2020.11 – Belegstelle, Ableger platzen und Linde

Linde

Die ersten Linden sind zwar aufgegangen, aber die Stockwaagen zeigen kaum Zunahmen. Letztes Jahr verhielt es sich genau so, und ich hoffe jetzt einfach, dass sich der Nektar noch einstellen wird. Regen ist jedenfalls gefallen, auch in relevanten Mengen.

Durchsichten mit Problemen

Nachdem die Robinie an fast allen Standorten komplett ausgefallen ist, aber ich an den meisten Standorten zufüttern müssen.
Zuvor friedliche Völker sind auf einmal recht biestig. Was ich in den vergangenen Tagen gestochen worden bin, geht auf keine Kuhhaut.

Eine meiner besseren Ertragsvölker hat seine Königin verloren – warum auch immer. Hier musste jetzt eine frische Schwarmkönigin als Überbrückung herhalten. Diese hatte, als zweite Nachschwarmkönigin, nicht mehr viel Belegschaft in der Kiste, aber einen unbändigen Legedrang, und das Ertragsvolk keine Weisel mehr, sodass ich jetzt beide vereinigt habe, in der Hoffnung, dass die noch Ertrag bringen.

Neue Serie

Heute geht vermutlich eine neue Serie an Königinnen an den Start. Diesmal wieder von der bereits genannten Carnica Zuchtmutter.

Eigentlich wollte ich dazu einen Adamstarter basteln, aber da fehlte bisher die Zeit, und jetzt starten wir die Serie in einer weisellosen Hinterbehandlungsbeute. Ob das etwas wird, kann ich nicht sagen, aber schauen wir mal.

Rückstau

Ich komme im Moment mit vielen Dingen nicht so richtig hinterher.
Ich muss zum Beispiel an unserem neuen Standort noch Beutenständer bauen, vorerst für 20 Mini Plus und für rund 20 Ableger.

Ich habe auch noch 12 Dadant-Beuten, die geliefert worden sind, die kurzfristig gestrichen werden wollen. Außerdem habe ich dazu noch die Rähmchen, in welche Mittelwände eingelötet gehören.

Weil das noch nicht genug ist, müssen noch ein paar hundert Kilo Honig abgefüllt und etikettiert werden – wobei mir für zumindest eine Sorte noch ein Etikett fehlt.

Es fehlt auch noch ein “Firmen”-Schild für das neue Imkereigrundstück, außerdem muss ich den schon fertigen Honig ausliefern.

Weil das noch nicht genug ist, müssen die ältesten Ableger in normale Beuten umziehen und erweitert werden – die platzen gerade aus allen Nähten. Die jungen Königinnen wollen einfach legen, auf Teufel komm’ raus.

Belegstelle

Am Freitag habe ich 26 Einheiten auf die Belegstelle Annaburger Heide gefahren.
Ich bin wirklich gespannt, was dabei raus kommt, werde das Ergebnis aber erst in zwei Wochen erfahren. Das sind, wie erwähnt, Buckfast Königinnen, deren Drohnen nächstes Jahr für die Oie vorgesehen sind. Auch die Verpaaarung ist interessant, eine Rüppel-Herkunft mit wohl sehr guten VSH Werten. Also mal abwarten, was dabei raus kommt.

TBE voraus

In 4 Wochen steht die TBE an. Da kommt dann noch mal eine richtige Arbeitsspitze, die sich aber bei den Auswinterungsergebnissen immer wieder bezahlt macht.

Im Moment schlaucht es etwas. Ich bin froh, wenn es wieder etwas ruhiger wird. Und ich denke im Moment, dass ich nächstes Jahr die Anzahl der Wirtschaftsvölker halten, und nicht erweitern will. Erst einmal lernen, so viele Kisten effektiv zu managen. Dann kann man weitersehen.

2020.10 – Mehr Frühlingshonig

Schleudern!

Am Wochenende haben wir ein weiteres Mal geschleudert, um Honigräume leer zu bekommen, bevor die Linde los geht.
Vermutlich werden wir aber kommendes Wochenende noch eine Runde zwischenschieben, um Robinie zu ernten. Insgesamt lief das Frühjahr eher durchwachsen – gerade der Raps hat nicht so viel gebracht, wie erhofft.

