2020.13 – Absturz

Die letzten vier Wochen hatten es in sich.
Es stand alles an: Honigernte, Totale Brutentnahmen, Oxalsäurebehandlungen, Völker fahren, Völker umwohnen, neue Imkerei einrichten.

Der Arbeitsumfang war stramm, der Zeitplan noch strammer und zwischendurch kam wieder einmal der Moment, wo ich keine Lust mehr hatte, wo ich auch einfach nur erschöpft und kaputt war. So sollte kein Hobby sein.

Ich werde zu gegebener Zeit ausführlicher berichten, aber aktuell stecke ich noch mitten in den Arbeiten für die Wintervorbereitung.
Ich habe neulich mal Völker durchgezählt, und mit den Mini Plus kam ich bei einer Anzahl von etwa 60-70 Kisten raus, in denen Bienen mit einer Königin sitzen. Entsprechend rotiere ich auch gewaltig, das alles gemanaged zu bekommen.

Richtig ist, dass ich die enge Varroakontrolle, die ich angestrebt hatte, zeitlich nicht hinbekommen habe. Die Folge ist, dass ich ein erstes Volk als Varroaschaden – beinahe kahl geflogen – aufgelöst habe.

Das kommende Frühjahr werde ich hoffentlich viele Ableger aus diesem Jahr verkaufen können – ich packe es zeitlich und kräftemäßig nicht, so viele Völker zu führen. Ich weiss jetzt aber auch, wo die Schwachstellen im Betriebsablauf liegen, und ich weiss auch, mit welcher Beute ich künftig weiter arbeiten möchte.

Viele Sachen sollen kommende Saison rausfliegen: Alles mit DNM, Ablegerkästen und Apideas.
Es sollen nur übrig bleiben: 10er Dadant-Kisten, alle von einem Hersteller, Flachzargen für die Honigräume und Mini Plus für die Königinnenaufzucht. Mehr nicht.

Dazu muss noch etwas Hebetechnik her, zwei Klärfässer und vielleicht ein Rührfass, wobei manche Kombinationen nur dann Sinn ergeben, wenn auch eine Honigpumpe dazu kommt. Aber das sind Planungen für den Winter.

Ich muss ein paar hundert Altwaben einschmelzen und bis September noch fast eine Tonne Zucker zu Sirup verarbeiten. Da müssen andere Dinge noch warten…

2020.9 – Hamsterrad

Jetzt ist jener Punkt in der Saison erreicht, in dem die Arbeitsprozesse alle zerfasern, und man wie ein Hamster in seinem Rad rennt und rennt, und doch nicht vom Fleck kommt.

Wenn man alles als Volk zählt, was eine Königin und Bienen in der Kiste hat, dann hat sich mein Bestand in den letzten 5 Wochen etwa verdoppelt.

Zu Beginn einer Saison ist alles irgendwie halbwegs gleich. Es gibt stärkere und schwächere Völker, bei manchen muss man etwas unternehmen, aber in der Regel reicht es, wenn man einmal pro Woche zu den Bienen fährt und Durchsichten macht, wenn überhaupt.

Irgendwann beginnt man dann mit der Königinnenvermehrung und Ablegerbildung.
Das ist aber alles Termingeschäft. Der Rhythmus geht immer rund um die Abstände 1,5,7,21 Tage zwischen den unterschiedlichen Arbeitsschritten. Manches geht auch schief, sodass man spontan nacharbeiten oder sonstwie eingreifen muss, und die Zählzeiten zwischen Arbeitsschritten sich verschieben.

Gleichzeitig wandert man seine Völker in unterschiedliche Trachten, sodass sich der Bestand im Umkreis verteilt, und man jetzt nicht mehr einen Tag, sondern eher zwei oder drei Nachmittage benötigt, um alle Stände abzufahren.

Zwischendurch muss noch Honig geerntet, geschleudert und gerührt werden – Arbeiten, die man irgendwo zwischen quetscht. Und dann passiert es, dass man im Schleuderraum steht, und plötzlich das Smartphone klingelt, mit aufgeregten Nachbarn am anderen Ende, weil gerade ein Schwarm aus einer Kiste raus ist, und alle in heller Aufregung sind, man ins Auto springt, durch den Landkreis gondelt, den Schwarm einfängt und wieder zurück zum Honig fährt.

