen die Patties schlechter bis gar nicht mehr ab.
Der Unterschied zwischen gefütterten Völkern und der Kontrollgruppe (Völker ohne Pollensubstitute) zeigte sich im Brutumfang: Während die Völker ohne zusätzliches Ersatzfutter ihre Brut kanibalisierten und lediglich kleine Brutsätze zuende pflegten, legten die gefütterten Bienen große Brutnester an, die kaum Anzeichen von Kanibalismus zeigten. Dadurch war eine bessere Volksentwicklung möglich als in der Kontrollgruppe.
Randy Oliver beschreibt in einem Beitrag, woran man Pollenmangel erkennen kann (siehe ganz unten in dem verlinkten Artikel). Das hat insbesondere mit der Menge an Futtersaft in den Zellen zur Larvenfütterung zu tun (wenig Futtersaft == Pollenmangel, viel Futtersaft == Versorgung gewährleistet). Das war schon mal ein Augenöffner.
Neopoll
In den USA oder in Kanada verwendet man so etwas wie Ultra Bee Pollen Substitute, ein Futterteig mit 18% Eiweissanteil.
So etwas gibt es hierzulande nicht zu kaufen. Hier bekommt man Neopoll, wo laut Hersteller ein Eiweissanteil von 2% enthalten ist.
Ich habe Mitte Februar mit dem Schied-setzen auch Neopoll auf einen Teil der Völker gegeben, um zu vergleichen, ob das diesen Einheiten einen Entwicklungsvorteil gegenüber den anderen Einheiten verschafft.
Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Die von mir mit Neopoll gefütterten Einheiten sind ebenso aus der Brut gegangen, wie die nicht gefütterten. Ausschlaggebend war vermutlich das Wetter, welches fast 4 Wochen lang keinen Flugbetrieb zuliess.
Wenn man sich den Eiweissanteil von Neopoll ansieht (im Vergleich zu beispielsweise Ultra Bee), dann scheint die Erklärung naheliegend: Der Eiweissanteil ist einfach viel zu niedrig, um etwas Substantielles an der Eiweissversorgung der Völker mithilfe von Neopoll zu ändern.
Fazit
- Die Fütterung der Völker mit Neopoll ab Mitte Februar hat bei mir keinen Unterschied im Brutumfang zu nicht-gefütterten Völkern gebracht.
- Der Eiweissanteil bei Neopoll beträgt rund 2% und ist damit deutlich niedriger, als Vergleichsprodukte aus den USA (12-18%).
- Das Eiweisssublimente positive Auswirkungen haben können, hat Randy Oliver gezeigt. Er hat dabei aber Teig mit hohem Eiweissanteil verfüttert.
- Eiweisssublimente nützen nur dann, wenn von draußen kein Pollen eingetragen werden kann.
- Sollte ich noch einmal Eiweiss gezielt füttern, dann aber entweder ein selbst hergestellter Teig (siehe Rezepte-Links weiter unten), oder aber ein Produkt wie Ultra Bee. Auch dann muss wieder eine Kontrollgruppe her.
- DIe auf dem deutschen Markt erhältlichen Produkte scheinen keinen Sinn zu machen, außer bezüglich des Geldbeutels der Futterteighersteller.
Mein Fazit daraus: Also entweder bleiben lassen, oder einen Futterteig mit einem deutlich höheren Eiweissanteil finden.
Und nur dann füttern, wenn von draußen nichts reinkommt. Andernfalls gewinnt immer (Gottseidank!) das natürliche Pollenvorkommen als Eiweissquelle.