Königinnen!

Am 29. Mai war ich in Lübeck, Zuchtstoff holen. Von 50 Larven haben es 29 in den Brutschrank geschafft, als verdeckelte Zellen, welche (hoffentlich) übermorgen schlüpfen werden. Am Wochenende gehts dann auf die Belegstelle. Dafür muss ich aber noch reichlich Begattungseinheiten aus dem Hut zaubern…

Ansonsten sind haben die meisten Ableger jetzt eine legende Königin, und der Unterschied dieser Königinnen im Vergleich zu Nachschaffungsköniginnen ist relativ offensichtlich: Sie geben gleich richtig Gas.

Drei Wochen nach Stecken der Zellen hatten bis auf eine alle schon drei Waben großflächig belegt, teilweise schon verdeckelt, die vierte Wabe war in Arbeit.

Wärmeschrank!

Ich habe Rapshonig, der sehr schön fest geworden ist. Und damit ich den ins Glas bekomme, muss ich ihn auftauen.

Nun hätte ich einfach einen Einweckautomaten kaufen können, aber tatsächlich habe ich im Netz eine einfachere Alternative gefunden: Einen alten Kühlschrank, eine temperaturgesteuerte Steckdose und ein kleiner Heizradiator.

Mit diesen drei Zutaten bastelt man buchstäblich in 10 Minuten einen Wärmeschrank, der einwandfrei funktioniert.

Ich werde dazu mal bei Gelegenheit eine kleine Anleitung schreiben, bzw. die Komponenten vorstellen.

Abfüllen!

Wir wollen diese Woche auch abfüllen.
Das passiert etwas aus der Not heraus: Füllen wir nicht ab, werden wir die Honigeimer bei der Lindenernte schmerzlich vermissen.

Außerdem haben wir Kunden, die in den Startlöchern stehen und Honig brauchen.
Wir werden dieses Jahr dabei ein interessantes Sortiment haben:

  • Frühtracht mit viel Raps
  • Obstblüte, geimpft mit etwas Raps (und dann hoffentlich schön streichzart, cremig)
  • Obstblüte ungeimpft (also eher flüssig)
  • Robinie (klopft auf Holz, dass das noch etwas wird)
  • Linde (toi toi toi), wenn es den klappt

Wir haben jetzt eigene Etiketten am Start – insgesamt entwickelt sich also unser kleines Franchise 🙂

Hinterbehandlungsbeuten!

Aus Gründen lerne ich gerade die Arbeit mit klassischen DDR Hinterbehandlungsbeuten, allerdings auf Kuntsch.

Ich sage mal so: Es ist wieder etwas ganz anderes. Und es ist so etwas wie Brauchtumspflege.

Noch mal zu dem Ablegern…

Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt schon Ableger verkaufen soll, oder ob ich so viele wie möglich über den Winter nehme und im Frühjahr verkaufe.
Im Moment geht mir aber der Platz und vor allem die Kisten aus.

Ich glaube, ich inseriere welche.

2020.7 Alles wiederholt sich

Es hat geregnet, endlich einmal. Aber bisher konnten die Bienen das noch nicht in Nektar ummünzen. Aber vielleicht sollte ich doch darüber schreiben, was die vergangene Woche in der Imkerei los war…

Königinnen machen

Ich habe diese Woche einen Anbrüter aufgesetzt und getestet, umgelarvt und diese Larven dann 16 Stunden anziehen lassen. Anfänglich war ich skeptisch, um das alles gelungen ist, aber letztlich sind 2/3 der Zellen angenommen worden. Im Moment stecken noch 20 Zellen im Pflegevolk und werden dann hoffentlich am Mittwoch in den Inkubator gesteckt.

Währenddessen warte ich darauf, dass die ersten Zellen fertig werden. Der Inkubator brummt seit letzter Woche brav vor sich hin und hält konstant Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Morgen Abend bereite ich dann die ersten Mini Plus Kisten vor, welche die Zellen dann aufnehmen sollen.