Irgendwie ist immer etwas zu tun, sei es, man rührt Futter an, rührt den Honig, fängt einen Schwarm ein, füllt Honig ab, designed Etiketten, fährt Völker von A nach B oder kümmert sich um die Zucht.
Am Freitag fahre ich beispielsweise 3 Stunden nach Lübeck, Zuchtstoff holen. Am gleichen Tag fahre ich die 3 Stunden auch wieder zurück. Am Samstag stecke ich die angepflegten Zellen in Pflegevölker, um sie dann die Woche darauf in den Inkubator umzusiedeln. Am 13. Juni fahre ich mit den dann geschlüpften Königinnen nach Sachsen, auf eine Belegstelle, um diese Kisten dann, zwei Wochen später, wieder abzuholen.

Das ist alles sehr aufwändig, aber irgendwie auch sehr schön. Ich lerne die ganze Zeit dazu, der Erfahrungsschatz wächst mit der Zahl der Völker, und die gleiche Zeit, die ich letztes Jahr investieren musste, investiere ich jetzt auch, nur dass ich doppelt so viele Völker gemanaged bekomme.

Trotzdem kommt immer irgendwann in der Saison der Punkt, an dem man die Nase voll hat, und sich fragt, warum man sich das alles freiwillig antut.

Aber dieser Punkt ist noch nicht gekommen. Noch nicht.

Abschied 2020

https://www.instagram.com/p/ByNi-XHotcQ/?utm_source=ig_web_copy_link

Wir mussten uns unerwartet von meiner Mutter verabschieden.


Sie ist vor etwas über einem Jahr in unsere Nachbarschaft gezogen, und plötzlich konnte sie viel mehr am Familienleben teilnehmen, als das vorher jemals der Fall gewesen ist.

Neben vielen anderen Familienaktivitäten, wie nachmittägliches Kaffeetrinken oder Kuchenessen, Enkelkinder bekochen und Haus-Sitting, fand sie schnell daran Gefallen, sich in meine kleine Imkerei einzubringen.

So hat sie im vergangenen Sommer das erste Mal Waben entdeckelt und Honig abgefüllt. Sogar das Etikettieren der Gläser hat ihr großen Spaß bereitet – sie hat mir diese Arbeiten regelrecht aus der Hand genommen und mich gezwungen, mich auf die Finger zu setzen.

Zu Weihnachten hat sie 50 kleine Weihnachtsmänner gehäkelt, welche wir auf die Weihnachtsedition unseres Sommerhonigs geklebt haben.

Für 2020 stand sie schon voller Ungeduld in den Startlöchern, wieder zu entdeckeln, abzufüllen und zu etikettieren, und ich war dankbar dass ich mich darum würde nicht kümmern müssen und nun Zeit hätte, mich mehr den Bienen zu widmen.

Das alles ist jetzt in sich zusammengebrochen, von einen auf den anderen Tag, einfach so.

Wir werden da einige Zeit dran zu knabbern haben. Wenn es also etwas ruhiger hier wird, dann bitte nicht wundern.

Kurze Notiz an mich

  • Am 9. Februar auf wenige Völker Futterteig aufgelegt – Futter war knapp.
  • Der schwächste Ableger, der schon längst hätte tot sein müssen, ist jetzt auch wirklich tot.
  • Alle Völker für Sturm Sabine gesichert. Stand heute standen noch alle.
  • Ich bin immer noch unsicher, wie viele Völker durchkommen. Bin ich aber jedes Jahr.
  • Ich habe 1-2 Sanierungskandidaten. Überlege aber, solche Spielchen nach den Erfahrungen letztes Jahr sein zu lassen.
  • Wenn man die Beute öffnet, die Waben belässt, wo sie sind, und nur von oben rein schaut, ist der Wärmeverlust zu vernachlässigen (gemessen mit der HiveWatch Waage).
  • PS: Mein Mitgliedsantrag für den Landesverband MV ist jetzt auch schriftlich draußen. Wird wohl klappen…

Warten, dass es losgeht

Im Moment passiert nicht so viel in der Imkerei. Ich habe vor kurzem Proben mit Totenfall aus den Test-Völkern gekratzt und zum LIB Hohen Neuendorf geschickt.
Außerdem war ich in der Nähe von Hamburg, beim SMR-Methodentag, und vergangenes Wochenende in Leipzig, beim 5. Mitteldeutschen Buckfastimkertag.
Ich habe dort mit den beiden potentiell für mich infrage kommenden Landesverbänden gesprochen, und anschließend, noch am gleichen Tag, meinen Antrag an den Landesverband Mecklenburg-Vorpommern abgeschickt.