Mein Plan sieht vor, bis Ende Mai jeden Freitag Zellen anzusetzen, am 29. Mai dann mit Zuchtstoff. Diese Königinnen, die daraus hoffentlich schlüpfen, sollen dann auf die Belegstelle Anaburger Heide gefahren werden. Da bin ich dann mal wirklich gespannt, was dabei herauskommt.

Ableger machen

Für die o.g. 2. Serie habe ich gestern Ableger erstellt, 9 Tage vor Steckend er Zelle. Dafür habe ich meine Raps-Völker um Brutwaben und Bienen erleichtert.

Es ist überflüssig zu erwähnen, dass ich damit meine Tracht schmälere und man aus ökonimischer Sicht so etwas nicht machen sollte, aber es ging halt nicht anders. Dieses Jahr will ich unterschiedliche Konzepte zur Vermehrung ausprobieren, und da steht dann der reine Hoinigertrag etwas im Hintergrund.

Völkerkontrolle

Außerdem habe ich alle Völker durchgesehen, schwarmtriebigen Völkern durch TBE, Zellen brechen oder Königinnenableger die Reiselust verdorben.

Ich bin mir noch nicht sicher, welche Maßnahme zur Schwarmverhinderung sich am Besten in ein wirtschaftliches Konzept meiner Imkerei eingliedert. Dem Volk mit dem Königinnenableger werde ich vielleicht eine meiner Zellen stecken…

Insgesamt ist es eine arbeitsreiche Zeit gerade, aber ich lerne schon wieder mit Druckbetankung, und bisher – toi toi toi – läuft es soweit ganz gut.

Nur bei den Ablegern muss ich Eventuell noch einmal nachsteuern – möglicherweise habe ich die zu schwach gebildet.

2020.5 – Der dürre Raps

Die gute Nachricht zuerst: Das korrigieren der Bruträume war scheinbar keine vergebene Liebesmüh, die Brutnester haben sich bei fast allen recht kompakt entwickelt. Und Schwarmstimmung war noch nirgends festzustellen, lediglich zwei Völker hatten Spielnäpfchen.

Am Wochenende, nachdem die Völker rund 5 Tage im Raps gestanden hatten, waren die Honigräume mitunter noch leer, bestenfalls vorsichtig angetragen. Ich kann nicht sagen, dass der Raps eine Massentracht ist, und jetzt warte ich ab, was noch passiert.
In jedem Fall zollt die Trockenheit ihren Tribut, und während die Welt sich um Corona kümmert, und wir zurecht allesamt diesbezüglich in Sorge sind, so schreitet etwas weiter voran, wogegen es einst keine Impfung, kein Social Distancing und keinen Lockdown geben wird: Der Klimawandel.
Eine der belastenden Nebenwirkungen an einer Imkerei ist der Umstand, dass man vor dem Klimawandel nicht die Augen verschließen kann – er ist allgegenwärtig bei der Pflege der Bienen, und der fortschreitenden Zerstörung jener Umwelt, in der sie normalerweise leben.

Vermehrung startet

Ich möchte zum Wochenende hin eine erste Serie an Königinnen ansetzen. Dabei geht es nicht darum, wirklich gute Weiseln zu ziehen, sondern sich handwerklich der Materie zu nähern, umzularven, Pflegevölker zu erstellen, den Inkubator zu testen – kurz gesagt: alle notwendigen Aspekte einer sauberen Königinnenvermehrung zu üben, bevor es dann Mitte/Ende Mai ernsthaft losgehen soll.

Ich recherchiere im Moment noch, wo ich guten Zuchtstoff mit Pedigree herbekomme, welcher dann als Grundlage eigener bescheidender Zuchtbemühungen dienen kann. Immerhin will ich damit auf eine Belegstelle fahren und diese Weiseln als Prüfkandidatinnen durch das nächste Jahr führen. Es gibt ein paar Optionen, und wie immer ist es die Qual der Wahl.

Insgesamt habe ich drei bis vier Serien geplant, und ich bin sicher, ich werde mich hoffnungslos übernehmen…

2020.4 – Wartung und Wanderung in den Raps

Am Wochenende habe ich bei den Völkern Futterwaben entnommen und den Brutsitz überprüft. Fazit: Ich musste bei allen Futterwaben entnehmen, und bei fast allen war der Brutraum zu großzügig angepasst. Das habe ich daran festgemacht, dass zu zu viel Pollen und zu viel frischer Nektar ins Brutnest gebracht wurde. So habe ich in der Regel eine Wabe hinter das Schied gerückt und den Brutraum damit verkleinert. Die Pollen-/Nektarwaben sind damit trotzdem noch für die Bienen erreichbar, und somit sind die Ressourcen nicht verschwunden. Wir hatten jetzt prompt zwei Tage, an denen kein Flugwetter herrschte, und jetzt vermute ich, dass diese zwei Tage dazu geführt haben, dass das Brutnest wieder etwas freier geworden ist, Pollen und Nektar verbraucht und damit Platz für die Königin geschaffen wurde.

Die Drohnenrähmchen sind mitunter sehr gut ausgebaut worden, manche Völker haben keinerlei Drohnenbau errichtet. Ansonsten ist von Schwarmstimmung bisher weit und breit nichts zu erkennen, nicht einmal Spielnäpfchen sind angesetzt worden.

Damit sich das ändern kann, habe ich eine Reihe von Kisten in den Raps gewandert.

Meine im Winter selbst gezimmerten Paletten haben dabei recht gut funktioniert – die Beuten standen vergleichsweise sicher auf der Sackkarre.

Der zuständige Landwirt hat mir versprochen, mir vor einer Spritzung bescheid zu geben, bzw. außerhalb der Bienenflugzeiten zu fahren. Ich habe die Kisten auch mit etwas Abstand zum Raps aufgestellt, damit sie zumindest keine direkte Dusche abbekommen können.

Da es wieder einmal sehr trocken ist, bin ich unsicher, ob und wie viel Honig am Ende überhaupt eingetragen wird, zumal die Kisten, die ich hingestellt habe, nicht sonderlich stark sind.

Aber wie schrieb mal jemand im Internet: Raps ist auch eine gute Aufbautracht – und ich werde jetzt mal die Entwicklungsdynamik der Völker im Raps beobachten.

Zucht/Vermehrung

Ich denke, mit der Vermehrung/Aufzucht von Weiseln werde ich erst Anfang/Mitte Mai beginnen. Zur Zeit sind bei mir kaum Drohnen vorhanden und Schwarmstimmung ist keine erkennbar. Insofern warte ich derzeit noch etwas ab.

Es gibt unterschiedliche Strategien, bzw. Herkünfte, die ich dieses Jahr angehen will:

  • Zum einen will ich von meinem “Besten Volk” selber nachziehen. Das hat hauptsächlich damit zu tun, dass ich selber umlarven möchte, das Pflegevolk erstellen und einmal den ganzen Prozess bis zur Begattung selber, mit kostenlosem Material durchspielen möchte. Mit diesen Königinnen will ich Ableger besiedeln, Apideas und Mini+ Völkchen starten.
  • Von einem befreundeten Imker möchte ich von Buckfast-Zuchtmüttern nachziehen, welche dann im Herbst in die eine Hälfte meiner Wirtschaftsvölker eingeweiselt werden soll. Die andere Hälfte der Königinnen muss aus den Herkünften der Belegstelle Kohnert Buche kommen. Es gibt einen Landwirt im Sperrkreis, den ich nächstes Jahr gerne anwandern würde, bei dem die Herkünfte belegstellenkonform sein müssen. Daher die Notwendigkeit einer definierten Herkunft.
    Dazu muss man ergänzen: Die Kohnert-Buche bekommt einen neuen Betreiber, Ansgar Westerhoff. Wenn ich den Zuchtobmann richtig verstanden habe, dann wird man darüber an TOP-SPITZENMATERIAL!111! kommen.
    Das wäre doch sehr schön!
  • Ich habe noch Zugriff auf eine gekörte, künstlich besamte Carnica Herkunft. Von der könnte man ja auch einmal umlarven und noch mehr Ableger damit bestücken.

Dann hätte ich sehr unterschiedliche Vergleichsmöglichkeiten, die mir vielleicht zeigen, was so möglich ist.
Und was die Buckfast-Herkunft betrifft: Zumindest diese Töchter würde ich gerne auf einer Belegstelle begatten lassen.