Wenn ich nicht gerade die “Zucht”-Planung für die kommende Saison mache, stehe ich in der Werkstatt. Derzeit baue ich kleine Paletten, die als Beutenständer dienen, aber auch das transportieren der Völker per Sackkarre erleichtern sollen.
Außerdem will ich noch Adapterzargen bauen, in denen ich M+ Rähmchen hängen kann, damit diese, über starke Völker gehängt, ausgebaut und mit Brut belegt werden können. Umgekehrt sollen dann im Herbst die Adapterzargen dazu dienen, unter die Brutzarge gegeben, mit ASG abgetrennt, etwaige Brut auslaufen zu lassen – so man denn das M+ nicht über den Winter führen will.

Außerdem recherchiere ich gerade wegen einer neuen Schleuder. Die alte 4 Waben Tagential macht einfach keine Strecke, wenn man 300-400 Rähmchen ausschleudern will. Und in diese Größenordnung würde ich meine Imkerei gerne bewegen.

In einer Woche lege ich wieder Windeln unter die Völker. Dann werden Milben gezählt und kurz darauf der Versuch mit dem Pollenfutterteig gestartet.
Allerdings bin ich mit dem Kopf hauptsächlich bei der Zucht. Im Sommer soll von guten Herkünften umgelarvt und die Töchter auf eine Belegstelle verbracht werden.

Gelm und die Oie, die von mir präferierten Belegstellen, passen terminlich nicht. Jetzt habe ich mit Ralf Kolbe telefoniert, und bei seiner Belegstelle sieht es terminlich für mich deutlich entspannter aus. Und zu guter letzt machte der Ralf Kolbe am Telefon einen super sympathischen Eindruck, und einen guten Ruf haben seine Bienen sowieso.

Wenn alles klappt (was es nie tut), dann will ich dieses Jahr die Grundlagen für ein solides Buckfast-Fundament in meiner Imkerei legen.

Überall Bienen!

Meine Frau mich die Tage gefragt, wann ich vor Weihnachten denn mal meine ganzen Bienensachen aufräumen würde – das ganze Haus stünde voll damit, und es wäre ja bald Weihnachten und es käme Besuch!
“Ach was! So viel ist das gar nicht!”, dachte ich daraufhin. Bis ich mal durch das Haus gelaufen bin und dabei genauer hingeschaut habe:

Im Flur, 2 Retour-Gläser, ein herrenloser Deckel, zwei Kartons mit 250gr Gläsern.
Eingang zur Küche – die bienen&natur… also die hatte ich noch nicht ausgelesen. Irgendwie ist die da hingeraten!?
Küchenregal, unteres Regalbrett. Die leeren Gläser mussten mal eben irgendwo abgestellt werden…
Gleiches Regal… wir essen halt auch selber Honig! Und dann sind da noch mehr Gläser zurück gekommen… Manchmal weiss ich dann nicht so schnell, wohin damit.
Auf dem Wohnzimmerschrank liegt seltsamerweise noch eine Schale, in der mein Stempel und ein paar hundert Polsternägel liegen. Und ein Schaumstoffstreifen zum Flugloch einengen. Sachen gibts!
Ähm… also der Nachttisch… was soll ich sagen. Ich meine, das ist halt so. Man muss sich ja auch weiterbilden!