Der Fokus liegt aber zunächst auf der Aufzucht im Starter/Finisher, mit einem Finale im Brutkasten, um dann als schlupfreife Zellen in Begattungseinheiten zu schlüpfen.
Ich will mich also zunächst auf das schnöde Handwerk konzentrieren, damit ich die schöne Genetik dann nicht durch schlechte Aufzucht verderbe.

Varroamanagment – brauchen wir ein Umdenken?

Auf der letzten Imkeversammlung habe ich mich leichtsinnigerweise dazu bereit erklärt, einen Vortrag rund um das Thema “VSH/SMR Zucht” zu halten.
Da ich ab März/April praktisch keine Zeit mehr habe, einen Vortrag mit der entsprechenden Sorgfalt vorzubereiten, habe ich also die Feiertage mit Recherche und Folien-erstellen verbracht.

Bevor ich tiefer einsteige: Ich gehe davon aus, dass der Leser so weit mit der Materie vertraut ist, dass er Begriffe wie “VSH” zuordnen kann und die grundsätzlichen Wirkungsweisen der Varroamilbe auf das Bienenvolk verstanden hat.
Dies wird kein Vortrag für Imkerlaien!

Nachfolgend werde ich versuchen, meine innerliche Reise darzustellen, die von einem oberflächlichen Verständnis von VSH zu der Frage führt, ob wir nicht alle beim Umgang mit der Varroamilbe umdenken müssten.

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Meine Imkertermine im ersten Quartal

Ich werde in den ersten drei Monaten hier und da im Bundesgebiet unterwegs sein – vielleicht trifft man sich ja mal irgendwo:

  • 19. Januar: Methodentage für die Regionalgruppen des SMR-Projekts in Rosengarten. Hier wird man gezielt für die Arbeitsmethoden innerhalb des SMR Projektes geschult.
  • 01. Februar: 5. Mitteldeutscher Buckfastimkertag in Leipzig.
  • 13. – 15. März: Imkerforumstreffen in Kleinlüder.

Wie man unschwer erkennen kann, geht mein Weg dieses Jahr in Richtung Zucht.
So ist zumindest meine strategische Planung für die kommenden Jahre.

Weil ich Bock auf Recherche hatte, habe ich mich bereit erklärt, im Imkerverein einen Vortrag zum Thema “VSH Zucht” zu halten.
Derzeit nutze ich die Feiertage, Informationen zu sammeln und in eine Präsentation zu gießen.

Vortrag “Varroa Toleranz” von Fred Zautke vom 18.11.2019

Andreas Gottschalk, (Mitbe-)Gründer der Nordberliner Immenfreunde, hat am 18. November an einem Vortrag von Fred Zautke beim Imkerverein Kreuzberg in Berlin teilgenommen.

Fred Zautke hat über die Varroa Toleranzzucht am LIB Hohen Neuendorf berichtet, und Andreas hat daraus eine prägnante, sehr informative und stichpunktartige Zusammenfassung gezaubert, die nachfolgend eins zu eins wiedergegeben wird.

Disclaimer: Fred und ich sind im gleichen Imkerverein. Ich schätze ihn für seine Hilfsbereitschaft, seine Erfahrung und seine Kompetez.

Jetzt aber der Bericht von Andreas:

Fred Zautke ist Imker und Versuchstechniker, seit 1985 beim LIB.

  • Varroa-Toleranz-Zucht seit 1991
  • Besonderheiten der Apis cerana im Umgang mit der Varroa:
    • Die Varroa befällt nur die Drohnenbrut
    • Befallene Brut wird von den Arbeiterinnen ausgeräumt
    • Bei Mehrfachbefall werden die Brutzellen “eingesargt” (bleiben bis zum Tod der Varroa verschlossen).
    • Grooming (Putzverhalten der Arbeiterinnen untereinander)
  • Unterschieden wird bei der Varroa-Milbe in V. jacobsini und V. destructor; die V. jacobsini kommt nur bei Apis cerana vor, die V. destructor bei Apis mellifera und cerana.
  • Problem der Varroa-Toleranz bei Apis mellifera:
    • Die Varroa befällt auch die Arbeiterinnenbrut.
    • Das Grooming/Putzverhalten ist schwach ausgeprägt bis fehlend
    • Befallene Brut wird kaum bis überhaupt nicht von den Arbeiterinnen erkannt.
    • Das Erkennen befallener Brut ist aber sehr unterschiedlich ausgeprägt, es gibt Zuchtlinien mit dieser Eigenschaft.
    • Es gab verwaiste Bienenvölker in Sachsen und Brandenburg, bei denen der Imker verstorben war, aber 3/4 der Bestände ohne Behandlung den nächsten Winter überlebt haben. Hierbei sind häufig äußere Einflüsse entscheidend. Werden diese vermeintlich Varroa-toleranten Völker an andere Orte verbracht, sind sie dort nicht reproduzierbar Varroa-tolerant.
  • Ein lückenhaftes Brutnest zeigt, wo die Arbeiterinnen Brut ausgeräumt haben.
  • Eine frühere Zuchtauswahl auf ein besonders geschlossenes (weil vermeintlich gutes) Brutnest erwiesen sich im Nachhinein als kontraproduktiv.
  • Messung der Varroa-Entwicklung in der Saison erfolgt durch eine anfängliche Befallsmessung mit eingeschobener Windel, im Sommer jedoch durch Auswaschen einer Bienenprobe, da sie aussagekräftiger ist.
  • In den 90er Jahren führte man den sogenannten Nadeltest im Rahmen der Varroa-Toleranz-Zucht durch; dabei wird mit einer Nadel durch den Zelldeckel in die Puppe gestochen und diese damit beschädigt. Nach 8 Stunden wird geprüft, welche Zellen die Arbeiterinnen im Rahmen des Hygieneverhaltens ausgeräumt haben. Ein Wert von 50% erwies sich hierbei bereits als gut.
  • Indem Puppen im Stadium mit roten Augen ausgewählt werden, stirbt die Puppe nicht sofort, so dass die Erkennungsleistung der Arbeiterinnen signifikanter ermittelt wird.
  • I-Test: Gezielte Infektion der Puppen mit Milben zur gezielten VSH-Untersuchung:
    • Varroa Sensitive Hygiene Hierbei werden frisch verdeckelte (nicht nebeneinander liegende) Zellen geöffnet und je eine Milbe eingeschleust.
    • Parallel dazu werden Zellen nur geöffnet, ohne sie mit Milben zu infizieren. (Gegenprobe).
    • Am dritten Tag nach der Infektion schlüpft normalerweise die erste Nymphe aus dem Milbenei; bestimmte Arbeiterinnen scheinen dies am Geruch zu erkennen und öffnen die befallenen Zellen partiell, die sogenannten Starter.
    • Andere öffnen die Zellen weiter, bis schließlich die Puppe ausgeräumt wird. Allerdings gibt es (teilweise deutlich mehr) Arbeiterinnen, die diese geöffneten Zellen wieder verschließen, ehe die Puppe ausgeräumt wird.
    • Mit dem I-Test wird also gezielt nach Bienen gesucht, die mit Varroa befallene Zellen gezielt erkennen. Dies wird im LIB mit markierten Arbeiterinnen und Aufnahme im Infrarotlicht beobachtet.
    • Die Arbeiterinnen, die mit Varroa infizierte Zellen erkennen können und den Anfang beim Ausräumen machen, sind für die Varroa-Toleranzzucht besonders relevant.
    • Da jedoch aus Arbeiterinnen nicht einfach nachgezüchtet werden kann, bleibt nur der Umweg, diese Arbeiterinnen dazu zu bekommen, drohnenbrütig zu werden.
    • Sie werden also in kleine weisellose und brutfreie Sondervölker separiert. Da aber Arbeiterinnen nicht pauschal drohnenbrütig werden, werden die restlichen Stockbienen immer durch frisch geschlüpfte Bienen ausgetauscht, denn die älteren Arbeiterinnen werden mit höherer Wahrscheinlichkeit drohnenbrütig.
    • Trotz dieses Aufwands liegt der Erfolg dabei aber bei nur 3%. Mit den Drohnen werden dann Jungköniginnen aus anderen VSH-Völkern künstlich besamt.
  • SMR: Suppressed Mite Reproduction (Verringerte Milben-Reproduktion)
  • Räumen Völker befallene Brut vorzeitig aus, wird der Brutzyklus der Varroa unterbrochen.
  • Geschieht dies 2 bis 3 Mal hintereinander, braucht die Varroa zum Neustart des Redroduktionszykluses zusätzliche Zeit, so daß sie sich in der Arbeiterinnenbrut nicht mehr vermehren kann, d.h. der Brutbeginn der Varroa beginnt so spät, daß aus der Zelle die neue Arbeiterin schlüpft, bevor die Milbentöchter ausgereift und begattet sind.
  • Dieses Störungsverhalten kann auch durch Öffnen und Wiederverschließen eintreten. Um dies weiter zu erforschen, muss auch hier beobachtet werden.