Ich habe keine Bilder vom Schuppen gemacht. Der ist ja auch streng genommen nicht im Haus, sondern außerhalb. Aber da steht alles bis unters Dach voll mit Bienenkram…

Der Ralf Sester von der Imkerei Sester schreibt etwas auf seiner Webseite, dass für mich so wahr wie zutreffend ist:

Bienenhaltung als Hobby zu bezeichnen, geht zumindest in meinem Falle meilenweit an der Realität vorbei, wenn ich mir die Brutalität anschaue, mit der sich die Bienen in alle Aspekte meines Lebens gedrängt haben.

https://imkerei-sester.de/biographie/

Es gibt kaum einen Aspekt meines Alltages, in dem die Bienen nicht irgendwie vorkommen. Und meine halbe Familie wurde da mit reingezogen – wie in so ein schwarzes Loch, die Gravitation der Bienen ist einfach zu groß.

Naja. Jedenfalls werde ich vor Weihnachten mal ein wenig aufräumen.

Auf dem Weg nach Devon

Devon ist eine Grafschaft in Südengland, in der die Buckfast Abtei zu finden ist.
Der kundige Imker weiss natürlich, worauf ich mit der Überschrift hinaus will, und spätestens wenn man den Begriff Buckfast fallen lässt, ist klar, worum es geht.

Ich schaue mich zur Zeit nach einem Landesverband für die Buckfastzucht um. Ausschlaggebend sind meine diesjährigen Erfahrungen in Bayern, bei der kurzen Zusammenarbeit anlässlich des VSH Projektes, als auch die grundsätzliche Herangehensweise der Buckfastzüchter: Die Eigenschaften der Biene müssen stimmen, das Äußere ist zweitrangig.

Ich schwanke zwischen dem Landesverband in MV, Berlin-Brandenburg und Sachsen- Anhalt. In MV kenne ich einen Imker, der dort bereits aktiv ist, in Berlin-Brandenburg kenne ich zwar niemanden, aber man hat mich kürzlich aktiv angesprochen und mit guten Argumenten für diesen LV geworben.

Da trifft es sich vorzüglich, dass am 1. Februar 2020 in Leipzig der 5. Mitteldeutsche Buckfastimkertag stattfindet. Da werden dann sehr wahrscheinlich alle Landesverbände vertreten sein, und so kann ich mir dann direkt selbst ein Bild machen.

„Auf dem Weg nach Devon“ weiterlesen

2019.21 Winterbehandlung mit Oxalsäure

Das hier wird wohl der letzte Artikel für das Jahr 2019 werden. Die Saison ist endgültig vorbei, die allerletzte Maßnahme an den Völkern für dieses Jahr erledigt.

Letztes Wochenende wurden die Völker mit Oxalsäure behandelt. Wie das funktioniert, wird überall im Internet in allen denkbaren Varianten beschrieben. Zugelassen ist das Beträufeln mit Oxalsäure, nicht zugelassen in Deutschland ist das Verdampfen.

Ich habe drei Tage vorher Windeln unter die Völker geschoben und geprüft, ob die Völker brutfrei sind. Für die meisten Kisten würde ich das bejahen, Ausnahmen gab es aber trotzdem.
Wenige Völker hatten einen so geringen Varroaabfall, dass ich dort auf eine Winterbehandlung verzichtet habe.

Jetzt werde ich kommendes Wochenende alle Windeln entnehmen und den behandlungsbedingten Varroaabfall auswerten und dokumentieren.
Dann kann ich auch die Formulare für das Bienenmonitoring ausfüllen und nach Hohen Neuendorf schicken.

Was steht an Arbeiten sonst noch an?

Ich werde alle Völker mit einer Kofferwaage wiegen. Das gibt mir einen guten Überblick darüber, welche Kisten ich im Blick behalten muss, und welchen Einheiten im Frühjahr möglicherweise das Futter ausgehen wird.

Die nächste Baustelle sind die Vorbereitungen für die kommende Saison. Ich muss noch ermitteln, welches Material noch benötigt wird. Vor allem bei Rähmchen und Beuten muss ich ermitteln, wo in etwa für die kommende Saison noch Bedarf bestehen wird, insbesondere vor dem Hintergrund, dass ich nach den Erfahrungen des ablaufenden Jahres mein Varroakonzept vollständig auf die TBE ausrichten möchte – auch für rechtzeitig gebildete Ableger.

Ich wünsche allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!