  • Da aber der Brutzyklus der Varroa unter den Zelldeckeln nicht gefilmt werden kann, werden die Zelldeckel am 10./11. Tag der Verdecklung mit einem Klebestreifen versehen und die Zelldeckel abgezogen.
  • Sind nur eine hellbraune und nur eine dunkle Tochtermilbe in der Puppelzelle, geht man von einer schlechteren Milbenreproduktion aus, also einem Bienenvolk mit SMR-Eigenschaft aus.​
  • Bei der Zucht erfolgt eine Zuchtwertschätzung, bei denen Honigertrag, Sanftmut, Wabenstetigkeit und Schwarmträgheit mit je 15% Gewichtung und Varroa-Toleranz mit 40% Gewichtung zu einem Gesamtpunktesystem kombiniert wird.
  • Die Werte gekörter Zuchtmütter können im Internet unter Beebreed.eu öffentlich eingesehen werden.
  • Zucht- und Forschungsziele im LIB:
    • Zuchtwertschätzung und Schätzung der genetischen Parameter
    • molekular-genetischen Grundlagen der Krankheitsresistenz (Lokalisation der relevanten Gen-Abschnitte)
    • Varroa-Toleranz-Zucht
    • Infrarot-Langzeit-Beobachtung
    • Kryo-Labor zur Langzeitaufbewahrung von Drohnen-Sperma
    • Wärmebildbeobachtung zur Analyse zur Thermoregulation im Bienenvolk
  • AGT: Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht: ca. 100 Züchter mit 2000 Völkern nehmen daran teil;
  • die Varroa-Toleranz-Zucht ist nicht allein durch ein Bieneninstitut leistbar.
  • Labortest: Es werden ca. 60 bis 70 definierte, nicht-zusammenhängende Puppenzellen mit Milben infiziert.
  • Diese werden in Völker gegeben, die gut im Wiederverschließen von Zelldeckeln sind.
  • Anschließend werden sie in die zu beprobenden Völker gegeben. Damit halbwegs realistische Versuche mit kleinen Volks-Einheiten durchgeführt werden können, werden die infizierten Waben mit Gase-Abtrennung in größere Völker gesetzt, so dass sie sich als Teil eines normalen Volkes führen.
  • Später wird geprüft, wie viele Zellen ausgeräumt wurden.
  • Varroa-Toleranz-Zucht:
    • Anfangs 30 von 60 Zellen, heute gelten 59 von 60 Zellen als gut.
    • Zum Vergleich die “Hauslinie” vom LIB ohne spezielle Toleranz: 3 von 60 Zellen.
  • Diskussionen um äußerer Einflüsse: Es wird vermutet, dass das Ausräumverhalten in Schlecht-Wetter-Phasen besser ist, da mehr Bienen zu Hause bleiben und intensiver mit Brutpflege beschäftigt sind.
  • Feldtest: Der Versuch wird nur mit 20 infizierten Zellen durchgeführt.
  • Seit 5 bis 6 Jahren wird ein weiterer Feldtest in Form eines Vitalitätstest durchgeführt, indem Völker unbehandelt in den Wald gestellt werden.
  • Aus der “Hauslinie” überlebte im ersten Jahr nicht ein Volk den Winter, weshalb auf diese Form der Gegenprobe inzwischen verzichtet wird.
  • Die Varroa-Toleranz-Zucht überlebt unbehandelt typischerweise den Winter bis zum nächsten August, bevor die zusammenbricht.
  • Aus diesen selektierten Völkern werden Drohnen und Königinnen verpaart. Ziel ist es, eine Zuchtlinie aufzubauen, die mit einer einzigen Winterbehandlung auskommt.
  • Ganz ohne Behandlung wird es eher nicht gehen.
  • DWV-Untersuchung (DWV=Deformed Wing Virus=Flügeldeformationsvirus)
    • Befallene Arbeiterinnen zeigen Lernbehinderungen und neigen zum Verflug, womit ein hohes Infektionsrisiko für die Nachbarvölker besteht.
    • Nebenwirkung: Von Varroa befallene Puppen benötigen 13 statt 12 Tage Verdeckelung, womit drei begattete Milbentöchter schlüpfen und die Varroa-Reproduktion erhöht wird.
    • Bei der VSH-Umtersuchung wird versucht, gezielt mit Milben zu arbeiten, die kein DWV in sich tragen, um die VSH- Ergebnisse nicht zu verfälschen.
    • Aktuelle Ergebnisse vom LIB für (A) Selektionslinie der Varroa-Toleranzzucht (B) Hauslinie bzw. gute Zuchtvölker Zell-Öffnen-/Ausräum-Verhalten:
      • Bei (A) haben 4% der Bienen haben diese Eigenschaft,
      • bei (B) haben nur 2%.
      • Durchschnittlicher Milbenbefall im Volk zur ersten Sommerbehandlung (A) 162,8 Milben (B) 337 Milben
  • Nächste Ziele: Genetische Untersuchung der Varroa-Toleranz mit dem Ziel, die Varroa-Toleranz mit einem Gentest (z.B. mit einem Stückchen vom Flügel oder Resten aus der Weiselzelle) voraussagen zu können.
  • Varroa-Toleranz für die Imkerschaft: Aktuell findet Selektion und Zucht unter Laborbedingungen statt, insbesondere mit künstlicher Besamung der Zuchtköniginnen
    • eine Abgabe an Imker ist nicht vorgesehen, die angebotenen Königinnen vom LIB stammen von der “Hauslinie”.
    • Aus der Varroa-Toleranz-Zucht werden später ausgewählte Königinnen an die großen registrierten Züchter weitergegeben, die sehr viel mehr Königinnen nachziehen können als das Bieneninstitut.
  • Herr Zaukte rechnet damit, dass es bestimmt noch 10 Jahre oder mehr dauert, bis die Varroa-Toleranz-Bienen in der breiten Imker-Basis ankommen.

Wir werden also noch viele Jahre die Varroa selbst gut unter Kontrolle haben müssen.

Auf dem Weg nach Devon

Devon ist eine Grafschaft in Südengland, in der die Buckfast Abtei zu finden ist.
Der kundige Imker weiss natürlich, worauf ich mit der Überschrift hinaus will, und spätestens wenn man den Begriff Buckfast fallen lässt, ist klar, worum es geht.

Ich schaue mich zur Zeit nach einem Landesverband für die Buckfastzucht um. Ausschlaggebend sind meine diesjährigen Erfahrungen in Bayern, bei der kurzen Zusammenarbeit anlässlich des VSH Projektes, als auch die grundsätzliche Herangehensweise der Buckfastzüchter: Die Eigenschaften der Biene müssen stimmen, das Äußere ist zweitrangig.

Ich schwanke zwischen dem Landesverband in MV, Berlin-Brandenburg und Sachsen- Anhalt. In MV kenne ich einen Imker, der dort bereits aktiv ist, in Berlin-Brandenburg kenne ich zwar niemanden, aber man hat mich kürzlich aktiv angesprochen und mit guten Argumenten für diesen LV geworben.

Da trifft es sich vorzüglich, dass am 1. Februar 2020 in Leipzig der 5. Mitteldeutsche Buckfastimkertag stattfindet. Da werden dann sehr wahrscheinlich alle Landesverbände vertreten sein, und so kann ich mir dann direkt selbst ein Bild machen.

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